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Come as you are

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P18 / MaleSlash
Hannibal Lecter Will Graham
03.11.2007
19.09.2010
14
29.571
11
Alle Kapitel
110 Reviews
Dieses Kapitel
12 Reviews
 
 
03.11.2007 1.713
 
Titel: Come as you are

Autor: darkangel985

Pairing: Hannibal Lecter/ Will Graham

Disclaimer: Hannibal und alle weiteren Charaktere des sich um den guten Doktor rankenden Universums gehören nicht mir und ich verdiene mit dem Schreiben dieser Story auch kein Geld.

A/N: So, dann will ich mich doch mal in ein frisches Fandom einklinken. Die Story an sich ist schon etwas älter und ich habe sie im Original auf Englisch geschrieben. Sie spielt kurz nach dem Ende von Schweigen der Lämmer. Ganz wichtig ist, dass es sich hier um SLASH handelt. Ja genau. Also alle, die am Pairing Hannibal/Clarice hängen, sollten lieber gehen, es sei denn ihr wollt mal einen etwas anderen Blick auf unseren lieben Doktor werfen. Ich hoffe, dass ihr mir trotz des (auf deutschen Seiten) ungewöhnlichen Pairings eine Chance gebt. Über Feedback freu ich mich natürlich sehr.

Kapitel 1 – Alte Feinde

Will stand am Bug seines Bootes und sah zu Molly und Josh hinüber, die es sich in der Sonne gemütlich gemacht hatten. Sie waren wieder zu Hause. Ihr Haus war in der Ferne bereits zu erkennen und der Anlegesteg kam näher und näher. Zwei Monate hatten sie auf See verbracht und jetzt würden sie bald wieder zu Hause sein. Dem Zuhause, das Will kaum betreten konnte, ohne dass ihm schlecht wurde.

Zu viel war dort passiert, zu viele schlechte Erinnerungen. Dolarhyde und Lecter. Endlose Schrecken in seinen Träumen. Auch jetzt meinte er noch immer das Blut sehen zu können, das dort, wo Dolarhyde gelegen hatte, in den Teppich gesickert war. Er wusste das das nur eine Erinnerung und seine Einbildung war, aber es war genug um ihn nachts wach zu halten.

Seit Will nach Dolarhydes Attacke aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte die Familie das Haus gemieden. Auf dem Meer waren sie sicher, weit weg von allen Gefahren, die sie hätten bedrohen können. Sogar Will konnte so ohne die Alpträume schlafen, die ihn regelmäßig heimsuchten, wenn sie zu Hause waren. Sie hatten die meiste Zeit damit verbracht zu segeln und zu versuchen alles zu vergessen, kehrten nur von Zeit zu Zeit zu ihrem Zuhause zurück um die Post abzuholen.

So war es auch dieses Mal. Ein paar Tage, höchstens eine Woche, und dann würden sie wieder weg sein, weiter vor den Schatten ihrer Vergangenheit flüchten. Die Schatten, die in jedem Winkel ihres Hauses lauerten und nur darauf warteten sie in der Nacht zu überfallen.

Als der Pier näher kam, konnte Will erkennen, dass dort jemand stand und sofort begann ein ungutes Gefühl sich in seiner Magengegend breit zu machen. Noch nie zuvor hatte jemand auf sie gewartet. Sofort keimte in ihm das Bedürfnis hoch einfach um zu kehren und zu flüchten, seine Reaktion gefärbt durch die Erfahrungen der Vergangenheit. Aber Will widerstand der Versuchung. Wenn jemand ihm etwas zu sagen hatte, das so wichtig war, dass er persönlich erschien, dann war es besser einfach zuzuhören und zu hoffen, dass es nicht allzu schlimm sein würde.

Als das Schiff den Steg beinahe erreicht hatte, konnte Will endlich erkennen, dass es sich bei der Person um Jack Crawford handelte. Sorgenfalten breiteten sich auf seinem Gesicht aus, als ihm die verschiedensten Gründe, aus denen ihn sein ehemaliger Chef aufsuchen könnte, in den Sinn kamen.

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Will setzte sich in den Strandstuhl und schob ein Glas Eistee in Richtung des ihm gegenüber sitzenden Jack Crawford. Er konnte nicht anders, als sich an das letzte Mal, dass Crawford ihn besucht hatte und an die Schrecken, die auf diesen Besuch gefolgt waren, zu erinnern.

Aber nicht dieses Mal. Egal wie viele Familien in Gefahr sein würden, es würde ihm egal sein. Er würde nicht noch einmal seine eigene Familie riskieren, nur um ein paar Menschen, die er nicht einmal kannte, zu retten. Und wenn da eine kleine Stimme war, die aus dem hintersten Winkel seines Geistes laut „Lügner“ schrie und genau wie Lecter klang, dann war das halt so. Er würde diesmal bei seiner Familie und seinen Booten bleiben.

„Was führt dich her, Jack?“

Will wollte es nicht wirklich wissen und doch fragte er nach. Vielleicht war das der Mut, von dem Hannibal immer gesprochen hatte. Mut und Dummheit schienen sehr nah beieinander zu liegen, wenn man sein Leben so betrachtete. Er konnte spüren, wie Crawfords Augen über seine Körper fuhren, seine tiefe Bräune und sein sonnengebleichtes Haar begutachtend. Dass der Andere ganz offensichtlich nicht so recht mit der Sprache herausrücken wollte, machte Will nur noch misstrauischer.

„Lecter ist ausgebrochen.“

Dieser einzelne Satz traf ihn wie ein harter Schlag in die Magengrube. Sein Verstand schrie ihn an so schnell und nach so weit weg wie nur irgend möglich zu verschwinden und nie wieder zurückzublicken. Aber er behielt die Kontrolle über sich und ließ die ruhige Maske, die er immer getragen hatte, wenn er Lecter in seiner Zelle besuchte, auf sein Gesicht wandern. Nur jemand, der ihn wirklich kannte, hätte das nur eine Sekunde dauernde Zucken seiner Mundwinkel bemerkt. Jemand wie Lecter.

Sein Herz schlug wie wild in seiner Brust, als Will die erste Frage, die ihm in den Sinn kam, stellte.

„Wie konnte er entkommen?“

Nicht das es wirklich wichtig wäre. Lecter war frei und das war alles was er wissen musste. Es war genug um seinen zerbrechlichen inneren Frieden permanent zu zerstören. Aber Will wusste nur zu gut, was Crawford von ihm wollte und er wollte es jetzt einfach noch nicht hören. Er wollte in dem ruhigen Moment vor dem Sturm ausharren und darauf hoffen, dass er ohne allzu große Schäden über ihn hinweg ziehen würde.

„Bevor er entkam wurde er in eine bessere Unterbringung überstellt.“

Bessere Unterbringung? Wie hatten sie nur so dämlich sein können? Will konnte schon fast hören, wie Lecter sie verlachte, seine Stimme voll und tief, und Schauer begannen seinen Rücken hinunter zu laufen. Und dann stellte Jack die Frage, vor der Will sich gefürchtet hatte, seit Lecters Name gefallen war.

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„Nein. Das kannst du nicht ernst meinen.“

Verzweiflung färbte Mollys Stimme, die laut in Wills Ohren widerhallte, während sie damit begann leicht auf seine Brust einzuschlagen. Tränen rannen ihr Gesicht herunter, verschmierten ihre Wimperntusche. Auch Will hätte am liebsten geheult, aber er musste stark sein und tun was er nun einmal tun musste.

„Molly, ich habe keine Wahl...“ Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war genug um Will dazu zu zwingen seinen Satz zu beenden.

„VERSUCH...Versuch' nicht mir zu erzählen, dass es keine Wahl gibt.“ Sie hielt kurz inne um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen, verschmierte dabei noch mehr Maskara auf ihren Wangen. „Warum können wir nicht einfach wegsegeln und vergessen, so wie bisher?“

„Weil wir, egal wo wir auch hingehen, niemals sicher sein werden.“

Will konnte Hannibals Worte in seinem Kopf widerhallen hören, ihn daran erinnernd, dass er den Fängen des Doktors nie entkommen würde. Aber so lange wie Lecter weggesperrt war, konnte er wenigstens versuchen sich etwas vorzumachen. Und das war ihm genug.

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Will starrte aus dem Fenster von Jack Crawfords Gästezimmer und dachte über all die Dinge nach, die in seinem Leben schief gelaufen waren. Am Ende fiel alles auf Lecter zurück. Auf den faszinierenden, wahnsinnigen Doktor, den er einst respektiert und dem er mit seinem Leben vertraut hatte.

Er war derjenige, der Wills Verstand nach dem Hobbes Fall zusammengehalten hatte, der mit ihm an zahllosen Abenden über seine Ängste gesprochen hatte. Er war derjenige, der Will genau diesen Verstand in Frage stellen ließ, wann immer er ihn ansah und sich seiner lustvollen Fantasien über den Doktor nicht erwehren konnte.

Auch alle seine Narben waren durch Lecter verursacht. Der lange, geschwungene Schnitt, der sich von seiner Schamgegend bis zu seinem Bauchnabel zog und die runden Narben an den Stellen, wo Dolorhydes Kugeln in seinen Körper gedrungen waren. Und das waren nur die äußerlichen Narben.

Sogar seine Träume wurden von Lecter eingenommen, genau von dem Tag ab, an dem er Hannibal zuerst begegnet war. Bevor Will wusste, dass der charismatische Doktor ein wahnsinniger Serienkiller war, war er in mehr als einer von Wills erotischen Fantasien aufgetaucht. Aber nachdem er fast gestorben war, war jede seiner zuvor erdachten erotischen Situationen verdreht worden und hatte sich in etwas Furchterregendes und Schmerzhaftes verwandelt.

Lecter hätte beinahe sein Leben beendet und jetzt hatte er Molly und Josh wegen ihm verloren. Denn seine Frau hatte entschieden, dass es besser war ihn zu verlassen, als sich noch einmal ihrer Vergangenheit stellen zu müssen. Sie hatte ihm die Wahl gelassen entweder Lecter zu vergessen oder sie und Josh zu verlieren.

Es war eine leichte Entscheidung gewesen, auch wenn sie ihm das Herz gebrochen hatte. Es war besser sie nie wieder zu sehen und in Sicherheit zu wissen, als sie eines Tages in einem Leichenschauhaus wieder zu finden und festzustellen, dass einige ihrer inneren Organe fehlten.

Als er in die dunkle Nacht hinaus sah, war sich Will der blauen Augen, die ihn von der anderen Seite der Straße beobachteten, nicht bewusst.

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Nachdem er sich um den mittlerweile verstorbenen Dr. Chilton gekümmert hatte, war Hannibal in die USA zurückgekehrt und hatte sich ein großes Haus mitten im Nirgendwo zugelegt. Es war geradezu lächerlich, wie leicht es doch gewesen war durch das Netz des FBIs hindurch zu schlüpfen, aber schließlich fehlte ihnen ja auch noch ihr bester Profiler. Will Graham.

Es stimmte, dass Clarice Starling ganz interessant gewesen war und auch ein gewisses Talent besaß, aber niemand hatte es je vermocht so seine Aufmerksamkeit zu erregen wie Will. Obwohl sie gewusst hatte, wer er war, hatte sich Clarice leicht durch seinen Witz und seine Intelligenz verführen lassen, hatte beinahe vergessen, dass sie eigentlich von seinen so genannten „Verbrechen“ angeekelt sein müsste. Will war so anders als sie, denn er hatte seiner Verführung immer widerstanden, egal was er auch versucht hatte. Eine wirkliche Herausforderung.
Und sie besaß nichts von der inneren Dunkelheit, die ihn immer zu dem schönen FBI Profiler hingezogen hatte. Eine Dunkelheit, die der in die Will gerade starrte, während er an Jack Crawfords Fenster stand, ziemlich ähnlich war.

„Unvorsichtig, Will.“

Die leisen Worte hallten in dem stillen, leeren Raum wider. Hätte er ihn töten wollen, wäre Hannibal das im Moment ein Leichtes gewesen. Welch ein glücklicher Umstand für seinen hübschen FBI Agenten dass er andere Pläne hatte. Ganz andere Pläne.

Ein heimliches Lächeln breitete sich auf Hannibals Gesicht aus, als er vom Fenster wegtrat.




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