Wo bist du?
von Aelphaba
Kurzbeschreibung
Lady Glinda had a bad night, a night of shakes and regret and pain...But she sat up half the night and lit a candle in a window, for reasons she couldn't articulate. (Wicked, G.M.)
GeschichteDrama / P6 / Gen
Elphaba Thropp
Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
24.06.2009
24.06.2009
1
867
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Disclaimer: Wicked gehört nicht mir, wie wir alle wissen, und der Song "Wo bist du?" stammt von Silly. Von mir stammen bloß einige kleine Änderungen im Liedtext und die Zeilen dazwischen ;)
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Die Nacht hat den Tag langsam umgebracht
und alle Katzen grau gemacht.
Ich kühle am Fenster mein Gesicht.
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Die Nacht brach herein und mit ihr die gefürchtete Dunkelheit. Eine unermessliche Zeitspanne bis zum neuen Morgen. Die Stunden wollten nicht vergehen. Sie legte das Buch beiseite, das ihr keinen Trost spendete, und wandelte unschlüssig umher; das Bett meidend, in dem Elphaba ihre Träume wie ein Inkubus heimsuchen würde. Am Fenster blieb sie stehen. Hitze stieg in ihr hoch wie kochendes Wasser, zwang sie in die Knie, bis ihre Wange die Scheibe berührte. Für einen Moment erdete sie der Kontakt mit der kalten glatten Fläche.
Trotzig hatte sie sich in die Arbeit gestürzt und wollte alles vergessen. Es gelang ihr, während sie Audienzen und Empfänge gab, während den Anhörungen; solange die Augen der Öffentlichkeit auf ihr ruhten und sie funktionieren musste. Die Menschen brauchen jemand, an dem sie sich aufrichten können, nicht wahr? Ihre Selbstdisziplin grenzte an eine seltene Art von Sadismus.
Es wäre untertrieben gewesen, wenn sie sich eingestanden hätte, dass sie sich heute nicht wohl fühlte. Ihr Rückgrat fühlte sich wie zerschmettert an und die Finger waren rotgeschwollen, überhitzt, das Fleisch an den zierlichen Knochen ein unansehnlicher, schmerzhafter Teig. Der Anfall würde bis zum Morgen dauern, eventuell auch einige Tage, die zwischen Schüttelfrost und Fieber dahin ziehen würden. Die Nächte waren stets schlimmer. Sie riss das Fenster auf, um frische Luft zu atmen.
Grimalkins fahler Schatten glitt wie ein Gespenst an der Wand entlang, unberührbar und unbegreiflich.
Die Straße schickt lockend ein Lachen herauf,
ich will es nicht und werf’s wieder raus.
In meinen Tränen schwimmt Kerzenlicht.
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Für einen Moment fühlte sie sich wahrhaft allein, hier in der Fensternische im gleichgültigen Licht des Mondes. Aber ihre Gedanken flogen schon ruhelos wie ein Nachtvogel aus der Stadt. Zielstrebig nach Westen, wo die Dunkelheit herauf gekrochen war, wo sie wohnte. Die Wiesen und Felder lagen geheimnisvoll in der Sommernacht und flüsterten leise. Ihre Gedanken sprangen über zwei Seen und einen mächtigen Fluss hinweg. Vor ihrem inneren Auge ahnte sie, wie die Berge hinter dem Wasser anstiegen, eine unüberwindbare Festung. Aber nicht für sie. Sie fand das tief eingeschnittene Tal, den Weg, der sich am Felsen entlang wand. Und endlich erblickte sie die Burg, halb eingefallen, moosüberwachsen. Das stand Elphaba recht, sich an einen solchen Ort zurückzuziehen. Im Niemandsland, aller Annehmlichkeiten entsagend. Doch auch hierin waren sie sich eigentümlich ähnlich. Sie lebten beide in den Trümmern ihrer Vergangenheit, nur dass Glinda ein bisschen mehr auf das Bild achtete, das sie dabei abgab. Popular till the end.
Ein Geräusch unterbrach ihren Gedankenflug. Nur ihre Augen bewegten sich, fixierten den Störenfried.
Eine Fliege ertrinkt in meinem Wein.
Es ist totenstill, ich hör sie Hilfe schrei’n.
Ich seh ihr zu und ich sehe mich.
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Das Mitleid siegte. Sie stand auf und fischte die Fliege aus dem Glas, setzte sie auf die Tischplatte, wo das Insekt benommen anfing, seine nassen Flügel mit den Beinen zu putzen. Wer würde sie vor dem Ertrinken retten? Das war eigentlich kein Problem, ihr Problem bestand vielmehr darin, dass sie nur von einer Person gerettet werden wollte.
Sie ging zum Bett und ließ die Finger über die Flasche auf dem Nachtschrank gleiten. Eine Flasche, wie Elphaba eine besaß. Unverschlossen, auch nach all den Jahren. Vielleicht sollte sie heute einen Schluck daraus nehmen?
Darling, wenn du kommst,
brennt neben meinem Bett noch Licht.
Da steht ein grünes Elixier,
das überlebst du nicht,
das überlebst du nicht.
Sie begann von neuem mit sich selbst zu debattieren, ob sie Elphaba schreiben sollte. So viel sprach dagegen. Würde Elphaba den Brief überhaupt erhalten? Wäre sie noch wütend auf sie wegen ihrer unglücklichen Verstrickung mit Akaber und dem Zauberer, wegen ihrer Rolle in Fiyeros und Nessas Schicksal? Wenn sie ehrlich war, fürchtete sie eine Antwort noch viel mehr als das Schweigen. Es würde ihr genügen müssen, zu wissen, dass Elphaba lebte. Aber falls Elphaba ihre Gefühle erwiderte – was undenkbar war – würde sie der Tatsache ins Gesicht blicken müssen, die besten Jahre ihres Lebens verschwendet zu haben.
Was war Liebe mehr als ein kindischer Traum, der nur Galinda, der jungen Glinda, gut stand? Sie waren nicht mehr dieselben Menschen, die sich damals in Shiz begegnet waren, sondern Glinda die Gute und die Böse Hexe des Westens. So viel war geschehen. Und doch hatte ein kleiner Teil ihres Ichs unverändert überlebt. Er gehörte nicht mehr ihr selbst, denn Elphaba hatte ihn mit sich genommen, als sie gegangen war.
Die Nacht hat den Tag langsam umgebracht
und alle Frauen so wunderschön gemacht.
Ich weine, ich schreie und hasse dich.
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Als sie die Augen schloss, konnte sie nicht ahnen, dass Dorothy Gale in dieser Nacht ihren Auftrag erfüllt hatte.
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Wo bist du?
Die Nacht hat den Tag langsam umgebracht
und alle Katzen grau gemacht.
Ich kühle am Fenster mein Gesicht.
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Die Nacht brach herein und mit ihr die gefürchtete Dunkelheit. Eine unermessliche Zeitspanne bis zum neuen Morgen. Die Stunden wollten nicht vergehen. Sie legte das Buch beiseite, das ihr keinen Trost spendete, und wandelte unschlüssig umher; das Bett meidend, in dem Elphaba ihre Träume wie ein Inkubus heimsuchen würde. Am Fenster blieb sie stehen. Hitze stieg in ihr hoch wie kochendes Wasser, zwang sie in die Knie, bis ihre Wange die Scheibe berührte. Für einen Moment erdete sie der Kontakt mit der kalten glatten Fläche.
Trotzig hatte sie sich in die Arbeit gestürzt und wollte alles vergessen. Es gelang ihr, während sie Audienzen und Empfänge gab, während den Anhörungen; solange die Augen der Öffentlichkeit auf ihr ruhten und sie funktionieren musste. Die Menschen brauchen jemand, an dem sie sich aufrichten können, nicht wahr? Ihre Selbstdisziplin grenzte an eine seltene Art von Sadismus.
Es wäre untertrieben gewesen, wenn sie sich eingestanden hätte, dass sie sich heute nicht wohl fühlte. Ihr Rückgrat fühlte sich wie zerschmettert an und die Finger waren rotgeschwollen, überhitzt, das Fleisch an den zierlichen Knochen ein unansehnlicher, schmerzhafter Teig. Der Anfall würde bis zum Morgen dauern, eventuell auch einige Tage, die zwischen Schüttelfrost und Fieber dahin ziehen würden. Die Nächte waren stets schlimmer. Sie riss das Fenster auf, um frische Luft zu atmen.
Grimalkins fahler Schatten glitt wie ein Gespenst an der Wand entlang, unberührbar und unbegreiflich.
Die Straße schickt lockend ein Lachen herauf,
ich will es nicht und werf’s wieder raus.
In meinen Tränen schwimmt Kerzenlicht.
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Für einen Moment fühlte sie sich wahrhaft allein, hier in der Fensternische im gleichgültigen Licht des Mondes. Aber ihre Gedanken flogen schon ruhelos wie ein Nachtvogel aus der Stadt. Zielstrebig nach Westen, wo die Dunkelheit herauf gekrochen war, wo sie wohnte. Die Wiesen und Felder lagen geheimnisvoll in der Sommernacht und flüsterten leise. Ihre Gedanken sprangen über zwei Seen und einen mächtigen Fluss hinweg. Vor ihrem inneren Auge ahnte sie, wie die Berge hinter dem Wasser anstiegen, eine unüberwindbare Festung. Aber nicht für sie. Sie fand das tief eingeschnittene Tal, den Weg, der sich am Felsen entlang wand. Und endlich erblickte sie die Burg, halb eingefallen, moosüberwachsen. Das stand Elphaba recht, sich an einen solchen Ort zurückzuziehen. Im Niemandsland, aller Annehmlichkeiten entsagend. Doch auch hierin waren sie sich eigentümlich ähnlich. Sie lebten beide in den Trümmern ihrer Vergangenheit, nur dass Glinda ein bisschen mehr auf das Bild achtete, das sie dabei abgab. Popular till the end.
Ein Geräusch unterbrach ihren Gedankenflug. Nur ihre Augen bewegten sich, fixierten den Störenfried.
Eine Fliege ertrinkt in meinem Wein.
Es ist totenstill, ich hör sie Hilfe schrei’n.
Ich seh ihr zu und ich sehe mich.
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Das Mitleid siegte. Sie stand auf und fischte die Fliege aus dem Glas, setzte sie auf die Tischplatte, wo das Insekt benommen anfing, seine nassen Flügel mit den Beinen zu putzen. Wer würde sie vor dem Ertrinken retten? Das war eigentlich kein Problem, ihr Problem bestand vielmehr darin, dass sie nur von einer Person gerettet werden wollte.
Sie ging zum Bett und ließ die Finger über die Flasche auf dem Nachtschrank gleiten. Eine Flasche, wie Elphaba eine besaß. Unverschlossen, auch nach all den Jahren. Vielleicht sollte sie heute einen Schluck daraus nehmen?
Darling, wenn du kommst,
brennt neben meinem Bett noch Licht.
Da steht ein grünes Elixier,
das überlebst du nicht,
das überlebst du nicht.
Sie begann von neuem mit sich selbst zu debattieren, ob sie Elphaba schreiben sollte. So viel sprach dagegen. Würde Elphaba den Brief überhaupt erhalten? Wäre sie noch wütend auf sie wegen ihrer unglücklichen Verstrickung mit Akaber und dem Zauberer, wegen ihrer Rolle in Fiyeros und Nessas Schicksal? Wenn sie ehrlich war, fürchtete sie eine Antwort noch viel mehr als das Schweigen. Es würde ihr genügen müssen, zu wissen, dass Elphaba lebte. Aber falls Elphaba ihre Gefühle erwiderte – was undenkbar war – würde sie der Tatsache ins Gesicht blicken müssen, die besten Jahre ihres Lebens verschwendet zu haben.
Was war Liebe mehr als ein kindischer Traum, der nur Galinda, der jungen Glinda, gut stand? Sie waren nicht mehr dieselben Menschen, die sich damals in Shiz begegnet waren, sondern Glinda die Gute und die Böse Hexe des Westens. So viel war geschehen. Und doch hatte ein kleiner Teil ihres Ichs unverändert überlebt. Er gehörte nicht mehr ihr selbst, denn Elphaba hatte ihn mit sich genommen, als sie gegangen war.
Die Nacht hat den Tag langsam umgebracht
und alle Frauen so wunderschön gemacht.
Ich weine, ich schreie und hasse dich.
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?
Als sie die Augen schloss, konnte sie nicht ahnen, dass Dorothy Gale in dieser Nacht ihren Auftrag erfüllt hatte.