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Do you dream much, Will?

von Jaden
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Clarice Starling Hannibal Lecter Jack Crawford Will Graham
04.07.2009
28.06.2010
27
51.929
6
Alle Kapitel
63 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
 
 
04.07.2009 1.653
 
Titel: Do you dream much, Will?

Autor: Jaden

Rating: P18 Slash

Pairing: Hannibal Lecter x Will Graham

Kurzbeschreibung: Der ehemalige Agent Will Graham wird abermals nach den schrecklichen Ereignissen mit Dolarhyde von Jack Crawford im Ruhestand gestört. Dieses mal geht es um den entflohenen Lecter. Doch es stellt sich bald die Frage, wer hier der Gejagte ist ... (Spielt nach 'Das Schweigen der Lämmer'. Hannibal und Hannibal Rising werden nicht beachtet.)

Kommentar: Nachdem mich das Hannibal-Fieber getroffen hatte, konnte ich gar nicht anders, als diesen ersten Teil meiner neuen Idee aufzuschreiben und hier hinein zu stellen. Ich hoffe, es gefällt euch auch. ;)



1




Will Graham sitzt auf einem bequemen Stuhl im Hauptquartier des FBIs in Washington und studiert die neuen Aufnahmen, die Jack Crawford ihm auf den Tisch gelegt hatte. Die Bilder zeigen einen gewissen Dr. Fell, den Museumskurator der Capponi-Bibliothek in Florenz. Man sieht ihn nie von ganz vorn, nur von der Seite, wie er auf einer Bank vor dem Brunnen auf dem Piazza della Signoria sitzt.

„Unvorsichtig, Lecter.“, murmelt der ehemalige Special Investigator und kann sich nur schwer von dem Anblick des gesuchten Mörders losreißen. Schließlich bringt ihn aber eine weibliche Stimme dazu, aufzusehen.

„Das hat uns Rinaldo Pazzi geschickt. Ein italienischer Kommissar.“
Clarice Starling schenkt Will nur kurz Aufmerksamkeit, ehe sie sich die Kopie eines der Bilder greift und ihr Blick darauf haftet.
„Wir müssen vorsichtig sein. Er darf nicht merken, dass wir seine Identität herausgefunden haben.“

Doch Will Graham interessiert das eher weniger. Viel mehr fragt er sich, warum Crawford ihn aus seinem Exil geholt hat. Oder, was vielleicht auch ganz interessant wäre zu erfahren: Warum ist er darauf eingegangen? Sich mit der Ergreifung eines der meist gesuchten Mörder, wie Hannibal Lecter es ist, zu beschäftigen zählt nicht zu Wills bevorzugten Freizeitbeschäftigungen. Er hat schon genug mit den Träumen über seinen ehemaligen Therapeuten zu kämpfen, er braucht nicht noch mehr Stoff dafür. Ganz im Gegenteil, wahrscheinlich könnte man einige Horrorfilme mit seinen Träumen füllen und Millionen verdienen.

Erneut wird er aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür klickt und anschließend aufgeht. Sein Blick wandert über den gealterten Chef des FBIs und bleibt schließlich an seiner Sorgenfalte auf der Stirn stehen.
Warum hat er ihn geholt? Was soll Will tun?

„Will, schön dich zu sehen.“
„Ich würde das gerne zurück geben, aber ich müsste lügen.“

Crawford seufzt. Sein Blick wandert über die Bilder, Agent Starling und schließlich zurück zu Will.
„Wir haben ihn.“, nickt er und versucht sich anscheinend Mut zuzusprechen.
„Noch nicht.“, fügt Starling an und abermals kann Will ihren Blick spüren. Es jagt ihm keinen sehr angenehmen Schauer über den Rücken.

„Wozu hast du mich hergeholt, Jack? Ich bin kein Agent mehr.“ - Und ich will auch keiner mehr sein, fügt er in Gedanken hinzu.
„Wir brauchen dich, Will. Du kennst Lecter am besten, du hast mit ihm jahrelang Kontakt gehabt.“
Ein kurzes, bitteres Lachen dringt aus Grahams Mund.
„Das habe ich. Und Lecter hatte Recht: Niemand in meiner Nähe wird je sicher sein.“ Er macht eine kurze Pause, schämt sich für den Anflug von Verbitterung in seiner Stimme.
„Jack, Molly hat mich verlassen. Und weißt du was? Ich bin froh darüber. Erst jetzt kann ich mir sicher sein, dass ich sie in nächster Zeit nicht im Leichenschauhaus besuchen darf, um sie zu identifizieren.“ Er schüttelt den Kopf und unterbricht das von Crawford angefangene ‚Das tut mir leid.‘.
„ - Ich bin raus aus der Sache. Ihr habt andere Leute für die Dreckarbeit.“ Sein Blick huscht kurz zu Starling.

„Wir haben andere, ja, aber wir haben niemanden der so gut ist wie du. Und - warte -“ Will gibt den Versuch auf, ihn zu unterbrechen.
„ - Es geht nicht mal nur um deine Fähigkeiten als Special Investigator. Es geht um deine Kenntnisse über Lecter. Niemand kennt ihn so, wie du ihn kennst.“ Er macht eine Pause und seufzt, ehe er zum Tisch geht und eine Tasse mit Kaffee füllt. Anschließend schiebt er sie Will zu.
„Bitte Will. Nur noch dieses eine mal. Dann wirst du nie wieder von mir hören. Aber wir brauchen dich.“ Er hält kurz inne, während die Barrieren im Kopf des ehemaligen Agents langsam Risse bekommen.
„Außerdem bin ich sicher, dass du dich besser fühlst, wenn er nicht auf freiem Fuß ist.“

Will seufzt und nimmt einen Schluck des heißen Getränks. Fühlt er sich sicherer, wenn Lecter hinter Gittern ist? Fühlt er sich denn jetzt unsicher?
Nein. Er nicht. Aber er kann nicht verhindern, dass er sich Sorgen um Molly und Josh macht. Schon einmal wurden sie das Ziel eines Attentats von Hannibal. Damals hatte er Dolarhyde seine Adresse in Florida gegeben. Damals… entkam er nur knapp mit dem Leben. Und er verlor seine Familie, jedoch nicht an den Tod, sondern bloß an die Scheidung.
Würde Hannibal jetzt noch seiner Ex-Frau auflauern? Er bezweifelt es und doch… ja, vielleicht würde er sich sicherer fühlen, wenn Hannibal eingesperrt ist.

Nach einigen Minuten, in denen er von Crawford beobachtet wird, nickt er leicht und spürt einen leichten Hauch von angstvoller Erregung durch seine Wirbelsäule kriechen. Da ist er also, wieder auf den Fersen von Lecter. Wieder gezwungen, in dessen Gedanken einzudringen. Wobei… waren sie nicht schon dort? Waren sie nicht schon seit dem ersten Tag dort, an dem er Dr. Lecter gegenüber stand?

„Danke, Will.“, ertönt es in dem Moment und ein kurzweiliges Lächeln entsteht auf Crawfords Gesicht, ehe er sich eine der Kopien schnappt und sie mit einer schnellen Geste in die Mitte der bereits überfüllten Pinnwand heftet.



„Die Polizei in Florenz ist informiert, aber sie werden nichts tun, solange wir es nicht wollen. Allerdings überlasse ich ihnen nur ungern die Festnahme.“, sagt Crawford einen Tag später und setzt sich gegenüber von Starling, welche gerade alle Bilder, Zeitungsausschnitte und andere Akten über Hannibal Lecter durchsieht. Nun hebt sie aber den Blick, halb fragend:
„Damit sie ihn nicht entwischen lassen?“
„Ganz genau. Er ist ein gerissener Mistkerl.“
Sie nickt abwesend und wendet sich wieder den Unterlagen zu. Allerdings dauert es nicht lange, bis sie abermals zum Agent-in-Charge
schaut.

„Graham war in Lecters psychischer Behandlung?“
„Ja. Er konnte anscheinend mit ihm über Dinge reden, die er anderen nicht erzählen konnte.“
Sie zieht ihre Stirn in Falten.
„Hat er nie etwas gemerkt?“
Crawford schüttelt den Kopf.
„Es ist schon merkwürdig, da gebe ich Ihnen Recht. Will war gleichzeitig in dem Fall des Chesapeake Ripper involviert. Der Chesapeake Ripper -“
„ - entnahm seinen Opfern Organe, um sie später zu verspeisen. Lecter.“, beendet Starling.
„Ja. Er erzählte ihm von seinen Misserfolgen und suchte Rat in den Gesprächen mit Lecter.“ Er schüttelt angehend wütend den Kopf.
„Dieser Mistkerl hat sich sicher einen Heidenspaß daraus gemacht und sich dabei gefragt, wie lange Will wohl noch zappeln wird.“

(„Ich glaube, ich werde ihr Herz essen.“)

„Was ist passiert?“ Die junge Agentin blickt ihren Vorgesetzen interessiert an. Ihr Interesse entspringt nicht nur aus dem Fall selbst, sondern hauptsächlich ihrer Neugierde. Was ist genau passiert, bevor Graham von dem vermeintlichen Therapeuten niedergestochen wurde?

„Will hat das medizinische Buch Wound Man im Regal stehen sehen. Lecters letztes Opfer hatte exakt die selben Verwundungen wie eine Illustration in dem Buch. Er wusste sofort, dass er es war. Nachdem er nach draußen gegangen war, um die Polizei zu rufen hat Lecter wahrscheinlich schon sein Messer bereit gelegt.“
„Dann hat er Graham niedergestochen. Aber der hat es noch geschafft, dem Doktor zwei Pfeile in die Seite zu stoßen und anschließend zu schießen.“

Crawford nickt. Gleichzeitig versucht er die aufkommenden Schuldgefühle gegenüber Will zu verdrängen. Der Agent ist nicht nur einer seiner besten Köpfe - gewesen, möchte man hinzufügen - sondern auch sein Freund. Und jetzt hat er durch die Verwicklungen im Fall Hannibal, sowie im Fall Dolarhyde alles verloren, was er besaß. Seine Familie. Seine ruhigen Nächte. Sein Leben.

( „…Sie haben ihn erwischt. Wie haben Sie das angestellt?“ „Er durfte mich dafür töten.“)

Kann er es mit seinem Gewissen vereinbaren, Will schon wieder in den Fall hineinzuziehen? Er schließt für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnet, steht die Entscheidung fest. Er muss.



Der blonde, nicht mehr ganz so junge Mann in Sweatshirt und Jeans steht am Fenster des kleines Apartments, ein Glas mit Rotwein in der Hand, und schaut auf die vorbeiziehenden Menschen und Autos. Hinter ihm ertönt das Lied In The Mood von Glenn Miller. Früher hat er neben Jazz auch viel Klassik gehört. Seit dem ihm klar geworden ist, dass Dr. Lecter - bekennender Klassikliebhaber - die Organe seiner Opfer verspeist, hat er keine Klassik mehr gehört.
Ekel? Angst? Er würde es eher eine Schutzmaßnahme gegenüber seiner Erinnerungen nennen.

Vor einigen Minuten hat Crawford ihn angerufen und mitgeteilt, dass er mit Agent Starling nach Florenz fliegen soll. Dabei muss er sich im Hintergrund halten, während Starling Lecter unauffällig hinterher spioniert. Sie müssen seinen Tagesablauf nachkonstruieren können.

‚Gibt es dafür keine anderen Agenten oder Polizisten?‘, hatte er unwillig geantwortet. Er kannte die Antwort.
‚Nein. Starling ist dafür bestens ausgebildet und warum du dabei bist, ist dir sicher klar. Will, er wird dich nicht einmal sehen. Glaub‘ mir, die Sache ist ungefährlich.‘
Doch das war ihm egal. Er wollte nicht in Lecters Nähe, er wollte sein ruhiges Leben weiterführen.
‚Warum gibst du der italienischen Polizei nicht den Auftrag, sofort das Haus zu stürmen?‘ Er kannte die Antwort.
‚Das weißt du selbst ganz genau, Will. Sie würden es vermasseln, Lecter wäre bereits über alle Berge. Er ist noch nie unvorsichtig gewesen. … Nein, wir brauchen Leute wie dich und Starling. Erst wenn ich mir ganz sicher bin, schreiten wir zur Tat. Er darf uns nicht wieder entwischen!‘
Leider Gottes hatte Crawford Recht. Das war der beste Weg und sie beide wären die besten Leute dafür.
Warum hatte nur er schon beim Anblick von dem Bild Lecters auf dem Piazza della Signoria gewusst, dass er genau dorthin gehen musste? Direkt in die Fänge des Mörders…


(„Furcht ist der Preis für unsere Gabe. Aber ich kann dir helfen, sie zu ertragen, Will.“)


To Be Continued.
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