Alleingelassen
von MagicSunny
Kurzbeschreibung
Glinda kehrt allein aus der Smaragdstadt zurück.
SongficDrama / P12 / FemSlash
Elphaba Thropp
Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
19.09.2009
19.09.2009
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1.378
19.09.2009
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Anmerkung: Die Lyrics stammen von Pink - I don't believe you
Alleingelassen
Alleingelassen
Es war die erste Nacht. Die erste Nacht zurück in Shiz, zurück in ihrem Zimmer, das nun, da ihre Mitbewohnerin nicht mehr da war, zeitgleich viel zu groß und viel zu klein, viel zu erdrückend wirkte. Elphaba hatte sich in der Smaragdstadt von ihr verabschiedet, war auf einem Besen davongeflogen um ein Leben zu führen von dem selbst sie nicht wusste wie es verlaufen sollte. Um ein Leben zu führen, dass dem von Glinda so fern sein würde! Ferner als die Gillikinesin es sich überhaupt vorzustellen vermochte!
It’s like you’re the swing set and I’m the kid that falls.
Glinda war allein in den Zug gestiegen, der sie von der Hauptstadt des Landes zurück zur Universität brachte. Alleine hatte sie sich durch die Menschenmengen an den Bahnhöfen drängeln müssen, mit niemandem an ihrer Seite, der sich mit den Ellenbogen Platz verschaffte und ihr durch das zusammengequetschte Gedränge der Körper half. Niemand der ihr mit ihrem Koffer zur Hand ging, der nicht sonderlich groß und aufgrund der geringen Packzeit nicht voll, aber für sie dennoch unhandlich war. Niemand der ihre Hand führend, haltend, beschwörend und liebevoll in die seine nahm. Niemand der sie mit dunkelbrauen, ungewöhnlich tiefen Augen ansah, der sie lachend und herzlich an sich zog, wenn sie beispielsweise schiefgewickelte Gedankenstränge verfolgte und schlussendlich noch um ein Vielfaches verwirrter war als zuvor. Niemand der sie überhaupt zum Denken aufforderte und zu bestimmte Bahnen hinlegte!
Sie war am Abend, als die Sonne schon hinter dem Steingebäude versunken war, allein zurückgekehrt und leise, erledigt, mit gesenktem Kopf auf ihr Zimmer gegangen, in dem sie ganz für sich sein wollte. Sie war nicht erpicht auf Gesellschaft, sie hatte sich nicht einmal im Sekretariat gemeldet und gesagt, dass sie wieder da sei. Wer führte jetzt eigentlich diese Universität, wenn Madame Akaber neuerdings die Pressereferentin des Zauberers war?
Eigentlich war ihr das vollkommen egal! Auch ihre Freunde wollte sie nicht sehen, nicht einmal Fiyero und schon gar nicht Nessarose, die ihrer Schwester in keinem Punkt zu ähneln schien, aber sie dennoch krampfhaft und unbestreitbar schmerzlich an Elphaba erinnern würde. Als wenn das nötig wäre! Elphaba, ihre Freundin, ihre gute, nein ihre beste Freundin hatte sie verlassen, und dies hatte in ihrem Inneren eine Lücke – dieser Ausdruck war zu schwach, wie Glinda feststellte -, sie hatte ein tiefes, pechschwarzes Loch hinterlassen, dass sich mit purer Traurigkeit und Niedergeschlagenheit füllte.
No I don’t believe you when you say (you) don’t come around here no more
Darüber legte sich ein feingliedriges Netz aus Trotz gegen Elphabas Entscheidung (Wie hatte sie das nur tun können? Es war die absolut falsche Entscheidung gewesen!) und ein dickeres des Unglaubens verfestigte sich noch ein wenig höher. Die grüne Munchkinländerin hatte nicht mit Worten ausgesprochen, dass sie nicht wiederkommen würde, doch ebenso wie Glinda der Grünen ohne Worte verständlich gemacht hatte, dass sie nicht bereit war mit ihr fort zu fliegen, so hatte Elphaba ihr dies mit Mimik, Gestik und dem Ausdruck in ihren braunen Tiefen zu verstehen gegeben.
I won’t remind you. You said we wouldn’t be apart
“Elphie, lass mich nicht los!”, hatte Glinda gerufen, als sie durch die Smaragdstadt gelaufen und auf eine Straße gelangt waren, die total überfüllt gewesen war. Elphaba hatte eine erstaunliche Entdeckungsneugier an den Tag gelegt und war, nachdem sie Glindas Hand mit einem schiefen Grinsen ergriffen hatte, mitten in diese Ansammlung von Menschen hineingelaufen.
„Ich lass dich nie mehr los, meine Gute“, rief sie lachend zurück. „Du kannst mich nicht mehr vergraulen, du hast mich jetzt für immer am Hals!“ Es klang fast wie eine Drohung, doch Glinda hatte nichts dagegen. Sie mochte Elphaba wirklich sehr und diese Tage waren voller Freude und Zuneigung gewesen.
Du hast mich jetzt für immer am Hals, echote es in Glindas Kopf, während sie nun allein und verlassen auf ihrem Bett saß. Ihre Elphie hatte sie angelogen, denn noch am gleichen Tag war sie fort gegangen, hatte die starken Arme von ihrem Schwanenhals gelöst und war dann ganz entschwunden. Eine von vielen ungezählten Tränen der letzten paar Stunden bahnte sich ihren Weg die elfenbeinfarbene Wange hinab. Es tat verdammt noch einmal weh, so weh, dass es Glinda die Brust zu zerreißen schien. Das Loch; es war wie eine Wunde, die sich nicht verschließen und stetig weiterbluten wollte. Du hast mich verletzt, Elphaba Thropp, bist du dir darüber überhaupt im Klaren?! Du egoistisches, doofes, eigenartig schönes, wundervolles Weibstück?!
Das Buch, welches sie in Händen gehalten und das zuvor auf Elphabas Nachttisch gelegen hatte, segelte durch die Luft und klatschte gegen die gegenüberliegende Wand. Wie hatte sie ihr das nur antun können!
No I don’t believe you when you say you don’t need me anymore. So don’t pretend to not love me at all
„Elphie! Ich brauche dich doch und du brauchst mich!”, murmelte Glinda mit gebrochener Stimme, als sie die Beine anzog und den Kopf auf die Knie legte. War es so schwer zu begreifen, dass sie ohne diese grüne Frau nicht mehr leben konnte? Dass sie ihr Wunden riss, die tiefer gingen als jede Verletzung in ihrem vorherigen Leben? Konnte Elphaba das denn nicht sehen? Jetzt konnte sie es wahrlich nicht mehr, war sie doch mit keiner Faser ihres Körpers mehr in der Nähe.
Looks like you’ve given up. You’ve had enough
Elphaba war geflohen, nachdem sie als Hexe ausgerufen worden war. Hatte sie sich somit dem Zauberer (und Madame Akaber) gebeugt und den ihr gegebenen Ruf angenommen? An der Universität hatte sie schon ihre Probleme gehabt sich einzugliedern, mit der Rektorin auf einen Nenner zu kommen. War ihr das zu viel geworden? War das in der Smaragdstadt Geschehene nur ein glücklicher Zufall und ein geeigneter Zeitpunkt zur Flucht vor all dem gewesen? Würde sie sich jetzt vollständig von allem zurückziehen, so wie sie es von Glinda und den anderen in Shiz getan hatte? Was würden sie wohl sagen, wenn die Gillikinesin ihnen offenbarte, dass sie nicht zusammen zurückgekehrt waren und dass Elphaba nicht mehr wiederkommen würde? Gewiss, sie würden verletzt sein, besonders Nessarose, aber dieser Schmerz der alleingelassenen Schwester würde tausendmal schwächer sein als Glindas. Sie hatte schließlich miterlebt, was passiert war, Elphaba hatte sich von ihr getrennt!
But I want more, no I won´t stop
Sie hoffte, sie hatte es schon am Bahnhof, im Zug und überall sonst getan. Sie hoffte darauf, dass Elphaba jeden Moment um eine Ecke, durch eine Tür kommen und sagen würde, dass sie falsch gehandelt habe. Dass sie Glinda niemals so sehr hätte weh tun dürfen! Sie würde nicht aufhören zu hoffen und zu warten.
'Cause I just know: You’ll come around
Irgendwann musste sie doch zurückkommen! Sie konnte nicht alleine durch diese Welt gehen, sie brauchte jemanden der an ihrer Seite stand! Und wenn sie kommen würde, dann würde Glinda kein zweites Mal zögern und mit ihr gehen! Irgendwann kommst du wieder und du wirst mich lieben, so wie ich es tue. Du wirst bereuen, um Verzeihung bitten und du wirst meine Wunden heilen. Ich werde dir das geben, was du brauchst. Aber ich, ich brauche dich und ich bin mir sicher, dass auch du mich brauchst!
So don’t pretend to not love me at all. Just don’t stand there and watch me fall
Komm wieder her! Lass mich nicht allein! Lass mich nicht in meinen Tränen ertrinken! Elphaba! Glinda weinte, weinte wie ein kleines Kind. Das Schluchzen ertönte im ansonsten geisterhaft leeren Raum, widerhallte auf den Fluren der Universität. Doch niemand nahm es wahr, nicht eine Menschenseele. Niemand war mehr da, der ihr Trost spenden konnte. Sie war allein, und würde es bleiben, bis ihre beste Freundin zurückkehren würde.
It’s like […] the times I cry. We come to blows and every night the passion's there. So it’s got to be right, right?
Wenn du wieder da bist, wird alles wieder gut und noch besser als vorher. Du wirst wiederkommen und ich werde dich mit wiederholenden Küssen begrüßen, damit du weißt, dass du mir unsagbar gefehlt hast, meine Freundin. Du wirst kommen und dann nicht mehr gehen, du wirst mich dann nie wieder alleine lassen, mir nie wieder so schrecklich weh tun.
Richtig?
the end