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Tales of the Abyss Real Life

von Leonyasch
Kurzbeschreibung
GeschichteHumor / P12 / Gen
24.03.2009
26.05.2009
2
3.206
 
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24.03.2009 2.103
 
Der Wecker klingelgte, und Sekunden später schoss eine blind tastende Hand unter der Deckes des Bettes in der Nähe des lautstark lärmenden Objektes hervor. Sie schlug gegen den Wecker, der zu Boden fiel und von dort aus munter weiter klingelte. Lautes Stöhnen war zu hören, die Decke wurde zur Seite geworfen und ein Mann mit völlig verwuschelten blonden Haaren und in Boxer-Shorts mit pinken Herzchen - ein Geburtstagsgeschenk seiner Schwester Mary - kam darunter zum Vorschein.
"Dämliches Teil...", grummelte der Mann, stand auf und, anstatt seinem Drang, das ihn nervende Gerät gegen die Wand zu schmeißen, nachzugeben, schaltete den Wecker aus. Schlurfend wanderte er ins Bad, erledigte dort wie jeden Morgen seine Körperpflege, trabte danach in die Küche, um sich zwei Toastscheiben zu machen, kippte sich seine zwei Tassen Kaffee hinunter, nur um dann endlich halbwegs wach - dem Koffein sei Dank! - das Haus zu verlassen und sich auf zur Arbeit zu machen, wie jeden Tag. Ja, Guy Cecille konnte mit guten Gewissen sagen, dass er sein Leben hasste!
Oh, es lag nicht einfach nur an der immer gleichen Morgenrutine und der Einsamkeit in seinem vermoderten Zwei-Zimmer-Apartment, nein, auch sein Job war nicht gerade das gelbe vom Ei: Sein Boss Herr Fabre, den seine Angestellten bereits den Spitznamen `Herzog Fabre´ aufgrund seines vollkommen versnobbten Verhaltens gegeben hatte, war, um es nett auszudrücken, ein Tyrann, der nichts lieber am Tag tat, als seine Angestellten quer durch die Büros zu hetzen, zu verklagen, mit Kündigungen zu drohen, die weiblichen Angestellten sexuell zu belästigen, die Büros mit seinen ekelhaften Zigarren vollzustinken, Gehälter schlagartig zu kürzen, und... oh, die Liste hätte ewig fortgesetzt werden können...


Ein letztes Mal gähnend, betrat Guy das Arbeitsgebäude von Fabre & Curtiss Industries und machte sich auf den Weg in sein Abteil - einem winzig-kleinen Bereich, der ihm zum Arbeiten zur Verfügung stand, Bewegungsfreiheit - außer zum Tippen an seinem Computer - ausgeschlossen.
Und schon auf dem Weg dahin begegnete er dem nächsten Grund, warum sein Leben einfach nur zum Kotzen war: Asch Fabre, das älteste Kind der Fabres, arrogant bis zum Geht-Nicht-Mehr und nie eine Gelegenheit auslassend, ihn in irgendeiner Weise fertig zu machen - genauso wie zum Beispiel heute, wobei die heutige Erniedrigung - ein ihm in den Weg gestelltes Bein, das ihn zum Fallen brachte, gefolgt von einem hämisch grinsenden Rotschopf, der penibel darauf achtete, ihm auch ja über jeden Finger einzeln zu latschen - doch eher angenehmn war.
In seinem Abteil angekommen, wurde er sofort von seiner Arbeitskollegin Natalia Lanvaldear, die im Abteil neben ihm saß begrüßt, und die beiden begannen ein Gespräch. Wobei es eher so war, dass Natalia redete, während Guy seinen Blick auf den Computer gerichtet hielt, seine und Natalias Arbeit zugleich erledigte und hoffte, nicht im nächsten Moment durchzudrehen bei all den Wörtern, die Natalia pro Sekunde von sich gab, noch schlimmer als bei einem Wasserfall. Dabei ging es meistens darum, wie cool doch ihr Verlobter Asch Fabre sei, was er alles Tolles machte, wen er alles fertigmachte, wie toll er im Bett war, wie groß sein Geschlechtsteil war - ja, sie hatte es sogar mit einem Messband ausgemessen!!! - , wie männlich er doch war, wie sehr er sie liebte, was für wunderbare Geschenke er ihr machte, und so weiter und sofort. Guy stand kurz davor, den Kopf vor Überforderung auf das Keyboard des Computers fallen zu lassen und laut zu schnarchen, als er eine laute Frauenstimme schreien hörte.
"KOMM SOFORT ZURÜCK!!!", konnte man die Frau, Tear Grants - persönliche Sekretärin Herzog Fabres -, durch das gesamte Gebäude schreien hören.
"Oh, bitte nicht...!", stöhnte Guy auf, das Schlimmste befürchtend. Und ja, ungefähr fünf Sekunden später stürmte ein weiterer Rotschopf - der zweite und jüngste Sohn Herzog Fabres - in den riesigen Raum, sah sich sich kurz um, erblickte Guy, der gerade versuchte, sich so klein wie möglich zu machen, um nicht entdeckt zu werden, und schoss auf sein Abteil zu.
"Aus dem Weg!", schrie er, stieß Guy zur Seite und schoss unter dessen Schreibtisch.
"Oh, Luke, nicht schon wieder!", sagte Guy nur genervt zu dem Jungen.
"Schhh! Wirst du wohl leise sein! Sie entdeckt mich noch!", fuhr Luke ihn nur an.
"Aber..."
"Ruhe! Ich bin der Sohn deines Chefs! Mein Wille ist dein Befehl, klar!?"
"Klar...", seufzte Guy nur und rückte zurück an seinen Tisch.
Minuten später stieß Tear, vollkommen außer sich vor Zorn, die Tür zum Raum auf.
"Hat ihn jemand gesehen!?!", fragte sie, ihr ganzer Körper bebend. Die anderen Mitarbeite, die wussten, wen sie mit `ihn´ meinte, schüttelten nur den Kopf.
"Sicher!?"
Guy duckte sich nur und betete. Tear sah sich kurz um, dann verschwand sie wieder, während sie vor sich her grummelte, wobei Guy einige Worte wie `Idiot´, `strangulieren´, `Exekution´ aufschnappte.
"Tja, war schön dich kennengelernt zu haben.", sagte er zu dem sich immer noch versteckenden Rotschopf. "Wenn die dich erst einmal zu fassen bekommt..." Lautes Magengrummeln seitens des Rotschopfes unterbrach ihn.
"Hunger...", grummelte Luke.
"Ja, das hat dein Magen gerade eben schon klargestellt.", meinte Guy.
"Hunger.", wiederholte Luke, diesmal ein wenig eindringlicher.
"Ja, das hast du bereits gesagt.", sagte Guy daraufhin nur.
"HUNGER!", fauchte Luke und trat Guy gegen das Schienbein. "FÜTTER MICH, VERDAMMT NOCHMAL!!!"
"Ich?! Warum sollte ich...?!"
"DAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAADDYYYYYYYYYYYYYYYYYY!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!"
"Ist ja schon gut! Ist ja schon gut!", sagte Guy schnell und kramte seine beiden Toaststücke hervor, die er Luke gab. So viel zu seinem verspäteten Frühstück nachher in der Mittagspause.
"Wo bist du!?", schrie Tear, dem Schrei Lukes gefolgt, und stieß die Tür auf, die nun aus den Angeln flog und quer durchs Zimmer schoss.
"Oh-oh!", schrie Luke erschrocken auf.
"Hab ich dich!", schrie Tear, schmiss den laut aufkreischenden Guy, der seit jeher eine Phobie vor zu nahe an ihn rankommenden Frauen hatte, zur Seite, packte Luke an den Haaren und zog ihn mit sich.
"Autsch! Aua! Lass los, du blöde Kuh!", zickte Luke herum, während Tear ihn mit Gewalt mit sich zog.
"Ich hab dir doch bereits tausendmal gesagt, dass du verdammt nochmal nicht am Kopierer herumspielen sollst!!!", konnte man Tears Stimme quer durch das ganze Gebäude brüllen hören. "Das Teil spuckt Kopien von deinem nackten Hintern non-stop aus! Mein Büro ist schon vollkommen überflutet damit!!! Ich krieg ihn einfach nicht mehr ausgeschaltet!!! Was zum Teufel hast du damit gemacht!?! Wenn das so weiter geht, werde ich meinen Zeitplan für heute nie erfüllt bekommen!!!"
Guy wusste, dass Tear ihre Arbeit sehr ernst nahm. Zuerst kam ihr Job, dann sie selbst. Alles musste nach einem bestimmten Regelmuster für sie verlaufen, immer rational über alles nachdenken und bloß alles punktgenau erledigen (14.05 Uhr: Dateien sichern und Brot auspacken; 14.06 Uhr: einmal abbeißen; 14.06 Uhr und 4 Sekunden: kauen; 14.06 Uhr und 17 Sekunden: ersten Bissen hinunter schlucken; 14.06 Uhr und 20 Sekunden: noch einmal abbeißen...). Wann immer Herzog Fabre ihr Luke ins Büro schob, um endlich seine Ruhe vor der Reinkarnation des Teufels zu bekommen, wurde dieser Zeitplan natürlich vollkommen durcheinander geworfen. Dennoch kam Guy nicht umhin zu merken, dass Tear es irgendwie genoss, sich um Luke zu kümmern. Entweder hatte sie ein Faible für SM, so wie sie Luke jedes Mal bestrafte, wenn er etwas getan hatte, was er nicht durfte, oder sie hegte Gefühle für ihn. Konnte das sein? Konnte der Eisberg schlechthin Gefühle für diesen rotznäsigen Teenager entwickelt haben und die Zeit mit ihm insgeheim genießen. Guy schüttelte den Kopf.
"Neee, definitiv SM.", sagte er.
"Hab ich da gerade etwas von SM gehört?", fragte eine mehr als sarkastische Stimme, als im nächsten Moment ein Mann mit braunen Haaren und einem leicht zerknitterten Anzug - Jade Curtiss, Geschäftspartner Herzog Fabres, aus der Besenkammer kam, gefolgt von einem leicht verschwitzten Mann - Peony (keiner kannte den Nachnamen dieses `guten Freundes´ Jades) - und einem leicht humpelnden und sich immer wieder an den Hintern fassenden Dist Ortion, dem persönlichen Sekretär Jades. Jade stierte Guy mit Augen voller Lust an. "Wenn Sie an einer Sitzung voll Peitschen aus Leder und Nippelklemmen interessiert sind, Herr Cecille, könnte ich das zu gegebener Stunde gern arrangieren." Er rückte Guy immer mehr auf die Pelle.
"Ähm... nein... ich...", begann Guy, dabei nicht vergessend, dass dieser Mann ebenfalls seine Entlassung herbeiführen könnte. "Ich... So verlockend sich das auch anhört... aber ich habe bereits eine feste Freundin... und die... nun ja... teilt nicht gerade gern..."
"Wirklich?", fragte Jade, Enttäuschung deutlich in seinem Gesicht zu erkennen.
"Echt? Seit wann hast du denn eine Fr--?", begann Natalia, wurde aber von einem Aktenordner, den Guy nach ihr warf, abgewürgt.
"Ups, da ist mir wohl die Hand ausgerutscht.", sagte Guy schnell und kicherte hysterisch, das Gesicht klatschnass vor Schweiß.
"Nun, wenn Sie es sich anders überlegen sollten, Sie wissen, wo Sie mich finden.", sagte Jade mit gebleckten Zähnen und wolfartigen Grinsen, und mit einem Klatscher auf Peonys Hintern und einem Ruck an Dists Leine, der ziemlich verärgert aus der Wäsche starrte, da sein liebster Jade nun nicht nur diesen blöden Peony, sondern auch noch diesen Blondschopf so richtig durchvö... ähm, nun, diese eine Sache machen wollte, ging Jade zurück an seinen Arbeitsplatz.
"Puh... gerettet...", seufzte Guy erleichtert.


Gegen Nachmittag machte sich Guy dann zurück auf den Weg nach Hause, wobei er wie jeden Tag am örtlichen Kindergarten vorbeikam.
"So, ihr geht jetzt da rein und grabscht euch die Tageskasse!", hörte er ein kleineres Mädchen mit schwarzen Haaren, die in zwei kleinere Zöpfe endeten, in Befehlston zu drei Jungen mit grünen Haaren, die vollkommen identisch aussahen, sagen.
"Aber Anise... das ist...", begann einer der drei Jungen zögerlich.
"Ruhe, Ion!", fauchte das kleine Mädchen namens Anise.
"Aber...", begann der zweite.
"Keine Widerworte, Florian!", fauchte Anise. "Wenn ihr mit mir abhängen wollt, dann habt ihr mir gefälligst Kohle heranzuschaffen!"
"Tch!", machte der dritte der Drillinge genervt und wollte sich in die Ecke zurückziehen.
"Hiergeblieben, Sync! Du gehst mit!", fuhr Anise ihn an. Sync wollte widersprechen, doch bei dem Blick des Mädchens hielt er lieber den Mund und machte sich mit seinen beiden Brüdern auf, die Tageskasse des Kindergartens zu plündern.
"Geld! Geld! Geld!!", frohlockte Anise fröhlich.
"Das hab ich alles gehört, Anise! Das petz ich!", mischte sich ein Mädchen mit pinken Haaren und einem ziemlich hässlichen Teddy in ihren Händen ein.
"Halt du dich da raus! Du bist doch nur eifersüchtig, Gloomietta, dass die drei mit mir zusammen sind, und nicht mit dir!"
"Waaaaaaaaaaaaaaaaah! Frau Legrettaaaaaaaaaaaaaa!!!! Anise hat mich wieder `Gloomietta´ genannt!", weinte Arietta und rannte hilfesuchend zur genervt dreinschauenden Kindergärtnerin Legretta.
"Die Jugend von heute...", murmelte Guy nur kopfschüttelnd und schlenderte weiter nach Hause.


Ein paar Minuten zu Hause - den nervigen besten Freund seines verstorbenen Vaters - Vandestelca Muso Fende - zu Gast, der sich einfach mal selbst ins Haus hineingelassen hatte und gerade seinen sowieso schon fast leeren Kühlschrank zur Gänze leerte - am Hals, klingelte auch schon die Apartmenttür. Guy öffnete und musste erst einmal hinaufschauen, um das Gesicht des Mannes zu erkennen, an dessen Hemd ein Schildchen mit dem Namen `Largo´ hing.
"Ähm...", begann Guy nur, von der Größe dieses Ungetiers leicht irritiert.
"Hier, Staubsauger, total toll, saugt alles, nur 2000 Euro.", sagte der Mann namens Largo und hielt ihm einen Staubsauger aus dem Mittelalter vor die Nase.
"Ich... Ich glaube nicht, dass ich so etwas brauche...", begann Guy langsam.
"Huh!?!", raunzte der Mann und baute sich nun zu voller Größe auf.
"Okay, okay! Ich nehme ihn! Ein ganz toller Staubsauger!", kreischte Guy schnell mit hoher Stimme.


Am späten Abend, sein ganzes Erspartes los und den Schmarotzer Van endlich von Halz, legte sich Guy ins Bett. Oh ja, sein Leben war wirklich das Letzte! Und wem verdankte er das? Einem gewissen Herzog Fabre, der die Firma seines Vaters in Grund und Boden gestampft hatte!!!
Eines Tages, das schwor er sich, würde er sich rächen! Dafür hatte er diesen verfluchten Job angenommen! Eines Tages würde er den Kopf dieses Fabres abreißen, damit Bowling spielen, seinen Sohn Asch in den Boden stampfen, sich Natalia schnappen und Luke adoptieren!!! ............... Moment mal.... Natalia schnappen?!? Luke adoptieren?!?
Guy schüttelte vehement den Kopf und warf sich die Decke über den Kopf. Morgen wartete wieder einmal ein vollkommen beschissener Tag auf ihn...
 
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