Die Tagebucheinträge der schrägsten zamonischen Bewohner
von Lothi
Kurzbeschreibung
Einer der harmlosesten Vampire von einem gewissen sozialen Nutzen waren die im Volksmund Horchlöffelchen genannten Geräuschvampire, die von Geschwätz lebten. Sie waren kaum größer als ein Dackel, hatten aber Ohren, für die sich kein junger Elefant hätte schämen müssen. Meistens lagen sie einfach auf öffentlichen Plätzen auf dem Boden und sperrten die Lauscher auf, was sehr drollig aussah. – Der Tagesablauf müsste demnach sehr erheiternd erscheinen… -- Ein von vier Tagebucheinträgen...
GeschichteHumor / P12 / Gen
23.02.2008
16.03.2009
4
4.796
1
Alle Kapitel
33 Reviews
33 Reviews
Dieses Kapitel
14 Reviews
14 Reviews
23.02.2008
880
VORWORT
Ich liebe Zamonien. Das muss ich gleich mal vorweg sagen. Was Walter Moers da geschaffen hat ist einfach nur faszinierend. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen wenigstens einen One-Shot über eins seiner unzähligen Geschöpfe zu schreiben. Allen, die dies gerade lesen, kann ich seine Bücher empfehlen.
Viel Spaß nun beim Lesen und ich hoffe ihr schreibt mir vielleicht eine kleine Review wie es euch gefallen hat.
Lg Lothi
Aus dem
>>Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder,
Daseinsformen und Phänomene Zamoniens
und Umgebung<<
Von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller
Horchlöffelchen, gehörend zu der Spezies Vampir, der:
Horchlöffelchen gehören zwar zu der Spezies Vampire, sind aber wesentlich ungefährlicher als ihre blutsaugenden Verwandten.
Ihre Ernährung besteht aus Geschwätz, welches sie meistens auf öffentlichen Plätzen, gierig in sich aufnehmen.
Auch ihr Äußeres täuscht ebenfalls über eine Verwandtschaft mit den herkömmlichen Vampiren hinweg.
Sie haben ungefähr die Größe eines Dackels, allerdings mit überdimensional großen Ohren, die es den Horchlöffelchen ermöglichen so viel „Futter“ wie möglich in sich aufzunehmen. Darüber hinaus sind diese kleinen Kreaturen enorm nützlich, da sie aufgenommene Dialoge oder auch Streitereien über Monate speichern können bevor sie diese verdauen.
So sind sie wandelnde Übermittler oder Zeugen mündlicher Streitereien.
Ein Tagebucheintrag eines Horchlöffelchens namens Waldi:
Es war ein gewöhnlicher Tag, wie jeder andere, als ich mich auf den Weg zum Marktplatz von Atlantis aufmachte. Zugegeben, dieser Weg ist wohl der das Mühsamste was einem Horchlöffelchen wie mir eigentlich passieren kann.
Quer durch die Großstadt und dann auch noch jeden Tag und hin und zurück, ist für eine Kreatur mit so kleinen Beinchen nicht gerade ein lockerer Spaziergang.
Doch was hilft’s? Wenn man Hunger hat, hat man nicht wirklich eine Wahl und es gibt nichts Köstlicheres als die Dialoge, Monologe und Gruppengespräche des Marktplatzes von Atlantis.
Ich denke ich werde nicht das einzige Horchlöffelchen auf diesem Markt sein, deshalb beeile ich mich, um noch einen guten Platz zu erhaschen.
Die besten Plätze, die man sich nur wünschen kann, sind vor der großen Theaterbühne, auf der jeden Tag etliche Stücke zur Unterhaltung der Marktplatzbesucher aufgeführt werden.
Doch als ich ankomme sind diese Plätze natürlich schon vergeben. Ich habe sie nicht gezählt, es müssten aber ungefähr 50 Horchlöffelchen gewesen sein, die in einer schönen geordneten Reihe vor der Bühne lagen und ihre Ohren senkrecht in die Höhe streckten.
Ich schlurfte also weiter, auf der Suche nach einem einigermaßen geeigneten Plätzchen, doch ich musste lange suchen, bis ich mich dann doch dazu entschied, risikofreudig wie ich bin, mich in die Mitte des Platzes zu legen.
Nicht ganz ungefährlich, da hier die meisten Zamonier entlanggingen und man daher sich mehr der Gefahr aussetzte mal eben von einem Blutschinken noch platter getrampelt zu werden.
Der Vorteil lag jedoch darin, dass man, weil gerade so viele Zamonier hier vorbeigingen, mehr Geschwätz mitbekommt.
Ich legte mich also in Position und reckte mein Ohr so hoch wie ich nur konnte in die Höhe. Das Erste was ich mitbekam war allerdings ein Gespräch zwischen zwei Blutschinken, die sich darüber unterhielten, ob sie lieber einen Schlagring und stattdessen noch einen Knüppel extra mit nehmen sollten oder umgekehrt.
Nicht sehr nahrhaft, aber besser als gar nichts.
So lag ich einige Stunden so herum, lauschte zufrieden den Gesprächen der vorbeiziehenden Zamonier und genoss das Gefühl, dass ich heute Abend satt und glücklich heimkehren konnte.
Ja, ich war rundum glücklich.
Aber natürlich, wie das so ist mit den glücklichen Momenten, hielt das Gefühl nicht lange an. Spätestens als mir irgendjemand auf meine Schnauze trat, war es endgültig vorbei mit der guten Laune.
Es wurde noch schlimmer…Etwas, das wir Horchlöffelchen nämlich gar nicht ausstehen können ist, wenn jemand so tut als ob er etwas sagt, aber aus seinem Mund kommen keine Geräusche.
Da werden wir richtig wahnsinnig.
Gerade so ein Scherzkeks kam nun auf mich zu und fing gleich mal an und machte seinen Mund auf und zu ohne dass dabei Wörter zu hören waren.
Ich sah mir das eine Weile mit an und frage mich langsam wo den nun die leckeren Wörter und Sätze geblieben sind. Ich fing an mich im Kreis zu drehen und unruhig nach diesen zu suchen.
Ich konnte sie nicht finden und wurde langsam panisch.
Mittlerweile hatte sich nun schon eine größere Menge um mich herum gebildet und betrachtet das Ganze teils lachend, teils entsetzt. Ich fragte mich was die alle hier so rumstanden und mir zuguckten wie ich mich immer schneller im Kreis drehte.
Die sollen verschwinden, dachte ich noch, da stob die Menge plötzlich auseinander und auch der Keks hört auf lautlos zu sprechen.
Ich beruhige mich wieder, allerdings war mir ein wenig schwindelig.
Als ich wieder einigermaßen aufrecht stehen konnte, erblickte ich einen Polizist, der gerade die letzten schaulustigen Zamonier vertrieb. Verwirrt sah ich ihn an und er schenkte mir ein mitleidiges Lächeln.
Es wurde langsam dunkel und für mich Zeit meinen anstrengenden Heimweg anzutreten.
Ganz habe ich die seltsame Szene auf dem Marktplatz immer noch nicht verstanden. Ich glaube ich bin wohl dabei das einzig normale Wesen an diesem Tag gewesen…Was soll`s…
THE END
~~~~~~~~~~~~
Bitte schreibt mir ob es euch gefallen hat. ich möchte nämlich vielleicht einen weiteren Tagebucheintrag von einem anderen bizzaren und einzigartigen Wesen aus Zamonien schreiben und bitte um eure Meinung.
Ich freue mich über alle Rückmeldungen.
lg Lothi