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Fremde Gefühle (J&H)

von Arawn
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Gen
Edward Hyde Henry Jekyll
07.05.2008
29.04.2009
20
27.827
 
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07.05.2008 1.095
 
Kein zurück

Ich hörte, dass Hyde mich rief. Ich hörte ihn und das verwunderte mich. Als ich ihm zuhörte, wurde mein Schrecken immer größer.
Was hatte er – nein, was hatten wir - gemacht?
Ich kämpfte mich hervor und spürte Lucys leblosen Körper in meinen Armen. Ich sah ihr bleiches Gesicht, das blutrotgefärbte Kleid und das mit Blut befleckte Bett. Und ich spürte noch immer den Griff des Messers.
„Nein...nein... Nein! Das war ich nicht .... das kann ich nicht.... nein, das...“, ich brach mein unverständliches Gemurmel ab. Meine Kehle schnürte sich zu und dieses Entsetzen, dass ich nun spürte, ließ sich nicht mit Worten beschreiben.
Ich sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Ich entriegelte von innen die „Rote Ratte“, rannte hinaus in die Nacht und ließ die Tür sperrangelweit offen. Das Letzte was mich jetzt interessierte, war diese verdammte Tür!
Ich rannte immer weiter und weiter, bis ich bei meinem Haus ankam. Ich rannte in mein Zimmer und verriegelte die Tür.
Dort sackte ich auf dem Boden zusammen. Was hatte ich nur getan? Wie hatte nur alles so schief laufen können? Ich wollte doch nur meinen Vater retten...
Ich hätte aufhören sollen, als ich noch die Chance hatte. Aber nun war es zu spät. Es gab nur noch einen Weg, all das Leid zu beenden und die Menschheit vor diesem Monstrum, dass in mir ruhte – das sich in mir versteckte – zu retten. Ich war es allen schuldig – sowohl denen, die ich liebte, als auch denen, die zu Opfern von Hyde geworden waren.
John besaß die Briefe, in denen ich alles erklärt habe. Sie liegen bei meinem Testament sicher verschlossen.
Ob es einen Himmel gab? Wenn es so war, dann musste es doch auch eine Hölle geben. Ich würde wohl in der Hölle landen. Der Gedanke machte mir Angst, doch hatte ich etwas anderes verdient? Und was konnte schlimmer sein, als diese Qualen und das Leid, dass ich verspürte?
Ich bedauere, dass ich Lisa nicht noch einmal gesehen habe. Sie hatte sich so auf die Hochzeit gefreut und nun würde sie nicht stattfinden. Ich wünschte, ich könnte sie noch ein letztes Mal umarmen. Ein letztes Mal sie küssen, ihren Duft riechen und ihr Lächeln sehen. Doch dafür war es zu spät. Ich war eine Gefahr für sie. Eine Gefahr für alle. Ich nahm einen Zettel und einen Stift und begann zu schreiben.

Es tut mir Leid. Es gibt keinen anderen Weg mehr. Es gibt keinen Weg mehr, mich zu retten und so will ich wenigstens die retten, die ich liebe.
Wenn ihr diese Zeilen lest, werde ich nicht mehr am Leben sein. Doch seid euch gewiss, dass ich diesen Schritt selbst gewählt habe und ich glücklich bin, wenigstens der Menschheit einen letzten Dienst zu erweisen.
Ich bin froh, euch kennen gelernt zu haben und euch meine Freunde nennen zu dürfen. Ich bin dankbar für all die Zeit mit euch.
Und Lisa: Ich liebe dich und werde dich auch über den Tod hinaus lieben. Mache dir keine Vorwürfe. Du bist das Wundervollste, das mir je passiert ist und ich wünsche dir, dass du eines Tages den Mann findest, er dich glücklich machen kann.

In Liebe

Henry


Ich stand auf und ging zu meinem Nachttisch, zog die Schublade hervor. Dort entfernte ich den doppelten Boden und nahm die Pistole, die dort versteckt war. Ich hatte sie mir gekauft, um mich vor Einbrechern zu schützen – nun nahm ich sie, um einen Eindringling, der sich in mir befand, auszulöschen.
Die Pistole wog schwer in meiner Hand und der Griff war kalt. Oder war es meine Hand, die kalt war? Ich klappte die Trommel auf und überprüfte die Munition. Sie war geladen. Ich ließ die Trommel wieder einrasten, setzte die Waffe an meinem Kopf und schloss die Augen. Dann drückte ich ab. Der Schuss hallte laut durch den Raum, aber das bekam ich nur am Rand mit, denn ich schlug schon auf dem Boden auf und spürte nur hämmernde Kopfschmerzen.

Glaubst du wirklich, dass ich dich denn jemals gehen lass? Glaubst du denn, du kannst jemals mir entflieh’n?

Wie war das möglich, wieso war ich nicht tot? Wieso hörte ich Hydes Stimme in meinem Kopf? Erst jetzt sah ich die Pistole am anderen Ende des Raumes und das Schussloch in der Decke. Eine kurze Pause, dann hörte ich Hydes Lachen.

Solltest du das glauben, unterschätzt du mich! Nimm das: niemals lasse ich dich einfach zieh’n!

„Du bist doch nichts, als ein Bildnis im Spiegel! Schließ ich die Augen, dann treibst du im nichts!“

Du wirst schon sehen ich bin mehr als ein Bildnis, ich bin die Spiegelung all deines Lichts!

„Das was du bist, ist das Ende vom Alptraum! Das was du bist, ist ein sterbender Schrei. Noch heute Nacht geht der Alptraum schnell vorbei!“

Pech gehabt, mein Freund! Das ist kein Traum und endet nie! Dieser Alptraum ist unendlich lang! Hyde bleibt immer da! Du bist gefangen – eingezäunt. Er wird stark und wächst, befreit von Zwang!

„Gleich wirst du sterben und wirst vergessen. Ich dräng dich zurück in verlorene Sphären!“

Nichts kannst du tun, denn du bist besessen! Jeden Tag wird dich mein Schmerz verzerren!

„Ich existier ohne dich einfach weiter, du aber nicht und das gibt mir die Macht, dich zu verjagen in kalter finstrer Nacht!“

Doch ich leb in dir immer weiter!

“Nein!“

Mit Satan persönlich im Leib!

„Nein!“

Und ich weiß, als Vermaledeiter, dass niemand uns trennen kann! Niemand trennt Jekyll von Hyde!

„Siehst du nicht, es ist vorbei, Zeit zu gehen!“

Du wirst seh’n, du musst geh’n!      

„Bin ich tot, stirbst du auch!“

Du löst dich in Schall und Rauch!

„Gott verdammt! Lass mich geh’n!“

Du wirst seh’n, du musst geh’n!

„Nein! Bin befreit!“

Wir sind eins, du bist Hyde!

„Nein, niemals!“

Doch, für immer!

„Gott verdamm dich Hyde! Mit all deinen Verbrechen! Verrotte in der Hölle!“

Ich warte auf dich, Jekyll!

„NIEMALS!“ Ich blieb keuchend liegen und schloss die Augen. Doch zu meiner Verwunderung war Hyde verschwunden! Nein, nicht ganz – ich spürte ihn noch, doch nur schwach. Hatte ich ihn etwa zurückgedrängt? Habe ich Zeit erkauft? Zeit, die ich vielleicht zur Suche nach einem Gegengift verwenden konnte?
Neuer Mut und Hoffnung durchströmte mich. Ich verschwand sofort in mein Labor, um die Zeit zu nutzen.

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Sorry, dass es so lange gedauert hat. Erst Schreibblockade und dann Schulstress ^^°
Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefangen. Das Gespräch ist aus dem Lied „Konfrontation“.
Seid so nett und hinterlasst ein Kommi, bevor ihr euch wieder in die Untiefen des Internet stürzt ^^

LG

Phantoms Mask
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