Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Sehnsucht

von Nemain
Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / Het
Conny "Die rote Füchsin" Fuchs OC (Own Character)
25.06.2008
22.12.2008
12
32.449
 
Alle Kapitel
51 Reviews
Dieses Kapitel
4 Reviews
 
 
25.06.2008 2.133
 
Band: In Extremo (Die Lutter [Kai Lutter])

Genre: Romanze/Drama

Raiting: P18

Typus: Geschichte

Disclaimer: Die Handlung ist frei erfunden und die Personen des öffentlichen Lebens gehören sich natürlich selbst.

Kurzbeschreibung: Lina, Sportstudentin hilft ihrer Freundin regelmäßig auf Mittelaltermärkten aus. Dort wird sie mit der Mittelalterrockband In Extremo bekannt gemacht, deren Bassist sie magisch anzieht.


Die alte Heimat ist fern von hier


„Lina! Jetzt warte doch mal!“
Auf dem Mittelaltermarkt war jetzt schon ein ziemliches Gedränge, obwohl noch nicht einmal die Tore für die Gäste geöffnet worden waren. Dennoch gab es einen Andrang an Händlern, die ihre Stände aufbauten, dass man kaum noch treten konnte.
Durch das ganze Gedränge zwängte sich eine kleine zierliche Frau. Ihre blonden Haare fielen ihr wirr in die Stirn, sodass ihre braunen Augen fast verdeckt wurden. Sie versuchte eine andere junge Frau, die einen ziemlichen Vorsprung hatte, einzuholen, doch auf Grund ihres mangelnden Größe, kam sie nur schwer voran, denn alle anderen Händler scherten sich einen Kehricht darum, wie ein Konkurrent durch das Gedränge kam, solang es kein potenzieller Kunde war. Jeder ist sich Selbst der Nächste…
Lina schnaubte. Es war doch immer dasselbe, wenn sie ihrer Freundin half ihren Mittelalterstand aufzubauen – Sie sah immer dasselbe Szenario vor sich und sie hasste es. Und sie hasste, dass ihre Freundin es einfach nicht gebacken bekam, sich ein festes Standbein aufbauen zu können. Ständig lungerten sie auf Mittelaltermärkten herum, wo sie fast nie etwas verkauften. Na ja Tonstücke zu solch horrenden Preisen zu verkaufen, war ja auch fast unmöglich.
„Lina!!“, quengelte hinter ihr ihre Freundin. Die Rothaarige verdrehte ihre grünen Augen. Sie würde dieses Mal nicht nachgeben! Nicht schon wieder! Ein grimmig dreinblickender Händler stand in Linas Weg, den sie einfach umrannte. Niemand stellte sich ihr in den Weg, wenn sie sauer war! Das Gemecker, dass sie so hervor rief beendete sie, indem sie besagtem Händler einfach den Mittelfinger entgegen streckte und dann stur ihren Weg fortsetzte.
Adelina Schönfelder! Jetzt bleib in Herrgottsnamen stehen!“, motzte ihre Freundin, als Lina, einfach an deren Stand vorbei gelaufen war, der erst halbfertig aufgebaut war. Gereizt wirbelte sie herum.
„Was ist?“
Stumm und herausfordernd blickte ihre Freundin auf den Stand.
„Tickst du noch ganz richtig? Zuerst fahre ich hier her, weil du noch einen ‚Termin’ hattest und versuche den vermaledeiten Stand aufzubauen und dann kommst du noch zu spät! Das war das letzte Mal, dass ich dir an so einem Wochenende helfe. Da habe ich echt was Besseres zu tun. Such dir doch einfach einen gescheiten Job, aber halt... Du hast ja die keinen Abschluss!“
Beleidigt, sah ihre Freundin Lina an. „Das war gemein! Du weißt doch, dass das bestimmte Gründe hatte…“
„Kim, dass ist mir egal! Sieh dich doch mal um! Willst du das dein ganzes Leben machen? Das ist doch auf die Dauer kein Zustand!“
„Ach ja? Aber dein Spießerleben ist besser! Du hast doch nie Spaß! Hier hab ich den! Es ist das was ich will!“, giftete Kim zurück. Zähneknirschend riss Lina einer von Kims Kisten auf und schmiss das Zeug für den Stand  auf den Boden.
„Hilf mir gefälligst, den beschissenen Stand aufzubauen! Und eines lass dir gesagt sein, du baust den wieder ab! Allein!
Kim äffte ihre Freundin nach und half der dann beim Aufbau.

Der Tag des Mittelaltersmarktes verlief ohne große Zwischenfälle. Auf Deutsch gesagt: Der Stand wurde von den meisten Gästen gemieden. Kein Wunder! Wer kaufte Tongeschirr zu mindestens sechs Euro? Niemand!
Lina fuhr sich über das Gesicht. Ihr war langweilig und das ihre Freundin nicht mit ihr redete, zerrte zusätzlich an ihren Nerven. Da ihr mehr langweilig war, als das sie gereizt war, ging sie dazu über ihre Freundin bis zur Weißglut zu reizen. Das hatte sie wie keine andere drauf.
„Willst du nicht langsam mal deine Waren anpreisen, damit du wenigstens ein Stück davon verkaufen kannst?“
Keine Reaktion.
Lina stand auf und gesellte sich zu ihrer Freundin.
„Nicht mal eine kleine Tasse?“
Wieder keine Reaktion.
„Oder soll ich wieder etwas kaufen, damit es wenigstens so aussieht, als würdest du überhaupt was verkaufen?“, fragte Lina mit engelsgleichem Lächeln.
Als Antwort wurde sie in die Seite geboxt. Sich diese reibend boxte sie zurück und fing an zu lachen, als sie das fiese Grinsen ihrer Freundin sah.
„Hip, hip Hurra, alles ist super…“
“… Alles ist besser, als es gestern war!“
Beide sahen sich an, grinsten und umarmten sich. Die Textzeile der Ärzte sangen die beiden immer, wenn sich mal so richtig wieder gestritten hatten und es schweißte sie irgendwie immer fester zusammen.
„Ach Kimi… Ich hab dich lieb!“, murmelte Lina in der Umarmung.
„Ich dich auch Schnegge!“
Dann quasselte Kim auch schon los, was das Zeug hielt. Mit ihrer besten Freundin nicht zu reden, legte sie sich immer auf, wenn sie sich stritten. Hatten sie sich allerdings wieder versöhnt, musste Kim die Zeit, in der sie sich anschwiegen, wieder aufholen und redete so fast ohne Punkt und Komma. Deshalb schaltete Lina meist auf Durchzug.
„… Deshalb habe ich gedacht, dass wir ja gemeinsam dort hin gehen könnten!“
„Wouh, wouh, wouh! Wohin gehen?“
Kim zog eine Schnute. „Du hörst mir ja gar nicht zu!“
Lina wedelte mit der Hand. „Ach das ist ja jetzt auch egal! Also wiederhol es einfach noch mal für mich, ja?“
„Also gut… Da hier heute InEx spielt und ich diese Gruppe so genial finde, hatte ich gedacht, dass wir da zusammen hingehen könnte!“, wiederholte sie, als würde sie mit einem begriffsstutzigen Kind zu tun.
„Wer?“
Kim verdrehte die Augen. „Sag mir jetzt bitte nicht, du kennst nicht In Extremo!“
„Öhm… Na ja!“
„Das ist die Mittelalterrockband schlecht hin. Sie besteht aus sieben Mitgliedern. Einem Sänger, einem Drummer, einem Bassisten, einem Gitarristen und drei Mitgliedern, die Dudelsäcke und andere Mittelalterinstrumente spielen! Lina! Du musst mit mir da hin! Bitte! Ich habe sogar schon die Karten!“
„Geh du mir lieber einen Kaffee holen. Derweil überlege ich mir, ob ich mitkomme. Und mal sehen.. Vielleicht kann ich ja was von deinem Schund hier verkaufen!“, wehrte Lina ab.

Mit einem fetten Grinsen im Gesicht kam Kim nach einiger Zeit auch mit zwei Bechern Kaffee wieder. Dieses Grinsen bedeutete nichts Gutes. Aber immerhin konnte Lina auch etwas vorweisen. Sie hatte es echt erreicht, dass einige Gäste des Marktes das Tongeschirr ihrer Freundin gekauft hatten.
„Wenn du mir sagst, warum du die Sonne verschluckt hast, dann sag ich dir auch was schönes!“, meinte Lina, als Kim auf sie zukam.
„Ich habe so zu sagen VIP Karten für das Konzert!“
Lina verzog das Gesicht. „Und ich dachte schon, du hast genauso viel verkauft wie ich!“
„Wie jetzt?“
„Ich habe dein Zeugs verkauft! Und du hast nichts Besseres zu tun, als mir billige VIP Karten zu bringen?“
„Billig? … Billig? Ich musste mich voll ins Zeug legen!“, konterte Kim grinsend und knuffte ihre Freundin in die Seite. „Langsam können wir den Stand zu machen! Das Konzert ist ja auch bald.“
Also packten die beiden ihren Stand zusammen, sodass nur noch das Gerüst davon übrig blieb. Morgen würden sie wieder, an der selben Stelle stehen und versuchen das Geschirr zu verkaufen. Sie verstauten die Kisten vorsichtig in den Skoda Oktavia Scout, damit auch ja nichts zu Bruch ging und schlenderten dann langsam über den Markt.
„Ich habe Hunger!“, murmelte Lina verdrießlich, während sie sich auf den Weg Richtung Bühne machten, die Lina erst jetzt sah. Kim deutete auf einen Stand kurz davor.
„Da hast du, du Fresssack!“
„Sagt die, die drei Riesenbratwürste verdrücken kann!“
„Werd nicht frech! Immerhin bin ich älter als du!“
„Jaa, aber ich kann dir auf den Kopf spucken!“, erwiderte sie mit hochgezogener Augenbraue und teuflischem Lächeln
„Angeber!“
„Angeberin! So viel Zeit muss sein!“
Lachend und schwatzend machte sich das ungleiche Paar auf den Weg zum Essensstand.
Als Lina ihres und das Essen ihrer Freundin bezahlte wurde sie von hinten anrempelt. Sofort war die schlechte Laune vom Morgen wieder da.
„Hey!“, knurrte sie leicht verstimmt und wirbelte herum. „Können sie nicht aufassen?“

Der Mann mir den schwarzen Schulterlangen Haaren und grünen Augen hob entschuldigend die Hände.
„War ja nicht mit Absicht!“
„Lina? Wo bleibst du denn?“, motzte Kim etwas weiter entfernt.
„Mensch Weib! Warts doch mal ab. Eine alte Frau ist kein D-Zug!“
Den Fremden ließ sie stehen und marschierte hocherhobenen Hauptes zu ihrer Freundin.
„Wer war das?“
„Wer?“
„Na der da?…Moment mal… Das war die Lutter!“, rief Kim euphorisch und kam gar nicht mehr zum essen.
„Wer?“
Lina kam sich langsam so vor, als hätte ihre Platte einen Sprung.
„Na die Lutter!…Ach ja… Du hast ja keine Ahnung von In Extremo…Das, meine Liebe war der Bassist der Band, die wir gleich zu Gesicht bekommen werden!“
Linas Augen wurden vor Schreck groß und ihr Gesicht nahm eine ungesunde Rotfarbe an, sodass es ihrem Haar ziemlich Konkurrenz machte. Ohne ein Kommentar abzugeben vertilgte sie ihr Essen und wandte sich dann ab.
„Dir ist das doch wohl nicht peinlich?!“, wollte Kim feixend wissen.
„Ach halt die Klappe!“
Jubelnd führte Kim einen kleinen Freudentanz auf. „Lina ist das peinlich, Lina ist das peinlich!“
Als Antwort bekam sie eine Kopfnuss.
„Hey!… Blöde Kuh!“
„Ich hab dich auch lieb!“, murrte Lina. Das war ja nun wirklich nicht an Peinlichkeit zu überbieten. „Wo werden wir stehen?“
„Ganz vorne!“ Kim strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Lina stöhnte auf und fuhr mit der Hand über ihr Gesicht. Klasse. Erstens, kannte sie kein einziges Lied der Band, die sie sich in wenigen Minuten ansehen würde und Zweitens hatte sie deren Bassisten angefahren. Sie würde in Grund und Boden versinken! Und dann noch diese VIP Karten. Mehr Pech konnte an doch schon fast nicht mehr haben! Plötzlich runzelte sie die Stirn, während sie sich ganz nach vorn, vor die Bühne drängelten. Sie hatten das Glück, dass erst nur wenige Leute, nun gut, jetzt konnte man wenig definieren, sich auf dem Konzertbereich drängten.
„Wie hieß der Bassist noch gleich?“
„Die Lutter!“, gab Kim mehr als freiwillig Auskunft.
„Will ich wissen wie die restlichen Mitglieder heißen?“
„Na ja, der Sänger beispielsweise heißt das letzte Einhorn.“
Lina konnte froh sein, das sie an der Begrenzung zur Bühne stand. Von Lachkrämpfen geschüttelt wischte sie sich über die Wangen.
„Und ich heiß Hase!“
Missbilligend sah Kim ihre Freundin an.
„Ich bin mit einer Bekloppten unterwegs!“
Schniefend und immer wieder leise lachend richtete Lina ihren Blick auf die Bühne. Der Vorhang zeigte ein kräftiges Rot mit einem Galgen darauf. Adelina schloss daraus, dass es sich um ein Logo der Band handeln musste.
„Muss ich irgendetwas über diese… eigentümliche… Band wissen?!“
Geringschätzig sah Kim zu ihrer Freundin.
„Hör einfach auf die Texte! Die haben mehr Sinn, als von den Ärzten!“
„Na ich will erst mal sehen, ob sie so eine Drei-Stunden-Show nachmachen können und dann reden wir weiter! Und außerdem nehmen die Ärzte es sehr ironisch, du Held!“
Kim wollte gerade zu einer deftigen Antwort ansetzen, als da auch schon das Intro einsetzte, sodass ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne gelenkt wurde.

Lang schon bin ich auf der Welt
Als dass mir jeder Stand gefällt
Der König frisst, der Bettler hungert
Die Dirne vor dem Himmel lungert
Als Narr hab ich Spott und Zwietracht gesät
Hab als Priester um Erlösung gefleht
Weit haben mich die Füße getragen
Hört, hört mich sagen
: Niemals
Ich werde nie ewig sein
Niemals
Dummheit wird mein Henker sein :
Ich kenn' Menschen mannigfalt
Klein und groß, jung und alt
Im Himmel röstet diese Brut
Ergebenheit die schürt die Glut

Wo Macht und Lüge Wahrheit tritt
Tut die Dummheit meist den ersten Schritt
In der Hölle ist das Paradies
Reich an Tagen – hört mich sagen
: Niemals... :
Stumpfsinn wärmt des Thrones Lehne
Der Pfeil liegt auf der Sehne
Bereit zum Schuss mich zu strecken
Hab gewagt mein' Stolz zu wecken
Der Schütze zittert schweißdurchnässt
Ein Fingerzeig ihn warten lässt
Die Augen zu, er hält inne
Der Sonne Glanz durchfährt die Sonne
: Niemals... :
Niemals
Niemals
Ich werde nie unsterblich sein


Lina kannte das Lied vielleicht nicht, aber dafür hatte sie ein ungewohnt gutes Gespür für den Rhythmus. Sie wippte mit dem Kopf mit und konzentrierte sich auf den Sänger. Die Stimme war echt charismatisch, da ging nichts daran vorbei. Den Blick zum Bassisten vermied sie geflissentlich, obwohl sie seinen auf sich spürte. Das Konzert schritt fort und Lina ging sogar so weit, das Feeling zu genießen und ganz und gar auf zu gehen. Am Ende des Konzertes glänzten ihre Augen, obwohl sie zugleich leicht verschwitzt war.
„Und?“, wollte Kim wissen, während sich das Gelände hinter ihnen langsam leerte.
„Joa…“ erwiderte Lina verhalten, aber ihr Gesichtsausdruck strafte ihre Worte Lügen.
„Ja, ja…Von wegen!“, grinste Kim. „Ach übrigens…Unsere Backstage ist in einer Stunde…Du kommst doch mit oder? Immerhin musst du dich ja noch bei einem gewissen Bassisten entschuldigen!“
Lina verzog das Gesicht.
„Bleibt mir denn was anders übrig? Ich glaube nicht, sonst schleifst du mich noch an den Haaren dahin!“
Review schreiben
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast