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Fremde Gefühle (J&H)

von Arawn
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P16 / Gen
Edward Hyde Henry Jekyll
07.05.2008
29.04.2009
20
27.827
 
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Dieses Kapitel
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07.05.2008 1.228
 
Die Verwandlung

Mit großen Schritten lief ich durch die dunklen Gassen. Ich lief immer weiter und immer schneller ohne wirklich auf den Weg zu achten. Und doch schaffte ich es nach einer halben Stunde vor meinem Haus zu stehen.
Ich wusste nun, was zu tun war.
Ich kramte meinen Schlüssel hervor und schloss die Tür auf, die sich knarzend öffnete. Poole kam herbeigeeilt, wobei nur die kleine Kerze, die er trug, die Umgebung.
“Herr, ich habe Sie erwartet. Soll ich Ihnen etwas zu essen bringen?”, fragte mich mein alter Butler zuvorkommend.
“Nein danke, Poole. Ich brauche nichts. Du kannst gehen.”, antwortete ich ihm ungeduldig und drängte mich an ihm vorbei. Ich konnte Pooles verwirrte Blicke, die er mir nachwarf nicht sehen, doch spürte ich sie deutlich im Rücken. Doch das kümmerte mich nicht. Ich stieg die Treppen hoch und stand wenige Schritte später vor der großen, aus Eichenholz gefertigten Tür, die in mein Zimmer führte. Kaum das ich in mein Zimmer eingetreten war, verschloss ich die Tür. Ich wollte nicht gestört werden. Ich durchquerte mein Zimmer und öffnete die einfache Tür, die sich gleich neben einem großen Bücherregal befand und hinunter in mein Labor führte.
Ich stand über meinen Tisch gebeugt und las mir alles noch einmal durch und rechnete jede Formel dreimal nach. Es gab keinen Fehler. Diese Formel war fehlerlos. Es konnte nichts schief gehen.
Mir war mulmig zumute, doch wusste ich zugleich auch, dass mir keine andere Wahl blieb. Wenn ich diesen Schritt nicht wagte, wäre meine jahrelange Arbeit nutzlos. Alles wäre umsonst gewesen. Nein, so durfte es nicht enden!
Ich griff nach einer meiner unzähligen Flaschen und gab wenige Tropfen der darin befindenden Chemikalie in einen Becher, wobei ich sehr gewissenhaft zählte. Ich wollte gar nicht daran denken, was geschehen könnte, wenn mir ein Fehler unterlief. Ich warf erneut einen Blick auf meine Formel. Ich hatte bereits lange zuvor schon einige Vorbereitungen getroffen, sodass ich bereits einen Großteil mein Elixier schon fast vollendet war. Jetzt fehlte nur noch eine Zutat. Ich band meinen linken Oberarm ab und nahm eine Spritze vom Tisch. Die letzt Zutat war Blut. Mein Blut. Ich spürte kaum, wie die Nadel meine Haut durchdrang und nachdem ich mir genug Blut abgenommen hatte, zog ich die Spritze heraus und drückte ein Tuch auf die Einstichstelle. Nach wenigen Minuten nahm ich das Tuch weg, legte den Strick, mit dem ich meinen Arm abgebunden hatte, ab und nachdem langsam wieder Gefühl in meinen linken Arm gekommen war, fügte ich das Blut meinem Elixier hinzu. Sofort nahm es eine blutrote Färbung an.
Ich schlug mein Logbuch auf und begann zu schreiben.

13. September
23:56 Uhr

Ich habe das Experiment allein begonnen und ich werde es allein zu Ende bringen. Ich selber muss die Versuchsperson des Experimentes sein.


Ich legte den Stift zur Seite. Ja ich musste es selbst tun! Es gab keinen anderen Weg. Ich nahm den Becher in die Hand und hielt ihn ins Licht. Der rote Schein faszinierte mich und die Farben tanzten grazil über alle Gegenstände, auf denen sich das Licht brach.
Ich wusste, wenn ich es tun wollte, so musste ich es jetzt tun, bevor mich der Mut verließ.
Entschlossen setzte ich das Glas an meine Lippen und leerte den Becher in einem Zug. Sofort nahm ich wieder meinen Stift, um alles, was ich spürte, festzuhalten.

23:58 Uhr

Ich habe 100 ml des Elixiers JH7 getrunken. Bitterer Geschmack. Brennt auf der Zunge. Warmes Gefühl in der Kehle. Die Hitze verbreitet sich schnell durch meine Venen. Leicht euphorisches Gefühl. Leicht schwindlig. Keine auffälligen Veränderungen im Verhalten.


Zufrieden wollte ich mich zurücklehnen, als ich plötzlich einen brennenden Schmerz in meiner Brust fühlte. Ich zwang meine verkrampfte Hand zum Papier und kritzelte keuchend.

Schmerz. Jemand ist da. Ich bekomme keine Luft. Ist das der Tod? Brennender Schmerz jetzt im ganzen Körper. Irgendwas erdrückt mich. Verdrängt mich. Ich kann nicht läng

~*~*~*~


Was ist das? Dieser Schmerz? Was passiert hier? Ich wollte schreien, doch konnte ich es nicht. Ich konnte es noch nie. Ich wollte um mich schlagen, doch hatte ich keinen Körper, mit dem ich um mich schlagen konnte. Und doch spürte ich diesen brennenden Schmerz, der mir das Bewusstsein rauben würde, wenn ich einen Körper hätte. Der Schmerz steigerte sich ins unermessliche. Und dann sah ich einen Lichtschimmer. Warum konnte ich überhaupt etwas sehen in meiner ewigen Dunkelheit? Erneute Qualen ließen mich aufschreien. Und diesmal konnte ich schreien. Ich hörte es. Und nun konnte ich auch sehen. Die graue Betondecke über mir mit den einfachen Lampen. Ich fühlte die Kälte, die vom Fußboden, auf dem ich lag, ausging. Ich lag keuchend auf dem Boden, während die Schmerzen verebbten.
Was war passiert? Weshalb konnte ich fühlen? Weshalb war es mir plötzlich möglich zu sehen, zu schreien?
Ich weiß nicht wie lange ich da lag und alle Eindrücke auf mich einwirken ließ, doch schließlich erhob ich mich. Ich stand anfangs noch etwas unsicher, doch nur wenige Minuten später stand ich sicher und auch das Gehen bereitete mir keine Schwierigkeiten mehr. Doch was war der Grund dafür, dass ich all dies konnte. Ich ging zu einem Tisch, der im Zimmer stand und hob ein dünnes Buch, das davor lag, auf. Neugierig schlug ich es auf und begann zu lesen.

Das Logbuch von Dr. Henry Jekyll

In jedem von uns gibt es zwei Wesen. Es ist der Fluch der Menschheit, dass gut und böse, diese unversöhnlichen Zwillinge, einen ewigen Kampf in uns führen müssen.
Ich sagte mir, wenn es mir gelänge, diese beiden Naturen in zwei getrennte Persönlichkeiten zu spalten, wäre das Leben von jeder Unerträglichkeit befreit.


War es dass, was passiert war? War es ihm gelungen, diesem alten Narr?
Doch ich wollte es genauer wissen, also blätterte ich irgendwelche beliebigen Seiten auf, um zu lesen, was passiert war.

3. Dezember
22:48 Uhr

Ich habe gerade einer Ratte das Elixier HJ1 gespritzt. Keine auffälligen Veränderungen.

4. Dezember
9:12 Uhr

Die Ratte ist tot. Ihre Haltung zeugt von großen Schmerzen. Ich muss die Formel überarbeiten und die Dosierung senken.


Das brachte mich nicht weiter. Ungeduldig übersprang ich fast die Hälfte des Buches.

9. Juli
0:05 Uhr

Ich habe soeben die tote Ratte entdeckt. HJ6 musste einen Fehler beinhalten. Ich werde die Formel erneut überarbeiten. Doch das Ziel ist zum Greifen nah. Die Ratte war weniger aggressiv gewesen und hatte zwei Tage überlebt.


Auch das interessierte mich nicht. Ich blätterte bis zur letzten beschriebenen Seite. Jekyll hatte abgebrochen mit Schreiben, doch sagten diese wenigen Zeilen genug. Ich wusste, was passiert war. Ich lächelte. Ich nahm den Stift auf. Wir wollten den Bericht des Doktors doch nicht unvollständig lassen. Wie spät war es eigentlich? Ein Blick auf die Uhr, beantwortete meine Frage: 0:15 Uhr. Aber der Doktor liebte genaue Berichte, also wollen wir ihm doch den Gefallen erweisen und die Zeit ehrlich angeben, zu der ich erwachte.

Mitternacht

Unerwartete Entwicklung.
Verzeih, Doktor Jekyll. Ich vergaß das Licht zu löschen.


Mit diesen niedergeschriebenen Worten löschte ich die Kerze. Es war Zeit, das Leben kennen zu lernen.

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Das war das zweite Kapitel und endlich konnte ich Edward Hyde auftreten lassen. \(^o^)/
Eigentlich sollte dieses Kapitel weiterführen, aber letzten Endes hat sich die Verwandlung und die Logbucheinträge in die Länge gezogen. ^^°
Ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und freue mich immer über Kommis und konstruktive Kritik.

LG

Phantoms Mask
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