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A wicked fairytale

von Aelphaba
Kurzbeschreibung
GeschichteHumor / P12 / MaleSlash
Elphaba Thropp Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
24.02.2009
23.07.2009
11
12.670
 
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16 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
 
24.02.2009 2.135
 
Neues Kapitel von mir. Es ist nicht alles rosa und grün. Die Idee für die Bösewichtin verdanke ich "Lady Cottington's pressed Fairy Book" ;)
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„Großer OZ! Da gibt es ja Dirndl!“, rief Glinda die allseits Beliebte verzückt aus, als sie ein Geschäft in der dritten Etage des Kaufhauses betraten.

Barbie-Glinda war von den Modellen ebenfalls begeistert und durchstöberte das Sortiment nach dem rosafarbensten Kleid. Elphie wusste nicht recht, wie ihr geschah. Seit Stunden tingelte sie bereits mit den zwei Glindas von einem Geschäft zum anderen und versuchte sie dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Leichter gesagt als getan, denn sie musste nicht nur alle Einkäufe tragen. Die beiden Damen durchkämmten ein Geschäft grundsätzlich entgegengesetzt im Zickzack, zogen das ein oder andere Kleidungsstück hervor, um es näher zu betrachten, und riefen sich quer über die Ladenfläche Modetipps zu. Elphie sah sich das spiegelbildliche Kaufrauscherlebnis an und fühlte sich überfordert. Spätestens nach einer halben Stunde in einem der überquellenden Läden breitete sich eine gewisse Apathie in ihr aus und sie konnte Blau nicht mehr von Orange unterscheiden. Einkaufen war für sie ein notwendiges Übel. Nicht nur, dass man ewige Zeit mit der Suche nach einem passenden Kleidungsstück verschwendete (Zeit, die man so viel sinnvoller für Lesen hätte nutzen können); nein – es dauerte noch einmal mindestens genauso lange, bis man endlich eine freie Umkleidekabine ergatterte. Insbesondere wenn alle Glindas in Gelphie-Land gleichzeitig einkaufen wollten. Und die Angestellten in den Geschäften waren entweder unfreundlich, inkompetent oder aufdringlich. Vorausgesetzt, sie machten nicht gerade Kaffeepause. Elphie war sich absolut sicher, noch nie einen solchen Lustgewinn aus einem Einkauf gezogen zu haben, wie die beiden Glindas dies taten.

Eine zarte Hand schlängelte sich in ihren Arm und holte sie aus ihren Gedanken zurück. Die allseits beliebte Glinda war neben sie getreten und strahlte sie an. „Es freut mich so sehr, dass du mitgekommen bist! Ich weiß gar nicht, wie ich mich bedanken soll. Die ganze Zeit trägst du alles! Einkaufen ist so viel entspannter, wenn sich jemand um die Logistik kümmert.“ kicherte sie. Dann sah sie Elphie ernst an. „Ich würde mich gern bei dir revanchieren.“

Elphie hatte das Gefühl, der Boden unter ihren Füßen würde schwanken, als sie in die blauen Augen blickte. Ihr wurde klar, dass sie jetzt etwas sagen sollte, dass Glinda auf eine Reaktion von ihr wartete. Aber alles, was sie hervorbrachte, war ein dumpfes: „Mh.“

Doch es schien Glinda nicht weiter zu stören. Sie hielt ihren anderen Arm hoch, über dem ein Kleidungsstück hing. „Ich habe noch etwas gefunden. Kommst du mit zur Anprobe? Ich möchte wissen, ob es dir gefällt.“

„Mhpf“, nickte Elphie.

„Ach du!“, lachte Glinda. „Ich habe es doch noch gar nicht an!“


*



Nun wartete Elphie schon einige Minuten in einem Sessel vor den Kabinen und bemühte sich, nicht zu sehr über das nachzudenken, was darin geschah. Glinda war mit einem Dirndl verschwunden und zog es gerade an. Durch einen etwa handbreiten Spalt in Bodennähe konnte sie die nackten Füße sehen und gelegentlich ein Kleidungsstück, das abgelegt wurde. Der dichte Vorhang versperrte jeden Blick. Nur an der linken Seite befand sich ein weiterer, sehr schmaler Spalt, der einen winzigen Ausschnitt in das Innere öffnete. Wenn sie sich jetzt ganz unauffällig ein wenig nach links lehnen würde... Nein! Das würde sie nicht tun! Was sollte Glinda denn von ihr denken?

„Kannst du mir mit dem Reißverschluss helfen?“ hörte sie ihre Angebetete.

Ertappt sprang sie aus dem Sessel auf, sah nach links und rechts. Niemand sonst da. Glinda musste tatsächlich sie gemeint haben! Nervös schlang sie ihre grünen Finger zusammen.

„Bist du noch da, Elphie?“

„Aber natürlich! Ich komme... ich meine, darf ich?“ zögerlich näherte sie sich dem Vorhang.

„Ich warte nur auf dich.“

Glinda hatte ihr den Rücken zugewandt, als sie den Vorhang zurückzog. Ihre Blicke trafen sich kurz im Spiegel, aber beide wandten die Augen sofort ab. Sie trug ein frühlingsgrünes Dirndl mit rosafarbener Schürze, das sie mit beiden Händen zusammenhielt. Ihren Busen verdeckte eine verspielte Bluse. „Zumachen bitte.“

Mit zitternden Fingern zog Elphie den Reißverschluss hoch.

„Seid ihr da gemeinsam drin?“ erklang die Stimme von Barbie-Glinda.

Panisch nahmen beide im dem kleinen Raum soviel Abstand wie möglich.

„Ja, Elphie hat mir beim Anziehen geholfen, Barb.“

„Wie grundgut von ihr!“

Mit einem Ruck wurde der Vorhang beiseite geschoben. Barbie-Glinda stand in einem neuen Sommerkleid da und schaute grinsend zwischen Elphie und ihrer Freundin hin und her.

„Mei, fesch schaust’ aus!“ meinte sie schließlich zu Glinda. „Das müssen wir unbedingt gleich festhalten. Machst du bitte ein Foto von uns, Elphie?“

Schon drückte sie der Grünen ihre Kamera in die Hand und zog Glinda die allseits Beliebte aus der Kabine. Arm in Arm standen beide da und lächelten bezaubernd in das Objektiv. Doch nach einem kurzen Seitenblick hatte Barbie-Glinda plötzlich nur noch Augen für die Oberweite ihrer Freundin. Sie musterte deren Busen, der durch das Dirndl sehr vorteilhaft geschnürt war, sah an sich selbst herab und wieder zurück. Etwas gefiel ihr nicht. Sie drückte ihre Brüste mit den Händen hoch, verglich das Resultat und verschränkte die Arme so vor sich, dass die Wirkung erhalten blieb. Gleichzeitig streckte sie ihre körperlichen Attribute sehr bewusst der Linse entgegen.

„Was um Himmels Willen machst du da eigentlich?“ fragte Glinda verwirrt.

Barbie–Glinda sprach das Offensichtliche aus: „Dein Busen ist viel größer als meiner!“

„Das ist doch Unsinn! Wir haben die gleiche Oberweite, in dem Dirndl wirkt es bloß mehr.“

„Ich möchte auch mehr Wirkung!“

„Dein Busen ist genau so richtig, wie er ist!“

„Meinst du ehrlich?“

„Aber ja!“

„Du bist wirklich die Beste!“ gerührt fiel Barbie-Glinda ihr um den Hals. Glinda die allseits Beliebte legte den Arm um sie und drehte sie zur Kamera, so dass das Foto vor allem Barbie-Glinda in Vollansicht zeigen würde.

Endlich konnte Elphie den Auslöser drücken.


*



Währenddessen huschte die kleine Fee eifrig über die Wiese. Sie fühlte sich besser, jetzt, wo sie endlich wusste, wie sie Elphie helfen konnte. Alles ergab wieder einen Sinn. Elphie würde glücklich sein und dann wäre auch die kleine Fee glücklich. Und wenn sie glücklich war, würden vielleicht ihre kompletten Zauberkräfte wieder zurückkehren. Es gab also viele gute Gründe, sich für den Zaubertrank anzustrengen. Nur die besten Zutaten würde sie aussuchen: Blüten des Löwenmäulchens und Samen des Herzkrauts, Nektar der Malve und Blätter der Glockenblume. Unter einem Baum entdeckte sie eine besonders groß gewachsene Ansammlung von Vergissmeinnicht. Sofort fing sie an, auch davon die schönsten zu pflücken. Bei einem Exemplar musste sie so sehr am Stiel ziehen, dass sie auf den Rücken fiel und die ganze Pflanze samt Wurzeln in der Hand hielt.

Für einen Moment blieb sie erschöpft liegen und sah nach oben. In den Blättern spielte der Wind und die Sonne warf tanzende Lichtflecken in das Gras. Wie ein riesiger beweglicher Schatten breitete sich die Baumkrone über ihr aus. Zwei Lichtpunkte fingen ihre Aufmerksamkeit ein und sie beobachtete sie eine Weile.

Von einer Sekunde zur anderen gefror ihr Herzschlag. Es waren die Augen der Katze, die in den Ästen saß.

Nofretete bewegte sich nicht. Sie spürte, dass es nicht nötig war. Eine Jagd wurde entschieden, bevor sie begonnen hatte. Mit einem Blick. Ein einziger langer Blick der Jägerin machte der Beute klar, dass die Flucht sinnlos war. Sie hatte keine Chance zu entkommen. Die Blume fiel ihr aus der Hand und berührte das Gras. Im gleichen Augenblick sprang die Katze neben sie herab und presste eine Pfote auf ihren zerbrechlichen Körper.


*



Ich würde mich gern bei dir revanchieren, echote Glindas Stimme in Elphies Kopf. Sie hatte Wort gehalten. Glinda und die Grüne saßen in einem kleinen Eiscafe. Barbie-Glinda hatte sich verabschiedet, um weiter durch die Läden zu ziehen. Glinda hatte sie eingeladen und nun standen zwei gigantische Eisbecher vor ihnen. Nuss-Krokant für Elphie. Glinda freute sich über einen Erdbeereisbecher mit Eierlikör.

„Frische Erdbeeren sind übrigens die einzigen, die ich mag. Es gibt doch wirklich alles mit Erdbeergeschmack, aber ich finde das ganze Zeug derart künstlich, dass ich es einfach nicht runter bekomme. Dass ist genauso wie Gelschinken und Analogkäse.“

„Du hast Recht. Es ist einfach nur widerlich. Ich ernähre mich schon seit Jahren nur von Produkten der Marke Gutes aus OZ.“

„Das ist die total richtige Einstellung!“ Glinda tauchte den Löffel in ihre Portion und angelte sich eine Erdbeere. Langsam führte sie sie zum Mund. Aber ein Blick zu Elphie ließ sie mitten in der Bewegung innehalten. „Möchtest du?“

„Was?“

„Meine Erdbeere“, und schon hielt Glinda ihr den Löffel entgegen. Jetzt konnte Elphie schlecht nein sagen. Sie fühlte, wie sich die Wirkung der blauen Augen viel stärker in ihrem Körper zu entfalten begann als die des Alkohols, während sie die Erdbeere aß.

„Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich sie vorher versehentlich mit den Lippen berührt habe.“


*



Ein Anflug von Panik löste die kleine Fee aus ihrer Starre. Sie versuchte sich aus der Pfote zu winden und schrie dabei um ihr Leben.

„Still!“, flüsterte die Katze. „Du bist in Gefahr.“

Jemand kam auf sie zu. Hoffnung. Das Geschrei der Fee wurde noch lauter. Um sie endlich zum Schweigen zu bringen, setzte Nofretete sich mit dem Bauch auf sie. Die kleine Fee glaubte, ersticken zu müssen. Das dichte Katzenfell schlang sich wie ein Kokon um sie und sie musste ihren Mund geschlossen halten, um es nicht büschelweise zu verschlucken. Mit ihren kleinen Händen versuchte sie auf Nofretete einzuschlagen, die angespannt über ihr kauerte und sie immer tiefer ins Gras drückte. Etwas tat ihr weh. Aber sie war zu schwach, um etwas ausrichten zu können.

Dann ertönte ein lauter Knall. Selbst durch das Katzenfall konnte sie ihn deutlich hören. Durch Nofretetes Körper fuhr ein gewaltiger Ruck. Sie sprang auf und flüchtete.

Die kleine Fee konnte ihr Glück nicht fassen. Etwas zerquetscht lag sie da, begierig nach Luft ringend. Ein Mädchen mit langen brauen Zöpfen erschien in ihrem Gesichtsfeld und beugte sich zu ihr hinab, um sie sehr genau zu betrachten.

„Das muss unser Glückstag sein, kleines Ding. Ich dachte, ich hätte alle eingefangen und in die Seiten gepresst. Wirklich, seit Jahren habe ich  keine Fee mehr wie dich gesehen, noch dazu eine so hübsche! Möchtest du nicht mein Spielzeug sein? Alle wollen mit Dorothy spielen. Es ist noch etwas Platz in meinem Sammelalbum für dich.“


*



Zum Abschied noch ein Glas Sekt, hatte Glinda gesagt. In Elphies Kopf entfalteten sich die wildesten Fantasien, wo all das noch hinführen könnte.

„Gütige Güte, ich hoffe, du hast keinen falschen Eindruck von mir! Sekt so früh am Nachmittag. Du musst ja denken, ich trinke die ganze Zeit nur Alkohol.“

„Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich weiß ja, dass du nebenbei noch etwas schauspielerst.“

Glinda sah sie einen Moment lang stumm an. „Es ist ehrlich gemeint.“ sagte sie schließlich. Ihre Finger spielten mit dem Sektkelch und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Mein Papa meint immer, mehr als ein Glas vertrage ich nicht. Dann neige ich dazu, verrückte Dinge zu tun.“

„Und das wäre?“

Sie stand auf, sehr gerade, und stellte sich auf die Zehenspitzen, mit elegant vor dem Körper verschränkten Händen. „Ballett.“


*



Ein neuer Adrenalinschub raste durch die Adern der kleinen Fee. Diesmal war sie zur Flucht bereit. Sie stieß sich vom Boden ab und versuchte so schnell wie möglich, Entfernung zwischen sich und dieses komische Mädchen zu bringen.

„He, bleib da! Das ist unfair von dir!“

Aber schon nach den ersten Flügelschlägen bemerkte sie, dass etwas nicht stimmte. Es gelang ihr nicht, an Höhe zu gewinnen, und die Flugrichtung konnte sie auch nicht halten. Sie taumelte über die Wiese wie ein hilfloser Schmetterling. Ein Windstoß traf sie von der Seite und wirbelte sie um die eigene Achse. Bei ihrem Kampf mir der Katze hatte sie sich einen Flügel geknickt.

Das seltsame Mädchen sprang wie von Sinnen hinter ihr her. Seine Hände hatte es weit nach vorne gestreckt und hielt ein Buch aufgeschlagen. „Wenn du Fangen spielen möchtest – nur zu! Das ist mein Lieblingsspiel. Da gewinne ich immer!“

Die Fee versuchte, schneller zu flattern. Immer näher kam das Buch an sie heran wie ein gefräßiges Maul. Dorothy schlug es zu, dass es klatschte. Durch den Luftzug wurde die Fee einen halben Meter nach vorne getrieben.

„Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?! Fast hättest du Pfannkuchen aus mir gemacht!“

Dorothy lachte. „Kleines Dummchen! Du sollst doch nur ein schönes Bild in meinem Buch werden. Alle habe ich darin gepresst, alle Feen und Elfen aus Gelphie-Land und jetzt müssen sie mit mir spielen, wann immer ich will. Und wenn sie nicht artig sind, male ich ihnen Teufelshörner und Bärtchen!“

Wieder schnappte das Buch zu.

Die kleine Fee suchte hinter einem Baum Schutz. Dorothy schlich sich auf der anderen Seite um den Stamm herum. Wieder ertönte ein lautes Klatschen. Dann trat das Mädchen allein auf die Wiese, das Buch fest im Arm und ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
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