Vergebung
von Sonny
Kurzbeschreibung
Nach Manjis Tod wendet sich Rin an Isaku, verzweifelt auf der Suche nach einer Möglichkeit, Vergebung für diesen zu finden, so dass dessen Seele nicht verloren geht.
KurzgeschichteDrama, Freundschaft / P12 / Gen
Manji
Rin
03.09.2009
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1.622
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(16/1/2010) - Namensänderung von "Manjiismus" in "Vergebung"
Vergebung
"Und noch mal vielen Dank, dass ihr mich besucht habt. Es hat mich wirklich gefreut."
"Das war doch eine Selbstverständlichkeit, Rin. In einer solchen Situation man einander helfen. Stimmt doch, oder Doa?"
"Ja, irgendwie schon. Ist aber komisch ohne Manji."
"Das ist wahr."
"Können wir dann los, Isaku?"
"Ist noch irgendwas, Rin? Ansonsten gehen wir jetzt..."
"Äh, Isaku, könntest du noch mal kurz mitkommen?"
"Natürlich..." Etwas irritiert folgte Isaku der jungen Frau hinter die kleine Hütte, die sie zusammen mit dem verstorbenen Manji bewohnt hatte. Dort sah eigentlich alles wie immer aus. Der kleine überdachte Vorsprung, auf dem Manji immer geschlafen hatte, lag verlassen da. Ein bisschen abseits war der mittlerweile schon mehrere Jahre alte Grabhügel, von dem wohl außer Rin niemand wusste, wer da begraben war. Überrascht hielt Isaku inne. Neben diesem Grab war jetzt auch noch ein zweites, welches aber eindeutig erst vor wenigen Tagen ausgehoben wurde. "Oh, meintest du nicht, du hättest Manji noch nicht bestattet?"
Rin folgte seinem Blick und schaute ausdruckslos auf den dunklen Erdhügel. "Hab ich auch nicht."
Fragend schaute Isaku wieder die junge Frau an. "Aber das unter dem Erdhügel ist doch Manji, oder?
Wie gebannt schaute Rin noch immer auf das Grab. "Ja."
Er zuckte mit den Schultern. "Also hast du ihn doch bestattet."
Endlich löste sich Rins Blick von dem Grab. "Nein."
Nun vollkommen verwirrt sah er zwischen dem Grab und Rin hin und her. "Wie?"
Seufzend ließ diese sich neben dem Grab auf den Boden sinken. "Ich habe Manji begraben, aber nicht bestattet. Begraben, nicht bestattet, klar?"
Isaku konnte ihr immer noch nicht folgen. "Aha, macht das denn einen Unterschied?"
Sie schaute ihn an, als müsste sie ihm etwas erklären, das jeder wusste. "Klar, wenn man jemand begräbt, verscharrt man ihn einfach nur in der Erde. Bestattet man aber jemanden, gehört da noch irgendein Ritus zu und vor allem der Name auf dem Grab, also ein Holzschild oder so..."
Zögernd nickte er, glaubte dabei, Rin jetzt ansatzweise verstanden zu haben. "Und wieso hast du Manji nur begraben und nicht bestattet?"
Sie zuckte mit den Schultern, wirkte dabei aber auch teilnahmslos. "Ich hätte ihn doch schlecht die ganze Zeit hier liegen lassen können."
Unwohl trat Isaku vom einen Fuß auf den anderen, bis er sich entschloss, sich ebenfalls auf die Erde zusetzen. Damit fühlte er sich wenigstens ansatzweise auf Augenhöhe mit Rin. Wenn schon nicht gedanklich, dann wenigstens annähernd körperlich. "Stimmt, aber wieso wartest du noch?"
Jetzt lächelte sie ihn an, wobei sie dabei etwas weltfremd lächelte. "Deshalb habe ich dich hergebeten, ich brauche deine Hilfe."
Er nickte, er würde ihr in dieser Situation bei so gut wie allem helfen. "Bei der Bestattung? Den Großteil hast du doch schon geschafft, indem du ihn begraben hast. Jetzt brauchst du doch nur noch ein Schild mit seinem Namen, oder? Ist es das? Brauchst du Holz für das Schild?"
"Nein, ich brauche kein Holz." Rin deutete mit einem Nicken zur Hütte, wo schon eine Holzlatte stand, die scheinbar nur darauf wartete mit Manjis Namen beschriftet zu werden.
"Was denn dann?" Irgendwie hatte Isaku das Gefühl, Rin immer noch nicht verstanden zu haben. Sie brauchte keine Hilfe beim Graben, kein Holz, was dann?
Nachdenklich starrte Rin auf die Erde, wo sie gerade mit dem Finger einige Kreise malte. "Einen spirituellen Rat, also wegen Religionen und so..."
"Oh..." Damit hatte er nicht wirklich gerechnet.
Noch immer betrachtete sie die Kreise auf der Erde. "Ich dachte, du könntest mir da vielleicht helfen. Du kennst dich doch mit den verschiedenen Religionen aus."
"Äh ja, vielleicht, aber sag mir doch erst mal dein Problem." Um ehrlich zu sein, hatte er sich schon ewig nicht mehr mit Religionen beschäftigt, sie waren Teil eines zurückgelassenen Lebens.
"Ich brauche einen neuen Glauben für Manji." Rin schaute an, als ob sie gerade um einen neuen Kimono gebeten hätte, etwas vollkommen Normales.
Langsam schüttelte er den Kopf. "Ich bin da ja kein Experte mehr für, Rin, aber ich bin mir nicht sicher, ob Tote noch konvertieren können oder du sie konvertieren kannst..."
"Aber, Isaku, ich... also, er, Manji braucht einen neuen Glauben, unbedingt." In ihrem Tonfall lag etwas drängendes, auch wenn Isaku bislang nicht verstand, wieso.
Seufzend nickte dieser. "Okay, wenn du meinst. Was hat er denn bisher für einen Glauben?"
"Buddhismus, glaube ich. Aber der geht nicht mehr." Entschieden schüttelte sie den Kopf.
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er sie an. "Der geht nicht mehr?"
Wieder schüttelte Rin unwirsch den Kopf. "Ja, verstehst du denn nicht? Manji hat in seinem Leben viel zu viele Menschen getötet. Vielleicht waren es keine Tausend, aber schon ein Mord reicht im Buddhismus, um als niedrige Lebensform wiedergeboren zu werden."
Isaku nickte. "Aber wenn das die Regeln sind, wieso..?"
"Verstehst du denn nicht? Sicher hat Manji viele Menschen getötet, aber vieles waren auch... auch gute Morde. Sie dienten dazu, böse Menschen zu bestrafen oder andere zu beschützen. Wie mich zum Beispiel..." Beinahe zärtlich strich Rin über die Erde des Grabes, dieser Verlust musste furchtbar für sie sein.
"Du meintest also, die guten Morde müssten die Schlechten aufwiegen?" Isaku bezweifelte das, ehrlich gesagt. Mord war Mord. Aber er verstand nun, warum Rin sich solche Gedanken machte, sie fühlte sich schuldig, falls Manji als niederes Wesen wiedergeboren werden würde.
Sie beugte sich zu ihm vor, als könnte sie ihm das so noch deutlicher machen. "Ja, aber so läuft das im Buddhismus eben nicht. Im Buddhismus ist Manji dazu verdammt, als niedere Lebensform wiedergeboren zu werden. Vermutlich reicht sein schlechtes Karma sogar noch bis in seine zehn nächsten Inkarnationen."
Er nickte langsam, immer noch etwas ratlos. "Und was verlangst du jetzt von mir?"
Bittend schaute sie Isaku an. "Könnte Manji nicht im Christentum unterkommen?"
"Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen, Rin. Auch im Christentum würde Manji nicht von diesen Sünden befreit werden." Dort würde es für ihn vermutlich noch viel schlimmer aussehen. Was war ein Leben als niedere Lebensform schon im Gegensatz zur ewigen Verdammnis.
"Nicht?" Rin sah aus, als würden all ihre Hoffnungen zu Staub zerfallen.
Betrübt schüttelte er den Kopf. "Nein, im katholischen Christentum muss man so etwas beichten. Dann kann einem von dem Priester vergeben werden."
Kurz schien Rin zu überlegen, ob Manji jetzt noch die Beichte abzunehmen war, doch sie schien selbst zu dem Schluss zu kommen, dass das nicht mehr ging. "Und gibt es noch einen anderen christlichen Glauben?"
"Ja, das Protestantentum..." Er wusste nicht, ob das die korrekte Bezeichnung war, aber der genaue Name würde Rin wohl nicht interessieren.
In deren Augen war jetzt wieder so etwas wie ein Funke Hoffnung zu erkennen. "Würde es Manji da besser gehen?"
Er betrachtete sie ernst. "Ich fürchte nicht, auch dort ist ein Mord nun mal ein Mord. Außerdem spielt Reue dort eine große Rolle, bereut Manji denn all seine Morde?"
Unsicher schaute sie zu Boden. "Ich denke... ich weiß nicht..."
"Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen, Rin." Wenn sie wüsste, wie leid ihm das tat. Er hätte ihr wirklich gern geholfen. Aber mit mehr Religionen konnte er wirklich nicht dienen.
Verzweifelt schaute sie erst zu Isaku, dann zu Manjis Grab. "Gibt’s es denn keine anderen Religionen, in denen Manji keine ewige Verdammnis oder eine Dasein als niederes Lebewesen erleiden muss?"
"Rin, du suchst eine Religion, in dem ein Massenmörder für seine Taten nicht bestraft wird, sondern wie im Paradies leben kann, eine Art Manjiismus also. Ich bezweifele, dass es eine solche Religion gibt." Isaku traut sich gar nicht Rin anzusehen, zu sehr fürchtete er sich vor deren Anblick. Irgendwie machte sich in ihm das Gefühl breit, sie enttäuscht zu haben.
Sie wischte sich über die Augen. Für sie schien es das schlimmste zu sein, Manji im Tod nicht helfen zu können. "Aber was wird dann aus Manji?"
Sanft strich er ihn über den Kopf. "Glaubst du, dass das so wichtig ist? Ich denke nicht, dass Manji sonderlich gläubig war und wenn doch, dann wäre er auf sein Schicksal vorbereitet."
Mit hoffnungsvollen Augen schaute sie zu ihm hoch. "Meinst du?"
Isaku nickte stumm.
"Warte kurz." Nachdem sie sich ein letztes Mal über die Augen gewischt hatte, richtete Rin sich auf und ging ins Innere der Hütte. Vielleicht hatte er sie ja überzeugt, er hoffte es zumindest. Einige Momente später kehrte Rin wieder zurück, diesmal mit einem Pinsel und einer Farbschale in den Händen. Zusätzlich brachte sie noch die Holzlatte mit, die an der Wand der Hütte gelehnt hatte. Lächelnd setzte sie sich Isaku gegenüber. "Ich glaube, es wird Zeit, Manji zu bestatten."
Vorsichtig setzte Rin den Pinsel an und malte mit eleganten Schriftzeichen Manjis Namen auf die Holzlatte. Als sie fertig war, seufzte sie und reichte sie an Isaku weiter. "Würdest du?"
Der große Mann nickte und nahm das Stück Holz entgegen. Ehrfürchtig steckte er es den Erdhügel vor ihm. Jetzt war Manji doch noch bestattet worden, auch ohne irgendeinen Glauben. Vielleicht aber auch mit seinem ganz eigenen Glauben.
Dem Manjiismus.
FIN
Disclaimer: "Blade of the Immortal" gehört nicht mir, ich verdiene kein Geld hiermit.
Vergebung
"Und noch mal vielen Dank, dass ihr mich besucht habt. Es hat mich wirklich gefreut."
"Das war doch eine Selbstverständlichkeit, Rin. In einer solchen Situation man einander helfen. Stimmt doch, oder Doa?"
"Ja, irgendwie schon. Ist aber komisch ohne Manji."
"Das ist wahr."
"Können wir dann los, Isaku?"
"Ist noch irgendwas, Rin? Ansonsten gehen wir jetzt..."
"Äh, Isaku, könntest du noch mal kurz mitkommen?"
"Natürlich..." Etwas irritiert folgte Isaku der jungen Frau hinter die kleine Hütte, die sie zusammen mit dem verstorbenen Manji bewohnt hatte. Dort sah eigentlich alles wie immer aus. Der kleine überdachte Vorsprung, auf dem Manji immer geschlafen hatte, lag verlassen da. Ein bisschen abseits war der mittlerweile schon mehrere Jahre alte Grabhügel, von dem wohl außer Rin niemand wusste, wer da begraben war. Überrascht hielt Isaku inne. Neben diesem Grab war jetzt auch noch ein zweites, welches aber eindeutig erst vor wenigen Tagen ausgehoben wurde. "Oh, meintest du nicht, du hättest Manji noch nicht bestattet?"
Rin folgte seinem Blick und schaute ausdruckslos auf den dunklen Erdhügel. "Hab ich auch nicht."
Fragend schaute Isaku wieder die junge Frau an. "Aber das unter dem Erdhügel ist doch Manji, oder?
Wie gebannt schaute Rin noch immer auf das Grab. "Ja."
Er zuckte mit den Schultern. "Also hast du ihn doch bestattet."
Endlich löste sich Rins Blick von dem Grab. "Nein."
Nun vollkommen verwirrt sah er zwischen dem Grab und Rin hin und her. "Wie?"
Seufzend ließ diese sich neben dem Grab auf den Boden sinken. "Ich habe Manji begraben, aber nicht bestattet. Begraben, nicht bestattet, klar?"
Isaku konnte ihr immer noch nicht folgen. "Aha, macht das denn einen Unterschied?"
Sie schaute ihn an, als müsste sie ihm etwas erklären, das jeder wusste. "Klar, wenn man jemand begräbt, verscharrt man ihn einfach nur in der Erde. Bestattet man aber jemanden, gehört da noch irgendein Ritus zu und vor allem der Name auf dem Grab, also ein Holzschild oder so..."
Zögernd nickte er, glaubte dabei, Rin jetzt ansatzweise verstanden zu haben. "Und wieso hast du Manji nur begraben und nicht bestattet?"
Sie zuckte mit den Schultern, wirkte dabei aber auch teilnahmslos. "Ich hätte ihn doch schlecht die ganze Zeit hier liegen lassen können."
Unwohl trat Isaku vom einen Fuß auf den anderen, bis er sich entschloss, sich ebenfalls auf die Erde zusetzen. Damit fühlte er sich wenigstens ansatzweise auf Augenhöhe mit Rin. Wenn schon nicht gedanklich, dann wenigstens annähernd körperlich. "Stimmt, aber wieso wartest du noch?"
Jetzt lächelte sie ihn an, wobei sie dabei etwas weltfremd lächelte. "Deshalb habe ich dich hergebeten, ich brauche deine Hilfe."
Er nickte, er würde ihr in dieser Situation bei so gut wie allem helfen. "Bei der Bestattung? Den Großteil hast du doch schon geschafft, indem du ihn begraben hast. Jetzt brauchst du doch nur noch ein Schild mit seinem Namen, oder? Ist es das? Brauchst du Holz für das Schild?"
"Nein, ich brauche kein Holz." Rin deutete mit einem Nicken zur Hütte, wo schon eine Holzlatte stand, die scheinbar nur darauf wartete mit Manjis Namen beschriftet zu werden.
"Was denn dann?" Irgendwie hatte Isaku das Gefühl, Rin immer noch nicht verstanden zu haben. Sie brauchte keine Hilfe beim Graben, kein Holz, was dann?
Nachdenklich starrte Rin auf die Erde, wo sie gerade mit dem Finger einige Kreise malte. "Einen spirituellen Rat, also wegen Religionen und so..."
"Oh..." Damit hatte er nicht wirklich gerechnet.
Noch immer betrachtete sie die Kreise auf der Erde. "Ich dachte, du könntest mir da vielleicht helfen. Du kennst dich doch mit den verschiedenen Religionen aus."
"Äh ja, vielleicht, aber sag mir doch erst mal dein Problem." Um ehrlich zu sein, hatte er sich schon ewig nicht mehr mit Religionen beschäftigt, sie waren Teil eines zurückgelassenen Lebens.
"Ich brauche einen neuen Glauben für Manji." Rin schaute an, als ob sie gerade um einen neuen Kimono gebeten hätte, etwas vollkommen Normales.
Langsam schüttelte er den Kopf. "Ich bin da ja kein Experte mehr für, Rin, aber ich bin mir nicht sicher, ob Tote noch konvertieren können oder du sie konvertieren kannst..."
"Aber, Isaku, ich... also, er, Manji braucht einen neuen Glauben, unbedingt." In ihrem Tonfall lag etwas drängendes, auch wenn Isaku bislang nicht verstand, wieso.
Seufzend nickte dieser. "Okay, wenn du meinst. Was hat er denn bisher für einen Glauben?"
"Buddhismus, glaube ich. Aber der geht nicht mehr." Entschieden schüttelte sie den Kopf.
Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er sie an. "Der geht nicht mehr?"
Wieder schüttelte Rin unwirsch den Kopf. "Ja, verstehst du denn nicht? Manji hat in seinem Leben viel zu viele Menschen getötet. Vielleicht waren es keine Tausend, aber schon ein Mord reicht im Buddhismus, um als niedrige Lebensform wiedergeboren zu werden."
Isaku nickte. "Aber wenn das die Regeln sind, wieso..?"
"Verstehst du denn nicht? Sicher hat Manji viele Menschen getötet, aber vieles waren auch... auch gute Morde. Sie dienten dazu, böse Menschen zu bestrafen oder andere zu beschützen. Wie mich zum Beispiel..." Beinahe zärtlich strich Rin über die Erde des Grabes, dieser Verlust musste furchtbar für sie sein.
"Du meintest also, die guten Morde müssten die Schlechten aufwiegen?" Isaku bezweifelte das, ehrlich gesagt. Mord war Mord. Aber er verstand nun, warum Rin sich solche Gedanken machte, sie fühlte sich schuldig, falls Manji als niederes Wesen wiedergeboren werden würde.
Sie beugte sich zu ihm vor, als könnte sie ihm das so noch deutlicher machen. "Ja, aber so läuft das im Buddhismus eben nicht. Im Buddhismus ist Manji dazu verdammt, als niedere Lebensform wiedergeboren zu werden. Vermutlich reicht sein schlechtes Karma sogar noch bis in seine zehn nächsten Inkarnationen."
Er nickte langsam, immer noch etwas ratlos. "Und was verlangst du jetzt von mir?"
Bittend schaute sie Isaku an. "Könnte Manji nicht im Christentum unterkommen?"
"Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen, Rin. Auch im Christentum würde Manji nicht von diesen Sünden befreit werden." Dort würde es für ihn vermutlich noch viel schlimmer aussehen. Was war ein Leben als niedere Lebensform schon im Gegensatz zur ewigen Verdammnis.
"Nicht?" Rin sah aus, als würden all ihre Hoffnungen zu Staub zerfallen.
Betrübt schüttelte er den Kopf. "Nein, im katholischen Christentum muss man so etwas beichten. Dann kann einem von dem Priester vergeben werden."
Kurz schien Rin zu überlegen, ob Manji jetzt noch die Beichte abzunehmen war, doch sie schien selbst zu dem Schluss zu kommen, dass das nicht mehr ging. "Und gibt es noch einen anderen christlichen Glauben?"
"Ja, das Protestantentum..." Er wusste nicht, ob das die korrekte Bezeichnung war, aber der genaue Name würde Rin wohl nicht interessieren.
In deren Augen war jetzt wieder so etwas wie ein Funke Hoffnung zu erkennen. "Würde es Manji da besser gehen?"
Er betrachtete sie ernst. "Ich fürchte nicht, auch dort ist ein Mord nun mal ein Mord. Außerdem spielt Reue dort eine große Rolle, bereut Manji denn all seine Morde?"
Unsicher schaute sie zu Boden. "Ich denke... ich weiß nicht..."
"Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen, Rin." Wenn sie wüsste, wie leid ihm das tat. Er hätte ihr wirklich gern geholfen. Aber mit mehr Religionen konnte er wirklich nicht dienen.
Verzweifelt schaute sie erst zu Isaku, dann zu Manjis Grab. "Gibt’s es denn keine anderen Religionen, in denen Manji keine ewige Verdammnis oder eine Dasein als niederes Lebewesen erleiden muss?"
"Rin, du suchst eine Religion, in dem ein Massenmörder für seine Taten nicht bestraft wird, sondern wie im Paradies leben kann, eine Art Manjiismus also. Ich bezweifele, dass es eine solche Religion gibt." Isaku traut sich gar nicht Rin anzusehen, zu sehr fürchtete er sich vor deren Anblick. Irgendwie machte sich in ihm das Gefühl breit, sie enttäuscht zu haben.
Sie wischte sich über die Augen. Für sie schien es das schlimmste zu sein, Manji im Tod nicht helfen zu können. "Aber was wird dann aus Manji?"
Sanft strich er ihn über den Kopf. "Glaubst du, dass das so wichtig ist? Ich denke nicht, dass Manji sonderlich gläubig war und wenn doch, dann wäre er auf sein Schicksal vorbereitet."
Mit hoffnungsvollen Augen schaute sie zu ihm hoch. "Meinst du?"
Isaku nickte stumm.
"Warte kurz." Nachdem sie sich ein letztes Mal über die Augen gewischt hatte, richtete Rin sich auf und ging ins Innere der Hütte. Vielleicht hatte er sie ja überzeugt, er hoffte es zumindest. Einige Momente später kehrte Rin wieder zurück, diesmal mit einem Pinsel und einer Farbschale in den Händen. Zusätzlich brachte sie noch die Holzlatte mit, die an der Wand der Hütte gelehnt hatte. Lächelnd setzte sie sich Isaku gegenüber. "Ich glaube, es wird Zeit, Manji zu bestatten."
Vorsichtig setzte Rin den Pinsel an und malte mit eleganten Schriftzeichen Manjis Namen auf die Holzlatte. Als sie fertig war, seufzte sie und reichte sie an Isaku weiter. "Würdest du?"
Der große Mann nickte und nahm das Stück Holz entgegen. Ehrfürchtig steckte er es den Erdhügel vor ihm. Jetzt war Manji doch noch bestattet worden, auch ohne irgendeinen Glauben. Vielleicht aber auch mit seinem ganz eigenen Glauben.
Dem Manjiismus.
FIN
Disclaimer: "Blade of the Immortal" gehört nicht mir, ich verdiene kein Geld hiermit.