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...doch den Sternen so fern

Kurzbeschreibung
GeschichtePoesie / P12 / Gen
18.05.2009
18.05.2009
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732
 
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18.05.2009 732
 
„Ich vermisse dich…“
Sie sah zu den Sternen hinauf, in den schwarzen Nachthimmel, der einzig und allein durch das schwache Leuchten eines verschwindenden Sichelmondes erhellt wurde.
„Wo bist du nur?“ fragte sie leise ins Nichts, wobei kleine Nebelschwaden ihren warmen Atem in der frostigen Luft zeigten.
Langsam schloss sie die Augen und horchte in die Nacht, ob nicht vielleicht doch jemand antworten würde und lächelte, als der Wind ihr sanft, wie zum Trost, über die Wange strich. Tränen verließen ihre geschlossenen Augen und fielen auf den kalten Asphalt.
Sie wusste, dass er näher war, als sie vielleicht dachte… dennoch konnte sie sich nicht daran erfreuen; war er doch nicht bei ihr… konnte sie ihn nicht im Arm halten und fest an ihr Herz pressen, um zu beweisen, wie viel sie für ihn empfand, dass es nur für ihn schlug.
„Hast du mich vergessen? …hat die Zeit dir die Sinne geraubt?“ erneut stellte sie ihre leisen Fragen dem Nichts.
Dann schüttelte sie langsam den Kopf, als ob sie einen zu absurden Gedanken verwerfen wollte und ging Schritt für Schritt in die Dunkelheit.

Sie wollte ihn nicht fesseln, würde sie ihn endlich finden, aber sie wollte ihn wenigstens für den Moment festhalten, bevor er davon fliegen würde… ihr schwarzer Engel… geheimnisvoll und tiefgründig, wie die Finsternis selbst.
Sie lachte leise auf, mehr aus Ironie, als aus Witz. Sie kannte ihn… sie wusste genau warum er was tat… schwieg jedoch immer still, in der Vergangenheit. Sie sah keinen Sinn in einer Handlung, die jemand anderen verwirrte oder sogar verängstigte. Er war da anders… Aber das auf eine so groteske Art und Weise, dass sie keine Wut empfand, spielte er mit ihrer Ehrlichkeit, welche sie sich ihm gegenüber geschworen hatte. Noch nie hatte sie ihn belogen, hatten sie miteinander geredet oder sich umarmt… ihre Gefühle waren stets echt.
Nun lächelte sie aus Nostalgie und weinte aus Sehnsucht. Sie vermisste ihn so sehr. Wie lange, wie viel Zeit war schon vergangen? Unwichtig erschien es ihr, wollte sie ihn nur wieder sehen.
Sie schritt voran, die lange dunkle Straße entlang, an dessen Ende sie ihn zu finden hoffte.
Ein Weg der Verzweiflung. Ihre Gedanken kreisten stets um ihn, wo immer er auch war, wo immer sie auch war. Sie konnte ihn fühlen… er zog sie förmlich an.

Leise seufzend erhöhte sie ihr Tempo, um schneller an ihr Ziel zu kommen.
Plötzlich blieb sie stehen. Sie erinnerte sich an eine gemeinsame Zeit… sie beide zusammen am Strand. Rücken an Rücken; Hand in Hand, den Moment genießend.
Zum jetzigen Augenblick kam ihr das alles vor, wie ein schöner, grausamer Traum, dessen Erfüllung ihr vorenthalten wurde. Sie fragte sich, ob der Engel sich an seine Gefühle für sie -ein Mädchen, wie jedes andere- erinnern konnte, oder sie schon längst vergessen hatte.
Sie biss sich auf die Unterlippe und ging weiter.
„Warte auf mich…“ flüsterte sie in die kühle Nacht und fing an zu laufen…

Immer wieder sah sie ihn und sich zusammen, während sie ihren Weg zur Morgendämmerung fortsetzte. Irgendwann würde sie die Nacht hinter sich gelassen haben und dem Morgen entgegen sehen, die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer erkalteten Haut spüren.
Und bis sie ihn gefunden hatte schürten die Erinnerungen, die sie mit ihm zusammen gesammelt hatte, ihren Willen… wie sein Atem ihr Gesicht und ihren Hals streifte, wie weich seine Haut war, welche sie immer wieder gestreichelt hatte, welch Herzklopfen und Hitze in ihr aufkam, wenn ihre Blicke sich trafen… und wie sie nervös zur Seite sah, schaute er sie einfach nur an.
Sie wusste selbst, wie wenig das alles zu ihr passte, war sie doch sonst ein starker, rebellischer Charakter, der alles und jeden in die Knie zu zwingen vermochte, wollte sie es nur.
Aber er… bei ihm war alles anders.
„Das Ende der Straße…“ flüsterte sie. Der Horizont, dem sie entgegensteuerte war hell. Bald hatte sie die Dämmerung erreicht, welche den Morgen verkündete. Sie lächelte ermutigt und fing an zu laufen. Das letzte Stück zu ihrem Glück führte über ein riesiges, leeres Feld, an dessen Ende sich ein Wald anreihte. Sie lief fast ewig, so kam es ihr vor… sie wollte ihn endlich erreichen.
Völlig außer Atem sah sie den Bäumen entgegen, den Tag hinter sich gelassen und die Sonne im Rücken.
Er kam ihr entgegen, lächelnd, die schwarzen Flügel entspannt und sie streckte ihm ihre Hand entgegen, auf dass sie niemals mehr getrennt werden würden.
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