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Jasmine You [deceased]

von mi-o
Kurzbeschreibung
KurzgeschichteAllgemein / P12 / Gen
13.08.2009
13.08.2009
1
581
 
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„Sternschnuppen.“
So viele.
Leise sagte ich das Wort, als der nächste helle Schweif im Nachthimmel über mir erschien, nur um in der nächsten Sekunde schon wieder verschwunden zu sein.
Die heutige Nacht war sternenklar. Alle Regenwolken der letzten Tage schienen sich nur für diese paar Stunden, für die der Sternschnuppenschauer vorhergesagt war, verzogen zu haben.
Hier einsam und alleine in der Dunkelheit auf einer Bank im Nichts sitzend, den Blick in die Fernen des Himmels gerichtet, spann ich
meine Gedanken. Der Wind wehte sanft durch mein Haar, und ich lauschte seinem leisen Rauschen. Selten kam eine Menschenseele bis hierher, und nach Mitternacht nun erst recht nicht mehr. Jeder Straßenlärm und das grelle Strahlen der elektrischen Feuer der Stadt waren weit von mir entfernt. Ich war vor ihnen geflohen, ich hatte weit fliehen müssen, doch heute Nacht war mir kein Weg zu lang gewesen. Denn wie sollte ich das Firmament richtig betrachten können, wenn die Werbeanzeigen und Straßenlichter heller leuchteten als diese kleinen funkelnden Punkte dort oben?
Ich wusste von dem Glauben, den manche hegten, dass, wenn man eine Sternschnuppe sah, sei sie noch so klein und unbedeutend, und man im selben Moment einen Wunsch zu formulieren vermochte, dieser sich auch erfüllen würde.
Nun, ich hatte einen Wunsch. Vielleicht war ich wegen ihm hierher gekommen. Obwohl ich wusste, dass er niemals in Erfüllung gehen würde, durch keine Sternschnuppe der Welt, und auch nichts anderes.
Seit einigen Tagen, den wenigen Tagen, an denen ich Dich nicht mehr sehen konnte und obwohl für mich zu wissen glaubte, dass ich es nie wieder tun würde, saß dieser Wunsch tief in meinem Herzen und ließ es schwer wie ein Stein in meiner Brust liegen.
Wie viele Stunden waren vergangen, seitdem Du von uns gegangen warst? Gerade hatte ich keine Lust, sie bis hierher zu zählen. Auch so war mir klar, dass es zu viele waren.
Ich konnte und wollte nicht weinen. Ich hatte auch als mich die Nachricht über deinen Tod erreichte nicht geweint. Wahrscheinlich würde mich die Trauer dann an deiner Beerdigung überwältigen.
Langsam schloss ich die Augen und stellte mir jene Szenerie vor. Wie die Tränen meine und viele andere Wangen hinunterlaufen würden, weil allen klar wurde, wie endgültig der Abschied diesmal war. Wie mich meine Füße nach dieser letzten Feierlichkeit für Dich heimwärts tragen würden, ohne, dass ich etwas von meiner Umgebung mitbekam, weil meine Gedanken nicht auf dieser Welt weilten.
„Eigenartig.“
Ein geflüstertes Wort, das das Wehen des Windes nicht übertönen konnte. Dieses Leben war so eigenartig. Vor einer Woche hatte ich mir noch über ganz andere Dinge Gedanken gemacht. Nun fehlte der gute Freund an meiner Seite, der Du gewesen warst. Ein geliebter Mensch weniger in meinem eigenartigen Leben, und das beschäftigte mich. Natürlich.
Auch jeder vorangegangene Tod in meinem Freundeskreis war traurig gewesen. Sie alle hatten ein anderes kleines Stück meines Herzens angefressen und zeitweise meine Gedanken gefangen genommen. Doch ich verstand nicht, warum auch Deine Zeit schon hatte kommen müssen. In der Welt, in der ich lebte, in der Du auch gelebt hattest, war es schließlich weder normal  noch erhofft, sein Leben, und wenn es noch so seltsam schien, bereits so früh zu lassen.
Warum Du? Warum jetzt?
Der Wind, der mein Gesicht streichelte, gab mir keine Antwort.
Seufzend öffnete ich die Augen und starrte wieder in den Nachthimmel.
Dort, eine weitere Sternschnuppe.
Mein unerfüllbarer Wunsch spukte mir immer noch im Kopf herum. Unerfüllbar, ja.
Denn Tote kommen nicht zurück.


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R I P Jasmine You.
danke.
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