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Eine gefährliche(?) Jagd

von Arawn
Kurzbeschreibung
GeschichteParodie / P12 / Gen
Edward Hyde Henry Jekyll
25.05.2008
02.05.2009
18
15.983
 
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25.05.2008 815
 
Edward Hyde

Darauf hatte ich schon seit Stunden gewartet. Henry war endlich eingeschlafen. Ich übernahm den Köper und sah mich um. Zu meiner Linken gab es einen riesigen Wald und zu meiner Rechten Berge. Um das Bild zu vervollkommnen ging die Sonne gerade blutrot unter. Eine wirklich sehr langweilige Aussicht. Ich starrte seit einer Stunde angeödet in den Wald. Hieß es nicht, in Rumänien gäbe es nachts eine Menge gefährlicher Räuber? Warum kam denn dann keiner? Ich brauchte endlich eine Abwechslung.
„Wie lange dauert die Fahrt denn noch?“, fragte ich den schweigenden Kutscher ungeduldig, doch bekam ich keine Antwort.
„Hey! Ich habe dich etwas gefragt!“ Keine Reaktion.
„Jetzt antworte gefälligst!“, befahl ich dem Kutscher wütend, doch dieser regte sich noch immer nicht.
Zur Hölle mit dem Kutscher! Wenn ich ihn nicht bräuchte, um zum Gasthaus zu gelangen, dann ...
Eine Bewegung am Waldesrand riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah genauer hin, was sich dort befand und als ich es erkannte, konnte ich mein Glück kaum fassen. Nur wenige Meter entfernt war ein Wolf.
Ich wollte mich gerade zum Kutscher umdrehen, um ihn herunterzuwerfen, als mir einfiel, dass ich ihn ja noch brauchte. Da entdeckt man schon mal einen Wolf und dann ist der einzige Mensch in der Nähe ein tauber Kutscher, den ich noch brauchte. Genauso wie die Pferde, fiel mir ein, als der Wolf sich in Bewegung setzte. Ich zog meinen Revolver hervor und schoss. Ich traf gleich beim ersten Mal. Der Wolf jaulte noch einmal laut auf, bevor er tot umfiel. Und der Kutscher zeigte noch immer keinerlei Regung. Vielleicht war er wirklich taub. Eine wirklich glückliche Fügung.
Ich suchte den Waldrand ab und schon kurze Zeit später sah ich wieder einen ausgehungerten Wolf. Diesmal wartete ich lange genug, dass der Wolf nur noch drei Schritt weit entfernt war und drückte ab. Das Blut spritzte weit, wie ich es mir gewünscht hatte.
So vergingen Stunden, in denen ich die Wölfe erschoss, wobei ich sie immer näher kommen ließ, bis sie letztlich stets nur noch wenige Zentimeter entfernt waren.
Als die Sonne aufging, zogen sich zu meinem Bedauern auch die Wölfe zurück. Kein einziger zeigte sich mehr.
Ich begann, meine anfängliche Tätigkeit fortzusetzen und starrte gelangweilt die Bäume an.
Nach einer halben Stunde hasste ich die Bäume mindestens genauso sehr wie den tauben Kutscher, den man nicht einmal mit einigen Gemeinheiten ärgern konnte.
Ich griff nach einer unserer Taschen und suchte nach etwas, womit ich mir die Zeit vertreiben konnte. Ich nahm drei Pflöcke heraus und begann sie zuzuspitzen, doch war dadurch lediglich eine anderthalbe Stunde vergangen. Anschließend begann ich meinen Revolver zu reinigen, was ich selbst nach mehrmaligen auseinandernehmen, nach eine dreiviertel Stunde beendet hatte. Immer wieder warf ich einen Blick auf die kleine Taschenuhr, die Henry immer bei sich trug. Noch mindestens zehn Stunden. Konnten diese verfluchten Pferde nicht schneller laufen?
Das brachte mich auf eine Idee. Ich nahm meine Pistole, in der ich noch zwei Schuss hatte, stellte mich auf und zielte nur wenige Zentimeter neben die Pferde und schoss innerhalb weniger Sekunden neben jedes Pferd. Die Pferde scheuten und begannen dann halb wahnsinnig loszugaloppieren. Hätte ich mich nicht rechtzeitig gesetzt, wäre ich wohl von der Kutsche gefallen. Verzweifelt versuchte der Kutscher die Pferde unter Kontrolle zu bekommen, jedoch vergeblich.
Ich genoss den Fahrtwind und lehnte mich zurück, während um mich herum alles vorbeirauschte.
Drei Stunden später liefen die Pferde langsamer als zu Beginn der Fahrt, wie ich genervt registrierte. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Pferde uns bis ins Dorf brachten.
Während der Kutscher mich nuschelnd verfluchte, dabei jedoch nicht auf meine Flüche und Beschimpfungen einging, blieb mir nichts anderes, als wieder die Bäume zu beobachten. Irgendwann döste ich wohl, angesichts dieser eintönigen Aussicht, ein.
Ich erwachte, als die Kutsche endlich anhielt.
Ich stieg von der einfachen Kutsche herunter, nahm den Koffer und die Tasche und wandte mich zum Gehen, als der Kutscher mir „Geld!“ zurief. Ich ging einfachweiter, doch schließlich packte er mich an der Schulter und ich drehte mich zu ihm herum. Ich brauchte den Kutscher doch nicht mehr. Ein überglückliches Grinsen erschien auf meinem Gesicht, als ich meinem Gegenüber endlich einen kräftigen Faustschlag verpassen durfte, der den Kutscher bewusstlos zu Boden gehen ließ. Da sich niemand auf dem kleinen Platz aufhielt, konnte ich ungesehen verschwinden und mich dem Gasthaus zuwenden.
„Willkommen im Hotel „am ersten Platz“!“, begrüßte mich der dickliche Wirt überschwänglich.
„Wie kann ich ihnen dienen?“, fuhr der Wirt fort, als ich mich an der Theke gesetzt hatte. Endlich war ich an meinem Ziel angelangt.
„Den besten Wein!“, verlangte ich und als ich ihn kurze Zeit später trank, konnte ich nur zustimmen. Dieser Wein war außergewöhnlich, vor allem wegen seines Knoblauchgeschmackes. Die Tatsache, dass ich keinerlei Geld bei mir trug, störte mich nicht, da sie immer erst, nachdem man den Wein getrunken hatte, Geld wollten. Und genug Teller für Henry gab es hier bestimmt.
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