Seherin des Verborgenen
von Sarafina
Kurzbeschreibung
In dieser FF hat Lucan noch einen Bruder der mit ihm und den restlichen Kriegern zusammen gegen Marek und Dragos kämpft. Seine Name ist Marcel und ist älter als Lucan. Er weigert sich, sich eine Gefährtin zu nehmen, doch nach einer Mission in Deutschland verändert sich alles ...
GeschichteAllgemein / P18 / Gen
Dante
Elise
Gideon
Lucan
OC (Own Character)
Tegan
26.07.2009
13.05.2016
174
159.546
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26.07.2009
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Gerade als Leonie ins Wohnzimmer trat, kam Marcel aus dem Schlafzimmer. Er ging wortlos an ihr vorbei und war gerade dabei die Tür zu öffnen, als Leonie sagte.
„Was ist es nun wieder, was dich stört?“, fragte sie genervt.
„Mich stört nichts.“, antwortete er.
„Oh doch. Deine Reaktion eben war offensichtlich genug.“, widersprach Leonie.
Genervt stöhnte er.
„Du willst zu den Anderen, okay dann geh, aber wenn du zurück bist, bin ich dann nicht mehr hier.“, drohte sie.
Diese Drohung reichte, dass Marcel in wenigen Sekunden zu ihr kam und sie in seine Umarmung nahm. Leonie ließ es geschehen und wartete ab.
„Fang nicht jetzt schon damit an dich wie Dylan zu benehmen. Ich will mir nicht vor meinen Bruder die Blöße geben und zeigen müssen, wie schwer es mir doch fällt, wo ich mich doch nun darauf freue.“, flüsterte er ihr, nach einer Weile, zu.
„Ich versuche mein Bestes, Marcel aber wenn ich einfach nicht mehr liegen oder ruhig sitzen bleiben kann und drohe, gleich verrückt zu werden, dann kann ich es nicht ändern.“, sagte sie.
„Willst du nun noch immer zu den Anderen?“, fragte Leonie nachdem sie wieder einige Zeit still dagestanden hatten.
„Und dir die Chance geben deine Drohung wahr zu machen. Ich denke, dass sollte ich nicht tun.“, entschied er und kurz darauf saßen sie auf der großen Couch.
Leonie hatte sich auf den Rücken gelegt, während ihr Kopf auf seinen Schoß ruhte und er sanft mit den Fingern durch ihr Haar fuhr. Mit geschlossenen Augen genoss sie die Zuneigung, die ihr Gefährte ihr entgegen brachte.
Es schien ihr, als würde eine Ewigkeit vergangen sein, als sie die Augen öffnete. Marcel betrachtete sie liebevoll und strich weiterhin durch ihr Haar.
„Hast du eigentlich die Bilder entwickeln lassen?“ fragte sie.
„Ja. Sie sind sehr gut geworden.“, antwortete er, streckte den Arm aus und nahm einen Briefumschlag, um ihn Leonie zu geben. Diese packte die Bilder aus und betrachtete sie. Nachdem sie alle durchgesehen hatte, legte sie sie beiseite, schloss wieder die Augen und rief sich diesen Abend in Erinnerung.
Es war zwei Tage vor dem Abflug nach Boston.
„Du willst was?“, fragte Leonie freudestrahlend. Vor kurzem war Marcel von seiner Streife mit Lucan und ihren Onkeln zurückgekommen und sie hatten sich ins Bett, zum Schlafen gelegt, als er das Thema ansprach.
Marcel sah sie belustigt an und wiederholte sich.
„Wir haben Dezember, Weihnachten steht vor der Tür und ich dachte, ein Abend auf den Weihnachtsmarkt würde dir gefallen.“
„Gefallen. Du untertreibst. Ich liebe Weihnachtsmärkte über alles und konnte eigentlich nie genug davon bekommen.“, erzählte Leonie glücklich.
„Gut, dann gehen wir heute Abend hin.“, sagte er.
„Und die Streife?“, fragte Leonie.
„Wir haben alle Nester ausgeräuchert und die einzelnen Rogues auf den Straßen werden es sich zweimal überlegen, ob sie sich dir nähern, während ich dabei bin.“, meinte er.
„Stimmt. Sie werden vor Angst sich zusammenkauern, winseln und sich in einem dunklen Loch verstecken, wenn der tapfere und beschützende Gen-Eins vorbei kommt.“, neckte Leonie ihn.
„Jemanden wie dich muss man einfach beschützen.“, erwiderte Marcel und küsste sie auf die Stirn.
Am nächsten Tag, Nachmittag, verschwand Marcel noch einmal kurz, um noch etwas zu erledigen. Die Zeit nutzte Leonie, um zu sehen, was sie anziehen sollte. Im Hafen war es mollig warm und die meiste Zeit war sie im T-Shirt herumgelaufen, weil ein Pullover zu warm gewesen wäre. Aber draußen, so hatte sie bemerkt, lag Schnee und es würde wieder eine sternenklare, bitterkalte Nacht werden. Warum Marcel dies nicht merkte, brauchte sie gar nicht zu fragen. Es gehörte wohl dazu, dass ein Stammesangehöriger nicht so empfindsam auf Kälte reagierte.
Nachdem sie einige Zeit gesucht hatte und nichts fand, ging sie hinüber zu ihrer Tante Lada. Diese wohnte mehr in ihrer Nähe und fragte sie, ob sie sich etwas von ihr ausleihen könne.
Strahlend nickte sie und führte sie ins Schlafzimmer. Die Schränke waren riesig und Lada zeigte ihr einige Teile.
Zum Ende hin entschied sich Leonie für einen cremeweißen, weichen Pullover mit Halskragen und eine einfache Jeans. Dazu nahm sie sich noch Schal, Mütze und Handschuhe.
Zum Dank hauchte Leonie einen Kuss auf die Finger ihre Baumwollhandschuhe und drückte diese dann kurz auf jeweils eine Seite, von Ladas Wangen.
Diese zeigte ihr ein warmes Lächeln und brachte sie hinaus. Leonie war sehr erleichtert, dass die Gefährtinnen ihrer Onkel es ihr nicht übel nahmen, dass sie sie nicht auf die gleiche Art begrüßte oder sich bedankte, denn ihre Haut berühren, dass wollt sie keinesfalls und auch Lada und Anetta waren nicht erpicht, ihre Vergangenheit sie sehen zu lassen, auch wenn ihr Leben ruhig und friedlich verlief.
Kaum war sie zurück in Marcels Quartier, wurde schon die Tür geöffnet und Marcel kam herein.
„Lucan hat vor allein noch mal sich in der Stadt umzusehen und wünscht uns einen schönen Abend.“, sagte er.
„Ist das seine Art.“, fragte Leonie.
„Ja, manchmal will er einfach für sich allein sein, selbst entscheiden, welchen Weg er nimmt und nicht irgendwelchen Anordnungen folgen, die er selbst aufgestellt hat.“, antwortete Marcel. Leonie nickte und ergriff die dicke Daunenjacke.
„Wenn du frierst....“, begann er.
„Marcel. Ich habe mir einen dicken Pullover von Lada besorgt, dazu Handschuhe, Mütze und Schal und nun ziehe ich noch eine dicke Daunenjacke über. Eher werde ich eingehen vor Wärme, als vor Kälte zittern.“, meinte Leonie.
„Es ist sehr kalt draußen.“, informierte er sie.
„Dir scheint aber die Kälte nichts auszumachen.“, meinte Leonie, schloss den Reißverschluss und verließ mit ihm das Quartier.
„Wir spüren die Kälte einfach nicht so, wie Homo Sapiens. Ob es dort, wo die Alten herkamen, kalt oder warm war, wissen wir nicht, aber es kann sowohl das Eine als auch das Andere sein. Jedenfalls, Kälte ist nicht weiter bedrohlich für uns. Wenn wir wollten, könnten wir in einer Nacht mit Minustemperaturen schlafen aber ich denke, irgendwann wird es auch einen Stammesangehörigen zu kalt.“, meinte Marcel.
Der Weihnachtsmarkt war nicht weit vom Dunklen Hafen entfernt. Nur ein kurzes Stück zu Fuß und man hörte schon die Klänge von Weihnachtsliedern.
„Als Kind hat meine Mutter jeden Tag mir etwas vom Weihnachtsmarkt mitgebracht, egal ob Lebkuchen, Nüsse oder mit Schokolade überzogenes Obst. Diese Zeit habe ich über alles geliebt.“, erzählte Leonie. Marcel lächelte sie warmherzig an und nahm ihre Hand in die Seine. So schlenderten sie bis zum Weihnachtsmarkt und dann an den Buden vorbei. Zwischendurch kaufte Leonie einen mit Schokolade überzogenen Apfel und sie setzten sich auf eine Bank, in die Nähe, Einer der geschmückten Weihnachtsbäume, die zwischen den Buden standen.
„Sag mal, willst du nicht einmal probieren?“, fragte Leonie nach einer Weile.
„Hmm, nein, nicht wirklich.“, lehnte Marcel ab und zeigte ihr dabei eine Miene, als würde ihm gerade der Appetit vergehen. Doch kurz darauf verschwand die Miene und das warme Lächeln war wieder da.
„Wir vertragen kein normales Essen. Und wenn wir dann doch welches zu uns nehmen, dann nur ganz kleine Mengen.“, sagte er.
„Du hast noch nie in deinem Leben Schokolade gegessen.“, stellte Leonie überrascht fest. Marcel schüttelte den Kopf.
Nachdenklich sah Leonie sich um. Dabei fiel ihr Blick wieder auf die Bude, wo sie den Apfel gekauft hatte. Sie boten auch Schokoladenriegel, Weihnachtsmänner und andere Süßigkeiten an.
Ohne lange zu überlegen stand sie auf und ging auf die Bude zu. Marcel war sofort an ihrer Seite und sie spürte seine Sorge, weil er nicht wusste, was auf einmal los war.
Sie kaufte nur einen Vollmilchschokoladenriegel und dann setzten sie sich wieder.
„Kannst du mir mal erklären was das jetzt sollte?“, fragte Marcel.
„Würdest du wenigstens ein kleines Stück essen?“, erwiderte sie mit einer Gegenfrage. Er seufzte und wandte das Gesicht zur Seite.
„Bitte.“
„Na gut, gib her. Aber nur ein kleines Stück, den Rest isst du.“, verlangte Marcel. Ein amüsiertes Grinsen huschte über ihr Gesicht, dass ihn dazu bewegte, auch zu grinsen und zu flüstern.
„Auf was für Ideen schwangere Stammesgefährtinnen kommen. Ich glaube nicht einmal Tess hatte solche Einfälle. Was man mit euch nur alles mitmachen muss.“
„Hey, nun nörgele nicht sondern iss. Glaub mir, dass Sprichwort stimmt. „Schokolade macht glücklich.“.“, entgegnete Leonie.
Stillschweigend beobachtete daraufhin Leonie wie Marcel ein Stück aß und ihr den Rest des Riegels gab.
„Und?“, fragte Leonie und sah ihn strahlend an.
„Nicht noch einmal, bitte.“, verlangte Marcel und schüttelte sich.
Der Rest des Ausfluges war wie ein Traum und da der Weihnachtsmarkt groß war, brauchten sie lange, bis sie ihn durchquert und alles gesehen hatten. Zwischendurch sahen Leonie auch eine Pferdekutsche mit Weihnachtsmann. Ohne zu zögern trat sie zu den Pferden. Der Mann der beiden den Rössern stand, nickte, auf ihren fragenden Blick hin. Lächelnd strich sie über Blesse und ließ ihre Hände zu den Nüstern gleiten. Weich, wie sie es von der Zeit, als sie selber noch ritt, noch wusste.
Marcel hielt leicht Abstand und holte unterdessen eine Kamera heraus.
„Leonie.“, rief er sie und diese drehte sich um. Sie lächelte und sofort knipste er.
„Hey.“, erwiderte sie empört und kam zu ihm.
„Musst du mich so überrumpeln?“, fragte sie ihn.
„Ja. Das Bild sah jetzt einfach umwerfend aus und musste festgehalten werden.“, antwortete er.
„Es sähe noch besser aus, wenn ich mich auf eines der Pferde schwinge.“, schlug sie grinsend vor.
„Wag das ja nicht.“, zischte er drohend.
„Keine Angst, mache ich nicht.“, beruhigte sie ihn. Marcel nickte und wandte sich ab. Leonie eilte ihm hinterher und legte von hinten die Arme um ihn.
„Marcel. Du brauchst dir nicht immer solche Sorgen um mich zu machen. Es geht mir gut und du wirst mich niemals verlieren.“, versicherte sie ihm, ließ ihn los und er drehte sich zu ihr um. Seine Züge waren sanft und er lächelte.
„Du müsstest doch wissen, so sehr ich die Zeit mir dir genieße, dass ich immer befürchte, dass dir etwas zustoßen könnte.“, erinnerte er sie.
„Wir haben so vieles durchgestanden. Ich will jetzt nicht an all das Leid denken, was man uns zugefügt hat, sondern dies hier genießen und jetzt gib die Kamera her.“, verlangte sie und schweigsam gab er sie ihr.
„Und verderbe die Stimmung nicht länger.“, fügte sie hinzu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
„Deine Lippen sind kalt.“, murmelte er, nachdem der Kuss endete, leise.
„Egal, dafür sind deine warm.“, erwiderte Leonie.
„Vielleicht solltest du etwas Warmes trinken.“, schlug er vor und führte sie zu einer Teebude.
„Sehr vorbildlich von dir.“, entgegnete sie, als sie den dampfenden Tee in den Händen hielt.
„Aus welchem Grund?“, fragte er.
„Ich kriege kein Glühwein.“, antwortete sie.
„Nee, den bekommst du nicht.“, meinte er lächelnd und sie gingen langsam weiter.
Schließlich kamen sie zum größten der Weihnachtsbäume. Er war am prächtigsten geschmückt und einige Fotografen standen davor und fotografierten den Baum von allen Seiten. Einige von Ihnen schossen auch Bilder von Pärchen in der Nähe und boten diesen dann die Bilder überteuert an. Von Einen wurden sie angesprochen und nach einiger Zeit kaufte Marcel das Bild und gab ihm die Kamera, um noch Weitere zu machen.
Danach spazierten sie noch Richtung Spree und Leonie lehnte sich an das Geländer und sah auf den Fluss, wo nur wenige Schiffe fuhren. Marcel lehnte sich währenddessen mit dem Rücken an das Geländer und beobachtete sie dabei.
Von Weiten drangen, gedämpft, Weihnachtslieder zu Ihnen.
„Leonie.“, nannte er ihren Namen und sie wandte den Blick zu ihm.
„Würdest du?“, fragte er und bot ihr seine Hand an. Sie sah ihn kurz fragend an, ehe sie die Augen weitete und lächelte.
„Ich kann nicht gut tanzen.“, sagte sie entschuldigend.
„Ist mir egal. Tust du mir den gefallen.“, bat er und sie nickte lächelnd. Gerade als sie die ersten Takte getanzt hatten, setzte leichter Schneefall ein und Leonie blickte lächelnd auf.
„Bist du glücklich?“, fragte er sie.
„Das spürst du doch.“, antwortete sie ihm.
Erst spät, in der Nacht, kamen sie zurück. Leonie war auch dementsprechend müde und schlief, während Marcel im Bad war, auf der Couch ein.
Als er schließlich herauskam, lächelte er, kam zu ihr und hob sie hoch, um sie ins Bett zu tragen. Kurzzeitig öffnete Leonie noch mal die Augen im Halbschlaf. Als sie ihn erkannte, schloss sie die Augen und kuschelte sich in seine Umarmung.
Ende der Erinnerung
Marcel hatte aufgehört ihr durch die Haare zu streichen und Leonie öffnete die Augen. Er beobachtete sie nachdenklich, als er jedoch merkte das sie wach war, fuhren seine Finger wieder durch ihr Haar.
„Bist du zurück aus deinen Tagtraum?“, neckte er sie lächelnd.
„Ich dachte gerade an den Weihnachtsmarkt.“, sagte sie.
„An diesen Abend warst du so erschöpft, dass du mir auf der Couch eingeschlafen bist und ich dich ins Bett tragen musste.“, erinnerte er sich.
„Teilweise erschöpft und die kalte frische Luft und die Bewegung hat mich auch müde gemacht.“, erklärte Leonie.
„Und der Kleine leistet auch seinen Beitrag.“, meinte er.
„Ja, er auch. Wobei ich sagen muss, dass ich bis jetzt, außer in den Anfangsmonaten und während meiner Brechmonate eigentlich nie erschöpft war, durch ihn.“, erwiderte sie.
Kurzzeitig herrschte schweigen, ehe Leonie wieder das Wort ergriff.
„Ich habe gerade eben daran gedacht, wie ich dich dazu gebracht habe, Schokolade zu essen.“
„Einmal in meinen über 900 Jahre langen Leben esse ich Schokolade und erkenne, seit der Zeit, als diese entdeckt und hergestellt wird, habe ich nichts verpasst. Nichts auf dieser Welt wird mich noch einmal dazu bringen ein Stück Schokolade zu essen. Dies überlasse ich doch lieber den Homo Sapiens und den Gefährtinnen.“, weigerte sich Marcel, während man in seiner Stimme die Belustigung, über diese Situation, zu hören war.
„In Ordnung, ich quäle dich nicht noch einmal mit dem Geschmack der Schokolade. Aber den anderen Geschmack weist du nicht von dir, oder?“, fragte sie.
„Ich bin nicht hungrig, Leonie und bevor du nun wieder zornig wirst und denkst, ich würde dein Blut nicht wollen, erinnere ich dich daran, dass ich dein Blut genommen habe, obwohl mir der Gedanke nicht behagt.“, antwortete Marcel streng.
„Schon gut, darauf wollte ich nicht hinaus.“, meinte Leonie leise.
„Schatz. Hundert mal lieber deinen süßen, lieblichen Geschmack auf der Zunge, als den von öden Kupfer.“, sagte er lächelnd.
„Gut, damit gebe ich mich zufrieden.“, entschied sie, richtete sich leicht auf und küsste ihn.
„Was ist es nun wieder, was dich stört?“, fragte sie genervt.
„Mich stört nichts.“, antwortete er.
„Oh doch. Deine Reaktion eben war offensichtlich genug.“, widersprach Leonie.
Genervt stöhnte er.
„Du willst zu den Anderen, okay dann geh, aber wenn du zurück bist, bin ich dann nicht mehr hier.“, drohte sie.
Diese Drohung reichte, dass Marcel in wenigen Sekunden zu ihr kam und sie in seine Umarmung nahm. Leonie ließ es geschehen und wartete ab.
„Fang nicht jetzt schon damit an dich wie Dylan zu benehmen. Ich will mir nicht vor meinen Bruder die Blöße geben und zeigen müssen, wie schwer es mir doch fällt, wo ich mich doch nun darauf freue.“, flüsterte er ihr, nach einer Weile, zu.
„Ich versuche mein Bestes, Marcel aber wenn ich einfach nicht mehr liegen oder ruhig sitzen bleiben kann und drohe, gleich verrückt zu werden, dann kann ich es nicht ändern.“, sagte sie.
„Willst du nun noch immer zu den Anderen?“, fragte Leonie nachdem sie wieder einige Zeit still dagestanden hatten.
„Und dir die Chance geben deine Drohung wahr zu machen. Ich denke, dass sollte ich nicht tun.“, entschied er und kurz darauf saßen sie auf der großen Couch.
Leonie hatte sich auf den Rücken gelegt, während ihr Kopf auf seinen Schoß ruhte und er sanft mit den Fingern durch ihr Haar fuhr. Mit geschlossenen Augen genoss sie die Zuneigung, die ihr Gefährte ihr entgegen brachte.
Es schien ihr, als würde eine Ewigkeit vergangen sein, als sie die Augen öffnete. Marcel betrachtete sie liebevoll und strich weiterhin durch ihr Haar.
„Hast du eigentlich die Bilder entwickeln lassen?“ fragte sie.
„Ja. Sie sind sehr gut geworden.“, antwortete er, streckte den Arm aus und nahm einen Briefumschlag, um ihn Leonie zu geben. Diese packte die Bilder aus und betrachtete sie. Nachdem sie alle durchgesehen hatte, legte sie sie beiseite, schloss wieder die Augen und rief sich diesen Abend in Erinnerung.
Es war zwei Tage vor dem Abflug nach Boston.
„Du willst was?“, fragte Leonie freudestrahlend. Vor kurzem war Marcel von seiner Streife mit Lucan und ihren Onkeln zurückgekommen und sie hatten sich ins Bett, zum Schlafen gelegt, als er das Thema ansprach.
Marcel sah sie belustigt an und wiederholte sich.
„Wir haben Dezember, Weihnachten steht vor der Tür und ich dachte, ein Abend auf den Weihnachtsmarkt würde dir gefallen.“
„Gefallen. Du untertreibst. Ich liebe Weihnachtsmärkte über alles und konnte eigentlich nie genug davon bekommen.“, erzählte Leonie glücklich.
„Gut, dann gehen wir heute Abend hin.“, sagte er.
„Und die Streife?“, fragte Leonie.
„Wir haben alle Nester ausgeräuchert und die einzelnen Rogues auf den Straßen werden es sich zweimal überlegen, ob sie sich dir nähern, während ich dabei bin.“, meinte er.
„Stimmt. Sie werden vor Angst sich zusammenkauern, winseln und sich in einem dunklen Loch verstecken, wenn der tapfere und beschützende Gen-Eins vorbei kommt.“, neckte Leonie ihn.
„Jemanden wie dich muss man einfach beschützen.“, erwiderte Marcel und küsste sie auf die Stirn.
Am nächsten Tag, Nachmittag, verschwand Marcel noch einmal kurz, um noch etwas zu erledigen. Die Zeit nutzte Leonie, um zu sehen, was sie anziehen sollte. Im Hafen war es mollig warm und die meiste Zeit war sie im T-Shirt herumgelaufen, weil ein Pullover zu warm gewesen wäre. Aber draußen, so hatte sie bemerkt, lag Schnee und es würde wieder eine sternenklare, bitterkalte Nacht werden. Warum Marcel dies nicht merkte, brauchte sie gar nicht zu fragen. Es gehörte wohl dazu, dass ein Stammesangehöriger nicht so empfindsam auf Kälte reagierte.
Nachdem sie einige Zeit gesucht hatte und nichts fand, ging sie hinüber zu ihrer Tante Lada. Diese wohnte mehr in ihrer Nähe und fragte sie, ob sie sich etwas von ihr ausleihen könne.
Strahlend nickte sie und führte sie ins Schlafzimmer. Die Schränke waren riesig und Lada zeigte ihr einige Teile.
Zum Ende hin entschied sich Leonie für einen cremeweißen, weichen Pullover mit Halskragen und eine einfache Jeans. Dazu nahm sie sich noch Schal, Mütze und Handschuhe.
Zum Dank hauchte Leonie einen Kuss auf die Finger ihre Baumwollhandschuhe und drückte diese dann kurz auf jeweils eine Seite, von Ladas Wangen.
Diese zeigte ihr ein warmes Lächeln und brachte sie hinaus. Leonie war sehr erleichtert, dass die Gefährtinnen ihrer Onkel es ihr nicht übel nahmen, dass sie sie nicht auf die gleiche Art begrüßte oder sich bedankte, denn ihre Haut berühren, dass wollt sie keinesfalls und auch Lada und Anetta waren nicht erpicht, ihre Vergangenheit sie sehen zu lassen, auch wenn ihr Leben ruhig und friedlich verlief.
Kaum war sie zurück in Marcels Quartier, wurde schon die Tür geöffnet und Marcel kam herein.
„Lucan hat vor allein noch mal sich in der Stadt umzusehen und wünscht uns einen schönen Abend.“, sagte er.
„Ist das seine Art.“, fragte Leonie.
„Ja, manchmal will er einfach für sich allein sein, selbst entscheiden, welchen Weg er nimmt und nicht irgendwelchen Anordnungen folgen, die er selbst aufgestellt hat.“, antwortete Marcel. Leonie nickte und ergriff die dicke Daunenjacke.
„Wenn du frierst....“, begann er.
„Marcel. Ich habe mir einen dicken Pullover von Lada besorgt, dazu Handschuhe, Mütze und Schal und nun ziehe ich noch eine dicke Daunenjacke über. Eher werde ich eingehen vor Wärme, als vor Kälte zittern.“, meinte Leonie.
„Es ist sehr kalt draußen.“, informierte er sie.
„Dir scheint aber die Kälte nichts auszumachen.“, meinte Leonie, schloss den Reißverschluss und verließ mit ihm das Quartier.
„Wir spüren die Kälte einfach nicht so, wie Homo Sapiens. Ob es dort, wo die Alten herkamen, kalt oder warm war, wissen wir nicht, aber es kann sowohl das Eine als auch das Andere sein. Jedenfalls, Kälte ist nicht weiter bedrohlich für uns. Wenn wir wollten, könnten wir in einer Nacht mit Minustemperaturen schlafen aber ich denke, irgendwann wird es auch einen Stammesangehörigen zu kalt.“, meinte Marcel.
Der Weihnachtsmarkt war nicht weit vom Dunklen Hafen entfernt. Nur ein kurzes Stück zu Fuß und man hörte schon die Klänge von Weihnachtsliedern.
„Als Kind hat meine Mutter jeden Tag mir etwas vom Weihnachtsmarkt mitgebracht, egal ob Lebkuchen, Nüsse oder mit Schokolade überzogenes Obst. Diese Zeit habe ich über alles geliebt.“, erzählte Leonie. Marcel lächelte sie warmherzig an und nahm ihre Hand in die Seine. So schlenderten sie bis zum Weihnachtsmarkt und dann an den Buden vorbei. Zwischendurch kaufte Leonie einen mit Schokolade überzogenen Apfel und sie setzten sich auf eine Bank, in die Nähe, Einer der geschmückten Weihnachtsbäume, die zwischen den Buden standen.
„Sag mal, willst du nicht einmal probieren?“, fragte Leonie nach einer Weile.
„Hmm, nein, nicht wirklich.“, lehnte Marcel ab und zeigte ihr dabei eine Miene, als würde ihm gerade der Appetit vergehen. Doch kurz darauf verschwand die Miene und das warme Lächeln war wieder da.
„Wir vertragen kein normales Essen. Und wenn wir dann doch welches zu uns nehmen, dann nur ganz kleine Mengen.“, sagte er.
„Du hast noch nie in deinem Leben Schokolade gegessen.“, stellte Leonie überrascht fest. Marcel schüttelte den Kopf.
Nachdenklich sah Leonie sich um. Dabei fiel ihr Blick wieder auf die Bude, wo sie den Apfel gekauft hatte. Sie boten auch Schokoladenriegel, Weihnachtsmänner und andere Süßigkeiten an.
Ohne lange zu überlegen stand sie auf und ging auf die Bude zu. Marcel war sofort an ihrer Seite und sie spürte seine Sorge, weil er nicht wusste, was auf einmal los war.
Sie kaufte nur einen Vollmilchschokoladenriegel und dann setzten sie sich wieder.
„Kannst du mir mal erklären was das jetzt sollte?“, fragte Marcel.
„Würdest du wenigstens ein kleines Stück essen?“, erwiderte sie mit einer Gegenfrage. Er seufzte und wandte das Gesicht zur Seite.
„Bitte.“
„Na gut, gib her. Aber nur ein kleines Stück, den Rest isst du.“, verlangte Marcel. Ein amüsiertes Grinsen huschte über ihr Gesicht, dass ihn dazu bewegte, auch zu grinsen und zu flüstern.
„Auf was für Ideen schwangere Stammesgefährtinnen kommen. Ich glaube nicht einmal Tess hatte solche Einfälle. Was man mit euch nur alles mitmachen muss.“
„Hey, nun nörgele nicht sondern iss. Glaub mir, dass Sprichwort stimmt. „Schokolade macht glücklich.“.“, entgegnete Leonie.
Stillschweigend beobachtete daraufhin Leonie wie Marcel ein Stück aß und ihr den Rest des Riegels gab.
„Und?“, fragte Leonie und sah ihn strahlend an.
„Nicht noch einmal, bitte.“, verlangte Marcel und schüttelte sich.
Der Rest des Ausfluges war wie ein Traum und da der Weihnachtsmarkt groß war, brauchten sie lange, bis sie ihn durchquert und alles gesehen hatten. Zwischendurch sahen Leonie auch eine Pferdekutsche mit Weihnachtsmann. Ohne zu zögern trat sie zu den Pferden. Der Mann der beiden den Rössern stand, nickte, auf ihren fragenden Blick hin. Lächelnd strich sie über Blesse und ließ ihre Hände zu den Nüstern gleiten. Weich, wie sie es von der Zeit, als sie selber noch ritt, noch wusste.
Marcel hielt leicht Abstand und holte unterdessen eine Kamera heraus.
„Leonie.“, rief er sie und diese drehte sich um. Sie lächelte und sofort knipste er.
„Hey.“, erwiderte sie empört und kam zu ihm.
„Musst du mich so überrumpeln?“, fragte sie ihn.
„Ja. Das Bild sah jetzt einfach umwerfend aus und musste festgehalten werden.“, antwortete er.
„Es sähe noch besser aus, wenn ich mich auf eines der Pferde schwinge.“, schlug sie grinsend vor.
„Wag das ja nicht.“, zischte er drohend.
„Keine Angst, mache ich nicht.“, beruhigte sie ihn. Marcel nickte und wandte sich ab. Leonie eilte ihm hinterher und legte von hinten die Arme um ihn.
„Marcel. Du brauchst dir nicht immer solche Sorgen um mich zu machen. Es geht mir gut und du wirst mich niemals verlieren.“, versicherte sie ihm, ließ ihn los und er drehte sich zu ihr um. Seine Züge waren sanft und er lächelte.
„Du müsstest doch wissen, so sehr ich die Zeit mir dir genieße, dass ich immer befürchte, dass dir etwas zustoßen könnte.“, erinnerte er sie.
„Wir haben so vieles durchgestanden. Ich will jetzt nicht an all das Leid denken, was man uns zugefügt hat, sondern dies hier genießen und jetzt gib die Kamera her.“, verlangte sie und schweigsam gab er sie ihr.
„Und verderbe die Stimmung nicht länger.“, fügte sie hinzu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
„Deine Lippen sind kalt.“, murmelte er, nachdem der Kuss endete, leise.
„Egal, dafür sind deine warm.“, erwiderte Leonie.
„Vielleicht solltest du etwas Warmes trinken.“, schlug er vor und führte sie zu einer Teebude.
„Sehr vorbildlich von dir.“, entgegnete sie, als sie den dampfenden Tee in den Händen hielt.
„Aus welchem Grund?“, fragte er.
„Ich kriege kein Glühwein.“, antwortete sie.
„Nee, den bekommst du nicht.“, meinte er lächelnd und sie gingen langsam weiter.
Schließlich kamen sie zum größten der Weihnachtsbäume. Er war am prächtigsten geschmückt und einige Fotografen standen davor und fotografierten den Baum von allen Seiten. Einige von Ihnen schossen auch Bilder von Pärchen in der Nähe und boten diesen dann die Bilder überteuert an. Von Einen wurden sie angesprochen und nach einiger Zeit kaufte Marcel das Bild und gab ihm die Kamera, um noch Weitere zu machen.
Danach spazierten sie noch Richtung Spree und Leonie lehnte sich an das Geländer und sah auf den Fluss, wo nur wenige Schiffe fuhren. Marcel lehnte sich währenddessen mit dem Rücken an das Geländer und beobachtete sie dabei.
Von Weiten drangen, gedämpft, Weihnachtslieder zu Ihnen.
„Leonie.“, nannte er ihren Namen und sie wandte den Blick zu ihm.
„Würdest du?“, fragte er und bot ihr seine Hand an. Sie sah ihn kurz fragend an, ehe sie die Augen weitete und lächelte.
„Ich kann nicht gut tanzen.“, sagte sie entschuldigend.
„Ist mir egal. Tust du mir den gefallen.“, bat er und sie nickte lächelnd. Gerade als sie die ersten Takte getanzt hatten, setzte leichter Schneefall ein und Leonie blickte lächelnd auf.
„Bist du glücklich?“, fragte er sie.
„Das spürst du doch.“, antwortete sie ihm.
Erst spät, in der Nacht, kamen sie zurück. Leonie war auch dementsprechend müde und schlief, während Marcel im Bad war, auf der Couch ein.
Als er schließlich herauskam, lächelte er, kam zu ihr und hob sie hoch, um sie ins Bett zu tragen. Kurzzeitig öffnete Leonie noch mal die Augen im Halbschlaf. Als sie ihn erkannte, schloss sie die Augen und kuschelte sich in seine Umarmung.
Ende der Erinnerung
Marcel hatte aufgehört ihr durch die Haare zu streichen und Leonie öffnete die Augen. Er beobachtete sie nachdenklich, als er jedoch merkte das sie wach war, fuhren seine Finger wieder durch ihr Haar.
„Bist du zurück aus deinen Tagtraum?“, neckte er sie lächelnd.
„Ich dachte gerade an den Weihnachtsmarkt.“, sagte sie.
„An diesen Abend warst du so erschöpft, dass du mir auf der Couch eingeschlafen bist und ich dich ins Bett tragen musste.“, erinnerte er sich.
„Teilweise erschöpft und die kalte frische Luft und die Bewegung hat mich auch müde gemacht.“, erklärte Leonie.
„Und der Kleine leistet auch seinen Beitrag.“, meinte er.
„Ja, er auch. Wobei ich sagen muss, dass ich bis jetzt, außer in den Anfangsmonaten und während meiner Brechmonate eigentlich nie erschöpft war, durch ihn.“, erwiderte sie.
Kurzzeitig herrschte schweigen, ehe Leonie wieder das Wort ergriff.
„Ich habe gerade eben daran gedacht, wie ich dich dazu gebracht habe, Schokolade zu essen.“
„Einmal in meinen über 900 Jahre langen Leben esse ich Schokolade und erkenne, seit der Zeit, als diese entdeckt und hergestellt wird, habe ich nichts verpasst. Nichts auf dieser Welt wird mich noch einmal dazu bringen ein Stück Schokolade zu essen. Dies überlasse ich doch lieber den Homo Sapiens und den Gefährtinnen.“, weigerte sich Marcel, während man in seiner Stimme die Belustigung, über diese Situation, zu hören war.
„In Ordnung, ich quäle dich nicht noch einmal mit dem Geschmack der Schokolade. Aber den anderen Geschmack weist du nicht von dir, oder?“, fragte sie.
„Ich bin nicht hungrig, Leonie und bevor du nun wieder zornig wirst und denkst, ich würde dein Blut nicht wollen, erinnere ich dich daran, dass ich dein Blut genommen habe, obwohl mir der Gedanke nicht behagt.“, antwortete Marcel streng.
„Schon gut, darauf wollte ich nicht hinaus.“, meinte Leonie leise.
„Schatz. Hundert mal lieber deinen süßen, lieblichen Geschmack auf der Zunge, als den von öden Kupfer.“, sagte er lächelnd.
„Gut, damit gebe ich mich zufrieden.“, entschied sie, richtete sich leicht auf und küsste ihn.