BLACK KNIGHTS: Enemies
von Black Knight One
Kurzbeschreibung
Erste Story meiner Black Knights-Reihe: First-Lieutenant Sully Donavan ist Mitglied der Black Knights, einer besonderen Spezialeinheit des US-Militärs. Sie besteht aus jugendlichen, verurteilten Straftätern und wird immer dann gerufen, wenn das reguläre Militär keinen anderen Ausweg sieht. Sie jagen zu Pferd ... eine Art Kavallarie der Neuzeit. Die meisten sind Mörder, die im Affekt gehandelt haben und die sich auf diese Weise ihren Knastaufenthalt verkürzen wollen und dafür den Tod für ihr Land in Kauf nehmen. Die Jungen müssen sich an Regeln halten und Befehle befolgen, was dem einen oder anderen oft sehr schwer fällt ... besonders Sully! Warning: Hard Spanking/Corporal Punishment! Und viele Schimpfwörter, die Jugendliche so benutzen ...
GeschichteAbenteuer / P18 / Gen
09.10.2008
27.10.2009
28
68.682
4
Alle Kapitel
20 Reviews
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Dieses Kapitel
1 Review
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09.10.2008
4.569
Anmerkung der Autorin:
Da bin ich wieder ... weiter geht es mit dem nächsten Kapitel
Wie der Titel schon sagt „Der Neue“ kommt ein Neuankömmling auf die Home Base und es werden einige Dinge und Regeln erklärt ...
Have Fun and Review!
Black Knight One
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Um 14 Uhr 47 stand First-Lieutenant Sully Donavan in frischen Klamotten und einigermaßen gekämmt auf der geschwungenen Freitreppe des Hauses in der Sonne. Er ließ seinen Blick über den großen Platz schweifen und beobachtete seine Teammitglieder und die Wachposten, die an verschiedenen Stellen des Geländes standen. Es war fast windstill und er hörte sogar ein paar Vögel, die in den hohen Bäumen saßen, die den Zaun und das Haus umgaben. Er sah auf seine Armbanduhr und dann wieder geradeaus, als er einen Wagen hörte. Der Jeep des Sheriffs fuhr langsam auf das Tor zu. Sam gab Anweisung das Tor zu öffnen und winkte den Wagen sofort durch. Sully drehte sich kurz zur Seite und sah Rick aus dem Augenwinkel, der durch die Eingangstür trat und sich dann neben seinem Soldaten aufbaute. Er hatte sich ebenfalls umgezogen und trug jetzt eine schwarze Jeans, einen gleichfarbigen Pullover und darüber eine schwarze abgewetzte Lederjacke, die er fast immer trug, wenn sie hier auf der Basis waren.
Der Wagen kam näher heran und hielt direkt vor der Treppe in einem Kiesbett. Als sich die Autotüren öffneten, ging Rick die Treppe hinunter und an die Fahrerseite, um seinen alten Freund, Sheriff Cliff Rogers von der West Virginia State Police zu begrüßen, als dieser aus dem Geländewagen stieg. Der Cop trug eine oliv-grüne Uniform mit einem Stern, hatte kurze dunkelbraune Haare, eine Sonnenbrille und einen ebenfalls grünen Cowboyhut auf dem Kopf. Sie schüttelten sich die Hände.
„He, wie war die Fahrt,“ fragte Rick und sah kurz von Cliff durch die Scheibe des Autos auf den Neuankömmling. Cliff trat an seinen Wagen heran und öffnete die hintere Tür. „Ganz, okay, Colonel. Er war ruhig und hat mich fahren lassen,“ antwortete er grinsend und winkte den Jungen heraus.
Sully sah angespannt zu ihnen hinüber, dann stieg er die Treppe hinunter und stellte sich neben seinen Boss, um den Neuen zu mustern. Der Junge war so groß wie er, hatte blaue Augen und dunkelblondes mittellanges Haar, das über seine Ohren hing. Er trug einen beigen Pullover, Jacke und Levis-Jeans und ein paar weiße Turnschuhe von Nike.
Markentyp, dachte Donavan spöttisch. Dann trat er von seinem Chef weg und schlenderte einmal langsam um den neuen Mithäftling herum. Die Hände waren mit Handschellen auf dem Rücken fixiert worden. Sully blieb hinter ihm stehen. Cliff ging zum Kofferraum, öffnete und nahm eine schwarze Reisetasche heraus, die er neben dem Auto abstellte. „Mehr hat er nicht dabei gehabt, als sie ihn hochgenommen haben,“ erklärte Cliff und schlug den Deckel des Kofferraums mit einem lauten Knall zu. Der Junge zuckte kurz und sah sich um. Sully grinste vor sich hin. Schreckhaft, was? Das könnte lustig werden ... Rick kam einen Schritt näher und räusperte sich. „Hast du die Akte dabei, Cliff?“
„Äh, ja klar! Warte,“ rief der Cop und nahm eine rote Akte vom Beifahrersitz und gab sie Rick in die Hand. Dieser klemmte sie sich unter den Arm, nahm einen Kugelschreiber von Cliff entgegen und unterzeichnete die Übergabepapiere, die der Sheriff ihm auf einem Klemmbrett hin hielt.
Rick nickte. „Okay! Danke, Cliff.“
„Immer wieder gerne, Sir,“ spottete der Mann. Dann grinste er, verabschiedete sich von Sully mit einem einfachen Kopfnicken, stieg in seinen Dienstwagen und verschwand wieder durch das Haupttor hinaus in den Wald. Sully sah dem Wagen nach und hörte dann Captain Walkins Das Tor schließen
brüllen. Eine kleine Gruppe Jungen kam an ihnen vorbei und starrte interessiert zu ihnen und dem Neuling hinüber. Doch ein Blick von Richard genügte völlig und die fünf Jungen sahen weg und trabten quatschend weiter nach Süden. Der amerikanische Colonel schlug kurz die Akte auf und sah auf die erste Seite, wo die persönlichen Daten, wie Name, Alter, Aussehen usw. vermerkt waren.
„Gut, Eli,“ sagte Rick. „Wir werden jetzt rein gehen und ich werde dir gleich alles erklären.“
Er wandte sich an seinen Lieutenant, der vor sich hin grinste. „Sully, nimm seine Tasche.“
„Ja, Sir,“ antwortete Sully, nahm die schwarze Reisetasche in eine Hand und ging voraus. Rick packte Eli an den Handschellen und dirigierte ihn auf den Eingang zu und durch die offen stehende Tür. Die beiden Soldaten, die dort Wache standen, nahmen sofort Haltung an und sahen gerade aus, bis Rick, Sully und Eli an ihnen vorbei waren. Rick führte den Jungen durch den Flur und die Treppe hinauf in den ersten Stock. Sully folgte ihnen. Als sie in Macintoshs Büro standen, schloss Sully die Tür und postierte sich davor. Rick ließ Eli vor seinem Tisch los, nahm seinen Schlüsselbund und öffnete mit einem kleinen Messingschlüssel die Handschellen. Er schloss sie wieder und warf sie auf den Tisch. Dann ging er um seinen Tisch herum, setzte sich in seinen schwarzen Stuhl und blätterte kurz in der Akte von Eli. Er übersprang die Äußeren Merkmale und wandte sich dann der kriminellen Vergangenheit des Jungen zu. Rick las, blätterte dann weiter und legte die rote Akte auf die Seite.
Er stöhnte und fixierte Eli mit den Augen. „Okay. Gibt es von deiner Vergangenheit noch etwas was ich wissen sollte? Etwas was nicht in der Akte steht, Eli?“
Der Junge schüttelte verneinend den Kopf. Der Colonel hielt die rechte Hand an sein Ohr. „Was?“
„Nein,“ sagte er leise und sah dann auf seine Turnschuhe, während Rick ihn weiterhin anstarrte.
„Es heißt Nein, Sir, merk dir das. Wir sind eine Spezialeinheit des amerikanischen Militärs. Die Black Knights. Wir werden gerufen, wenn die Army keinen anderen Ausweg sieht. Zum Beispiel bei der Bekämpfung von Terrorzellen oder Ähnliches. Warst du mal bei der Army oder einer anderen Einheit? Weißt du wie die Army funktioniert?“
„Äh, nein, Sir!“
Rick nickte und fuhr fort. „Wir haben hier eine feste Hierarchie. Ich bin ein Colonel, das ist mein Dienstsrang. Colonel Richard Macintosh. Ich bin der Teamleader dieser Kompanie.“ Er sah kurz an Eli vorbei zu Sully, der schlecht gelaunt und gelangweilt an der Tür stand. „Der Junge, der hinter dir steht ist First-Lieutenant Sully Donavan. Ein Lieutenant steht unter einem Colonel. Er ist mein ... Stellvertreter. Aber er ist auch ein Gefangener, jedoch steht er im Rang über allen anderen, also auch über dir, okay?“
„Ja, Sir. Hab verstanden!“
„Das soll aber nicht heißen, dass du alles machen musst, was er dir sagt.“
„Ja, Sir. Alles klar.“
„Gut, dann kommen wir jetzt zu den Regeln, die du befolgen solltest, wenn du keinen Ärger mit mir willst und dein Aufenthalt hier so angenehm sein soll, wie möglich.“
Kopfnicken. Der Teamleader stand auf, zog seine Jacke aus und hängte sie über seinen Stuhl. Dann setzte er sich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also, die wichtigste Regel hier:
Regel Nummer eins: Kein Fluchtversuch. ... Du wirst es eh nicht schaffen, glaub mir!
Regel zwei: Absoluter Gehorsam und Respekt mir gegenüber!
Regel drei: Keine Drogen und kein Alkohol!
Regel Nummer vier: Keine Gewalt untereinander!“ Sein Blick wanderte zu seinem Stellvertreter und blieb dort einige Sekunden lang hängen. Sully verdrehte die Augen. Er verstand den Wink, sah zurück und nickte. Rick fixierte wieder den Neuzugang. „Es gibt noch ein paar andere Regeln und Verbote, die du aber kennen lernen wirst, wenn du sie brechen solltest. Diese vier sind die wichtigsten von allen. Wie schon gesagt, halt sie ein und wir haben keine größeren Probleme.“
„Ja, Sir,“ sagte Eli und nickte. Das kann ja lustig werden ...
Rick stand auf. „Und wenn du richtig viel Scheiße baust, gehst du zurück in den Jugendknast. Ganz einfach. Das war erst mal alles. Der Lieutenant hier wird dir dein Zimmer zeigen und mit dir zur Kleiderkammer gehen. Wenn du irgendwelche Fragen hast, frag mich oder ihn. Um 17:00 Uhr werde ich dir deine Kollegen vorstellen, also sei pünktlich im Briefingraum. Sully wird dich abholen.“
Sully grinste. Abholen? Der wohnt direkt neben mir! Scheiße ...
Der Colonel fuhr, ohne auf das Grinsen zu achten, mit seinen Ausführungen fort. „Um 18:30 ist Abendessen im Speisesaal und um 22:00 Nachtruhe und ich meine Ruhe!“ Nicken.
„Okay,“ sagte Rick und machte eine Handbewegung, die Sully dazu aufforderte näher zu treten. Er nahm Haltung an, salutierte und Macintosh erwiderte den militärischen Gruß. Eli sah verwirrt zu.
„Komm mit,“ befahl der Lieutenant dann, griff nach der Sporttasche auf dem Boden und verließ mit Eli Harold das Büro seines Chefs.
Nachdem beiden Jungen an Sullys Zimmer vorbei gegangen waren, öffnete er die braune Tür des Nebenzimmers und sah kurz hinein. Er gab Eli einen Wink mit dem Kopf und sie traten ein. Der Lieutenant schloss die Tür und stellte die Reisetasche auf das gemachte Bett. Eli sah sich um. In dem 13 m² großen Raum waren ein kleines Bett, ein Nachttisch, ein Regal und Kleiderschrank, Stuhl und Tisch angemessen verteilt. Das Bett mit der dunkelgrauen Bettwäsche stand längs an der rechten Wand. Darüber verlief ein schmales Brett, das als Ablage diente. Das Fenster war gekippt und lag gegenüber der Tür. Eli sah wieder Sully an, der vor dem Fenster am Tisch stand.
„Okay, Eli Harold,“ begann der Junge spöttisch und breitete die Arme aus. „Dein neues Reich! Fühl dich ganz wie zu Hause ... oder auch nicht. Mir egal. Ich geh jetzt. Noch Fragen?“
Eli sah auf seine Tasche. „Ich weiß nicht, ob dieses Militärding was für mich ist?“
Sully grinste breit. „Muss es,“ sagte er nur. „Gewöhn dich dran. ... Okay, pass auf. Ein paar einfache Verhaltensregeln ...“ Sully ließ sich auf den Stuhl sinken, sprang dann jedoch sofort wieder auf und verzog das Gesicht. „Scheiße.“ Eli sah ihn fragend an und Sully schüttelte den Kopf. „Erklär ich dir am besten sofort, damit du weißt was auf dich zu kommt, wenn du hier irgend welche Scheiße abziehst. ... Disziplin ist hier oberstes Gebot. Eigentlich ganz einfach: Wenn du Mist baust, wirst du bestraft. Es gibt leichte und härtere Strafen. Leichte Strafen sind zum Beispiel: Hausarrest oder Stubenarrest. Oder du musst die Klos putzen oder so einen Scheiß ... Kommt drauf an, was du gemacht hast und ob der Boss schlecht drauf ist.“ Eli schluckte und nickte dann verstehend. „Heute,“ fuhr Sully fort und legte eine Hand auf seinen Hintern. „Heute ist er ganz schlecht drauf.“
„Militärische Verhaltensregeln,“ wandte sich der junge Lieutenant dann wieder dem eigentlichen Thema zu. „Sprich ihn entweder mit Sir oder Colonel an. In der Army muss ein unterer Dienstrang einen höheren Offizier grüßen, das heißt er muss salutieren.“ Sully sah Eli an, ob er bis hier hin alles verstanden hatte. Der Junge nickte langsam. „Okay,“ fuhr Sully fort und ging einen Schritt in die Zimmermitte. Er baute sich vor dem Neuen auf und salutierte. Er hielt den Salut. „Das ist salutieren. Du wirst den Salut so lange halten, bis der Boss ihn erwidert hat.“ Er führte den Salut vollständig aus und Eli machte es ihm nach. „Gut,“ lobte Donavan. „Weißt du was Haltung annehmen ist?“
Kopfschütteln. Sully verdrehte die Augen. „Okay. Stell dich grade hin. Ja, genau so. Arme links und rechts seitlich an den Körper. Hände flach an die Seiten. Hacken und Füße zusammen. Die Zehen zeigen nach vorne. Kopf gerade und Blick gerade aus. Kinn noch.“
Sully machte es vor und Eli machte es ihm nach. Donavan nickte zufrieden. „Weiter geht’s. Bleib genau so stehen. Wenn ich ACHTUNG sage oder rufe, stellst du dich genau so hin. Alles klar? Das machen wir, wenn wir zu ihm ins Büro kommen, oder wenn wir ihn am Tag das erste mal sehen, also beim Frühstück. Wir machen es beim Briefing, Debriefing, im Unterricht oder bei sonstigen Meetings oder Veranstaltungen, wo eine Gruppe von uns anwesend ist.“ Wieder nicken. „Wenn er zum Beispiel in den Speisesaal zum Abendessen kommt, stehe ich von meinem Stuhl auf, wenn ich nicht schon stehen sollte, so wie heute zum Beispiel ... Ehm, brülle ganz laut Achtung. Dann nehmen alle aus dem Team Haltung an. ... Ich drehe mich zu ihm und salutiere. Nur ich! Niemand sonst! Wenn er den Gruß erwidert hat, sagt er rührt euch! Dann setzen wir uns hin und essen. Das ganze Procedere ist etwas anders, wenn wir draußen im Feld sind. Das heißt, wenn wir einen Auftrag haben. Oder wenn wir draußen im Hof antreten müssen. Dann bedeutet das rührt euch, dass du deine Füße etwa 30 cm weit auseinander stellst und die Arme hinter deinem Rücken verschränkst. Die linke Hand umfasst die rechte. So.“
Sully stellte sich breitbeinig hin und nahm die Arme hinter seinen Rücken. Dann drehte er sich zu Eli herum, damit er es sich merken konnte. „Verstanden,“ sagte Harold. „Ich habe also den Rang eines Corporals, ja?“ Sully schüttelte den Kopf und ging langsam im Zimmer auf und ab. „Nein. Du hast keinen Rang, weil du erstmal ein einfacher Soldat bist. Du hast keinerlei Rechte – nur Pflichten! Deine Pflicht ist es Befehle zu befolgen und den bösen Jungs eine Kugel in den Kopf zu jagen, wenn du die Chance dazu hast. Du lernst hier Reiten und mit Waffen um zu gehen. Hauptsächlich mit dem M16 oder M14 Sturmgewehr. Das sind unsere Standardfeuerwaffen. ... Du lernst zu reiten, während du auf einen Feind zielst und Schießen, während du dein Pferd in hohem Galopp durch unbekanntes Terrain lenkst.“
„Cool,“ bemerkte Eli mit offenem Mund.
Sully nickte grinsend. „Jup, das ist ziemlich cool!“
Er sah auf seine Uhr. „Ich muss noch ein paar Sachen bis fünf erledigen. Ich komm dann und hol dich hier wieder ab. Richte dich ein und pack die Sachen aus. Nach dem Meeting mach ich mit dir eine Führung durch das Haus und das Gelände. Und vorher gehen wir zur Kleiderkammer um dir eine schöne Uniform zu besorgen.“
„Klar, danke,“ sagte Eli und öffnete den Reißverschluss seiner Tasche.
Sully ging auf die Tür zu und öffnete. „Sei pünktlich um 10 vor fünf fertig. Er wird echt wütend, wenn er warten muss und das kann ich mir heute echt nicht leisten. Bis gleich.“
Der Lieutenant wartete nicht mehr auf eine Antwort, sondern verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Sully ging kurz in sein Zimmer, nahm das umgebaute M16 GOTCHA-Gewehr von seinem Bett, schulterte es und lief den langen Flur entlang. Er stoppte vor einer Tür, in deren Mitte ein wabenförmiges Gitter eingefasst war. Dahinter stand ein kleiner Tisch und davor saß ein junger Mann in einer schwarzen Uniform und las Zeitung. „HE,“ rief Sully und klopfte an die Eisentür. Der junge Mann sah auf, legte die Zeitung auf den Tisch neben die halb volle Kaffeetasse und öffnete mit einem Schlüssel die Tür von innen. „He, Sully,“ begrüßte Tom seinen Freund und ließ ihn eintreten. „Wie war die CTF-Übung?“
„Frag bitte nicht,“ antwortete er und betrat die große Waffenkammer.
Tom grinste, während er die Tür schloss. „So schlecht?“
Donavan nahm das schwarze Gewehr von der Schulter, hielt es in der linken Hand, während er mit dem rechten Daumen den kleinen Hebel an der linken Seite von Burst auf Safe stellte. Es klickte leise. Die Waffe war gesichert. Zwar war es nur ein GOTCHA-Übungsgewehr, jedoch konnten die Farbkugeln, wenn sie auf nackte Haut aufschlugen, große Verletzungen herbeiführen. Deshalb bestand Rick darauf, dass ausnahmslos jede Waffe gesichert wurde, egal ob es Übungs- oder Feuerwaffe war. Sully trat zu einem Regal aus Metall, das mit Schrauben an die Wand montiert war. Er klemmte sich das Sturmgewehr zwischen die Knie und nahm ein Reinigungskit von der obersten Platte. Tom ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen und beobachtete ihn. Sully ging zu einem Tisch legte das Kit ab und öffnete es. Er wandte sich an seinen Kumpel von der Wachmannschaft. „Sag mir bitte Bescheid, wenn es viertel vor fünf ist, okay?“
Tom sah auf seine Armbanduhr. Es war 20 nach vier. „Kein Problem, Alter.“
„Danke,“ erwiderte der Lieutenant, während er das Magazin, in dem die nicht abgeschossenen Farbkugeln steckten, mit einem Ruck abzog und auf den Tisch legte. Er legte das Gewehr kurz ab und drückte mit dem Daumen die restlichen neongrünen Kugeln heraus. Sie rollten auf den Tisch. Er zählte sie kurz durch und hielt dann Tom eine Hand hin. Dieser griff über seinen Tisch und nahm einen DINA4 Bogen Papier von einem Stapel und reichte ihn Sully. „Hier.“
Er nahm das Formular und einen Kugelschreiber. Den Bogen legte er auf den Tisch und begann ihn auszufüllen. Er strich das Wort Einsatz auf der oberen Hälfte durch, so dass das Wort Übung übrig
blieb. Auf den langen Strich daneben schrieb er den Namen der Übung. Dann trug er die Marke des Gewehrs ein, das er benutzt hatte und weiter unten den Rest Munition, die noch im Magazin gesteckt hatten. Er schrieb dazu, dass er einen Schalldämpfer und Laserzielmarkierung verwendet hatte. Er legte den Stift weg und griff erneut nach dem Gewehr. Er schraubte den Schalldämpfer ab und legte ihn neben das Magazin. Dann sah er in die Patronenkammer. Sie war leer. Sully nickte zufrieden und zerlegte das M16 in nur fünfzehn Sekunden in seine Einzelteile. Er nahm einige Utensilien aus dem Reinigungskit und begann das Gewehr gründliche zu säubern.
Nachdem er fertig war, baute er es wieder zusammen und trug noch ein paar Daten in den Fragebogen ein. Dann schraubte er den Schalldämpfer wieder auf, schob das leere Magazin mit einem Klick wieder zurück in die Halterung und reichte es Tom, der es noch einmal durchcheckte. Nach einer Minute nickte er zufrieden und stellte die Waffe zu den anderen M16 in einen abgeschlossenen Metallschrank. Den ausgefüllten Bogen, der jetzt auch das heutige Datum und Sullys Unterschrift trug, legte er in einen Ordner. „Okay,“ sagte Tom zufrieden. „Es ist viertel vor. Am besten du gehst jetzt, bevor es noch Ärger gibt.“
Sully nickte. „Bis dann, Tom.“
Er trat aus der Waffenkammer hinaus auf den Flur, wandte sich nach rechts und lief zurück zu seinem Zimmer, wo er eine Trillerpfeife von seinem Schreibtisch nahm. Dann ging er zu seinem Bett und nahm ein kleines graues Kopfkissen und klemmte es sich unter den linken Arm. Er schloss seine Tür und stellte sich mitten auf den Flur. Dann nahm er die Pfeife in den Mund und stieß drei aufeinanderfolgende Pfiffe aus. Ein paar Sekunden später öffneten sich Türen und Jungen liefen über den Flur in Richtung – Briefingraum. Sully wiederholte das Ganze schnell auf der oberen Etage und rannte dann wieder hinunter, wo er Eli von seinem Zimmer abholte. Er sah sich schnell in dem Zimmer um. Die Reisetasche war leer und unter dem Bett verschwunden. Der Schrank war eingeräumt und auf dem Schreibtisch lagen ein paar persönliche Sachen. Das Fenster war geschlossen.
Sully nickte. „Komm. Jetzt lernst du deine neuen Freunde kennen.“
„Okay,“ erwiderte Eli und folgte Sully durch den Flur und in den ersten Stock des Hauses. Während sie liefen, trafen sie auf Mike, den Second-Lieutenant der Einheit. Dieser grinste, als er Sully und den Neuen sah und gesellte sich zu ihnen.
„He, Lieutenant,“ grüßte er Sully grinsend und schlang einen Arm um seine Schulter. Dann sah er an ihm vorbei auf Eli, der stumm neben ihnen her ging. „Was ist das? Frischfleisch?“ Eli sah zu Mike rüber.
„Jup,“ sagte Sully nur und öffnete dann die Tür zum Briefingraum. Eli trat ein, doch als Mike sich an Sully vorbei drängen wollte, hielt dieser ihn mit einer Hand zurück. Eine kleine Gruppe ging an ihnen vorbei und betrat den großen Raum. Mike schlug Sullys Hand weg. „Lass den scheiß, Mann!“
Donavan funkelte ihn wütend an. „Schon vergessen, Mike? Ein First steht über einem
Second-Lieutenant. Also geh mir aus dem Weg, wenn ich dir keine reinhauen soll!“
Mike stöhnte. „Oh, Mann! Du kannst echt ein Kotzbrocken sein, Sully! Wieso bist du denn so schlecht drauf? Ist die Übung schief gelaufen?“
Wieso müssen mich alle auf die Übung ansprechen? Gott! Er ging an Mike vorbei und ließ ihn stehen.
Der Briefingraum war groß und lang. Er war etwa so aufgebaut wie ein kleiner Kinosaal oder ein Vorlesungsraum in einer Universität. Stufen führten sachte absteigend von oben nach unten. Der Boden war mit dunkelgrauem Nadelfilz bedeckt. Tischreihen von je vier weißen Tischen, die nebeneinander aufgebaut waren, verliefen von links nach rechts. Hinter jedem Tisch standen je zwei Stühle. Am unteren Ende dieser Tisch- und Stuhlformation war einige Meter entfernt ein weiterer Tisch und ein Stuhl. Der Stuhl zeigte in Richtung Eingangstür. Hinter dem Tisch war ein großes Whiteboard auf einem Ständer montiert. Man konnte es hoch schieben oder runterziehen. Marker in verschiedenen Farben lagen mit einigen Bögen Papier auf dem Tisch. Der Raum hatte kein Fenster, aber dafür ein Belüftungssystem an der Decke. Zehn starke Neonröhren, die in regelmäßigen Abständen in Gitterkästen an der Decke angebracht waren, tauchten den Raum in helles Licht. Eli stand unschlüssig auf einer der Stufen auf der linken Seite und ließ seinen Blick über die Köpfe und Gesichter seiner Mitgefangenen schweifen, die bereits Platz genommen hatten und sich unterhielten. „Komm mit,“ sagte Sully plötzlich neben ihm und trat die Stufen hinunter bis in die erste Reihe. Dort wies er mit der rechten Hand auf den zweiten Stuhl von links. „Deiner.“
Sully zog seinen Stuhl heraus und legte wortlos das mitgebrachte Kissen auf die harte Sitzfläche. Er sah kurz auf seine Armbanduhr, doch dann hörten sie schon, wie sich die Tür des Briefingraums öffnete. Sully sah kurz zur Tür, um sicher zu gehen, dass es wirklich Macintosh und keine Wache war, die den Raum betrat.
„ACHTUNG,“ brüllte er und sofort nahmen alle vierzig Black Knights Haltung an. Rick ging schnell die Stufen hinunter. Unter dem Arm trug er einen schwarzen Ordner. Es war totenstill. Als Rick an seinem Lieutenant vorbei war, salutierte Sully und Rick knallte den Ordner auf seinen Tisch. Rick stellte sich vor seinen Tisch, sah Sully an und salutierte ebenfalls. „Rührt euch!“
Alle Jungen gingen in Ausgangsstellung und ließen sich dann auf eine Handbewegung von Rick auf ihre Stühle nieder. Sully ließ sich sehr langsam auf das Kissen nieder und zuckte als sein Hintern Kontakt mit dem Kissen hatte. Er erhob sich kurz, rückte es zu recht und setzte sich wieder. Rick warf ihm einen Blick zu und wandte sich dann an die ganze Gruppe. „Wir begrüßen heute einen Neuen in unserer Mitte,“ sagte er laut genug, dass er auch in der hintersten Reihe gehört wurde. „Sein Name ist Eli.“ Allgemeines Gelächter machte die Runde. Rick nahm den Ordner in die Hand und ließ ihn auf den Tisch knallen. Das Lachen verstummte sofort und alle sahen wieder gerade aus.
„Jungs, ich bin heute echt nicht in Stimmung, okay,“ warnte der Colonel ruhig und wies dann mit einer Hand auf Eli, der neben Sully saß. „Komm her, Eli,“ befahl er und machte langsam drei Schritte nach links, damit der Neuling möglichst in der Mitte es Raumes stand und von allen gesehen werden konnte. Rick erklärte den anderen ein paar Sachen und widmete sich dann der Manöverbesprechung der Capture the Flag Übung. Zwar waren 36 Mitglieder bei dieser Übung nicht anwesend gewesen, doch Macintosh wollte das jetzt klären. Die anderen würden zu hören und sich ihre Gedanken darüber machen und eventuell Kritik üben.
Rick kritzelte auf dem Whiteboard herum und machte einen Lageplan. Eli sah interessiert zu. Sully gähnte und streckte die Beine unter dem Tisch aus, aber sah weiterhin zu. Plötzlich spürte Eli etwas im Nacken. Er drehte sich um und sah ein zusammengeknülltes Stück Papier hinter seinem Stuhl liegen. Rick stand immer noch an dem Whiteboard, schrieb und zeichnete. Er hatte von der Aktion nichts mitbekommen. Eli faltete das Papier auseinander und las:
Du bist so gut wie tot, du weißt es nur noch nicht, Arschloch!
Sully sah zur Seite und riss ihm dann wütend den Zettel aus der Hand. „So ein Wichser!“
Rick, durch den lauten Ausbruch seines Lieutenants gestört, drehte sich um. Als er sah, dass Sully auf einen Zettel starrte, ging er auf ihn zu und streckte abwartend die Hand aus. Sully sah ihn an, stöhnte und reichte seinem Boss die Botschaft.
„Danke,“ sagte Rick leise und las den Zettel. Dann verdunkelte sich seine Mine. Er schloss den Marker in seiner Hand und warf ihn auf den Tisch. Er ging bis zur Mitte des Raumes, wo Eli vorher gestanden hatte und funkelte seine Soldaten wütend an. „Ich denke, diese Botschaft war für Eli bestimmt, richtig,“ fragte er wütend und hielt den Zettel kurz hoch, damit ihn alles sehen konnten. „Denn ich weiß, dass sich niemand hier trauen würde, Sully so einen Zettel zu schreiben.“ Niemand lachte. „Ich darf doch mal kurz vor lesen, ja? Du bist so gut wie tot, du weißt es nur noch nicht, Arschloch!“
Ein Raunen ging durch den stillen Saal. Pfiffe waren zu hören. Einige grinsten, andere nicht. Rick zerknüllte den Zettel in der linken Hand und warf ihn in den Papierkorb in der Ecke. Er sah wieder gerade aus. „Wer war es?“
Niemand meldete sich. Es herrschte immer noch Schweigen. Rick stöhnte genervt und nahm Blickkontakt zu seinem First-Lieutenant auf. Er zog fragend die Augenbrauen nach oben. Wenn es einer wusste, dann Sully. Sein Offizier wusste hier über alles und jeden Bescheid und er war eine Petze. Er liebte es seine Kameraden anzuschwärzen und in die Pfanne zu hauen. Sully sah Rick an und verstand sofort. „Eh, Mike?“ Sully drehte sich auf seinem Stuhl um und sah die Treppe hinauf.
„Danke,“ sagte Rick und starrte dann in die hinterste Sitzreihe in der Mike auf seinem Stuhl saß und nach vorn blickte. „MIKE,“ rief Rick wütend. „Kommst du mal?“
Mike sah von Rick zu Sully, der ihn grinsend an starrte. Er sprang wütend auf und zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf Donavan. „Sully, du Arschloch! Ich mach dich fertig du-“
„SCHLUSS,“ brüllte Macintosh wütend. „Schieb deinen Arsch hier runter, bevor ich dich holen komme, Michael! JETZT!“ Der Second-Lieutenant sah immer noch wütend zu Sully, trat aber dann von seinem Stuhl weg, ging durch die Reihe und die Stufen hinunter. Er kam vor seinem Boss zum Stehen und nahm Haltung an.
„Sir,“ fragte er und schielte zu Sully, der auf seinem Stuhl sass und die Show belustigt verfolgte.
„Entschuldige dich bei Eli,“ befahl Rick leise und wies mit dem Kopf in die erste Reihe. Mike stöhnte. Rick wurde diese Spielchen zu dumm. „Brauchst du etwas Motivation, Mike?“
Mike schluckte nervös und sah zu Eli hinüber, der still da saß und auf den Tisch starrte. Nichts passierte. Rick stöhnte, trat schnell an seinen Tisch und öffnete eine Schublade. Mike hatte leider zu spät realisiert, was sein Chef vor hatte und trat hastig einen Schritt zurück. „Sir! Ich entschuldige mich, okay? Ich-“ Er drehte sich schnell zu Eli um. „Sorry, Mann. Das sollte echt nur ein Witz sein. Tut mir leid.“
Er sah schnell zu Macintosh hinüber, ob dieser die Entschuldigung so akzeptierte. Dieser nickte und schloss die Schublade wieder. „Ich hatte euch am Anfang gesagt, dass ich heute keine Geduld habe, Mike! ... Und jetzt schieb deine Nase in die Ecke!“
„Sir ...,“ begann Sanders, doch der Versuch der Verteidigung mißlang.
„Jetzt, Mike!“
Sanders sagte kein Wort, ging in die rechte Ecke des Raumes, neben der Tafel und starrte die Wand an. „Kann ich jetzt weiter machen,“ fragte Rick hoffnungsvoll und sah in die Runde. Niemand hatte Einwände, also nahm er wieder den roten Marker vom Tisch, ging an die Tafel und machte mit der Manöverkritik weiter. Mike stand still in seiner Ecke. Er wusste genau, dass gleich noch eine Strafe auf ihn zu kommen würde und er hoffte inständig, dass Rick nicht zu angepisst war ...
Tbc ...
Da bin ich wieder ... weiter geht es mit dem nächsten Kapitel
Wie der Titel schon sagt „Der Neue“ kommt ein Neuankömmling auf die Home Base und es werden einige Dinge und Regeln erklärt ...
Have Fun and Review!
Black Knight One
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Um 14 Uhr 47 stand First-Lieutenant Sully Donavan in frischen Klamotten und einigermaßen gekämmt auf der geschwungenen Freitreppe des Hauses in der Sonne. Er ließ seinen Blick über den großen Platz schweifen und beobachtete seine Teammitglieder und die Wachposten, die an verschiedenen Stellen des Geländes standen. Es war fast windstill und er hörte sogar ein paar Vögel, die in den hohen Bäumen saßen, die den Zaun und das Haus umgaben. Er sah auf seine Armbanduhr und dann wieder geradeaus, als er einen Wagen hörte. Der Jeep des Sheriffs fuhr langsam auf das Tor zu. Sam gab Anweisung das Tor zu öffnen und winkte den Wagen sofort durch. Sully drehte sich kurz zur Seite und sah Rick aus dem Augenwinkel, der durch die Eingangstür trat und sich dann neben seinem Soldaten aufbaute. Er hatte sich ebenfalls umgezogen und trug jetzt eine schwarze Jeans, einen gleichfarbigen Pullover und darüber eine schwarze abgewetzte Lederjacke, die er fast immer trug, wenn sie hier auf der Basis waren.
Der Wagen kam näher heran und hielt direkt vor der Treppe in einem Kiesbett. Als sich die Autotüren öffneten, ging Rick die Treppe hinunter und an die Fahrerseite, um seinen alten Freund, Sheriff Cliff Rogers von der West Virginia State Police zu begrüßen, als dieser aus dem Geländewagen stieg. Der Cop trug eine oliv-grüne Uniform mit einem Stern, hatte kurze dunkelbraune Haare, eine Sonnenbrille und einen ebenfalls grünen Cowboyhut auf dem Kopf. Sie schüttelten sich die Hände.
„He, wie war die Fahrt,“ fragte Rick und sah kurz von Cliff durch die Scheibe des Autos auf den Neuankömmling. Cliff trat an seinen Wagen heran und öffnete die hintere Tür. „Ganz, okay, Colonel. Er war ruhig und hat mich fahren lassen,“ antwortete er grinsend und winkte den Jungen heraus.
Sully sah angespannt zu ihnen hinüber, dann stieg er die Treppe hinunter und stellte sich neben seinen Boss, um den Neuen zu mustern. Der Junge war so groß wie er, hatte blaue Augen und dunkelblondes mittellanges Haar, das über seine Ohren hing. Er trug einen beigen Pullover, Jacke und Levis-Jeans und ein paar weiße Turnschuhe von Nike.
Markentyp, dachte Donavan spöttisch. Dann trat er von seinem Chef weg und schlenderte einmal langsam um den neuen Mithäftling herum. Die Hände waren mit Handschellen auf dem Rücken fixiert worden. Sully blieb hinter ihm stehen. Cliff ging zum Kofferraum, öffnete und nahm eine schwarze Reisetasche heraus, die er neben dem Auto abstellte. „Mehr hat er nicht dabei gehabt, als sie ihn hochgenommen haben,“ erklärte Cliff und schlug den Deckel des Kofferraums mit einem lauten Knall zu. Der Junge zuckte kurz und sah sich um. Sully grinste vor sich hin. Schreckhaft, was? Das könnte lustig werden ... Rick kam einen Schritt näher und räusperte sich. „Hast du die Akte dabei, Cliff?“
„Äh, ja klar! Warte,“ rief der Cop und nahm eine rote Akte vom Beifahrersitz und gab sie Rick in die Hand. Dieser klemmte sie sich unter den Arm, nahm einen Kugelschreiber von Cliff entgegen und unterzeichnete die Übergabepapiere, die der Sheriff ihm auf einem Klemmbrett hin hielt.
Rick nickte. „Okay! Danke, Cliff.“
„Immer wieder gerne, Sir,“ spottete der Mann. Dann grinste er, verabschiedete sich von Sully mit einem einfachen Kopfnicken, stieg in seinen Dienstwagen und verschwand wieder durch das Haupttor hinaus in den Wald. Sully sah dem Wagen nach und hörte dann Captain Walkins Das Tor schließen
brüllen. Eine kleine Gruppe Jungen kam an ihnen vorbei und starrte interessiert zu ihnen und dem Neuling hinüber. Doch ein Blick von Richard genügte völlig und die fünf Jungen sahen weg und trabten quatschend weiter nach Süden. Der amerikanische Colonel schlug kurz die Akte auf und sah auf die erste Seite, wo die persönlichen Daten, wie Name, Alter, Aussehen usw. vermerkt waren.
„Gut, Eli,“ sagte Rick. „Wir werden jetzt rein gehen und ich werde dir gleich alles erklären.“
Er wandte sich an seinen Lieutenant, der vor sich hin grinste. „Sully, nimm seine Tasche.“
„Ja, Sir,“ antwortete Sully, nahm die schwarze Reisetasche in eine Hand und ging voraus. Rick packte Eli an den Handschellen und dirigierte ihn auf den Eingang zu und durch die offen stehende Tür. Die beiden Soldaten, die dort Wache standen, nahmen sofort Haltung an und sahen gerade aus, bis Rick, Sully und Eli an ihnen vorbei waren. Rick führte den Jungen durch den Flur und die Treppe hinauf in den ersten Stock. Sully folgte ihnen. Als sie in Macintoshs Büro standen, schloss Sully die Tür und postierte sich davor. Rick ließ Eli vor seinem Tisch los, nahm seinen Schlüsselbund und öffnete mit einem kleinen Messingschlüssel die Handschellen. Er schloss sie wieder und warf sie auf den Tisch. Dann ging er um seinen Tisch herum, setzte sich in seinen schwarzen Stuhl und blätterte kurz in der Akte von Eli. Er übersprang die Äußeren Merkmale und wandte sich dann der kriminellen Vergangenheit des Jungen zu. Rick las, blätterte dann weiter und legte die rote Akte auf die Seite.
Er stöhnte und fixierte Eli mit den Augen. „Okay. Gibt es von deiner Vergangenheit noch etwas was ich wissen sollte? Etwas was nicht in der Akte steht, Eli?“
Der Junge schüttelte verneinend den Kopf. Der Colonel hielt die rechte Hand an sein Ohr. „Was?“
„Nein,“ sagte er leise und sah dann auf seine Turnschuhe, während Rick ihn weiterhin anstarrte.
„Es heißt Nein, Sir, merk dir das. Wir sind eine Spezialeinheit des amerikanischen Militärs. Die Black Knights. Wir werden gerufen, wenn die Army keinen anderen Ausweg sieht. Zum Beispiel bei der Bekämpfung von Terrorzellen oder Ähnliches. Warst du mal bei der Army oder einer anderen Einheit? Weißt du wie die Army funktioniert?“
„Äh, nein, Sir!“
Rick nickte und fuhr fort. „Wir haben hier eine feste Hierarchie. Ich bin ein Colonel, das ist mein Dienstsrang. Colonel Richard Macintosh. Ich bin der Teamleader dieser Kompanie.“ Er sah kurz an Eli vorbei zu Sully, der schlecht gelaunt und gelangweilt an der Tür stand. „Der Junge, der hinter dir steht ist First-Lieutenant Sully Donavan. Ein Lieutenant steht unter einem Colonel. Er ist mein ... Stellvertreter. Aber er ist auch ein Gefangener, jedoch steht er im Rang über allen anderen, also auch über dir, okay?“
„Ja, Sir. Hab verstanden!“
„Das soll aber nicht heißen, dass du alles machen musst, was er dir sagt.“
„Ja, Sir. Alles klar.“
„Gut, dann kommen wir jetzt zu den Regeln, die du befolgen solltest, wenn du keinen Ärger mit mir willst und dein Aufenthalt hier so angenehm sein soll, wie möglich.“
Kopfnicken. Der Teamleader stand auf, zog seine Jacke aus und hängte sie über seinen Stuhl. Dann setzte er sich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also, die wichtigste Regel hier:
Regel Nummer eins: Kein Fluchtversuch. ... Du wirst es eh nicht schaffen, glaub mir!
Regel zwei: Absoluter Gehorsam und Respekt mir gegenüber!
Regel drei: Keine Drogen und kein Alkohol!
Regel Nummer vier: Keine Gewalt untereinander!“ Sein Blick wanderte zu seinem Stellvertreter und blieb dort einige Sekunden lang hängen. Sully verdrehte die Augen. Er verstand den Wink, sah zurück und nickte. Rick fixierte wieder den Neuzugang. „Es gibt noch ein paar andere Regeln und Verbote, die du aber kennen lernen wirst, wenn du sie brechen solltest. Diese vier sind die wichtigsten von allen. Wie schon gesagt, halt sie ein und wir haben keine größeren Probleme.“
„Ja, Sir,“ sagte Eli und nickte. Das kann ja lustig werden ...
Rick stand auf. „Und wenn du richtig viel Scheiße baust, gehst du zurück in den Jugendknast. Ganz einfach. Das war erst mal alles. Der Lieutenant hier wird dir dein Zimmer zeigen und mit dir zur Kleiderkammer gehen. Wenn du irgendwelche Fragen hast, frag mich oder ihn. Um 17:00 Uhr werde ich dir deine Kollegen vorstellen, also sei pünktlich im Briefingraum. Sully wird dich abholen.“
Sully grinste. Abholen? Der wohnt direkt neben mir! Scheiße ...
Der Colonel fuhr, ohne auf das Grinsen zu achten, mit seinen Ausführungen fort. „Um 18:30 ist Abendessen im Speisesaal und um 22:00 Nachtruhe und ich meine Ruhe!“ Nicken.
„Okay,“ sagte Rick und machte eine Handbewegung, die Sully dazu aufforderte näher zu treten. Er nahm Haltung an, salutierte und Macintosh erwiderte den militärischen Gruß. Eli sah verwirrt zu.
„Komm mit,“ befahl der Lieutenant dann, griff nach der Sporttasche auf dem Boden und verließ mit Eli Harold das Büro seines Chefs.
Nachdem beiden Jungen an Sullys Zimmer vorbei gegangen waren, öffnete er die braune Tür des Nebenzimmers und sah kurz hinein. Er gab Eli einen Wink mit dem Kopf und sie traten ein. Der Lieutenant schloss die Tür und stellte die Reisetasche auf das gemachte Bett. Eli sah sich um. In dem 13 m² großen Raum waren ein kleines Bett, ein Nachttisch, ein Regal und Kleiderschrank, Stuhl und Tisch angemessen verteilt. Das Bett mit der dunkelgrauen Bettwäsche stand längs an der rechten Wand. Darüber verlief ein schmales Brett, das als Ablage diente. Das Fenster war gekippt und lag gegenüber der Tür. Eli sah wieder Sully an, der vor dem Fenster am Tisch stand.
„Okay, Eli Harold,“ begann der Junge spöttisch und breitete die Arme aus. „Dein neues Reich! Fühl dich ganz wie zu Hause ... oder auch nicht. Mir egal. Ich geh jetzt. Noch Fragen?“
Eli sah auf seine Tasche. „Ich weiß nicht, ob dieses Militärding was für mich ist?“
Sully grinste breit. „Muss es,“ sagte er nur. „Gewöhn dich dran. ... Okay, pass auf. Ein paar einfache Verhaltensregeln ...“ Sully ließ sich auf den Stuhl sinken, sprang dann jedoch sofort wieder auf und verzog das Gesicht. „Scheiße.“ Eli sah ihn fragend an und Sully schüttelte den Kopf. „Erklär ich dir am besten sofort, damit du weißt was auf dich zu kommt, wenn du hier irgend welche Scheiße abziehst. ... Disziplin ist hier oberstes Gebot. Eigentlich ganz einfach: Wenn du Mist baust, wirst du bestraft. Es gibt leichte und härtere Strafen. Leichte Strafen sind zum Beispiel: Hausarrest oder Stubenarrest. Oder du musst die Klos putzen oder so einen Scheiß ... Kommt drauf an, was du gemacht hast und ob der Boss schlecht drauf ist.“ Eli schluckte und nickte dann verstehend. „Heute,“ fuhr Sully fort und legte eine Hand auf seinen Hintern. „Heute ist er ganz schlecht drauf.“
„Militärische Verhaltensregeln,“ wandte sich der junge Lieutenant dann wieder dem eigentlichen Thema zu. „Sprich ihn entweder mit Sir oder Colonel an. In der Army muss ein unterer Dienstrang einen höheren Offizier grüßen, das heißt er muss salutieren.“ Sully sah Eli an, ob er bis hier hin alles verstanden hatte. Der Junge nickte langsam. „Okay,“ fuhr Sully fort und ging einen Schritt in die Zimmermitte. Er baute sich vor dem Neuen auf und salutierte. Er hielt den Salut. „Das ist salutieren. Du wirst den Salut so lange halten, bis der Boss ihn erwidert hat.“ Er führte den Salut vollständig aus und Eli machte es ihm nach. „Gut,“ lobte Donavan. „Weißt du was Haltung annehmen ist?“
Kopfschütteln. Sully verdrehte die Augen. „Okay. Stell dich grade hin. Ja, genau so. Arme links und rechts seitlich an den Körper. Hände flach an die Seiten. Hacken und Füße zusammen. Die Zehen zeigen nach vorne. Kopf gerade und Blick gerade aus. Kinn noch.“
Sully machte es vor und Eli machte es ihm nach. Donavan nickte zufrieden. „Weiter geht’s. Bleib genau so stehen. Wenn ich ACHTUNG sage oder rufe, stellst du dich genau so hin. Alles klar? Das machen wir, wenn wir zu ihm ins Büro kommen, oder wenn wir ihn am Tag das erste mal sehen, also beim Frühstück. Wir machen es beim Briefing, Debriefing, im Unterricht oder bei sonstigen Meetings oder Veranstaltungen, wo eine Gruppe von uns anwesend ist.“ Wieder nicken. „Wenn er zum Beispiel in den Speisesaal zum Abendessen kommt, stehe ich von meinem Stuhl auf, wenn ich nicht schon stehen sollte, so wie heute zum Beispiel ... Ehm, brülle ganz laut Achtung. Dann nehmen alle aus dem Team Haltung an. ... Ich drehe mich zu ihm und salutiere. Nur ich! Niemand sonst! Wenn er den Gruß erwidert hat, sagt er rührt euch! Dann setzen wir uns hin und essen. Das ganze Procedere ist etwas anders, wenn wir draußen im Feld sind. Das heißt, wenn wir einen Auftrag haben. Oder wenn wir draußen im Hof antreten müssen. Dann bedeutet das rührt euch, dass du deine Füße etwa 30 cm weit auseinander stellst und die Arme hinter deinem Rücken verschränkst. Die linke Hand umfasst die rechte. So.“
Sully stellte sich breitbeinig hin und nahm die Arme hinter seinen Rücken. Dann drehte er sich zu Eli herum, damit er es sich merken konnte. „Verstanden,“ sagte Harold. „Ich habe also den Rang eines Corporals, ja?“ Sully schüttelte den Kopf und ging langsam im Zimmer auf und ab. „Nein. Du hast keinen Rang, weil du erstmal ein einfacher Soldat bist. Du hast keinerlei Rechte – nur Pflichten! Deine Pflicht ist es Befehle zu befolgen und den bösen Jungs eine Kugel in den Kopf zu jagen, wenn du die Chance dazu hast. Du lernst hier Reiten und mit Waffen um zu gehen. Hauptsächlich mit dem M16 oder M14 Sturmgewehr. Das sind unsere Standardfeuerwaffen. ... Du lernst zu reiten, während du auf einen Feind zielst und Schießen, während du dein Pferd in hohem Galopp durch unbekanntes Terrain lenkst.“
„Cool,“ bemerkte Eli mit offenem Mund.
Sully nickte grinsend. „Jup, das ist ziemlich cool!“
Er sah auf seine Uhr. „Ich muss noch ein paar Sachen bis fünf erledigen. Ich komm dann und hol dich hier wieder ab. Richte dich ein und pack die Sachen aus. Nach dem Meeting mach ich mit dir eine Führung durch das Haus und das Gelände. Und vorher gehen wir zur Kleiderkammer um dir eine schöne Uniform zu besorgen.“
„Klar, danke,“ sagte Eli und öffnete den Reißverschluss seiner Tasche.
Sully ging auf die Tür zu und öffnete. „Sei pünktlich um 10 vor fünf fertig. Er wird echt wütend, wenn er warten muss und das kann ich mir heute echt nicht leisten. Bis gleich.“
Der Lieutenant wartete nicht mehr auf eine Antwort, sondern verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Sully ging kurz in sein Zimmer, nahm das umgebaute M16 GOTCHA-Gewehr von seinem Bett, schulterte es und lief den langen Flur entlang. Er stoppte vor einer Tür, in deren Mitte ein wabenförmiges Gitter eingefasst war. Dahinter stand ein kleiner Tisch und davor saß ein junger Mann in einer schwarzen Uniform und las Zeitung. „HE,“ rief Sully und klopfte an die Eisentür. Der junge Mann sah auf, legte die Zeitung auf den Tisch neben die halb volle Kaffeetasse und öffnete mit einem Schlüssel die Tür von innen. „He, Sully,“ begrüßte Tom seinen Freund und ließ ihn eintreten. „Wie war die CTF-Übung?“
„Frag bitte nicht,“ antwortete er und betrat die große Waffenkammer.
Tom grinste, während er die Tür schloss. „So schlecht?“
Donavan nahm das schwarze Gewehr von der Schulter, hielt es in der linken Hand, während er mit dem rechten Daumen den kleinen Hebel an der linken Seite von Burst auf Safe stellte. Es klickte leise. Die Waffe war gesichert. Zwar war es nur ein GOTCHA-Übungsgewehr, jedoch konnten die Farbkugeln, wenn sie auf nackte Haut aufschlugen, große Verletzungen herbeiführen. Deshalb bestand Rick darauf, dass ausnahmslos jede Waffe gesichert wurde, egal ob es Übungs- oder Feuerwaffe war. Sully trat zu einem Regal aus Metall, das mit Schrauben an die Wand montiert war. Er klemmte sich das Sturmgewehr zwischen die Knie und nahm ein Reinigungskit von der obersten Platte. Tom ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen und beobachtete ihn. Sully ging zu einem Tisch legte das Kit ab und öffnete es. Er wandte sich an seinen Kumpel von der Wachmannschaft. „Sag mir bitte Bescheid, wenn es viertel vor fünf ist, okay?“
Tom sah auf seine Armbanduhr. Es war 20 nach vier. „Kein Problem, Alter.“
„Danke,“ erwiderte der Lieutenant, während er das Magazin, in dem die nicht abgeschossenen Farbkugeln steckten, mit einem Ruck abzog und auf den Tisch legte. Er legte das Gewehr kurz ab und drückte mit dem Daumen die restlichen neongrünen Kugeln heraus. Sie rollten auf den Tisch. Er zählte sie kurz durch und hielt dann Tom eine Hand hin. Dieser griff über seinen Tisch und nahm einen DINA4 Bogen Papier von einem Stapel und reichte ihn Sully. „Hier.“
Er nahm das Formular und einen Kugelschreiber. Den Bogen legte er auf den Tisch und begann ihn auszufüllen. Er strich das Wort Einsatz auf der oberen Hälfte durch, so dass das Wort Übung übrig
blieb. Auf den langen Strich daneben schrieb er den Namen der Übung. Dann trug er die Marke des Gewehrs ein, das er benutzt hatte und weiter unten den Rest Munition, die noch im Magazin gesteckt hatten. Er schrieb dazu, dass er einen Schalldämpfer und Laserzielmarkierung verwendet hatte. Er legte den Stift weg und griff erneut nach dem Gewehr. Er schraubte den Schalldämpfer ab und legte ihn neben das Magazin. Dann sah er in die Patronenkammer. Sie war leer. Sully nickte zufrieden und zerlegte das M16 in nur fünfzehn Sekunden in seine Einzelteile. Er nahm einige Utensilien aus dem Reinigungskit und begann das Gewehr gründliche zu säubern.
Nachdem er fertig war, baute er es wieder zusammen und trug noch ein paar Daten in den Fragebogen ein. Dann schraubte er den Schalldämpfer wieder auf, schob das leere Magazin mit einem Klick wieder zurück in die Halterung und reichte es Tom, der es noch einmal durchcheckte. Nach einer Minute nickte er zufrieden und stellte die Waffe zu den anderen M16 in einen abgeschlossenen Metallschrank. Den ausgefüllten Bogen, der jetzt auch das heutige Datum und Sullys Unterschrift trug, legte er in einen Ordner. „Okay,“ sagte Tom zufrieden. „Es ist viertel vor. Am besten du gehst jetzt, bevor es noch Ärger gibt.“
Sully nickte. „Bis dann, Tom.“
Er trat aus der Waffenkammer hinaus auf den Flur, wandte sich nach rechts und lief zurück zu seinem Zimmer, wo er eine Trillerpfeife von seinem Schreibtisch nahm. Dann ging er zu seinem Bett und nahm ein kleines graues Kopfkissen und klemmte es sich unter den linken Arm. Er schloss seine Tür und stellte sich mitten auf den Flur. Dann nahm er die Pfeife in den Mund und stieß drei aufeinanderfolgende Pfiffe aus. Ein paar Sekunden später öffneten sich Türen und Jungen liefen über den Flur in Richtung – Briefingraum. Sully wiederholte das Ganze schnell auf der oberen Etage und rannte dann wieder hinunter, wo er Eli von seinem Zimmer abholte. Er sah sich schnell in dem Zimmer um. Die Reisetasche war leer und unter dem Bett verschwunden. Der Schrank war eingeräumt und auf dem Schreibtisch lagen ein paar persönliche Sachen. Das Fenster war geschlossen.
Sully nickte. „Komm. Jetzt lernst du deine neuen Freunde kennen.“
„Okay,“ erwiderte Eli und folgte Sully durch den Flur und in den ersten Stock des Hauses. Während sie liefen, trafen sie auf Mike, den Second-Lieutenant der Einheit. Dieser grinste, als er Sully und den Neuen sah und gesellte sich zu ihnen.
„He, Lieutenant,“ grüßte er Sully grinsend und schlang einen Arm um seine Schulter. Dann sah er an ihm vorbei auf Eli, der stumm neben ihnen her ging. „Was ist das? Frischfleisch?“ Eli sah zu Mike rüber.
„Jup,“ sagte Sully nur und öffnete dann die Tür zum Briefingraum. Eli trat ein, doch als Mike sich an Sully vorbei drängen wollte, hielt dieser ihn mit einer Hand zurück. Eine kleine Gruppe ging an ihnen vorbei und betrat den großen Raum. Mike schlug Sullys Hand weg. „Lass den scheiß, Mann!“
Donavan funkelte ihn wütend an. „Schon vergessen, Mike? Ein First steht über einem
Second-Lieutenant. Also geh mir aus dem Weg, wenn ich dir keine reinhauen soll!“
Mike stöhnte. „Oh, Mann! Du kannst echt ein Kotzbrocken sein, Sully! Wieso bist du denn so schlecht drauf? Ist die Übung schief gelaufen?“
Wieso müssen mich alle auf die Übung ansprechen? Gott! Er ging an Mike vorbei und ließ ihn stehen.
Der Briefingraum war groß und lang. Er war etwa so aufgebaut wie ein kleiner Kinosaal oder ein Vorlesungsraum in einer Universität. Stufen führten sachte absteigend von oben nach unten. Der Boden war mit dunkelgrauem Nadelfilz bedeckt. Tischreihen von je vier weißen Tischen, die nebeneinander aufgebaut waren, verliefen von links nach rechts. Hinter jedem Tisch standen je zwei Stühle. Am unteren Ende dieser Tisch- und Stuhlformation war einige Meter entfernt ein weiterer Tisch und ein Stuhl. Der Stuhl zeigte in Richtung Eingangstür. Hinter dem Tisch war ein großes Whiteboard auf einem Ständer montiert. Man konnte es hoch schieben oder runterziehen. Marker in verschiedenen Farben lagen mit einigen Bögen Papier auf dem Tisch. Der Raum hatte kein Fenster, aber dafür ein Belüftungssystem an der Decke. Zehn starke Neonröhren, die in regelmäßigen Abständen in Gitterkästen an der Decke angebracht waren, tauchten den Raum in helles Licht. Eli stand unschlüssig auf einer der Stufen auf der linken Seite und ließ seinen Blick über die Köpfe und Gesichter seiner Mitgefangenen schweifen, die bereits Platz genommen hatten und sich unterhielten. „Komm mit,“ sagte Sully plötzlich neben ihm und trat die Stufen hinunter bis in die erste Reihe. Dort wies er mit der rechten Hand auf den zweiten Stuhl von links. „Deiner.“
Sully zog seinen Stuhl heraus und legte wortlos das mitgebrachte Kissen auf die harte Sitzfläche. Er sah kurz auf seine Armbanduhr, doch dann hörten sie schon, wie sich die Tür des Briefingraums öffnete. Sully sah kurz zur Tür, um sicher zu gehen, dass es wirklich Macintosh und keine Wache war, die den Raum betrat.
„ACHTUNG,“ brüllte er und sofort nahmen alle vierzig Black Knights Haltung an. Rick ging schnell die Stufen hinunter. Unter dem Arm trug er einen schwarzen Ordner. Es war totenstill. Als Rick an seinem Lieutenant vorbei war, salutierte Sully und Rick knallte den Ordner auf seinen Tisch. Rick stellte sich vor seinen Tisch, sah Sully an und salutierte ebenfalls. „Rührt euch!“
Alle Jungen gingen in Ausgangsstellung und ließen sich dann auf eine Handbewegung von Rick auf ihre Stühle nieder. Sully ließ sich sehr langsam auf das Kissen nieder und zuckte als sein Hintern Kontakt mit dem Kissen hatte. Er erhob sich kurz, rückte es zu recht und setzte sich wieder. Rick warf ihm einen Blick zu und wandte sich dann an die ganze Gruppe. „Wir begrüßen heute einen Neuen in unserer Mitte,“ sagte er laut genug, dass er auch in der hintersten Reihe gehört wurde. „Sein Name ist Eli.“ Allgemeines Gelächter machte die Runde. Rick nahm den Ordner in die Hand und ließ ihn auf den Tisch knallen. Das Lachen verstummte sofort und alle sahen wieder gerade aus.
„Jungs, ich bin heute echt nicht in Stimmung, okay,“ warnte der Colonel ruhig und wies dann mit einer Hand auf Eli, der neben Sully saß. „Komm her, Eli,“ befahl er und machte langsam drei Schritte nach links, damit der Neuling möglichst in der Mitte es Raumes stand und von allen gesehen werden konnte. Rick erklärte den anderen ein paar Sachen und widmete sich dann der Manöverbesprechung der Capture the Flag Übung. Zwar waren 36 Mitglieder bei dieser Übung nicht anwesend gewesen, doch Macintosh wollte das jetzt klären. Die anderen würden zu hören und sich ihre Gedanken darüber machen und eventuell Kritik üben.
Rick kritzelte auf dem Whiteboard herum und machte einen Lageplan. Eli sah interessiert zu. Sully gähnte und streckte die Beine unter dem Tisch aus, aber sah weiterhin zu. Plötzlich spürte Eli etwas im Nacken. Er drehte sich um und sah ein zusammengeknülltes Stück Papier hinter seinem Stuhl liegen. Rick stand immer noch an dem Whiteboard, schrieb und zeichnete. Er hatte von der Aktion nichts mitbekommen. Eli faltete das Papier auseinander und las:
Du bist so gut wie tot, du weißt es nur noch nicht, Arschloch!
Sully sah zur Seite und riss ihm dann wütend den Zettel aus der Hand. „So ein Wichser!“
Rick, durch den lauten Ausbruch seines Lieutenants gestört, drehte sich um. Als er sah, dass Sully auf einen Zettel starrte, ging er auf ihn zu und streckte abwartend die Hand aus. Sully sah ihn an, stöhnte und reichte seinem Boss die Botschaft.
„Danke,“ sagte Rick leise und las den Zettel. Dann verdunkelte sich seine Mine. Er schloss den Marker in seiner Hand und warf ihn auf den Tisch. Er ging bis zur Mitte des Raumes, wo Eli vorher gestanden hatte und funkelte seine Soldaten wütend an. „Ich denke, diese Botschaft war für Eli bestimmt, richtig,“ fragte er wütend und hielt den Zettel kurz hoch, damit ihn alles sehen konnten. „Denn ich weiß, dass sich niemand hier trauen würde, Sully so einen Zettel zu schreiben.“ Niemand lachte. „Ich darf doch mal kurz vor lesen, ja? Du bist so gut wie tot, du weißt es nur noch nicht, Arschloch!“
Ein Raunen ging durch den stillen Saal. Pfiffe waren zu hören. Einige grinsten, andere nicht. Rick zerknüllte den Zettel in der linken Hand und warf ihn in den Papierkorb in der Ecke. Er sah wieder gerade aus. „Wer war es?“
Niemand meldete sich. Es herrschte immer noch Schweigen. Rick stöhnte genervt und nahm Blickkontakt zu seinem First-Lieutenant auf. Er zog fragend die Augenbrauen nach oben. Wenn es einer wusste, dann Sully. Sein Offizier wusste hier über alles und jeden Bescheid und er war eine Petze. Er liebte es seine Kameraden anzuschwärzen und in die Pfanne zu hauen. Sully sah Rick an und verstand sofort. „Eh, Mike?“ Sully drehte sich auf seinem Stuhl um und sah die Treppe hinauf.
„Danke,“ sagte Rick und starrte dann in die hinterste Sitzreihe in der Mike auf seinem Stuhl saß und nach vorn blickte. „MIKE,“ rief Rick wütend. „Kommst du mal?“
Mike sah von Rick zu Sully, der ihn grinsend an starrte. Er sprang wütend auf und zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf Donavan. „Sully, du Arschloch! Ich mach dich fertig du-“
„SCHLUSS,“ brüllte Macintosh wütend. „Schieb deinen Arsch hier runter, bevor ich dich holen komme, Michael! JETZT!“ Der Second-Lieutenant sah immer noch wütend zu Sully, trat aber dann von seinem Stuhl weg, ging durch die Reihe und die Stufen hinunter. Er kam vor seinem Boss zum Stehen und nahm Haltung an.
„Sir,“ fragte er und schielte zu Sully, der auf seinem Stuhl sass und die Show belustigt verfolgte.
„Entschuldige dich bei Eli,“ befahl Rick leise und wies mit dem Kopf in die erste Reihe. Mike stöhnte. Rick wurde diese Spielchen zu dumm. „Brauchst du etwas Motivation, Mike?“
Mike schluckte nervös und sah zu Eli hinüber, der still da saß und auf den Tisch starrte. Nichts passierte. Rick stöhnte, trat schnell an seinen Tisch und öffnete eine Schublade. Mike hatte leider zu spät realisiert, was sein Chef vor hatte und trat hastig einen Schritt zurück. „Sir! Ich entschuldige mich, okay? Ich-“ Er drehte sich schnell zu Eli um. „Sorry, Mann. Das sollte echt nur ein Witz sein. Tut mir leid.“
Er sah schnell zu Macintosh hinüber, ob dieser die Entschuldigung so akzeptierte. Dieser nickte und schloss die Schublade wieder. „Ich hatte euch am Anfang gesagt, dass ich heute keine Geduld habe, Mike! ... Und jetzt schieb deine Nase in die Ecke!“
„Sir ...,“ begann Sanders, doch der Versuch der Verteidigung mißlang.
„Jetzt, Mike!“
Sanders sagte kein Wort, ging in die rechte Ecke des Raumes, neben der Tafel und starrte die Wand an. „Kann ich jetzt weiter machen,“ fragte Rick hoffnungsvoll und sah in die Runde. Niemand hatte Einwände, also nahm er wieder den roten Marker vom Tisch, ging an die Tafel und machte mit der Manöverkritik weiter. Mike stand still in seiner Ecke. Er wusste genau, dass gleich noch eine Strafe auf ihn zu kommen würde und er hoffte inständig, dass Rick nicht zu angepisst war ...
Tbc ...