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Eine gefährliche(?) Jagd

von Arawn
Kurzbeschreibung
GeschichteParodie / P12 / Gen
Edward Hyde Henry Jekyll
25.05.2008
02.05.2009
18
15.983
 
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25.05.2008 943
 
Henry Jekyll          

Lisa sah mich mit warmer Zuneigung an. Ihre Augen sprühten vor Liebe zu mir, während sie mir mit ihrer wunderbar sanften Hand leicht eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht strich. Sie lächelte auf mich herab und streichelte zart meine Wange und ich wusste, dass ich im Paradies war. Ich spürte das federweiche Kissen unter meinem Kopf, von dem ein zarter Rosenduft ausging und welches leicht seine Form veränderte, als Lisa sich näher zu mir herunter beugte.
“Ich habe dich so vermisst”, flüsterte ich ihr heiser zu.
“Oh, ich wusste, dass du meine Liebe erwidern würdest, mon Chèri”, antwortete Lisa mit seltsam männlicher Stimme.
Mit einem Schlag war ich hellwach und meine Sinne hörten auf, mir einen Traum vorzugaukeln. Nicht Lisas Gesicht war es, dass dem meinen so nah war, sondern das Gesicht dieses notgeilen, schwulen Vampirs!
Der Schreck lies mir Flügel wachsen und ich flog in hohem Bogen aus dem Bett und landete unsanft mit dem Hinterteil auf dem harten Steinboden.
“Oh, mon Chèri, hast du dich verletzt? Lass mich sehen, ob du unversehrt bist.”
Damit war der Vampir schon neben mir und betastete mich, bevor ich wusste, wie mir geschah.
“Nein, Nein!”, protestierte ich und wollte auf die Beine springen, doch mit ungewöhnlicher Stärke zog der Vampir mich auf den Boden zurück, um mir das Hemd unglaublich geschickt aufzuknöpfen und meinen Oberkörper zu inspizieren und abzutasten. Bevor dieses Affentheater noch weitergehen konnte, schob ich den übermotivierten Vampir mit einem Fuß von mir, während ich mich an der Wand gestützt aufrichtete und ihm versicherte: “Mir geht’s gut! Machen Sie sich keine Umstände!”
Ich knöpfte das Hemd schnell wieder zu und versuchte fieberhaft eine Möglichkeit zu finden, doch noch lebend hier heraus zu kommen. So offensichtlich der Vampir mich auch zu mögen schien, war er doch immer noch ein Vampir und somit von Blutdurst geleitet.
Und was das Unterfangen noch erschwerte: Ich war waffen- und mittellos.
“Wo bin ich hier?”, fragte ich, um Zeit zu schinden.
“In meinem Zimmer”, erklärte der Grafensohn mit einer ausladenden Handbewegung. Tatsächlich war das Zimmer vollgestopft mit verschiedensten Kissen, Kerzen und Tüchern und ein Duft nach Rosen schien jeder Zimmerecke anzuhaften. “Ich konnte dich doch nicht so ganz allein und verletzt in deinem Zimmer lassen. Aber wie ich sehe, scheinst du dich gut in meiner Gegenwart erholt zu haben.”
Dabei kam der Vampir mir für meinen Geschmack schon wieder viel zu nah und legte mir seinen Arm um die Schulter.
“Äh - j-ja”, stotterte ich, zu schockiert von den Ereignissen, um noch klar denken zu können. “Ich - “
“Ja, mon Chèri?”
“- ich -“
“Was ist, mein Liebster?”
“- ich -  muss mal aufs Klo!”
Damit entwand ich mich seiner Umarmung und flitzte zur Tür, um hinauszustürmen und sie hinter mir zuzuschlagen. Dann atmete ich tief durch und versuchte, meine Gedanken zu sortieren und meine berufliche Professionalität zurück zu erlangen.
Was war nur mit diesen Vampiren los? Waren die etwa alle verrückt?
Erst jetzt merkte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hinterkopf, der diesmal definitiv nicht von Besäufnis seitens Hyde stammte. Als ich meinen Kopf vorsichtig betastete, spürte ich eine große Beule, die unter meinen Haaren erwuchs. Ich bekam so eine dunkle Ahnung, das Hyde etwas damit zu tun hatte. Was hatte dieser verrückte Psychopath nun schon wieder angerichtet? Zumindest war seine Vampirjagd wohl weniger erfolgreich gewesen, da diese Kreatur auf der anderen Seite der Tür immer noch lebte!
Ich schloss noch einmal die Augen in tiefer Konzentration, atmete dreimal tief durch und öffnete die Augen, um diesem Spuk hier endlich ein Ende zu bereiten.
Plötzlich jedoch stand jemand vor mir, der vor wenigen Sekunden noch nicht hier gewesen war.
“Was ist los mit dir, mon Chèri? Du bist so blass. Bist du krank?”, fragte mich Herbert ehrlich besorgt.
Ein weibischer Aufschrei entrang sich ungewollt meiner Kehle und ich nahm die Beine unter die Arme und rannte, was mein Körper hergab. Weit kam ich leider nicht, denn schon, als ich um die erste Ecke bog, stieß ich mit einer dunkel gekleideten Gestalt zusammen und riss sie mit mir zu Boden. Entsetzt sah ich, dass ich den Graf höchstpersönlich umgerannt hatte. Bisher wusste ich nicht, dass Vampire einen so roten Kopf bekommen konnten, doch als der wutentbrannte Aufschrei folgte, hatte diese Erkenntnis plötzlich keinerlei Bedeutung mehr.
Doch bevor der Graf seine Vampirzähne in mich bohren konnte, kam mir unerwartet Herbert zu Hilfe.
“Oh, das tut mir Leid, Vater. Wir haben nur Fange gespielt und uns dabei etwas gehen lassen”, sagte dieser entschuldigend und legte seinen Arm um meine Taille.
“Herbert, ich hoffe, du übertreibst es diesmal nicht so wie mit deinem letzten Liebhaber”, war das einzige Kommentar des Grafen, als er aufstand und sich entfernte. Plötzlich wünschte ich mir, der Graf würde mich nicht mit seinem Sohn allein lassen. Lieber würde ich dem Grafen dafür einen halben Liter Blut spendieren. Doch der Graf war schon davon und ich wieder mit Herbert allein.
Dieser zog mich auch prompt noch näher an sich heran und zwinkerte mir verführerisch zu, als ich ihm einen heftigen Stoß in den Brustkorb gab, sodass er das Gleichgewicht verlor und fiel. Diese Gelegenheit nutzte ich, rannte fort und in das Zimmer, dass mir am ersten Abend zugewiesen wurde und schloss mich ein.                  
Verzweifelt setzte ich mich auf den nächstbesten Stuhl und bemitleidete mich, wie ich denn in eine solche Situation hatte geraten können. Dabei fiel mein Blick auf meine Vampirjägertasche, aus der Hydes Weinvorrat hervor lugte.
Ich beschloss, Hyde das erste Mal in seinem kümmerlichen Leben einen Kater zu verpassen.
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