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Fremde Gefühle (J&H)

von Arawn
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Gen
Edward Hyde Henry Jekyll
07.05.2008
29.04.2009
20
27.827
 
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07.05.2008 1.248
 
Das Ende des Experiments?

Meine Hände zitterten so stark, dass mir die Morgenzeitung herunterfiel. Das war alles nur ein Alptraum! Es konnte gar nicht wahr sein!
Ein Blick auf die am Boden liegende Zeitung belehrte mich eines besseren. Es war geschehen. Und nur ich wusste, wer der Schuldige war.

Der Bischof auf grausame Weise ermordet!

, verkündete die Schlagzeile. Der anklagende Blick des Bischofs auf dem Bild galt mir. Es war irrsinnig, doch wusste ich, dass es so war. Es war kein Zufall, dass der Bischof als Mitglied des Board of Gouverneur getötet wurde. Er, der mein Ersuchen abgelehnt hatte.
Ich musste aufhören! Ich durfte dieses Experiment nicht länger durchführen!
Ich ging schnell zu der Tür, die in mein Labor führte, da sah ich den Spazierstock auf dem Boden liegen. Der Griff war rot verfärbt vom Blut. Schaudernd nahm ich den Spazierstock in mein Labor, um ihn dort zu verstecken.
Auf dem Weg nach unten strauchelte ich mehrmals. Mir schwindelte noch von dem vielen Alkohol den Hyde getrunken hatte.
Ich hastete zu meinem Labortisch und nahm alle Chemikalien herunter und schloss sie sorgfältig weg, zusammen mit dem grausigen Mordinstrument.
Anschließend hastete ich zum Tisch, schlug mein Logbuch auf und schrieb.

19. Oktober
9:30 Uhr

Das Experiment hat eine grausige Wendung genommen. Hyde hat den Bischof ermordet. Ich werde hiermit das Experiment aufgeben und Hyde zusammen mit dem grausigen Geheimnis für immer in mir verschließen. Hyde wird nie wieder zurückkehren.


Ich legte den Stift nieder und kämpfte gegen die Tränen der Verzweiflung an. Was hatte ich nur getan? Warum hatte ich nicht auf die anderen gehört? Ich wollte die Welt von den Verbrechern und Mördern befreien und habe selbst einen entfesselt.

Nach einigen Minuten hatte meine Fassung zurückerlangt und ging nach oben in den Speisesaal, um zu frühstücken. Schon allein beim Gedanken an Essen wurde mir übel. Doch sollte ich mir meinen Zustand nicht anmerken lassen. Poole machte sich schon Sorgen, genau wie meine Freunde.
“Sir, Herr Utterson wünscht Sie zu sprechen.”, sagte Poole zu mir, als ich aus meinem Zimmer kam.
“Ja, gut. Ich werde ihn im Wohnzimmer empfangen.”, antwortete ich ihm. Ich war froh, so um das Frühstück zu kommen, doch auch besorgt. Wusste John vielleicht etwas? Es war sicher kein Zufall, dass er jetzt auftauchte.
Es brachte nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die Antwort würde ich in wenigen Minuten bekommen. Ich ging zum Wohnzimmer und ließ mich in einen Sessel sinken und war  erleichtert, dass der Schwindel und die Kopfschmerzen etwas nachließen. Ich schloss kurz die Augen.
“Henry?”, ertönte Johns Stimme von der Tür. Ich sah ihn an und bedeutete ihm, mir gegenüber Platz zu nehmen.  
“Henry, ist alles in Ordnung?”, fragte mich John besorgt.
“Ja. Ich habe nur schlecht geschlafen.”, erwiderte ich. Er sah mich zwar zweifelnd an, kam aber dann zu dem Punkt, weshalb er hier war.
“Henry, du musst dich von Hyde lösen. Ich weiß er ist dein Assistent, aber er ist brutal und gefährlich. Er hat den Bischof umgebracht!”, erzählte er aufgebracht.
“Ich weiß John, ich weiß. Und ich habe mich bereits von ihm getrennt. Er wird nie wieder zurückkehren.”, antwortete ich schwach.
“Schwörst du es Henry? Er tut dir nicht gut. Er hat dich verändert. Schwöre mir, dass du dich von ihm fern hältst und er nie wieder zurückkommt!”
“Ich schwöre es dir, alter Freund.”, versprach ich ihm.
“Ich bin froh, dass Hyde fort ist. Ich hoffe, es kehrt bald Frieden ein.“, sagte John. Er musterte mich eingehend.
“Du siehst wirklich nicht gut aus, Henry. Ich werde nun gehen. Du solltest dich ausruhen. Wir werden uns bald wiedersehen. Bis dahin, Henry. Guten Tag!” Mit diesen Worten verließ John den Raum. Wahrscheinlich hatte er Recht und ich sollte mich wieder hinlegen. Seinen Bemerkungen nach, musste ich mindestens genauso elend aussehen, wie ich mich fühlte. Ich vertrug einfach keinen Alkohol und Hyde schien gestern abend davon nicht gerade wenig getrunken zu haben.
“Poole, ich werde mich noch eine Weile hinlegen. Störe mich bitte nicht.”, sagte ich zu meinem Butler.
“Wie Sie wünschen, Sir.”, erwiderte Poole nur unterwürfig und ich ging an ihm vorbei in mein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und legte mich auf mein Bett. Es dauerte nur wenige Minuten, bis ich in einen tiefen Schlaf fiel.

24. Oktober
20:19 Uhr

Ich schreibe in dieses Buch, um mich abzulenken. Ich halte es langsam nicht mehr aus. Meine Hände zittern so stark, dass ich diesen Stift kaum halten kann. Mein Kopf schmerzt und vor meinen Augen flimmert alles. Ich würde gern schreiben, dass es mir nun, da Hyde verschwunden ist, besser geht, doch schreit mein ganzer Körper nach dem Elixier. Seit zwei Nächten habe ich nun nicht mehr geschlafen. Ich schrecke immer wieder aus Alpträumen auf. Immer wieder befällt mich plötzlich panische Angst. Manchmal sind ganze Stunden aus meinem Gedächtnis gelöscht. Ich kann nicht mehr nach draußen, denn das Licht ist eine pure Qual. Lediglich eine Kerze erhellt seit Tagen mein Zimmer. Ich esse nichts mehr und trinke kaum. Poole macht sich Sorgen und auch John und Lisa waren schon dreimal da, doch will ich niemanden sehen. Jede Sekunde ist eine einzige Qual. Wann wird das aufhören? Wird es je aufhören?
Wenn ich nur ein wenig HJ7 nehmen würde, wäre alle Pein vorbei... Nein! So etwas darf ich nicht einmal denken!

25. Oktober
0:32 Uhr

Was habe ich nur getan?! Ich wollte es nicht mehr soweit kommen lassen! Doch nun steht vor mir ein leerer Becher, in dem sich vor wenigen Sekunden noch das schreckliche Elixier befand. Ich hätte es wegschütten sollen! Ich bin so ein... Da ist er wieder der Schmerz. Die Verwandlung beginnt. Das darf nicht geschehen. Wenn ich nur stark genug ankämpfe, dann


Der Stift landete mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Ich schrie gepeinigt auf. Doch kämpfte ich weiter verpissen gegen Hyde an. Er durfte nicht die Oberhand gewinnen! Er durfte nicht...

~*~*~*~

Endlich spürte ich nach so langer Zeit, wie die Verwandlung einsetzte. Viel zu lang war ich hier eingesperrt gewesen. Viel zu lang war ich in dieser alles verschlingenden Dunkelheit.
Was war das? Henry kämpfte hartnäckig gegen mich an. Glaubte er wirklich, er könnte gewinnen? Ich hatte die ganze Zeit meine Kräfte sammeln können, während er immer schwächer und ausgezehrter wurde.
Ein letztes Mal bäumte er sich auf und dann hatte ich ihn besiegt. Endlich war ich wieder frei!
Ich nahm das Buch auf und las mir die wenigen Zeilen durch, die er hinterlassen hatte. Dann nahm ich den Stift und begann selbst zu schreiben.

Henry weshalb machst du mich für den Mord verantwortlich? Es waren deine Gefühle, die mich dazu gebracht hatten, diesen alten Knacker zu töten. Mir war er völlig egal. Nur wegen dir konnte ich die kleine Lucy nicht besuchen. Doch das werde ich heute wieder gut machen. Sicherlich vermisst sie mich schon.

Ich legte den Stift nieder und ging zu dem Schrank, in dem der Spazierstock lag. Ärgerlich wusch ich das Blut vom Griff ab. Weshalb musste ich das machen und somit wertvolle Zeit vergeuden? Henry hätte das die ganze Zeit tun können.
Ich ging nach oben, zog mir einen Anzug an, nahm einige Geldscheine und verließ das Haus, um in den dunklen Gassen Londons zu verschwinden.



Wieder ein Kapitel. Ich hatte für dieses Kapitel eigentlich mehr geplant, aber da ich so lange Kapitel nicht mag, habe ich das andere aufs nächste Kapitel verschoben.
Ich hoffe, es hat euch gefallen und freue mich wieder über Kommis. ^^

LG

Phantoms Mask
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