Auf Probe
von kariker
Kurzbeschreibung
Alles bestens! Franz Leitmayr, Ivo Batic und Carlo Menzinger haben einen Fall erfolgreich abgeschlossen. Es könnte nicht besser laufen! Aber plötzlich ist Ivo verschwunden - und als er wieder auftaucht, ist nichts mehr wie es war...
GeschichteAbenteuer / P16 / Gen
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr
Kriminalhauptkommissar Ivo Batic
29.09.2009
29.11.2009
4
12.280
1
Alle Kapitel
10 Reviews
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Dieses Kapitel
3 Reviews
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29.09.2009
2.317
So, es geht weiter! Auch wenn ich in Zukunft wohl jobmäßig nicht mehr ganz so regelmäßig posten werde, gibt es hier das erste Kapitel einer neuen Story. Genre: h/c - was sonst? ;-)
Die Stoy-Idee ist aber diesmal nicht von mir, sondern stammt aus der Serie Starsky und Hutch. Natürlich habe ich die Idee etwas abgewandelt, viele Anregungen aber übernommen!
Dabei gilt mein großer Dank Nadine, die mich nicht nur immer wieder im Weiterschreiben bestärkt, sondern mir auch diese Idee geliefert hat und außerdem das erste Kapitel betagelesen und geholfen hat, ein paar unlogische Elemente zu bereinigen! Danke! :-)
Die Geschichte spielt relativ unmittelbar nach "Nicht jugendfrei" und nimmt Bezug auf die Folge. Darin essen Ivo und Franz unwissend Haschkekse und bekommen deren Wirkung zu spüren. Mehr muss man aber zum Verständnis dieser Story nicht wissen, falls ihr die Folge nicht kennt!
Disclaimer: Der Tatort und die Hauptfiguren gehören nicht mir, sondern in dem Fall dem BR, die Story gehört den Machern von Starsky und Hutch, bleibt nicht viel für mich... ;-)
Jetzt aber los! Viel Spaß!
---
Warum konnten nicht alle Fälle so erfolgreich enden?
Franz lehnte sich in seinem Stuhl zurück und genoss das triumphierende Gefühl.
Sie hatten gerade den Mord an einem kleinen Dealer aufgeklärt.
So weit, so gut. Aber das war noch nicht alles!
Der Killer, ein Mitglied der höheren Drogenszene, hatte sich unter dem Druck der Mordanklage dazu bereit erklärt, gegen seinen Auftraggeber auszusagen und über den Ring auszupacken. So hatten Ivo, Carlo und Franz am Vormittag einen richtig großen Fisch aus der Drogenszene festnehmen können und waren bereits von den Kollegen aus dem Drogendezernat bewundert und gefeiert worden.
Gerade hatten Franz und Ivo den Kronzeugen in einer heimlichen Fahrt zu einem versteckten Haus gebracht, wo nun Kollegen in Zivil darauf achteten, dass dem Mann nichts passierte und er zugleich nicht abhaute. Ein Gefängnis wäre risikoreicher gewesen – die Arme der Drogenmafia reichten weit. Außerdem hatte sich der Mann dagegen verwehrt, in einer Zelle zu sitzen – und die Staatsanwaltschaft war in diesem Fall höchst kooperativ…
Carlo hatte die Gelegenheit genutzt und war nach der Festnahme mittags gegangen, um Überstunden abzufeiern und ein Eckregal für sein Wohnzimmer zu suchen.
„Endlich mal ein großer Fisch im Netz!“ grinste Franz zufrieden, „dass wir so was noch erleben!“
Die Situation wäre perfekt, wäre da nicht Ivos nur halbherziges Grinsen gewesen, das Franz wieder auf den Boden holte.
„Ivo! Die kleine Sache biegt sich auch wieder grad! Vor allem jetzt – nach dem Erfolg!“ sagte er aufmunternd zu seinem Kollegen.
Ivo blicke zweifelnd: „Staatsbeamter und Haschisch? Des is keine kleine Sache! Am allerwenigsten hier in Bayern!“
„Aber die ham uns die Dinger untergejubelt, wir ham doch gar net g’wusst, was da drin ist!“
„Franz! Des interessiert die doch gar net! Kennst doch den Laden!“ Ivo klang frustriert und hatte es geschafft: Franz’ Hochgefühl war verflogen.
„Wir wissen doch alle, dass Du keine Drogen nimmst, Ivo! Des kann jeder hier bestätigen!“
„Ja, wenn die Euch fragen… erst mal fragen sie nur mich übermorgen…“
Franz schüttelte angenervt den Kopf: „Was gibst’n auch a Urinprobe ab beim Arzt, Du Depp?“
Ivo warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Danke!“
Er würde sich am liebsten in den Hintern beißen! Nachdem die Wirkung der Kekse nachgelassen hatte, war die Geschichte für ihn abgehakt gewesen. So hatte er sich fünf Tage später nichts dabei gedacht, bei seinem Arzt den ausgemachten Gesundheitscheck mit großem Blutbild zu machen…
Und jetzt musste er sich seine Dummheit auch noch von seinem Kollegen vorwerfen lassen!
Er brummte vor sich hin.
Schließlich stand Franz auf, ging um die Schreibtische herum und klopfte Ivo auf den Rücken. „Ich sag Dir, des wird scho! Und heut ham mer allen Grund zum Feiern! Sorgen kannst Dir übermorgen wieder machen!“ Franz grinste entwaffnend – nein, heute ließ er sich seine gute Laune nicht nehmen!
„Komm! Biergarten!“
„Mir is nicht nach feiern. Ich geh heim!“ Ivo legte seinen Schlüssel auf den Schreibtisch und holte seine Jacke vom Haken.
Franz grinste noch immer, packte sich den Schlüsselbund und war auf dem Gang draußen, ehe Ivo gemerkt hatte, was los war.
„Komm komm komm… putt putt putt! Folge den Schlüsseln!“ schallte es übermütig von draußen.
Schließlich musste Ivo auch grinsen: „Franz! Du spinnst ja! Gib meine Schlüssel zurück!“
„Biergarten!“
--
Als Franz am nächsten Morgen pünktlich um acht mit dem Auto vor Ivos Wohnung hielt, hatte er noch nicht fertig ausgerechnet, wie hoch sein Restalkoholspiegel wohl war. Allerdings wurde die Rechnung nicht nur durch seinen Brummschädel erschwert, sondern auch durch die Tatsache, dass er sich letztlich nicht mehr sicher war, wie viele Weißbiere sie im Lauf des Abends geholt hatten… gut, dass sie gestern nicht mit dem Auto unterwegs gewesen waren…
Er steckte sich einen Kaugummi in den Mund und lehnte sich mit geschlossenen Augen nach hinten, um auf Ivo zu warten. Allerdings merkte er plötzlich, dass er am Eindösen war und öffnete die Augen wieder. Aus Bequemlichkeit griff er schließlich nach seinem Handy.
„Geh ran, Du Langschläfer!“ brummte er. Aber das einzige, was ranging, war Ivos Mobilbox.
Franz seufzte, legte auf und stieg endlich gähnend aus dem Auto, um zur Tür zu gehen. Doch auch sein Klingeln blieb vergeblich und Franz zweifelte schließlich an sich selbst? Hatte Ivo etwas gesagt, dass er alleine kommen würde? Oder dass er Franz abholen wollte? Nein, das konnte nicht sein, Franz sah nicht weit weg Ivos Auto stehen…
Mit einem Kopfschütteln rief er schließlich im Büro an.
„Carlo? Morgen! Ja! Du, is der Ivo scho da?... Oder hat er sich gemeldet?... Naa, ich erreich ihn net und aufs Klingeln reagiert keiner!... Carlo, kannst Du kurz herkommen? … Dann hol mal den Schlüssel aus der linken oberen Schublade von Ivos Schreibtisch und komm, ja?“
Das würde sich alles aufklären… beruhigte sich Franz!
--
„Vielleicht ist er ja Hals über Kopf nach Kroatien gefahren, Ihr Kollege…“
Drei Stunden später stand Franz vor dem Staatsanwalt und bemühte sich ruhig zu bleiben: „Herr Staatsanwalt, wir haben den Weg von der Haltestelle zu ihm nach Hause abgesucht und das hier im Gebüsch gefunden…“ er knallte Ivos Handy auf den Schreibtisch, „der schmeißt doch nicht sein Handy weg bevor er unangemeldet in den Urlaub fährt!“
„Was glauben Sie denn, was passiert ist?“ fragte der Staatsanwalt in geduldigem Ton. Nach dem gestrigen Erfolg stand die Mordkommission hoch im Kurs!
Aber Franz ging die Geduld gerade aus! Seit sie das Handy gefunden hatten, spürte er auf seiner Brust einen tonnenschweren Druck lasten.
„Ich weiß es nicht! Aber es is was passiert, da bin ich sicher!“
Der Staatsanwalt nickte ernst. „Wir lassen ihn suchen!“
„Mit allen verfügbaren Mitteln?“ bohrte Franz nach.
„Mit allen Mitteln, Herr Leitmayr. Das können Sie mir schon glauben!“
Franz nickte und verließ grußlos das Büro.
Als er zurückkam wurde er schon von Carlo mit einem fragenden Blick erwartet. Er zuckte mit den Schultern: „Die suchen ihn…“, damit ließ er sich auf seinen Stuhl sinken.
„Ja, und…?“ Carlo stand in der Zwischentür und blickte Franz auffordernd an.
Der zuckte noch einmal mit den Schultern. „Ja, und…? Was soll mer machen? Ich geh jetzt rüber und sag denen alles, was helfen kann und dann müssen die ihren Job machen… “
Entgegen seiner Ankündigung blieb Franz aber auf seinem Stuhl sitzen und starrte vor sich hin.
Carlo nagte an seiner Unterlippe und gab sich schließlich einen Ruck: „Und wenn der Ivo echt … abg’hauen is? I mein, wegen derer G’schicht mit dem Haschisch?“
„Spinnst Du?“
Carlo war froh, dass er Franz vor sich hatte und nicht den aufbrausenden Ivo. Franz war schon sauer genug. „Der Ivo is doch nicht bescheuert! Der haut doch nich ab wegen so was! Und schmeißt sei Handy noch ins Gebüsch! Schmarrn!“ Franz tippte sich heftig mit dem Finger an den Kopf!
„Is ja gut!“ sagte Carlo beschwichtigend und ging wieder in sein Büro, während Franz aufstand und das Büro verließ, um den Kollegen Hinweise zu geben und sich vielleicht an der Suche zu beteiligen.
--
Eine Woche später…
Wie das Leben sich so völlig verändern konnte…
Wie eine Welt so plötzlich zusammenbrechen konnte…
Franz saß an seinem Schreibtisch und hatte keine Kraft mehr für Sorgen, Trauer oder Wut. Er fühlte sich einfach nur leer!
Seit einer Woche war Ivo vermisst – seit einer Woche gab es keinerlei Hinweise, keine Spuren, nicht einen Hoffnungsschimmer!
Franz blickte aus dem Fenster. Es war ein schöner Sommerabend – so schön, wie vor acht Tagen… vor acht Tagen war er noch mit Ivo im Biergarten gewesen. Was für ein wunderbarer Abend war das gewesen!
Sie hatten geblödelt, gelacht, geredet und getrunken. Ivo hatte seine Anhörung fast völlig vergessen gehabt.
Heute war Franz klar, dass er diesen Abend viel zu selbstverständlich hingenommen hatte. Hätte er gewusst, dass es der letzte Abend sein würde, den er mit seinem Freund und Kollegen verbrachte…
Franz seufzte und schluckte gegen den Kloß in seinem Hals an.
Noch vor zwei oder drei Tagen hätte er sich geschämt für diesen Gedanken und hätte ihn verdrängt, um die Angst nicht hochkommen zu lassen. Heute erschreckte ihn der Gedanke kaum noch – so sehr hatte er sich damit abgefunden!
In den ersten Tagen hatten sie fieberhaft gesucht, die Kollegen unterstützt, wo sie nur konnten. Carlo und er hatten sich gegenseitig motiviert und aufgebaut, wenn einer die Hoffnung zu verlieren drohte…
Aber die Zeit hatte sie zermürbt – nach drei, nach vier Tagen ohne jede Reaktion, ohne Zeichen, ohne Spur, hatte sich die Hoffnung zusammen mit dem Aktionismus heimlich davon geschlichen. Immer noch hatten sie gehofft, dass sich ein möglicher Entführer melden würde, aber nichts war geschehen. Und Carlo und er hatten immer weniger Kraft aufgebracht, sich gegenseitig Mut zuzusprechen. Jeder sah die Hoffnungslosigkeit in den Augen des anderen und spürte, wie er selbst die Hoffnung verlor…
Gestern früh hatte sich Franz dabei ertappt, wie er sich gewünscht hatte, sie mögen endlich Ivos Leiche finden. Einfach nur Gewissheit haben! Ihn beerdigen und Abschied nehmen können!
Er hatte den Gedanken verdrängt, aber je mehr Zeit verstrich, desto mehr Platz nahmen solche Gedanken ein.
Carlo und er arbeiteten inzwischen aneinander vorbei. Sie redeten nicht über das, was geschehen war und nicht darüber, was sein könnte. Jeder war allein in seinem Bangen und in seiner Verzweiflung – und zuletzt mieden sie sogar den Blickkontakt. Franz wusste, dass das Abschotten zu einem großen Teil von ihm selbst ausging, aber es fehlte ihm schlicht jede Kraft, um auch noch Carlos Trauer an sich heran zu lassen – und wahrscheinlich war es umgekehrt ähnlich!
Heute morgen hatte Carlo wortlos zu den Akten eines neuen Falls gegriffen und zum ersten Mal nicht mehr bei den Kollegen nach dem neuesten Stand nachgefragt. Franz hatte das wehgetan, aber auch ihm war klar, dass das Leben irgendwie weitergehen musste und so hatte er versucht, sich ebenfalls mit dem Fall zu beschäftigen.
Inzwischen war Carlo nach Hause gegangen und Franz erwischte sich dabei, wie er am PC interne Stellenangebote durchsah…
Er wusste plötzlich, dass das die einzige Möglichkeit war, irgendwie weiterzumachen!
Dieses Büro wurde zunehmend unerträglicher für ihn. Jeden Tag Ivos leeren Schreibtisch zu sehen, in jeder Situation Ivos Fehlen zu bemerken, tat so weh, wie Franz es kaum für möglich gehalten hätte. Er würde es nicht mehr lange ertragen, hier zu bleiben – und er würde es auch nicht mehr lange durchhalten! Er schlief kaum, musste sich zum Essen zwingen und war völlig antriebslos.
Er fuhr sich durch das Gesicht und rieb sich die müden Augen. Die Nächte der letzten Woche waren die Hölle gewesen! Eigentlich sollte er nach Hause gehen und sich hinlegen, aber er hatte Angst vor der stillen Nacht, vor der Traurigkeit, vor den Träumen, in denen Ivo manchmal wieder lebendig vor ihm stand, und die ihn dann gebrochener als zuvor zurückließen.
Deswegen versuchte er sich zu beschäftigen, indem er zum wiederholten Mal den Bericht der Spurensicherung des neuen Falls las, ohne auch nur ein Wort davon mitzubekommen…
Während es draußen dunkel wurde und die Nacht hereinbrach, nickte Franz immer wieder über dem Bericht ein, bis er schließlich vom Klingeln seines Handys hochgerissen wurde. Irritiert blickte er um sich und auf seine Uhr – es war bereits halb zwölf. Wer rief ihn um diese Zeit an? Das hatte sich bisher eigentlich nur einer getraut…
Im Display stand „Karl G.“ – Franz wunderte sich. Was wollte der denn um die Uhrzeit von ihm?
Karl war ein alter Spezl von der Polizeischule, der sich immer gegen Beförderungen gewehrt und bei der Streife geblieben war. Ivo, Karl und Franz hatten ab und zu miteinander ein Bier getrunken, im Winter Eisstockschießen gespielt – aber ein Anruf von ihm mitten in der Nacht war ungewöhnlich.
Franz stellte die Verbindung her und hörte sofort, dass Karl irgendwo draußen war. Er hörte Autos und Stimmen.
„Ja? Karl?“
„Franz!“
„Was rufst’n Du mitten in der Nacht an?“
„Setz Dich hin!“
Franz runzelte die Stirn: „Ich sitz scho, Karl. Was is’n los?“
„Franz… mir ha’m an Ivo g’funden!“
„Was?“ Franz war plötzlich hellwach, sprang auf und schrie ins Telefon, „Und?“
Eigentlich wollte er die Antwort gar nicht wissen. Und trotzdem musste er Gewissheit haben!
„Er lebt!“
Franz fiel auf den Stuhl zurück und konnte nicht verhindern, dass er aufschluchzte. Plötzlich standen Tränen in seinen Augen.
„Er… lebt?“ flüsterte er.
„Ja, er lebt, aber er ist nicht ansprechbar!“
Franz schluckte und versuchte seine zitternde Stimme und seine zitternde Hand in den Griff zu bekommen: „Wo bist Du? Hast an Krankenwagen gerufen?“ Und warum klang Karls Stimme so eigenartig bei den wundervollen Neuigkeiten?
„Naa, noch net! Ich glaub, Du solltest vorher herkommen und Dir des anschauen. Er ist nicht in Lebensgefahr. Mir san am Ostpark, U-Bahn-Station. Kommst her?“
Franz versuchte aus den Worten schlau zu werden. „Karl! Was ist denn los?“
„Komm einfach!“
Klick – Karl hatte aufgelegt.
Franz sprang auf und rannte aus dem Büro zum Auto, ohne vorher seinen Rechner runterzufahren oder sich um die brennende Schreibtischlampe zu kümmern.
Er musste sofort da hin! Er musste sofort wissen, was los war!
‚Ivo lebt! Ivo lebt!’ schoss ihm durch den Kopf – und das war entscheidend!
tbc
Die Stoy-Idee ist aber diesmal nicht von mir, sondern stammt aus der Serie Starsky und Hutch. Natürlich habe ich die Idee etwas abgewandelt, viele Anregungen aber übernommen!
Dabei gilt mein großer Dank Nadine, die mich nicht nur immer wieder im Weiterschreiben bestärkt, sondern mir auch diese Idee geliefert hat und außerdem das erste Kapitel betagelesen und geholfen hat, ein paar unlogische Elemente zu bereinigen! Danke! :-)
Die Geschichte spielt relativ unmittelbar nach "Nicht jugendfrei" und nimmt Bezug auf die Folge. Darin essen Ivo und Franz unwissend Haschkekse und bekommen deren Wirkung zu spüren. Mehr muss man aber zum Verständnis dieser Story nicht wissen, falls ihr die Folge nicht kennt!
Disclaimer: Der Tatort und die Hauptfiguren gehören nicht mir, sondern in dem Fall dem BR, die Story gehört den Machern von Starsky und Hutch, bleibt nicht viel für mich... ;-)
Jetzt aber los! Viel Spaß!
---
Warum konnten nicht alle Fälle so erfolgreich enden?
Franz lehnte sich in seinem Stuhl zurück und genoss das triumphierende Gefühl.
Sie hatten gerade den Mord an einem kleinen Dealer aufgeklärt.
So weit, so gut. Aber das war noch nicht alles!
Der Killer, ein Mitglied der höheren Drogenszene, hatte sich unter dem Druck der Mordanklage dazu bereit erklärt, gegen seinen Auftraggeber auszusagen und über den Ring auszupacken. So hatten Ivo, Carlo und Franz am Vormittag einen richtig großen Fisch aus der Drogenszene festnehmen können und waren bereits von den Kollegen aus dem Drogendezernat bewundert und gefeiert worden.
Gerade hatten Franz und Ivo den Kronzeugen in einer heimlichen Fahrt zu einem versteckten Haus gebracht, wo nun Kollegen in Zivil darauf achteten, dass dem Mann nichts passierte und er zugleich nicht abhaute. Ein Gefängnis wäre risikoreicher gewesen – die Arme der Drogenmafia reichten weit. Außerdem hatte sich der Mann dagegen verwehrt, in einer Zelle zu sitzen – und die Staatsanwaltschaft war in diesem Fall höchst kooperativ…
Carlo hatte die Gelegenheit genutzt und war nach der Festnahme mittags gegangen, um Überstunden abzufeiern und ein Eckregal für sein Wohnzimmer zu suchen.
„Endlich mal ein großer Fisch im Netz!“ grinste Franz zufrieden, „dass wir so was noch erleben!“
Die Situation wäre perfekt, wäre da nicht Ivos nur halbherziges Grinsen gewesen, das Franz wieder auf den Boden holte.
„Ivo! Die kleine Sache biegt sich auch wieder grad! Vor allem jetzt – nach dem Erfolg!“ sagte er aufmunternd zu seinem Kollegen.
Ivo blicke zweifelnd: „Staatsbeamter und Haschisch? Des is keine kleine Sache! Am allerwenigsten hier in Bayern!“
„Aber die ham uns die Dinger untergejubelt, wir ham doch gar net g’wusst, was da drin ist!“
„Franz! Des interessiert die doch gar net! Kennst doch den Laden!“ Ivo klang frustriert und hatte es geschafft: Franz’ Hochgefühl war verflogen.
„Wir wissen doch alle, dass Du keine Drogen nimmst, Ivo! Des kann jeder hier bestätigen!“
„Ja, wenn die Euch fragen… erst mal fragen sie nur mich übermorgen…“
Franz schüttelte angenervt den Kopf: „Was gibst’n auch a Urinprobe ab beim Arzt, Du Depp?“
Ivo warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Danke!“
Er würde sich am liebsten in den Hintern beißen! Nachdem die Wirkung der Kekse nachgelassen hatte, war die Geschichte für ihn abgehakt gewesen. So hatte er sich fünf Tage später nichts dabei gedacht, bei seinem Arzt den ausgemachten Gesundheitscheck mit großem Blutbild zu machen…
Und jetzt musste er sich seine Dummheit auch noch von seinem Kollegen vorwerfen lassen!
Er brummte vor sich hin.
Schließlich stand Franz auf, ging um die Schreibtische herum und klopfte Ivo auf den Rücken. „Ich sag Dir, des wird scho! Und heut ham mer allen Grund zum Feiern! Sorgen kannst Dir übermorgen wieder machen!“ Franz grinste entwaffnend – nein, heute ließ er sich seine gute Laune nicht nehmen!
„Komm! Biergarten!“
„Mir is nicht nach feiern. Ich geh heim!“ Ivo legte seinen Schlüssel auf den Schreibtisch und holte seine Jacke vom Haken.
Franz grinste noch immer, packte sich den Schlüsselbund und war auf dem Gang draußen, ehe Ivo gemerkt hatte, was los war.
„Komm komm komm… putt putt putt! Folge den Schlüsseln!“ schallte es übermütig von draußen.
Schließlich musste Ivo auch grinsen: „Franz! Du spinnst ja! Gib meine Schlüssel zurück!“
„Biergarten!“
--
Als Franz am nächsten Morgen pünktlich um acht mit dem Auto vor Ivos Wohnung hielt, hatte er noch nicht fertig ausgerechnet, wie hoch sein Restalkoholspiegel wohl war. Allerdings wurde die Rechnung nicht nur durch seinen Brummschädel erschwert, sondern auch durch die Tatsache, dass er sich letztlich nicht mehr sicher war, wie viele Weißbiere sie im Lauf des Abends geholt hatten… gut, dass sie gestern nicht mit dem Auto unterwegs gewesen waren…
Er steckte sich einen Kaugummi in den Mund und lehnte sich mit geschlossenen Augen nach hinten, um auf Ivo zu warten. Allerdings merkte er plötzlich, dass er am Eindösen war und öffnete die Augen wieder. Aus Bequemlichkeit griff er schließlich nach seinem Handy.
„Geh ran, Du Langschläfer!“ brummte er. Aber das einzige, was ranging, war Ivos Mobilbox.
Franz seufzte, legte auf und stieg endlich gähnend aus dem Auto, um zur Tür zu gehen. Doch auch sein Klingeln blieb vergeblich und Franz zweifelte schließlich an sich selbst? Hatte Ivo etwas gesagt, dass er alleine kommen würde? Oder dass er Franz abholen wollte? Nein, das konnte nicht sein, Franz sah nicht weit weg Ivos Auto stehen…
Mit einem Kopfschütteln rief er schließlich im Büro an.
„Carlo? Morgen! Ja! Du, is der Ivo scho da?... Oder hat er sich gemeldet?... Naa, ich erreich ihn net und aufs Klingeln reagiert keiner!... Carlo, kannst Du kurz herkommen? … Dann hol mal den Schlüssel aus der linken oberen Schublade von Ivos Schreibtisch und komm, ja?“
Das würde sich alles aufklären… beruhigte sich Franz!
--
„Vielleicht ist er ja Hals über Kopf nach Kroatien gefahren, Ihr Kollege…“
Drei Stunden später stand Franz vor dem Staatsanwalt und bemühte sich ruhig zu bleiben: „Herr Staatsanwalt, wir haben den Weg von der Haltestelle zu ihm nach Hause abgesucht und das hier im Gebüsch gefunden…“ er knallte Ivos Handy auf den Schreibtisch, „der schmeißt doch nicht sein Handy weg bevor er unangemeldet in den Urlaub fährt!“
„Was glauben Sie denn, was passiert ist?“ fragte der Staatsanwalt in geduldigem Ton. Nach dem gestrigen Erfolg stand die Mordkommission hoch im Kurs!
Aber Franz ging die Geduld gerade aus! Seit sie das Handy gefunden hatten, spürte er auf seiner Brust einen tonnenschweren Druck lasten.
„Ich weiß es nicht! Aber es is was passiert, da bin ich sicher!“
Der Staatsanwalt nickte ernst. „Wir lassen ihn suchen!“
„Mit allen verfügbaren Mitteln?“ bohrte Franz nach.
„Mit allen Mitteln, Herr Leitmayr. Das können Sie mir schon glauben!“
Franz nickte und verließ grußlos das Büro.
Als er zurückkam wurde er schon von Carlo mit einem fragenden Blick erwartet. Er zuckte mit den Schultern: „Die suchen ihn…“, damit ließ er sich auf seinen Stuhl sinken.
„Ja, und…?“ Carlo stand in der Zwischentür und blickte Franz auffordernd an.
Der zuckte noch einmal mit den Schultern. „Ja, und…? Was soll mer machen? Ich geh jetzt rüber und sag denen alles, was helfen kann und dann müssen die ihren Job machen… “
Entgegen seiner Ankündigung blieb Franz aber auf seinem Stuhl sitzen und starrte vor sich hin.
Carlo nagte an seiner Unterlippe und gab sich schließlich einen Ruck: „Und wenn der Ivo echt … abg’hauen is? I mein, wegen derer G’schicht mit dem Haschisch?“
„Spinnst Du?“
Carlo war froh, dass er Franz vor sich hatte und nicht den aufbrausenden Ivo. Franz war schon sauer genug. „Der Ivo is doch nicht bescheuert! Der haut doch nich ab wegen so was! Und schmeißt sei Handy noch ins Gebüsch! Schmarrn!“ Franz tippte sich heftig mit dem Finger an den Kopf!
„Is ja gut!“ sagte Carlo beschwichtigend und ging wieder in sein Büro, während Franz aufstand und das Büro verließ, um den Kollegen Hinweise zu geben und sich vielleicht an der Suche zu beteiligen.
--
Eine Woche später…
Wie das Leben sich so völlig verändern konnte…
Wie eine Welt so plötzlich zusammenbrechen konnte…
Franz saß an seinem Schreibtisch und hatte keine Kraft mehr für Sorgen, Trauer oder Wut. Er fühlte sich einfach nur leer!
Seit einer Woche war Ivo vermisst – seit einer Woche gab es keinerlei Hinweise, keine Spuren, nicht einen Hoffnungsschimmer!
Franz blickte aus dem Fenster. Es war ein schöner Sommerabend – so schön, wie vor acht Tagen… vor acht Tagen war er noch mit Ivo im Biergarten gewesen. Was für ein wunderbarer Abend war das gewesen!
Sie hatten geblödelt, gelacht, geredet und getrunken. Ivo hatte seine Anhörung fast völlig vergessen gehabt.
Heute war Franz klar, dass er diesen Abend viel zu selbstverständlich hingenommen hatte. Hätte er gewusst, dass es der letzte Abend sein würde, den er mit seinem Freund und Kollegen verbrachte…
Franz seufzte und schluckte gegen den Kloß in seinem Hals an.
Noch vor zwei oder drei Tagen hätte er sich geschämt für diesen Gedanken und hätte ihn verdrängt, um die Angst nicht hochkommen zu lassen. Heute erschreckte ihn der Gedanke kaum noch – so sehr hatte er sich damit abgefunden!
In den ersten Tagen hatten sie fieberhaft gesucht, die Kollegen unterstützt, wo sie nur konnten. Carlo und er hatten sich gegenseitig motiviert und aufgebaut, wenn einer die Hoffnung zu verlieren drohte…
Aber die Zeit hatte sie zermürbt – nach drei, nach vier Tagen ohne jede Reaktion, ohne Zeichen, ohne Spur, hatte sich die Hoffnung zusammen mit dem Aktionismus heimlich davon geschlichen. Immer noch hatten sie gehofft, dass sich ein möglicher Entführer melden würde, aber nichts war geschehen. Und Carlo und er hatten immer weniger Kraft aufgebracht, sich gegenseitig Mut zuzusprechen. Jeder sah die Hoffnungslosigkeit in den Augen des anderen und spürte, wie er selbst die Hoffnung verlor…
Gestern früh hatte sich Franz dabei ertappt, wie er sich gewünscht hatte, sie mögen endlich Ivos Leiche finden. Einfach nur Gewissheit haben! Ihn beerdigen und Abschied nehmen können!
Er hatte den Gedanken verdrängt, aber je mehr Zeit verstrich, desto mehr Platz nahmen solche Gedanken ein.
Carlo und er arbeiteten inzwischen aneinander vorbei. Sie redeten nicht über das, was geschehen war und nicht darüber, was sein könnte. Jeder war allein in seinem Bangen und in seiner Verzweiflung – und zuletzt mieden sie sogar den Blickkontakt. Franz wusste, dass das Abschotten zu einem großen Teil von ihm selbst ausging, aber es fehlte ihm schlicht jede Kraft, um auch noch Carlos Trauer an sich heran zu lassen – und wahrscheinlich war es umgekehrt ähnlich!
Heute morgen hatte Carlo wortlos zu den Akten eines neuen Falls gegriffen und zum ersten Mal nicht mehr bei den Kollegen nach dem neuesten Stand nachgefragt. Franz hatte das wehgetan, aber auch ihm war klar, dass das Leben irgendwie weitergehen musste und so hatte er versucht, sich ebenfalls mit dem Fall zu beschäftigen.
Inzwischen war Carlo nach Hause gegangen und Franz erwischte sich dabei, wie er am PC interne Stellenangebote durchsah…
Er wusste plötzlich, dass das die einzige Möglichkeit war, irgendwie weiterzumachen!
Dieses Büro wurde zunehmend unerträglicher für ihn. Jeden Tag Ivos leeren Schreibtisch zu sehen, in jeder Situation Ivos Fehlen zu bemerken, tat so weh, wie Franz es kaum für möglich gehalten hätte. Er würde es nicht mehr lange ertragen, hier zu bleiben – und er würde es auch nicht mehr lange durchhalten! Er schlief kaum, musste sich zum Essen zwingen und war völlig antriebslos.
Er fuhr sich durch das Gesicht und rieb sich die müden Augen. Die Nächte der letzten Woche waren die Hölle gewesen! Eigentlich sollte er nach Hause gehen und sich hinlegen, aber er hatte Angst vor der stillen Nacht, vor der Traurigkeit, vor den Träumen, in denen Ivo manchmal wieder lebendig vor ihm stand, und die ihn dann gebrochener als zuvor zurückließen.
Deswegen versuchte er sich zu beschäftigen, indem er zum wiederholten Mal den Bericht der Spurensicherung des neuen Falls las, ohne auch nur ein Wort davon mitzubekommen…
Während es draußen dunkel wurde und die Nacht hereinbrach, nickte Franz immer wieder über dem Bericht ein, bis er schließlich vom Klingeln seines Handys hochgerissen wurde. Irritiert blickte er um sich und auf seine Uhr – es war bereits halb zwölf. Wer rief ihn um diese Zeit an? Das hatte sich bisher eigentlich nur einer getraut…
Im Display stand „Karl G.“ – Franz wunderte sich. Was wollte der denn um die Uhrzeit von ihm?
Karl war ein alter Spezl von der Polizeischule, der sich immer gegen Beförderungen gewehrt und bei der Streife geblieben war. Ivo, Karl und Franz hatten ab und zu miteinander ein Bier getrunken, im Winter Eisstockschießen gespielt – aber ein Anruf von ihm mitten in der Nacht war ungewöhnlich.
Franz stellte die Verbindung her und hörte sofort, dass Karl irgendwo draußen war. Er hörte Autos und Stimmen.
„Ja? Karl?“
„Franz!“
„Was rufst’n Du mitten in der Nacht an?“
„Setz Dich hin!“
Franz runzelte die Stirn: „Ich sitz scho, Karl. Was is’n los?“
„Franz… mir ha’m an Ivo g’funden!“
„Was?“ Franz war plötzlich hellwach, sprang auf und schrie ins Telefon, „Und?“
Eigentlich wollte er die Antwort gar nicht wissen. Und trotzdem musste er Gewissheit haben!
„Er lebt!“
Franz fiel auf den Stuhl zurück und konnte nicht verhindern, dass er aufschluchzte. Plötzlich standen Tränen in seinen Augen.
„Er… lebt?“ flüsterte er.
„Ja, er lebt, aber er ist nicht ansprechbar!“
Franz schluckte und versuchte seine zitternde Stimme und seine zitternde Hand in den Griff zu bekommen: „Wo bist Du? Hast an Krankenwagen gerufen?“ Und warum klang Karls Stimme so eigenartig bei den wundervollen Neuigkeiten?
„Naa, noch net! Ich glaub, Du solltest vorher herkommen und Dir des anschauen. Er ist nicht in Lebensgefahr. Mir san am Ostpark, U-Bahn-Station. Kommst her?“
Franz versuchte aus den Worten schlau zu werden. „Karl! Was ist denn los?“
„Komm einfach!“
Klick – Karl hatte aufgelegt.
Franz sprang auf und rannte aus dem Büro zum Auto, ohne vorher seinen Rechner runterzufahren oder sich um die brennende Schreibtischlampe zu kümmern.
Er musste sofort da hin! Er musste sofort wissen, was los war!
‚Ivo lebt! Ivo lebt!’ schoss ihm durch den Kopf – und das war entscheidend!
tbc