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Die Welt von Tiberius Livingston

von jinkizu
Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / Gen
Dr. Harry Jekyll / Edward Hide Mina Harker
01.05.2009
15.05.2010
18
38.473
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Dieses Kapitel
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01.05.2009 2.002
 
10 Please forgive me

Nach schier einer Ewigkeit, wie es mir schien, erwachte ich wieder, in meiner normalen Gestalt. Edward hatte sich zurückgezogen. Er verhielt sich ungewöhnlich still. Fast so als würde ihm etwas Angst machen. Dieser Tiberius Livingston war ein fürchterlicher Mensch. Er war wie ich. Nach außen war es kaum sichtbar, aber er trug ein Monster in sich und er war schlau und gerissen. Er schaffte es eine Vampirin und einen Freak wie mich im Zaum zu halten. Etwas, was noch keinem Menschen gelungen war. Bisher.

Mühsam schlug ich die Augen auf. Mein Kopf dröhnte und ich hatte ein Gefühl als hätte ich zu starken Portwein zu mir genommen. „Was hat er mir gegeben? Welches Teufelszeug hat er an mir ausprobiert? Ich meine außer den Drogen.“

Wie schwach ich klang. Aber war das weiter verwunderlich? Er hatte Edward ausgeschaltet. „Geht es dir gut?“, fragte sie nahe an meinem Ohr. Widerstrebend nickte ich. Die Geste fiel mir unheimlich schwer. Mein Kopf schien bei jeder noch so kleinen Bewegung platzen zu wollen. „Bis auf höllische Kopfschmerzen, bin ich völlig in Ordnung.“, kam es leise von meinen Lippen. Ich hatte den Versuch meine Augen zu öffnen aufgegeben. Das Licht war noch ein zusätzlicher Schmerzreiz, dem ich nicht bereit war mich zu stellen. „Komm!“, forderte sie sanft und packte mich am Arm. Willig ließ ich mir von ihr aufhelfen und gemeinsam schritten wir zu unserem Nachtlager.

Schwer plumpste ich darauf. Ein Stöhnen entrang sich meinen Lippen. Ich war höchstens zwei Schritte gegangen und doch fühlte ich mich völlig ausgelaugt, so als wäre ich eine weite Strecke gelaufen. Dabei verfügte ich dank Edward über eine ausgezeichnete Kondition. Er liebte es die Nacht zu jagen. Er lief über die Dächer, lauschte den nächtlichen Geräuschen und war eins mit der Natur. Einer der wenigen Momente, wo er mit sich und seinem Umfeld im Einklang war. Mit geschlossenen Augen lag ich auf dem Rücken und konzentrierte mich auf meine Atmung. „Er hat auf Edward mit einer merkwürdigen Waffe geschossen. Ich habe so ein Ding noch nie gesehen. Er meinte es wären zwei Flüssigkeiten die miteinander in Verbindung gebracht diese Wirkung hätten.“

Interessiert lauschte ich ihren Worten. Livingston war nicht nur klug, sondern auch vollkommen hemmungslos. Er brauchte uns, denn sonst hätte er uns bestimmt längst getötet.. Fragte sich nur für was. „Ich bringe uns hier wieder raus.“, versprach sie und ließ sich vorsichtig auf der Bettkante nieder. „Ich fürchte fast, dafür ist es ein bisschen zu spät.“, murmelte ich. Er würde uns nicht gehen lassen und er hatte die Waffen dazu gefunden uns aufzuhalten. Verletzt schwieg sie. Ich hatte ihr unbewusst wehgetan. Auch mit geschlossenen Augen sah ich es, ich fühlte es. Suchend tastete ich nach ihrer Hand und umschloss sie. „Es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint, wie es sich vielleicht für dich angehört hat.“, sagte ich leise. Mina schwieg lange und ich dachte schon sie würde mir gar nicht mehr antworten, als sie plötzlich zu sprechen anfing. „Du hast ja Recht. Ich hatte ihn in meiner Arroganz völlig unterschätzt. Niemals dachte ich, dass es einem Menschen möglich wäre mich zu besiegen. Es tut mir leid.“

*

Ungeduldig lief er in seinem Labor auf und ab. 24 Tage. Es war noch immer solange bis zum nächsten Versuch, dabei hatte er diesmal zwei besondere Kandidaten zur Verfügung. Ihre außergewöhnliche Lebenskraft konnte zu seinem Erfolg beitragen. Zu Schade, dass seine Versuchsobjekte das Experiment nicht überlebten. Ein vergleichsweise geringer Preis für seine Gesundheit. Wie Phönix aus der Asche würde er steigen, wenn der Versuch gelang. Er schaffte es, diesmal würde es gelingen. Er lehnte sich über seine Notizen, stellte Berechnungen an und korrigierte seine Ergebnisse. Es war korrekt, er machte keine Fehler. Es lag einzig an den Kandidaten, die er bisher genommen hatte. Sie alle waren minderwertig gewesen und deshalb hatte es nicht geklappt. Ach, hätte er noch 25 andere, von den beiden. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass es dort draußen noch welche gab, die so ungewöhnlich wie sie waren? Leider sehr gering.

*

„Mr. Sawyer wie kommen sie auf die Idee wir sollten nach den beiden suchen?“, verlangte Kapitän Nemo zu erfahren. Der junge Mann war auf seine Brücke gestürmt und wollte das sie auf der Stelle Kurs in die Eiswüsten von Sibirien nahmen.

„Nennen Sie es Intuition oder so eine Art Vorahnung, von mir aus auch Langeweile, aber ich sage Ihnen die beiden brauchen uns!“, gab Tom forsch von sich. Er hatte seine Jacke abgelegt und wie immer die Ärmel seines weißen Hemdes hochgekrempelt.  

„Ich nenne es Wahnsinn, wenn Sie erlauben!“, würgte Nemo ihn ab. Mit leicht gespreizten Beinen in voller Uniform stand er vor Sawyer und sah diesen streng an. Die Tür öffnete sich und schloss sich wieder, ohne das jemand sichtbar wurde.

„Was sagen Sie dazu, Mr.Skinner?“, fragend blickte Nemo auf eine leere Stelle unmittelbar neben der Tür.

„Ich denke, es könnte ein schönes Abenteuer sein hinter den beiden herzujagen, auch wenn ich wärmere Gefilde, wie sie sich sicher denken können, bevorzugen würde.“ Kam die Antwort von der leeren Stelle.

„Nun wir haben Quatermain die letzte Ehre erwiesen und können so eigentlich ins Land des ewigen Eises zurückkehren.“, schlug Nemo vorsichtig vor. Er hatte nichts gegen ein Abenteuer einzuwenden, sofern es hier eines zu finden gab. Viel mehr befürchtete er, dass sie die beiden bei eher romantischen Dingen stören würden. Sollte das der Fall sein, so konnten sie sich immer noch dezent zurückziehen und wer weiß vielleicht waren sie sogar dankbar für ihr erscheinen.

Mit der Nautilus würden sie viel bequemer reisen, als diese Strapaze zu Fuß über Schnee und Eis.  Beide Skinner und Sawyer befürworteten diese Idee und somit war es entschieden. Nemo gab den Kurs ein. Schon morgen würden sie ihr Ziel erreichen. Die Nautilus war schnell und sie nicht allzu weit entfernt von ihrem Ziel. Nemo blickte starr geradeaus. Er begann bereits zu ahnen, dass es ihr Schicksal war die beiden zu suchen und zu finden und wer weiß was sie noch so fanden.

*

Die Stunden vergingen und niemand ließ sich blicken. Scheinbar waren wir nun endgültig Gefangene und hatten uns auch das Privileg etwas zu Essen zu bekommen verwirkt. Für Mina war das keine allzu große Sache, sie aß für gewöhnlich nicht viel, im Grunde gar nichts, aber für mich sah das schon ganz anders aus, wie mir mein Magen bestätigte, in dem er laut und vernehmlich knurrte. Mina hörte es und sah mich fragend an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Was sollte ich auch dazu sagen? Ich saß immer noch auf dem Bett. Mina hatte auf dem Stuhl Platz genommen. Jetzt schlenderte sie zu mir rüber und nahm an meiner Seite Platz. Wie von selbst schlich sich ihre Hand in die meinige und hielt sie fest.

„Ich befürchte unser neuer Freund hat irgendetwas mit uns vor.“, begann sie leise zu sprechen. „Also wird er uns bestimmt nicht verhungern lassen.“, meinte sie halbscherzhaft. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, immer noch. Ich drückte ihre Hand und zwang sie mich anzusehen.

„Wir haben uns beide in diese Geschichte gebracht. Ich hätte nicht mitgehen müssen, wenn ich es nicht gewollt hätte.“ Sagte ich aufrichtig und doch war es nicht die ganze Wahrheit.

„Liebst du mich?“, fragte sie. Sie hatte ihren Kopf wieder gesenkt, sie wollte mich nicht ansehen. Nicht bei dieser Frage. Ich begann zu nicken.

„Ja, ich liebe dich.“ Ich war nicht der mutigste Mensch auf dieser Welt, aber ich war immer ehrlich.

„Hättest du mich mit Livingston alleine gelassen?“ Ich konnte mir denken, worauf sie mit ihren Fragen hinauswollte und hätte mich gerne geweigert sie zu beantworten, aber dann hätte sie auch so die Wahrheit erkannt.

„Niemals!“, flüsterte ich.

„Und darum ist es meine Schuld. Ich wusste was du für mich fühltest und das du zu sehr Gentleman bist, als das du mich einfach im Stich lässt. Schon alleine deine Ehre lässt das nicht zu. Mir war das alles bekannt und dennoch bin ich hierher gekommen und brachte dich in Gefahr.“

Wie sachlich sie klang in ihrer Selbstanklage. Ich war ein erwachsener Mann, ich hätte nein sagen können, auch wenn ich es nie getan hätte, dennoch war es meine Entscheidung. Meine ganz alleine.

„Mina, Liebes, ich bin kein Idiot. Es ist nicht deine Schuld.“

Liebevoll lächelte sie zu mir auf. Zum ersten Mal sprach ich sie mit einem Kosenamen an. Sie hatte es bemerkt und freudig zur Kenntnis genommen.

„Liebes?“ fragend sah sie mich an und ich wurde wieder mal über und über rot im Gesicht. Verlegen wandte ich mich unter ihrem Blick und zog meine Uhr hervor. Nervös klapperte ich mit dem Uhrdeckel. Ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte und es war auch gar nicht notwendig. Zärtlich umschloss sie mit den Händen mein Gesicht und presste ihre Lippen auf meine.

Sanft begann sie mich zu küssen und meinen Mund zu erobern. Nicht das das notwendig gewesen wäre. Nur zu willig ließ ich mich von ihr Küssen. Ich liebte den Geschmack ihres Mundes und ließ ihn mir förmlich auf der Zunge zergehen. Vergessen war mein Hunger, ich hatte plötzlich auf etwas ganz anderes Appetit. Gut das Mina den gleichen Hunger verspürte. Ihre Hände glitten von meinem Gesicht herab, suchten und fanden die Knöpfe meines Hemdes. Hastig begann sie sie zu öffnen. Ich sollte sie vermutlich aufhalten. Ein kleiner Teil meines Wesens legte sogar Protest ein, aber ich erstickte diesen im Keim. Ich wollte sie so sehr und ich wollte diesem Verlangen nachgeben.

Hier. Jetzt. Auf der Stelle. Sie strich mit ihren Händen über meine bloße Brust, wann hatte sie mein Hemd zur Gänze geöffnet? Ihr Mund wanderte meinen Hals entlang. Ich fühlte ihre scharfen Zähne wie sie über meine plötzlich so empfindliche Haut schabten. Erregt schloss ich die Augen und gab mich den Gefühlen die nur sie in mir auslöste konnte ganz hin. Sachte drängte sie mich zurück, bis ich auf dem Bett lag und sie halb über mir. Ich war mehr als bereit dazu mich von ihr auf eine sinnliche Reise verführen zu lassen, als uns das drehen des Schlüssels im Schloss hastig auseinander fahren ließ. Ich hasste Livingston. Nicht nur das er ein gerissener Bastard war, er besaß auch noch ein ganz schlechtes Timing.

*


Unruhig lief er in seinem Labor auf und ab. Die Neuzugänge waren immer noch nicht da. Sollte die Lieferung nicht schon längst kommen? Wo blieb Meyers dieser Narr mit seiner Ware? Es wurde immer schwieriger zuverlässige Männer zu finden. Wahrscheinlich wurden sie von dem Schneesturm der an der Oberfläche tobte aufgehalten. Er würde ihm dafür einiges von seinem Geld abziehen. Meyers war zu spät. Viel zu spät.

Er musste die Neuen noch genau untersuchen und feststellen ob sie für seinen Versuch geeignet waren. Minderwertige Ware, das war es was er ihm lieferte und darum hatte es bisher nicht geklappt. Was musste er auch von solchen Dilettanten abhängig sein? Sobald er wieder zu vollen Kraft erblüht war, würde er ihn langsam und genussvoll töten. Meyers hatte einfach keinen Respekt vor ihm. Wie auch das aufsässige Weib von Dr. Jekyll.

Jekyll war ein ganz angenehmer Zeitgenosse, wenn er sich nicht gerade in ein abstoßendes Monster verwandelte. Das brachte ihn auf eine Idee. „Bringt mir meine Waffen!“ ,befahl er ohne darauf zu achten ob man ihm gehorchte. Für ihn war das selbstverständlich. Kaum hielt er die Waffen in seinen Händen, nickte er zwei seiner Männer zu. „Begleitet mich!“

Er würde dem Ehepaar Jekyll einen Besuch abstatten und etwas tun was er schon längst hätte tun sollen – die beiden trennen. Mit der Waffe in der Hand trat er in die Zelle und stellte voller Verachtung fest, dass er die beiden in einer äußerst kompromittierenden Situation erwischte. Angewidert verzog er das Gesicht.

„Ich störe nur ungern, bei dem…“, er brach ab, ohne die Dinge bei ihrem Namen zu nennen. „Würden Sie bitte mitkommen?“ fragend sah er auf Jekyll. Beide erhoben sich gleichzeitig, wobei Jekyll sich noch immer mit seinem Hemd abmühte in dem Versuch es zu schließen.

„Sie nicht. Sie bleiben. Nur er!“ ,befahl er und winkte Henry mit der Waffe zu sich.
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