Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Herbst

von ParFate
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
29.09.2007
29.09.2007
1
587
1
Alle Kapitel
2 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
 
 
29.09.2007 587
 
Herbst

Goldene Sonnenstrahlen durchfluten den Raum mit Licht. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich einen klaren Himmel, über den Vogelschwärme gen Süden ziehen.
Veränderung. Das ist das Stichwort.
In dieser Jahreszeit beginnt ein Wechsel. Das Alte gegen das Neue.
Aber nicht alles muss zu Ende gehen; manche Dinge sollen erhalten bleiben. Ich will sie nicht loslassen. Ich will dich nicht verlieren, auch wenn ich weiß, dass es so besser ist. Für uns beide.
Mein Kopf liegt auf meinen Handflächen auf, die Ellbogen auf die Fensterbank gestützt.
Das Fenster ist offen, eine leichte Brise weht mir ins Gesicht und bewegt meine Haare.
Ein Neuanfang.
Waum nicht? Was spricht dagegen? Alles.
Ein gold-braunes Blatt, gefolgt von einem weiteren, kleineren fliegt an mir vorbei.
Nein, das war falsch. Nicht alles. Vieles, aber längst nicht alles. Ich seufze.
Eine Entscheidung. Eine einzige, kleine Entscheidung. Warum quäle ich mich so damit herum?
Warum fällt es mir so schwer, es zu akzeptieren?
Bin ich wirklich so abhängig von dem Urteil anderer; diese Angst, die falsche Entscheidung zu treffen und die entsprechenden Konsequenzen - ist sie der Grund für mein Zögern?
Es war immer wichtig für mich, unabhängig zu sein. Und jetzt hänge ich wie ein welkes Blatt an meinem Ast. Der Wind zerrt an mir und will mich mit sich tragen, weg von meinem sicheren Platz, von meiner Lebens- und Energiequelle.
Auf mich wartet das Ungewisse.
Der Anfang, die Möglichkeit für etwas Neues. Etwas Wunderschönes.
Oder doch nur ein sinnloses und schmerzhaftes Ende? Es wäre ein Ende, bei dem ich wirklich alles verliere.
Eine einzelne Wolke schiebt sich vor die strahlende Sonne, die am grau-blauen Horizont auf die Erde herabscheint. Sie wirft Schatten und nimmt mir mein Licht, hält die Wärme des Himmelkörpers ab.
Ich schließe das Fenster, ziehe den Vorhang wieder zu und gehe zur Tür hinaus.
Ich sollte nicht so viel darüber nachdenken. Es bringt mich der Antwort nicht näher, eher im Gegenteil. Je mehr ich mich darauf konzentriere, alles richtig machen zu wollen, umso weiter rückt sie in die Ferne.
Es gibt Fehler, die man machen muss.
Ich werde es erst wissen, wenn ich ihn gemacht habe.
Aber was ist der Fehler?
Die Lüge? Oder die Wahrheit?
Mein Weg führt mich durch laubdurchtränkte Straßen. Die wenigen Leute, die unterwegs sind, ziehen ihre Mäntel enger um ihren Körper. Ein kühler Wind peitscht mir ins Gesicht, lässt mich erzittern.
Doch er kündigt nur den nahenden Winter an. Er ist unausweichlich; fest vorgeschrieben.
Fast lächle ich über die Ironie. Wieso schützt man sich vor etwas, von dem man weiß, dass es kommt?
Aber das habe ich getan. Und deswegen setzt sich das Lächeln nicht durch. Ich bin schon lange nicht mehr in der Lage, über mich selbst zu lachen. Meine Reserven sind bei den Versuchen draufgegangen, vor dem Offensichtlichen wegzurennen.
Erfolglos. Irgendwann holt einen die Realität immer ein.
Mein Herz pocht heftigst, als ich vor deiner Tür stehe. Nach einem kurzen Moment des Zögerns, drücke ich auf die Klingel. Der Knopf ist eiskalt, sogar unter dem Finger meiner kalten Hand.
Du öffnest die Tür. Erstaunen legt sich auf deine Miene. ,,Hi. Komm rein. Gibt es einen bestimmten Grund, dass du hier bist?"
Ich hatte mich nicht angekündigt. Mein Besuch kam für mich genau so überraschend, wie für dich. Bis zu dem Moment, in dem ich vor deine Tür trat, wusste ich nicht mal, dass ich zu dir wollte. Ich hole tief Luft. ,,Ja. Wir müssen reden." So kann es nicht weitergehen.
Es ist Zeit für eine Veränderung.
Review schreiben
 
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast