Schwerelos
von Yanaya
Kurzbeschreibung
Die Kollegen nerven. Endlos. (Tatort München, Batic/Leitmayr/Menzinger -- nicht gleich weglaufen! :-) Ganz unaufdringlich.)
GeschichteDrama / P16 / MaleSlash
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr
Kriminalhauptkommissar Ivo Batic
27.12.2008
27.12.2008
1
1.396
3
27.12.2008
1.396
Titel: Schwerelos
Autor: Yanaya
Fandom: Tatort München
Pairing: slash. mehr sag ich nicht, sonst lauft ihr weg. (threesome. waah.)
Rating: R (ist es NICHT. Aber man will ja sicher gehen, ne?)
Summary: Die Kollegen nerven. Endlos.
A/N: Ich bin ein Anhänger von Batic/Leitmayr. Exklusiv. --> Fast. Nach "Ein Mörderisches Märchen". (Zum Verständnis aber nicht essentiell.) Der kleine Geek in Carlo? Der Folge mit dem "Supercarlo"-Ausschnitt geschuldet. Und dem Mission-Impossible-Klingelton.
Nicht beta-gelesen.
"Jetzt haut's halt endlich ab!" Die Kollegen nerven. Endlos. Großartig, dass sie das Mädchen gefunden haben, ja. Ganz alleine, natürlich. Carlo sitzt an seinem Schreibtisch, hört ihre zerhackten Sätze. Müde sind sie. (Sind wir alle.) Protokolle schreiben sie. (Schreiben wir alle.)
Nur dass sie mit ihren Blicken die Luft zerfurchen. Nicht das Papier. Dass sie reden, über den Fall, den Carlo gerade ausblendet. Irgendein hochintelligenter Techniker hat vor ein paar Tagen die Tür aus den Angeln gehoben. Es gibt kein Entkommen. Das kontinuierliche Murmeln lässt sich nicht ausschalten.
"Das wird doch eh nix mehr mit euch, also packt's es heim!" Wenn sie weg sind, ist es ruhig. Um ihn. In ihm. Ein kühler Luftzug, Gänsehaut rauscht seine Arme entlang, stellt die Haare auf seiner Brust auf. Das Fenster ist zu. Alle Fenster sind zu. Die Heizung ist aufgedreht. Ihm wird nicht warm heute. Wahrscheinlich der Techniker von letzter Woche. Wahrscheinlich ein Franke.
"Ich dachte, wir finden sie nicht", sagt Franz kopfschüttelnd, zum dritten Mal, die Stimme angeschlagen. Ivo sitzt neben ihm, lehnt am Tisch, den Kopf hintenübergebeugt. Antwortet schon gar nicht mehr. Sie schauen sich nur an, und Carlo möchte gerne seine Schreibtischplatte zerhäckseln, oder irgendwas, aber da liegen seine Englisch-Lektionen drauf, und die Unterlagen des Falls. Die Drecksarbeit. Gewohnheitssache, Routine, aber bitte, wenn die lieben Kollegen sich doch endlich verabschieden würden.
"Franz, geh heim", schnaubt er, "Ivo, fahr ihn, oder andersrum, Herrgottnochmal! Ihr nervt's ungemein, wisst's ihr des?"
Es ist immer noch kalt.
Er überlegt sich, die Heizung im Nebenraum aufzudrehen. Aber ob das die Pflanzen überleben? Nicht so wichtig. Er zieht seine Jacke an. Nicht warm genug. Vielleicht ein Kaffee - ein Kaffee! Die nächste halbe Stunde versinkt er in Rädchen und Getriebeteilen, um die Maschine zum Laufen zu bringen. Die Müdigkeit tippt an seine Wahrnehmung. Zupft dran. Pfuscht in den Augen herum. Wie groß die Zähnchen da werden. Wie die Räder hervortreten. Springen.
"Carlo, ich hab dich was gefragt."
"Hä?"
Franz steht vor ihm, ein paar Schritte. Wie auch immer er da hingekommen ist. Der Haarvorhang ist ziemlich dicht. Ivo steht im Türrahmen. Schaut. Diese Blicke, die sie austauschen. Als würden die Pupillen plötzlich größer. Und schwarz. Das ist die Müdigkeit. Sollten sie nicht heimfahren? Franz hat schon wieder was gesagt.
"Dazu muss man nicht denken", sagt Carlo. Warum er die Kaffeemaschine repariert.
"Ah ja."
"Und denken willst du nicht." Ivos Brummton vom Türrahmen. Logische Feststellung.
"Hey, ihr zieht's jetzt nicht die Good-Cop-Bad-Cop-Routine ab, oder?" Das haben sie schon mal versucht. Zwei blaue Augen, und das Büro war ruiniert. Und seine Topfpflanze. Große grüne Blätter. Tropfen unten links. Matt und gräulich. Draußen regnet es.
Regnet...
"... nicht mal antwortest."
"Was?" Nicht zugehört. Er ist sich ziemlich sicher, dass er geredet hat.
Ivo stellt einen dampfenden Kaffeebecher vor ihn. Wo auch immer der jetzt herkommt.
"Dir ist kalt", stellt Ivo fest. Franz hat den ich-nagle-dich-gleich-fest-pass-bloß-auf-Blick.
"Ihr seid's irre", murmelt Carlo, die Hände um die Tasse gewickelt. Dampf trübt seinen Blick, gottseidank. Ein blöder Spleen der beiden, ihn regelmäßig in die Verdächtigenrolle drängen zu wollen. Völlig grundlos.
"Carlo, du hast eine Stunde lang an der Kaffeemaschine rumgeschraubt."
"Während das normalerweise kein Grund zur Besorgnis ist..."
"... redest du heute wirres Zeug vor dich hin."
Fakten auflisten. "Jungs, des wär lustiger, wenn ich euch net schon öfters im Verhör erlebt hätte."
"Es regnet, Carlo." Nein.
"Immer weiter." Nein.
"Tropf-Tropf-Tropf-" - nein -
"Tak tak tak tak tak tak-"
"NEIN!"
Für den Bruchteil einer Sekunde flackert es auf, dann ist es wieder verschwunden. "Jetzt macht's, dass ihr heimkommt, des ist Belästigung, was ihr hier veranstaltet!" Kalt.
So kalt.
Es hilft nicht, dass Franz bis auf wenige Zentimeter an ihn herangerückt ist. Seinen Blick festhält. Weiterredet. Immer weiter. "Franz, halt halt mal die Luft an!"
"Warum, Carlo? Warum?"
"Bist du jetzt in der Heilsarmee oder was ist los? Rettet den Kollegen vor dem Wahnsinn? Schreibt's eure Scheiß-Protokolle doch selber! Ich geh nach Hause, des wird mir hier zu irre!" Er packt seinen Mantel und stürmt aus dem Raum. Der Ärger tippt ihn vollends zurück ins Jetzt.
Ivo blockt die Tür. Schwarze Augen. Verschränkte Arme.
"Des is jetz ned euer Ernst, oder?"
Herr Hauptkommissar und Herr Hauptkommissar sehen sich an. Militärfrisur und Lockenschopf nicken einmal kurz. Bevor Carlo noch einen haarigen Kommentar loswerden kann, stehen sie vor ihm, packen ihn an den Schultern, Armen, drücken ihn rücklings durch den Raum, viel Widerstand bekommt er nicht mehr zusammen, was zum Teufel...?
"Jungs? Wenn das ein Witz sein soll--" Er schlägt gegen die Wand, mitten im Satz, wie unhöflich. Luft dringt aus allen Poren, der Beton klammert sich an ihn. Eine große Hand presst sich auf seine Brust. Herz. Schlag–Schlag–Schlag– ein kleiner Junge fällt tief. Rauhe Wände. Harter, nasser Boden. Kalt.
"Carlo?"
Rauschen. Da sind Worte. Draußen. Drinnen. Tropfen. Regen. Eine Hand umklammert seine. 'Vater!'
"Nein!"
"Carlo, hey, Carlo!" Besorgnis hängt in den Silben, wabert durch den Nebel. Schwere Hände liegen auf seinen Schultern. Halten ihn. Fest; unterstützen.
Langsam klärt sich die Sicht. Warme Körper. Er fühlt sich wie ein Kälteloch. Aber es ist ein bisschen besser, eingezwängt zwischen irrsinniger Realität und pulsierendem Beton. "Ihr habts 'ne komische Vorstellung von Witzen", presst er hervor, atemlos. Franz und Ivo ignorieren ihn.
"Dich hat der Fall genauso mitgenommen wie uns, Carlo." Ivos Brummen vibriert auf seiner Brust, unter Franz's Handfläche. "Wird Zeit, dass du die Karten mal auf den Tisch legst."
Franz' Finger tapsen auf seinem Pullover. Gleiten die rauen Stoffhänge entlang. Restluft presst sich aus Carlos Lungen. Sofort liegt die Hand wieder still.
Carlo drückt den Kopf an die Wand, hinterrücks. Schließt die Augen.
"Der alte Mann", sagt er schließlich. Wenn die Realität die Unwahrscheinlichkeit übertrifft? Klar. Unwahrscheinlichkeitsdrive einschalten und mitziehen. "Gruber. Er hat mich für seinen Vater gehalten. Er hat sich - bedankt."
Seine Stimme fiepst. Nur ein bisschen.
"Dass ich da war. Sein Vater. Könnt ihr euch das vorstellen?" Kein Seufzen. Kein Schluchzen. Trockenes Keuchen. Nur das.
"Sein Vater war nie für ihn da. Er hat ihn verdammt noch mal in einen Brunnen geworfen!" Ein Handabdruck brennt sich in seine Haut. In seine Brust. Hitze in Fleisch. Fingerbewegungen verteilen die Wärme, tief drin.
"Und dann, dann ist er gestorben. Einfach so. Mit seinem Vater an seiner Seite." Keine Träne hängt in seinem Augenwinkel, genau wie er die Lippen nicht zusammenpresst; oder froh ist, dass Ivos Arm auf seinem Bauch ruht.
"Er hat ihn verdammt noch mal geliebt." Und vielleicht rinnt doch eine salzige Spur seine Schläfe entlang. Bahnt sich den Weg zu seinem Haaransatz. Leichtigkeit, innen. Wärmepolster flauschen auf.
Sanfte Lippen fangen die Träne auf, bevor sie den dichten Haarschopf erreicht. Unwahrscheinlichkeitsdrive.
Ein warmer Körper drückt sich an ihn. Umschmeichelt seine Form. Ivo, vielleicht. Nicht nachdenken. Franz' Hand findet den Weg an Carlos Wange. Drehen ihn zu sich, unendlich langsam. Seine Augen sind geschlossen. Schwärze umfängt ihn. Salzige Lippen liebkosen die seinen. Hände wärmen seine Hüften, kitzeln die Haut. Körper schmiegen sich an ihn.
Glut fängt sich in der Ewigkeit. Carlo mittendrin, schwerelos. In diesem Moment, einen Augenblick lang, für immer.
Irgendwann lösen sie sich von ihm, wärmevoll, leise pulsiert Schweigen durch den Raum. Ein letzter Taps auf seine Stirn; Teppichrauschen; die Tür klickt.
Carlo öffnet die Augen.
-fin-
Autor: Yanaya
Fandom: Tatort München
Pairing: slash. mehr sag ich nicht, sonst lauft ihr weg. (threesome. waah.)
Rating: R (ist es NICHT. Aber man will ja sicher gehen, ne?)
Summary: Die Kollegen nerven. Endlos.
A/N: Ich bin ein Anhänger von Batic/Leitmayr. Exklusiv. --> Fast. Nach "Ein Mörderisches Märchen". (Zum Verständnis aber nicht essentiell.) Der kleine Geek in Carlo? Der Folge mit dem "Supercarlo"-Ausschnitt geschuldet. Und dem Mission-Impossible-Klingelton.
Nicht beta-gelesen.
"Jetzt haut's halt endlich ab!" Die Kollegen nerven. Endlos. Großartig, dass sie das Mädchen gefunden haben, ja. Ganz alleine, natürlich. Carlo sitzt an seinem Schreibtisch, hört ihre zerhackten Sätze. Müde sind sie. (Sind wir alle.) Protokolle schreiben sie. (Schreiben wir alle.)
Nur dass sie mit ihren Blicken die Luft zerfurchen. Nicht das Papier. Dass sie reden, über den Fall, den Carlo gerade ausblendet. Irgendein hochintelligenter Techniker hat vor ein paar Tagen die Tür aus den Angeln gehoben. Es gibt kein Entkommen. Das kontinuierliche Murmeln lässt sich nicht ausschalten.
"Das wird doch eh nix mehr mit euch, also packt's es heim!" Wenn sie weg sind, ist es ruhig. Um ihn. In ihm. Ein kühler Luftzug, Gänsehaut rauscht seine Arme entlang, stellt die Haare auf seiner Brust auf. Das Fenster ist zu. Alle Fenster sind zu. Die Heizung ist aufgedreht. Ihm wird nicht warm heute. Wahrscheinlich der Techniker von letzter Woche. Wahrscheinlich ein Franke.
"Ich dachte, wir finden sie nicht", sagt Franz kopfschüttelnd, zum dritten Mal, die Stimme angeschlagen. Ivo sitzt neben ihm, lehnt am Tisch, den Kopf hintenübergebeugt. Antwortet schon gar nicht mehr. Sie schauen sich nur an, und Carlo möchte gerne seine Schreibtischplatte zerhäckseln, oder irgendwas, aber da liegen seine Englisch-Lektionen drauf, und die Unterlagen des Falls. Die Drecksarbeit. Gewohnheitssache, Routine, aber bitte, wenn die lieben Kollegen sich doch endlich verabschieden würden.
"Franz, geh heim", schnaubt er, "Ivo, fahr ihn, oder andersrum, Herrgottnochmal! Ihr nervt's ungemein, wisst's ihr des?"
Es ist immer noch kalt.
Er überlegt sich, die Heizung im Nebenraum aufzudrehen. Aber ob das die Pflanzen überleben? Nicht so wichtig. Er zieht seine Jacke an. Nicht warm genug. Vielleicht ein Kaffee - ein Kaffee! Die nächste halbe Stunde versinkt er in Rädchen und Getriebeteilen, um die Maschine zum Laufen zu bringen. Die Müdigkeit tippt an seine Wahrnehmung. Zupft dran. Pfuscht in den Augen herum. Wie groß die Zähnchen da werden. Wie die Räder hervortreten. Springen.
"Carlo, ich hab dich was gefragt."
"Hä?"
Franz steht vor ihm, ein paar Schritte. Wie auch immer er da hingekommen ist. Der Haarvorhang ist ziemlich dicht. Ivo steht im Türrahmen. Schaut. Diese Blicke, die sie austauschen. Als würden die Pupillen plötzlich größer. Und schwarz. Das ist die Müdigkeit. Sollten sie nicht heimfahren? Franz hat schon wieder was gesagt.
"Dazu muss man nicht denken", sagt Carlo. Warum er die Kaffeemaschine repariert.
"Ah ja."
"Und denken willst du nicht." Ivos Brummton vom Türrahmen. Logische Feststellung.
"Hey, ihr zieht's jetzt nicht die Good-Cop-Bad-Cop-Routine ab, oder?" Das haben sie schon mal versucht. Zwei blaue Augen, und das Büro war ruiniert. Und seine Topfpflanze. Große grüne Blätter. Tropfen unten links. Matt und gräulich. Draußen regnet es.
Regnet...
"... nicht mal antwortest."
"Was?" Nicht zugehört. Er ist sich ziemlich sicher, dass er geredet hat.
Ivo stellt einen dampfenden Kaffeebecher vor ihn. Wo auch immer der jetzt herkommt.
"Dir ist kalt", stellt Ivo fest. Franz hat den ich-nagle-dich-gleich-fest-pass-bloß-auf-Blick.
"Ihr seid's irre", murmelt Carlo, die Hände um die Tasse gewickelt. Dampf trübt seinen Blick, gottseidank. Ein blöder Spleen der beiden, ihn regelmäßig in die Verdächtigenrolle drängen zu wollen. Völlig grundlos.
"Carlo, du hast eine Stunde lang an der Kaffeemaschine rumgeschraubt."
"Während das normalerweise kein Grund zur Besorgnis ist..."
"... redest du heute wirres Zeug vor dich hin."
Fakten auflisten. "Jungs, des wär lustiger, wenn ich euch net schon öfters im Verhör erlebt hätte."
"Es regnet, Carlo." Nein.
"Immer weiter." Nein.
"Tropf-Tropf-Tropf-" - nein -
"Tak tak tak tak tak tak-"
"NEIN!"
Für den Bruchteil einer Sekunde flackert es auf, dann ist es wieder verschwunden. "Jetzt macht's, dass ihr heimkommt, des ist Belästigung, was ihr hier veranstaltet!" Kalt.
So kalt.
Es hilft nicht, dass Franz bis auf wenige Zentimeter an ihn herangerückt ist. Seinen Blick festhält. Weiterredet. Immer weiter. "Franz, halt halt mal die Luft an!"
"Warum, Carlo? Warum?"
"Bist du jetzt in der Heilsarmee oder was ist los? Rettet den Kollegen vor dem Wahnsinn? Schreibt's eure Scheiß-Protokolle doch selber! Ich geh nach Hause, des wird mir hier zu irre!" Er packt seinen Mantel und stürmt aus dem Raum. Der Ärger tippt ihn vollends zurück ins Jetzt.
Ivo blockt die Tür. Schwarze Augen. Verschränkte Arme.
"Des is jetz ned euer Ernst, oder?"
Herr Hauptkommissar und Herr Hauptkommissar sehen sich an. Militärfrisur und Lockenschopf nicken einmal kurz. Bevor Carlo noch einen haarigen Kommentar loswerden kann, stehen sie vor ihm, packen ihn an den Schultern, Armen, drücken ihn rücklings durch den Raum, viel Widerstand bekommt er nicht mehr zusammen, was zum Teufel...?
"Jungs? Wenn das ein Witz sein soll--" Er schlägt gegen die Wand, mitten im Satz, wie unhöflich. Luft dringt aus allen Poren, der Beton klammert sich an ihn. Eine große Hand presst sich auf seine Brust. Herz. Schlag–Schlag–Schlag– ein kleiner Junge fällt tief. Rauhe Wände. Harter, nasser Boden. Kalt.
"Carlo?"
Rauschen. Da sind Worte. Draußen. Drinnen. Tropfen. Regen. Eine Hand umklammert seine. 'Vater!'
"Nein!"
"Carlo, hey, Carlo!" Besorgnis hängt in den Silben, wabert durch den Nebel. Schwere Hände liegen auf seinen Schultern. Halten ihn. Fest; unterstützen.
Langsam klärt sich die Sicht. Warme Körper. Er fühlt sich wie ein Kälteloch. Aber es ist ein bisschen besser, eingezwängt zwischen irrsinniger Realität und pulsierendem Beton. "Ihr habts 'ne komische Vorstellung von Witzen", presst er hervor, atemlos. Franz und Ivo ignorieren ihn.
"Dich hat der Fall genauso mitgenommen wie uns, Carlo." Ivos Brummen vibriert auf seiner Brust, unter Franz's Handfläche. "Wird Zeit, dass du die Karten mal auf den Tisch legst."
Franz' Finger tapsen auf seinem Pullover. Gleiten die rauen Stoffhänge entlang. Restluft presst sich aus Carlos Lungen. Sofort liegt die Hand wieder still.
Carlo drückt den Kopf an die Wand, hinterrücks. Schließt die Augen.
"Der alte Mann", sagt er schließlich. Wenn die Realität die Unwahrscheinlichkeit übertrifft? Klar. Unwahrscheinlichkeitsdrive einschalten und mitziehen. "Gruber. Er hat mich für seinen Vater gehalten. Er hat sich - bedankt."
Seine Stimme fiepst. Nur ein bisschen.
"Dass ich da war. Sein Vater. Könnt ihr euch das vorstellen?" Kein Seufzen. Kein Schluchzen. Trockenes Keuchen. Nur das.
"Sein Vater war nie für ihn da. Er hat ihn verdammt noch mal in einen Brunnen geworfen!" Ein Handabdruck brennt sich in seine Haut. In seine Brust. Hitze in Fleisch. Fingerbewegungen verteilen die Wärme, tief drin.
"Und dann, dann ist er gestorben. Einfach so. Mit seinem Vater an seiner Seite." Keine Träne hängt in seinem Augenwinkel, genau wie er die Lippen nicht zusammenpresst; oder froh ist, dass Ivos Arm auf seinem Bauch ruht.
"Er hat ihn verdammt noch mal geliebt." Und vielleicht rinnt doch eine salzige Spur seine Schläfe entlang. Bahnt sich den Weg zu seinem Haaransatz. Leichtigkeit, innen. Wärmepolster flauschen auf.
Sanfte Lippen fangen die Träne auf, bevor sie den dichten Haarschopf erreicht. Unwahrscheinlichkeitsdrive.
Ein warmer Körper drückt sich an ihn. Umschmeichelt seine Form. Ivo, vielleicht. Nicht nachdenken. Franz' Hand findet den Weg an Carlos Wange. Drehen ihn zu sich, unendlich langsam. Seine Augen sind geschlossen. Schwärze umfängt ihn. Salzige Lippen liebkosen die seinen. Hände wärmen seine Hüften, kitzeln die Haut. Körper schmiegen sich an ihn.
Glut fängt sich in der Ewigkeit. Carlo mittendrin, schwerelos. In diesem Moment, einen Augenblick lang, für immer.
Irgendwann lösen sie sich von ihm, wärmevoll, leise pulsiert Schweigen durch den Raum. Ein letzter Taps auf seine Stirn; Teppichrauschen; die Tür klickt.
Carlo öffnet die Augen.
-fin-