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Oh how the mighty fall

von Tavington
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
Captain Wilkins Colonel William Tavington General Lord Charles Cornwallis General Lord O'Hara
05.10.2007
28.08.2008
6
11.390
 
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05.10.2007 1.183
 
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~* Prolog *~

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General Lord Cornwallis war mehr als zufrieden mit der Leistung seiner Offiziere und vor allem mit seiner eigenen, hatte die seine doch dafür gesorgt, dass diesen elenden Amerikanern, die so unnachgiebig auf ihre Unabhängigkeit bestanden, am heutigen Tage erneut eine schwere Niederlage zugefügt worden war, von der diese Kolonisten sich bestimmt nicht so schnell erholen würden.
Und doch… sein Sieg war nicht so vollkommen, wie er hätte werden können, wäre da nicht jener eigensinnige Colonel, der Kommandeur der gefürchteten Green Dragoons, der sich immer und immer wieder gegen seine Befehle richtete und eigenmächtig entschied, wann es für ihn und seine Kavallerie an der Zeit war, sich ins Schlachtgetümmel zu stürzen.
Anstatt die sich ergebenden Soldaten der Continental Army gefangen zu nehmen, so wie es vorgesehen und von Cornwallis befohlen war, ritten er und seine Dragoons sie nieder und das auch noch direkt vor den Augen des Generals.
“Ihr seht unzufrieden aus, Mylord!”, bemerkte O’Hara, ebenso wie Cornwallis selbst ein General, ihm jedoch trotzdem unterstellt und sein engster Berater.
“Darf ich den Grund erfahren?”
Cornwallis strich Jupiter, einer pechschwarzen, kalbsgroßen deutschen Dogge, über den Kopf und knurrte missgelaunt und ohne O’Hara eines Blickes zu würdigen: “Als ob Ihr das nicht wüsstet, General!”
“Vielleicht solltet Ihr ihm die Befehlsgewalt entziehen?! Es gibt genug fähige Männer unter den Dragoons! Bordon zum Beispiel!”
Unwillig schnaubend erhob Cornwallis sich und trat an den festlich gedeckten Tisch, auf dem kalter Braten und Schaumwein darauf warteten von ihm und seinen siegreichen Offizieren verzehrt zu werden.
“Bordon ist ein Hampelmann und der Colonel hält die Fäden, nach denen er tanzt, in der Hand.”
Achselzuckend erwiderte O’Hara: “Dann vielleicht Wilkins?”
“Meine Güte, General!”, zischte Cornwallis säuerlich und verdrehte die Augen. “Einen Kolonisten zum Kommandeur der Dragoons zu machen wäre meiner Meinung nach kein allzu guter Schachzug.”
Fragend hob O’Hare eine Augenbraue. “Aber, Mylord… wart es nicht Ihr selbst, der diesen Kolonisten rekrutiert hat? Ich dachte, Ihr vertraut ihm!”
“Natürlich vertraue ich ihm, General, aber nicht blind! Wilkins steht fest auf Seiten Englands, dessen bin ich mir sicher! Doch er hasst die Kolonisten nicht und ebenso wenig ihre Prinzipien, was vielleicht irgendwann dazu führen könnte, dass er doch noch die Seiten wechselt.”
Cornwallis wandte sich nun direkt an O’Hara.
“Wenn man sich bei unserem “Problem-Colonel” auf etwas verlassen kann, dann darauf, dass er die Amerikaner, ebenso wie ihre stupiden Ideologien von ganzem Herzen hasst!”
O’Hara runzelte die Stirn.
“Ich verstehe, Mylord! Dennoch… selbst wenn sowohl Bordon als auch Wilkins Eurer Meinung nach nicht geeignet sind die Dragoons anzuführen… es gibt trotz allem immer noch genug Männer, die…!”
Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als die ersten Offiziere das Zelt betraten und sich leicht vor Cornwallis verneigten, welcher ein freundliches Lächeln aufsetzte und O’Hara mit einem Blick zu verstehen gab, dass sie dieses Thema später eventuell weiter besprechen würden, auf jeden Fall jedoch nicht hier, unter Gesellschaft.
“Herzlichen Glückwunsch zu diesem grandiosen Sieg, Mylord!”
Nun nahm auch Cornwallis sein gefülltes Glas in die Hand und hob es leicht.
“Meine Herren… ich muss mich bei Ihnen bedanken. Kein General vermag eine Schlacht zu gewinnen, ohne zuverlässige Offiziere, die seinen Befehlen nachkommen!”
Sanfter Applaus war die Antwort auf den Toast und Cornwallis Lächeln wurde etwas echter. Seine Stimmung stieg.
Gerade als Cornwallis das Glas an die Lippen setzte und den kühlen Schaumwein genießen wollte, drang das dumpfe Donnern galoppierender Pferdehufe an sein Ohr und kurz darauf ein lautes Schnauben.
Durch den offenen Zelteingang konnte der General die muskulösen Körper zweier Pferde erkennen, eins davon ein riesiger Fuchshengst.
Cornwallis würde es zwar niemals zugegeben, aber er beneidete den Kommandeur der Dragoons um das prächtige Tier und hätte nur zu gerne gewusst, woher es stammte.
Nachzufragen hätte ihn jedoch verraten und diesen Triumph wollte er dem ohnehin schon arroganten Colonel nicht gönnen.
“Herrschaften! Mylord!”, grüßte eben jener, nachdem er gefolgt von Bordon in das Zelt getreten war und nahm die Reitkappe ab.
“Colonel Tavington!”, erwiderte Cornwallis säuerlich und mit zu Schlitzen verengten Augen, die seinen Ärger auf den vor ihm stehenden Mann sehr deutlich zum Ausdruck brachten.
“Können Sie mir sagen, wann genau ich Ihnen den Befehl zukommen ließ, anzugreifen?”, fragte der General drohend. Jetzt, da Tavington - Objekt seiner Wut - vor ihm stand, gelang es ihm nicht mehr seinen Ärger zu unterdrücken.
Sofort verstummten alle Gespräche. Jeder im Zelt richtete seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf den zornigen General Lord Cornwallis und den stoisch dastehenden Colonel Tavington.
“Gar nicht, Mylord!”, entgegnete der Jüngere wahrheitsgemäß, fügte aber sogleich hinzu: “Aber ich war der Ansicht, dass…!”
“Sie waren der Ansicht?”, blaffte der General und stellte sein Glas so hart auf dem Tisch ab, dass der teure Schaumwein überschwappte.
Tavington zog eine Augenbraue in die Höhe, angesichts der Reaktion des sonst eher beherrschten Cornwallis. Das hier lief ganz anders, als er es geplant hatte. Zwar hatte er nicht unbedingt übermäßige Dankbarkeit erwartet, aber dermaßen angefahren zu werden und das im Beisein sämtlicher höheren Offiziere… damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
“Sie haben nicht “der Ansicht” zu sein! Sie haben lediglich meine Befehle auszuführen, Soldat!”
Wütend starrte Tavington den General an.
Dass Cornwallis ihn absichtlich mit Soldat ansprach, ärgerte ihn ungemein, setzte es ihn doch mit jedem x-beliebigen Mann dort draußen vor dem Zelt gleich.
“Darf ich Euch daran erinnern, Mylord, dass nur mein Eingreifen das Entkommen einer nicht geringen Zahl feindlicher Soldaten verhindert hat?”, brachte Tavington zu seiner Verteidigung vor und musste sich zusammenreißen um seine Stimme neutral und leise zu halten.
“Sie haben keine eigenmächtigen Entscheidungen zu fällen, sondern die meinen zu akzeptieren, Tavington!”, zischte Cornwallis erbost und fixierte den Colonel mit einem Blick, der jeden anderen weit genug eingeschüchtert hätte um auf ein weiteres Kommentar zu verzichten.
“Auch wenn es die falschen wären?”
Einige Offiziere tauschten ungläubige Blicke, während andere nur stumm den Kopf schüttelten und sich fragten, ob Tavington einfach nur zu stolz war, um etwas auf sich beruhen zu lassen und nachzugeben oder ob er schlicht und ergreifend zu dumm war, um zu erkennen, auf welch dünnem Eis er wandelte.
Der General selbst stand wie zur Salzsäule erstarrt da und glaubte seinen Ohren nicht mehr trauen zu können.
Hatte dieser vermessene Colonel gerade seine Entscheidungen in Frage gestellt?
“Ihre anmaßende Bemerkung wird Folgen haben, Tavington!”, grollte Cornwallis. “Nach der Siegesfeier werden Sie sich in meinem Zelt einfinden und jetzt gehen Sie mir aus den Augen!”
Dem Kommandeur der Dragoons war anzusehen, dass er dem Befehl nur widerwillig nachkam, verabscheute er es doch als Unterlegener von einem Schlachtfeld zu gehen.
Schadenfroh blickte O’Hara dem Colonel hinterher, als dieser, gefolgt von Bordon, das Zelt verließ, sich auf den Rücken seines Fuchs schwang und dem Pferd wütend die Beine in den Bauch schlug, um schnellstmöglich vom Feld dieser Niederlage zu verschwinden.

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Der Prolog dürfte euch an eine Szene aus dem Film erinnert haben - oder?! ^^

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Wie jeder Autor, freue natürlich auch ich mich über Reviews - also immer her damit...
(Ich fang bei Kritik auch nicht an zu weinen, I promise!) ;)
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