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And I am here still waiting

von Caro88
Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P12 / MaleSlash
Elphaba Thropp Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
13.09.2009
02.03.2010
9
8.406
 
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13.09.2009 1.209
 
Disclaimer: Wicked gehört mir in keinster Weise, ich leihe es mir für meine Fanfic aus. "Aus Liebe wollt‘ ich alles wissen" (Songtext) ist von "Das große Leben", gesungen von Rosenstolz. Wer reinhören möchte: http://www.youtube.com/watch?v=CGFqZMGjElg
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Voll freudiger Erwartung verbrachte Glinda den nächsten Monat. Ihre tägliche Arbeit ging ihr viel leichter von der Hand. Das Gespräch mit Elphaba hatte sie von einer schweren Last befreit. Sie wusste, was in ihrem Inneren verborgen war, doch niemals hatte sie ihren dunkelsten Dämonen ins Antlitz gesehen. Glinda war immer ängstlich gewesen, doch mit der Hilfe der grünen Hexe konnte sie die Fesseln der Vergangenheit abstreifen.
Beseelt trat sie immer wieder vor die Massen von Oz, um Gesetzestexte verlesen zu lassen. Den Bürgern jedoch fiel nichts auf. Sie waren an das lächelnde Gesicht von Glinda der Guten gewöhnt. Dabei nahmen sie sich nicht die Zeit, ihr in die Augen zu schauen. Das neue Glitzern strahlte unbemerkt, aber beständig.

Ich geh hier nicht weg
Was soll ich auch woanders
Will es nicht riskieren
Mich noch mal zu verlieren

Summend bürstete sich Glinda ihr Haar am Abend des neuen Vollmondes. Ihr lag das Lied auf den Lippen, zu dem sie vor zwei Wochen und all den Jahren mit Elphaba getanzt hatte. Sie malte sich aus, was sie heute Nacht tun könnten, während sie sich auszog. Schon vor Stunden hatte sie ihr pompöses Kleid gegen ein schlichteres Gewand eingetauscht.
Als sie die schmalen Träger von ihren Schultern schob, wanderten ihre Gedankenzu Elphabas Händen. Sie stellte sich die schlanken Finger vor, die über ihre Haut strichen. Ein Schauer durchfuhr sie, als der weiche Stoff von ihr abfiel. Gänsehaut kroch ihr Rückgrat hinauf. Glinda stellte sich vor, wie die andere Hexe hinter ihr stand, die warme, grüne Haut an ihren Rücken gepresst. Wie Hände vorsichtig ihre Arme entlangstrichen, hinab zu den hellen Fingern, mit denen sie sich verflochten. Elphabas Lippen legten sich sacht auf ihre Schultern, bevor sie ihren Hals zu küssen begannen …

Glinda stand mit geschlossenen Augen vor ihrem Schreibtisch. Sie seufzte, als ihre Gedanken sich um Elphabas Leib sponnen. Würden sie heute Nacht auch körperlich zueinander finden? In den Vollmondnächten war ihr Verlangen nach der grünen Hexe beständig gewachsen. Vor allem der Tanz hatte ihr in Erinnerung gerufen, wie nahe sie sich früher gewesen waren.
Doch würde Elphaba sie auch wollen? War das Begehren echt?
Die Antwort würde sie aber nicht allein finden können. Erst, wenn sie in die dunklen Augen blicken konnte, würde Glinda wissen, was diese Nacht für sie bereithielt.

Ich weiß, dass ich es will
Ich will, dass du es weißt
Dass im Mondlicht alles einfach ist
Dass es im Mondlicht viel zu einfach ist

Die blonde Frau wunderte sich, wo Elphaba blieb. Ihre Uhr verriet, dass es bereits nach Mitternacht war. Nur einmal war die Hexe bisher so spät gekommen. Sonst war sie immer schon zur Dämmerung da gewesen. Ungeduldig hüllte Glinda sich in eine dünne Robe und trat ans Fenster. Die Nacht war sternenklar, keine Wolke trübte den Horizont. Die Dunkelheit wurde vom strahlenden Mond durchschnitten, unter dem das trübe, grüne Licht der Smaragdstadt zu pulsieren schien. Diese Stadt schlief nie. Zwar waren des Nachts weniger Menschen auf den gepflasterten Straßen unterwegs, doch niemals waren sie leer – und wenn es nur die Bettler waren, die sich vor Kälte an die Häuser schmiegten.
Aber der Blick von Oz‘ Herrscherin war nicht auf die Lebensadern der Stadt gerichtet, sondern zum weiten, sternenübersäten Himmel, denn noch immer war keine Gestalt auf einem Besen zu sehen.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in Glindas Innerem aus. Ihr Herz schlug immer schneller und ihr war kalt, wobei der Schauer, der sie überkam, nicht von ihren vorherigen Gedanken herrührte, sondern von der Angst, die sie übermannte. Ein Gefühl, dass ihr die Luft zum Atmen raubte, dass sie haltlos schwanken ließ.

Aus Liebe wollt‘ ich alles wissen
Jetzt weiß ich leider nichts
Aus Liebe wollt‘ ich’s besser wissen
Mein Wissen hilft mir nicht

Warum kam Elphaba nicht? Wo blieb sie nur?
Unzählige Fragen schossen der Blonden durch den Kopf. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, ohne dass sich nicht schon der nächste dazwischenschob. Zu der Übelkeit in ihrem Magen kam ein pochender Schmerz in ihren Schläfen.
Was, wenn Elphaba sie nach ihren Erzählungen nicht mehr sehen wollte? Vielleicht war sie wütend oder enttäuscht, dass Glinda sie so leicht aufgegeben hatte? Immerhin hatte sich die blonde Hexe einer Regierung angeschlossen, die Elphaba verachtete. Sie hatten sie als „Böse Hexe des Westens“ bezeichnet und dieses Bild mit ihrer Propaganda in die Köpfe der Ozianer gehämmert. Vielleicht war Elphaba auch verletzt davon, dass Glinda doch geheiratet hatte? Zwar war es nur eine zweckmäßige Ehe, doch trotzdem eine Hochzeit und eigentlich damit eine Verbidnung bis in den Tod. Machte Elphaba sich so viel aus solchen Sachen? Immerhin hatte sie vor Jahren eine Affäre mit Fiyero gehabt, der schon zu Studentenzeiten eine Frau hatte. Damals störte sie sein Status als verheirateter Mann offensichtlich auch nicht.

Du machst mich krank
Du machst mich dumm
Die Liebe lacht mich aus
Holt mich doch niemals ab
Wirft mich ewig zurück
Ist mir immer voraus

Von einem Augenblick auf den nächsten erfasste Glinda die Wut, die sie von früher kannte, als Elphaba sie wie ein kleines Kind nach Shiz zurückgeschickt hatte. Damals hatte sie sie nicht gefragt, ob Glinda bei ihr bleiben wollte. Was bildete sich die Hexe eigentlich ein? Woher sollte sie wissen, was andere wollten? Wer gab Elphaba das Recht, über die Köpfe anderer hinweg zu entscheiden?
Selbst jetzt, nach so langer Zeit, war es die grüne Frau, die über die Situation bestimmte. Sie gab das Wann und Wo vor. Sie kam und ging, wie es ihr passte. Entweder es ging nach ihren Regeln oder gar nicht.

Nein – von hier geht’s nur nach Nirgendwo
Vielleicht kommst du ja mit rüber
Menschen komm‘ und geh’n zu weit
Doch für Wut bleibt keine Zeit
Weil ich selber nur weiß

Zwischen die früheren Tränen der Angst mischten sich nun jene des Ärgers, sodass das Gesicht von Glinda der Guten bald vollkommen benetzt war.
Ihr Blick, immer noch dem westlichen Horizont zugewandt, war verschwommen und unscharf. Es hätte gut passieren können, dass sie Elphaba auf ihrem Besen einfach übersah. Deswegen wischte sie sich fahrig mit dem Handrücken über die Augen, um die Tränen zu vertreiben. Doch noch immer waren dort oben nur kalt leuchtende Sterne zu sehen, die sie zu verhöhnen schienen.

Glinda war allein. Sie schluchzte, als ihr in den Sinn kam, dass sie Elphaba vor einem Monat vielleicht das letzte Mal gesehen hatte.
War sie verletzt? Hatte die Palastgarde sie doch zu fassen bekommen? Oder war sie gar … tot?
Durch einen Unfall umgekommen? Durch Mord und Folter? Durch Kälte und Hunger? Was war mit Elphaba passiert? Warum kam sie nicht?

Aus Liebe wollt‘ ich alles wissen
Jetzt weiß ich leider nichts

Die blonde Hexe weinte, bis keine Tränen mehr übrig waren. Ihre Atmung ging derart unregelmäßig, dass ihr schwindlig wurde. Als ihre Knie unter ihr nachzugeben drohten, legte sie sich in ihr kaltes Bett, was ihr viel zu groß vorkam.
Doch auch das geflüsterte „Elphaba!“ brachte die grüne Frau nicht herbei, als Glinda vor Erschöpfung und Kummer in einen unruhigen Schlaf sank, während es im Osten dämmerte.
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