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Folge 408 ,,Eine Feindin kehrt zurück"

von Sanin
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Gen
Annika Jesske Antje "Ginger" Stenzel Christine Walter Lena Baumgarten Mareen Bieler Natascha Sanin
13.04.2009
13.04.2009
1
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13.04.2009 16.742
 
,,Eine Feindin kehrt zurück“


Szene 1

Die Sonne scheint über Reutlitz und der Himmel ist klarblau. Die Schleuse schließt sich gerade mit einem leisen Knall der auch noch im Sekretariat, von Frau Mohr, zuhören ist. Diese sitzt gerade an ihrem Schreibtisch und liest die Tageszeitung wobei sie einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse nimmt und aufmerksam die Zeitung studiert. Doch ihre Aufmerksamkeit wird durch das öffnen der Tür abgelenkt aus der Herr Brock kommt.

Brock: (schließt die Tür) Guten Morgen. Ist Frau Sürth zu sprechen?

Mohr: (faltet die Zeitung zusammen) Nein. Sie war heute noch gar nicht da.
           Aber bestimmt wird sie gleich kommen. (lächelt ihn an und legt die
           Zeitung auf den Tressen mit der Titelseite nach oben)

Brock nickt kurz und bleibt vor dem Schreibtisch stehen. Sein Blick wandert zu der Zeitung die vor ihm liegt und liest neugierig die Überschrift der Schlagzeile des Tages: ,,Sanin an Grenze gefasst!“. Sein eben noch freudiges Gesicht verwandelt sich schlagartig in ein entsetztes und aufgebrachtes. Sofort nimmt er die Zeitung an sich und liest die Überschrift erneut um sich zu vergewissern.

Brock: (entsetzt) Das gibt es doch nicht! (durchblättert hastig die Zeitung)

Mohr: (sieht ihn fragend und neugierig an) Was ist den?

Brock: (hört auf zu blättern und liest die ersten Zeilen ehe er den              
            Zeitungsausschnitt vor Frau Mohr legt) Da lesen sie! (geht um den
            Schreibtisch und bleibt hinter Frau Mohr stehen um auch mitzulesen)

Mohr: (beginnt laut zu lesen) Sanin an Deutsch-Polnischer Grenze gefasst!
           (sieht überrascht zu Brock auf und liest weiter) Gestern Abend wurde,
            die seit genau einem Jahr geflohene, Natascha Sanin, an der Deutsch-
            Polnischen Grenze aufgegriffen und verhaftet. Nach Zeugenaussagen
            wollte Frau Sanin heimlich illegal Frauen, die aus allen Teilen Europas
            und Asiens stammen, nach Deutschland bringen damit sie für
            Pornographische Zwecke arbeiten sollen. (sieht fassungslos zu Brock
            der nicht anders dreinschaut) Das ist wirklich unglaublich. (liest  
            weiter) Warum es der Polizei erst jetzt, nach fasst einem Jahr, gelang
            die bereits international gesuchte N. Sanin auswendig zumachen, ist für
            viele immer noch ein Rätsel. Seit ihrer spektakulären Flucht aus der
            Frauenvollzugsanstalt Reutlitz, die Schlagzeilen machte, setzte sie sich
              für 3 Monate nach Russland ab bevor sie erneut einen Frauen-Callring
              gründete und mehrer Reisen nach Polen und die Ukraine unternahm.

Brock: (kopfschüttelnd) Sie kann es eben nicht lassen. (neugierig) Steht denn
            schon etwas über das Strafmass?

Mohr: (überfliegt den Artikel und liest gespannt weiter) Zurzeit befindet sich
            N. Sanin in Dresden in Untersuchungshaft und wird in den kommenden
            Tagen vom Obersten Gerichtshof verhört und verurteilt. (gibt Brock die
            Zeitung) Mehr steht nicht dabei.

Brock: (wirft einen kurzen Blick in die Zeitung) Dann können wir nur hoffen
            das die nicht wieder hier her eingeliefert wird.

Beide sehen sich ernst in die Augen während Frau Mohr ihm zustimmend zunickt.

Szene 2

Mareen schließt gerade ihren Spind und henkt sich ihre Halskette um den Hals. Sarah, die am Tisch sitzt, sieht ihr dabei angespannt zu.

Sarah: (flehend) Mareen so kann das nicht weitergehen! Wenn Walter wieder
            von der Krankenstation kommt wird sie dir den Hals umdrehen.

Mareen: (bleibt vor ihr stehen) Ich weis gar nicht warum du dir Sorgen machst.
               Walter hat verloren und jetzt haben wir hier das sagen. Es hat doch
               alles funktioniert.

Sarah: Ja, aber du musst doch einsehen das alles aus dem Ruder läuft! (steht
           auf) Wir wollten Geld verdienen, ja. Wir wollten Partner sein, ja.
           Aber das du jetzt auch noch Gewalt anwendest und hier einen auf
          ,,Führer“ machst. Das ist doch Wahnsinn!

Mareen: (kalt) Falsch. Du wolltest Geld, was du auch bekommen hast.
               Du wolltest meine Partnerin werden und du bist es geworden. Aber ich
               will mehr als nur Geld. Also find dich damit ab Sarah oder du bist
               die längste Zeit meine Partnerin gewesen! (geht hinaus)

Sarah: (läuft ihr nach) Aber Mareen, das kannst du doch nicht machen!

Mareen: (geht Richtung Gruppenraum) Und ob ich das kann.

Sarah bleibt an der Zellentür stehen und sieht ihr fassungslos nach.

Sarah: (leise für sich) Die ist doch verrückt geworden.

Sie will gerade wieder in die Zelle als sie die Stimme von Sebastian wahrnimmt. Langsam schleicht sie sich an einen der Säulen heran und versteckt sich hinter ihr bevor Sebastian und Iris vor dieser Halt machen.

Iris: (sieht ihn ernst an) Zum letzten Mal, Sebastian! Ich weich dir nicht aus.
       Wozu auch?

Sebastian: Ich merk doch das was nicht mit dir stimmt.

Iris: (sieht ihn gereizt an) Wie kommst du darauf das mit mir etwas nicht
       stimmen soll? Der Einzige der hier ein Problem hat bist du.

Sebastian: Ich?

Iris: Ja du. Und jetzt lass mich in Ruhe! (geht zum Aquarium und lässt
       Sebastian stehen der ihr fassungslos nachsieht)

Er bemerkt nicht, dass hinter ihm Sarah steht, deren Kopf hinter der Säule ragt, und besorgt zu Sebastian schaut. Dieser geht schließlich weiter und Sarah blickt mit feindseligen Blicken zu Iris hinüber die sich gerade ins Aquarium setzt.

Vorspann der 16. Staffel



Szene 3

Dr. Kilian schlägt die Krankenakte von Walter zu und sieht mit fragendem Blick zu ihr runter. Walter liegt vor ihm im Krankenbett und dreht ihren Kopf von ihm weg.

Walter: (mürrisch) Klotzen sie mich nicht so an!

Kilian: (schmunzelt kurz) Frau Walter, diese Verletzungen können unmöglich
             von einem kleinen Sturz verursacht worden sein. (setzt sich auf die
             Bettkante) Was ist wirklich passiert?

Walter schweigt, noch immer den Kopf zu ihm weggerichtet. Kilian seufzt kurz und steht wieder auf.

Kilian: Wie sie wollen. (geht zur Tür) Ruhen sie sich weiterhin aus! Ich schaue
             später noch mal vorbei.


Walter: (dreht sich zu ihm) He Doc! (Dr. Kilian sieht zu ihr) Wann kann ich
             wieder auf Station?

Kilian: (stutzig) Das haben ich jetzt verhört, oder?

Walter: (verdreht die Augen) Mann, ich muss zurück! Spätestens Morgen!

Kilian: Ich denke wir sollten sie noch eine Weile hier lassen. (will die Tür
           öffnen)

Walter: (setzt sich entsetzt auf) Aber ich muss wieder zurück. Die Mädels
              brauchen mich jetzt! (sieht ihn mit großen, flehenden Augen an) Bitte!

Kilian: Tut mir Leid. (öffnet die Tür und geht hinaus)

Walter: (leise für sich) Danke, du mich auch. (legt sich wieder hin und legt ihre
             Hand auf den Bauch wobei sich ihr Gesicht schmerzvoll verzieht)
             Autsch.

Leicht krümmend vor Schmerzen sieht sie frustriert und besorgt aus dem Fenster.

Walter: (leise wütend für sich) Jetzt bist du zu Weit gegangen, Bieler!

Szene 4

In der Näherei wird bereits wieder die Arbeit aufgenommen. Mareen begutachtet gerade die fertigen Kleidungsstücke und macht ein paar Striche auf ihre Liste. Nur ein paar Meter weiter schneidet Sarah ein paar Stoffmuster zurecht und sieht sehnsüchtig zu Sebastian der sich gerade neben Iris setzen will. Doch kaum hat er dies getan springt Iris auf und geht Richtung Stofflager. Sarah sieht ihr misstrauisch nach und geht schließlich zu Sebastian.

Sarah: (flüsternd) Ist irgendetwas? (deutet auf Iris die hinter der Tür
            verschwindet)

Sebastian: (versucht zu lächeln) Nein. Was soll den sein?

Sarah: (flüsternd) Hast du dich etwa mit der Römern gestritten? Weis sie etwa
            das wir …?

Sebastian: (durcheinander) Nein. Ich weis doch auch nicht. Lass uns später
                  darüber reden, O.K.?!

Sarah sieht ihn besorgt und traurig an, nickt kurz und geht wieder zurück an die Arbeit. Mareen stellt sich neben sie und legt die Liste auf den Tisch.


Mareen: Es müssen noch zwei mit Seitenmuster genäht werden! (sieht erst zu
               Sarah die stumm und traurig die Stoffe zuschneidet und dann zu
               Sebastian) Oh habt ihr Beziehungsstress? Das tut mir Leid.

Sarah sieht auf und sieht sie feindselig an.

Sarah: (schüttelt verächtlich den Kopf) Halt dein Mund!

Mareen schmunzelt kurz und geht zurück an ihre Arbeit. Sarah nimmt die Liste und versucht sich zu konzentrieren. Doch es gelingt ihr nicht und sie schaut abermals besorgt zu Sebastian der ihren Blicken ausweicht.

Szene 5

Frau Mohr klopft leise und vorsichtig an die Bürotür der Direktorin und öffnet sie einen Spalt. Behutsam sieht sie hindurch und erblickt einen völlig dunklen Raum. Sie tritt ein und erkennt im Schatten eine sitzende Gestalt hinter dem Tisch.

Mohr: (besorgt) Frau Sürth? (tritt näher) Frau Sürth?

Sürth: (erhebt kurz ihren Kopf) Was gibt es denn? (senkt ihren Kopf wieder)

Mohr: (besorgt) Aber was ist den los? (geht zu den Fenstern und öffnet die
           Vorhänge)

Gleißendes Licht erhellt den Raum und Juliane verzieht ihre Augen als sie zum Fenster blickt.

Mohr: (geht zum anderen Fenster) Ist irgendetwas passiert? (öffnet einen
           weiteren Vorhang)

Sürth: (versucht ihre Tränen zu verwischen) Alles in Ordnung. Ich hab nur
           kaum geschlafen letzte Nacht das ist alles. (widmet sich ihren Unterlagen
           auf dem Tisch zu)

Mohr: (bleibt vor ihrem Schreibtisch stehen) Aber ihnen fehlt doch etwas?
           (sieht besorgt in ihr Gesicht) Haben sie etwa geweint?

Julian schluckt schwer und versucht die Tränen in ihren Augen zurückzuhalten. Doch es gelingt ihr nicht und leise schluchzend fängt sie an zu weinen wobei sie beschämend ihr Gesicht unter ihren Händen vergräbt. Frau Mohr geht eilig um ihren Schreibtisch und beugt sich zu ihr hinab um sie tröstend in den Arm zu nehmen.

Sürth: (schluchzend) Sie ist weg … Natalie ist verschwunden.

Mohr: (entsetzt) Oh mein Gott. Aber wie …?

Sürth: (schnaubt kurz in ein Taschentuch) Die Polizei sucht bereits nach ihr.
           Hoffentlich ist ihr nichts zugestoßen. Das würde ich mir niemals
           verzeihen wenn sie ... (bricht in Tränen aus)

Frau Mohr hält Juliane weiter in den Arm und versucht sie zu beruhigen.

Mohr: Jetzt beruhigen sie sich erstmal wieder! Ich bin mir sicher ihrer Tochter
           geht es gut.

Juliane atmet tief durch und schließt erschöpft die Augen. Frau Mohr geht wieder zur Tür und sieht besorgt zu ihr.

Mohr: Vielleicht wäre es gut wenn sie heute Zuhause bleiben würden.
           
Juliane: (erhebt sich) Nein. Nein ich kann das nicht. Zuhause würde mir nur die
              Decke auf den Kopf fallen. (geht zum Tresor) Da tut mir Ablenkung
              ganz gut. (öffnet den Tresor)

Mohr: Wie sie meinen. Ich mach uns mal eine Kanne Tee. (geht hinaus)

Juliane bleibt vor dem geöffneten Tresor stehen und senkt erschöpft den Kopf wobei sie sich an der Tresortür festklammert.

Sürth: (nickt leicht) Ja, Tee wäre gut.

Szene 6

Miriam kommt mit einem Tablett, auf dem ein Teller warme Suppe steht, ins Krankenzimmer von Walter und bleibt vor dessen Bett stehen. Walter dreht sich zu ihr und lächelt kurz.

Walter: Na das nenne ich Service. (richtet sich auf)

Miriam: (zieht den Tisch zu Walter und stellt das Tablett darauf) Was machst
              du den für Sachen? (setzt sich besorgt auf die Bettkante) Wir haben
              uns schon wahnsinnige Sorgen gemacht.

Walter: (nimmt den Löffel und rührt die Suppe um) Jetzt übertreib nicht!

Miriam: Was heißt hier übertrieben? Du lagst bewusstlos und blutend auf dem
              Boden. Und wir mussten auch noch dabei zusehen.

Walter: (grimmig) Wofür ich euch auch sehr dankbar bin. Schön das ihr einfach  
             stehen geblieben seit anstatt mir mal zu helfen. (nimmt einen Löffel
             Suppe zu sich und verzieht das Gesicht) Was ist das den für ne Brühe?  

Miriam: (aufgebracht) Das ist mal wieder typisch für dich. Immer bei Anderen
              die Schuld suchen. (steht auf) Du warst es doch der Mareen zuerst
              angegriffen hat.  

Walter: (laut) Das war ja auch mein gutes Recht und das weist du ganz genau!

Miriam: (empört) Recht? (geht zur Tür) Hörst du dich überhaupt noch reden?
              (dreht sich zu ihr um) Du solltest lieber froh sein das nicht mehr
               passiert ist und wenigstens noch deine Freunde zu dir halten. Aber das
               kümmert dich ja überhaupt nicht. (geht hinaus und knallt wütend die
               Tür zu)

Walter: (laut) Auf welcher Seite stehst du eigentlich, hä?

Walter sieht ihr fassungslos nach und wirft den Löffel in die Suppe.
Verärgert blickt sie nach unten und denkt über Miriams Worte nach.

Szene 7

Es ist bereits Abend und die Frauen genießen ihren Feierabend auf Station.
Ilse sitzt im Gruppenraum und liest die Zeitung von heute. Sie bemerkt nicht wie sich Jeanette von hinten an sie heranschleicht um mitzulesen. Doch Ilse bemerkt sie und zuckt erschrocken zusammen.

Ilse: (erschrocken) Mensch musst du mich so erschrecken? (widmet sich wieder
        der Zeitung zu) Und jetzt lass mich in Ruhe lesen!

Jeanette: Warum gleich so eingeschnappt? (setzt sich neben sie) Ich will nur
                den Nachrichtenteil lesen! (sieht Ilse erwartungsvoll an)

Ilse: (gibt widerwillig nach) Na schön. (nimmt einen Teil der Zeitung und wirft
        ihn vor Jeanette) Zufrieden? (leise für sich) Da sind mir die Ratten in der
        Küche lieber als du?

Jeanette: (lächelt triumphierend) Besten Danke. (beginnt zu lesen) Benzinpreise
                steigen weiter an! (leise für sich) Na das ist ja wirklich nichts Neues.
Ilse: (genervt) Könntest du bitte etwas leiser lesen?! (dreht sich von ihr weg)

Jeanette: Ist ja schon gut. (liest schweigsam weiter als sie plötzlich entsetzt
               aufschreit) Ha, das gibt’s doch nicht! (liest aufgeregt weiter und zieht
               damit Ilses Aufmerksamkeit auf sich)

Ilse: (neugierig) Wieso? Was ist den? (versucht bei ihr mitzulesen)

Die Beiden bemerken nicht das Mareen in den Gruppenraum kommt und sich einen Apfel aus der Obstschale nimmt. Ilse versucht derweil Jeanette wieder die Zeitung abzuluchsen und zieht kräftig an ihr.

Ilse: Nun gib schon her! (zieht die Zeitung zu sich)

Jeanette: (zieht die Zeitung wieder zu sich) Jetzt lass mich doch erstmal zu
                Ende lesen!

Mareen: (bleibt hinter den Beiden stehen und lächelt amüsiert) Wenn zwei sich
               streiten (greift sich die Zeitung von oben) freut sich der Dritte. (nimmt
               die Zeitung und geht mit ihr zum hintersten Tisch)

Jeanette: (steht auf) Hey, was soll das? (geht zu Mareen die sich an den Tisch
                setzt und genüsslich in den Apfel beisst) Ich war noch nicht fertig.

Mareen: Meinst du den Artikel? (beginnt den Zeitungsartikel laut zu lesen)
               Sanin an Deutsch-Polnischer Grenze gefasst! (Ilse steht entsetzt auf
               und hört aufmerksam zu) Gestern Abend wurde, die seit genau einem
               Jahr geflohene, Natascha Sanin an der Deutsch-Polnischen Grenze
               aufgegriffen und verhaftet.

Ilse: (geschockt) Oh mein Gott. (stellt sich neben Jeanette)

Mareen: (legt die Stirn nachdenklich in Falten) Sanin, hab noch nie etwas von
               ihr gehört. Kennt ihr sie etwa?

Ilse schüttelt nur heftig den Kopf und eilt mit großen Schritten hinaus.
Jeanette setzt sich neben Mareen die sie fragend ansieht.

Jeanette: (leise) Nun es ist so. (sieht sich kurz um) Natascha war hier in
                Reutlitz und hat für einigen Trubel und Ärger gesorgt.  

Mareen: (neugierig) Wegen was war sie hier drin?


Jeanette: (sieht sich erneut um) Sie hat früher ein sehr erfolgreiches Lokal
                geführt. Aber sie hat heimlich im Hintergrund einen …. (sieht sich
                wieder um; flüsternd) …. Einen Puff betrieben. (Mareen hebt erstaunt
                die Augenbraue) Außerdem hat sie illegale Glücksspiele abgehalten
                und hat dabei eine Menge Geld gemacht. (zornig) Und mich hat sie
                da auch noch mit reingezogen.

Mareen: (amüsiert) Sie ist also eine Geschäftsfrau?

Jeanette: Na ja, so würde ich das nicht sagen. Jedenfalls wurde sie erwischt und
               eingebuchtet. (steht auf; gehässig) Eigentlich so wie bei dir.  

Mareen blickt mit kalten Augen zu ihr und Jeanettes Grinsen verschwindet augenblicklich aus ihrem Gesicht.

Mareen: Und, weiter?

Jeanette: Das möchte ich lieber nicht sagen! (will gehen)

Mareen: (steht auf) Ach, nun komm schon! Was ist dann passiert?!

Jeanette: (unwohl) Das möchte ich aber wirklich nicht! (geht ein paar
                Schritte bis zum Ausgang und dreht sich noch einmal zu ihr um)
                Ich kann nur noch eins sagen. Natascha hat sich hier drin viele Feinde
                gemacht. (geht hinaus)

Mareen sieht ihr fragend hinterher nimmt den Zeitungsartikel und betrachtet ihn erneut aufmerksam.

Szene 8

Ilse kommt mit hastigen Schritten in die Zelle von Uschi. Diese sitzt mit Lena, Annika, Melanie und Ruth am Tisch und sehen sich nachdenklich an. Ilse bleibt, ein wenig atemlos, vor ihnen stehen und fuchtelt aufgeregt mit den Händen herum.

Ilse: (aufgeregt) Ihr werdet es nicht glauben was heute in der Zeitung steht!?

Melanie: (genervt) Mensch Ilse, das interessiert uns nicht die Bohne! Also nerv
               jemand anderen, O.K.?!

Ilse: (aufgeregt) Ja, aber das ist wirklich unglaublich die haben nämlich Nata …

Uschi: (sieht sie flehend an) Ilse bitte! Wir haben im Moment andere Sorgen!

Ilse: Ja aber … aber es ist doch …!

Melanie: (steht genervt auf und schubst Ilse zur Tür) Aber, aber, aber.
               Warum erzählst du es nicht Jeanette oder sonst wem?! (macht die Tür
               auf) Aber bitte nicht uns! (schiebt sie aus der Zelle und schließt die
               Tür vor Ilses Nase zu)  

Ilse schüttelt verständnislos den Kopf und geht enttäuscht Richtung Aquarium.
Dabei kommt ihr Miriam entgegen, die mit einem wütenden Gesichtsausdruck zu Uschis Zellentür geht. Melanie will sich gerade wieder hinsetzen als sich die Zellentür öffnet und Miriam hereinkommt.

Melanie: (dreht sich zur Tür; laut) Ilse jetzt reicht’s! (kommt kurz ins stocken)
               Ach du bist es.  

Miriam: (wütend) Was bildet die sich eigentlich ein?! (knallt die Tür zu und
               setzt sich aufs Bett)

Lena: Wer?

Miriam: (laut) Na wer wohl?! Walter! (legt sich aufs Bett)

Uschi: (steht auf und setzt sich zu ihr) Wieso Walter? Geht es ihr etwa
           schlechter?

Miriam: Quatsch. Walter geht’s blendend und ist wieder ganz die Alte.

Uschi: (atmet kurz durch) Was ist den nun wirklich passiert?

Miriam: (richtet sich wieder auf) Wir haben uns gestritten.

Melanie: (setzt sich wieder hin) Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!

Miriam: Sie hat uns Vorwürfe gemacht das wir ihr nicht geholfen haben als sie
              ... na ja ihr wisst schon. Dabei ist sie doch selbst dran Schuld. Sie hat
              Mareen zuerst angegriffen.

Annika: Aber das war ja auch verständlich, oder? Ich meine sie hat allen Grund
              sauer zu sein.

Uschi: Nimm’s dir nicht so zu Herzen. Die kriegt sich schon wieder ein!
           Du kennst doch Walter.


Miriam: (steht auf) Na toll und wenn sie sich wieder eingekriegt hat? Was
               dann? Geht sie dann wieder auf Mareen los? (keiner erwidert etwas)
               Langsam glaube ich, dass es vielleicht besser ist das Mareen nun das
               Sagen hat. (alle sehen sie entsetzt an) Ich meine ob nun Walter oder
               Mareen, was macht das denn für ein Unterschied? (geht hinaus)

Melanie: (laut ungehalten) Was sind das den für Töne! (drohend) Pass bloß auf!

Die Tür fällt ins Schloss und alle sehen sich schweigsam an, wobei sie über die Worte Miriams nachdenken. Nur Melanie schüttelt aufgebracht den Kopf.

Melanie: Der haben wir das Ganze doch erst zu verdanken! Zu Feige bei der
               Polizei auszusagen, aber uns in den Rücken fallen!

Uschi sieht sie belehrend an.

Uschi: (ernst) Das sagst ausgerechnet du!?

Melanie sieht stumm nach unten und versucht sich nichts anmerken zu lassen.

Szene 9

Iris sitzt im Aquarium und überprüft den Arbeitsplan für die nächsten Tage. Sebastian steht vor dem Aquarium und sieht sich auf Station um. Sarah kommt gerade aus dem Bad und will in ihre Zelle als sie Sebastian erblickt und sofort zu ihm eilt.

Iris: (sieht auf ihre Uhr) Dann wollen wir mal. (steht auf und geht hinaus)

Sarah geht freudestrahlend zu Sebastian der nur noch wenige Meter von ihr entfernt steht. Doch sie bleibt abrupt stehen als sie Iris neben Sebastian erblickt.

Iris: (laut) Einschluss! (sieht zu Sebastian) Übernimmst du die unteren Zellen?

Sebastian: (holt seinen Schlüsselbund hervor) Klar. (geht ihr nach)

Sarah dreht sich um und geht mit enttäuschter Mine in ihre Zelle. Doch als sie gerade die Tür schließen will hört sie Sebastians Stimme und lässt die Zellentür einen Spalt weit offen aus dem sie hinausspäht.

Sebastian: (versperrt Iris den Weg zu Sarahs Zelle) Kann ich kurz mit dir
                  sprechen? Es ist wichtig. (Iris will an ihm vorbei doch er gibt nicht
                  auf) Bitte!


Iris: (gereizt) Lass mich einfach meine Arbeit machen! (geht an ihm vorbei und
        bleibt vor Sarahs Zellentür stehen hinter der sich Sarah verbirgt und sich
        ganz klein macht um nicht gesehen zu werden)

Sebastian: Es tut mir Leid was ich gesagt habe. Du hast ja recht, deine
                 Angelegenheiten gehen mich nichts an. Das hab ich jetzt kapiert.

Iris: (dreht sich zu ihm um während Sarah erleichtert aufatmet und gespannt
        weiterlauscht) Nein mir tut es Leid. Es ist nur so, dass ich zurzeit ziemlich
        viel um die Ohren habe.

Sebastian: (besorgt) Wirklich?

Iris: Wirklich. (reicht ihm die Hand) Also Vergeben und Vergessen?

Sebastian: (nimmt ihr Hand) Vergeben und Vergessen. (will sie umarmen)

Iris zögert einen kurzen Moment und umarmt Sebastian schließlich wobei sie jede Sekunde seiner Berührung genießt. Schließlich lösen sich Beide aus der Umklammerung und lächeln sich kurz an bevor sie sich wieder ihrer Arbeit widmen. Gerade noch rechtzeitig entfernt sich Sarah von der Tür und geht zu ihrem Spind. Iris wirft einen kurzen Blick in die Zelle ohne Sarah weiter zu beachten und schließt die Tür ab. Traurig und nachdenklich blickt Sarah in den Spind. Ruth die bereits im Bett liegt sieht zu ihr rüber.

Ruth: Alles in Ordnung bei dir?

Doch sie erhält keine Antwort. Sarah versucht die Tränen zurückzuhalten doch
es gelingt ihr nicht. Leise schluchzend rennt sie in die Nasszelle und schiebt die Tür hinter sich zu. Ruth sieht ihr besorgt nach und legt sich jedoch schließlich schlafen.

Szene 10

Die Nacht ist bereits über Reutlitz eingebrochen und ein gespenstisches Licht erhellt die hohen Backsteinmauern des Gefängnisses. In Lenas Zelle herrscht Totenstille. Lena selbst liegt schweißgebadet in ihrem Bett und wirft ihren Kopf hin und her. Leise ertönt die Musik Ben Hamilton in ihrem Kopf und fröhliche Freudenschreie erklingen. Kleine, helle Lichter schwingen, wie Wunderkerzen, in der Luft hin und her und die Jubelschreie werden immer lauter.
Die Insassinnen gehen in freudiger Erwartung durch die Schleuse Richtung Freiheit. Doch ein lauter Knall versetzt alle in Angst und Schrecken. Lena zuckt zusammen und versucht einen Hilfeschrei auszustoßen. Die verzweifelten Schreie der Frauen werden immer lauter und weitere Schüsse ertönen.
Melanie sinkt vor den Toren Reutlitz zusammen und bleibt regungslos, wie viele andere Frauen auch, am Boden liegen. Auch Walter wird von einer Kugel tödlich getroffen und sinkt gekrümmt vor Schmerzen zu Boden und reißt Lena mit sich. Lena schreit sich die Seele aus dem Leibe und richtet sich schweißgebadet und zitternd vor Angst auf. Ängstlich sieht sie sich in der Zelle um und wischt sich erschöpft den Schweiß aus dem Gesicht. Plötzlich überkommt sie die Übelkeit und ohne zu zögern springt sie aus ihrem Bett und rennt auf Toilette aus dem die Geräusche von ihrem Erbrechen erklingen.

Szene 11

Ein neuer Tag beginnt in Reutlitz und die Frauen kommen, noch ganz schläfrig,
aus ihren Zellen. Uschi, die bereits fertig angezogen und bereit für die Arbeit ist,
wartet vor der Zellentür auf Lena. Doch keiner kommt heraus sodass sie hinein
geht. Suchend sieht sie sich in der Zelle nach Lena um, doch es ist niemand hier.

Uschi: Lena? (zuckt mit den Schulter und geht wieder hinaus)

Doch bevor sie den Raum verlässt hört sie ein leises Schluchzen und Wimmern
hinter der Schiebetür des kleinen WC’s. Sofort geht Uschi zur Tür und klopft
leise an.

Uschi: Lena, bist du da drin? (das Schluchzen wird lauter und Uschi öffnet die
           Tür)

Sie findet eine völlig aufgelöste Lena vor sich die sich krampfhaft an der
Kloschüssel festhält und am ganzen Leib zittert.

Uschi: (bückt sich zu ihr runter) Oh mein Gott, Lena. Was ist den los?

Uschi will ihr aufhelfen doch Lena zuckt vor ihr zusammen und stößt einen
kurzen Angstschrei aus.

Uschi: (entsetzt) Aber ich bin es doch. Uschi. Erkennst du mich den nicht?!

Lena reagiert nicht und hält sich weiterhin krampfhaft an der Kloschüssel fest.
Uschi sieht sich verzweifelt um und versucht Ruhe zu bewahren. Die Tür geht
auf und Wilhelmina kommt in die Zelle. Sofort blickt sie zu Lena und öffnet die
Augen weit vor lauter Entsetzen.

Wilhelmina: (eilt zu Lena) Was ist den passiert?! (will Lena berühren doch
                     diese zuckt erneut zurück) Lena, was ist den mit dir?

Uschi: Ich glaube das bringt nichts. Sie erkennt ja nicht einmal mich mehr.

Lena wird immer blasser im Gesicht und erbricht sich erneut in die Kloschüssel.
Entsetzt sieht Wilhelmina zu Uschi auf.

Wilhelmina: (laut) Los ruf sofort Dr. Kilian!

Uschi rennt sofort nach draußen. Wilhelmina bleibt bei Lena, die sich erschöpft
von der Kloschüssel zurückzieht und in die Arme von Wilhelmina fällt die sie
zu beruhigen versucht.

Szene 12

Juliane Sürth sitzt in ihrem Büro und versucht sich auf ihre Arbeit zu
konzentrieren. Doch es gelingt ihr nicht und so lehnt sie sich erschöpft und
völlig übermüdet zurück und schließt die Augen. Doch plötzlich klingelt das
Telefon und Juliane ist hellwach. Sofort greift sie nach dem Hörer und nimmt
ab, in freudiger Erwartung das ihre Tochter am Apparat ist.

Sürth: (aufgeregt) Natalie? (ihre Mine verfinstert sich schlagartig) Ja, hier ist
           Sürth am Apparat.

Stimme: Es gibt leider schlechte Neuigkeiten, Frau Sürth. (Julianes Gesicht
              wird kreideweiß und angespannt stützt sich auf dem Tisch ab)
              Wir haben die Tasche ihrer Tochter in einem Waldstück gefunden.
              (Julianes Augen weiten sich vor Erschütterung) Das heißt aber nicht,
              dass die Ermittlungen nun eingestellt werden. Im Gegenteil, die
              Polizei hat nun eine weitere Spur und wir sind kurz davor den oder
              die Täter ausfindig zumachen. (es herrscht für kurze Zeit Ruhe)
              Frau Sürth? Sind sie noch dran?

Sürth: (durcheinander) Ja … ja ich bin noch da.

Stimme: Hören sie, ich weis wie sie sich fühlen, aber es wäre von
              großem Nutzen wenn sie hier her, nach Irland, kämmen um uns bei den
              Ermittlungen zu helfen. Wir übernehmen selbstverständlich die
              Reisekosten, dass ist kein Problem.

Sürth: Ja, ich verstehe. Ich werde mir dann wohl ein paar Tage Urlaub nehmen
           müssen.

Stimme: (erleichtert) Gut. Wenn sie angekommen sind wenden sie sich einfach
               an die irische Polizei. Die bringt sie dann zum leitenden Kommissar
               Herr William Norrington. (Juliane nimmt einen Zettel und schreibt
               sich den Namen auf) Und glauben sie mir, wenn sie uns helfen sind
               die Chancen, ihre Tochter wiederzufinden, größer als jetzt.

Sürth: Ja. (die Stimme verabschiedet sich) Auf Wiederhören. (legt auf)

Juliane kullern heiße Tränen über ihr Gesicht und voller Trauer und Schmerz
blickt sie auf das Bild das auf ihrem Schreibtisch steht, auf dem sie und Natalie
zu sehen ist.

Szene 13

Lena, die auf einer Krankentrage liegt, wird von zwei Krankenschwestern aus
ihrer Zelle getragen. Dicht hinter ihr laufen Dr. Kilian, Uschi, Miriam und
Wilhelmina.

Uschi: (zu Dr. Kilian) So hab ich sie noch nie gesehen. Was fehlt ihr den?

Kilian: Das kann ich ihnen im Moment noch nicht sagen, Frau König. Aber
            seien sie ganz beruhigt.

Miriam: (den Blick auf Lena) Sieht ganz nach einem Magen-Darm Infekt aus.

Kilian: (nickt nachdenklich) Möglich wäre es.

Uschi: Sie hat in den letzten Tagen auch nicht viel gegessen und schlecht    
           geschlafen.

Die Insassinnen sehen Lena besorgt nach die nun aus der Station getragen wird.
Frau Schnoor öffnet ihnen die Gitterschleuse und sieht besorgt zu Dr. Kilian.

Schnoor: Hoffentlich ist es nichts Ernstes.

Kilian: Ich habe ihr erstmal eine Beruhigungsspritze gegeben. Das verschafft
            uns erstmal ein wenig Zeit. (geht durch die Gitterschleuse gefolgt von
            Miriam)

Frau Schnoor nickt zustimmend und schließt die Gitterschleuse wieder. Noch
immer geschockt stehen Uschi, Melanie und Wilhelmina vor der Gitterschleuse.

Ingrid: (geht zu ihnen) Wie ist das nur passiert?!

Uschi: Sie ist völlig weggetreten. Sie hat selbst mich nicht mehr erkannt.

Wilhelmina: Nicht auszudenken das sie die ganze Nacht dort gehockt hat.

Uschi: Wäre wenigstens Walter mit auf der Zelle gewesen. (alle nicken
           zustimmend) Vielleicht hatte sie wieder einer dieser Alpträume.

Melanie: (zeigt Uschi den Vogel) So ein Quatsch! Bloß weil man schlecht
                geträumt hat flippt man doch nicht gleich so aus. (geht weg)

Wilhelmina: (nachdenklich) Ja, das klingt echt verrückt.

Ingrid: Aber möglich wäre es. (alle gehen zur Treppe) Wenn wir nur
            wüssten wie wir ihr helfen könnten?

Wilhelmina: Uschi, du hast doch gesagt das Herr Schallert ihr helfen könnte?
                     Vielleicht hast du ja recht.

Uschi: Ja, aber glaubst du im Ernst das Lena da mitmachen wird?

Schnoor: (laut) Fertig machen zur Arbeit!

Wilhelmina: (zuversichtlich) Ein Versuch ist es jedenfalls wert.

Wilhelmina geht zu Frau Schnoor während Uschi und Ingrid ihr skeptisch nach
sehen.

Szene 14

Brock geht gerade Richtung Stationsgebäude aus dem Nicole mit einem
Schließer heraustritt. Sofort sieht Nicole zu ihm und lächelt ihn freudig an.

Nicole: Hallo Herr Brock.

Brock: (bleibt vor ihr stehen) Hallo Frau Maurer.

Ungeduldig sieht der Schließer auf seine Uhr und sieht Nicole auffordernd an.

Schließer: Frau Maurer, wir müssen weiter!

Brock: Sie müssen wohl in die Gärtnerei? (wendet sich an den Schließer)
           Gehen sie schon! Ich bring sie hin!

Der Schließer nickt und geht wieder zurück. Brock lächelt verlegen und Nicole
muss kurz auflachen.  

Nicole: Wie es aussieht haben sie ein starkes Durchsetzungsvermögen? (geht
            weiter)

Brock: Ach wissen sie, man tut was man kann. (beide lächeln kurz und gehen
            nebeneinander zur Gärtnerei) Und wie geht es Klara?

Nicole: Großartig. Sie vermisst sie sehr.

Brock: (erfreut) Wirklich? (nimmt ihr den Eimer aus der Hand) Warten sie ich
            nehme ihnen was ab!

Nicole: Danke. Wenn sie wollen können sie Klara heute vom Kindergarten
            abholen. (bleibt stehen) Natürlich nur wenn sie wollen?

Brock: (überglücklich) Was für eine Frage? Natürlich.

Nicole atmet erleichtert aus und Beide gehen weiter den Hof entlang.

Nicole: Da wird Klara sich bestimmt freuen. Da bin ich mir sicher.

Brock: Wissen sie Nicole, ihre Tochter bedeutet mir wirklich …. also ich weis
            nicht wie ich es sagen soll. Sie ist für mich wie eine …

Nicole: Tochter?

Brock: (wirkt verlegen) Nun ja so kann man es sagen.

Nicole: Das muss ihnen nicht peinlich sein. Ich bin so froh, dass Klara endlich
            jemanden hat, zu dem sie aufblicken kann. Mit dem sie lachen und
            spielen kann. Bei dem sie sich wohl und sicher fühlt. (sieht ihm tief in
            die Augen) Und das sind sie.

Brock: (verlegen) Meinen sie das Ernst? (Nicole nickt) Das ist wirklich sehr
            nett von ihnen, danke.

Nicole: Nichts zu danken. (beide lächeln kurz und gehen weiter)

Etwas zögerlich nimmt Brock die Hand von Nicole. Diese sieht ihn lächelnd
jedoch ein wenig skeptisch an und Beide gehen Hand in Hand zur
Gitterschleuse.

Szene 15

In der Schneiderei arbeiten die Frauen bereits wieder fieberhaft weiter.
Sarah nimmt gerade einen Bestellschein von Mareen entgegen die hinter dem Computer sitzt. Dabei sieht sie kurz zu Sebastian der vor der Tür steht.
Nur ein paar Meter von ihm entfernt steht Iris die an ihrem Sprechfunkgerät herumfummelt.

Iris: Ich glaub das Teil ist kaputt. (geht zu Sebastian) Ich bekomme überhaupt
       kein Signal. (zeigt ihm das Walki-Talki)
Sebastian: (nimmt es in die Hand) Vielleicht hast du ja nur den falschen Kanal
                  drin. (drückt ein paar Knöpfe) Hm, scheint wohl an was Anderem zu
                  liegen.

Iris: (nimmt es wieder an sich) Vielleicht geh ich gleich mal zum Hausmeister.
       (geht zur Tür) Bin gleich wieder da.

Sebastian nickt nur und blickt zu Sarah hinüber die gerade in Richtung Lager geht. Sofort geht er ihr nach und schließt die Tür hinter sich. Sarah zieht gerade einen Stoffballen aus dem Regal als sie Sebastian hinter sich bemerkt. Erschrocken zuckt sie kurz zusammen.

Sarah: Musst du mich gleich so erschrecken?! (geht zu ihm) Ich hab dich
           vermisst. (legt ihre Arme um seinen Hals)

Sebastian: (küsst sie am Hals) Ich dich doch auch.

Sarah: (versucht nicht zu weinen) Ach ja? (lässt ihn los und sieht ihn ernst an)
            Du hast gestern gesagt wir würden reden, aber die Römern war dir
            anscheinend wichtiger!

Sebastian: (irritiert) Was ist den mit dir los?

Sarah: Was mit mir los ist? Was ist mit dir los? (Tränen laufen ihr übers
           Gesicht) Da läuft doch was mit der Römern. Denkst du ich merk das
           nicht wie sie immer zu mir schaut als ob ich eine Kakerlake wäre?!

Sebastian: (geschockt) Nein, das verstehst du völlig falsch. Da ist nichts glaub
                  mir! (sieht ihr tief in die Augen) Ich liebe dich. Nur dich.

Sarah bricht in Tränen aus und beide umarmen sich. Keiner lässt den anderen los und Sebastian drückt Sarah fest an sich.

Sarah: (leise) Ich liebe dich auch. (schmiegt sich ganz fest an ihm)

Szene 16

Juliane Sürth kommt mit eiligen Schritten aus ihrem Büro und legt Frau Mohr ein paar Unterlagen auf den Schreibtisch wobei diese sie fragend ansieht.

Mohr: Sie haben es heute aber eilig. Was ist das? (deutet auf die Unterlagen)

Sürth: (zieht sich hastig ihren Mantel an) Das sind nur ein paar Dinge die sie
           für mich erledigen sollen. Nur ein paar Anrufe.

Mohr: Ja, aber wollen sie das nicht lieber selbst machen?

Sürth: (bleibt vor ihr stehen) Tut mir Leid aber ich habe wirklich wenig Zeit.
           Ich muss Morgen Abend abreisen. (geht Richtung Tür)

Mohr: Ja aber wohin den?

Sürth: Nach Irland. Deswegen ist es wichtig das sie noch diese Anrufe
           erledigen!

Mohr: (freudestrahlend) Hat man ihre Tochter etwa wiedergefunden?

Sürth: (schluckt schwer) Nein. Deswegen darf ich auch keine Zeit verlieren.

Mohr: (steht auf) Aber wer soll denn bis dahin hier …?

Sürth: Nun machen sie sich mal keine Sorgen deswegen!

Mohr: Ja, aber Frau Schnoor hat ab Morgen eine Woche Urlaub. Und eine
           andere Vertretung gibt es nicht.

Sürth: (nimmt ihre Tasche und geht zur Tür) Keine Sorge! Ich werde bis heute
           Abend noch Ersatz finden. (geht hinaus)

Frau Mohr sieht ihr mit hilflosen Blicken nach und setzt sich dabei wieder auf ihren Stuhl. Wehleidig atmet sie kurz aus und macht sich wieder an die Arbeit und nimmt den Hörer des Telefons in die Hand.

Szene 17

Brock steigt aus seinem Wagen und sieht hinüber auf die andere Straßenseite auf der laute Kinderstimmen ertönen. Brock atmet tief durch, schließt seine Wagentür und geht über die Straße zum Kindergarten. Während er geht blitzen in seinen Gedanken wieder die Bilder der Entführung von Klara auf. Wie die schwarz maskierten Männer Klara packen und versuchen sie ins Auto zuzerren während er alles erdenklich tut um sie aufzuhalten. Plötzlich wird Brock aus seinen Gedanken gerissen den ein Auto hupt, mit einem ohrenbetäubenden Lärm, neben ihm. Erst jetzt bemerkt er, dass er mitten auf der Straße steht und geht mit eiligen Schritten auf die andere Seite. Der Wagen hupt noch einmal laut auf und fährt an ihm vorüber wobei der Fahrer ihm wütend den Vogel zeigt. Brock bleibt vor dem Kindergarten stehen und lauscht eine Weile nur den fröhlichen Klängen der Kinder. Plötzlich öffnet sich die Tür und eine etwas ältere Frau kommt heraus.


Frau: (kommt ein paar Schritte auf ihn zu) Entschuldigen sie! Sind sie Herr
          Brock?  

Brock: (irritiert) Ähm … Ja der bin ich. (sieht sie fragend an) Woher …?

Frau: (bleibt vor ihm stehen) Hab ich’s mir doch gedacht. (reicht ihm die Hand)
          Ich bin Diana Schuster, Klaras Erzieherin.

Brock: (schüttelt ihre Hand) Sehr erfreut. Ich bin hier weil …

Diana: (lächelt) Um Klara abzuholen, ich weis. Frau Maurer hat mich darüber
            informiert. Ich finde es wunderbar, dass sie sich so für Klara einsetzen.
            Das ist wirklich ... (Klaras Stimme ertönt hinter ihr und beide blicken
            zur Eingangstür)

Klara: (rennt aufgeregt aus der Tür) Onkel Edgar. (rennt zu Brock der auf die
           Knie geht und seine Arme ausbreitet)

Klara fällt freudestrahlend in Brocks Arme der sie sofort an sie drückt und hochhebt. Die Erzieherin sieht begeistert zu den Beiden.

Brock: Na meine Kleine, wollen wir gehen?

Klara: (laut) Ja. (sieht ihn fragend an) Aber wohin den?

Brock: (flüsternd) Ist eine Überraschung. (stupst sie an die Nase)

Klara: (laut jubelnd) Oh ja.

Die Erzieherin lacht herzlich und reicht Brock, der krampfhaft versucht Klara weiter auf dem Arm zuhalten, Klaras Rucksack.

Diana: Dann wünsche ich noch einen schönen Tag. (geht wieder zur Tür)

Brock: (lächelt) Danke den werden wir haben. (geht mit Klara zum Auto auf der
            anderen Straßenseite) Also irgendwie habe ich Lust auf ein Eis.
            Wer noch? (Klara hüpft aufgeregt hoch und runter und schreit ,,Ich, Ich,
            Ich!“)

Brock legt den Rucksack aufs Dach des Wagens und öffnet Klara die Tür, wobei er sie auf den Sitz platziert. Führsorglich legt er der freudestrahlenden Klara den Gurt um und legt ihren Rucksack neben sie. Zufrieden steigt nun auch Brock ein und zündet den Motor an. Diana steht vor dem Eingang und winkt ihnen zum Abschied bis der Wagen an ihr vorbeifährt
Szene 18

Es klopf leise an der Tür zu Walters Krankenzimmer. Die Tür öffnet sich einen Spalt und Miriam lugt mit ihrem Kopf hindurch. Walter sieht mit ernster Mine zu ihr.

Miriam: (zögerlich) Darf ich rein kommen?

Walter: Klar. (Miriam schließt die Tür und kommt an ihr Bett) Komm setz dich
             zu mir. (klopft mit ihrer Hand auf die Bettkante und Miriam setzt sich
             zu ihr) Hör zu! Es tut mir Leid was ich gestern gesagt habe. Weist du
             ich wäre an deiner Stelle auch …

Miriam: Ich muss mich auch entschuldigen. Du hast vollkommen recht. Als du
              Hilfe brauchtest standen wir einfach nur da und haben zugesehen.
              Das tut mir Leid. (sieht zu Boden) Es tut uns allen Leid.

Walter lächelt sie aufmunternd an und nimmt ihre Hand. Miriam sieht ihr tief in die Augen und lächelt ebenfalls herzlich.

Walter: (sanft) Hey, jetzt mach dir keine Gedanken mehr. Ich bin eh bald
             wieder auf dem Dampfer. Halb so wild. (beide umarmen sich)

Miriam: Tja dann werde ich mal wieder an die Arbeit gehen. (steht auf ohne
              Walters Hand loszulassen)

Walter: Hey, du weist nicht zufällig wie lange mich der Doc noch hierbehalten
             will?!  

Miriam: Leider nein. Aber ich kann ja mal nachfragen.

Walter sieht ihr dankbar in die Augen und küsst sie auf die Hand.

Walter: Du bist die Beste! (beide müssen kurz lachen)  

Miriam: Ich komm später noch mal vorbei. Ich werd erstmal schauen wie es
              Lena geht. (geht zur Tür)

Walter: (sieht sie entsetzt an) Lena? Was ist mit Lena?

Miriam: Was du weist es noch gar nicht? Sie wurde heute Morgen hier
              eingeliefert. Du hättest sie sehen sollen! Sie war völlig neben der Spur.

Walter: (will aufstehen) Ich muss sofort zu ihr!

Miriam: (geht zu Walter und drückt sie wieder ins Bett) Nein Walter! Was ist
               wenn Dr. Kilian dich sieht? Dann kannst du dir deine Erlaubnis,
               wieder auf Station zugehen, abschminken.

Walter: (gibt nach) Ja ist ja schon gut. (deckt sich zu) Aber dann Grüß sie
             wenigstens ganz lieb von mir!

Miriam: (geht zur Tür) Das werde ich. (geht hinaus wobei Walter ihr
              nachdenklich nachsieht)

Eine Weile wartete Walter bis es ruhig wurde und schleicht sich leise aus ihrem Bett bis zur Tür wobei sie ihre Ohren an die Tür presst um sich zu vergewissern das niemand im Flur ist. Schließlich öffnet sie langsam die Tür und setzt einen Fuß auf den Korridor der Krankenstation. Doch ehe sie den nächsten Schritt tut bleibt Miriam vor ihr stehen.

Miriam: (ermahnend) Walter! Geh sofort wieder ins Bett!

Ohne auch etwas darauf zu erwidern geht Walter wieder zurück. Miriam schüttelt unmissverstanden den Kopf und widmet sich wieder ihrer Arbeit zu.

Szene 19

Brock steigt aus seinem Wagen und sieht zum großen Eingangstor des Berliner Zoos. Voller Vorfreude muss er jetzt schon schmunzeln und öffnet Klara, die es vor lauter Neugier kaum noch aushält, die Wagentür. Schnell nimmt er Klara an die Hand, schließt das Auto ab, und geht mit ihr Hand in Hand über die Straße.
Freudestrahlend bewundert Klara das große Eingangstor des Zoos. An der Kasse angekommen wendet sich Brock an den Kartenverkäufer, der hinter einer Glasscheibe sitzt, und lässt dabei Klara nicht einen Moment aus den Augen.

Brock: Ein Kind und ein Erwachsener. (gibt dem Mann einen 20 € Schein und
           kniet sich zu Klara herunter) Na was denkst du wo wir hier sind?

Klara: (sieht sich kurz um) Im Zoo bei den Tieren.

Brock: Richtig meine kleine Maus. (streichelt ihr kurz über die Wangen)

Mann: Ihr Rückgeld! (Brock steht wieder auf und nimmt das Geld und die
           Karten) Ich wünsche ihnen viel Spaß.  

Brock: (lächelnd) Dankeschön. (geht mit Klara die kurz auflacht hinein)


(Hintergrund Musik ertönt: ,,World, hold on (Children of the Sky)“ von Bob Sinclar die ersten 1:16 min)
Brock bleibt mit Klara vor dem Affengehege stehen und hebt die Kleine hoch damit sie besser sehen kann. Überglücklich zeigt sie mit ihren Fingern zu den Affen und lacht auf. Sie gehen weiter und kommen an einem Eisstand vorbei. Brock nimmt sein Geldportmonee und reicht dem Verkäufer einen 5 € Schein. Er bekommt zwei Waffeln Eis wobei er Klara eine davon reicht. Klara klatscht begeistert in die Hände. Beide bleiben vor einem weiteren Gehege stehen indem zwei Nasenbären umherstreifen. Behutsam geht Klara näher heran, als sich einer der Bären plötzlich nähert. Sofort rennt sie ängstlich hinter Brock und klammert sich an ihm fest. Brock muss kurz lachen und nimmt die Kleine auf den Arm.
Im Aquarium weiten sich die Augen Klaras vor Staunen und geht so nah wie nur möglich an die Glasscheiben heran, hinter denen die buntesten Fische schwimmen. Brock sieht ihr dabei zufrieden zu und stößt einen leichten Seufzer aus wobei er sich zu ihr herunterkniet und ebenfalls die Fische beobachtet.

Langsam verstummt  das Lied.

Die Sonne geht langsam unter und die Dämmerung beginnt. Brock schreitet mit Klara in dem Armen, die bereits eingeschlafen ist, zum Ausgang.

Szene 20

Die Kapelle ist hell erleuchtet, von den Kerzen die überall im Raum verteilt stehen, als Wilhelmina mit David im Schlepptau eintritt. Vor dem Altar sitzen Herr Schallert und drei weitere Insassinnen mit der geöffneten Bibel im Schoß. Unter ihnen auch Ingrid. Wilhelmina tritt näher heran während David vor dem Eingang stehen bleibt und wartet.

Wilhelmina: (räuspert sich kurz) Entschuldigung, ich möchte nicht stören. (die
                     Gruppe sieht zu ihr) Könnte ich kurz mit ihnen sprechen, Herr
                     Schallert? Es ist wahnsinnig wichtig.

Schallert: (nickt kurz und widmet sich wieder seiner Gruppe zu) Ich finde für
                 heute ist es genug. Ich danke ihnen für ihr Kommen. (alles stehen
                 auf) Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.

Die Frauen gehen zum Ausgang. Nur Ingrid bleibt vor Herrn Schallert stehen und sieht ihm dankbar an.

Ingrid: Vielen Dank, Herr Schallert. Sie wissen gar nicht wie gut mir diese
            Treffen tun. (beide reichen sich die Hände)

Schallert: (sieht sie lächelnd an) Keine Ursache, Frau Schlüter. Bis zum
                 Sonntag dann.
Glücklich und Zufrieden geht Ingrid Richtung Ausgang und Herr Schallert widmet sich Wilhelmina zu.

Schallert: So, und wie kann ich ihnen helfen?

Wilhelmina: Ich brauche ihren Rat. (denkt kurz nach) Nun ja eigentlich nicht
                     ich sondern Lena.

Schallert: (deutet auf die Stühle) Kommen sie! Setzen wir uns. (beide setzten
                 sich) Was ist den mit Frau Baumgarten? Ist es was Ernstes? (wartet
                 eine Weile) Es muss was Ernstes sein sonst würde es ihnen nicht so
                 schwer fallen, hab ich recht?

Wilhelmina: (nickt kurz) Sie … (atmet kurz durch) sie hatte einen Anfall.
                     Heute Morgen. Ich und Uschi haben sie völlig aufgelöst in ihrer
                     Zelle gefunden. Sie hat gezittert und … und … sie war nicht mehr
                     ansprechbar. Selbst Uschi hat sie nicht erkannt.

Schallert: (entsetzt) Das ist ja schrecklich. Aber sein sie beruhigt, Frau
                 Makhubela. Ich bin mir sicher Dr. Kilian wird den Grund für den
                 Anfall finden.

Wilhelmina: Deswegen bin ich zu ihnen gekommen!  

Schallert legt seine Stirn in Falten und sieht sie fragend an.

Wilhelmina: Sie hat seit ein paar Wochen solche merkwürdigen Träume.

Schallert: (schlägt die Beine übereinander) Interessant.

Wilhelmina: Manchmal schläft Lena überhaupt nicht und ist tagsüber oft  
                     Erschöpft und wirkt kraftlos.

Schallert: (nickt nachdenklich) Ich verstehe ihre Sorgen, Frau Makhubela und
                 ich finde es sehr nett von ihnen das sie sich so sehr um Frau
                 Baumgarten sorgen. Ich verspreche ihnen, ich werde mich mit ihr in
                 den nächsten Tagen einmal unterhalten und versuchen ihr zu helfen.
                 In Ordnung?

Wilhelmina: (nickt dankbar) Danke Herr Schallert. (steht mit ihm auf und
                     schüttelt ihm die Hand)

Wilhelmina geht wieder zum Ausgang und wird von Georgs mitfühlendem Blick beobachtet.
Schallert: (rufend) Frau Makhubela?

Wilhelmina: (dreht sich zu ihm um) Ja?

Schallert: (geht zu ihr) Ich möchte ihnen noch mein Beileid aussprechen. Der
                 Tot ihres Bruders muss sie wirklich schwer getroffen haben und sie
                 haben meine vollste Anteilnahme.

Wilhelmina: (schluckt schwer) Sehr nett von ihnen. (atmet tief durch und geht
                     weiter) Aufwidersehen.

Nun verlässt Wilhelmina endgültig mit Herrn Wilborn die Kapelle und Pfarrer Schallert dreht sich wieder nachdenklich zum Altar.

Szene 21

In der Schneiderei ist es ruhig geworden. Nur noch Iris und Sarah sind im Raum wobei Sarah, während sie den Boden kehrt, feindselig zu Iris späht die sich prüfend umsieht. Plötzlich öffnet sich die Tür und Sebastian kommt herein. Sofort verschwindet Sarahs grimmige Mine und ein Lächeln blitzt über ihr Gesicht. Sebastian sieht kurz lächelnd zu ihr und bleibt vor Iris stehen.

Sebastian: Ich mach dann mal Feierabend. Bis Morgen.

Iris: (tritt näher an ihm heran) Ja, bis Morgen. (sieht ihn sehnsüchtig in die
       Augen)

Sarahs Lächeln verschwindet sofort wieder und verwandelt sich in einen kalten und rachsüchtigen Blick. Sebastian zückt seinen Schlüssel und geht hinaus. Enttäuscht zieht sich Iris wieder zurück und sieht ihm verliebt nach. Als er schließlich hinter der Tür verschwindet geht sie zu Sarah und mustert sie mit prüfenden Blicken.

Iris: Sind sie bald fertig!?

Sarah: (atmet genervt aus) Ich wäre schon längst fertig wenn sie mir bei der
           Drecksarbeit helfen würden. (schmeißt den Besen auf dem Boden und
           holt die Kehrschaufel)

Iris: (streng) Frau Reese, was soll das?!

Sarah: (gereizt) Wonach sieht es denn aus? Ich mach sauber! (kehrt den Haufen
           auf die Kehrschaufel und geht zum Müllkorb)

Iris: (deutet auf die Stoffreste vor ihr) Und was ist damit?
Sarah ignoriert ihre Frage und geht zur Tür. Iris will ihr gerade nach als sie über den Besen stolpert, der auf dem Boden liegt, und stürzt. Schmerzend hält sie sich ihr Knie und stößt einen kurzen Schrei aus. Sarah bleibt vor ihr stehen und sieht amüsiert zu ihr herab.

Iris: (schmerzverzehrt) Was ist bitte daran lustig?! Helfen sie mir gefälligst auf!

Sarah: Ich denke nicht dran. (geht wieder zur Tür)

Iris sieht ihr fassungslos nach und krempelt dabei ihre Hosen bis zum Knie hoch, dass ein wenig blutete.  

Iris: Was ist eigentlich ihr Problem, Frau Reese!? (rappelt sich auf)

Sarah: (wütend) Das können sie sich doch denken! (kurze Pause) Sie!

Szene 22

Es ist abends und Mareen sitzt im Gruppenraum und beißt genüsslich in einen Apfel während Grit und Rosie wie Leibwächter neben ihr sitzen. Die Tür geht auf und Ilse kommt gefolgt von Jeanette in dem Raum wobei sie aufgeregt mit der Zeitung herumwedelt.

Jeanette: (aufgeregt nach der Zeitung greifend) Das kann doch nicht möglich
                sein. (nimmt die Zeitung)

Ilse: Doch, dort steht es. Schwarz auf Weiß. (zeigt mit dem Finger auf den
       Artikel)

Mareen hebt neugierig eine Augenbraue und geht zu den Beiden. Doch bevor sie etwas erwidern kann nimmt Ilse die Zeitung wieder an sich und versteckt sie hinter ihren Rücken.

Mareen: Was steht den in der Zeitung? Etwa wieder etwas über diese Sanin?

Ilse schüttelt heftig den Kopf und geht dabei ein paar Schritte zurück.
Mareen sieht Jeanette auffordernd an die sofort reagiert und sich hinter Ilse postiert. Mit nur einem Handgriff nimmt sie ihr die Zeitung weg und überreicht sie Mareen.

Ilse: (aufgebracht) Was soll das? Das ist meine Zeitung.

Jeanette: Jetzt nicht mehr. (lächelt fies und stellt sich neben Mareen die
               aufmerksam die Zeitung studiert)

Mareen: (laut lesend) Schnelle Verurteilung für Natascha Sanin! (Uschi und
               Ruth kommen in den Gruppenraum) Die erst vor wenigen Tagen
               verhaftete N. Sanin wurde heute dem Haftrichter vorgeführt. Nach nur
               vier Stunden wurde bereits, und für alle Anwesenden überraschend,
               ein Urteil gefällt. (Uschi kann ihre Ohren nicht trauen und hört
               aufmerksam zu) Frau Sanin wird zu einer Haftstrafe von 8 Jahren und
               einer Geldstrafe von bis zu einer halben Millionen Euro verurteilt.
               (sieht zu Ilse und Jeanette) Nicht schlecht.

Ilse: (lacht höhnisch auf) Das zahlt die doch locker aus der Portokasse.

Jeanette: (aufgeregt) Los weiter! Da steht noch mehr!

Mareen: (liest weiter) Die Verurteilte tritt ab morgen ihren Haftantritt in der
               Frauenvollzugsanstalt Reutlitz an, indem sie bereits vor einem Jahr
               inhaftiert war. Zusätzlich ihrer früheren Haftstrafe verbüßt N. Sanin
               nun 14 Jahre im Gefängnis. Zu Recht meinen die Medienexperten.
               (schlägt die Zeitung zu)

Grit: (geht zu Mareen) Was? Die Alte kommt hier her?

Ilse: Oh mein Gott. Das wird Ärger geben. (geht mit eiligen Schritten hinaus)

Mareen: (dreht sich zu Rosie und Grit um) Keine Panik. Sie könnte uns äußerst
               Nützlich sein. (beide sehen sie fragend an) Ich habe mir nämlich sagen
               lassen das sie die Erzfeindin von dem einstigen Boss sein soll.

Grit: Was Walter und die?

Mareen: (amüsiert) Oh ja. (legt den Zeitungsartikel auf den Tisch und geht mit
               Rosie, Jeanette und Grit im Schlepptau hinaus)

Uschi: (schockiert) Das glaube ich jetzt nicht. (rennt zum Tisch auf dem die
           Zeitung liegt)  

Ruth: (besorgt) Was ist den los? (geht zu ihr)

Uschi: (schlägt die Zeitung auf und hält die Hand vor den Mund) Nein. Das ist
            … nein. (Ruth nimmt die Zeitung und liest aufmerksam) Wenn das
            Walter erfährt? Ich kann mir gar nicht vorstellen was dann passiert?
            (setzt sich sichtlich erschüttert auf den Stuhl)

Ruth: Vielleicht ist es besser ihr erstmal nichts davon zu erzählen???

Uschi nickt nur nachdenklich und sieht noch immer, wie hypnotisiert, zur Zeitung. Ruth setzt sich neben sie, nimmt die Zeitung und liest den Artikel noch einmal durch.

Szene 23

Ein neuer Tag bricht in Reutlitz an. Die Frauen sammeln sich bereits zur Arbeit vor dem Aquarium. Nur Uschi, Wilhelmina, Annika, Ginger und Miriam stehen vor der Gitterschleuse und warten sehnsüchtig auf Walter während im Hintergrund leise geheimnisvoll tuschelnd die Frauen in ihre Jackentaschen greifen und ebenfalls Richtung Gitterschleuse schielen.

Uschi: (zu Miriam) Und du bist dir sicher das sie heute wiederkommt?

Miriam: Ja. Das hat mir Dr. Kilian gestern noch gesagt. Was ist den los mit  
             dir? (sieht Uschi fragend an)

Annika: Ja du verhältst dich seit gestern Abend so komisch. Ist was passiert?

Uschi will gerade etwas sagen als die Gitterschleuse aufschnappt und zur Seite geschoben wird. Walter durchquert zusammen mit Herrn Schuhmann die Schleuse und lächelt zu ihnen herüber. Alle atmen erleichtert auf und Walter geht durch die letzte Gitterschleuse auf Station. Plötzlich wird es laut auf Station und alle Insassinnen vor dem Aquarium buhen und pfeifen sie aus. Nur Ingrid und Ruth gehen teilnahmslos zur Seite und sehen dem Szenario aus sicherer Entfernung zu. Walter versucht die Laute und Schimpfwörter, die ihr zugebrüllt werden, zu ignorieren.

Grit: (tritt näher an die Gruppe heran) He Walter, ich hab was für dich. (wirft
         einen Apfel nach ihr und setzt ein fieses Lächeln auf)

Walter weicht geschickt aus und will gerade auf Grit losgehen als der wütende Mob aus Insassinnen weitere Dinge, wie Tomaten, Eier und Brötchen vom Frühstück, werfen. Sofort gehen Walter und ihre Freunde in Deckung und suchen Schutz hinter der Treppe. Herr Schuhmann pfeift so oft es geht in seine Dienstpfeife und versucht die aufgebrachten Frauen zu beruhigen.
Doch schließlich muss auch er in Deckung gehen und verbarrikadiert sich im Aquarium zusammen mit David Wilborn. Dieser fordert sofort Verstärkung über sein Walki-Talki an.

Wilborn: (laut) Hier Wilborn. Brauche sofort Verstärkung auf der B! Hier ist
               die Hölle los. Ich wiederhole. Sofort Verstärkung!

Mareen sieht sich das Szenario amüsiert von ihrer Zellentür aus an während Sarah sich neben Ruth und Ingrid stellt und entsetzt dem Spektakel folgt. Inzwischen liegen auf der ganzen Station zerplatzte Eier und zerquetschte Tomaten auf dem Boden verteilt. Die Insassinnen sind nicht mehr zu bremsen und gehen auf Walters Gruppe zu, die völlig fassungslos zusehen wie der wütende Mob sich ihnen nähert. Dabei rutschen ein paar Frauen auf dem glitschigen Boden aus und fallen hin.

Uschi: (laut) Hört endlich auf mit dem Wahnsinn! Es reicht! (erhält als Antwort
           ein fliegendes Brötchen)

Melanie: (laut zu Walter) Die drehen ja völlig durch!

Die Geschichte droht zu eskalieren als drei weitere Beamten durch die Schleuse und auf Station rennen wobei sie ihre Schlagstöcke bereithalten. Sofort gehen sie zwischen die Fronten und die Rufe der Insassinnen verstummen.

Wilborn: (laut) Was ist nur in sie gefahren?!

Schuhmann: (laut) Sehen sie sich nur diese Schweinerei an! (sieht sich
                     angewidert auf Station um)

Alle Insassinnen verstummen und ziehen sich zurück. Ginger zittert noch immer vor lauter Panik bis ihr Annika aufhilft und sie beruhigend in den Arm nimmt. Walter schüttelt fassungslos den Kopf und geht in ihre Zelle gefolgt von Uschi.

Wilborn: (bleibt vor Grit und Babs stehen) Damit das klar ist! Sie werden diese
            Sauerei sofort entfernen! (wartet kurz) Auf was warten sie noch?!

Die Frauen setzten sich leise tuschelnd in Bewegung und fangen mit den Aufräumarbeiten an. Schuhmann bleibt staunend neben David stehen während die drei Beamten noch immer wachsam die Insassinnen beobachten.

Schuhmann: Also ich bin jetzt schon fasst 20 Jahre Beamter. Und so was ist
                     mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert.  

David nickt nur zustimmend und Beide bleiben wachsam nebeneinander stehen und beobachten dabei die Frauen die widerwillig Lappen und Besen in die Hand nehmen.

Jeanette: (maulend) So eine Sauerei! (aufgebracht zu den Beamten) Ich mach
                hier gar nichts sauber!

Jeanette will sich gerade in ihre Zelle verdrücken als sie von Grit und Rosie gepackt wird und einen Wischmob in die Hand gedrückt bekommt.

Rosie: (einschüchternd) Du bist hier die Putz!

Grit: (streng) Und jetzt wisch!

Widerwillig beginnt Jeanette den Boden zu wischen und verzieht dabei angewidert vom Anblick des Fußbodens das Gesicht.

Szene 24

Pfarrer Schallert sitzt neben der schlafenden Lena auf der Krankenstation und sieht sie besorgt an. Er will gerade aufstehen als sie sich rekelt und die Augen aufschlägt.

Schallert: (lächelnd) Guten Morgen.

Lena: (erblickt Herrn Schallert) Oh, guten Morgen Herr Schallert. (reibt sich die
          Augen) Was machen sie den hier?

Schallert: (besorgt) Wie geht es ihnen?

Lena: (richtet sich auf) Ich weis nicht. (sieht sich um) Was ist passiert?

Schallert: (sieht sie überrascht an) Wie? Sie wissen nicht was passiert ist? (Lena
                 sieht ihn entkräftet an) Sie hatten einen Anfall gestern Morgen.

Lena: (entsetzt) Einen Anfall? (sieht sich panisch um) Aber es ging mir doch
          gut. (will aufstehen) Das verstehe ich nicht! Was ist mit mir? (stürzt auf
          den Boden und schreit laut) Ich will hier raus!

Schallert: (eilt zu ihr und hilft ihr wieder ins Bett) Beruhigen sie sich! Alles
                wird wieder gut. Ich verspreche es ihnen.

Eine der Krankenschwestern eilt ins Zimmer und sieht fragend zu ihnen.

Frau: (besorgt) Alles in Ordnung? Ich habe einen Schrei gehört.

Schallert: (beruhigend) Nichts passiert. Alles in Ordnung.

Die Krankenschwester nickt ein wenig misstrauisch und geht hinaus.
Lena sieht ihn, noch immer mit angsterfüllten Blicken, an während Pfarrer Schallert sich wieder neben sie setzt.

Schallert: (mit beruhigender Stimme) So jetzt atmen sie erstmal tief ein. (Lena
                 atmet tief durch) Und wieder aus. (Lena atmet aus) Besser jetzt?

Lena nickt nur und sinkt erschöpft wieder ins Bett.

Schallert: Frau Makhubela schickt mich zu ihnen. Sie sagt, sie müssten sich seit
                einiger Zeit mit Alpträumen, die sie jede Nacht heimsuchen,
                herumplagen. Stimmt das?

Lena: Wilhelmina war bei ihnen?

Schallert: Frau Baumgarten, stimmt das?!

Lena: (kleinlaut) Ja. (dreht sich zu ihm weg) Aber ich möchte nicht darüber
          sprechen.

Schallert: Das müssen sie auch nicht. Aber es muss ihnen doch nicht peinlich
                sein. Jeder hat einmal böse Träume die einen Nachts heimsuchen.
                (Lena erwidert nichts) In ihrem Fall mache ich mir allerdings mehr
                Sorgen.

Lena: Das müssen sie aber nicht. Gehen sie!

Schallert: (steht auf) Frau Baumgarten, ich will ihnen doch nur helfen um
                Schlimmeres zu verhindern. Sie haben einen Anfall erlitten und das
                allem Anschein nach wegen eines Traumes den sie sich nicht erklären
                können.
Lena: (laut) Ich habe gesagt sie sollen gehen!

Schallert: (geht zur Tür) Wie sie meinen. (dreht sich noch einmal zu ihr um)
                Ich bin nicht der einzige der sich um sie Sorgen macht. Nehmen sie
                die Hilfe anderer ruhig an solange sie ihnen noch geboten wird!
                Überlegen sie es sich und dann komme ich vielleicht wieder!

Herr Schallert geht schweigsam hinaus und schließt die Tür hinter sich.
Lena sieht nachdenklich aus dem Fenster, hinter dem die Sonne scheint, und denkt über die Worte des Pfarrers nach.

Lena: (leise mit zittriger Stimme) Was ist nur los mit mir?

Szene 25

Es ist Hofgang und alle Frauen genießen die warmen Sonnenstrahlen an der frischen Luft. Alle bis auf Walter die an der Gefängnismauer gelehnt jeden grimmig anblickt der ihr zu nahe kommt. Uschi und Melanie gehen zu ihr und sehen sie besorgt an.


Uschi: Walter ich kann dich ja verstehen. Aber wir dürfen uns jetzt deswegen
           nicht unterkriegen lassen. Sonst hat sie so gut wie gewonnen. (deutet auf
           Mareen die mit Sarah und einer Insassin im Gespräch ist)

Walter: (wütend) Das hat sie doch schon längst. Seht sie euch doch an!

Alle Drei sehen zu Mareen die einer Insassin ein kleines Tütchen überreicht und dafür ein paar Geldscheine erhält. Zufrieden nickt sie Sarah zu und kehren der Frau den Rücken zu.  

Uschi: Siehst du! Und damit kriegen wir sie dran. Das ist ihre Schwachstelle.

Melanie: Ja, aber dafür müssen wir erst herausfinden woher sie das Zeug hat.

Uschi nickt und sieht auffordernd zu Walter die dies aber nicht im Geringsten interessiert und geht Richtung Gitterzaun. Die Beiden folgen ihr. Zur gleichen Zeit schaltet die Ampel, vor der großen Schleuse, auf grün um und das erste Tor öffnet sich mit einem leisen Surren. Vor der sich öffnenden Schleuse steht ein grauer, langer Gefangenentransport und setzt sich langsam in Bewegung.

Er passiert die erste Schleuse und kommt vor der zweiten, noch geschlossenen, Schleuse zum stehen. Der Fahrer des Transporters steigt aus und geht mit den Zulassungspapieren in der Hand zum Pförtner. Auf der anderen Seite zündet sich Walter eine Zigarette an und bleibt zusammen mit Uschi und Melanie vor dem Zaun stehen. Dabei bemerkt Walter wie sich Iris Römer, Brock und zwei weitere Beamten sich vor dem Eingang des Verwaltungsgebäudes postieren und aufmerksam zur Schleuse blicken.

Walter: Wie es aussieht bekommen wir wieder Neuzugang. (nimmt einen Zug
             von der Zigarette)

Uschi schluckt schwer und tritt näher an den Zaun heran. Die zweite Schleuse öffnet sich mit einem lauten Surren und der graue Transporter wird sichtbar der langsam auf den Hof fährt. Die Insassinnen auf dem Hof bemerken dies und finden sich alle neugierig an dem Zaun ein. Auch Mareen und Sarah gehen näher heran um besser sehen zu können. Der Transporter fährt, wie üblich, vor den Eingang des Verwaltungsgebäudes und bleibt vor den Beamten stehen.
Ilse stellt sich, sichtlich angespannt, neben Uschi und hält sich an den Gitterstäben des Zaunes fest.

Ilse: (flüsternd unwohl zu Uschi) Denkst du das Gleiche wie ich? (Uschi nickt
       stumm)

Brock und Iris bleiben vor der Hintertür des Transporters stehen die nun von einem Beamten von innen geöffnet wird wobei Brock seine Klemmmappe vor sich bereithält. Alle Frauen sehen angespannt zum Transporter und wollen endlich den Neuzugang zu Gesicht bekommen.

Brock: So Frau … (sieht zu den Unterlagen auf der Klemmmappe) … Frau …
           (tut so als wüsste er nicht was auf dem Papier steht)

Natascha: (setzt ihren Fuß auf die erste Stufe) Sanin. (setzt ihre schwarze
                 Sonnenbrille ab) Ich glaube sie müssten sich noch sehr gut an mich
                 erinnern Herr … Herr …? (sieht ihn finster lächelnd an)

Brock: (lächelt sarkastisch) Brock. Ja, ich erinnere mich.

Walter und ihre Freunde sehen mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen zu Natascha die nun ganz aus dem Transporter steigt. Ein leises Raunen und Getuschel geht durch die Reihen der Insassinnen. Natascha blickt kurz zu den Frauen am Zaun wobei einige vor ihren Blicken zurückweichen.

Walter: (lässt sich nichts anmerken und nimmt einen weiteren Zug von der
             Zigarette) Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten.

Uschi versucht ebenfalls Ruhe zu bewahren und sieht mit kämpferischen Blicken zu Natascha die den Frauen den Rücken zukehrt.

Melanie: Willkommen Zuhause Babuschka. (versucht zu lachen doch es gelingt
                ihr nicht)

Natascha: (sieht amüsiert zu Iris) Oh ein neues Gesicht. Angenehm Sanin.
                 (reicht ihr die Hand)

Iris: (Iris sieht sie unbeeindruckt an und ignoriert ihre Hand) Kommen sie bitte
       mit uns!

Natascha: (zieht die Hand zurück und setzt sich die Sonnenbrille wieder auf)
                 Herr Brock mein Gepäck! (folgt Iris zum Eingang)

Brock nimmt widerwillig die zwei großen, schwarzen Koffer aus dem Transporter und geht ebenfalls zum Eingang.

Natascha: (zu Iris) Wie ich hörte gibt es eine neue Direktorin?

Iris: (knapp) Ja Frau Sürth. Sie werden sie in Kürze kennenlernen (öffnet
       Natascha die Tür) Nach Ihnen!
Natascha verschwindet hinter der Tür zusammen mit den Beamten.
Der Transporter setzt sich wieder in Bewegung und fährt Richtung Schleuse. Die Insassinnen kehren, aufgeregt tuschelnd, dem Zaun den Rücken zu.
Nur Mareen und Sarah bleiben noch eine Weile am Zaun stehen und sehen zum menschenleeren Eingang des Verwaltungsgebäudes.

Mareen: Das war also die berühmte Natascha.

Sarah: (sieht sie fragend an) Kennst du sie?

Mareen: (lächelt finster) Noch nicht. (geht wieder auf den Hof)

Sarah sieht misstrauisch zum Eingang. Aber nicht nur sie sondern auch Walter und ihre Freunde stehen immer noch schweigsam am Zaun. In ihrem Inneren erkennt Walter ihre Aussichten auf einen Sieg immer schlechter stehen.

Szene 26

Juliane Sürth setzt sich gerade in ihren Bürostuhl als sich die Tür öffnet und Frau Mohr mit einer dampfenden Kanne Kaffee und zwei Tassen den Raum betritt. Dankbar sieht Juliane zu ihr auf.

Sürth: Ach Frau Mohr, sie sind und bleiben die Beste. (nimmt ihre eine Tasse
           ab) Aber bitte nur eine halbe Tasse.

Mohr: (lächelnd schüttet sie den Kaffee in die Tasse) So, bitteschön. (stellt die
            zweite Tasse auf den Tisch und gießt sich selber Kaffee ein) Und haben
            sie schon eine Vertretung gefunden? (setzt sich auf einen Stuhl)

Sürth: (entschlossen) Ja das habe ich. Es fiel mir zwar nicht leicht aber es geht
           nicht anders. (trinkt einen Schluck) Ich muss nach Irland!

Mohr: (rührt ihren Kaffee um) Ich hoffe vom ganzen Herzen das sie ihre
           Tochter wiederfinden.  

Juliane nickt nachdenklich und blickt dabei auf das Foto von Natalie auf ihrem Schreibtisch. Frau Mohr möchte gerade einen Schluck vom Kaffee zu sich nehmen als es an der Tür klopft. Diese öffnet sich und Brock tritt, mit zwei schweren Koffern in den Händen, ein. Beide sehen verwundert zu ihm wobei Frau Mohr ihren Kaffee fest in der Hand hält. Brock bleibt vor dem Schreibtisch stehen und stellt, schon etwas erschöpft die Koffer vor sich ab. Eine zweite Person nähert sich hinter ihm und bleibt mit einem finsteren Lächeln vor Frau Mohr stehen die vor lauter staunen den Mund öffnet.

Mohr: (überrascht) Frau Sanin!? (steht auf)
Ohne Frau Mohr eines Blickes zu würdigen tritt Natascha näher heran und reicht Juliane die Hand, die reagierend aufsteht und ihre Hand schüttelt.

Natascha: Sie sind also die neue Anstaltsleitung. Sehr erfreut.

Sürth: Ja, ich bin Frau Sürth. Setzen sie sich! (deutet auf den Stuhl neben Frau
           Mohr) Willkommen in Reutlitz.

Natascha: Dankeschön. (sieht zur Kaffeetasse die Frau Mohr in der Hand hält)
                 Aber das wäre doch nicht nötig gewesen. (nimmt ihr die Tasse aus
                 der Hand und trinkt einen Schluck)

Frau Mohr sieht sie verwirrt an und geht ein paar Schritte zurück wobei sie ein nervöses Lächeln aufsetzt. Brock übergibt der Direktorin Nataschas Unterlagen die sie sofort überprüft.

Sürth: Wir haben sie schon erwartet Frau Sanin. Ich hoffe das sie ihre Zeit hier
           sinnvoll nutzen und es keine Probleme geben wird.

Natascha: (sieht Juliane hypnotisierend in die Augen) Davon bin ich überzeugt.
                 (trinkt noch einen Schluck und stellt die Tasse auf den Tisch)

Brock: (leise für sich) Natürlich.

Sürth: Dann bin ich ja beruhigt. (wirft einen Blick in Nataschas Akte) Ich hoffe
           sie sind sich im Klaren das ihre Haftbedingung fürs Erste verschärfter
           sind als die ihrer Mitinsassinnen! (schlägt die Akte zu) Des weiteren
           wird ihre Flucht vor einem Jahr von der Kommission noch einmal
           untersucht! Stellen sie sich also auf eine baldige Vernehmung ein, Frau
           Sanin!

Natascha: (kalt) Danke, das werde ich.

Sürth: (steht auf) Meine Zeit ist leider knapp bemessen. Deswegen bitte ich sie
           bei Problemen sich an meine Kollegen zu wenden!

Natascha: Selbstverständlich. (steht auf) Es war nett sie kennenzulernen. (geht
                 zur Tür)
Juliane sieht ihr misstrauisch nach. Natascha bleibt vor Frau Mohr stehen, die ängstlich zurückweicht.

Natascha: Und Danke für den Kaffee. (geht hinaus)

Brock will ihr gerade nach als Juliane ihn zu sich ruft. Frau Mohr nimmt die Kaffeekanne und Tasse mit nach draußen und schließt die Tür hinter sich.

Sürth: Herr Brock, ich werde für ein paar Tage nach Irland fahren. Bis dahin
           suche ich nach einer würdevollen Vertretung.

Brock: Und an wenn haben sie da gedacht?

Sürth: Nun da Frau Schnoor ab heute Urlaub hat habe ich an sie gedacht.

Brock: (überrascht) Was? Ist das ihr Ernst?

Sürth: (steht auf und geht zu ihm) Ja. Sie haben sich mir gegenüber immer
           pflichtbewusst und loyal verhalten. Ich finde sie haben eine Chance
           verdient.

Brock: (sprachlos) Ich weis gar nicht was ich sagen soll? Danke. (beide geben
            sich die Hand)

Sürth: Ich bin mir sicher Reutlitz ist bei ihnen in guten Händen. (geht wieder
           hinter ihren Schreibtisch) Einen schönen Tag noch.

Brock nickt freudestrahlend und geht hinaus. Doch kurz vor der Tür dreht er sich noch einmal um und holt die Koffer. Mit einem in jeder Hand schreitet er aus dem Büro. Natascha, die bereits an der Tür steht dreht sich überheblich lächelnd zu ihm und will gerade etwas erwidern als Brock die Taschen vor ihren Füßen abstellt.

Brock: (öffnet die Tür) Folgen sie mir!

Natascha: (deutet auf die Koffer) Haben sie nicht etwas vergessen!?

Brock: (streng) Tragen sie ihre Sachen selbst, Frau Sanin! (mit feindseligen
            Blicken nimmt Natascha ihre Koffer) Und nun vorwärts!

Beide gehen hinaus und Frau Mohr atmet erleichtert aus als Natascha endlich aus ihrem Blickfeld verschwunden ist.

Szene 27

Inzwischen ist die Stimmung auf Station angespannter den je. Uschi, Melanie,
Wilhelmina und Walter sitzen im Gruppenraum und sehen sich nachdenklich an.

Wilhelmina: Was sollen wir den jetzt um Himmelswillen tun!?

Uschi: Wir können nur hoffen das Natascha nicht auf die B kommt. Wenn ja
           sind wir so gut wie … (schluckt schwer)

Melanie: … erledigt! Das wolltest du doch sagen!

Walter: (zerdrückt ihre Zigarette im Aschenbecher) Jetzt hört mal zu Mädels!
             (zündet sich eine neue Zigarette an) Egal was auch passieren wird wir
             müssen zusammenhalten! Klar!?

Melanie: Ist doch logisch.

Uschi: Walter hat recht. (sieht in die Runde) Wir sollten die Chance nutzen
           solange sie noch da ist und endlich zuschlagen.  

Melanie: (reibt sich die Fäuste) Ganz deiner Meinung.

Wilhelmina: Aber wie stellst du dir das vor? Fasst die ganze Station ist auf
                     Mareens Seite.

Uschi: Wie müssen herausfinden wie Mareen an die Drogen kommt. Nur so
           können wir sie auf Grund setzten. (sieht auffordernd zu Walter die
           jedoch keine Reaktion zeigt und stumm weiter raucht)

Annika kommt mit Ginger in den Gruppenraum, wobei sie das völlig verdreckte Wasser im Eimer ausschütten.

Annika: (murrend) Das war vielleicht eine Plackerei. Wir haben fasst zwei
              Stunden gebraucht bis alles wieder sauber war. (setzt sich mit Ginger
              zu ihnen)

Ginger: (bemerkt die schlechte Stimmung) Was zieht ihr den für Gesichter?

Melanie: (sarkastisch) Ratet mal wer heute zu uns gestoßen ist?

Uschi: Mel, lass es gut sein!

Annika und Ginger sehen Melanie fragend an.

Melanie: Die gute, alte Babuschka. (lacht kurz auf) Da staunt ihr was?

Annika und Ginger sehen entsetzt in die Runde und sperren ihre Münder weit auf. Uschi sieht fassungslos zu Melanie.


Ginger: (schlägt entsetzt die Hände vors Gesicht) Das kann doch alles nicht
             wahr sein?! (rennt panisch und schluchzend aus den Gruppenraum)

Annika: (rennt ihr laut rufend hinterher) Ginger warte!

Uschi: (sieht verärgert zu Melanie) Das hast du ja toll hingekriegt.

Melanie: Was hast du denn auf einmal für ein Problem?

Wilhelmina: (bleibt vor ihr stehen) Hast du etwa vergessen was die Beiden für
                     Höllenqualen durchstehen mussten, nur wegen dieser Frau?!

Melanie: Mein Gott das ist doch schon ewig her. Und früher oder später hätten
               sie es erfahren!

Uschi und Wilhelmina schütteln unmissverstanden den Kopf und bemerken erst jetzt das Walter, mit gesenktem Kopf, den Raum verlässt.    

Szene 28

Sarah schließt die Zellentür Mareens die sich gerade an den Tisch setzt. Sarah tut es ihr gleich und sieht sie fragend an.

Sarah: O.K. was wird hier gespielt?

Mareen: Ich versteh nicht was du meinst?

Sarah: Ich meine was hast du mit der Neuen zuschaffen?

Mareen will gerade etwas erwidern als Jeanette aus dem WC kommt und dabei ihre Gummihandschuhe auszieht.

Jeanette: So bin fertig! Alles blitzblank wie du es haben wolltest.

Sarah sieht skeptisch zu Jeanette und dann zu Mareen.

Sarah: Putzt sie etwa für dich?

Mareen: Warum nicht? (geht zufrieden zu Jeanette) Sehr gut. (reicht ihr einen
              Geldschein) Hier.
Jeanette nimmt ihn mit Freuden an und geht hinaus. Mareen widmet sich wieder Sarah zu die sie immer noch fragend ansieht.



Mareen: Jetzt reg dich nicht schon wieder auf. Sie wird schließlich dafür
              bezahlt. (geht zur Nasszelle und begutachtet sie) Also was genau
              meinst du?

Sarah: Ich sehe doch das du irgendetwas mit der Neuen vorhast. (sieht sie
           streng an) Wir sind schließlich Partner! Oder hast du das vergessen?!

Uschi will gerade in ihre Zelle als die aus dieser die Stimmen der Beiden hört. Leise und vorsichtig öffnet sie die Tür einen Spalt weit und versucht zu lauschen.

Mareen: Sie könnte uns helfen Walter endgültig aus den Weg zuschaffen.
              Außerdem ist sie Geschäftsfrau genau wie ich die es weit gebracht hat.

Sarah: Wow, bis nach Reutlitz! Was für eine Leistung!

Mareen nickt noch einmal zufrieden in sich hinein und wendet sich von der Nasszelle ab indem sie die Tür zuschiebt.

Mareen: Du scheinst mich nicht zu verstehen! Sie ist der Schlüssel zum Sieg.
              Sie hat schon mehr als einmal gegen Walter gekämpft und sie wird es
              auch diesmal wieder tun. (setzt sich an den Tisch)

Sarah: (gereizt) Willst du dich also mit ihr verbünden? Sie zur Partnerin
            machen?

Mareen: (beruhigend) Aber Sarah, ich will dich doch nicht durch sie ersetzen.
               Das ist doch Albern. (steht auf) Aber du hast in einem Punkt recht.
               Wir werden uns mit ihr zusammentun. Nur so haben wir endlich
               unsere Ruhe vor Walter und die absolute Kontrolle. (sieht sie fragend
               an) Also, bist du dabei, Partnerin!?

Sarah willigt widerwillig ein und nickt zustimmend. Mareen lächelt triumphierend und setzt sich wieder. Hinter der Tür kann Uschi ihren Ohren nicht trauen und eilt sofort zu Walters Zelle.

Szene 29

Walter sitzt gelangweilt in ihrer Zelle und sieht traurig zu Lenas leerem Bett während sie sich eine weitere Zigarette anzündet. Plötzlich hörte sie eilige Schritte vor der Tür und ehe sie sich versah kam Uschi in die Zelle.

Uschi: (bleibt vor ihr stehen) Walter, wir dürfen keine Zeit verlieren!

Walter rauchte seelenruhig weiter und behielt den Blick weiterhin auf Lenas Bett gerichtet.

Walter: (grimmig) Was du nicht sagst.

Uschi: (belehrend) Walter, hörst du was ich sage!? Mareen hat vor sich mit
           Natascha zusammenzutun. Wie müssen etwas unternehmen!

Walter: (sieht gelassen zu ihr) Ach ja. (zuckt mit den Schultern) Dann lass sie
              doch. (wendet den Blick von Uschi ab)

Uschi hat genug und zieht Walter zu sich und sieht ihr ernst in die Augen.

Uschi: (laut) Was ist nur los mit dir? Lässt dich das alles kalt? (Walter erwidert
           nichts) Du kannst mir nicht erzählen das dir das alles plötzlich egal ist!
           Ich kenne dich lange genug! Walter du musst kämpfen!

Walter: (wütend reißt sie sich von Uschi los) Natürlich muss ich das!
             Oder denkst du ich räume hier so einfach das Feld?! Ich werde wieder
             der Boss auf der Station und dabei brauche ich weder deine Hilfe noch
             der der Anderen. Kapiert!? (leiser) Da muss ich alleine durch. (geht
             zum Fenster)

Uschi: Nein, dass musst du nicht. Hör zu, wir müssen so schnell es geht
           Mareens Drogengeschäfte aufdecken. Dann haben wir sie in der Hand.
           (es herrscht kurz Ruhe) Aber dafür brauche ich deine Hilfe.

Walter: Weißt du was?! Suche von mir aus nach dem verdammten Zeug.
             Aber mit meiner Hilfe kannst du nicht rechnen!

Uschi: (erschüttert) Ist das dein letztes Wort?

Walter nickt stumm und wirft den Zigarettenstummel aus dem Fenster. Grimmig sieht sie über den menschenleeren Hof.

Uschi: Weißt du, ich kann dich wirklich verstehen. Aber wahrscheinlich wäre
           das ganze so oder so passiert.

Walter: (sieht kurz zu ihr) Was meinst du?

Uschi: Was ich meine? (geht zur Tür) Das wir viel zu spät erkannt haben was
           Mareen vor hat. (öffnet die Tür und deutet auf sie)
Walter tritt näher heran und erkennt, dass die gesamte Tür vollgeschrieben ist mit allen möglichen Beleidigungen und toten Strichmännchen die sie darstellen soll. Sofort kocht erneut die Wut in Walter hoch.

Walter: (laut) Diese Schweine! Na warte wenn ich die in die Finger kriege!
             (geht wütend hinaus)

Doch bevor sie herausgehen kann macht Uschi die Tür wieder zu und stellt sich ihr in den Weg.

Uschi: Vielleicht hattest du damals recht gehabt. Wir hätten ihr eine Lektion
           erteilen sollen. Aber ich habe dich davon abgehalten weil ich dachte es
           muss auch einen anderen Weg geben.

Walter: (laut) Aber jetzt ist es zu spät! Also lass mich vorbei!

Uschi: (bleibt hartnäckig) Gib es zu. Du bist wütend auf mich. Wütend weil ich
           falsch lag.

Walter: (zornig) Blödsinn.

Uschi: Aber ich sage dir es ist nie zu spät! Wir haben immer noch eine Chance.

Walter: (wütend) Ja indem du mich jetzt vorbeilässt! (packt Uschi hart am Arm
             und schleudert sie zu Boden)

Walter geht hinaus und knallt die Tür mit voller Wucht zu. Uschi richtet sich, etwas benommen vom Sturz, auf und stützt sich an der Wand ab. Sie betastet ihre Stirn und kleine Blutstropfen bleiben an ihren Fingern kleben die sie fassungslos anblickt.

Szene 30

Inzwischen ist es abends. Juliane Sürth legt gerade noch ein paar Unterlagen in den Tresor als es plötzlich ganz zaghaft an der Tür klopft. Frau Mohr kommt herein und geht zu ihr.

Sürth: (überrascht) Frau Mohr! Sie haben doch schon längst Feierabend.
           (schließt den Tresor)

Mohr: (bleibt vor ihr stehen) Ich wollte ihnen noch alles Gute wünschen, Frau
          Sürth.

Beide umarmen sich herzlich wobei Juliane den Tränen nahe ist.

Sürth: Vielen Dank Sybille. (Frau Mohr sieht sie fragend an) Ich denke wir
           kennen uns nun schon lange genug. Vergessen wir doch dieses lästige
           Siezen! (Frau Mohr nickt zustimmend)

Beide müssen kurz lachen und umarmen sich noch ein letztes Mal.

Mohr: (geht zur Tür) Passen sie auf sich auf! (geht hinaus)

Juliane sieht ihr schweigsam nach und nimmt schließlich ihre Reisetasche von Tisch und geht ebenfalls zur Tür. Noch einmal sieht sie sich in ihrem Büro um und seufzt kurz auf.

Sürth: (leise für sich) Dann wollen wir mal! (schaltet das Licht aus und das
           Büro wird in Dunkelheit gehüllt)

Schwerfällig kehrt Juliane dem Raum den Rücken zu und schließt die Tür hinter sich zu.

Szene 31

Julianes Wagen fährt, mit einem leisen Brummen, über den Hof Richtung Schleuse. Brock steht hinter dem Gitterzaun und sieht dem Wagen hinterher.

Brock: (leise für sich) Und weg ist sie.

Nicole: (bleibt neben ihm stehen) Ich bin mir sicher sie wird bald
            wiederkommen. (beide sehen wie der Wagen durch die Schleuse fährt
            und schließlich nicht mehr zusehen ist) Ich habe ihr zugegeben damals
            viel gewünscht, als sie mich so schamlos verletzt hat. Aber, das sie jetzt
            genau dasselbe durchmachen muss wie ich mit Klara hätte ich nicht
            einmal meinen ärgsten Feinden gewünscht.  

Brock: (nickt verstanden) Das kann ich verstehen. Komm, gehen wir weiter.

Nicole: (beide gehen Richtung Stationsgebäude während sich hinter ihnen die
            Schleuse mit einem lauten Surren schließt) Und wie war es gestern mit
            Klara? Ich hoffe nicht zu anstrengend.

Brock: Nein. Ganz im Gegenteil. Ich war mit ihr ... (kratzt sich am Kopf) …
            nun ja ich …

Nicole: Sie meine im Zoo? (Brock sieht sie verdutzt an) Das geht schon in
            Ordnung. Klara hat mir heute früh alles ganz aufgeregt am Telefon
            erzählt. Sie war völlig aus dem Häuschen deswegen.

Brock: (freudig) Sie hätten sie gestern Abend sehen sollen! Da ist sie in meinen
           Armen eingeschlafen.

Nicole: Im Ernst? (beide müssen lachen) Herr Brock sie sind wirklich
            beeindruckend. Sie überraschen mich wirklich immer wieder auf’s
            Neue.

Brock bleibt abrupt stehen während Nicole weiter Richtung Stationsgebäude läuft. Sehnsüchtig sieht er ihr für einen kurzen Moment nach und geht schließlich weiter.

Szene 32

Ein neuer Tag beginnt in Reutlitz. Auf dem Flur der Krankenstation wartet Sebastian auf Dr. Kilian und geht dabei nervös auf und ab. Plötzlich öffnet sich die Tür und Iris bleibt vor ihm stehen.

Iris: (schüchtern) Oh, Hallo Sebastian.

Sebastian: Morgen. (deutet zur Tür) Ist Dr. Kilian da?

Iris: Ja, aber er behandelt gerade eine Insassin. Kann eine Weile dauern.

Sebastian nickt nur und blickt nach unten. Iris sieht ihn sehnsüchtig an und beißt sich nachdenklich auf die Unterlippe. Nach langem Zögern geht sie auf Sebastian zu und sieht ihm tief in die Augen.

Iris: (zögerlich) Du Sebastian. Ich muss dir was sagen!

Sebastian sieht zu ihr auf und blickt sie fragend an. Iris atmete kurz durch und versuchte einen klaren Kopf zu behalten.

Iris: Es fällt mir schwer das zu sagen aber … ich bin …

Sebastian: (neugierig) Ja? Was ist?

Iris: (schluckt schwer) Der Grund warum ich dir in den letzten Wochen immer
       aus dem Weg gegangen bin ist … Das ich mich in dich verliebt habe.
       (senkt beschämend ihren Kopf)

Sebastian sieht sie fassungslos an und weis nicht was er sagen soll.

Iris: (kleinlaut) Es tut mir Leid das ich es dir erst jetzt gesagt habe. (sieht ihm
       tief in die Augen)  

Sebastian fährt sich über sein Gesicht und ist immer noch entsetzt über Iris Geständnis.

Iris: (mit tränenunterdrückter Stimme) Sag doch was! Irgendwas!

Sebastian: (atmet kurz durch) Iris hör mir zu! (nimmt ihre Hand) Hör mir bitte
                 zu! (Iris wischt sich eine Träne weg und versucht ihm aufmerksam
                 zuzuhören) Ich weis das wird jetzt hart für dich klingen aber ich kann
                 das nicht. (Iris Hände fangen an zuzittern und ihre Augen füllen sich
                 erneut mit Tränen) Es tut mir Leid aber ich kann dich nicht lieben!
                 (lässt ihre Hand los und geht zur Gitterschleuse)

Iris sieht ihm fassungslos und zutiefst getroffen von diesen Worten nach und wartet bis er hinter einer weiteren Gitterschleuse verschwindet. Sie versucht auf ihren zittrigen Beinen zu stehen doch es gelingt ihr nicht und sie stützt sich an der Wand ab. Ein leiser, schmerzlicher Schrei erklingt und Iris bricht
schluchzend zusammen.

Szene 33

Ginger sitzt, völlig geistesabwesend, auf der Treppe und sieht mit leeren Blicken auf den Fußboden. Annika setzt sich besorgt zu ihr und nimmt sie in den Arm.

Annika: Hey, alles wieder in Ordnung?

Ginger: (schmiegt sich an sie) Warum passiert das alles nur? Warum kann sie
             nicht endlich aus unserem Leben verschwinden?! (fängt an zu
             schluchzen)

Annika: (beruhigend) Psh! Alles wird Gut. Zusammen stehen wird das durch
              egal was kommt.

Ginger: (schlägt die Hände über ihr Gesicht) Ich kann nicht mehr! Das steh ich
              nicht noch einmal durch!

Annika: (ernst) Ginger sieh mich an! (Ginger blickt schniefend zu ihr) Vertrau
              mir, egal was auch passiert! Ich bin für dich da. O.K.?

Ginger nickt und trocknet ihre Tränen. Annika hilft ihr auf die Beine und gemeinsam gehen sie Richtung Aquarium.

Annika: Es ist ja auch noch nicht mal raus auf welche Station Natascha kommt.
             Am Ende haben wir Glück und sie kommt auf die D. Dann sehen wir
             sie so gut wie gar nicht.

Dieser Gedanke zaubert Ginger ein kurzes Lächeln ins Gesicht. Doch dieses verschindet je als sie nur ein paar Meter weiter Natascha durch die Gitterschleuse kommen sieht. Beide bleiben entsetzt stehen und sehen ängstlich zu ihr. Natascha, die in ihren Händen den Korb mit ihren Sachen trägt, sieht sie amüsiert an. Brock, der die Gitterschleuse wieder schließt, geht zu Annika und Ginger und bleibt hinter ihnen stehen. Ginger und Annika stehen noch immer wie versteinert an Ort und Stelle und halten den Atem an als Natascha auf sie zugeht.

Brock: (sarkastisch) Willkommen zurück Frau Sanin.

Natascha: (bleibt finster lächelnd vor ihnen stehen) Hallo Annika. (sieht zu
                 Ginger) Hallo Ginger. Schön euch wiederzusehen.

Annika schluckt schwer und sieht sie feindselig an. Natascha geht mit ihrem Korb weiter Richtung Zellentrakt wobei sie kurz nach oben, zu den höher gelegenen Zellen, schaut. Dort erblickt sie Walter die sie finster und einschüchternd beobachtet. Natascha erwidert Walters Blicke und geht weiter Richtung Zellentrakt. Ohne Mareen, die unweit an einer Säule gelehnt steht,  eines Blickes zu würdigen geht sie an ihr vorbei und in die Zelle von Ingrid. Mareen nickt nur zufrieden und geht in den Gruppenraum wobei sie zu Walter aufschaut die sie grimmig und mit hasserfüllten Augen ins Visier nimmt. Ginger wird ganz blass im Gesicht und rennt ins Bad.

Brock: Da scheint sich wohl jemand gar nicht zufreuen. Solch hohen
            Besuch haben wir doch nicht alle Tage. (lacht verhalten und kehrt
            Annika den Rücken zu und geht ins Aquarium)

Annika sieht hilfesuchend zu Walter doch diese kehrt ihr ebenfalls abweisend den Rücken zu.

Szene 34

Iris sitzt mit verweintem Gesicht im Sekretariat und spielt nervös an ihrer Dienstmütze rum. Frau Mohr bleibt vor ihr stehen und reicht ihr mit besorgten Blicken eine Tasse Kaffee.

Mohr: (gibt die Tasse) Und Ihnen fehlt auch wirklich nichts?  

Iris schüttelt nur den Kopf und rührt den Kaffee um.

Mohr: (setzt sich hinter ihren Schreibtisch) Also das mit ihrem Urlaub müsste
            ich erst einmal mit der Anstaltsleitung klären. Schließlich ist Frau
            Schnoor auch schon im Urlaub.

Iris: (deutet zur Bürotür) Ist Frau Sürth den nicht da?

Mohr: Nein. Sie ist für ein paar Tage im Ausland. (Iris senkt erschöpft ihren
           Kopf) Aber wissen sie was?! (Frau Mohr nimmt einen Urlaubsschein
           hervor) Ich sehe doch, dass es ihnen nicht gut geht. (zückt einen Stift)

Iris steht auf und geht zu ihr. Dankbar sieht sie zu ihr während Frau Mohr die Bescheinigung ausfüllt.

Mohr: Und wie lange?

Iris: (überlegt kurz) Zwei Wochen?

Mohr: (erstaunt) Was zwei Wochen? Na hoffentlich hat Brock ein Einsehen mit
           ihnen. (schreibt laut weiter) Zwei Wochen. (steht mit der Bescheinigung
           auf und geht zum Kopierer) So jetzt nur noch eine Kopie.

Iris: Vielen Dank Frau Mohr. Ich bin Ihnen was schuldig.

Mohr nickt nur und schiebt das Blatt in den Kopierer. Dabei deutet sie auf Iris Kaffee, den sie noch immer in den Händen hielt.

Mohr: Ach trinken sie doch einen Schluck!

Iris nickt traurig und nimmt einen Schluck vom Kaffee während der Kopierer sich surrend in betrieb setzt.

Szene 35

Natascha richtet sich gerade in ihrer neuen Zelle ein während Ingrid sie mit einer Mischung aus Neugier und Angst beobachtet. Plötzlich öffnet sich die Tür und Brock kommt herein.

Brock: (sieht auffordernd zu Ingrid) Ach Frau Schlüter! Herr Schallert erwartet
            sie im Gruppenraum.

Ingrid springt sofort auf und geht in freudiger Erwartung hinaus. Brock schließt die Tür und sieht Natascha abfällig an. Diese schließt ihren Spind und geht ein paar Schritte auf ihn zu.

Brock: Ich hoffe sie haben sich schon gut eingelebt!

Natascha: Noch nicht. Aber machen sie sich keine Sorgen um mich! Ich werde
                 mich schneller einleben als sie denken. (lächelt finster)

Brock: (sieht sie einschüchternd an und bleibt hinter ihr stehen) Ich warne sie
            Frau Sanin! Ein winziges Zucken von ihnen … (beugt sich vor sie) …
            und sie landen in Preekow.

Natascha: Soll das etwa eine Drohung sein?! (geht lachend zu ihrem Bett)
                 Ich bitte sie Herr Brock sie haben schon mal besser jemanden
                 Erpressen können. (nimmt eine Zigarillo) Wirklich sie enttäuschen
                 mich.

Brock: (laut) Ich meine es Ernst. Ich gebe ihnen maximal eine Woche und ich
            stecke sie eigenhändig ins Hochsicherheitsgefängnis.

Natascha: (setzt sich amüsiert auf ihr Bett) Ich denke da hat Frau Sürth noch ein
                  winziges Wörtchen mitzureden. Und wenn schon jemand ins
                  Hochsicherheitsgefängnis muss dann sind das wohl sie, Brock!

Brock: (bleibt vor ihr stehen) Sie haben mich wohl immer noch nicht
            verstanden! Ich habe jetzt hier das Sagen. Und solange Frau Sürth in
            Irland ist wird das auch so bleiben. (Natascha schluckt schwer und
            versucht sich nichts anmerken zulassen) Einen schönen Tag noch. (geht
            triumphierend hinaus)

Natascha sieht ihm mit todbringenden Augen nach und streicht sich nachdenklich über ihre Handfläche. Sie zündet sich ihre Zigarillo an und nimmt einen genüsslichen Zug von ihr. Sie stößt den Rauch über sich aus und blickt sich in ihrer Zelle um. Entschlossen ist ihr Blick, eiskalt ihr Lächeln als sie einen weiteren Zug von ihrer Zigarillo nimmt und die Luft vor sich in Nebel hüllt.  

Abspann


Und in der nächsten Folge: Ihre Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Doch aus Angst wird Hass. Ein mörderischer Plan reift heran doch Natascha wittert die Falle … ist dies das Ende für Annika und Ginger!? – Hinter Gittern – der Frauenknast, die neue Folge zur 16. Staffel.














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