Honey ~ Der Weg deines Herzens
von LunaLu
Kurzbeschreibung
Für die junge Honey bricht eine Welt zusammen, als einer ihrer vom Gesetz gejagten Brüder von Soldaten gefasst wird und sich vor ihren Augen das Leben nimmt. Schlimmer noch - der Hauptmann, Captain Love, nimmt sie gefangen. Es scheint, als stünde Honey nun die schlimmste Zeit ihres Lebens bevor - doch eine unerwartete Beziehung entwickelt sich zwischen den beiden. Eine verbotene Freundschaft in einer Zeit der Gewalt und Rache, Liebe und Leidenschaft.
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
Captain Harrison Love
OC (Own Character)
06.04.2008
25.07.2021
40
168.234
6
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15.05.2016
3.952
Kapitel 39 - ZEITEN ÄNDERN DICH
Love blinzelte nicht einmal, als er sie anblickte.
Ihre Augen trafen sich. Ernst sah sie ihn an und ihre Unterlippe bebte leicht. Die Bedeutung der Worte, die sie im Kopf hatte, schien sie bereits zu lähmen, bevor sie sie überhaupt aussprach.
"Was haben Sie mit ihm gemacht?", fragte sie leise und als sie es gesagt hatte, hielt sie seinem Blick nicht mehr stand.
Love starrte sie nur an, wie sie auf seine Brust sah, den Kopf nun gebeugt, während ihr Haarsträhnen wie goldenes Wasser ins Gesicht fielen.
Er war ihr keine Antwort schuldig.
Als er nicht reagierte, sah sie auf und sagte mit einer eisernen Stimme, die nicht zu ihrem angsterfüllten Blick passte:
"Ich frage Sie ein letztes Mal; Haben Sie seinen Kopf- Was-Was haben Sie mit ihm gemacht?"
Love wollte kurz auflachen, ließ es dann aber sein. Ihre Worte klangen wie eine Drohung, und Drohungen passten gar nicht zu ihr.
"Was denn..“, fragte er stattdessen leicht spöttisch, "Was tust du, wenn ich nicht antworte?"
Nun lächelte er doch vage, Honey zu einer provozierten Reaktion herausfordernd.
Doch sie sah nur auf, immernoch ernst.
Betonungslos erwiderte sie nach einem kurzen Moment: "Dann gehe ich durch diese Tür und wir sehen uns nie wieder."
Loves Lächeln wurde etwas kleiner, blieb aber bestehen, breitete sich auf seine Augen aus. Er musterte sie kurz, dann holte er schwer Luft und antwortete.
"Er hat das Schicksal seines Bruders geteilt." Er ließ Honey keine Sekunde aus den Augen, um ihre Reaktion abzupassen.
Sie schloss kurz die Augen, als hätte eine Nadel ihre Haut durchstochen. Eine Hand schnellte beinahe reflexartig in Richtung ihres Mundes, um ein Schluchzen dahinter zu verbergen, doch Love hielt sie auf halbem Wege auf, ihr Handgelenk greifend.
"Was hast du erwartet?", fragte er, kälter.
Honey schüttelte abwimmelnd den Kopf und wollte ihr Handgelenk seinem Griff entziehen, doch er ließ es nicht los.
Stattdessen zog er sie sachte näher, um sein Gesicht dem ihren zu nähern, entweder um sie zu küssen oder ihr fester ins Gesicht schauen zu können; Eindeutig war es nicht. Doch Honey starrte ihn mit blitzenden Augen an und sagte: "Zeigen Sie es mir."
Love schüttelte den Kopf, eher ungläubig als verneinend und antwortete dann mit einem Anflug von Genervtheit: "Nein."
"Love!", sagte Honey laut und richtete sich auf, so dass sie jetzt vollends saß, ihren Oberkörper mit der Decke leicht verbergend.
Love biss die Zähne zusammen und starrte sie an. Dann ließ er sie ruckartig los. Sein Blick hatte eine Nuance angenommen, die Honey zusammenzucken ließ, als er aufstand.
Während er sich selbst zuende ankleidete, sagte er mit einer Handbewegung beiläufig: "Zieh dich an. Komm in mein Büro."
Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick verließ er den Raum.
Honey sah auf die Tür, die er hinter sich geschlossen hatte.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie zitterte, als fürchtete sie sich vor einem Geist, der jeden Moment aus dem Nichts erscheinen könnte.
Sie wollte an seine Tür klopfen.
Viel zu viel Zeit war vergangen, doch es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich hatte aufraffen können; aufstehen, anziehen, losgehen. Sie wusste nicht einmal, ob Love schon oder noch in seinem Büro war.
Ein Soldat hatte sie vor die Tür begleitet, nachdem er sie auf dem Hof gefragt hatte, wohin sie denn so freimütig wolle.
Honey war es aus irgendeinem Grund Recht.
Als sie in der Bewegung verharrte, unsicher, ob sie klopfen wollte, ob sie die Tür öffnen und sehen wollte, welches Grauen sich dahinter verbarg, trat der Soldat irritiert vor und klopfte an ihrer Stelle.
"Ja", kam es von innen.
Der Soldat öffnete die Tür. Honey bewegte sich nicht, stand nur da.
Durch die Gitterstäbe, die den Eingang des Büros vom Rest abtrennten, konnte man nicht den ganzen Raum überblicken. Doch die Sicherheitstür stand offen und Honey sah einen Teil von Loves Schreibtisch, an dem er offensichtlich beschäftigt saß und mit einer Feder auf ein bereits fast volles Pergament schrieb.
Honey war verwirrt, der Gedanke, dass Love normalen Arbeitstätigkeiten nachging, war ihr gar nicht gekommen. In ihrem Kopf hatte er kalt auf sie gewartet, die fürchterlichen Trophäen vor sich aufgereiht.
Sie gab sich einen Ruck und trat ein.
Love nickte dem Soldaten zu. "Sir", murmelte dieser und schloss die Tür hinter ihr.
Wie gelähmt ging Honey weiter, Love nicht aus den Augen lassend, während dieser weiter mit seinem Dokument beschäftigt war.
"Love", murmelte sie und blieb vor seinem Schreibtisch stehen. Er schrieb weiter.
"Love!", sagte sie mit Nachdruck.
"Setz dich", sagte er abwesend.
"Nein."
Er sah ausatmend auf. "Wann bist du so eigenwillig geworden", fragte er gespielt verzweifelt.
Honey war kaum nach Scherzen zu Mute.
Sie zog den Stuhl vor sich etwas zurück, ließ sich aber nicht nieder.
"Welchen willst du sehen?", fragte Love, während er den Blick auf sein Blatt richtete und weiterschrieb.
"Welchen-", stotterte Honey.
"Welchen von beiden", fragte Love, als ginge es darum, welches Kleid sie morgen anziehen wollte.
"Ich-", Honey fand keine Worte, ihr Zittern hatte wieder begonnen, leicht, aber bedrängend, "Ich- ich weiß nicht-"
Love hielt inne und sah sie plötzlich eindringlich an.
Ihre Lippen bebten. Ihre Augen waren hellblau, so intensiv war die Farbe immer, wenn Tränen darin standen.
Er atmete aus, legte die Feder bei Seite und beugte sich leicht seitlich von seinem Stuhl, hob mit beiden Händen etwas vom Boden auf und stellte es auf den Schreibtisch.
Honey zugewandt blickten die leeren Augen Joaquíns in ihre Richtung. Weiße Haut. Gespenstisch in Flüssigkeit schwebende Haare. Halboffener Mund, sogar Bartstoppeln waren zu sehen. Sein Gesicht. Kein Körper. Sein Gesicht, wie eine alptraumhafte Vision im Nichts vor ihr schwebend.
Sie konnte nicht einmal wegsehen. Sich nicht noch schnell entscheiden, es doch nicht sehen zu wollen.
Dieses Bild, das wusste sie sofort, würde sie nie wieder aus ihrer Erinnerung löschen können.
Sie sah den konservierten Kopf an. Nach einem langen Moment, einer oder zwei Minuten, in denen Love lauernd ihr Gesicht betrachtete, wandte sie die Augen ab. Und sie würde nicht zurückblicken, das wusste sie.
Stattdessen sah sie Love an, leer, als wäre er ein fremdes Objekt.
Mit brechender Stimme fragte sie: "Und daraus trinken Sie?"
Sie war erstaunlich ruhig. Keine Tränen flossen über. Ihre Beine gaben nicht nach.
Love hob den Kopf, überrascht. Dann nickte er. Ein ganz leichtes, beeindrucktes, beinahe schelmisches Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Honey nickte und dann füllte sich ihr leerer Blick - mit Verachtung.
Sie drehte sich um und wollte den Raum verlassen, langsam, als wäre das Gespräch eindeutig beendet.
Love erhob sich, als habe er damit gerechnet und sagte: "Warte."
Sie wartete nicht. Sie machte einen Schritt in Richtung Ausgang.
Mit drei schnellen Schritten war er bei ihr und drehte sie an der Schulter zu sich herum.
So reflexartig, wie er sich erhoben hatte, zuckte sie von seiner Berührung zurück und schlug seine Hand weg.
Ihr Blick war eiskalt.
"Ruhig", sagte Love und hob beschwichtigend die Hände. Er wollte nicht, dass die Situation eskalierte, denn Honey war es offensichtlich gleichgültig, dass er der psysisch Überlegenere war. Ihre nächste Handlung bewies dies eindeutig:
Mit voller Wucht, mit aller Kraft, die sie hatte, aller Wut, die sie spürte, schlug sie ihm mit der flachen rechten Hand ins Gesicht, so stark, dass sein Kopf tatsächlich zur Seite fuhr und er nicht nur den Schlag, sondern einen leichten, aber brennenden Schmerz auf der Wange spürte.
Er verharrte, die Augen geschlossen, den Kopf zur Seite gewandt.
"Machen Sie das auch mit meinem Kopf, wenn Sie fertig sind?!", fragte sie, und es war keine Provokation, kein Spiel, keine ernstgemeinte Frage.
Es war eine und jede Beleidigung, es war ein Dolch, den sie ihm ins Herz stoßen wollte, ihre Stimme scharf wie eine Klinge.
Love leckte sich mit der Zunge über die Lippen, dann wandte er langsam den Kopf zurück zu ihr, die Augen blitzend. Die reflexartige Ohrfeige zurück, die er unterdrückt hatte, schien in seinem Blick zu liegen.
"Nein, dein Kopf gefällt mir so besser", sagte er und nickte ihr leicht zu.
Ihre Hand zuckte, doch bevor sie zuschlug, fügte Love hinzu: "Wenn du mich noch einmal schlägst, schlage ich zurück.“
Honeys Augen blitzten - und sie schlug zu.
Erneut wurde Loves Kopf zur Seite gerissen. Er biss sich auf die Lippe und sah Honey eiskalt an. „Ich werde dir wehtun“, sagte er zusammengenommen, aber drohend.
Honeys Hand blieb diesmal, wo sie war. Jetzt schwankte ihr Zorn und ihre Lippen bebten noch heftiger als zuvor. Eine Träne lief über den Rand ihrer Augen hinaus und tropfte wie ein Stein zu Boden.
"Sie haben mir schon wehgetan", hauchte sie heiser, die Stimme nicht fester als die Lippen. „Antworten Sie! Machen Sie das auch mit mir? Erregt Sie die Vorstellung?!!“ Love schaute in ihre Augen, die Brauen leicht verengt. „Nein“, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
Honey starrte ihn mit bebenden Lippen an, fest, forschend, als wolle sie die Wahrheit in seinem Gesichtausdruck lesen. „Warum tun Sie das?“, hauchte sie und schloss die Augen, als hätte sie Schmerzen.„Was sind Sie nur für ein Mensch?“ „Ich denke, das war alles ein wenig viel für dich in den letzten Tagen. Du brauchst Ruhe.“
Honey ging nicht darauf ein. „Ich will, dass Sie das… begraben Sie sie. Das geht nicht, das hier… das geht einfach nicht“, sie redete vor sich hin, die Wangen tränennass.
„Sieh mich an“, sagte Love fest, als sie nicht reagierte, wiederholte er; „Sieh mich an.“ Sie hob den Kopf.
„Du musst nicht daraus trinken. Du musst es dir nicht ansehen. Aber du wirst mir auch nicht befehlen, was ich zu tun habe.“
Er starrte sie ausdruckslos an, kalt, aber hinter seinen Augen studierte er sie. Ihre Augen wiederum waren leer, sie wirkte benommen, kraftlos.
„Das ist genug für heute“, sagte er abschätzig und hob etwas den Kopf. „Du solltest auf dein Zimmer gehen.“
Honey atmete aus. Sie sah Love nicht an, sie sah auch nicht zur grauenhaften Trophäe auf dem Schreibtisch. Sie sah ins Leere. Wortlos wandte sie sich um und ging.
Er erwartete beinahe, dass im Laufe des Tages ein Soldat hereinstürmen würde und verkünden würde, sie sei geflohen - oder habe es versucht. Natürlich hatte er die Wachen strikt angewiesen, sie keinesfalls durchzulassen, sie keinen Schritt aus dem Kasernenhof setzen zu lassen, nichteinmal in Richtung Hacienda.
Doch er war sich schier sicher, dass sie es versuchen wollte, wie ein flüchtendes Reh die Freiheit suchen würde… Und ihm gefiel die Vorstellung nicht, dass seine Männer sie einpferchten.
Er wollte bei ihr sein, wenngleich ihre Tränen ihn ungemein nervten.
Während er Dokumente, Briefe, Anträge und Befehle durchging, schweiften seine Gedanken oft ab. Er dachte an ihr Stöhnen. Ihre helle Haut.
Er dachte an ihren Blick und ihre Worte, wenn sie einmal nicht zornig war.
Eigentlich gefiel sie ihm, wenn sie wütend war, nicht umsonst provozierte er sie konsequent. Dennoch hatte es Momente gegeben, in denen sie ihn überrascht hatte. Als sie eines Nachts ungefragt in sein Schlafgemach gekommen war, da sie sich.. allein… gefühlt hatte. Unwillkürlich lächelte Love.
Dennoch erwartete er, sie würde sich bei der nächsten Gelegenheit wieder in Gefahr bringen, bei dem Versuch, sich über seine Befehle hinwegzusetzen.
Umso überraschter war er, als er bei Anbruch der Abenddämmerung die Ställe betrat und Honeys rotblondes Haar von hinten schimmern sah.
Sie stand vor seinem Pferd, dem Eingang den Rücken zugewandt, und striegelte es.
Love stand ein paar Momente in den Torrahmen gelehnt und beobachtete sie, wenngleich er nur ihre Rückseite sah. Dann räusperte er sich.
Honey fuhr herum.
Sie sah Love, nahm ihn zur Kenntnis, verharrte kurz, wandte sich dann aber wieder um und striegelte stumm weiter.
Love stieß sich vom Rahmen ab und ging in Richtung der Box. Er nahm einen Apfel aus dem dafür vorgesehenen Eimer. Er ging damit auf Honey und seinen Hengst zu.
Als sie spürte, dass er näher kam, ging sie zur anderen Seite des Pferdes. Sie sah ihn weiterhin nicht an, während sie sich bedacht dem Tier widmete.
Allmählich wurde die Stille auffällig. Love verfütterte die Frucht an das Tier, und sah anschließend über dessen Rücken hinweg zu Honey.
Schließlich sagte er unvermittelt: „Ich habe etwas für dich.“ Honey blickte kurz auf, denn zurück zu ihrer Beschäftigung. Love ging zur Sattelbank und holte etwas aus einer kleineren Seitetasche seines braunen Sattels.
Es glänzte silbern.
Er ging zu ihr, diesmal auf ihre Seite und hielt es ihr mit ausgestrecktem Arm hin.
Honey wartete kurz, legte dann die Bürste bei Seite und drehte sich zu Love. Ihr Blick fiel von seinem Gesicht zu seiner Hand.
Darin lag ein silbernes Medaillon an einer langen Kette.
Es hatte eine Kreisform, die weitere Kreise einschloss. Mittig war ein Rubin angebracht.
Joaquins Medaillon. Alejandros - … Zorros Medaillon.
Honey starrte es an, ihre vorherige Emotionslosigkeit wich einer Mischung aus Überraschung, Schock und Verwirrung. Sie nahm es in die Hand und blickte kurz hinunter, dann zu Love hoch, den Arm zwar gesenkt, aber das Medaillon fest umfassend.
„Woher…“, begann sie staunend.
„Er hatte es bei sich, als er starb.“ Honey nickte.
Sie sah Love ernst an.
„Danke.“
„Soll ich es dir ummachen?“, fragte Love. Er schien sich zurückzuhalten, nicht zynisch oder spöttisch zu klingen.
Honey schüttelte den Kopf.
„Es gehörte Joaquín vor Alejandro.“ Love runzelte die Stirn, doch Honey sprach weiter.
„Er hatte es, seit ich ihn kennengelernt habe…“ Sie sah auf und fing Loves irritierten Blick ein.
„Was…? Sie wollen doch einen Einblick in die Welt Ihrer Feinde.“ „Der Lebenden“, sagte Love betonungslos.
„Ich“, sagte Honey scharf und ihr Blick bohrte sich in seine Augen, „… lebe noch.“ Love lächelte unwillkürlich. Er sah kurz an Honey hinunter und hob dann den Kopf.
Er nickte, sagte dann: „Ich betrachte dich nicht als Feind.“ „Ich weiß“, erwiderte Honey leise. Sie wandte sich ab und strich mit der flachen Hand über das glänzente Fell des Pferdes.
Love hatte eine seltsame Mischung aus Beobachtungsneugier und dem Drang, sie herumzudrehen und direkt hier im Stall zu nehmen.
„Du betrachtest mich als Feind?“, fragte er, vage lächelnd.
Honey senkte kurz den Blick. Als sie aufsah, blickte sie nur geradeaus zum Pferd.
„Ich glaube nicht an Feindschaften.“ Love hob die Brauen, lächelnd. „Was?“, fragte er schelmisch.
„Ich glaube nicht an Feindschaften“, wiederholte Honey ernst und sah ihn jetzt an. „Sie glauben daran und deshalb töten sie Leute, werden fast getötet, tun unmenschliche Dinge. Ich glaube daran, dass was auch passiert, man kann es aus der Welt schaffen, ohne einen Feind zu haben…“
Love hob anerkennend den Kopf, wenngleich er eine andere Meinung vertrat.
„Du glaubst, die Feindschaft war zuerst da, aber es war der Irrsinn, die Kriminalität, der Anarchismus.“ „Nein. Es war die Ungerechtigkeit“, sagte Honey leise. Love schüttelte den Kopf.
„Mit dir über Politik zu sprechen ist wie der Versuch, einem Gaul das Lesen beizubringen.“ Wütend sah Honey auf, doch realisierte, dass Love nur lächelte, provokant wie immer.
„Ich bin nicht kriminell.“ „Aber ein wenig anarchisch.“ Honey, gegen ihren Willen wieder etwas aus der Ruhe gebracht, wandte sich um.
„Das macht mich also doch zu ihrem Feind.“ Love lächelte.
„Es intensiviert unser… Machtspiel.“ „Ich bin nicht ihr Spielzeug“, zischte Honey. Loves Hand fuhr nach vorne, Honey zuckte leicht, doch Love hatte nur ihre Hand ergriffen, die das Amulett hielt. Sachte nahm er es heraus. Er ging einen Schritt hinter sie, sie bewegte sich nicht mit, und legte es ihr von hinten um. Sie blickte zu Boden.
Love verharrte hinter ihr. Schließlich trat er näher an sie heran, so dass sein Kopf direkt über dem Ihren
lag. Er senkte ihn nach unten, beugte sich vor, sein Kinn an ihrer Wange, seine Lippen an ihrer Stirn. Seine Hände strichen ihre Arme entlang, hinab und hinauf, während seine Nase heißen Atem an ihre Haut bließ.
Anders als früher versteifte sich Honey nicht. Ihr Atem ging etwas schneller, ihre Burst hob und senkte sich und ihr Herz klopfte verräterisch erregt.
Aber ihr Kopf war klar. Vor ihren Augen erschien erschreckend real das Bild von Joaquíns Kopf, seinen großen, leeren Augen, die durch abgeschnittene Lider starrten. Seinem leicht geöffneter Mund.
Sie stöhnte auf, als sich ihr Magen verdrehte. Love vernahm ihr Stöhnen und presste sie an sich, küsste ihre Stirn, drehte sie dann herum und war umso überraschter, als er ihr tränenüberströmtes Gesicht sah.
„Hey- hey!“, keuchte er und hob ihr Kinn etwas.
Sie wehrte sich nicht gegen seine Nähe. Sie entzog sich nicht aus seinem Griff, sie sah zu ihm auf und in seine Augen. Aber sie sagte: „Love, ich will nicht!“
Love starrte sie an. Ihr Körper sprach etwas anders als ihr Mund.
„Ich will das nicht“, wiederholte sie, schluckte, sah zu Boden.
Love starrte mit zusammengezogenen Brauen zu ihr hinunter.
„Was willst du denn?“, fragte er.
Sie sah zu Boden, dann schnell auf. Sie küsste ihn. Dann ließ sie ab, ging etwas zurück, als würde er einen üblen Nachgeschmack hinterlassen.
Love atmete schwer aus. „Was willst du?!“, fragte er, deutlich ungeduldiger.
Honey schüttelte den Kopf. Love trat zu ihr, zog sie wieder an sich, diesmal wehrte sie sich.
Er ließ sie los. Sie trat einen Schritt zurück, von einem Bein auf’s andere, schwer atmend. Doch sie beruhigte sich recht schnell, ihre Tränen versiegten, als sie ihren Atem ordnete. Sie wischte sich die nassen Wangen mit den langen Ärmeln ihres Kleides ab.
Love sah ihr ausdruckslos zu.
Er drehte sich um, um sich mit Wichtigerem, als ihrer Hysterie zu befassen, als sie einen Schritt nach vorne ging. „Love-“
Er hielt inne und wand sich leicht um.
„Love… Danke“, sagte sie schließlich.
Love seufte genervt und sagte, immernoch von ihr weggedreht: „Was soll das bedeuten?“ Sie antwortete nicht. Er drehte sich zu ihr zurück und verschränkte die behandschuhten Arme.
„Du weißt, dass ich dich nicht mit Gewalt nehmen werde. Wie oft willst du noch einen Beweis?“
Nun sah Honey ihn mit offenem Mund an, sprachlos. Dann biss sie die Zähne zusammen und sah zu Boden. Love blickte erneut zu ihr hinunter, wie in einem endlos Dejá-vù gefangen.
Doch dann durchbrach er es.
Er kam einen Schritt auf Honey zu, hob leicht den Kopf - und zog sie mit ausgebreiteten Armen an sich.
Sie war eng an ihn gedrückt, doch es hatte nichts bedrohliches, nichts verführerisches.
Es war eine tröstende, aufrichtige Geste.
Als Honey das spürte, ließ ihre Anspannung nach.
Sie lag in Loves Umarmung und es war ein Moment, den es seit ihrem schicksalhaften Aufeinandertreffen nicht gegeben hatte. Sie waren sich nicht einig, nicht im Verständnis von Recht und Gerechtigkeit, im Verständnis von Honeys Brüdern, nicht einmal in der Wahrnehmung ihres Verhältnisses. Dennoch überwand Love seinen Stolz und tröstete sie, sowie sie den Ihren überwand und es zuließ… zulassen musste.
In diesem Moment, in dem keine Bedrohung von ihm ausging, keine Arroganz und kein Zynismus, merkte sie, wie erleichtert sie war.
Sie weinte an seiner Brust, obwohl sie wusste, dass er zu einem Teil für ihre Tränen verantwortlich war.
Schließlich trat sie leicht zurück und sah auf.
„Heirate mich“, sagte Love tonlos, bevor sie reagieren konnte.
Sie starrte ihn an. „Ich sehe in etwas in dir, dass mich seltsam antreibt. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Ich weiß nicht, ob ich dich liebe. Ich weiß, dass du mich nicht liebst. Aber ich kann dich beschützen. Und du kannst mich… erweitern.“ Honeys Augen starrten ihn an. Love las nichts als Verwunderung darin. Das Amulett ihres Bruders schien sie in die Erde zu ziehen, doch sie stand aufrecht.
Sie blinzelte und sagte: „Sie meinen, ich könnte sie… unterhalten.“ „Mich die andere Seite des Volkes lehren.“ „Sie belustigen.“ „Inspirieren.“ „Befriedigen!“, zischte sie.
Love hob eine Braue und strich ihr über die Wange, als er sah, wie aus dem Nervenbündel wieder Stolz entflammte. Er grinste.
„Das würde ich auch für dich tun.“ Honey hob die Stimme, um zu widersprechen, als eine Gruppe von Soldaten den Stall betrat. Der Korporal trat vor, um zu berichten, während die anderen - unter denen auch Pedro war - einen jungen Mann und einen Jungen, der vielleicht um die fünfzehn war, hinter sich herzerrten.
Honey keuchte und schlug die Hand vor den Mund.
Der Mann war blutig geschlagen, das eine Auge völlig zugeschwollen, die Nase mehrfach gebrochen, das Gesicht von Blut, Eiter und Beulen entstellt. Den Jungen hatte es weniger getroffen, wenngleich auch er aus Nase und Mund blutete.
Love wandte sich sofort von Honey ab und richtete sich auf. Der vorgetretene Korporal salutierte und sagte: „Sir! Die beiden wurden bei einer illegalen Kundgebung gegen Don Montero festgenommen. Als wir sie ergriffen haben, hat er“, er wies ungalant auf den verletzten Älteren, „einen unserer Männer erschossen.“
Love blickte vom Korporal zu den Gefangenen.
„Wo sind die anderen Teilnehmer der Kundgebung?“ „Es ist ein halbes Dutzend. Wir haben sie auf der Plaza eingepfercht, aber der Anführer ist hier und ein besonders störrischer.. Rebell.“ Er wies ungalant auf den Jungen, der wie auf Kommando anfing, sich gegen seine Wärter zu wehren. Erfolglos - er bekam sogleich einen Hieb in die Magengegend versetzt.
Honey rief: „Hey!“ und ging nach vorne. Bevor sie die Soldaten, die den Jungen hielten, erreichte, trat ihr einer der vorderen Männer in den Weg. Es war Pedro. Herausfordernd lächelnd sah er auf sie hinab.
Sie schoss einen wütenden Blick zu ihm.
Bevor etwas geschah schritt Love gemächlich nach vorne.
Er ging auf den Schwerverwundeten zu.
„Schafft den Jungen ins Verließ. Die Leute auf der Plaza in die Zellen im Pueblo, für zwei Nächte. Und du“,
er ging auf den vorderen Mann zu, während die Soldaten den sich windenden Jungen schon aus dem Stall zerrten, „du erhälst eine Sonderbehandlung.“ Er stand nun direkt vor ihm, das Messer in der rechten Hand.
Honey hielt es nicht aus, das Geschehen zu beobachten. „Captain“,- warf sie ein, als der Korporal hinter Love aufbrauste: „General für dich!“
Honey sah ihn kurz verächtlich an, dann sah sie zurück zu Love, der weiterhin den Mann vor sich anstarrte, „Love…“ Love blickte nur zu dem Gefangenen, doch in seiner Haltung und seinem Blick lagen so viel Drohung, als hielte er ihm ein Messer an die Kehle.
Er erniedrigte den Mann noch ein paar Sekunden mit seinem Blick.
„Ich bin noch nicht lange General“, sagte er dann, beinahe freundlich, „Wenn ich die Dinge schleifen lasse, werde ich nicht ernstgenommen. Männer wie du… eignen sich hervorragend, um ein Exempel zu statuieren.“ Er lächelte zu dem Mann hinab.
Dieser röchelte, Blut und Speichel verteilten sich auf dem Boden, dann sah er, so gut es ging, zu Love auf.
„Du wirst jetzt schon nicht ernstgenommen, Hurenso“, seine Beleidung wurde unterbrochen, als Loves Hand sich um den Kiefer des Mannes presste.
„Wir werden sehen“, sagte er seelenruhig.
„Schafft ihn in die Zelle und bereitet die Tribüne für morgen früh vor.“ „Der Galgen, Sir?“
Love blickte dem Gefangenen kalt ins Gesicht.
„Er verliert seinen Kopf.“
Die Soldaten zogen den Mann aus dem Stall.
Honey starrte ihnen hinterher. Was sich gerade abgespielt hatte, kam ihr surreal vor. Binnen zehn Minuten hatte Love seine beste und seine schlimmste Seite gezeigt.
Als sie sich umwand und merkte, dass er sie anblickte, zuckte sie zusammen.
In diesem Moment wusste sie, was zu tun war.
Love sah sie ernst an, als erwartete er eine Art Protest.
Tatsächlich kam Honey nach einem Moment langsam auf ihn zu. Er ließ sie nicht aus den Augen, bis sie direkt vor ihm war, damit rechnend, dass sie ihn anschreien würde, ihn womöglich schubsen oder ohrfeigen wollen würde. Er fragte sich, wie er sie abwehren sollte, ohne ihr schwerwiegend wehzutun, als sie kurz zu Boden blickte. Als ihre Augen wieder hochfuhren, war sie entschlossen.
„Ich heirate Sie.“
Love blinzelte nicht einmal, als er sie anblickte.
Ihre Augen trafen sich. Ernst sah sie ihn an und ihre Unterlippe bebte leicht. Die Bedeutung der Worte, die sie im Kopf hatte, schien sie bereits zu lähmen, bevor sie sie überhaupt aussprach.
"Was haben Sie mit ihm gemacht?", fragte sie leise und als sie es gesagt hatte, hielt sie seinem Blick nicht mehr stand.
Love starrte sie nur an, wie sie auf seine Brust sah, den Kopf nun gebeugt, während ihr Haarsträhnen wie goldenes Wasser ins Gesicht fielen.
Er war ihr keine Antwort schuldig.
Als er nicht reagierte, sah sie auf und sagte mit einer eisernen Stimme, die nicht zu ihrem angsterfüllten Blick passte:
"Ich frage Sie ein letztes Mal; Haben Sie seinen Kopf- Was-Was haben Sie mit ihm gemacht?"
Love wollte kurz auflachen, ließ es dann aber sein. Ihre Worte klangen wie eine Drohung, und Drohungen passten gar nicht zu ihr.
"Was denn..“, fragte er stattdessen leicht spöttisch, "Was tust du, wenn ich nicht antworte?"
Nun lächelte er doch vage, Honey zu einer provozierten Reaktion herausfordernd.
Doch sie sah nur auf, immernoch ernst.
Betonungslos erwiderte sie nach einem kurzen Moment: "Dann gehe ich durch diese Tür und wir sehen uns nie wieder."
Loves Lächeln wurde etwas kleiner, blieb aber bestehen, breitete sich auf seine Augen aus. Er musterte sie kurz, dann holte er schwer Luft und antwortete.
"Er hat das Schicksal seines Bruders geteilt." Er ließ Honey keine Sekunde aus den Augen, um ihre Reaktion abzupassen.
Sie schloss kurz die Augen, als hätte eine Nadel ihre Haut durchstochen. Eine Hand schnellte beinahe reflexartig in Richtung ihres Mundes, um ein Schluchzen dahinter zu verbergen, doch Love hielt sie auf halbem Wege auf, ihr Handgelenk greifend.
"Was hast du erwartet?", fragte er, kälter.
Honey schüttelte abwimmelnd den Kopf und wollte ihr Handgelenk seinem Griff entziehen, doch er ließ es nicht los.
Stattdessen zog er sie sachte näher, um sein Gesicht dem ihren zu nähern, entweder um sie zu küssen oder ihr fester ins Gesicht schauen zu können; Eindeutig war es nicht. Doch Honey starrte ihn mit blitzenden Augen an und sagte: "Zeigen Sie es mir."
Love schüttelte den Kopf, eher ungläubig als verneinend und antwortete dann mit einem Anflug von Genervtheit: "Nein."
"Love!", sagte Honey laut und richtete sich auf, so dass sie jetzt vollends saß, ihren Oberkörper mit der Decke leicht verbergend.
Love biss die Zähne zusammen und starrte sie an. Dann ließ er sie ruckartig los. Sein Blick hatte eine Nuance angenommen, die Honey zusammenzucken ließ, als er aufstand.
Während er sich selbst zuende ankleidete, sagte er mit einer Handbewegung beiläufig: "Zieh dich an. Komm in mein Büro."
Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick verließ er den Raum.
Honey sah auf die Tür, die er hinter sich geschlossen hatte.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie zitterte, als fürchtete sie sich vor einem Geist, der jeden Moment aus dem Nichts erscheinen könnte.
Sie wollte an seine Tür klopfen.
Viel zu viel Zeit war vergangen, doch es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich hatte aufraffen können; aufstehen, anziehen, losgehen. Sie wusste nicht einmal, ob Love schon oder noch in seinem Büro war.
Ein Soldat hatte sie vor die Tür begleitet, nachdem er sie auf dem Hof gefragt hatte, wohin sie denn so freimütig wolle.
Honey war es aus irgendeinem Grund Recht.
Als sie in der Bewegung verharrte, unsicher, ob sie klopfen wollte, ob sie die Tür öffnen und sehen wollte, welches Grauen sich dahinter verbarg, trat der Soldat irritiert vor und klopfte an ihrer Stelle.
"Ja", kam es von innen.
Der Soldat öffnete die Tür. Honey bewegte sich nicht, stand nur da.
Durch die Gitterstäbe, die den Eingang des Büros vom Rest abtrennten, konnte man nicht den ganzen Raum überblicken. Doch die Sicherheitstür stand offen und Honey sah einen Teil von Loves Schreibtisch, an dem er offensichtlich beschäftigt saß und mit einer Feder auf ein bereits fast volles Pergament schrieb.
Honey war verwirrt, der Gedanke, dass Love normalen Arbeitstätigkeiten nachging, war ihr gar nicht gekommen. In ihrem Kopf hatte er kalt auf sie gewartet, die fürchterlichen Trophäen vor sich aufgereiht.
Sie gab sich einen Ruck und trat ein.
Love nickte dem Soldaten zu. "Sir", murmelte dieser und schloss die Tür hinter ihr.
Wie gelähmt ging Honey weiter, Love nicht aus den Augen lassend, während dieser weiter mit seinem Dokument beschäftigt war.
"Love", murmelte sie und blieb vor seinem Schreibtisch stehen. Er schrieb weiter.
"Love!", sagte sie mit Nachdruck.
"Setz dich", sagte er abwesend.
"Nein."
Er sah ausatmend auf. "Wann bist du so eigenwillig geworden", fragte er gespielt verzweifelt.
Honey war kaum nach Scherzen zu Mute.
Sie zog den Stuhl vor sich etwas zurück, ließ sich aber nicht nieder.
"Welchen willst du sehen?", fragte Love, während er den Blick auf sein Blatt richtete und weiterschrieb.
"Welchen-", stotterte Honey.
"Welchen von beiden", fragte Love, als ginge es darum, welches Kleid sie morgen anziehen wollte.
"Ich-", Honey fand keine Worte, ihr Zittern hatte wieder begonnen, leicht, aber bedrängend, "Ich- ich weiß nicht-"
Love hielt inne und sah sie plötzlich eindringlich an.
Ihre Lippen bebten. Ihre Augen waren hellblau, so intensiv war die Farbe immer, wenn Tränen darin standen.
Er atmete aus, legte die Feder bei Seite und beugte sich leicht seitlich von seinem Stuhl, hob mit beiden Händen etwas vom Boden auf und stellte es auf den Schreibtisch.
Honey zugewandt blickten die leeren Augen Joaquíns in ihre Richtung. Weiße Haut. Gespenstisch in Flüssigkeit schwebende Haare. Halboffener Mund, sogar Bartstoppeln waren zu sehen. Sein Gesicht. Kein Körper. Sein Gesicht, wie eine alptraumhafte Vision im Nichts vor ihr schwebend.
Sie konnte nicht einmal wegsehen. Sich nicht noch schnell entscheiden, es doch nicht sehen zu wollen.
Dieses Bild, das wusste sie sofort, würde sie nie wieder aus ihrer Erinnerung löschen können.
Sie sah den konservierten Kopf an. Nach einem langen Moment, einer oder zwei Minuten, in denen Love lauernd ihr Gesicht betrachtete, wandte sie die Augen ab. Und sie würde nicht zurückblicken, das wusste sie.
Stattdessen sah sie Love an, leer, als wäre er ein fremdes Objekt.
Mit brechender Stimme fragte sie: "Und daraus trinken Sie?"
Sie war erstaunlich ruhig. Keine Tränen flossen über. Ihre Beine gaben nicht nach.
Love hob den Kopf, überrascht. Dann nickte er. Ein ganz leichtes, beeindrucktes, beinahe schelmisches Lächeln legte sich auf seine Lippen.
Honey nickte und dann füllte sich ihr leerer Blick - mit Verachtung.
Sie drehte sich um und wollte den Raum verlassen, langsam, als wäre das Gespräch eindeutig beendet.
Love erhob sich, als habe er damit gerechnet und sagte: "Warte."
Sie wartete nicht. Sie machte einen Schritt in Richtung Ausgang.
Mit drei schnellen Schritten war er bei ihr und drehte sie an der Schulter zu sich herum.
So reflexartig, wie er sich erhoben hatte, zuckte sie von seiner Berührung zurück und schlug seine Hand weg.
Ihr Blick war eiskalt.
"Ruhig", sagte Love und hob beschwichtigend die Hände. Er wollte nicht, dass die Situation eskalierte, denn Honey war es offensichtlich gleichgültig, dass er der psysisch Überlegenere war. Ihre nächste Handlung bewies dies eindeutig:
Mit voller Wucht, mit aller Kraft, die sie hatte, aller Wut, die sie spürte, schlug sie ihm mit der flachen rechten Hand ins Gesicht, so stark, dass sein Kopf tatsächlich zur Seite fuhr und er nicht nur den Schlag, sondern einen leichten, aber brennenden Schmerz auf der Wange spürte.
Er verharrte, die Augen geschlossen, den Kopf zur Seite gewandt.
"Machen Sie das auch mit meinem Kopf, wenn Sie fertig sind?!", fragte sie, und es war keine Provokation, kein Spiel, keine ernstgemeinte Frage.
Es war eine und jede Beleidigung, es war ein Dolch, den sie ihm ins Herz stoßen wollte, ihre Stimme scharf wie eine Klinge.
Love leckte sich mit der Zunge über die Lippen, dann wandte er langsam den Kopf zurück zu ihr, die Augen blitzend. Die reflexartige Ohrfeige zurück, die er unterdrückt hatte, schien in seinem Blick zu liegen.
"Nein, dein Kopf gefällt mir so besser", sagte er und nickte ihr leicht zu.
Ihre Hand zuckte, doch bevor sie zuschlug, fügte Love hinzu: "Wenn du mich noch einmal schlägst, schlage ich zurück.“
Honeys Augen blitzten - und sie schlug zu.
Erneut wurde Loves Kopf zur Seite gerissen. Er biss sich auf die Lippe und sah Honey eiskalt an. „Ich werde dir wehtun“, sagte er zusammengenommen, aber drohend.
Honeys Hand blieb diesmal, wo sie war. Jetzt schwankte ihr Zorn und ihre Lippen bebten noch heftiger als zuvor. Eine Träne lief über den Rand ihrer Augen hinaus und tropfte wie ein Stein zu Boden.
"Sie haben mir schon wehgetan", hauchte sie heiser, die Stimme nicht fester als die Lippen. „Antworten Sie! Machen Sie das auch mit mir? Erregt Sie die Vorstellung?!!“ Love schaute in ihre Augen, die Brauen leicht verengt. „Nein“, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
Honey starrte ihn mit bebenden Lippen an, fest, forschend, als wolle sie die Wahrheit in seinem Gesichtausdruck lesen. „Warum tun Sie das?“, hauchte sie und schloss die Augen, als hätte sie Schmerzen.„Was sind Sie nur für ein Mensch?“ „Ich denke, das war alles ein wenig viel für dich in den letzten Tagen. Du brauchst Ruhe.“
Honey ging nicht darauf ein. „Ich will, dass Sie das… begraben Sie sie. Das geht nicht, das hier… das geht einfach nicht“, sie redete vor sich hin, die Wangen tränennass.
„Sieh mich an“, sagte Love fest, als sie nicht reagierte, wiederholte er; „Sieh mich an.“ Sie hob den Kopf.
„Du musst nicht daraus trinken. Du musst es dir nicht ansehen. Aber du wirst mir auch nicht befehlen, was ich zu tun habe.“
Er starrte sie ausdruckslos an, kalt, aber hinter seinen Augen studierte er sie. Ihre Augen wiederum waren leer, sie wirkte benommen, kraftlos.
„Das ist genug für heute“, sagte er abschätzig und hob etwas den Kopf. „Du solltest auf dein Zimmer gehen.“
Honey atmete aus. Sie sah Love nicht an, sie sah auch nicht zur grauenhaften Trophäe auf dem Schreibtisch. Sie sah ins Leere. Wortlos wandte sie sich um und ging.
Er erwartete beinahe, dass im Laufe des Tages ein Soldat hereinstürmen würde und verkünden würde, sie sei geflohen - oder habe es versucht. Natürlich hatte er die Wachen strikt angewiesen, sie keinesfalls durchzulassen, sie keinen Schritt aus dem Kasernenhof setzen zu lassen, nichteinmal in Richtung Hacienda.
Doch er war sich schier sicher, dass sie es versuchen wollte, wie ein flüchtendes Reh die Freiheit suchen würde… Und ihm gefiel die Vorstellung nicht, dass seine Männer sie einpferchten.
Er wollte bei ihr sein, wenngleich ihre Tränen ihn ungemein nervten.
Während er Dokumente, Briefe, Anträge und Befehle durchging, schweiften seine Gedanken oft ab. Er dachte an ihr Stöhnen. Ihre helle Haut.
Er dachte an ihren Blick und ihre Worte, wenn sie einmal nicht zornig war.
Eigentlich gefiel sie ihm, wenn sie wütend war, nicht umsonst provozierte er sie konsequent. Dennoch hatte es Momente gegeben, in denen sie ihn überrascht hatte. Als sie eines Nachts ungefragt in sein Schlafgemach gekommen war, da sie sich.. allein… gefühlt hatte. Unwillkürlich lächelte Love.
Dennoch erwartete er, sie würde sich bei der nächsten Gelegenheit wieder in Gefahr bringen, bei dem Versuch, sich über seine Befehle hinwegzusetzen.
Umso überraschter war er, als er bei Anbruch der Abenddämmerung die Ställe betrat und Honeys rotblondes Haar von hinten schimmern sah.
Sie stand vor seinem Pferd, dem Eingang den Rücken zugewandt, und striegelte es.
Love stand ein paar Momente in den Torrahmen gelehnt und beobachtete sie, wenngleich er nur ihre Rückseite sah. Dann räusperte er sich.
Honey fuhr herum.
Sie sah Love, nahm ihn zur Kenntnis, verharrte kurz, wandte sich dann aber wieder um und striegelte stumm weiter.
Love stieß sich vom Rahmen ab und ging in Richtung der Box. Er nahm einen Apfel aus dem dafür vorgesehenen Eimer. Er ging damit auf Honey und seinen Hengst zu.
Als sie spürte, dass er näher kam, ging sie zur anderen Seite des Pferdes. Sie sah ihn weiterhin nicht an, während sie sich bedacht dem Tier widmete.
Allmählich wurde die Stille auffällig. Love verfütterte die Frucht an das Tier, und sah anschließend über dessen Rücken hinweg zu Honey.
Schließlich sagte er unvermittelt: „Ich habe etwas für dich.“ Honey blickte kurz auf, denn zurück zu ihrer Beschäftigung. Love ging zur Sattelbank und holte etwas aus einer kleineren Seitetasche seines braunen Sattels.
Es glänzte silbern.
Er ging zu ihr, diesmal auf ihre Seite und hielt es ihr mit ausgestrecktem Arm hin.
Honey wartete kurz, legte dann die Bürste bei Seite und drehte sich zu Love. Ihr Blick fiel von seinem Gesicht zu seiner Hand.
Darin lag ein silbernes Medaillon an einer langen Kette.
Es hatte eine Kreisform, die weitere Kreise einschloss. Mittig war ein Rubin angebracht.
Joaquins Medaillon. Alejandros - … Zorros Medaillon.
Honey starrte es an, ihre vorherige Emotionslosigkeit wich einer Mischung aus Überraschung, Schock und Verwirrung. Sie nahm es in die Hand und blickte kurz hinunter, dann zu Love hoch, den Arm zwar gesenkt, aber das Medaillon fest umfassend.
„Woher…“, begann sie staunend.
„Er hatte es bei sich, als er starb.“ Honey nickte.
Sie sah Love ernst an.
„Danke.“
„Soll ich es dir ummachen?“, fragte Love. Er schien sich zurückzuhalten, nicht zynisch oder spöttisch zu klingen.
Honey schüttelte den Kopf.
„Es gehörte Joaquín vor Alejandro.“ Love runzelte die Stirn, doch Honey sprach weiter.
„Er hatte es, seit ich ihn kennengelernt habe…“ Sie sah auf und fing Loves irritierten Blick ein.
„Was…? Sie wollen doch einen Einblick in die Welt Ihrer Feinde.“ „Der Lebenden“, sagte Love betonungslos.
„Ich“, sagte Honey scharf und ihr Blick bohrte sich in seine Augen, „… lebe noch.“ Love lächelte unwillkürlich. Er sah kurz an Honey hinunter und hob dann den Kopf.
Er nickte, sagte dann: „Ich betrachte dich nicht als Feind.“ „Ich weiß“, erwiderte Honey leise. Sie wandte sich ab und strich mit der flachen Hand über das glänzente Fell des Pferdes.
Love hatte eine seltsame Mischung aus Beobachtungsneugier und dem Drang, sie herumzudrehen und direkt hier im Stall zu nehmen.
„Du betrachtest mich als Feind?“, fragte er, vage lächelnd.
Honey senkte kurz den Blick. Als sie aufsah, blickte sie nur geradeaus zum Pferd.
„Ich glaube nicht an Feindschaften.“ Love hob die Brauen, lächelnd. „Was?“, fragte er schelmisch.
„Ich glaube nicht an Feindschaften“, wiederholte Honey ernst und sah ihn jetzt an. „Sie glauben daran und deshalb töten sie Leute, werden fast getötet, tun unmenschliche Dinge. Ich glaube daran, dass was auch passiert, man kann es aus der Welt schaffen, ohne einen Feind zu haben…“
Love hob anerkennend den Kopf, wenngleich er eine andere Meinung vertrat.
„Du glaubst, die Feindschaft war zuerst da, aber es war der Irrsinn, die Kriminalität, der Anarchismus.“ „Nein. Es war die Ungerechtigkeit“, sagte Honey leise. Love schüttelte den Kopf.
„Mit dir über Politik zu sprechen ist wie der Versuch, einem Gaul das Lesen beizubringen.“ Wütend sah Honey auf, doch realisierte, dass Love nur lächelte, provokant wie immer.
„Ich bin nicht kriminell.“ „Aber ein wenig anarchisch.“ Honey, gegen ihren Willen wieder etwas aus der Ruhe gebracht, wandte sich um.
„Das macht mich also doch zu ihrem Feind.“ Love lächelte.
„Es intensiviert unser… Machtspiel.“ „Ich bin nicht ihr Spielzeug“, zischte Honey. Loves Hand fuhr nach vorne, Honey zuckte leicht, doch Love hatte nur ihre Hand ergriffen, die das Amulett hielt. Sachte nahm er es heraus. Er ging einen Schritt hinter sie, sie bewegte sich nicht mit, und legte es ihr von hinten um. Sie blickte zu Boden.
Love verharrte hinter ihr. Schließlich trat er näher an sie heran, so dass sein Kopf direkt über dem Ihren
lag. Er senkte ihn nach unten, beugte sich vor, sein Kinn an ihrer Wange, seine Lippen an ihrer Stirn. Seine Hände strichen ihre Arme entlang, hinab und hinauf, während seine Nase heißen Atem an ihre Haut bließ.
Anders als früher versteifte sich Honey nicht. Ihr Atem ging etwas schneller, ihre Burst hob und senkte sich und ihr Herz klopfte verräterisch erregt.
Aber ihr Kopf war klar. Vor ihren Augen erschien erschreckend real das Bild von Joaquíns Kopf, seinen großen, leeren Augen, die durch abgeschnittene Lider starrten. Seinem leicht geöffneter Mund.
Sie stöhnte auf, als sich ihr Magen verdrehte. Love vernahm ihr Stöhnen und presste sie an sich, küsste ihre Stirn, drehte sie dann herum und war umso überraschter, als er ihr tränenüberströmtes Gesicht sah.
„Hey- hey!“, keuchte er und hob ihr Kinn etwas.
Sie wehrte sich nicht gegen seine Nähe. Sie entzog sich nicht aus seinem Griff, sie sah zu ihm auf und in seine Augen. Aber sie sagte: „Love, ich will nicht!“
Love starrte sie an. Ihr Körper sprach etwas anders als ihr Mund.
„Ich will das nicht“, wiederholte sie, schluckte, sah zu Boden.
Love starrte mit zusammengezogenen Brauen zu ihr hinunter.
„Was willst du denn?“, fragte er.
Sie sah zu Boden, dann schnell auf. Sie küsste ihn. Dann ließ sie ab, ging etwas zurück, als würde er einen üblen Nachgeschmack hinterlassen.
Love atmete schwer aus. „Was willst du?!“, fragte er, deutlich ungeduldiger.
Honey schüttelte den Kopf. Love trat zu ihr, zog sie wieder an sich, diesmal wehrte sie sich.
Er ließ sie los. Sie trat einen Schritt zurück, von einem Bein auf’s andere, schwer atmend. Doch sie beruhigte sich recht schnell, ihre Tränen versiegten, als sie ihren Atem ordnete. Sie wischte sich die nassen Wangen mit den langen Ärmeln ihres Kleides ab.
Love sah ihr ausdruckslos zu.
Er drehte sich um, um sich mit Wichtigerem, als ihrer Hysterie zu befassen, als sie einen Schritt nach vorne ging. „Love-“
Er hielt inne und wand sich leicht um.
„Love… Danke“, sagte sie schließlich.
Love seufte genervt und sagte, immernoch von ihr weggedreht: „Was soll das bedeuten?“ Sie antwortete nicht. Er drehte sich zu ihr zurück und verschränkte die behandschuhten Arme.
„Du weißt, dass ich dich nicht mit Gewalt nehmen werde. Wie oft willst du noch einen Beweis?“
Nun sah Honey ihn mit offenem Mund an, sprachlos. Dann biss sie die Zähne zusammen und sah zu Boden. Love blickte erneut zu ihr hinunter, wie in einem endlos Dejá-vù gefangen.
Doch dann durchbrach er es.
Er kam einen Schritt auf Honey zu, hob leicht den Kopf - und zog sie mit ausgebreiteten Armen an sich.
Sie war eng an ihn gedrückt, doch es hatte nichts bedrohliches, nichts verführerisches.
Es war eine tröstende, aufrichtige Geste.
Als Honey das spürte, ließ ihre Anspannung nach.
Sie lag in Loves Umarmung und es war ein Moment, den es seit ihrem schicksalhaften Aufeinandertreffen nicht gegeben hatte. Sie waren sich nicht einig, nicht im Verständnis von Recht und Gerechtigkeit, im Verständnis von Honeys Brüdern, nicht einmal in der Wahrnehmung ihres Verhältnisses. Dennoch überwand Love seinen Stolz und tröstete sie, sowie sie den Ihren überwand und es zuließ… zulassen musste.
In diesem Moment, in dem keine Bedrohung von ihm ausging, keine Arroganz und kein Zynismus, merkte sie, wie erleichtert sie war.
Sie weinte an seiner Brust, obwohl sie wusste, dass er zu einem Teil für ihre Tränen verantwortlich war.
Schließlich trat sie leicht zurück und sah auf.
„Heirate mich“, sagte Love tonlos, bevor sie reagieren konnte.
Sie starrte ihn an. „Ich sehe in etwas in dir, dass mich seltsam antreibt. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Ich weiß nicht, ob ich dich liebe. Ich weiß, dass du mich nicht liebst. Aber ich kann dich beschützen. Und du kannst mich… erweitern.“ Honeys Augen starrten ihn an. Love las nichts als Verwunderung darin. Das Amulett ihres Bruders schien sie in die Erde zu ziehen, doch sie stand aufrecht.
Sie blinzelte und sagte: „Sie meinen, ich könnte sie… unterhalten.“ „Mich die andere Seite des Volkes lehren.“ „Sie belustigen.“ „Inspirieren.“ „Befriedigen!“, zischte sie.
Love hob eine Braue und strich ihr über die Wange, als er sah, wie aus dem Nervenbündel wieder Stolz entflammte. Er grinste.
„Das würde ich auch für dich tun.“ Honey hob die Stimme, um zu widersprechen, als eine Gruppe von Soldaten den Stall betrat. Der Korporal trat vor, um zu berichten, während die anderen - unter denen auch Pedro war - einen jungen Mann und einen Jungen, der vielleicht um die fünfzehn war, hinter sich herzerrten.
Honey keuchte und schlug die Hand vor den Mund.
Der Mann war blutig geschlagen, das eine Auge völlig zugeschwollen, die Nase mehrfach gebrochen, das Gesicht von Blut, Eiter und Beulen entstellt. Den Jungen hatte es weniger getroffen, wenngleich auch er aus Nase und Mund blutete.
Love wandte sich sofort von Honey ab und richtete sich auf. Der vorgetretene Korporal salutierte und sagte: „Sir! Die beiden wurden bei einer illegalen Kundgebung gegen Don Montero festgenommen. Als wir sie ergriffen haben, hat er“, er wies ungalant auf den verletzten Älteren, „einen unserer Männer erschossen.“
Love blickte vom Korporal zu den Gefangenen.
„Wo sind die anderen Teilnehmer der Kundgebung?“ „Es ist ein halbes Dutzend. Wir haben sie auf der Plaza eingepfercht, aber der Anführer ist hier und ein besonders störrischer.. Rebell.“ Er wies ungalant auf den Jungen, der wie auf Kommando anfing, sich gegen seine Wärter zu wehren. Erfolglos - er bekam sogleich einen Hieb in die Magengegend versetzt.
Honey rief: „Hey!“ und ging nach vorne. Bevor sie die Soldaten, die den Jungen hielten, erreichte, trat ihr einer der vorderen Männer in den Weg. Es war Pedro. Herausfordernd lächelnd sah er auf sie hinab.
Sie schoss einen wütenden Blick zu ihm.
Bevor etwas geschah schritt Love gemächlich nach vorne.
Er ging auf den Schwerverwundeten zu.
„Schafft den Jungen ins Verließ. Die Leute auf der Plaza in die Zellen im Pueblo, für zwei Nächte. Und du“,
er ging auf den vorderen Mann zu, während die Soldaten den sich windenden Jungen schon aus dem Stall zerrten, „du erhälst eine Sonderbehandlung.“ Er stand nun direkt vor ihm, das Messer in der rechten Hand.
Honey hielt es nicht aus, das Geschehen zu beobachten. „Captain“,- warf sie ein, als der Korporal hinter Love aufbrauste: „General für dich!“
Honey sah ihn kurz verächtlich an, dann sah sie zurück zu Love, der weiterhin den Mann vor sich anstarrte, „Love…“ Love blickte nur zu dem Gefangenen, doch in seiner Haltung und seinem Blick lagen so viel Drohung, als hielte er ihm ein Messer an die Kehle.
Er erniedrigte den Mann noch ein paar Sekunden mit seinem Blick.
„Ich bin noch nicht lange General“, sagte er dann, beinahe freundlich, „Wenn ich die Dinge schleifen lasse, werde ich nicht ernstgenommen. Männer wie du… eignen sich hervorragend, um ein Exempel zu statuieren.“ Er lächelte zu dem Mann hinab.
Dieser röchelte, Blut und Speichel verteilten sich auf dem Boden, dann sah er, so gut es ging, zu Love auf.
„Du wirst jetzt schon nicht ernstgenommen, Hurenso“, seine Beleidung wurde unterbrochen, als Loves Hand sich um den Kiefer des Mannes presste.
„Wir werden sehen“, sagte er seelenruhig.
„Schafft ihn in die Zelle und bereitet die Tribüne für morgen früh vor.“ „Der Galgen, Sir?“
Love blickte dem Gefangenen kalt ins Gesicht.
„Er verliert seinen Kopf.“
Die Soldaten zogen den Mann aus dem Stall.
Honey starrte ihnen hinterher. Was sich gerade abgespielt hatte, kam ihr surreal vor. Binnen zehn Minuten hatte Love seine beste und seine schlimmste Seite gezeigt.
Als sie sich umwand und merkte, dass er sie anblickte, zuckte sie zusammen.
In diesem Moment wusste sie, was zu tun war.
Love sah sie ernst an, als erwartete er eine Art Protest.
Tatsächlich kam Honey nach einem Moment langsam auf ihn zu. Er ließ sie nicht aus den Augen, bis sie direkt vor ihm war, damit rechnend, dass sie ihn anschreien würde, ihn womöglich schubsen oder ohrfeigen wollen würde. Er fragte sich, wie er sie abwehren sollte, ohne ihr schwerwiegend wehzutun, als sie kurz zu Boden blickte. Als ihre Augen wieder hochfuhren, war sie entschlossen.
„Ich heirate Sie.“