„Eine Weihnachtsgeschichte“ – Mal anders
von Drace
Kurzbeschreibung
*ÜBERARBEITET* Kennt ihr den Roman "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens? Diese Story ist stark daran angelehnt. Allerdings spielt sie nicht im England des 19. Jahrhunderts, sondern in Albuquerque und mit den HSM-Charaktären in den Hauptrollen.
GeschichteHumor / P6 / Gen
Chad Danforth
Gabriella Montez
Ryan Evans
Sharpay Evans
Taylor McHessey
Troy Bolton
25.12.2007
20.12.2010
4
13.643
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Dieses Kapitel
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25.12.2007
3.211
Frohe Weihnachten, Merry Christmas, Joyeux Noël und sogar Feliz Navidad, meine lieben Leser. (All die anderen Sprachen aus Google zu kopieren, hab ich gerade keine Lust.^^)
Weihnachten steht ja nun allmählich vor der Tür und ich dachte, ich setze zu diesem Anlass mal um, was ich mir eigentlich schon zum letzten Jahr vorgenommen hatte: Und zwar die vollständige Überarbeitung meiner kleinen High School Musical-Weihnachtsgeschichte.
Manche haben sie vielleicht schon gelesen, schließlich ist sie schon seit zwei Jahren hier. Für alle, die sie noch nicht gelesen haben, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. ;)
Der Inhalt hat sich nur geringfügig verändert, es ging mir eher darum, den Text an meinen jetzigen Schreibstil anzupassen und hier und da ein wenig umzuformatieren, damit sich das Ganze etwas besser ließt. Ich war um ehrlich zu sein überrascht, wie viel Arbeit das war... aber das könnte immerhin zeigen, dass ich besser geworden bin, seitdem ich die Story geschrieben hab.^^
Okay, nun zur Story:
Wie gesagt ist sie dem Roman "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens nachempfunden. Sicher kennen alle die Gechichte oder eine der unzähligen Verfilmungen. (Ich hab in den letzten Wochen jedenfalls schon ein gefühltes Dutzend verschiedener Adaptionen gesehen. Und dies ist jetzt eben meine.)
Das Ganze basiert aber eher auf Humor. Hoffentlich gefällt's euch.^^
Ich wünsch euch viel Spaß!
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Stave 1: Die Warnung
Sharpay Evans war in jeder Hinsicht mit nur einem Wort zu beschreiben: Unerträglich. Und – sofern man über einen ausreichend großen Wortschatz verfügt – außerdem noch gemein, kratzbürstig, ichbezogen und zickig.
So war sie schon immer gewesen, seit sie auf die Welt gekommen war. Zumindest dachten das die Schüler der East High School. Nicht umsonst wurde sie von vielen so charmant als die Eisprinzessin bezeichnet. Sie verglichen sie liebend gern mit einem Luftballon: Aufgeblasen, Hohl und voller heißer Luft.
Aber trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – war Sharpay in der East High ausgesprochen beliebt. Es verging kein Tag, ohne dass ein neuer Bericht in der Schülerzeitung oder ein aufregender Tratsch dafür sorgte, dass ihr Name im Gespräch und ihr Ego stets gepflegt bliebt.
Doch warum sie so war… wusste niemand. Nicht einmal sie selbst. Viele glaubten tatsächlich, dass sie schon so zur Welt gekommen war und kurz nach ihrer Geburt bereits damit begonnen hatte, die Ärzte im Kreissaal herum zu schikanieren.
Sharpay war regelrecht berüchtigt für ihr loses und erstaunlich kräftiges Mundwerk.
Aber wie sie selbst immer zu sagen pflegte: „Lieber ein Brett vor dem Kopf, als ein Blatt vor dem Mund.“ Was in etwa bedeuten sollte: Woher soll ich wissen was ich denke…bevor ich’s nicht gesagt hab?
Ja, so wie sie war, fand sie sich ganz in Ordnung. Auch wenn sie mit dieser Meinung relativ allein dastand.
So vergingen die Zeiten in denen Sharpay ihr sorgloses Leben einfach nur dahinlebte. Bis zu jenem Tag, an dem sich eine zentimeterdicke Schneedecke über die Stadt Albuquerque senkte, und sich rege Vorfreude in der East High Schülerschaft ausbreitete.
Der Grund: Es war der 23. Dezember. Ein Tag vor Heiligabend und somit auch der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien.
Die Schule war festlich geschmückt worden. Lichterketten zierten die Korridore und in der Aula stand ein großer Weihnachtsbaum. Die Cheerleader sangen zu dieser Jahreszeit nicht mehr die üblichen Anfeuerungsrufe für die Wildcats, sondern unterhielten alle Zuhörer mit ihren selbstinterpretierten Versionen, bekannter Weihnachtslieder. Überall herrschte bereits angenehme Festtagsstimmung.
Da es der letzte Schultag vor den Ferien war, fiel der Unterricht heute aus. Stattdessen war die Abschlussklasse der East High damit beschäftigt, die Cafeteria für das kommende Weihnachtsfest vorzubereiten. Sie hatten dieses Jahr die Erlaubnis bekommen, in der Schule eine kleine gemeinsame Feier veranstalten zu dürfen und alle richteten den Raum für den Heiligen Abend her.
Troy und Chad hingen Girlanden auf. Gabriella und Taylor schmückten eine kleine Tanne mit Christbaumkugeln und Jason und Zeke halfen Kelsi dabei, das Klavier, das normalerweise im Theatersaal stand, in die Cafeteria zu hieven, damit sie sie heute Abend beim Weihnachtssingen begleiten konnte. Ryan, der gewissermaßen die Idee zu der Sache gehabt hatte, hatte die Verantwortung übernommen und kümmerte sich um die Tische, die Beleuchtung… und alles andere, was anfiel.
Das Arbeiten machte ihnen allen großen Spaß, bis ihrer Weihnachtsfreude ein dicker Riegel vorgeschoben wurde. Die Ursache dafür, war die Eisprinzessin höchstpersönlich.
Sharpay Evans hatte sich an diesem Tag verspätet und stapfte nun übelgelaunt mit ihren durchgeweichten Designerstiefeln und einer Menge Schnee in den blonden Haaren in die Cafeteria.
„Uuuh!“, war das Erste, das sie von ihr hörten.
„Oh, guten Morgen, Sonnenschein“, grüßte ihr Bruder sie. „Heute mal wieder viel zu lachen gehabt? Wie geht’s?“
„Nass!“ bellte Sharpay.
„Okay… vorschone mich bitte mit Einzelheiten!“, scherzte Ryan, während er Chad dabei half die Stühle an die Tische zu stellen.
„Du willst Einzelheiten? Ich nenne dir Einzelheiten!“, sagte Sharpay aufgebracht.
Alarmiert fuhr Ryan ihr eilig ins Wort. „Nein nein, ich sagte, bitte verschone mich!“ Doch es war zu spät…
„Heute Morgen war der Kakao, den mir Charles auf mein Zimmer gebracht hat, eiskalt!“, erzählte Sharpay und begann sich in ihre Rage hineinzuversetzen. „Gleich als ich das Haus verlassen habe hat es angefangen zu schneien. Und was ist wohl auf dem Schulweg passiert? Ich bin in eine eisige Pfütze getreten! Zu allem Überfluss, hat mir gerade eine Bande von Knirpsen einen Schneeball gegen den Schädel gedonnert, der so groß war wie deine dämliche Birne, Ryan!“
„Wow…klingt, als könnte da jemand 'ne Umarmung vertragen“, bemerkte Chad grinsend. Die Schadenfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Verzichte!“, blaffte Sharpay ihn an. „Ich will’s nur schnell hinter mich bringen, damit ich bald wieder nachhause kann. Also bitte, was läuft hier?“
„Hast du in der letzten Woche auch mal zugehört?“, sagte Ryan. „Wir wollen Weihnachten dieses Jahr zusammen feiern.“
„Tss…Weihnachten?“, brachte Sharpay ungläubig hervor.
„Jaah, Weihnachten“, erwiderte Ryan augenrollend. „Feiertage Ende Dezember…schon mal davon gehört?“
„Tss… So ein Humbug!“, keifte Sharpay verärgert.
„Okay…“, sagten Chad und Ryan wie aus einem Munde und wichen von ihr zurück.
„Du kannst uns helfen, den Weihnachtsbaum zu schmücken, Sharpay“, bemerkte Gabriella lächelnd. „Vielleicht kommst du so etwas in Weihnachtsstimmung.“
„Von mir aus“, knurrte Sharpay gleichgültig und gesellte sich zu Taylor, Gabriella und der zur Hälfte geschmückten Tanne.
„Wow…“, murmelte Troy Chad und Ryan zu. „Sie war ja noch nie 'ne Friedensnobelpreisträgerin… aber zurzeit ist sie echt unerträglich.“
„Du meinst, noch unerträglicher als sonst?“, fragte Chad grinsend.
Ryan verschränkte die Arme. „Das liegt am Winter.“, schätzte er. „Sie ist jedes Jahr so mies gelaunt weil sie ihr Cabrio jetzt für den Schulweg in der Garage lassen muss.“
„Ach was!“, meinte Kelsi. „Von ihr lassen wir uns die Weihnachtsfreude nicht verderben, richtig?“
Und so war es auch. Obwohl Sharpay alle fünf Minuten fast einen mittelschweren Anfall bekam, lies sich keiner der Anwesenden davon die Stimmung vermiesen.
Schließlich, nach mehreren heiteren Stunden frohen Schaffens, läutete ein raues „So, kann ich jetzt gehen?“ von Sharpay, das Ende des Arbeitstages ein.
„Einen Moment noch“, sagte Ryan heiter. „Ich hab 'ne Idee! Das wird sogar dir Spaß machen, Schwesterherz.“ Er zog ein weißes Blatt Papier aus seiner Tasche und riss es in Stücke.
„Was soll das werden? Konfetti?“, brummte Sharpay.
„Nein, wir machen Julklapp.“, antwortete Ryan und nahm sich eine leere Punschschüssel von einem der Tische. „Jeder schreibt seinen Namen auf einen Zettel und wirft ihn hier rein. Anschließend zieht jeder wahllos einen Zettel aus der Schüssel und macht dem, dessen Name drauf steht ein kleines Geschenk. Geld spielt keine Rolle – Hauptsache, der Beschenkte freut sich. Was meint ihr?“
„Wozu soll das gut sein?“, platzte es sofort aus Sharpay heraus.
„Zu gar nichts.“, entgegnete Ryan. „Es macht Spaß.“
„Spaß? Geld für andere auszugeben? Was bitte soll daran Spaß machen?“, meckerte Sharpay.
„Ist einfach 'ne nette Geste. Ich mach jedenfalls mit.“, sagte Troy und auch alle anderen Stimmten ein, warfen ihren Zettel in die Punschschüssel und zogen einen neuen heraus.
„Und was ist mit dir?“ fragte Ryan und hielt Sharpay die Schüssel mit dem letzten Zettel hin.
„Ach, von mir aus. Aber verlangt nicht von mir, dass ich hier irgendjemanden ein Ferrari spendiere.“, donnerte sie, ehe sie sich den Zettel aus der Schüssel griff und schnellen Schrittes aus der Cafeteria stolzierte.
Was sind das nur für Spinner, dachte Sharpay verbittert. Nur weil Weihnachten ist, drehen alle durch.
In ihre dicke rosafarbene Jacke gehüllt, verließ Sharpay das Schulgebäude. Kurz nachdem sich die Eingangstür hinter ihr geschlossen hatte, klatschte etwas Hartes und Kaltes gegen ihren Hinterkopf. Ein Schneeball.
Wütend drehte sich Sharpay zu einer kleinen Bande laut lachender Kinder aus der Unterstufe um.
„Alte, alte Hexe! Alte, alte Hexe!“, sang einer von ihnen heiter.
„IHR KNIRPSE!“, fluchte Sharpay angriffslustig und noch immer lachend ergriffen die Kinder die Flucht.
Sharpay klopfte sich den Schnee aus den Haaren und machte sich auf den Heimweg. Während sie durch die zugeschneiten Straßen lief, entfaltete sie den Julklappzettel in ihrer Faust und warf einen Blick darauf. Dort stand: Ryan Evans.
Na toll, dachte Sharpay. Was zum Teufel soll ich dem denn schenken? Sie zerknüllte den Zettel und warf ihn in den nächsten Papierkorb.
Der restliche Nachmittag des 23. Dezembers verlief ganz nach Sharpays Wünschen. Während Ryan seine Zeit damit verschwendete in der Armenküche auszuhelfen, machte sich Sharpay einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher, ehe sie in ihr Himmelbett stieg.
Und dann… war es Heiligabend. Oder genau genommen… Heiligmorgen.
Die Villa der Familie Evans war genau wie die East High festlich geschmückt worden. Eine zentimeterdicke Schneedecke lag bereits auf dem Dach, den Balkonen und der ellenlangen Auffahrt. Aber von Weihnachtsstimmung: Keine Spur.
Mr. und Mrs. Evans waren nicht zuhause. Am Morgen hatte die Familie eine kleine eilige Bescherung gefeiert, danach sind die Eltern sofort zu einer Geschäftsreise nach Wisconsin aufgebrochen. (Weit, weit weg von Albuquerque…)
So kam es, dass Ryan und Sharpay Weihnachten allein verbrachten. Jedenfalls bis zum Heiligen Abend, denn als es draußen allmählich dunkel wurde, sagte Ryan:
„So, Schwesterherz. Ich mach mich auf den Weg zu unserer Feier in der East High. Sicher, dass du nicht mitkommen willst?“
„Oh, ganz sicher!“, antwortete Sharpay. „Das will ich mir wirklich nicht antun.“
Ryan seufzte. „Weißt du, Sharpay... Es würde dir wirklich nicht schaden, etwas freundlicher zu sein. Wenigstens an Weihnachten.“
Sharpay rümpfte die Nase. „Tss… Weihnachten… Humbug!“
„Du widerholst dich. Was hast du eigentlich gegen Weihnachten?“
„Ich? Gar nichts! Ich find nur diesen Aufriss, den ihr jedes Jahr macht, absolut lächerlich. Es ist ein Tag wie jeder andere!“
„Wie du meinst“, sagte Ryan mit einem Schulterzucken. „Aber wenn du schon selbst nicht in Weihnachtsstimmung bist, dann mach sie uns bitte nicht kaputt.“ Er schwang sich den Schaal um den Hals und öffnete die Haustür. „Frohes Fest!“, wünschte er seiner Schwester, als er in die verschneite Nacht hinaustrat.
Sharpay warf die Tür zu und lief ins Wohnzimmer. Ihre Absätze klackerten und echoten durch die Gänge der riesigen und fast völlig ausgestorbenen Villa. Alle Angestellten hatten über die Feiertage frei bekommen mit der absurden Begründung: „Es ist doch nur einmal im Jahr.“
So lief nun ihr Weihnachten ab. Während ihre Klassenkameraden in der Schule gemeinsam feierten, blieb sie zuhause und musste sich ihren Kakao doch tatsächlich selbst machen.
Gerade als sie sich mit einer dampfenden Tasse in den Händen auf die Wohnzimmercouch gesetzt hatte und sich im Fernsehen einen kitschigen Weihnachtsfilm ansah, klopfte es an der Tür.
Sharpay stand nicht sofort auf. Sie war es gewohnt, dass irgendjemand anderes an die Tür ging. Aber als es dann noch einmal klopfte, erhob sie sich genervt von der Couch und wanderte zurück durch den endlosen Flur, bis sie die Tür endlich erreicht hatte. Sharpay öffnete sie und zwei, in dicke Ledermäntel gekleidete, ältere Herren kamen zum Vorschein.
„Guten Abend!“ sagte der eine von ihnen, der einen großen Schnurrbart trug. „Sind wir hier richtig bei Familie Evans?“
„Was? Nein, wir schreiben den Namen nur aus Spaß auf unser Türschild“, antwortete Sharpay zynisch. Die beiden Männer schienen den Witz jedoch nicht ganz verstanden zu haben und sahen sich verdutzt an.
„Ja, sie sind hier richtig.“, sagte Sharpay bissig. „Also was wollen sie von mir?“
„Nun… Wir kommen von der städtischen Waisenfürsorge und wie jedes Jahr, möchten wir die Einwohner von Albuquerque um eine kleine Geldspende bitten. Für bessere Unterkünfte, Kleidung und Nahrung und vielleicht etwas Spielzeug für die Kleinen.“, erzählte der Mann mit dem Schnauzbart, während der andere, etwas dickere Mann einen Notizblock und einen Kugelschreiber hervorzog.
„Welche Summe dürfen wir für sie notieren?“
Sharpay tat, als würde sie lachen. „Ahaha… Sie können sich die Tinte sparen, meine Herren. Ich spende nichts!“
Beide Männer sahen sich schockiert an. „Aber… Aber Ms. Evans. Es ist doch für die Kinder.“
„Na und? Warum sollte ich Geld für die kleinen Nervensägen ausgeben. Wann tun die denn mal was für mich?“
Die Entrüstung stand den beiden Vertretern ins Gesicht geschrieben. „A-aber…Ms. Evans“, stotterte der Schnauzbärtige. „Ich... also…Wollen sie nicht vielleicht noch einmal darüber nachdenken? Immerhin… ist es für einen guten Zweck!“
Sharpay trat etwas näher an die beiden Männer heran, bis sie mit ihren flauschigen Pantoffeln im Schnee stand.
„Hm… Wie drück ich das jetzt aus, ohne das es unhöflich klingt? …Geht nicht. Bitte verlassen sie mein Grundstück, bevor ich die Hunde loslasse!“
Der runde Mann steckte seinen Notizblock weg und ohne noch ein Wort zu sagen, wandten sich die beiden Herren um und verließen ziemlich eilig das Grundstück.
Sharpay schnalzte mit der Zunge. „Guter Zweck…“, murmelte sie und schnalzte mit der Zunge. „Tse…Humbug!“ Dann drehte sie sich um und öffnete die Haustür, die hinter ihr zugefallen war. Doch gerade als sie wieder eintreten wollte, sprach die Türklinke:
„Autsch! Nimm deine Hand von mir!“
…
Moment… sprach die Türklinke?
Sharpay fuhr zurück. Hatte die Türklinke gerade gesprochen? Nein, das konnte nicht sein! Sie musste Sinnestäuschung gehabt haben. Sharpay trat wieder etwas näher und begutachtete die Klinke genauer. Dort war sie… metallen und vereist… aber doch nicht lebendig. Oder doch?
Vielleicht war es eine Einbildung gewesen, aber für einen kurzen Moment hatte Sharpay geglaubt ein vertrautes Gesicht auf der Klinke gesehen zu haben. Doch es war verschwunden, ehe sie es genauer begutachten konnten. Es war nichtmehr da… und wahrscheinlich war es auch nie da gewesen. Was hatte sie sich da bloß eingebildet?
Etwas später am Abend des 24. Dezembers entschloss sich Sharpay ins Bett zu gehen. Ihr Film hatte gerade ein Ende gefunden und der langweilige Abspann mit all den unwichtigen Namen, ermüdete sie. Gähnend lief sie einen Korridor ihres riesigen Hauses entlang… und noch einen… und noch einen… und noch einen… dann eine Treppe hinauf, bis sie endlich vor ihrer Zimmertür stand.
Vorsichtig warf sie erst einen Blick auf die Türklinke an ihrer Zimmertür. Sie war völlig normal. Doch als Sharpay eintrat, in ihr übergroßes Zimmer, fühlte es sich für einen kurzen Moment so an, als ob ihr ein eisiger Wind um die Ohren wehte, obwohl alle Fenster geschlossen waren. Sharpay ignorierte es und durchquerte den Raum.
Einfach alles in diesem Zimmer war pink. Die Schränke, der Fernseher, das Klavier, der Teppich und auch das Bett, in das sich Sharpay nun einmummelte. In der Gewissheit, am nächsten Morgen einen stattlichen Haufen an Geschenken am Ende ihres Bettes vorzufinden, schloss Sharpay die Augen.
Doch zum Schlafen kam sie nicht. Schon nach kurzer Zeit hatte sie ein gewaltiger Donner geweckt. Sharpay schreckte auf und… konnte erst nichts sehen. Sie riss sich die plüschige Schlafmaske vom Gesicht und setzte sich kerzengerade auf ihr Bett.
Da war es schonwieder, dieses donnernde Geräusch. Es klang fast, als würde jemand gegen die Tür klopfen.
Zögernd stand Sharpay von ihrem Himmelbett auf und trat auf die Zimmertür zu. Doch noch bevor sie sie erreicht hatte, sprang die Tür auf und eine monströse, schreckliche Gestalt erschien. Das Gesicht – widerwärtiger und abstoßender als Sharpay je eines gesehen hatte. Und es war:
„Mr. Fulton?“, wunderte sich Sharpay verdutzt.
Tatsächlich… Mr. Fulton, der Manager des Lava Springs Country Clubs, stand in seinem üblichen weißen Nadelstreifenanzug hier in Sharpays Zimmer. Merkwürdig war jedoch, dass er scheinbar von einer Art grünleuchtender Aura umgeben war, als würde er direkt hinter einer hellen Lampe stehen.
„Guten Abend, meine liebe.“, sagte Mr. Fulton wie immer grinsend. „Ich muss sagen, ein wirklich nettes Zimmer haben sie hier. Die Farbauswahl lässt etwas zu wünschen übrig, für meinen Geschmack, aber ansonsten ein wirklich sehr nettes Ambiente.“
„Mr. Fulton, was tun sie hier in meinem Zimmer?“ fragte Sharpay barsch. Der wohlgemutete Gesichtsausdruck in Fultons Gesicht schwand sofort.
„Um das gleich zu klären, meine liebe. Ich bin nicht wirklich Mr. Fulton. Der echte Thomas Fulton sitzt im Moment mit seiner Frau und seinen Kindern im Wohnzimmer seines noch nicht ganz abbezahlten Appartements und feiert gemütlich den Heiligen Abend.“
„Ja, und… wer sind dann sie?“, wollte Sharpay wissen und Mr. Fulton setzte sein schiefes grinsen wieder auf.
„Ich? Ich bin ein Geist.“
Eine Weile verging… dann setzte Sharpay einen ungläubigen Gesichtsausdruck auf und zog beide Augenbrauen hoch.
„Sie… sind… ein Geist“, sagte sie ruhig.
„In der Tat“, bestätigte Mr. Fulton. Sharpay dachte angestrengt nach.
„Heißt das, sie sind tot?“ fragte sie ungeniert. Fulton schüttelte den Kopf.
„Doch nicht so eine Art Geist“, erklärte er. „Ich bin ein Weihnachtsgeist.“
„Oh, nein!“ brach es aus Sharpay heraus. „Nein, nein, nein…Ich sag ihnen was sie sind! Sie sind nichts weiter, als zu viel heißer Kakao gemischt mit faulem importiertem Kaviar.“
Mr. Fulton lachte. „Ja, ich gebe zu, dass könnte man angesichts meiner Erscheinung vielleicht denken. Aber ich versichere ihnen, Ms. Evans, ich bin kein Traum und auch keine Einbildung. Ich bin wirklich hier und zwar aus gutem Grund.“
„Und was ist das für ein Grund?“, wollte Sharpay wissen.
„Nun…“ begann Mr. Fulton. „Die Zeit sieht es vor, dass sich etwas in ihrem Leben ändern muss. Daher wurde ich geschickt um ihnen zu sagen, dass sie heute Nacht Besuch von drei Geistern bekommen werden.“
„Drei? Also… noch zwei“, stieß Sharpay nachdenklich hervor.
Fulton seufzte. „Mit mir sind es vier.“
„Oh, also dann… drei.“, begriff Sharpay.
„Exakt“, sagte Mr. Fulton. „Nun… bei diesen drei Geistern handelt es sich um die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht. Jeder von ihnen wird sie auf eine Reise durch die Zeit mitnehmen und ihnen entscheidende Momente ihres Lebens vorführen.“
„Ahja, verstehe… Ähm, eine Frage.“, unterbrach Sharpay erneut. „Wieso?“
Noch einmal seufzte Mr. Fulton. „Da wo ich herkomme, hat man den Eindruck, dass sie ihr Leben in… nun ja… zu großer Bosheit geführt haben. Für solche Fälle wurde das Drei-Geister-Programm entworfen, das Menschen, wie ihnen, bei ihrer Rehabilitation helfen soll.“ Mr. Fulton unterbrach sich und zog aus der Tasche seines Nadelstreifenanzugs eine große Uhr hervor. „Ah, der erste Geist sollte in wenigen Minuten hier eintreffen. Ich schlage vor, sie warten hier auf ihn.“
„Oh Nein!“, bockte Sharpay lautstark. „Ich bilde mir das doch alles nur ein. Das ist doch völlig absurd. Es gibt keine Geister und selbst wenn, würden sie mich nicht heimsuchen. Schließlich haben wir Weihnachten und nicht Halloween…“, leise murmelnd setzte sie sich ihre Schlafmaske wieder auf und legte sich zurück in ihr Bett. „Und außerdem versteh ich immer noch nicht, was…“, doch Sharpay beendete diesen Satz nicht. Als sie ihre Schlafmaske einen kurzen Moment wieder hochgezogen hatte, war der Geist, oder was es auch gewesen sein möge, verschwunden.
„Geister!“ murmelte Sharpay. „Tse… So ein Humbug!“
In dem festen Glauben, sich alles nur eingebildet zu haben, kuschelte sich Sharpay wieder in ihr weiches Bett und schlief ein.
Weihnachten steht ja nun allmählich vor der Tür und ich dachte, ich setze zu diesem Anlass mal um, was ich mir eigentlich schon zum letzten Jahr vorgenommen hatte: Und zwar die vollständige Überarbeitung meiner kleinen High School Musical-Weihnachtsgeschichte.
Manche haben sie vielleicht schon gelesen, schließlich ist sie schon seit zwei Jahren hier. Für alle, die sie noch nicht gelesen haben, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt. ;)
Der Inhalt hat sich nur geringfügig verändert, es ging mir eher darum, den Text an meinen jetzigen Schreibstil anzupassen und hier und da ein wenig umzuformatieren, damit sich das Ganze etwas besser ließt. Ich war um ehrlich zu sein überrascht, wie viel Arbeit das war... aber das könnte immerhin zeigen, dass ich besser geworden bin, seitdem ich die Story geschrieben hab.^^
Okay, nun zur Story:
Wie gesagt ist sie dem Roman "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens nachempfunden. Sicher kennen alle die Gechichte oder eine der unzähligen Verfilmungen. (Ich hab in den letzten Wochen jedenfalls schon ein gefühltes Dutzend verschiedener Adaptionen gesehen. Und dies ist jetzt eben meine.)
Das Ganze basiert aber eher auf Humor. Hoffentlich gefällt's euch.^^
Ich wünsch euch viel Spaß!
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Stave 1: Die Warnung
Sharpay Evans war in jeder Hinsicht mit nur einem Wort zu beschreiben: Unerträglich. Und – sofern man über einen ausreichend großen Wortschatz verfügt – außerdem noch gemein, kratzbürstig, ichbezogen und zickig.
So war sie schon immer gewesen, seit sie auf die Welt gekommen war. Zumindest dachten das die Schüler der East High School. Nicht umsonst wurde sie von vielen so charmant als die Eisprinzessin bezeichnet. Sie verglichen sie liebend gern mit einem Luftballon: Aufgeblasen, Hohl und voller heißer Luft.
Aber trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – war Sharpay in der East High ausgesprochen beliebt. Es verging kein Tag, ohne dass ein neuer Bericht in der Schülerzeitung oder ein aufregender Tratsch dafür sorgte, dass ihr Name im Gespräch und ihr Ego stets gepflegt bliebt.
Doch warum sie so war… wusste niemand. Nicht einmal sie selbst. Viele glaubten tatsächlich, dass sie schon so zur Welt gekommen war und kurz nach ihrer Geburt bereits damit begonnen hatte, die Ärzte im Kreissaal herum zu schikanieren.
Sharpay war regelrecht berüchtigt für ihr loses und erstaunlich kräftiges Mundwerk.
Aber wie sie selbst immer zu sagen pflegte: „Lieber ein Brett vor dem Kopf, als ein Blatt vor dem Mund.“ Was in etwa bedeuten sollte: Woher soll ich wissen was ich denke…bevor ich’s nicht gesagt hab?
Ja, so wie sie war, fand sie sich ganz in Ordnung. Auch wenn sie mit dieser Meinung relativ allein dastand.
So vergingen die Zeiten in denen Sharpay ihr sorgloses Leben einfach nur dahinlebte. Bis zu jenem Tag, an dem sich eine zentimeterdicke Schneedecke über die Stadt Albuquerque senkte, und sich rege Vorfreude in der East High Schülerschaft ausbreitete.
Der Grund: Es war der 23. Dezember. Ein Tag vor Heiligabend und somit auch der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien.
Die Schule war festlich geschmückt worden. Lichterketten zierten die Korridore und in der Aula stand ein großer Weihnachtsbaum. Die Cheerleader sangen zu dieser Jahreszeit nicht mehr die üblichen Anfeuerungsrufe für die Wildcats, sondern unterhielten alle Zuhörer mit ihren selbstinterpretierten Versionen, bekannter Weihnachtslieder. Überall herrschte bereits angenehme Festtagsstimmung.
Da es der letzte Schultag vor den Ferien war, fiel der Unterricht heute aus. Stattdessen war die Abschlussklasse der East High damit beschäftigt, die Cafeteria für das kommende Weihnachtsfest vorzubereiten. Sie hatten dieses Jahr die Erlaubnis bekommen, in der Schule eine kleine gemeinsame Feier veranstalten zu dürfen und alle richteten den Raum für den Heiligen Abend her.
Troy und Chad hingen Girlanden auf. Gabriella und Taylor schmückten eine kleine Tanne mit Christbaumkugeln und Jason und Zeke halfen Kelsi dabei, das Klavier, das normalerweise im Theatersaal stand, in die Cafeteria zu hieven, damit sie sie heute Abend beim Weihnachtssingen begleiten konnte. Ryan, der gewissermaßen die Idee zu der Sache gehabt hatte, hatte die Verantwortung übernommen und kümmerte sich um die Tische, die Beleuchtung… und alles andere, was anfiel.
Das Arbeiten machte ihnen allen großen Spaß, bis ihrer Weihnachtsfreude ein dicker Riegel vorgeschoben wurde. Die Ursache dafür, war die Eisprinzessin höchstpersönlich.
Sharpay Evans hatte sich an diesem Tag verspätet und stapfte nun übelgelaunt mit ihren durchgeweichten Designerstiefeln und einer Menge Schnee in den blonden Haaren in die Cafeteria.
„Uuuh!“, war das Erste, das sie von ihr hörten.
„Oh, guten Morgen, Sonnenschein“, grüßte ihr Bruder sie. „Heute mal wieder viel zu lachen gehabt? Wie geht’s?“
„Nass!“ bellte Sharpay.
„Okay… vorschone mich bitte mit Einzelheiten!“, scherzte Ryan, während er Chad dabei half die Stühle an die Tische zu stellen.
„Du willst Einzelheiten? Ich nenne dir Einzelheiten!“, sagte Sharpay aufgebracht.
Alarmiert fuhr Ryan ihr eilig ins Wort. „Nein nein, ich sagte, bitte verschone mich!“ Doch es war zu spät…
„Heute Morgen war der Kakao, den mir Charles auf mein Zimmer gebracht hat, eiskalt!“, erzählte Sharpay und begann sich in ihre Rage hineinzuversetzen. „Gleich als ich das Haus verlassen habe hat es angefangen zu schneien. Und was ist wohl auf dem Schulweg passiert? Ich bin in eine eisige Pfütze getreten! Zu allem Überfluss, hat mir gerade eine Bande von Knirpsen einen Schneeball gegen den Schädel gedonnert, der so groß war wie deine dämliche Birne, Ryan!“
„Wow…klingt, als könnte da jemand 'ne Umarmung vertragen“, bemerkte Chad grinsend. Die Schadenfreude stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Verzichte!“, blaffte Sharpay ihn an. „Ich will’s nur schnell hinter mich bringen, damit ich bald wieder nachhause kann. Also bitte, was läuft hier?“
„Hast du in der letzten Woche auch mal zugehört?“, sagte Ryan. „Wir wollen Weihnachten dieses Jahr zusammen feiern.“
„Tss…Weihnachten?“, brachte Sharpay ungläubig hervor.
„Jaah, Weihnachten“, erwiderte Ryan augenrollend. „Feiertage Ende Dezember…schon mal davon gehört?“
„Tss… So ein Humbug!“, keifte Sharpay verärgert.
„Okay…“, sagten Chad und Ryan wie aus einem Munde und wichen von ihr zurück.
„Du kannst uns helfen, den Weihnachtsbaum zu schmücken, Sharpay“, bemerkte Gabriella lächelnd. „Vielleicht kommst du so etwas in Weihnachtsstimmung.“
„Von mir aus“, knurrte Sharpay gleichgültig und gesellte sich zu Taylor, Gabriella und der zur Hälfte geschmückten Tanne.
„Wow…“, murmelte Troy Chad und Ryan zu. „Sie war ja noch nie 'ne Friedensnobelpreisträgerin… aber zurzeit ist sie echt unerträglich.“
„Du meinst, noch unerträglicher als sonst?“, fragte Chad grinsend.
Ryan verschränkte die Arme. „Das liegt am Winter.“, schätzte er. „Sie ist jedes Jahr so mies gelaunt weil sie ihr Cabrio jetzt für den Schulweg in der Garage lassen muss.“
„Ach was!“, meinte Kelsi. „Von ihr lassen wir uns die Weihnachtsfreude nicht verderben, richtig?“
Und so war es auch. Obwohl Sharpay alle fünf Minuten fast einen mittelschweren Anfall bekam, lies sich keiner der Anwesenden davon die Stimmung vermiesen.
Schließlich, nach mehreren heiteren Stunden frohen Schaffens, läutete ein raues „So, kann ich jetzt gehen?“ von Sharpay, das Ende des Arbeitstages ein.
„Einen Moment noch“, sagte Ryan heiter. „Ich hab 'ne Idee! Das wird sogar dir Spaß machen, Schwesterherz.“ Er zog ein weißes Blatt Papier aus seiner Tasche und riss es in Stücke.
„Was soll das werden? Konfetti?“, brummte Sharpay.
„Nein, wir machen Julklapp.“, antwortete Ryan und nahm sich eine leere Punschschüssel von einem der Tische. „Jeder schreibt seinen Namen auf einen Zettel und wirft ihn hier rein. Anschließend zieht jeder wahllos einen Zettel aus der Schüssel und macht dem, dessen Name drauf steht ein kleines Geschenk. Geld spielt keine Rolle – Hauptsache, der Beschenkte freut sich. Was meint ihr?“
„Wozu soll das gut sein?“, platzte es sofort aus Sharpay heraus.
„Zu gar nichts.“, entgegnete Ryan. „Es macht Spaß.“
„Spaß? Geld für andere auszugeben? Was bitte soll daran Spaß machen?“, meckerte Sharpay.
„Ist einfach 'ne nette Geste. Ich mach jedenfalls mit.“, sagte Troy und auch alle anderen Stimmten ein, warfen ihren Zettel in die Punschschüssel und zogen einen neuen heraus.
„Und was ist mit dir?“ fragte Ryan und hielt Sharpay die Schüssel mit dem letzten Zettel hin.
„Ach, von mir aus. Aber verlangt nicht von mir, dass ich hier irgendjemanden ein Ferrari spendiere.“, donnerte sie, ehe sie sich den Zettel aus der Schüssel griff und schnellen Schrittes aus der Cafeteria stolzierte.
Was sind das nur für Spinner, dachte Sharpay verbittert. Nur weil Weihnachten ist, drehen alle durch.
In ihre dicke rosafarbene Jacke gehüllt, verließ Sharpay das Schulgebäude. Kurz nachdem sich die Eingangstür hinter ihr geschlossen hatte, klatschte etwas Hartes und Kaltes gegen ihren Hinterkopf. Ein Schneeball.
Wütend drehte sich Sharpay zu einer kleinen Bande laut lachender Kinder aus der Unterstufe um.
„Alte, alte Hexe! Alte, alte Hexe!“, sang einer von ihnen heiter.
„IHR KNIRPSE!“, fluchte Sharpay angriffslustig und noch immer lachend ergriffen die Kinder die Flucht.
Sharpay klopfte sich den Schnee aus den Haaren und machte sich auf den Heimweg. Während sie durch die zugeschneiten Straßen lief, entfaltete sie den Julklappzettel in ihrer Faust und warf einen Blick darauf. Dort stand: Ryan Evans.
Na toll, dachte Sharpay. Was zum Teufel soll ich dem denn schenken? Sie zerknüllte den Zettel und warf ihn in den nächsten Papierkorb.
Der restliche Nachmittag des 23. Dezembers verlief ganz nach Sharpays Wünschen. Während Ryan seine Zeit damit verschwendete in der Armenküche auszuhelfen, machte sich Sharpay einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher, ehe sie in ihr Himmelbett stieg.
Und dann… war es Heiligabend. Oder genau genommen… Heiligmorgen.
Die Villa der Familie Evans war genau wie die East High festlich geschmückt worden. Eine zentimeterdicke Schneedecke lag bereits auf dem Dach, den Balkonen und der ellenlangen Auffahrt. Aber von Weihnachtsstimmung: Keine Spur.
Mr. und Mrs. Evans waren nicht zuhause. Am Morgen hatte die Familie eine kleine eilige Bescherung gefeiert, danach sind die Eltern sofort zu einer Geschäftsreise nach Wisconsin aufgebrochen. (Weit, weit weg von Albuquerque…)
So kam es, dass Ryan und Sharpay Weihnachten allein verbrachten. Jedenfalls bis zum Heiligen Abend, denn als es draußen allmählich dunkel wurde, sagte Ryan:
„So, Schwesterherz. Ich mach mich auf den Weg zu unserer Feier in der East High. Sicher, dass du nicht mitkommen willst?“
„Oh, ganz sicher!“, antwortete Sharpay. „Das will ich mir wirklich nicht antun.“
Ryan seufzte. „Weißt du, Sharpay... Es würde dir wirklich nicht schaden, etwas freundlicher zu sein. Wenigstens an Weihnachten.“
Sharpay rümpfte die Nase. „Tss… Weihnachten… Humbug!“
„Du widerholst dich. Was hast du eigentlich gegen Weihnachten?“
„Ich? Gar nichts! Ich find nur diesen Aufriss, den ihr jedes Jahr macht, absolut lächerlich. Es ist ein Tag wie jeder andere!“
„Wie du meinst“, sagte Ryan mit einem Schulterzucken. „Aber wenn du schon selbst nicht in Weihnachtsstimmung bist, dann mach sie uns bitte nicht kaputt.“ Er schwang sich den Schaal um den Hals und öffnete die Haustür. „Frohes Fest!“, wünschte er seiner Schwester, als er in die verschneite Nacht hinaustrat.
Sharpay warf die Tür zu und lief ins Wohnzimmer. Ihre Absätze klackerten und echoten durch die Gänge der riesigen und fast völlig ausgestorbenen Villa. Alle Angestellten hatten über die Feiertage frei bekommen mit der absurden Begründung: „Es ist doch nur einmal im Jahr.“
So lief nun ihr Weihnachten ab. Während ihre Klassenkameraden in der Schule gemeinsam feierten, blieb sie zuhause und musste sich ihren Kakao doch tatsächlich selbst machen.
Gerade als sie sich mit einer dampfenden Tasse in den Händen auf die Wohnzimmercouch gesetzt hatte und sich im Fernsehen einen kitschigen Weihnachtsfilm ansah, klopfte es an der Tür.
Sharpay stand nicht sofort auf. Sie war es gewohnt, dass irgendjemand anderes an die Tür ging. Aber als es dann noch einmal klopfte, erhob sie sich genervt von der Couch und wanderte zurück durch den endlosen Flur, bis sie die Tür endlich erreicht hatte. Sharpay öffnete sie und zwei, in dicke Ledermäntel gekleidete, ältere Herren kamen zum Vorschein.
„Guten Abend!“ sagte der eine von ihnen, der einen großen Schnurrbart trug. „Sind wir hier richtig bei Familie Evans?“
„Was? Nein, wir schreiben den Namen nur aus Spaß auf unser Türschild“, antwortete Sharpay zynisch. Die beiden Männer schienen den Witz jedoch nicht ganz verstanden zu haben und sahen sich verdutzt an.
„Ja, sie sind hier richtig.“, sagte Sharpay bissig. „Also was wollen sie von mir?“
„Nun… Wir kommen von der städtischen Waisenfürsorge und wie jedes Jahr, möchten wir die Einwohner von Albuquerque um eine kleine Geldspende bitten. Für bessere Unterkünfte, Kleidung und Nahrung und vielleicht etwas Spielzeug für die Kleinen.“, erzählte der Mann mit dem Schnauzbart, während der andere, etwas dickere Mann einen Notizblock und einen Kugelschreiber hervorzog.
„Welche Summe dürfen wir für sie notieren?“
Sharpay tat, als würde sie lachen. „Ahaha… Sie können sich die Tinte sparen, meine Herren. Ich spende nichts!“
Beide Männer sahen sich schockiert an. „Aber… Aber Ms. Evans. Es ist doch für die Kinder.“
„Na und? Warum sollte ich Geld für die kleinen Nervensägen ausgeben. Wann tun die denn mal was für mich?“
Die Entrüstung stand den beiden Vertretern ins Gesicht geschrieben. „A-aber…Ms. Evans“, stotterte der Schnauzbärtige. „Ich... also…Wollen sie nicht vielleicht noch einmal darüber nachdenken? Immerhin… ist es für einen guten Zweck!“
Sharpay trat etwas näher an die beiden Männer heran, bis sie mit ihren flauschigen Pantoffeln im Schnee stand.
„Hm… Wie drück ich das jetzt aus, ohne das es unhöflich klingt? …Geht nicht. Bitte verlassen sie mein Grundstück, bevor ich die Hunde loslasse!“
Der runde Mann steckte seinen Notizblock weg und ohne noch ein Wort zu sagen, wandten sich die beiden Herren um und verließen ziemlich eilig das Grundstück.
Sharpay schnalzte mit der Zunge. „Guter Zweck…“, murmelte sie und schnalzte mit der Zunge. „Tse…Humbug!“ Dann drehte sie sich um und öffnete die Haustür, die hinter ihr zugefallen war. Doch gerade als sie wieder eintreten wollte, sprach die Türklinke:
„Autsch! Nimm deine Hand von mir!“
…
Moment… sprach die Türklinke?
Sharpay fuhr zurück. Hatte die Türklinke gerade gesprochen? Nein, das konnte nicht sein! Sie musste Sinnestäuschung gehabt haben. Sharpay trat wieder etwas näher und begutachtete die Klinke genauer. Dort war sie… metallen und vereist… aber doch nicht lebendig. Oder doch?
Vielleicht war es eine Einbildung gewesen, aber für einen kurzen Moment hatte Sharpay geglaubt ein vertrautes Gesicht auf der Klinke gesehen zu haben. Doch es war verschwunden, ehe sie es genauer begutachten konnten. Es war nichtmehr da… und wahrscheinlich war es auch nie da gewesen. Was hatte sie sich da bloß eingebildet?
Etwas später am Abend des 24. Dezembers entschloss sich Sharpay ins Bett zu gehen. Ihr Film hatte gerade ein Ende gefunden und der langweilige Abspann mit all den unwichtigen Namen, ermüdete sie. Gähnend lief sie einen Korridor ihres riesigen Hauses entlang… und noch einen… und noch einen… und noch einen… dann eine Treppe hinauf, bis sie endlich vor ihrer Zimmertür stand.
Vorsichtig warf sie erst einen Blick auf die Türklinke an ihrer Zimmertür. Sie war völlig normal. Doch als Sharpay eintrat, in ihr übergroßes Zimmer, fühlte es sich für einen kurzen Moment so an, als ob ihr ein eisiger Wind um die Ohren wehte, obwohl alle Fenster geschlossen waren. Sharpay ignorierte es und durchquerte den Raum.
Einfach alles in diesem Zimmer war pink. Die Schränke, der Fernseher, das Klavier, der Teppich und auch das Bett, in das sich Sharpay nun einmummelte. In der Gewissheit, am nächsten Morgen einen stattlichen Haufen an Geschenken am Ende ihres Bettes vorzufinden, schloss Sharpay die Augen.
Doch zum Schlafen kam sie nicht. Schon nach kurzer Zeit hatte sie ein gewaltiger Donner geweckt. Sharpay schreckte auf und… konnte erst nichts sehen. Sie riss sich die plüschige Schlafmaske vom Gesicht und setzte sich kerzengerade auf ihr Bett.
Da war es schonwieder, dieses donnernde Geräusch. Es klang fast, als würde jemand gegen die Tür klopfen.
Zögernd stand Sharpay von ihrem Himmelbett auf und trat auf die Zimmertür zu. Doch noch bevor sie sie erreicht hatte, sprang die Tür auf und eine monströse, schreckliche Gestalt erschien. Das Gesicht – widerwärtiger und abstoßender als Sharpay je eines gesehen hatte. Und es war:
„Mr. Fulton?“, wunderte sich Sharpay verdutzt.
Tatsächlich… Mr. Fulton, der Manager des Lava Springs Country Clubs, stand in seinem üblichen weißen Nadelstreifenanzug hier in Sharpays Zimmer. Merkwürdig war jedoch, dass er scheinbar von einer Art grünleuchtender Aura umgeben war, als würde er direkt hinter einer hellen Lampe stehen.
„Guten Abend, meine liebe.“, sagte Mr. Fulton wie immer grinsend. „Ich muss sagen, ein wirklich nettes Zimmer haben sie hier. Die Farbauswahl lässt etwas zu wünschen übrig, für meinen Geschmack, aber ansonsten ein wirklich sehr nettes Ambiente.“
„Mr. Fulton, was tun sie hier in meinem Zimmer?“ fragte Sharpay barsch. Der wohlgemutete Gesichtsausdruck in Fultons Gesicht schwand sofort.
„Um das gleich zu klären, meine liebe. Ich bin nicht wirklich Mr. Fulton. Der echte Thomas Fulton sitzt im Moment mit seiner Frau und seinen Kindern im Wohnzimmer seines noch nicht ganz abbezahlten Appartements und feiert gemütlich den Heiligen Abend.“
„Ja, und… wer sind dann sie?“, wollte Sharpay wissen und Mr. Fulton setzte sein schiefes grinsen wieder auf.
„Ich? Ich bin ein Geist.“
Eine Weile verging… dann setzte Sharpay einen ungläubigen Gesichtsausdruck auf und zog beide Augenbrauen hoch.
„Sie… sind… ein Geist“, sagte sie ruhig.
„In der Tat“, bestätigte Mr. Fulton. Sharpay dachte angestrengt nach.
„Heißt das, sie sind tot?“ fragte sie ungeniert. Fulton schüttelte den Kopf.
„Doch nicht so eine Art Geist“, erklärte er. „Ich bin ein Weihnachtsgeist.“
„Oh, nein!“ brach es aus Sharpay heraus. „Nein, nein, nein…Ich sag ihnen was sie sind! Sie sind nichts weiter, als zu viel heißer Kakao gemischt mit faulem importiertem Kaviar.“
Mr. Fulton lachte. „Ja, ich gebe zu, dass könnte man angesichts meiner Erscheinung vielleicht denken. Aber ich versichere ihnen, Ms. Evans, ich bin kein Traum und auch keine Einbildung. Ich bin wirklich hier und zwar aus gutem Grund.“
„Und was ist das für ein Grund?“, wollte Sharpay wissen.
„Nun…“ begann Mr. Fulton. „Die Zeit sieht es vor, dass sich etwas in ihrem Leben ändern muss. Daher wurde ich geschickt um ihnen zu sagen, dass sie heute Nacht Besuch von drei Geistern bekommen werden.“
„Drei? Also… noch zwei“, stieß Sharpay nachdenklich hervor.
Fulton seufzte. „Mit mir sind es vier.“
„Oh, also dann… drei.“, begriff Sharpay.
„Exakt“, sagte Mr. Fulton. „Nun… bei diesen drei Geistern handelt es sich um die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht. Jeder von ihnen wird sie auf eine Reise durch die Zeit mitnehmen und ihnen entscheidende Momente ihres Lebens vorführen.“
„Ahja, verstehe… Ähm, eine Frage.“, unterbrach Sharpay erneut. „Wieso?“
Noch einmal seufzte Mr. Fulton. „Da wo ich herkomme, hat man den Eindruck, dass sie ihr Leben in… nun ja… zu großer Bosheit geführt haben. Für solche Fälle wurde das Drei-Geister-Programm entworfen, das Menschen, wie ihnen, bei ihrer Rehabilitation helfen soll.“ Mr. Fulton unterbrach sich und zog aus der Tasche seines Nadelstreifenanzugs eine große Uhr hervor. „Ah, der erste Geist sollte in wenigen Minuten hier eintreffen. Ich schlage vor, sie warten hier auf ihn.“
„Oh Nein!“, bockte Sharpay lautstark. „Ich bilde mir das doch alles nur ein. Das ist doch völlig absurd. Es gibt keine Geister und selbst wenn, würden sie mich nicht heimsuchen. Schließlich haben wir Weihnachten und nicht Halloween…“, leise murmelnd setzte sie sich ihre Schlafmaske wieder auf und legte sich zurück in ihr Bett. „Und außerdem versteh ich immer noch nicht, was…“, doch Sharpay beendete diesen Satz nicht. Als sie ihre Schlafmaske einen kurzen Moment wieder hochgezogen hatte, war der Geist, oder was es auch gewesen sein möge, verschwunden.
„Geister!“ murmelte Sharpay. „Tse… So ein Humbug!“
In dem festen Glauben, sich alles nur eingebildet zu haben, kuschelte sich Sharpay wieder in ihr weiches Bett und schlief ein.