Wie Erwachsene ihre Probleme lösen
von mistress melissa
Kurzbeschreibung
MINI-KURZGESCHICHTE | Connor und Murphy helfen ihrer jüngeren Schwester Marla mit den typischen Problemen, mit denen jede Frau nach einer Trennung konfrontiert wird. Womit ertränkt man den Frust am besten und wie bekommt man die Sachen am besten wieder aus seiner Wohnung?
GeschichteHumor / P16 / Gen
Connor MacManus
MurphyMacManus
OC (Own Character)
02.04.2009
10.04.2016
2
5.060
2
02.04.2009
2.513
- Marla ist frei erfunden und kommt im Film nicht vor.
- Die Charaktere Connor und Murphy McManus gehören Troy Duffy und nicht mir.
- Schauplatz dieser Kurzgeschichte, ist (grob gesagt) Irland.
- Die Charaktere Connor und Murphy McManus gehören Troy Duffy und nicht mir.
- Schauplatz dieser Kurzgeschichte, ist (grob gesagt) Irland.
***
„Aber Mum ist nicht zu Hause, ich war wieder klug genug den Schlüssel zu verlieren und sonst kann ich nirgendwo hin. Außerdem seid ihr die Einzigen, die Alk haben und mir den auch geben! Was glaubst du, wie lange ich schon kein Geld mehr für Kippen ausgegeben habe?! Ich hab doch nicht mal das Geld für eine einzige beschissene Kippe! Verdammt noch mal, ich bin so ein verfickter Loser!“
Die letzten Worte hatte sie beinahe so laut geschrieen, dass der 100 Meter entfernt wohnende ‚Nachbar’ mit Sicherheit auch noch was von der Szene hier hatte.
Tränen bahnten sich gnadenlos den Weg von ihren Augen hinunter an ihren glühenden Wangen. Die feuchten Bahnen, die sie hinterließen waren leicht schwarz, weil durch die Heulerei ihre ganze Schminke verlaufen war.
Connor wirkte immer noch etwas hilflos, aber am meisten wirkte er überrumpelt. Vielleicht war da ganz am Anfang auch ein bisschen Freunde in seinen Augen gewesen, als er die Tür geöffnet hatte, aber spätestens nachdem er gesehen hatte, in welchem Zustand sich seine Schwester befand, war dieser ‚Anflug von Freude’ in seinen Augen gestorben. Gnadenlos an die Wand genagelt.
Es war jedoch eine ziemlich große Überraschung, dass sie so plötzlich vor der Tür stand. Nicht nur, dass es bereits halb zwei Uhr morgens war, nein, sondern auch weil sie sich so dermaßen seltsam verhielt. So etwas hatte Connor noch nie in seinem Leben gesehen.
Zuerst hatte sie einmal nur mit Wortfetzen durch die Gegend geschleudert und er hatte nur etwas von ‚ihm’, ‚Arschloch’ und ‚Schlampe’ verstanden. Ganz zu schweigen von dem Wort ‚Fuck’, das im Hause McManus (dessen Freundes- und Bekanntenkreis eingeschlossen) niemals zu kurz kam.
Danach hatten sich die einzelnen Puzzleteile aber langsam zusammengefügt. Es hatte irgendetwas mit ihrem Freund (oder sollte man schon eher sagen Ex-Freund?) zu tun. Connor konnte ausmachen, dass Marla eine Stinkwut hatte, aber irgendwo hatte es sie auch ziemlich krass getroffen. Er wusste nicht genau, was nun vorgefallen war und um das herauszufinden brauchte er Zeit und vor allem Geduld …. Allerdings wusste er nicht so genau, ob er es nun überhaupt wissen wollte.
Er wusste auch, dass sich seine jüngere Schwester herrlich aufregen konnte. Ja! Sie konnte sogar richtig austicken! Das war aber zum Glück nicht sonderlich oft der Fall … es passierte vielleicht zwei Mal im Jahr. Connor konnte sich nicht mehr genau an das letzte Mal erinnern.
Aber heute schien einer dieser glorreichen ‚Tage’ zu sein und er durfte höchstpersönlich dabei sein.
‚Na, was für eine Ehre …’, dachte er und war ganz kurz davor zu seufzen.
Doch eine gewisse Marla McManus ließ ihm nicht wirklich eine annehmbare Gelegenheit dazu. Gereizt schlug sie mit der Faust gegen den Türstock und schien den Schmerz nicht einmal zu spüren, den der Schlag verursachte. Connor zuckte unter dem dumpfen Geräusch zusammen während sie schon wieder weiter ihre Erlebnisse preis gab.
„God, damn it!“, fluchte sie unaufhaltsam. „Dieses Arschloch kann mir ja so was von gestohlen bleiben! Nie wieder, nie wieder, werde ich einem Kerl auch nur hinterher sehen! Nie wieder! Die haben bei mir ja so was von ausgeschissen! Dann sterb’ ich halt unverheiratet! Ist mir doch völlig egal! FUCK!“
Er hatte sie betrogen. Ja! Die Puzzleteile fügten sich langsam aber sicher, beinahe wie von selbst, zu einem Bild zusammen. Aber das Puzzle hatte 1000 Teile … Er hatte diese Dinger schon immer gehasst. So eines hatte er nie haben wollen. Er erinnerte sich, dass Murphy zum siebten Geburtstag eines bekommen hatte. Es war so ein furchtbar kitschiges Tigermotiv gewesen … in so einem widerlichen, japanischen Garten in dem es unmöglich schien auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen …
‚Connor, wir reden hier nicht von Puzzles … sondern um die Beziehungsprobleme deiner Schwester!’, ermahnte er sich selbst zur Disziplin. Wenn er etwas angetrunken war, schweiften seine Gedanken immer so leicht ab … das war ihm schon fast unheimlich.
„Ich hab es verdammt noch mal satt, die Straße runter zu laufen und nur so darauf zu warten, dass mir irgend so ein Mafioso an den Hintern grapscht! Männer sind so verdammte Arschlöcher!“
Jetzt wich auch sie etwas vom Thema ab … wie kam sie auf die Mafia?
Vielleicht würde sie sich ja jetzt nicht so sehr aufregen, wenn Connor sie vorhin einfach reingelassen hätte. Ja … bestimmt würde sie jetzt leise wimmernd auf der ausgeleierten Couch im Wohnzimmer sitzen und hier nicht solche obszönen Ausdrücke von sich geben. Sie bellte und keifte wie ein gefährliches Raubtier.
Aber nein, Connor hatte ja „Marla, du weißt doch, dass wir hier keinen Platz mehr zum Schlafen haben … warum gehst du nicht zu Mum?“ auf ihr „Kann ich hier schlafen?“ antworten müssen. Er könnte sich selbst dafür ohrfeigen. Manchmal war er wirklich ein erlegender Lügner. Natürlich hatten er und Murphy hier genug Platz, um noch jemanden unterzubringen. Und für die kleine Schwester sollte erst recht immer etwas frei sein …
Aber er war doch gerade dabei gewesen sich ins Bett zu legen … na ja. Hiermit hatte den Abend ja noch verlängert.
Endlich kam er dazu wenigstens zu einer Aussage anzusetzen.
„Jetzt beruhig’ dich erst ma-“
Wie gesagt … er konnte nur ansetzen.
„Beruhigen?! Ich sollte mich beruhigen?! Gib’ mir irgendwas, das ich schlagen kann!“, schrie sie unentwegt und schlug diesmal mit ihrer Tasche gegen den Türstock. Connor hoffte, dass das halbmorsche Holz Marlas - nicht gerade zarten - Attacken überstehen würde.
In diesem Augenblick konnte man eine Stimme aus Richtung Wohnzimmer vernehmen. Zweifellos, es war Murphy, der in seiner ‚leichten’ Trunkenheit die Schreierei am Eingang sehr wohl noch mitbekommen hatte. Auch wenn es vielleicht erst zwei Minuten waren, in denen Marla hier stand und sich aufregte.
„Connor, was zum … wer schreit hier so rum?“
Seine Schritte näherten sich den beiden und er trat in den breiten Flur. Und jetzt war es vorbei mit dem letzten kleinen Stückchen Fassung, das Marla noch besessen hatte. Murphy konnte nichts dafür … er war nur … gerade so … da? A la zur falschen Zeit am falschen Ort.
Sie stieß Connor wütend zur Seite und stampfte auf ihren zweiten Bruder zu, der ziemlich ratlos (und vielleicht sogar etwas ängstlich) aus der Wäsche guckte.
„Ma-marla! Was … ? Also … ist was passiert?“, konnte er noch stottern bevor sie bei ihm angekommen war und sogleich zornig begann mit ihrer Tasche auf ihn einzuschlagen.
Connor verstand die Welt nicht mehr. Frauen hatte er nie verstanden … und er würde es wohl auch nie tun! Aber das hier war wirklich krassestes Niveau. Er sah gerade wie seine kleine Schwester über seinen Zwillingsbruder herfiel, obwohl er gar nichts gemacht hatte. Und er selbst stand hier an der Eingangstür und versuchte irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Dieses Mädchen verwirrte ihn ja ganz, mit ihren brutalen Anfällen!
Murphy nahm schützend seine Hände vors Gesicht, während sie gnadenlos auf ihn einschlug. Er fragte sich, was sie in dieser verdammten Tasche hatte. Ziegelsteine? Es fühlte sich auf alle Fälle so an …
Er war nicht dumm, aber er konnte beim besten Willen keine vernünftige Erklärung für das Verhalten seiner Schwester finden. Was war bloß los mit ihr? Sie verhielt sich wie ein wildes Tier!
Marla nützte den Überraschungsmoment ohne jede Gnade aus und ließ ihre Enttäuschung und Wut an Murphy aus. Immer und immer wieder schlug sie mit der Tasche blindlings gegen ihn.
Er konnte nicht das Geringste dafür, dass ein Typ sie abermals hatte sitzen lassen. Aber um genau zu sein … sie hatte es ja noch nie an einem ihrer beiden Brüdern ausgelassen. Veränderdung war doch gut!
„Ma- … Marla! … Was? …“, brachte Murphy heraus während die gar nicht so große Tasche nun schon zum dritten Mal beinahe seinen Kopf getroffen hätte.
Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Was auch immer passiert war, er hatte verdammt noch mal nichts damit am Hut!
Und was machte Connor? Klar. An der Tür stehen und zusehen wie sein Bruder verprügelt wurde … von seiner kleinen Schwester noch dazu.
„Marla! Aus! Schluss! Lass die Scheiße!“
Es gelang ihm - nach ein paar Versuchen - nach der Tasche zu greifen und sie auch festzuhalten. Auch wenn das Ganze hier nur ein paar Sekunden gedauert hatte, es war ihm ziemlich anstrengend vorgekommen. Lag wahrscheinlich daran, dass sie ihn so sehr überrascht hatte. Negativ. Irgendwie.
Connor atmete endlich aus und dann fiel ihm ein, dass die Tür ja immer noch offen stand. War ihm gar nicht aufgefallen, obwohl er direkt vor ihr stand. Wie gesagt … ‚leicht’ angetrunken …
„Marla, verdammt! Was ist passiert?!“, fragte Murphy und sprach etwas lauter um sicher zu gehen, dass seine Wort ihren Verstand auch erreichten. Und er war sich sicher, dass sie das auch taten … aber irgendwie …
Marla antwortete nicht. Sie sah ihn nur äußerst intensiv an und Murphy erinnerte dieser Blick sehr an sich selbst. Man merkte in gewissen Dingen dann doch, dass sie alle drei verwand waren.
„Verdammt, gib’ mir was das ich kaputt machen kann!“, forderte sie und riss ihm die Tasche wieder aus der Hand nur um sie gleich danach auf Connor zu werfen, der sie jedoch umständlich doch noch irgendwie auffing.
Schon fast am Platzen vor Wut stampfte sie weiter in den Flur der hinter der Küche vorbei führte.
„Ja, wirf mit Geschirr oder … mach die einzigste Vase kaputt die wir haben! Tob’ dich aus!“, rief Murphy ihr hinterher.
„Murph! Bist du verrückt? Sie schlägt uns noch das ganze Haus kurz und klein!“, fing Connor sofort an gegen die leichtfertige Reaktion seines Bruders zu rebellieren.
„Sie ist doch nur ein Mädchen … was soll sie schon groß kaputt machen? Außerdem ist es immer noch besser sie wirft mit Gegenständen, als mit einem von uns.“, argumentierte Murphy.
„Nur ein Mädchen!? Dafür wirktest du grade aber ganz schön hilflos …“
Connor machte sich auf in den Flur, in den Marla vor einigen Sekunden verschwunden war.
„Ich war nicht hilflos! Das war nur dieser … Überraschungsmoment!“, maulte Murphy und folgte ihm.
Es waren noch immer vereinzelt Schreie zu hören … dann ein dumpfes Geräusch, dann eine Art Poltern, dem dann schließlich ein lauten Klirren folgte. Danach war es still.
Die Zwillinge waren sich sicher: Es kam aus der Küche. Woher sollte sie auch sonst einen Teller herkriegen. Der eine ließ sich ja noch verkraften.
Die beiden beschleunigten ihre Schritte bis sie in der Küchentür standen.
Jetzt wurde Murphy die Tasche unsanft in die Hände gedrückt. Connor hatte oft einfach kein bisschen Feingefühl … schon gar nicht in Stresssituationen, wie diese eine war.
„Hey! Komm runter! Marla! Marla! Komm.runter!“
Er hatte sie endlich zu fassen bekommen, hielt sie an den Oberarmen fest und schüttelte sie. Das war also seine Taktik. Geschüttelt, nicht gerührt. Ach, was für dämliche Gedanken!
‚Murphy, du bist betrunken …’
„Aber ich könnte … arrrrrrrrr!“
Sie machte eine vielsagende, verkrampfte Form mit ihren Händen und passte ihren Gesichtsausdruck dazu an.
Aber sie war ruhiger geworden, stellte Murphy aus relativ sicherer Entfernung fest. Zumindest kam es ihm nicht mehr so vor, als würde sie jeden Moment zuschlagen oder sonstige harte Gewalt anwenden. Verbale Gewalt eingeschlossen …
„Ja, ich verstehe ganz genau was du meinst. Okay? Aber.du.musst.dich.jetzt.beruhigen.“, redete Connor auf sie ein, wie auf einen sturen Esel, der nicht verstehen wollte.
Diese Frau war 21 und irgendwo noch immer ganz schön kindisch.
Sie starrte ihm nur in die Augen und kaute auf ihrer Unterlippe. So als ob es um die Frage ‚Wer hat das Bonbon nun geklaut?’ ginge. Vielleicht war da sogar ein bisschen Trotz, denn immerhin war Connor ihr Bruder. Ihr großer Bruder, dem sie immer fleißig auf die Nerven gegangen war, wenn sie ständig in sein Zimmer geplatzt oder sonst was Mieses gemacht hatte.
„Krieg ich eine Kippe?“, fragte sie und klang jetzt wirklich wie ein kleines Mädchen. Es war kein Jammern … nur ein ziemlich kindlicher Unterton.
Connor seufzte und ließ sie los. Einen Erflog hatte er ja errungen. Er hatte sie einigermaßen ruhig gestellt. Er hatte keine Ahnung, warum sie jetzt plötzlich auf ihn hörte und wie er selbst hatte die Ruhe aufbringen können aber … wie auch immer. Es war ihm gelungen und er hatte nicht das geringste Problem damit, ihr eine Zigarette zu geben. Von ihm aus konnte sie gleich eine ganze Packung aufrauchen! Hauptsache sie erlitt nicht noch einmal so einen ‚Anfall’.
„Gehen wir rüber …“, meinte er sogleich und spazierte durch die offene Tür ins Wohnzimmer.
Er wirkte beinahe etwas geschafft, als er sich auf die dunkelbraune Couch fallen ließ. Marla setzte sich direkt neben ihn und zu guter Letzt plumpste auch Murphy neben seine Schwester. Er warf die Tasche auf den kleinen Tisch.
Marla schlüpfte aus ihren schwarzen Stöckelschuhen, die sie so sehr hasste, weil sie darin kaum laufen konnte.
„Meine Güte, Marla … erspar’ uns das …“, stichelte Murphy, der sogleich einen Schlag auf den Hinterkopf kassierte.
„Musst du mich immer schlagen?! Connor ist doch auch noch da! Ihn hast du nie geschlagen! Auch als wir noch klein waren …“
„Stimmt … das muss ich irgendwann mal nachholen.“
„Untersteh’ dich …“, kam es darauf von Connor, der gerade dabei war drei Zigaretten aus der Packung zu ziehen.
Marla stellte sich den Aschenbecher auf den Schoß. Sich immer wieder zum Tisch nach vorne zu beugen war ihr zu mühsam.
Die letzten Worte hatte sie beinahe so laut geschrieen, dass der 100 Meter entfernt wohnende ‚Nachbar’ mit Sicherheit auch noch was von der Szene hier hatte.
Tränen bahnten sich gnadenlos den Weg von ihren Augen hinunter an ihren glühenden Wangen. Die feuchten Bahnen, die sie hinterließen waren leicht schwarz, weil durch die Heulerei ihre ganze Schminke verlaufen war.
Connor wirkte immer noch etwas hilflos, aber am meisten wirkte er überrumpelt. Vielleicht war da ganz am Anfang auch ein bisschen Freunde in seinen Augen gewesen, als er die Tür geöffnet hatte, aber spätestens nachdem er gesehen hatte, in welchem Zustand sich seine Schwester befand, war dieser ‚Anflug von Freude’ in seinen Augen gestorben. Gnadenlos an die Wand genagelt.
Es war jedoch eine ziemlich große Überraschung, dass sie so plötzlich vor der Tür stand. Nicht nur, dass es bereits halb zwei Uhr morgens war, nein, sondern auch weil sie sich so dermaßen seltsam verhielt. So etwas hatte Connor noch nie in seinem Leben gesehen.
Zuerst hatte sie einmal nur mit Wortfetzen durch die Gegend geschleudert und er hatte nur etwas von ‚ihm’, ‚Arschloch’ und ‚Schlampe’ verstanden. Ganz zu schweigen von dem Wort ‚Fuck’, das im Hause McManus (dessen Freundes- und Bekanntenkreis eingeschlossen) niemals zu kurz kam.
Danach hatten sich die einzelnen Puzzleteile aber langsam zusammengefügt. Es hatte irgendetwas mit ihrem Freund (oder sollte man schon eher sagen Ex-Freund?) zu tun. Connor konnte ausmachen, dass Marla eine Stinkwut hatte, aber irgendwo hatte es sie auch ziemlich krass getroffen. Er wusste nicht genau, was nun vorgefallen war und um das herauszufinden brauchte er Zeit und vor allem Geduld …. Allerdings wusste er nicht so genau, ob er es nun überhaupt wissen wollte.
Er wusste auch, dass sich seine jüngere Schwester herrlich aufregen konnte. Ja! Sie konnte sogar richtig austicken! Das war aber zum Glück nicht sonderlich oft der Fall … es passierte vielleicht zwei Mal im Jahr. Connor konnte sich nicht mehr genau an das letzte Mal erinnern.
Aber heute schien einer dieser glorreichen ‚Tage’ zu sein und er durfte höchstpersönlich dabei sein.
‚Na, was für eine Ehre …’, dachte er und war ganz kurz davor zu seufzen.
Doch eine gewisse Marla McManus ließ ihm nicht wirklich eine annehmbare Gelegenheit dazu. Gereizt schlug sie mit der Faust gegen den Türstock und schien den Schmerz nicht einmal zu spüren, den der Schlag verursachte. Connor zuckte unter dem dumpfen Geräusch zusammen während sie schon wieder weiter ihre Erlebnisse preis gab.
„God, damn it!“, fluchte sie unaufhaltsam. „Dieses Arschloch kann mir ja so was von gestohlen bleiben! Nie wieder, nie wieder, werde ich einem Kerl auch nur hinterher sehen! Nie wieder! Die haben bei mir ja so was von ausgeschissen! Dann sterb’ ich halt unverheiratet! Ist mir doch völlig egal! FUCK!“
Er hatte sie betrogen. Ja! Die Puzzleteile fügten sich langsam aber sicher, beinahe wie von selbst, zu einem Bild zusammen. Aber das Puzzle hatte 1000 Teile … Er hatte diese Dinger schon immer gehasst. So eines hatte er nie haben wollen. Er erinnerte sich, dass Murphy zum siebten Geburtstag eines bekommen hatte. Es war so ein furchtbar kitschiges Tigermotiv gewesen … in so einem widerlichen, japanischen Garten in dem es unmöglich schien auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen …
‚Connor, wir reden hier nicht von Puzzles … sondern um die Beziehungsprobleme deiner Schwester!’, ermahnte er sich selbst zur Disziplin. Wenn er etwas angetrunken war, schweiften seine Gedanken immer so leicht ab … das war ihm schon fast unheimlich.
„Ich hab es verdammt noch mal satt, die Straße runter zu laufen und nur so darauf zu warten, dass mir irgend so ein Mafioso an den Hintern grapscht! Männer sind so verdammte Arschlöcher!“
Jetzt wich auch sie etwas vom Thema ab … wie kam sie auf die Mafia?
Vielleicht würde sie sich ja jetzt nicht so sehr aufregen, wenn Connor sie vorhin einfach reingelassen hätte. Ja … bestimmt würde sie jetzt leise wimmernd auf der ausgeleierten Couch im Wohnzimmer sitzen und hier nicht solche obszönen Ausdrücke von sich geben. Sie bellte und keifte wie ein gefährliches Raubtier.
Aber nein, Connor hatte ja „Marla, du weißt doch, dass wir hier keinen Platz mehr zum Schlafen haben … warum gehst du nicht zu Mum?“ auf ihr „Kann ich hier schlafen?“ antworten müssen. Er könnte sich selbst dafür ohrfeigen. Manchmal war er wirklich ein erlegender Lügner. Natürlich hatten er und Murphy hier genug Platz, um noch jemanden unterzubringen. Und für die kleine Schwester sollte erst recht immer etwas frei sein …
Aber er war doch gerade dabei gewesen sich ins Bett zu legen … na ja. Hiermit hatte den Abend ja noch verlängert.
Endlich kam er dazu wenigstens zu einer Aussage anzusetzen.
„Jetzt beruhig’ dich erst ma-“
Wie gesagt … er konnte nur ansetzen.
„Beruhigen?! Ich sollte mich beruhigen?! Gib’ mir irgendwas, das ich schlagen kann!“, schrie sie unentwegt und schlug diesmal mit ihrer Tasche gegen den Türstock. Connor hoffte, dass das halbmorsche Holz Marlas - nicht gerade zarten - Attacken überstehen würde.
In diesem Augenblick konnte man eine Stimme aus Richtung Wohnzimmer vernehmen. Zweifellos, es war Murphy, der in seiner ‚leichten’ Trunkenheit die Schreierei am Eingang sehr wohl noch mitbekommen hatte. Auch wenn es vielleicht erst zwei Minuten waren, in denen Marla hier stand und sich aufregte.
„Connor, was zum … wer schreit hier so rum?“
Seine Schritte näherten sich den beiden und er trat in den breiten Flur. Und jetzt war es vorbei mit dem letzten kleinen Stückchen Fassung, das Marla noch besessen hatte. Murphy konnte nichts dafür … er war nur … gerade so … da? A la zur falschen Zeit am falschen Ort.
Sie stieß Connor wütend zur Seite und stampfte auf ihren zweiten Bruder zu, der ziemlich ratlos (und vielleicht sogar etwas ängstlich) aus der Wäsche guckte.
„Ma-marla! Was … ? Also … ist was passiert?“, konnte er noch stottern bevor sie bei ihm angekommen war und sogleich zornig begann mit ihrer Tasche auf ihn einzuschlagen.
Connor verstand die Welt nicht mehr. Frauen hatte er nie verstanden … und er würde es wohl auch nie tun! Aber das hier war wirklich krassestes Niveau. Er sah gerade wie seine kleine Schwester über seinen Zwillingsbruder herfiel, obwohl er gar nichts gemacht hatte. Und er selbst stand hier an der Eingangstür und versuchte irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Dieses Mädchen verwirrte ihn ja ganz, mit ihren brutalen Anfällen!
Murphy nahm schützend seine Hände vors Gesicht, während sie gnadenlos auf ihn einschlug. Er fragte sich, was sie in dieser verdammten Tasche hatte. Ziegelsteine? Es fühlte sich auf alle Fälle so an …
Er war nicht dumm, aber er konnte beim besten Willen keine vernünftige Erklärung für das Verhalten seiner Schwester finden. Was war bloß los mit ihr? Sie verhielt sich wie ein wildes Tier!
Marla nützte den Überraschungsmoment ohne jede Gnade aus und ließ ihre Enttäuschung und Wut an Murphy aus. Immer und immer wieder schlug sie mit der Tasche blindlings gegen ihn.
Er konnte nicht das Geringste dafür, dass ein Typ sie abermals hatte sitzen lassen. Aber um genau zu sein … sie hatte es ja noch nie an einem ihrer beiden Brüdern ausgelassen. Veränderdung war doch gut!
„Ma- … Marla! … Was? …“, brachte Murphy heraus während die gar nicht so große Tasche nun schon zum dritten Mal beinahe seinen Kopf getroffen hätte.
Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Was auch immer passiert war, er hatte verdammt noch mal nichts damit am Hut!
Und was machte Connor? Klar. An der Tür stehen und zusehen wie sein Bruder verprügelt wurde … von seiner kleinen Schwester noch dazu.
„Marla! Aus! Schluss! Lass die Scheiße!“
Es gelang ihm - nach ein paar Versuchen - nach der Tasche zu greifen und sie auch festzuhalten. Auch wenn das Ganze hier nur ein paar Sekunden gedauert hatte, es war ihm ziemlich anstrengend vorgekommen. Lag wahrscheinlich daran, dass sie ihn so sehr überrascht hatte. Negativ. Irgendwie.
Connor atmete endlich aus und dann fiel ihm ein, dass die Tür ja immer noch offen stand. War ihm gar nicht aufgefallen, obwohl er direkt vor ihr stand. Wie gesagt … ‚leicht’ angetrunken …
„Marla, verdammt! Was ist passiert?!“, fragte Murphy und sprach etwas lauter um sicher zu gehen, dass seine Wort ihren Verstand auch erreichten. Und er war sich sicher, dass sie das auch taten … aber irgendwie …
Marla antwortete nicht. Sie sah ihn nur äußerst intensiv an und Murphy erinnerte dieser Blick sehr an sich selbst. Man merkte in gewissen Dingen dann doch, dass sie alle drei verwand waren.
„Verdammt, gib’ mir was das ich kaputt machen kann!“, forderte sie und riss ihm die Tasche wieder aus der Hand nur um sie gleich danach auf Connor zu werfen, der sie jedoch umständlich doch noch irgendwie auffing.
Schon fast am Platzen vor Wut stampfte sie weiter in den Flur der hinter der Küche vorbei führte.
„Ja, wirf mit Geschirr oder … mach die einzigste Vase kaputt die wir haben! Tob’ dich aus!“, rief Murphy ihr hinterher.
„Murph! Bist du verrückt? Sie schlägt uns noch das ganze Haus kurz und klein!“, fing Connor sofort an gegen die leichtfertige Reaktion seines Bruders zu rebellieren.
„Sie ist doch nur ein Mädchen … was soll sie schon groß kaputt machen? Außerdem ist es immer noch besser sie wirft mit Gegenständen, als mit einem von uns.“, argumentierte Murphy.
„Nur ein Mädchen!? Dafür wirktest du grade aber ganz schön hilflos …“
Connor machte sich auf in den Flur, in den Marla vor einigen Sekunden verschwunden war.
„Ich war nicht hilflos! Das war nur dieser … Überraschungsmoment!“, maulte Murphy und folgte ihm.
Es waren noch immer vereinzelt Schreie zu hören … dann ein dumpfes Geräusch, dann eine Art Poltern, dem dann schließlich ein lauten Klirren folgte. Danach war es still.
Die Zwillinge waren sich sicher: Es kam aus der Küche. Woher sollte sie auch sonst einen Teller herkriegen. Der eine ließ sich ja noch verkraften.
Die beiden beschleunigten ihre Schritte bis sie in der Küchentür standen.
Jetzt wurde Murphy die Tasche unsanft in die Hände gedrückt. Connor hatte oft einfach kein bisschen Feingefühl … schon gar nicht in Stresssituationen, wie diese eine war.
„Hey! Komm runter! Marla! Marla! Komm.runter!“
Er hatte sie endlich zu fassen bekommen, hielt sie an den Oberarmen fest und schüttelte sie. Das war also seine Taktik. Geschüttelt, nicht gerührt. Ach, was für dämliche Gedanken!
‚Murphy, du bist betrunken …’
„Aber ich könnte … arrrrrrrrr!“
Sie machte eine vielsagende, verkrampfte Form mit ihren Händen und passte ihren Gesichtsausdruck dazu an.
Aber sie war ruhiger geworden, stellte Murphy aus relativ sicherer Entfernung fest. Zumindest kam es ihm nicht mehr so vor, als würde sie jeden Moment zuschlagen oder sonstige harte Gewalt anwenden. Verbale Gewalt eingeschlossen …
„Ja, ich verstehe ganz genau was du meinst. Okay? Aber.du.musst.dich.jetzt.beruhigen.“, redete Connor auf sie ein, wie auf einen sturen Esel, der nicht verstehen wollte.
Diese Frau war 21 und irgendwo noch immer ganz schön kindisch.
Sie starrte ihm nur in die Augen und kaute auf ihrer Unterlippe. So als ob es um die Frage ‚Wer hat das Bonbon nun geklaut?’ ginge. Vielleicht war da sogar ein bisschen Trotz, denn immerhin war Connor ihr Bruder. Ihr großer Bruder, dem sie immer fleißig auf die Nerven gegangen war, wenn sie ständig in sein Zimmer geplatzt oder sonst was Mieses gemacht hatte.
„Krieg ich eine Kippe?“, fragte sie und klang jetzt wirklich wie ein kleines Mädchen. Es war kein Jammern … nur ein ziemlich kindlicher Unterton.
Connor seufzte und ließ sie los. Einen Erflog hatte er ja errungen. Er hatte sie einigermaßen ruhig gestellt. Er hatte keine Ahnung, warum sie jetzt plötzlich auf ihn hörte und wie er selbst hatte die Ruhe aufbringen können aber … wie auch immer. Es war ihm gelungen und er hatte nicht das geringste Problem damit, ihr eine Zigarette zu geben. Von ihm aus konnte sie gleich eine ganze Packung aufrauchen! Hauptsache sie erlitt nicht noch einmal so einen ‚Anfall’.
„Gehen wir rüber …“, meinte er sogleich und spazierte durch die offene Tür ins Wohnzimmer.
Er wirkte beinahe etwas geschafft, als er sich auf die dunkelbraune Couch fallen ließ. Marla setzte sich direkt neben ihn und zu guter Letzt plumpste auch Murphy neben seine Schwester. Er warf die Tasche auf den kleinen Tisch.
Marla schlüpfte aus ihren schwarzen Stöckelschuhen, die sie so sehr hasste, weil sie darin kaum laufen konnte.
„Meine Güte, Marla … erspar’ uns das …“, stichelte Murphy, der sogleich einen Schlag auf den Hinterkopf kassierte.
„Musst du mich immer schlagen?! Connor ist doch auch noch da! Ihn hast du nie geschlagen! Auch als wir noch klein waren …“
„Stimmt … das muss ich irgendwann mal nachholen.“
„Untersteh’ dich …“, kam es darauf von Connor, der gerade dabei war drei Zigaretten aus der Packung zu ziehen.
Marla stellte sich den Aschenbecher auf den Schoß. Sich immer wieder zum Tisch nach vorne zu beugen war ihr zu mühsam.
Als sie dann endlich alle drei eine Kippe hatten, tief einatmeten und dann den Rauch fast zeitgleich wieder ausatmeten, stellte Murphy die Frage.
„Was ist nun passiert? Und bitte … nicht wieder durchdrehen!“
„Also …“, fing sie an und zog gleich noch einmal an ihrem Glimmstängel. „Ich war heute auf diesem Ball. Hab ganz vergessen … wer den nun eigentlich veranstaltet hat. Aber egal …“
„Deshalb also dieser Aufzug …“, murmelte Connor, lächelte leicht und spielte dabei auf ihr knielanges, schwarzes Kleid an.
Marla ignorierte seinen Kommentar und erzählte unbeirrt weiter.
„Ich war nicht allein dort. Falls ihr es nicht bemerkt habt, hatte - ich betone hatte - ich eine feste Beziehung. Auf dem Ball war eigentlich alles wie immer. Aber dann …“
Lungenzug.
„… hab ich ihn mit einer anderen erwischt. Und er war fast noch nüchtern.“
Einige Momente herrschte Stille. Womöglich weil keiner der beiden Männer wusste, was er sagen sollte. Das war eine ziemlich verzwickte Lage, wenn man bedachte, dass Marla ziemlich viel auf die Beziehung gehalten hatte.
Außerdem hatten sie beide nicht so viel Erfahrung in … ‚Frauen-im-Liebeskummer-helfen’.
Doch schließlich war es Murphy, der sich traute die kurze Stille zu beenden. Wenn nicht sonderlich stilvoll und einfühlsam … aber dennoch mit guter Absicht.
„Solln wir ihm eine reinhaun’?“, fragte er und klang so, als wäre er erst 15 geworden.
Marla fing an zu lachen.
„Das klingt verlockend. Aber ich will nicht, dass ihr noch in den Knast wandert. Ich musste nur … meine Wut gegenüber diesem … Schwein irgendwo auslassen.“
„Und jetz’ is’ sie draußen?“, fragte Connor.
„Ja.“
„Sicher?“
„Ja, verdammt … die Wut schon.“
„Aber du bist verletzt. Innen drin.“, stellte Murphy fest.
Wieder sehr tiefer Lungenzug seitens Marla.
„Ja, sieht ganz so aus … und fühlt sich auch so an.“
„Ach, das kriegen wir hin. Wir sind ja alle keine Kinder mehr … also lösen wir unsere Probleme so wie sie Erwachsene eben lösen.“
Connor griff nach einer Dose Bier, öffnete sie und reichte sie an Marla weiter.
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