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Honey ~ Der Weg deines Herzens

von LunaLu
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
Captain Harrison Love OC (Own Character)
06.04.2008
25.07.2021
40
168.234
6
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06.04.2008 3.156
 
Kapitel 33 - Hüllenlos

Honeys Hand pochte unter der Fessel. Sie war wohl nur angebrochen, doch der Schmerz war dumpf und unangenehm. Allerdings drang er nicht bis in ihr Bewusstsein durch. Ihr Kopf schien vernebelt.
Es war nicht, was Montero gesagt hatte ... sie hatte diesen Diego gar nicht gekannt.
Doch die Situation drang zu ihr durch. Montero, Love und Alejandro in einem Raum. Und ihr Bruder war nicht nur völlig wehrlos - sie selbst war es auch.
Umso schockierter war sie, als sie Alejandros Reaktion auf Monteros Worte sah. Einen Moment wich sein ganzer Kampfgeist, seine Stärke und sein Wille aus seinen Augen. Da war nichts als Betroffenheit und Trauer.
Doch er fing sich wieder, biss die Kiefer aufeinander und presste hervor:
"Sie lügen."
Monteros Lippen deuteten ein Lächeln an. In seinen Augen erkannte Alejandro die Wahrheit - es war Triumph. Befriedigung. Diego De La Vega, Monteros Erzrivale und Todfeind - Alejandros Mentor und Lehrer, ein Held des Volkes, war gestorben.
Alejandros senkte den Blick, um sich seinen Schmerz nicht anmerken zu lassen.
Love erhob zum allerersten Mal, seit sie die Zelle betreten hatten, das Wort, leise, aber verächtlich wie eh und je. "Wir würden dir eine Leiche als Beweis zeigen, Murieta, doch die liegt vergraben unter dem Schutt der Mine."
Alejandros Gesicht fuhr hoch.
Monteros Lachen fror etwas ein, doch der Triumph blieb. Ihre Mission war geglückt, das Gold zum Übergabeort transportiert worden. Morgen würde die Transaktion stattfinden.
Alejandros Gesichtszüge wurden steinhart. Er schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er Honey an. Das scheinbar Einzige, was noch gerettet werden konnte.
"Lassen Sie sie gehen."
Montero beachtete die Worte gar nicht erst und sagte stattdessen: "Bevor du deine gerechte Strafe bekommst, will ich den Ort eures Versteckes erfahren, wo die Karte ist und ob Santa Anna irgendwelche Informationen zugespielt wurden."
Alejandros Nasenfügel blähten sich.
"Habe ich Ihr Wort?", fragte er, Montero fest in die Augen blickend.
Montero sah sich zu Honey um, dann zu Love. Dieser nickte Montero kalt zu.
Alejandro senkte den Blick.
"Unter den Ruinen der Hacienda De La Vega... ist eine Höhle."
Montero richtete den Kopf auf. Wie hatte er in all der Zeit nicht auf diese Idee kommen können.
"Captain", sagte er mit steifer Stimme, doch Love hatte sich schon an den Soldaten in der Zelle gewandt und gab ihm Anweisungen, Pferde bereitzumachen und das Gebiet zu erkunden.
Montero atmete tief ein und aus.
Er blickte Alejandro an und meinte schließlich: "Morgen früh stirbst du."
Ein dumpfes Geräusch erklang - Honey hatte unwillkürlich einen Protest gegen ihren Kneben ausgetoßen.
Alejandro hielt Monteros Blick stand.
Dieser richtete sich erhaben auf und schritt aus der Zelle.
Beim Hinausgehen sagte er zu Love: "Ich erwarte den Bericht der Untersuchung morgen früh. Bevor wir Santa Anna treffen will ich alle Eventualitäten abgeklärt haben."
Love nickte, sah dabei aber Alejandro an. Er folgte Montero nicht, sondern trat nun seinerseits näher an den Gefangenen. Sein Blick war voll verächtlichem Triumph.
Er schüttelte leicht lächelnd den Kopf.
"Montero will dich hängen sehen, Murieta. Wenn es nach mir ginge, würde ich dir sofort den Kopf abschlagen."
Erneut war ein unruhiges Atmen von Honey zu hören.
Alejandro nickte zu ihr.
"Halten Sie Ihr Wort, lassen Sie sie gehen."
Love wandte sich kurz zu Honey.
"Nicht, bevor wir nicht sicher wissen, dass du uns die Wahrheit gesagt hast."
"Ihre Hand ist gebrochen und sie ist-"
Captain Love schlug Alejandro, der so laut losgebrüllt hatte, dass Speichel aus seinem Mund spritzte, hart ins Gesicht.
"Halt den Mund", meinte er verächtlich, richtete sich auf und wandte sich ab.
Honey war, so weit es ihre gefesselte Position erlaubte, nach vorne geruckt.
Sie sah Love flehend an. Er nahm ihren Blick einen Moment zu lange auf.
Ihr Gesicht zeigte Blut und Schrammen und der blaue Fleck von Monteros Schlag vor zwei Nächten war noch deutlich zu erkennen.
Love ging zu ihr, ging in die Hocke und hob die Hand.
Honey zuckte zusammen, doch hielt seinem Blick gerade so stand.
Sachte zog er ihr den Knebel aus dem Mund.
Sie hustete und leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Schwer durch den Mund atmend sagte sie mit rauer Stimme: "Lassen Sie ihn.. in Ruhe..."
Love sah sie an. Er hob erneut die Hand und strich ihr über die Wange. Es war zärtlich, doch die Geste kam nicht völlig bei seinen Augen an - diese waren schelmisch und diabolisch. Es war eine Provokation, zumindest war sich Honey da sicher. Und sie zeigte Wirkung.
"Hände weg von ihr, Bastard!!", knurrte Alejandro.
Love lächelte. Er sah sich kurz zu Alejandro um und strich Honey dann mit dem Daumen lasziv über die Unterlippe, sodass sein Finger beinahe ihre Zunge berührte.
Sie wandte angewidert den Kopf ab, während Alejandro zornig ausatmete.
"Sag mir", sagte Love leise zu Alejandro und ließ seine Hand auf Honeys Gesicht ruhen, "Was ihr Santa Anna gesagt habt."
"Nichts, verdammt!"
Love blickte Honey an, sprach aber zu Alejandro weiter.
"Deine Lügen, Murieta, bezahlt sie", sagte er schließlich.
Alejandro schloss die Augen. Zornesschweiß perlte ihm vom der Stirn.
Honey starrte Love ausdruckslos an. "Was, wenn es wahr ist?", fragte sie leise und müde.
"Irrelevant", murmelte Love und lies von ihr ab. Er sah kurz zu Boden, wandte sich dann zu Alejandro um. "Wenn es gelogen ist und Santa Anna uns angreift, verliert sie ihren Kopf kurz nach dir, Murieta."
"Dann hoffen wir, dass euer Diebstahl gelingt. Denn nicht anderes seit ihr, Captain Love,", Alejandro sprach leise, aber seine Worte waren so hasserfüllt, dass sie sich stechend und einnehmend anhörten, "... Diebe. So wie Joaquín und ich es waren..."
Love lächelte unberührt, als Alejandro schon weitersprach.
"Aber sie", Alejandro nickte kurz zu Honey hinüber und heftete seine eiskalten Augen dann wieder auf Love, "... sie hat nichts verbrochen. Nichts gestohlen. Niemanden getötet. Sie hat genug gelitten!", schrie er.
"Sie hat womöglich vergessen es zu erwähnen", lächelte Love und sah kurz zu Honey, dann wieder zu ihrem zornigen Bruder. "Sie hat einen Mann erschossen, vor gerade einmal ein paar Tagen."
"Als ich Ihr Leben gerettet habe", sagte Honey, "Genau wie heute."
Love wandte sich ihr immernoch lächelnd zu.
Alejandro schien durch seinen Schleier von Wut und Verzweiflung nichts mehr mitzubekommen. Wie Love da vor Honey kniete, die wehrlos an den Boden gekettet war, verbrannte ihm schier die Eingeweide.
Wie ein Wahnsinniger warf er sich gegen seine Ketten und brüllte Love Beleidigungen entgegen.
Love senkte den Blick kurz, dann räusperte sich und stand auf.
Gemächlich, als würde er auf einer Promenade schlendern, näherte er sich dem Gefangenen. Er stellte sich vor Alejandro und blickte zu ihm hinunter, so kalt, dass es beinahe teilnahmslos wirkte.
Dann versetzte er ihm einen Fausthieb in die Magengrube, hielt ihn aber an der Schulter halbaufrecht. Dabei zischte er: "Sei-", er schlug erneut zu, "endlich", ein dritter, heftiger Schlag und Alejandro würgte, "still!"
Love ließ Alejandros Schulter los und nun rollte dieser tatsächlich unnatürlich verdreht auf den Boden, Speichel, Galle und Blut aus dem Mund würgend. Nun wehrte er sich nicht mehr, schrie nicht mehr.
Love sah noch ein paar Momente auf ihn hinab. Dann wandte er sich um.
Honey hatte nicht geschrien, sie weinte auch nicht, aber sie hielt den Kopf gesenkt und starrte hinab, als könne sie das Geschehen ausblenden. Als hätte sie es gar nicht mitbekommen.
Doch als Love schon bei der Zellentür war, hauchte sie: "Feigling."
Love hielt inne und wand sich um.
"Wie bitte?"
"Ihre Macht an einem gefesselten Mann auslassen ist das Letzte, Sie Feigling."
Love lächelte schelmisch und sah zu ihr hinunter, einen Schritt näherkommend. "Möchtest du meine Macht auch gerne spüren, Honey?", fragte er provozierend.
Honey sah auf. In ihren Augen war kein Schelm. Kein Spiel. Sie meinte es todernst. Blanker Hass sprach aus ihrer Stimme.
"Aber dass Sie ein Feigling sind, wissen Sie ja selber, oder? Wer sprengt mehrere hundert Menschen in die Luft und kann mit seiner Entscheidung leben..."
Love blickte sie einige Momente an. Sehr leise sagte er: "Halt den Mund."
Honey sah zu Alejandro, der halb bewusstlos am Boden lag. Sie blickte wieder hoch zu Love.
"Frauen und Kinder und alte Menschen und das alles für einen Titel? Ich hätte sogar Sie verantwortungs-"
"Halt den Mund, bevor du etwas sagst, was du bereust."
Honey, die sich gerade erst in Rage geredet hatte, beruhigte sich schwer atmend. Plötzlich sprach sie leiser und resignierter: "Warum tun Sie ihm das an? Sie haben doch alles, was Sie wollten. Sie haben gewonnen. Lassen Sie ihn in Ruhe!"
Love lächelte vage.
"Ja, ich habe gewonnen. Schön, dass du das verstanden hast." In einem anderen, beinahe selbstverständlichen Tonfall, die Lippen triumphierend verzogen und die Brauen gehoben, fügte er erklärend hinzu: "Ich werde ihn demütigen."
Honey blickte auf, nun trotzig, aber mit Tränen in den Augen.
"Dann nehmen Sie mich, verdammt! Aber tun Sie ihm nicht mehr weh! Bitte!"
Love sah Honey an. Erst spöttisch, dann ernster. Schließlich hob er den Kopf.
Er sah zu Alejandro.
Dann schritt er auf ihn zu. Vor ihm kniete er auf auf einem Bein nieder, griff ihm in die Haare und zog seinen Kopf etwas hoch. Er gab ihm seichte Ohrfeigen.
Alejandro röchelte und blinzelte.
"Hör zu, Murieta, hör zu", raunte Love und schlug Alejandro erneut ein paar mal leicht, bis dieser zu Bewusstsein kam und, dirigiert von Love Hand, Honey anstarrte, die das Schauspiel erschöpft betrachtete.
"Das kleine Mädchen hier verträgt einiges mehr als du", sagte Love leise an Alejandro gewandt und hielt ihn aufrecht, als sei er ein lebloses Stück Fleisch.
Honey wusste nun, was Love mit Demütigung gemeint hatte und sah betreten zu Boden, als Love schon verächtlich provozierend weitersprach.
"Keine Angst, ich tue dir nicht mehr weh", höhnte er und imitierte Honey Stimme dabei, bevor er noch leise sagte: "Auf ihren Wunsch bestrafe ich dich jetzt auf eine andere Art und Weise."
Er rief nach den Wachen.
Honey blickte langsam auf. Würde er sie in einen anderen Raum bringen lassen?
Zwei Wachposten von einer Stelle direkt am Eingang des Zellenbereiches kamen angerauscht und salutierten.
Ohne den Blick von Alejandro abzuwenden befahl Love: "Binden Sie sie los und bringen Sie sie in mein "Privatgemach."
Ruckartig richtete sich Honey auf und ignorierte den Schmerz, der ihre Hand und Schulter dabei durchfuhr.
"Love, nein!"
Doch ihr Schrei ging in den Anstalten unter, die Alejandro machte. Trotz seiner geringen Kräfte richtete er sich gerade so auf und wollte etwas rufen, doch ihm lief nur erneut Blut aus dem Mund.
Er krächzte: "Bitte. Nein. Nein!"
Ein Soldat war vorgetreten und riss die zahlreichen Knoten an Honeys Fesseln auf, befreite sie von den Ketten und zog sie hoch. Als ihr Protest und ihre Abwehrversuche lauter wurden, wandte auch Love sich um.
Sie lieferte sich schier einen Kampf mit den Wachmännern. Love beobachtete die beiden kurz, wie sie versuchten, Honey am Arm zu greifen und fortzuführen, während sie dem einen mit dem Knie gegen die Beine trat und den anderen von sich stieß. Ihre Arme, die unter den halb zerrissenen Kleidern hervorlugten, waren blau und wirkten nicht viel kräftiger als die Gitterstäbe. Sie schien in den letzten Tagen erneut geschrumpft zu sein.
Schließlich holte ein Soldat verzweifelt aus und streckte sie mit einer kräftigen Ohrfeige zu Boden.
Sie landete mit dem Gesicht nach unten flach vor Love und Alejandro, wollte direkt wieder aufstehen, doch blieb benommen liegen.
Love ließ Alejandro los und wandte sich ihr zu.
Er zog sie hoch, als wäre das Routine für ihn, einen Arm unter ihren Schultern, ihre Haare zurücknehmend, dann ihre Arme hochziehend und sie schließlich, ihren Arm längs über seinem gebeugten Genick, sachte stützend.
So schob er sie zu den Wachen zurück. Einer der Männer legte ihr Arme unter Kniekehle und Hals und trug sie so Richtung Ausgang. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch stöhnte nur.
Alejandro war am Boden - war er es vorher vor Schmerzen gewesen, so schien das Bild gerade seinen Geist gebrochen zu haben.
Er zitterte.
Mit einer neuen Nuance in der Stimme, der eines Mannes, der alles verloren hatte, murmelte er: "Love, tun Sie das nicht. Ich hatte Ihr Wort, dass sie..."
"...freigelassen wird, sobald wir die Beweise haben. Da ist gerade noch genug Zeit, mich etwas mit ihr zu vergnügen. Allerdings ist sie inzwischen so dünn geworden, dass ich ein wenig Angst habe, ihr ausversehen etwas zu brechen..."
Er blickte Alejandro kalt lächelnd an und wusste anhand seines Blickes, dass er es soeben vollbracht hatte, Murieta das letzte Bisschen Stolz zu nehmen.

Honey schlug die Augen auf und war schlagartig wach. Kerzenlicht hatte flackernd ihre geschlossenen Lider erhellt, doch nun, als sie die Augen öffnete, schien es nur milde in dem Raum, den sie schon so gut kannte.
Es war warm und trocken. Sie lag zugedeckt in einem Bett, das sich anfühlte wie ein Meer aus Schaum und Wolken. Ihre Hand war verbunden und auch an einigen Stellen ihrer Beine und Arme schien sie kleinere Binden zu tragen. All das fiel ihr auf, ohne dass sie sich bewegte.
Sie hatte Schmerzen, doch diese schienen durch einen Schwall von Dunst zu ihr durchzudringen. Anscheinend hatte sie ein Schmerzmittel bekommen.
Sie nahm das alles als nüchterne Tatsache wahr. Sie konnte die Situation nicht einordnen.
Als sie sich sehr langsam, schier geräuschlos etwas wandte und in den Raum hineinblickte, sah sie Love, nur mit blauer Hose und weißen Hemd, auf dem allerdings einige Spritzer Blut waren, am Schreibtisch sitzen und mit der Feder einige Dokumente unterzeichnen.
Am Bartansatz schien das inzwischen krustig vernarbte 'M' deutlich hervor.
Love sah nicht auf, wirkte schwer beschäftigt und daher fuhr Honey zusammen, als seine Stimme eher beiläufig anmerkte: "Hast du Hunger?"
Honey schüttelte den Kopf.
Love sah nicht auf, aber nahm ihre Bewegung wohl wahr.
"Durst?"
"Nein", sagte Honey leise.
Love wandte sich um und sah sie an.
"Du hast lange geschlafen. Trink das", er stand auf und nahm einen silbernen Becher vom Nachttisch. Als er auf Honey zukam, zuckte sie zusammen und starrte ihn an,
Love hielt inne.
"Schon gut."
"Was ist mit Alejandro?"
Love atmete schwer aus und wieder ein.
"Himmel, das ist ja unerträglich."
Beinahe ruckartig schwang sich Honey aus dem Bett, als wolle sie schnurgerade zu den Zellen zurücklaufen.
Sie hielt inne, als sie ein kalter Schauer überlief - denn bis auf eine weiße, sehr dünne, unterrockartige Hose war sie nicht bekleidet, was ihr ihm weichen Bett nicht aufgefallen war.
Sie keuchte auf und griff schnell nach der Decke, die sie sich vor den Körper schlang.
Love musterte sie, wenn auch nicht übermäßig interessiert. Er war dabei gewesen, als der Doktor sie untersucht hatte. Er hatte ihren nackten Körper gesehen, nachdem man ihn gewaschen hatte, übersät mit Schrammen und blauen Flecken, allen voran der inzwischen blassgrüne Bluterguss, den sie am Strand von Love verpasst bekommen hatte.
Doch nun, da sie in Bewegung war, traten ihre Schlüsselbeinknochen deutlich hervor und die Striemen der Fesseln, die auf ihren Händen gewesen waren, leuchteten im Kerzenlicht.
Anziehend sah sie nicht aus.
Aber ihre Augen funkelten, ihr Gesicht starrte mit solcher Willenskraft, dass Love unwillkürlich einen Schritt auf sie zutrat.
Sie ging einen Schritt zurück und presste sich gegen die Wand.
"Ich... wieso habe ich nichts-"
"Deiner Wunden wegen...", sagte Love.
"Geben Sie mir was zum Anziehen!", fuhr sie ihn an.
Love hob den Kopf. "Na sieh mal einer an, wir haben unseren Trotz wiedergefunden."
"Ich habe nie davon geredet, dass Sie mich in Ihr Schlafzimmer sperren und mir Schmerzmittel geben sollen! Ich will nur dass Sie - was- Was ist mit ihm?", sagte sie und ihr Zorn verebbte.
Der Gedanke an Alejandro schien sie jedes Mal davon abzuhalten, Love Beleidigungen oder anderes an den Kopf zu werfen.
"Er ist in der Zelle und leckt seine Wunden", sagte Love, verächtlich lächelnd.
"Ich will zu ihm", raunte Honey.
"Nein", sagte Love leichthin.
"Ich will zu ihm!", sagte sie bestimmt.
Tief durchatmend kam Love auf sie zu, bis er ihr plötzlich so nah stand, dass er nur den Kopf etwas senken musste, um mit den Lippen beinahe ihren Haaransatz zu berühren. Sie schien unter seiner schieren Präsenz etwas kleiner zu werden.
"Nein", sagte er fest, aber leise.
Sie atmete schwer und ihre Brust hob und senkte sich gegen seinen Körper.
"Was tun sie?", fragte sie tonlos.
Love hob die Hand und zog ihr Kinn nach oben. Sie sahen sich an. Honey runzelte die Stirn, als er sein Gesicht dem Ihren näherte, um sie zu küssen.
"Was zur Hölle?", stieß sie aus und schubste ihn weg, wenngleich sie dabei die Decke verlor.
Sie sah ihn völlig entgeistert an, bedeckte ihren Oberkörper mit den Armen und hatte das erdrückende Gefühl, nichts mehr verlieren zu können.
Love sah sie an, seltsam klar, doch mit einem Blitzen in den Augen, das Honey nicht einordnen konnte.
"Ich will dich", sagte er leise.
"Was?", stieß sie aus.
Love trat einen Schritt vor und sagte, die Zähne zusammenbeißend und doch lauter: "Ich will dich, du kleine... Ich will dich besitzen. Ich habe dich gefangen, verprügelt, genommen und doch habe ich dich nie besessen!"
Entgeistert sah Honey ihm ins Gesicht, dann trat auch sie wütend ob seiner Worte von den Wand weg: "Sie wollen doch nur meinen Bruder demütigen!"
"Dein verdammter Bruder ist mir egal, seinen Kopf habe ich früher oder später!"
Honey stieß ein verzweifeltes Keuchen aus und schlug mit ihrer unverletzten Hand in Loves Gesicht. Sie atmete schwer und stoßartig, wie in Schüben, vor allem, als die Situation einfror, Love mit dem Gesicht zur Seite gewandt, sie beinahe völlig nackt vor ihm, keuchend.
Er wandte langsam den Kopf zurück zu ihr, was beinahe bedrohlicher war, als wenn er direkt zum Gegenschlag ausgeholt hätte. In ihrer schweren Atmung begann sie zu weinen.
Der Schlag war nicht kräftig gewesen, doch eine Stelle des verkrusteten 'M's in Loves Gesicht war angerissen und ein dünner Blutstrich zeichnete sich in seinem Gesicht ab.
Während Love mit seiner Äußerung über den Wunsch, Honey zu 'besitzen', etwas von sich Preis gegeben hatte, schien sich nun das Ausmaß von Honeys Angst zu offenbaren.
Love verringerte erneut den Abstand zwischen sich und ihr und flüsterte nur: "Küss mich."
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