La Jolla
von Ace Kaiser
Kurzbeschreibung
Im Zuge der menschlichen Expansion hat die Menschheit viele Welten besiedelt. Viele wurden unter dem Namen "Innere Sphäre in sechs Großreichen zusammengefasst, einige in den weit von Terra entfernten "Peripheriestaaten". Der restliche Weltraum gilt als unerforscht, Pioniergebiet das erst noch urbar gemacht werden muss. Als Nest und Zuflucht für Piraten, Schmuggler und desertierte Soldaten. Doch selbst hier versuchen die Menschen, sich ein friedliches Leben aufzubauen. Trotz der Bedrohung durch große Nachbarnationen, Piraten und die Unwirtlichkeiten, die das Leben allgemein mit sich bringt. So wie auf La Jolla...
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
01.05.2009
19.02.2022
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01.05.2009
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"Und ich sage dir, wenn wir diese verdammte Miliz nicht langsam ausräuchern, dann schnappen sie uns, einen nach dem anderen", quängelte Prestor. Der alte Mann griff enerviert zu seinem Bier und stürzte das Getränk die Kehle hinab. "He, Bedienung! Noch eines!"
Sein Begleiter, eine hagere, hochgewachsene und nicht unbedingt hässliche Frau, zuckte die Achseln. "Sieh es doch mal so, Dad. Wir sitzen hier im gemütlichen Bahrein, und die sitzen irgendwo da draußen im Herbstfrost und frieren sich den Arsch ab. Wir gehen hier fein Steaks tafeln, und die leben von Einwegrationen aus dem letzten Nachfolgekrieg."
"Und du meinst, das bleibt so?", fragte Prestor indigniert. "Mädchen, wenn du das glaubst, bist du naiv. Die haben vielleicht nur leichte und mittelschwere Mechs, und wir sind ihnen mit zwei Kompanien aller Klassen weit überlegen. Aber diese Bastarde sind schlau. Sie wissen, dass sie gar nicht mehr Maschinen brauchen als wir haben. Sie müssen nur zum richtigen Zeitpunkt mehr Maschinen haben. Und dann ist da noch ihre Panzertruppe. Eine volle Kompanie, dazu eine schwere Lanze. Dann ist da noch die Infanterie in Bataillonsstärke. Und du weißt, dass sie Sprungtruppenausrüstung und KSR-Werfer haben. Wenn ein Platoon mit KSR auf dich feuert, dann merkst du das sogar in deinem Kriegshammer. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie mein guter alter Steppenwolf hinterher aussehen würde. Oder wenn sie mit Inferno um sich schmeißen. Hast du schon mal einen Piloten gehört, über Funk, während er von einer Inferno-KSR langsam gar gekocht wird? Ich sage dir, wenn man ein Schwein schlachtet, dann quieken diese Biester schon zum Erbarmen. Aber diese Geräusche werde ich nie vergessen. Nie wieder."
Die junge Frau grinste. "Ich hätte nicht gedacht, dass du so an Idris hängst, Dad."
Der alte Mann schnaubte aus. "Oh, nichts könnte mir egaler sein als der Tod von Idris. Ich bin ein Anhänger von Jens, nicht von seinem Vater, und der Tod dieses manischen Menschenschinders konnte gar nicht grausam genug sein. Aber es zu hören, es über den Gefechtsfunk mitzukriegen, ihn nach seiner Mutter betteln zu hören, während ihm in der Hitze langsam die Luft wegblieb... Das möchte ich nicht noch mal hören. Geschweige denn erleben."
"Hat es geschmeckt? Darf ich abtragen?", fragte der Kellner, während er das nächste Bier für Prestor brachte.
"Ja, vielen Dank. Mein Lob an die Küche. Wenn man hier ein Rare Steak bestellt, dann kriegt man es wenigstens auch Rare. Das macht Ihren Laden zum besten Lokal am Platz", sagte der alte Mann mit einem seiner seltenen Lächeln.
"Ich werde das Kompliment an die Küche weiter reichen, Mr. Qentin", erwiderte der Kellner, ebenfalls lächelnd. "Und, Ms. Quentin, hat es Ihnen auch geschmeckt?"
"Ich mag den neuen Kräuterquark zur Folienkartoffel", sagte sie. "Das Steak war wie erwartet ganz hervorragend.
"Wir probieren eine neue Kräutermischung aus", sagte der Kellner. Er nahm die leer gegessenen Teller auf. "Und dieses Bild sagt dann wohl auch alles." Er zwinkerte der jungen Piratin zu und ging in Richtung Küche.
"Jedenfalls, wenn wir nicht bald zu ihnen raus gehen, kommen sie zu uns rein. Das bleibt gar nicht aus. Mit dreihundert Mann Infanterie könnten sie uns hier das Leben zur Hölle machen", setzte Prestor seine Litanei fort.
Seine Tochter seufzte vielsagend. "Vielleicht kommen sie auch rein und ergeben sich, wenn ihnen kalt genug ist. Ich habe mir sagen lassen, dass Major Brixby vom Südkontinent stammt und Kälte nicht gewöhnt ist."
"Hoffen darfst du drauf, Schatz, aber nicht es erwarten", grummelte der alte Mann.
Er sah auf, als seine Tochter sich erhob. "Du willst schon los?"
"Ich muss, Dad. Jens hat mich gebeten, etwas für ihn zu besorgen, und die Läden machen gleich zu."
"Soll ich dich begleiten?", fragte er und setzte das Bier an, um es auf einen Haps auszutrinken.
Sie lachte leise und klopfte auf die Automatikpistole in ihrem Seitenholster. "Du machst dir zu viele Sorgen, Dad. Dies hier ist Bahrein. Hier ist noch keinem Rumble Rocketeer etwas passiert."
"Abgesehen von Dick Lawrence", murrte ihr Vater.
"Ja, aber auch nur weil er mit seinem Heuschreck in eine Falle gelaufen ist. Schade ist es nicht um ihn, den alten Wendehals. Der drehte sein Fähnchen immer nach dem Wind. Er wäre Jens bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken gefallen, glaub mir. Weiß man eigentlich, was er da draußen gemacht hat, abgesehen davon seinen Heuschreck an die Miliz zu verlieren?"
"Angeblich wollte er das Gyro testen, aber einer von der Infanterie hat mir erzählt, dass er vorher ein älteres Ehepaar angepöbelt hat, das im Backland eine Farm haben sollte. Es ging wohl um ihre Tochter. Den Rest kannst du dir bei Lawrence denken. Wir nennen ihn nicht umsonst Dick."
"Oh. Ja, das kann ich mir vorstellen." Sie tätschelte ihre Waffe. "Ein Feigling wie er sucht sich immer nur leichte Gegner, oder?"
"Willst du mir damit sagen, dass du kein leichter Gegner bist? Hör mal, Schatz, wenn du in einer schlechteren Position bist, nützt dir deine Pistole auch nichts mehr."
"Und was ist eine schlechtere Position?", fragte sie ergeben.
"Wenn zum Beispiel jemand hinter dir steht. Wenn deine Waffe nicht geladen ist. Oder wenn du nicht dazu kommst, sie zu entsichern."
"Nun hör auf, dir Sorgen zu machen, Dad. Wie ich schon sagte, dies ist Bahrein." Sie kam um den Tisch herum und drückte dem alten Mann einen Kuss auf die Wange. "Wir sehen uns nachher in der Kaserne. Trink noch in aller Ruhe aus, ja? Ich bezahle dann schon mal."
"Pass auf dich auf. Mehr sage ich gar nicht", murrte Prestor.
Sie lachte und ging zum Kellner, wo sie bezahlte. Ein kräftiges Trinkgeld und ein weiteres Bier für ihren alten Herrn rundete den Abend ab. Danach trat sie auf die spätherbstliche Straße.
Seit die Rumble Rocketeers die Macht übernommen hatten, waren alle Steuerzahlungen bis auf die Umsatzsteuer ausgesetzt worden. Der gesamte Staats- und Militärapparat von La Jolla finanzierte sich ausschließlich über die Schmuggelerträge der Piraten. Und die waren beachtlich genug. Spötter wollten wissen, dass dieses Geld auch die untergetauchte Miliz bezahlte und ernährte, aber so dumm konnten nicht einmal Piraten sein.
Das Ergebnis war, dass die Bevölkerung zwar einen erheblichen Prozentsatz der Arbeitszeit umsonst arbeitete, um den Warentribut an die Piraten zu erarbeiten, aber letztendlich mehr Geld in der Tasche hatte. Das war eine der populärsten Entscheidungen Lennardis gewesen. Und der Warenrückfluss über Lennardis Kontakte verbesserte auch das Einkaufsangebot auf La Jolla. Die Märkte der Piraten waren sehr gut ausgestattet und noch besser besucht. Man konnte sagen, Piraten und Bürger hatten erkannt, dass sie einander nützlich sein konnten, und nun kosteten sie dies bis zur Neige aus. Oder bis zum großen Knall, denn jedermann musste klar sein, dass Brixby es nicht ewig zulassen konnte, dass sich Jens Lennardi zum Gouverneur aufgeschwungen hatte und Arida Jenkins als Friedensgarantin in Geiselhaft hielt. Mehr oder weniger. Irgendwann würde es krachen, und das heftig. Sie konnte sich kein Szenario vorstellen, in dem Invasoren und Verteidiger irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden.
Aber bis dahin florierten die Geschäfte. Und die ersten Produzenten hatten auch schon angefragt, wie groß die Kapazitäten auf den Schmuggelrouten waren. Tja, mit Speck fing man Mäuse, und mit C-Noten fing man Händler.
Quentin verschwand schnell von der Hauptstraße, an der das Restaurant lag. Sie wechselte ins Gewirr der Altstadt mit all den langen, aber schmalen Gassen. Hier gab es hauptsächlich Wohnungen, nur wenige Lokale und wenige Einkaufsmöglichkeiten. Jemand, der sich hier nicht auskannte, konnte sich durchaus verlaufen. Man konnte diese Gassen auch wunderbar benutzen, um etwaige Verfolger abzuhängen. Nicht, dass sie jemanden bemerkt hätte, aber sie musste auf Nummer sicher gehen. Immer. Ihre Aufgabe war zu wichtig, als dass sie durch eine Nachlässigkeit in Gefahr geriet. Das betraf sowohl die Aufgabe als auch sie selbst.
Schnell hatte sie ihr Ziel in Sicht, die Arlington Road mit ihrem berühmten Jenkins-Park. Kurz blieb sie stehen, um auf Schritte zu lauschen, die ihr folgten, aber da war nichts. Entschlossen ging sie weiter, wechselte über die Schnellstraße und trat in den Park ein, der um diese Uhrzeit mitten im Spätherbst kaum erleuchtet war. Dementsprechend gering war die Besucherzahl. Oder anders ausgedrückt waren da nur sie selbst... Und eine Horde rauchender, trinkender und Musik hörender Jugendlicher.
"Na, was haben wir denn da?", rief einer von ihnen und grinste wild. "Eines von den Piratenmäuschen. Baby, gibt es dich auch in hübsch?" Die anderen lachten.
Quentin lächelte müde. "Müsstest du nicht eigentlich längst Zuhause sein und schlafen, wie alle keinen Bettnässer?" Höhnisches Geheule der anderen Jugendlichen klang auf.
"Hast du nicht ein paar Piratenschwerter zu polieren und Argumente zu schlucken?", konterte der Jugendliche. Heiseres Gelächter klang auf.
"Große Worte von einem so hässlichen Kind, mit dem die Hunde nur spielen, wenn man ihm ein Steak um den Hals hängt", spottete sie.
"Ach ja? Du hast von deiner Mutter die Beidhändigkeit gelernt. Das musste sie ja auch beherrschen, denn wenn sie was von der einen in die andere Hand nehmen wollte, musste sie weit über ihren Bauch werfen!"
"Deine Mutter ist doch viel fetter. Ihr Klassenfoto musste mit einem Hubschrauber aufgenommen werden."
"Deine Mutter ist so fett, wenn du wissen willst wo ihre Ritze ist, dann schlag auf die Schenkel und folge den Wellen!"
"Das geht doch mit deiner Mutter viel einfacher. Die musst du in Mehl wälzen um zu sehen, wo sie feucht ist!"
Sie standen sich nun gegenüber, beinahe Stirn an Stirn. Im Hintergrund johlten und pfiffen die anderen, und beinahe wäre ihr ein Lächeln entglitten.
"Ach ja? Deine Mutter ist so fett, dass..." Der Junge stockte. Im Hintergrund verstummten die anderen.
Über Quentins Schulter ragte eine Pistole, die auf den Jugendlichen deutete.
"Deine Mutter hat gleich einen toten Jungen, wenn du nicht die Klappe hältst. Los, nimm dein Pack und geh!"
Hastig wandte sich der Jugendliche um und lief davon. Die anderen rafften ihre Sachen zusammen und liefen ebenfalls.
Quentin versuchte, zu ihrer Waffe zu kommen, aber die Pistole bohrte sich nun schmerzhaft in ihren Rücken. Die andere Hand zog ihre Automatikpistole aus dem Holster.
"Hübsch bist du ja nicht", raunte der Mann hinter ihr. "Aber man nimmt was man kriegen kann. Und wer so dumm ist, alleine in den dunklen Wald zu gehen, der muss damit rechnen, dass der böse Wolf ihn frisst."
Heiseres Gelächter klang hinter ihr auf. "Du hast die Wahl. Möchtest du vorher oder hinterher sterben?"
"Vorher oder hinterher was?"
"Bevor oder nachdem ich dich nehme. Mir ist das ziemlich egal. Anschließend hänge ich dich nackt und kopfüber in die Gründer-Eiche, damit alle Rocketeers sehen, was ihnen blüht. Also, wie ist es? Noch ein wenig Spaß im Leben gefällig?"
Hinter ihr klang ein Schmerzenslaut auf, und der Druck durch die Mündung verschwand. Sie wirbelte herum, griff mit der Rechten zur Vibroklinge in ihrem Stiefel, aber verharrte auf halben Wege.
"Morddrohung, Nötigung, Erpressung, Androhung einer Straftat, versuchte Vergewaltigung. Hast du eine Ahnung, auf wie viele Arten und Wege du dich strafbar gemacht hast, du Sack?", zischte John Hart dem Mann in seinem Aikhido-Griff zu.
"Das ist doch nur eine hässliche Piratenschlampe! Keiner wird sie vermissen!", ächzte der Mann, und kassierte für diese Worte einen Schlag gegen die Schläfe.
"Und was ist mit den Kids, die du bedroht hast? Das waren keine Piraten", blaffte der Milizionär.
"Diese wertlosen Blagen von minderwertigen Arbeitern dürfen doch ohnehin nur leben, weil wir es ihnen erlauben. Was regst du dich so darüber auf, du Arschloch? Hast du überhaupt eine Ahnung, mit wem du es hier zu tun hast? Weißt du, was für einen Ärger du bekommen wirst, wenn..."
Ein Schuss bellte auf, und der Mann schrie auf vor Schmerz.
"Also auch noch ein arrogantes Arschloch. Das eben gerade war dein linkes Knie. Kommt mir jemals wieder zu Ohren, dass du dich zu einem Menschen erster Klasse aufgeschwungen hast, komme ich wieder und bringe dich um. Hast du das verstanden?"
"Du Schwein! Ich bringe dich um! Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, dann...!"
"Was dann?"
"Dann verfüttere ich dich an die Schweine!"
"Das bezweifle ich. Im Gegenteil, du darfst dich geehrt fühlen. Du hattest die Ehre, von Second Lieutenant John Hart angeschossen worden zu sein."
"John Hart? Heartless?", ächzte der Mann in aufkommendem Entsetzen.
"Eben der."
"Das habe ich doch alles nicht so gemeint! Wirklich nicht, Sir! Ich habe wirklich nur Spaß gemacht! Sie sehen das viel zu ernst!"
"Schon viel besser. Denk mal richtig drüber nach, was ich alles mit dir anstellen kann... Sobald du wieder wach bist."
"Wieso wach... Agh."
Langsam nahm John Lester Hart die Hand zurück, mit der er den Mann ins Reich der Träume geschickt hatte. Eine leichte Unterkühlung auf dem Boden und das durchschossene Knie waren bei weitem nicht angemessen genug für jemanden, der sich bei den alten Rocketeers nahtlos eingefügt hätte. Aber John hatte weder die Zeit noch die Muße, sich um eine Leiche zu kümmern.
Er ließ den Bewusstlosen zu Boden fallen, und nahm ihm die Automatikpistole der jungen MechPilotin wieder ab. "Geht es dir gut, Eligy?"
"Du hast dir Zeit gelassen, John", beschwerte sie sich. "Du hast dir so viel Zeit gelassen, ich dachte, er bringt mich wirklich um."
Hart trat an sie heran und gab ihr die Waffe zurück. "Keine Zeit für einen Nervenzusammenbruch. Komm mit."
Er ergriff ihre Hand und zog sie tiefer in den Wald des Parks hinein. Er hielt erst an, als sie unter der Gründer-Eiche standen, dem Baum, den der erste Gouverneur La Jollas gepflanzt hatte. Dann, unter der Eiche, steckte er seine Waffe fort und schloss die junge Frau in die Arme. Sie zitterte noch immer.
"Na sowas", spottete er. "Es gibt etwas auf der Welt, das Eligy Quentin nervös machen kann?"
"Nahtoderfahrungen haben diese Wirkung auf mich, John, das weißt du doch seit Outreach." Zögerlich umarmte sie auch ihn. "Bist du es wirklich? Bist du wirklich hier? Es erscheint mir so... Unwahrscheinlich."
Er küsste sie sanft auf die Wange. "Ich verspreche dir, bald werde ich immer hier sein, und nie wieder weg gehen. Wir werden dann zusammen sein, solange die verdammte Peripherie uns lässt. Oder Jens. Er ist schon ein ziemlich eifersüchtiger Bursche."
"Streich Jens von der Liste. Der hat nur noch Augen für Arida", murrte sie.
"Nanu? Höre ich da einen Hauch von Eifersucht?", fragte er amüsiert.
"Nicht nur einen Hauch. Ich meine, Hey, wir waren fünf Jahre in der gleichen Söldnereinheit, und plötzlich bin ich nur noch eine Fußnote für ihn. Aber wenigstens habe ich ja dich."
Hart lachte leise. "Und mich wirst du auch nicht so schnell los. Wie geht es deinem Vater?"
"Gut, wie immer. Er mag dieses Leben hier in Bahrein. Wie die meisten von uns."
Langsam, nur zögerlich, lösten sie sich voneinander. "Dann sollten wir anfangen. Ich nenne dir jetzt die Milizaktivitäten der nächsten drei Monate."
"Und ich nenne dir die Patrouillenrouten und -zeiten unserer Rocketeers, die sich nicht so gut integrieren."
"Wenn das klappt, dann dauert es nicht mehr lange für uns", sagte John Hart leise.
Sie strich ihm mit der Rechten über die Wange. "Das hoffe ich. Das hoffe ich so sehr."
Sie stutzte. "Sag mal, hast du dich gerade als Second Lieutenant vorgestellt? Und hat der Kerl nicht vor Angst vor dir gebibbert?"
Hart lachte erneut. "Feldbeförderung. Dafür, dass ich einen unbeschädigten Heuschreck erobert habe."
"Ah, ich erinnere mich an die Verlustmeldung. Jens sagte dazu, es sei ja nur ein Heuschreck. Und was ist mit der Angst in den Augen von diesem Arschloch?"
"Nun, sagen wir, es gibt einige Gerüchte auf dieser Welt, die nicht so vorteilhaft für mich sind. Das betrifft angebliche Praxis in einigen Foltermethoden und einige nicht ganz so angebliche Fakten, den Kampfsport betreffend. Sagen wir, ich habe eine bestimmte Legende kreiert."
"Sachen gibt es", murmelte sie. "Der Bursche hat dich also für so gefährlich gehalten, wie du wirklich bist."
"Ja", lachte Hart, "so kann man es auch sehen."
Für einen kurzen, flüchtigen Moment schlossen sie sich erneut in die Arme und tauschten einen kurzen, fast keuschen Kuss. Dann begannen sie, ihr Wissen auszutauschen.
Sein Begleiter, eine hagere, hochgewachsene und nicht unbedingt hässliche Frau, zuckte die Achseln. "Sieh es doch mal so, Dad. Wir sitzen hier im gemütlichen Bahrein, und die sitzen irgendwo da draußen im Herbstfrost und frieren sich den Arsch ab. Wir gehen hier fein Steaks tafeln, und die leben von Einwegrationen aus dem letzten Nachfolgekrieg."
"Und du meinst, das bleibt so?", fragte Prestor indigniert. "Mädchen, wenn du das glaubst, bist du naiv. Die haben vielleicht nur leichte und mittelschwere Mechs, und wir sind ihnen mit zwei Kompanien aller Klassen weit überlegen. Aber diese Bastarde sind schlau. Sie wissen, dass sie gar nicht mehr Maschinen brauchen als wir haben. Sie müssen nur zum richtigen Zeitpunkt mehr Maschinen haben. Und dann ist da noch ihre Panzertruppe. Eine volle Kompanie, dazu eine schwere Lanze. Dann ist da noch die Infanterie in Bataillonsstärke. Und du weißt, dass sie Sprungtruppenausrüstung und KSR-Werfer haben. Wenn ein Platoon mit KSR auf dich feuert, dann merkst du das sogar in deinem Kriegshammer. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie mein guter alter Steppenwolf hinterher aussehen würde. Oder wenn sie mit Inferno um sich schmeißen. Hast du schon mal einen Piloten gehört, über Funk, während er von einer Inferno-KSR langsam gar gekocht wird? Ich sage dir, wenn man ein Schwein schlachtet, dann quieken diese Biester schon zum Erbarmen. Aber diese Geräusche werde ich nie vergessen. Nie wieder."
Die junge Frau grinste. "Ich hätte nicht gedacht, dass du so an Idris hängst, Dad."
Der alte Mann schnaubte aus. "Oh, nichts könnte mir egaler sein als der Tod von Idris. Ich bin ein Anhänger von Jens, nicht von seinem Vater, und der Tod dieses manischen Menschenschinders konnte gar nicht grausam genug sein. Aber es zu hören, es über den Gefechtsfunk mitzukriegen, ihn nach seiner Mutter betteln zu hören, während ihm in der Hitze langsam die Luft wegblieb... Das möchte ich nicht noch mal hören. Geschweige denn erleben."
"Hat es geschmeckt? Darf ich abtragen?", fragte der Kellner, während er das nächste Bier für Prestor brachte.
"Ja, vielen Dank. Mein Lob an die Küche. Wenn man hier ein Rare Steak bestellt, dann kriegt man es wenigstens auch Rare. Das macht Ihren Laden zum besten Lokal am Platz", sagte der alte Mann mit einem seiner seltenen Lächeln.
"Ich werde das Kompliment an die Küche weiter reichen, Mr. Qentin", erwiderte der Kellner, ebenfalls lächelnd. "Und, Ms. Quentin, hat es Ihnen auch geschmeckt?"
"Ich mag den neuen Kräuterquark zur Folienkartoffel", sagte sie. "Das Steak war wie erwartet ganz hervorragend.
"Wir probieren eine neue Kräutermischung aus", sagte der Kellner. Er nahm die leer gegessenen Teller auf. "Und dieses Bild sagt dann wohl auch alles." Er zwinkerte der jungen Piratin zu und ging in Richtung Küche.
"Jedenfalls, wenn wir nicht bald zu ihnen raus gehen, kommen sie zu uns rein. Das bleibt gar nicht aus. Mit dreihundert Mann Infanterie könnten sie uns hier das Leben zur Hölle machen", setzte Prestor seine Litanei fort.
Seine Tochter seufzte vielsagend. "Vielleicht kommen sie auch rein und ergeben sich, wenn ihnen kalt genug ist. Ich habe mir sagen lassen, dass Major Brixby vom Südkontinent stammt und Kälte nicht gewöhnt ist."
"Hoffen darfst du drauf, Schatz, aber nicht es erwarten", grummelte der alte Mann.
Er sah auf, als seine Tochter sich erhob. "Du willst schon los?"
"Ich muss, Dad. Jens hat mich gebeten, etwas für ihn zu besorgen, und die Läden machen gleich zu."
"Soll ich dich begleiten?", fragte er und setzte das Bier an, um es auf einen Haps auszutrinken.
Sie lachte leise und klopfte auf die Automatikpistole in ihrem Seitenholster. "Du machst dir zu viele Sorgen, Dad. Dies hier ist Bahrein. Hier ist noch keinem Rumble Rocketeer etwas passiert."
"Abgesehen von Dick Lawrence", murrte ihr Vater.
"Ja, aber auch nur weil er mit seinem Heuschreck in eine Falle gelaufen ist. Schade ist es nicht um ihn, den alten Wendehals. Der drehte sein Fähnchen immer nach dem Wind. Er wäre Jens bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken gefallen, glaub mir. Weiß man eigentlich, was er da draußen gemacht hat, abgesehen davon seinen Heuschreck an die Miliz zu verlieren?"
"Angeblich wollte er das Gyro testen, aber einer von der Infanterie hat mir erzählt, dass er vorher ein älteres Ehepaar angepöbelt hat, das im Backland eine Farm haben sollte. Es ging wohl um ihre Tochter. Den Rest kannst du dir bei Lawrence denken. Wir nennen ihn nicht umsonst Dick."
"Oh. Ja, das kann ich mir vorstellen." Sie tätschelte ihre Waffe. "Ein Feigling wie er sucht sich immer nur leichte Gegner, oder?"
"Willst du mir damit sagen, dass du kein leichter Gegner bist? Hör mal, Schatz, wenn du in einer schlechteren Position bist, nützt dir deine Pistole auch nichts mehr."
"Und was ist eine schlechtere Position?", fragte sie ergeben.
"Wenn zum Beispiel jemand hinter dir steht. Wenn deine Waffe nicht geladen ist. Oder wenn du nicht dazu kommst, sie zu entsichern."
"Nun hör auf, dir Sorgen zu machen, Dad. Wie ich schon sagte, dies ist Bahrein." Sie kam um den Tisch herum und drückte dem alten Mann einen Kuss auf die Wange. "Wir sehen uns nachher in der Kaserne. Trink noch in aller Ruhe aus, ja? Ich bezahle dann schon mal."
"Pass auf dich auf. Mehr sage ich gar nicht", murrte Prestor.
Sie lachte und ging zum Kellner, wo sie bezahlte. Ein kräftiges Trinkgeld und ein weiteres Bier für ihren alten Herrn rundete den Abend ab. Danach trat sie auf die spätherbstliche Straße.
Seit die Rumble Rocketeers die Macht übernommen hatten, waren alle Steuerzahlungen bis auf die Umsatzsteuer ausgesetzt worden. Der gesamte Staats- und Militärapparat von La Jolla finanzierte sich ausschließlich über die Schmuggelerträge der Piraten. Und die waren beachtlich genug. Spötter wollten wissen, dass dieses Geld auch die untergetauchte Miliz bezahlte und ernährte, aber so dumm konnten nicht einmal Piraten sein.
Das Ergebnis war, dass die Bevölkerung zwar einen erheblichen Prozentsatz der Arbeitszeit umsonst arbeitete, um den Warentribut an die Piraten zu erarbeiten, aber letztendlich mehr Geld in der Tasche hatte. Das war eine der populärsten Entscheidungen Lennardis gewesen. Und der Warenrückfluss über Lennardis Kontakte verbesserte auch das Einkaufsangebot auf La Jolla. Die Märkte der Piraten waren sehr gut ausgestattet und noch besser besucht. Man konnte sagen, Piraten und Bürger hatten erkannt, dass sie einander nützlich sein konnten, und nun kosteten sie dies bis zur Neige aus. Oder bis zum großen Knall, denn jedermann musste klar sein, dass Brixby es nicht ewig zulassen konnte, dass sich Jens Lennardi zum Gouverneur aufgeschwungen hatte und Arida Jenkins als Friedensgarantin in Geiselhaft hielt. Mehr oder weniger. Irgendwann würde es krachen, und das heftig. Sie konnte sich kein Szenario vorstellen, in dem Invasoren und Verteidiger irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden.
Aber bis dahin florierten die Geschäfte. Und die ersten Produzenten hatten auch schon angefragt, wie groß die Kapazitäten auf den Schmuggelrouten waren. Tja, mit Speck fing man Mäuse, und mit C-Noten fing man Händler.
Quentin verschwand schnell von der Hauptstraße, an der das Restaurant lag. Sie wechselte ins Gewirr der Altstadt mit all den langen, aber schmalen Gassen. Hier gab es hauptsächlich Wohnungen, nur wenige Lokale und wenige Einkaufsmöglichkeiten. Jemand, der sich hier nicht auskannte, konnte sich durchaus verlaufen. Man konnte diese Gassen auch wunderbar benutzen, um etwaige Verfolger abzuhängen. Nicht, dass sie jemanden bemerkt hätte, aber sie musste auf Nummer sicher gehen. Immer. Ihre Aufgabe war zu wichtig, als dass sie durch eine Nachlässigkeit in Gefahr geriet. Das betraf sowohl die Aufgabe als auch sie selbst.
Schnell hatte sie ihr Ziel in Sicht, die Arlington Road mit ihrem berühmten Jenkins-Park. Kurz blieb sie stehen, um auf Schritte zu lauschen, die ihr folgten, aber da war nichts. Entschlossen ging sie weiter, wechselte über die Schnellstraße und trat in den Park ein, der um diese Uhrzeit mitten im Spätherbst kaum erleuchtet war. Dementsprechend gering war die Besucherzahl. Oder anders ausgedrückt waren da nur sie selbst... Und eine Horde rauchender, trinkender und Musik hörender Jugendlicher.
"Na, was haben wir denn da?", rief einer von ihnen und grinste wild. "Eines von den Piratenmäuschen. Baby, gibt es dich auch in hübsch?" Die anderen lachten.
Quentin lächelte müde. "Müsstest du nicht eigentlich längst Zuhause sein und schlafen, wie alle keinen Bettnässer?" Höhnisches Geheule der anderen Jugendlichen klang auf.
"Hast du nicht ein paar Piratenschwerter zu polieren und Argumente zu schlucken?", konterte der Jugendliche. Heiseres Gelächter klang auf.
"Große Worte von einem so hässlichen Kind, mit dem die Hunde nur spielen, wenn man ihm ein Steak um den Hals hängt", spottete sie.
"Ach ja? Du hast von deiner Mutter die Beidhändigkeit gelernt. Das musste sie ja auch beherrschen, denn wenn sie was von der einen in die andere Hand nehmen wollte, musste sie weit über ihren Bauch werfen!"
"Deine Mutter ist doch viel fetter. Ihr Klassenfoto musste mit einem Hubschrauber aufgenommen werden."
"Deine Mutter ist so fett, wenn du wissen willst wo ihre Ritze ist, dann schlag auf die Schenkel und folge den Wellen!"
"Das geht doch mit deiner Mutter viel einfacher. Die musst du in Mehl wälzen um zu sehen, wo sie feucht ist!"
Sie standen sich nun gegenüber, beinahe Stirn an Stirn. Im Hintergrund johlten und pfiffen die anderen, und beinahe wäre ihr ein Lächeln entglitten.
"Ach ja? Deine Mutter ist so fett, dass..." Der Junge stockte. Im Hintergrund verstummten die anderen.
Über Quentins Schulter ragte eine Pistole, die auf den Jugendlichen deutete.
"Deine Mutter hat gleich einen toten Jungen, wenn du nicht die Klappe hältst. Los, nimm dein Pack und geh!"
Hastig wandte sich der Jugendliche um und lief davon. Die anderen rafften ihre Sachen zusammen und liefen ebenfalls.
Quentin versuchte, zu ihrer Waffe zu kommen, aber die Pistole bohrte sich nun schmerzhaft in ihren Rücken. Die andere Hand zog ihre Automatikpistole aus dem Holster.
"Hübsch bist du ja nicht", raunte der Mann hinter ihr. "Aber man nimmt was man kriegen kann. Und wer so dumm ist, alleine in den dunklen Wald zu gehen, der muss damit rechnen, dass der böse Wolf ihn frisst."
Heiseres Gelächter klang hinter ihr auf. "Du hast die Wahl. Möchtest du vorher oder hinterher sterben?"
"Vorher oder hinterher was?"
"Bevor oder nachdem ich dich nehme. Mir ist das ziemlich egal. Anschließend hänge ich dich nackt und kopfüber in die Gründer-Eiche, damit alle Rocketeers sehen, was ihnen blüht. Also, wie ist es? Noch ein wenig Spaß im Leben gefällig?"
Hinter ihr klang ein Schmerzenslaut auf, und der Druck durch die Mündung verschwand. Sie wirbelte herum, griff mit der Rechten zur Vibroklinge in ihrem Stiefel, aber verharrte auf halben Wege.
"Morddrohung, Nötigung, Erpressung, Androhung einer Straftat, versuchte Vergewaltigung. Hast du eine Ahnung, auf wie viele Arten und Wege du dich strafbar gemacht hast, du Sack?", zischte John Hart dem Mann in seinem Aikhido-Griff zu.
"Das ist doch nur eine hässliche Piratenschlampe! Keiner wird sie vermissen!", ächzte der Mann, und kassierte für diese Worte einen Schlag gegen die Schläfe.
"Und was ist mit den Kids, die du bedroht hast? Das waren keine Piraten", blaffte der Milizionär.
"Diese wertlosen Blagen von minderwertigen Arbeitern dürfen doch ohnehin nur leben, weil wir es ihnen erlauben. Was regst du dich so darüber auf, du Arschloch? Hast du überhaupt eine Ahnung, mit wem du es hier zu tun hast? Weißt du, was für einen Ärger du bekommen wirst, wenn..."
Ein Schuss bellte auf, und der Mann schrie auf vor Schmerz.
"Also auch noch ein arrogantes Arschloch. Das eben gerade war dein linkes Knie. Kommt mir jemals wieder zu Ohren, dass du dich zu einem Menschen erster Klasse aufgeschwungen hast, komme ich wieder und bringe dich um. Hast du das verstanden?"
"Du Schwein! Ich bringe dich um! Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, dann...!"
"Was dann?"
"Dann verfüttere ich dich an die Schweine!"
"Das bezweifle ich. Im Gegenteil, du darfst dich geehrt fühlen. Du hattest die Ehre, von Second Lieutenant John Hart angeschossen worden zu sein."
"John Hart? Heartless?", ächzte der Mann in aufkommendem Entsetzen.
"Eben der."
"Das habe ich doch alles nicht so gemeint! Wirklich nicht, Sir! Ich habe wirklich nur Spaß gemacht! Sie sehen das viel zu ernst!"
"Schon viel besser. Denk mal richtig drüber nach, was ich alles mit dir anstellen kann... Sobald du wieder wach bist."
"Wieso wach... Agh."
Langsam nahm John Lester Hart die Hand zurück, mit der er den Mann ins Reich der Träume geschickt hatte. Eine leichte Unterkühlung auf dem Boden und das durchschossene Knie waren bei weitem nicht angemessen genug für jemanden, der sich bei den alten Rocketeers nahtlos eingefügt hätte. Aber John hatte weder die Zeit noch die Muße, sich um eine Leiche zu kümmern.
Er ließ den Bewusstlosen zu Boden fallen, und nahm ihm die Automatikpistole der jungen MechPilotin wieder ab. "Geht es dir gut, Eligy?"
"Du hast dir Zeit gelassen, John", beschwerte sie sich. "Du hast dir so viel Zeit gelassen, ich dachte, er bringt mich wirklich um."
Hart trat an sie heran und gab ihr die Waffe zurück. "Keine Zeit für einen Nervenzusammenbruch. Komm mit."
Er ergriff ihre Hand und zog sie tiefer in den Wald des Parks hinein. Er hielt erst an, als sie unter der Gründer-Eiche standen, dem Baum, den der erste Gouverneur La Jollas gepflanzt hatte. Dann, unter der Eiche, steckte er seine Waffe fort und schloss die junge Frau in die Arme. Sie zitterte noch immer.
"Na sowas", spottete er. "Es gibt etwas auf der Welt, das Eligy Quentin nervös machen kann?"
"Nahtoderfahrungen haben diese Wirkung auf mich, John, das weißt du doch seit Outreach." Zögerlich umarmte sie auch ihn. "Bist du es wirklich? Bist du wirklich hier? Es erscheint mir so... Unwahrscheinlich."
Er küsste sie sanft auf die Wange. "Ich verspreche dir, bald werde ich immer hier sein, und nie wieder weg gehen. Wir werden dann zusammen sein, solange die verdammte Peripherie uns lässt. Oder Jens. Er ist schon ein ziemlich eifersüchtiger Bursche."
"Streich Jens von der Liste. Der hat nur noch Augen für Arida", murrte sie.
"Nanu? Höre ich da einen Hauch von Eifersucht?", fragte er amüsiert.
"Nicht nur einen Hauch. Ich meine, Hey, wir waren fünf Jahre in der gleichen Söldnereinheit, und plötzlich bin ich nur noch eine Fußnote für ihn. Aber wenigstens habe ich ja dich."
Hart lachte leise. "Und mich wirst du auch nicht so schnell los. Wie geht es deinem Vater?"
"Gut, wie immer. Er mag dieses Leben hier in Bahrein. Wie die meisten von uns."
Langsam, nur zögerlich, lösten sie sich voneinander. "Dann sollten wir anfangen. Ich nenne dir jetzt die Milizaktivitäten der nächsten drei Monate."
"Und ich nenne dir die Patrouillenrouten und -zeiten unserer Rocketeers, die sich nicht so gut integrieren."
"Wenn das klappt, dann dauert es nicht mehr lange für uns", sagte John Hart leise.
Sie strich ihm mit der Rechten über die Wange. "Das hoffe ich. Das hoffe ich so sehr."
Sie stutzte. "Sag mal, hast du dich gerade als Second Lieutenant vorgestellt? Und hat der Kerl nicht vor Angst vor dir gebibbert?"
Hart lachte erneut. "Feldbeförderung. Dafür, dass ich einen unbeschädigten Heuschreck erobert habe."
"Ah, ich erinnere mich an die Verlustmeldung. Jens sagte dazu, es sei ja nur ein Heuschreck. Und was ist mit der Angst in den Augen von diesem Arschloch?"
"Nun, sagen wir, es gibt einige Gerüchte auf dieser Welt, die nicht so vorteilhaft für mich sind. Das betrifft angebliche Praxis in einigen Foltermethoden und einige nicht ganz so angebliche Fakten, den Kampfsport betreffend. Sagen wir, ich habe eine bestimmte Legende kreiert."
"Sachen gibt es", murmelte sie. "Der Bursche hat dich also für so gefährlich gehalten, wie du wirklich bist."
"Ja", lachte Hart, "so kann man es auch sehen."
Für einen kurzen, flüchtigen Moment schlossen sie sich erneut in die Arme und tauschten einen kurzen, fast keuschen Kuss. Dann begannen sie, ihr Wissen auszutauschen.