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Trust - Vertrauen

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Jason Riki
26.09.2007
30.09.2007
3
17.865
24
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Dieses Kapitel
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26.09.2007 7.093
 
Kurz wanderte Iasons Blick zu der Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Der Minutenzeiger rutschte wieder ein winziges Stück vor. Vier Stunden. Seit vier Stunden lag sein Kleiner jetzt schon im OP.

Unruhig erhob der Blondie sich, stellte sich mit verschränkten Armen an eines der Fenster. Wenn er doch nur irgend etwas tun könnte, etwas Anderes, als da zu hocken und die Zeit tot zu sitzen!

Riki lag da drinnen und musste um sein Leben kämpfen! Und warum das Ganze? Weil er aufgewacht und niemand in der Nähe gewesen war! Es war so typisch Riki, dann Panik zu bekommen und ungeachtet seines Zustands abzuhauen!
Für Iason gab es keinen Zweifel: Der Junge hatte sich bis in die Slums geschleppt, bis nach Dana Burn, wahrscheinlich, um dort Unterschlupf vor dem heftigen Regen zu finden. War dann auf der Treppe ausgerutscht, gefallen. Hatte sich dabei das Bein gebrochen – und durch den Sturz musste sich ein Teil des verrosteten, massiven Stahlgitters von der Treppe gelöst haben, direkt auf Riki gefallen sein – und es hatte sich in seine Seite gebohrt.

Als die Sanitäter gekommen waren, hatten sie gemeint, dass es schon einem Wunder gleich käme, dass er überhaupt noch lebte, bei dem Blutverlust. Es war keine zweite Person da gewesen, von der es auch noch hätte stammen können.
Dazu war noch gekommen, dass er mehr, als einen scheelen Blick bekommen hatte, dafür, dass er von den Ärzten verlangte, dass sie einen Mongorel retteten.
„Riki,“ murmelte er leise: „Warum hast du denn nicht einfach gewartet?“

In dem Moment hörte Iason, wie die Tür aufschwang, drehte sich auf dem Absatz herum. Er sah, wie einer der jüngeren Ärzte eine Bahre schob. Auf ihr Riki. Reglos, bleich. Doch war zu erkennen, dass sein Brustkorb sich, wenn auch noch flach, hob und senkte. Gleichmäßig. Wortlos trat er hinzu, der Arzt hielt inne. Sanft strich Iason über Rikis regloses Gesicht, dass immer noch heiß war, wenn auch nicht so, wie in Dana Burn.

„Es geht ihm wieder gut,“ mischte sich er Arzt ein. „Wir konnten die Eisenstange restlos entfernen und sie hatte keine wichtigen Organen beschädigt. Dank der Nanobots haben wir auch die Wunde so gut wie ganz flicken können. Es wird zwar noch eine Woche dauern, bis die neue Gewebemasse so stabil ist, wie die Alte, aber er hat das Schlimmste überstanden.“ Unverkennbar schwang Stolz in der Aussage mit.

„Außerdem haben wir auch den mehrfach gebrochenen und gesplitterten Knochen wieder hergestellt. Das Bein muss noch eine ganze Weile geschont werden, bevor es belastet werden kann, aber sonst ist der Mongorel wie neu!“

Unendlich erleichtert fuhr Iason seinem Kleinen durch die wirren Haare. „Braucht er noch immer lückenlose medizinische Betreuung?,“ fragte er plötzlich.

„Nein, eigentlich nicht. Nur von Zeit zu Zeit eine Kontrolle... he!!!“

Ohne auf den jungen Mann zu achten, hob Iason Riki auf seine Arme. „Nun, dann werde ich ihn wieder nach Hause bringen.“

„Aber.:!“

„Denkt ihr vielleicht im Ernst, ich lasse zu, dass das hier noch einmal geschieht?“, fragte er kühl. Da schwieg der Andere betroffen.

„Ich erwarte, dass jeden Tag ein Arzt bei mir vorbeikommt und nach Riki sieht,“ fuhr er unbeeindruckt fort. „Vielleicht bekommt ihr ja das hin, ohne eine weitere Katastrophe auszulösen.“

Mit diesen Worten lief Iason zurück nach Draußen, wo er sein Auto zurückgelassen hatte, nachdem er von Dana Burn zurückgekehrt war, legte Riki vorsichtig auf den heruntergefahrenen Beifahrersitz und deckte ihn schließlich mit seinem eigenen Mantel zu. „Mein Riki,“ flüsterte er leise. „Ich bringe dich wieder nach Hause...“




Daryl saß wortlos neben Kaze am Esstisch. Draußen war es stockfinster. Nicht einmal der Mond schien in dieser Nacht.

„Er kommt bestimmt gleich,“ unterbrach Kazes Stimme die Stille.

„Was meinst du, ist...?“

„Und er wird unseren starrköpfigen Mongorel auch wieder im Schlepptau haben,“ fügte der Rothaarige an, ohne auf den Jüngeren einzugehen. „Riki mag ein Starrkopf sein, aber Iason ist schlimmer.“

„Aber..:!“

Kaze winkte nur ab: „Kein Aber. Vielleicht hat Riki ein paar Blessuren, aber glaub mir, er wird wieder... Oh, wer sagt es denn?“

Beide hörten, wie die Eingangstür automatisch aufschwang, Daryl stürzte dorthin, gefolgt von Kaze, der sich nicht hetzen ließ.

„Master Iason!“

„Schlag mein Bett zurück,“ befahl der nur knapp.

Kaze trat näher, doch etwas beunruhigt, als er sah, dass der Mantel seines ehemaligen Herrn voller Blut war. „Wo war er?“

„Dana Burn.“

Überrascht zog Kaze die Augenbrauen hoch. Natürlich! Die alten Bunkeranlagen! Kein Wunder, dass der Tracer verschwunden war! Dass er da nicht selbst drauf gekommen war! Aber da hatte er mal wieder den Beweis. Es war vollkommen egal, wo der Eine der Beiden war – der Andere wusste automatisch, wo er suchen musste...

Daryl folgte seinem Master in sein Schlafzimmer, zog hastig die Decken zurück, beobachtete, wie Iason Riki vorsichtig auf die Matratze legte, dem Mongorel über die wirren Haare strich, ihm schließlich die Stirn küsste, bevor er sich wieder aufrichtete. „Ich bin gleich bei dir,“ murmelte Iason noch kurz, bevor er sich von Riki trennte und Daryl sowie Kaze kurz musterte.

„Was ist geschehen?,“ fragte der Rothaarige schließlich als Erster.

„Riki hat sich wohl bis Dana Burn geschleppt, ist auf eine verrostete Treppenstufe getreten und gefallen. Er hatte ein gebrochenes Bein und eine Eisenstange hat sich in seine Seite gebohrt.“

Gut, das erklärte das Blut auf Iasons Mantel.

„Warum ist er dann, um Himmels Willen, nicht im Krankenhaus!“

Iason lachte nur kalt auf: „Denkst du, ich lasse noch mal zu, dass Riki etwas geschieht? Diese Idioten sind doch nicht fähig, aufzupassen, bedenkt man, dass sie es wohl erst bemerkt haben, als du gekommen bist! Ein Arzt wird die nächste Woche jeden Tag einmal vorbeisehen, das wird reichen. Du kannst gehen, Kaze. Sollte ich dich brauchen, werde ich dich anrufen.“

Der Rothaarige nickte einfach nur, bevor er sich umwandte, sich mit einem Nicken von Daryl verabschiedete und ging, froh, sich endlich wieder um Dinge kümmern zu können, mit denen er sich auskannte. Außerdem war er heilfroh, nicht in der Nähe sein zu müssen, wenn Riki aufwachte. Darum beneidete er den Älteren sicher nicht. Oh nein!

Erleichtert, sich endlich gewaschen zu haben, all das Blut los zu sein, trat Iason zurück in sein Schlafzimmer. Daryl hatte sich in der Zeit zu Riki gesetzt, wohl auch dessen Haare gewaschen, denn nun glänzten sie feucht. Die Hand seines Furniture fuhr gerade ein weiteres Mal prüfend über Rikis Stirn, bevor er aufsah. „Master, ich...“

„Schon gut, Daryl. Gut gemacht. Geh ins Bett, das war ein anstrengender Tag für uns alle.“ Um nicht zu sagen beschissen. Er beobachtete, wie Daryl, schwankend vor Müdigkeit, in sein Zimmer tapste, bevor er sich selbst hinlegte.

Auch er hatte in der letzten Zeit nicht geschlafen. Rasch legte er sich in sein Bett, neben Riki. Streichelte dessen immer noch fieberwarmes Gesicht, küsste ihn schließlich auf die Stirn. „Gute Nacht, mein Dummerchen,“ flüsterte er. „Es wird alles wieder gut werden...“




Es dämmerte bereits, als Iason das nächste Mal erwachte. Ewas hatte ihn aus einem fast schon totenähnlichen Erschöpfungsschlaf gerissen, er wusste nur nicht, was es gewesen war. Langsam, unwillig, öffnete er seine Augen, sah sich in seinem Zimmer um, blickte zum Fenster. Alles wie immer. Also, was hatte ihn dann aus dem Schlaf gerissen?

„...hng...!“

Ruckartig wandte Iason sich um, sah neben sich. „nicht!,“ rief er entsetzt, als er sah, wie Riki neben ihm sich krümmte. Und noch während er das rief, hatte er den Jüngeren auch schon gepackt, zwang den Körper mit roher Gewalt, sich wieder zu strecken. „Nicht, deine Wunden platzen doch wieder auf,“ redete er auf den Anderen ein, der aber kaum reagierte, Immer wieder warf Riki seinen Kopf herum, wimmerte. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen. Er musste Alpträume haben!
Riki versuchte, sich so klein, wie nur eben möglich zu machen, sich gegen die auf ihn hereinprasselnden Schläge zu schützen, gegen die auf ihn einschlagende Wut. Guy, der ihm erzählte, was für ein geringes Stück Dreck er war, weil er ein Pet geworden war, der Rest von Bison, der ihn verspottete, sich schämte. was aus ihrem einstmals so starken Anführer geworden war.

Und Iason.

Der Blondie, der einfach nur da stand, ohne ihn anzusehen. Der nicht reagierte, als er ihm flehend eine Hand entgegenstreckte, ihn um Hilfe anflehte. „Iason, bitte..:“, flüsterte er fast tonlos...

Iason sah, wie Rikis Lippen sich bewegten, seinen Namen formten. Riki rief nach ihm! Sogar mitten in einem Alptraum! Vorsichtig, langsam, löste er seinen eisernen Griff, strich mit einer Hand beruhigend durch die wirren Haare: „Riki, ich bin da. Komm, wach auf.“

Doch das schien dem Jüngeren nicht möglich zu sein, er warf nur weiterhin seinen Kopf hin und her und noch immer versuchte der Körper, sich reflexartig zusammenzurollen. Hastig sah Iason sich um, fand in der Dunkelheit die Schüssel, über der immer noch der Lappen hing, mit dem Daryl Riki die Stirn gekühlt hatte. Rasch griff er hinein, befeuchtete seine Hände, ließ die kühlen Tropfen in Rikis Gesicht fallen. „Komm schon, Junge! Du musst aufwachen!“

Da! Endlich! Die Lider begannen zu flattern, die abrupten Bewegungen hörten auf. Dunkle Onyxe sahen sich unter langen Wimpern orientierungslos um. Erleichtert atmete der Blondie aus. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. „Es ist alles in Ordnung,“ sprach er auf den Jungen ein, der definitiv noch nicht ganz da war. „Du hattest nur einen Alptraum. Ich bin da,“ fügte er nach einer Weile noch an, beobachtete, wie die Augen endlich ganz aufflatterten, erst die Umgebung, dann ihn ungläubig musterten.

Iason strich vorsichtig mit einigen Fingern über Rikis Wange, merkte etwas Feuchtes, sah, wie der Jüngere erst mal zusammenzuckte, als habe er Angst, geschlagen zu werden. Na, DAS musste ja ein Alptraum gewesen sein!
„E ist alles in Ordnung,“ wiederholte er nur leise. „Du bist zu Hause... in Sicherheit...“

Verwirrt versuchte Riki, herauszufinden, wo er sich befand. Ihm war endlich wieder warm, außerdem schwebte Iasons Stimme wie ein Schutzschild über ihm. Nicht, wie in seinem Alptraum. Nein, kein kalter Blick, keine abweisende Geste. Nur die Stimme, besorgt, nicht böse. Einfach nur da...

Er war noch so müde, doch er fürchtete sich davor, die Augen einfach wieder zu schließen. Nein, er würde nur wieder seine Alpträume haben. Da konnte er sich auch gleich Iason stellen. Es spielte ohnehin keine Rolle.

Mühsam zwang er seine Augen, sich weiter zu öffnen, kurz zuckte er zusammen, als er eine Berührung spürte, doch es war nur ein sanftes Streicheln. Gold. Iasons Haare, die vor ihm hingen...

„Riki?“

„I...Iason?,“ murmelte Riki, als er zum wiederholten Male seinen Namen hörte.

„Ich bin hier...“

Irgendwie fühlte sich alles falsch an, das seltsam dumpfe Pochen an seiner Seite, wo er doch die komische Erinnerung an stechende Schmerzen hatte, sein Kopf, der sich wieder so seltsam leicht anfühlte und das Ziehen in seinem Bein.

Iason merkte, wie Riki langsam begann, seine Umgebung wieder wahrzunehmen, lächelte den Jüngeren an, streichelte unablässig über die immer noch recht bleichen Wangen. „Es ist alles in Ordnung,“ wiederholte er, als er merkte, wie seine Stimme den Anderen offensichtlich beruhigte. „Hast du Schmerzen?“

Schmerzen? Nein, nur das Ziehen und das dumpfe Pochen. Als Schmerz würde er DAS sicher nicht bezeichnen. Als lästig vielleicht, aber sonst... Er schüttelte den Kopf, wobei er immer noch verzweifelt dagegen ankämpfte, dass seine Augen ganz zufielen. Schließlich merkte er, wie eine Hand sich unter seinen Rücken schob ,er wurde etwas aufgerichtet.

Iason hob Riki so hoch, dass der Junge sich gegen seine Brust lehnen konnte, griff nach dem bereitgestellten Glas auf seinem Nachtschrank: „Trink etwas,“ befahl er sanft, hielt dem Jüngeren das Glas an die Lippen, beobachtete zufrieden, wie dieser brav ein paar wenige winzige Schlückchen trank, bevor er den Kopf abwandte. „So ist es gut,“ lobte er Riki, bevor er den Mongorel wieder auf die Kissen bettete. „Versuch, noch etwas zu schlafen.“ Ihm war der Kampf, den Riki gegen seine zufallenden Augen führte, nicht entgangen.

„Nein...,“ begehrte Riki augenblicklich auf, doch er merkte, dass er immer länger brauchte, um seine zufallenden Augen wieder aufzuzwingen...

„Du musst schlafen,“ hielt Iason ernst dagegen.

„Nein.. nicht... keine Alpträume... mehr!“

„Schhhh...,“ er zog Riki, der sich erstaunlicherweise nicht wehrte, wieder näher zu sich, hielt den Jüngeren zärtlich in den Armen: „Komm, schlaf. Ich bin da, ich werde dich wecken, wenn du wieder anfängst, zu träumen. Du musst schlafen...“
Die ruhige Stimme brachte Riki schließlich doch dazu, seinen Widerstand aufzugeben. Als seine Augen erneut zufielen, wehrte er sich nicht mehr dagegen...

Iason beobachtete, wie Riki wieder zurück in den Schlaf driftete, seinen Kopf auf seiner Brust. Der Blondie strich über die seidigen Haare, küsste Riki noch einmal auf die Stirn: „Keine Angst, ich passe auf dich auf,“ murmelte er noch, bevor er auch wieder einschlief.




Riki wusste nicht, wie spät es war, als er erwachte. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er merkte aber, dass einige Sonnenstrahlen in seinem Gesicht tanzen mussten. Es schien relativ spät zu sein.

Langsam arbeitete er seine Augen auf, fürchtete das, was er sehen könnte. Erst nur einen Spalt. Über sich erkannte er einen Betthimmel. Groß, luftig, leicht. Nein, ganz sicher kein Krankenhaus. Er hatte also in der Nacht nicht geträumt! Er... musste wieder bei Iason sein! Aber... Iason...

Langsam kamen die Erinnerungen wieder hoch. Sein Marsch durch die Stadt, der Regen, die Kälte, die ihm durch alle Glieder gefahren war.

Dana Burn.

Er hatte Unterschlupf gesucht, war tiefer in die Anlagen getapst... der Sturz...die Schmerzen.. . Die Schmerzen!! Moment mal, müsste er nicht eigentlich tot sein!?? Mausetot sozusagen? Riki ließ seine Augen wieder zufallen, versuchte, auch den Rest dieses verdammten Tages wieder vor seinem inneren Auge wachzurufen...
Iason! Er hatte gedacht, das nur zu träumen, aber war nicht Iason zu ihm gekommen?

Na gut, aber selbst wenn, warum war er noch am Leben? Das war im Grunde unlogisch! Nicht einmal der Blondie konnte Wunder bewirken! Automatisch glitt die Hand des Mongorels seine Seite hinab, folgte dem dumpfen Ziehen. Stieß auf einige Verbände. Eng anliegend, straff gezogen.

Er war definitiv verarztet worden...

„Riki?“

Iason! Die Stimme wirkte regelrecht elektrisierend auf den Jüngeren. Iason war wirklich hier? Bei ihm? ... warum?

Nach einiger Anstrengung brachte Riki es schließlich zustande, seine Augen etwas weiter zu öffnen, obwohl alles in ihm dagegen rebellierte. „Iason?“, unsicher, fast schon ängstlich...

„Ich bin hier, mein Kleiner,“ erwiderte der Blondie, als er Rikis Stimme hörte. Er hatte sich selten so erleichtert gefühlt. „Ich bin hier.“ Er streckte seine Hand aus, strich damit die wirren Strähnen aus der Stirn. „Es ist alles in Ordnung.“

Riki zuckte kurz, bevor er diese einfache Berührung genießen konnte, immer noch darauf gefasst, bestraft zu werden, weil er versucht hatte, abzuhauen.

„Ganz ruhig,“ wiederholte Iason, der das Zucken merken musste. „Es passiert dir hier nichts..:“

Von der vertrauten Stimme eingelullt, ließ Riki seine Augen wieder zufallen. Er war immer noch so müde!

„Komm, Riki. Du musst was essen,“ holte aber die ruhige Stimme des Anderen ihn zurück. Fast schon unwillig öffnete er die Augen wieder einen Spaltbreit, sah Iason bittend an. Er wollte doch nur schlafen! Er war so müde!

„Nur etwas essen,“ wiederholte Iason, als er diesen Blick sah. „Dann kannst du wieder schlafen.“ Bestimmt richtete er Riki auf, strich ihm erneut über die Wange.

„Warum..?“, flüsterte Riki auf einmal.

„Was meinst du?,“ entgegnete Iason, während er Daryl kurz ein Zeichen gab.

„Warum... hast... du überhaupt....nach mir gesucht...?“

„Wie hätte ich das denn nicht tun können?“, fragte der Bondie ruhig und sanft, während er das Tischchen, dass Daryl brachte, vor dem Mongorel postierte. Innerlich jedoch schlugen seine Gefühle immer höhere Wellen. Was ging nur in Riki vor?? Warum dachte der Jüngere nur, dass er nicht hinterher gekommen wäre! Hatte er denn noch immer nicht begriffen, welche Stellung er in seinem Herzen hatte, nur weil er es noch nicht exakt benannt hatte?

Riki starrte auf die dampfende Schüssel, wie auf einen persönlichen Feind. Er wollte nicht essen. Er hatte keinen Hunger. Er war nur müde, wollte schlafen. Warum ließen sie ihn nur nicht?! Und dann noch diese Antwort! Als wäre es vollkommen selbstverständlich, dass ein Blondie einen Mongorel suchte und rettete! Warum das alles? Nur für ein Spielzeug, dass oft noch nicht einmal tat, was man verlangte!

Als Riki erkannte, wie Iason den Löffel in die Brühe tauchte, begehrte er auf: „Ich... kann selbst... essen!“

Wortlos reichte der Ältere dem Mongorel den Löffel, nur um ihn hastig wieder aufzufangen. Er hatte gewusst, dass das geschehen musste. Jemand, der kaum in der Lage war, sich selbst aufzurichten, konnte nicht selbst essen. Und es war ja schließlich kein Wunder, nach allem, was geschehen war.

Riki traten die Tränen in die Augen, als er sah, wie Iason wieder den Löffel in die klare Brühe tauchte. Er fühlte sich hilflos, wie ein Kind. Ohne jeglichen Einfluss auf irgendwas! Als der Löffel vor seinen Lippen schwebte, wandte er sich ab. Die letzte Art von Rebellion, die er noch hatte.

„Riki,“ seufzte Iason einfach nur. Er ließ den Löffel zurück in die Schüssel gleiten. Hier war wohl erst mal so etwas wie ein klärendes Gespräch fällig, fürchtete er. „Du musst etwas essen,“ murmelte er trotzdem.

„Ich... will nicht...!!“

Also doch erst das Gespräch, so ungern er das tat. Vorsichtig stellte Iason die Schüssel beiseite. Sah Riki an, dessen Augen immer wieder zufielen.

„Warum bist du abgehauen?,“ fragte er vorsichtig. „Niemand hätte dir etwas zuleide getan. Nicht in einem Krankenhaus und sicher nicht dir, als dem Pet von Iason Mink.“ Der Blondie wusste, hier irgendwo lag wohl die Lösung des Problems. „Wie konntest du nur abhauen? In deinem Zustand! Du hattest sogar einen Herzstillstand! Wenn ich dich nicht rechtzeitig gefunden hätte!“

Riki musterte den Älteren nur. Er hatte doch gewusst, dass das kommen musste. Die Standpauke und irgendwann die Strafe für seinen Fluchtversuch. Er schloss die Augen wieder, versuchte, einzuschlafen, einfach zu verschwinden.

„Nicht einschlafen,“ wiederholte Iason ruhig, strich mit dem kalten Lappen über das bleiche Gesicht, sah, wie Riki kurz zusammenzuckte. „Warum?,“ wiederholte er erneut. Diesmal würde er nicht nachgeben.

„Ich... bin doch... eh egal,“ brachte Riki irgendwie heraus, er hörte mit Schaudern, wie tränenerstickt seine eigene Stimme klang. Er versuchte, sich etwas aufzurichten, sich dem Griff des Anderen zu entziehen, doch es war sinnlos. Dessen Griff war so fest, wie eh und je.

„Wie... wie kommst du denn auf so was!,“ rief Iason entsetzt. „Wie kommst du darauf?! Du..!“ Er stockte.

„Ich... bin nur... ein Mongorel... Abschaum... ein Pet!“, warf er Iason an den Kopf, wollte sich abwenden, doch nicht einmal das ließ Iason zu. „Lass ... mich doch... einfach gehen!“ Inzwischen rannen ihm wirklich die Tränen von den Wangen. Und das auch noch vor dem Blondie! Großartig! Wirklich! Er hatte ja überhaupt keine Beherrschung mehr! Das war sicher nur die Müdigkeit. Sonst hätte er all das sicher nicht gesagt.

„Ich werde dich nicht gehen lassen,“ antwortete Iason leise, während er sanft begann, die Tränen wegzuwischen. „Ich kann dich nicht gehen lassen. Niemals.“
Bei diesen Worten schnappten Rikis Augen wieder auf. Onyxe, die im Wasser zu ertrinken schienen, blickten ihn fragend, unsicher an, kurz zuckte der Mongorel sogar in seinen Armen zusammen.

„Ich kann dich nicht gehen lassen,“ bekräftigte Iason nur.

„Wa..rum?“

Erneut überlegte der Blondie, diesmal doch erheblich länger, sah, wie die Augen sich noch mehr verdunkelten und Riki erneut versuchte, sich abzuwenden.
„Weil ich ohne dich nicht mehr leben kann,“ gab er aufseufzend zu. Er war inzwischen bereit, alles zu sagen, nur um Riki dazu zu bewegen, zu kämpfen. Denn genau das hatte er, laut des Arztes, der vor einigen Stunden hier gewesen war, um nach Riki zu sehen, getan. Zwar wären die körperlichen Wunden wohl geheilt, soweit als die Medizin es sehen könne, doch wenn der Junge nicht bald wieder beginnen würde, normal zu essen und zu trinken, wolle der Mediziner für nichts garantieren müssen.

O~kay? Lag er jetzt im Fieberdelirium oder warum hatte er diesen Kommentar gehört? Iason würde so etwas doch niemals einfach so sagen! Da stand ihm doch, selbst wenn es wahr sein sollte, sein eigener Stolz viel zu sehr im Weg! Zu überrascht, um irgendetwas zu sagen, starrte er auf den Blondie.

Iason sah den verständnislosen Blick des Jüngeren, konnte sich ein weiteres Lächeln nicht mehr verkneifen. Seine Hand strich erneut über die bleiche Wange: „Ja, du kleiner Trotzkopf, du hast es richtig verstanden. Ich liebe dich...“

„Aber...!“ verständnislos starrte Riki den Mann an, der ihm nun die letzten Tränen wegwischte.

„Kein Aber,“ seufzte Iason leise. „Es ist die Wahrheit.“

„Wa... warum?“

Ein leises Lachen erscholl: „Wenn ich das nur wüsste, Riki. Es ist passiert – und es ist die Wahrheit.“

Was? Iason liebte ihn? Aber... das konnte doch gar nicht sein! Ein seltsames Gefühl durchströmte ihn. Erleichterung, Freude und doch noch dieses Unverständnis. Wie konnte ein Blondie sich in einen Mongorel verlieben! Das Höchste der Gesellschaft in den Abschaum!

Iason sah in die weit aufgerissenen Augen. Der Gesichtsausdruck seines Kleinen musste fast so aussehen, wie seiner an dem Tag, als er festgestellt hatte, dass er den Mongorel liebte, zwei Tage nachdem dieser gegangen war und er alles versucht hatte, diesen zurückzubekommen. Er tat nichts, wartete einfach nur ab und hielt Riki.

„Wirklich...?“, Riki konnte sich nicht davon abhalten, diese Frage zu stellen. Seien Augen waren nun endlich ganz offen, fest auf Iason gerichtet.

„Über so etwas mache ich keine Witze, das solltest du wissen,“ kommentierte dieser nur leise. „Niemals.“

„Iason..!,“ schluchzte Riki auf, als all der Kummer plötzlich von ihm abfiel. Nein, nicht nur er war ein Idiot. Er hatte sich nicht einseitig verliebt! Seine Hand verkrallte sich in Iasons Oberteil, als habe er Angst, der Ältere könne seine Meinung ändern, ihn wieder alleine lassen.

Automatisch hielt der Ältere seinen Mongorel noch fester, küsste dessen Stirn. Er wusste, das Schlimmste lag erst jetzt hinter ihnen. Riki würde nicht so einfach aufgeben. Sicher nicht, er würde wieder zu kämpfen beginnen.

„Ich bin da,“ antwortete Iason leise. „Und ich werde es immer sein...“

Riki wusste nicht, wie lange er diesmal geheult hatte, er wusste nur, dass Iason ihn irgendwann entschlossen aufrichtete. Mit großen Augen sah er den Älteren an.
„Komm jetzt, du musst etwas essen,“ kam der Blondie wieder auf das ursprüngliche Thema zurück.

Diesmal wehrte Rikis ich nicht, er aß brav einige Löffel, doch nach einer Weile wandte er sich ab. Wenn er noch einen einzigen Löffel essen würde, würde er schlicht platzen.

Erleichtert setzte Iason die noch gut halb volle Terrine wieder auf den Nachtschrank: „So ist es besser,“ meinte er nur leise, während er Riki vorsichtig zurück in die Kissen legte und ihm die Haare aus der Stirn strich. Erstaunt registrierte er, wie Rikis Hand nach der Seinen griff. „Du wolltest doch schlafen,“ sagte er leise. „Keine Angst, wenn du Alpträume hast, wecke ich dich wieder.“

„Warum... war ich... im Krankenhaus?,“ fragte Riki leise.

„Du weißt es nicht?“

Der Mongorel schüttelte seinen Kopf. Er erinnerte sich nur noch schwach an den Willen, niemandem mehr zur Last zu fallen, bevor irgendetwas ihn davon abgehalten hatte, zu gehen.

„Ich weiß nicht,  was los war,“ erklärte Iason geduldig. „Kaze hat mir gesagt, du hättest dich in den Regen raus gestellt und dann schlagartig über Nacht so hohes Fieber bekommen, dass er dich ins Krankenhaus bringen ließ. Ja, und dann... hattet du sogar einen Herzstillstand..“

Hä? Herzstillstand? Fieber? Vom Fieber etwa? So etwas hörte er auch zum ersten Mal, aber allein Iasons Gesichtsausdruck zeigte ihm, dass es kein Scherz war.
„Warum hast du dich überhaupt in den Regen gestellt?,“ fragte Iason unvermittelt.

„Ich...,“ Riki druckste etwas herum: „ich... dachte, du... hast... es vergessen. Du... bist nicht gekommen. Ich dachte, ich bin nur... ein Spielzeug... für dich...“

„Oh, Riki,“ seufzte Iason leise, strich die braunen Haare zurück, spielte mit den weichen Strähnen. „Als ob ich dich je vergessen würde...“




Es war bereits Abend, als Riki erneut begann, unruhig zu werden. Sofort legte Iason die Akte, die er studiert hatte, beiseite. Wieder einmal wühlte Riki im Bett herum, von einer Sekunde auf die Nächste. Rasch und gerade noch rechtzeitig griff Iason ein, bevor der Junge sich zusammenkrümmen konnte.

„Riki.“ Der Mongorel jedoch reagierte erst einmal nicht.

„Riki, komm, wach auf. Du hast nur einen Alptraum. Riki.“

Da! Die Lider begannen, zu flattern, doch das Zittern, dass plötzlich eingesetzt hatte, ließ nicht nach.

„Es ist alles in Ordnung, ich bin da,“ sprach Iason weiter auf den Jüngeren ein, strich über dessen Körper, konnte die angespannten Muskeln unter der Haut spüren, selbst da, wo der Verband eng anlag.

„Entspann dich, sonst platzt die Wunde noch auf..“

Nur langsam begriff Riki, dass er dem Alptraum doch entkommen war. Ganz langsam ließ er auch zu, dass seine Muskeln sich entspannten. Er war den leichten Berührungen unendlich dankbar. Dafür, dass Iason einfach da war.
„I...Iason..,“ flüsterte er, während seine Hand sich über die des Anderen legte.
„Ich bin da,“ wiederholte der leise, bevor er sich neben Riki auf den Rand des Bettes setzte.

„Was hast du denn geträumt,“ fragte der Blondie weiter. Er wollte, dass Riki sich wieder beruhigte und das schien ihm der beste Weg dazu zu sein.

„Ich.. bin gerannt... immer weiter... weg! Weg... von denen! Aber... sie haben mich... eingeholt.. und immer wieder... auf mich eingeschlagen...“ Noch immer lag Rikis Hand auf seiner Seite, dorthin, wo die Eisenstange ihn getroffen hatte.

„Wer?“

„Bison..,“ murmelte Riki beschämt. „Ich... konnte  mich nicht... verteidigen... sie haben geschrieen... dass sie mich... umbringen würden... Immer wieder... Iason...! Es hat so... weh getan..:!“

„Sch....,“ versuchte der Blondie den Jüngeren zu beruhigen. „Es ist nichts dergleichen geschehen, nicht wahr? Du bist hier und in Sicherheit. Ich passe auf dich auf...“ Er verschränkte seine Finger mit der Hand, die noch immer auf der bandagierten Seite lag, während die Andere unablässig über das verschwitzte Gesicht strich.

„Hast du Schmerzen?,“ fragte Iason nach einer Weile, in der eine angenehme Stille geherrscht hatte.

Riki schüttelte nur träge den Kopf, während er vehement gegen seine Müdigkeit kämpfte. Er hatte das Gefühl, nur noch schlafen zu müssen.

„Der Arzt war hier, während du geschlafen hast,“ fuhr Iason leise fort: „Er meinte, es geht dir recht gut, das Gewebe wird sich bald stabilisiert haben. Aber Riki...“
Der Jüngere sah abwartend auf.

„Du musst mir versprechen, nicht zu versuchen, alleine aufzustehen.“

„Warum?,“ nuschelte Riki.

„Wegen deinem Bein. Es wird noch eine Weile dauern, bevor du es wieder belasten darfst. Es war ziemlich über gebrochen und teilweise sogar geschmettert. In jedem anderen Krankenhaus hätte man es dir abnehmen müssen.“

Rikis Augen weiteten sich ungläubig.

„Es ist so,“ meinte der Blondie belustigt. „Ehrlich! So, und jetzt solltest du was trinken.“ Erneut richtete der den Mongorel auf und hielt das Glas. Er war froh, diesmal keinen Kleinkrieg gewinnen zu müssen, um Riki dazu bewegen, etwas zu sich zu nehmen.

Verwirrt trank Riki, was man ihm gab, er hätte nicht gedacht, dass es so schlimm gewesen war. Sicher, der Fuß war gebrochen gewesen, das hatte selbst er gemerkt, aber der Rest...? Dankbar lächelnd sah er zu Iason auf. Denn wäre der Blondie nicht gewesen, er wusste, die Ärzte hätten sich nicht die Mühe mit ihm gemacht...

Sanft strich Iason Riki über die Haare: „Schlaf dich noch etwas aus,“ meinte er leise, bevor er sich umwandt und kurz in Richtung Bad verschwand.




Mit zusammengebissenen Zähnen krallte Riki sich an den Stangen links und rechts von sich fest, verzweifelt damit beschäftigt, die Schmerzenslaute zu unterdrücken und sich dazu zu zwingen, sein vormals unbrauchbares Bein wieder ansatzweise zu belasten, ohne unangespitzt durch die Decke zu gehen.

„So ist es gut,“ dirigierte die Physiotherapeutin, die Iason vor einigen Tagen mit angeschleppt hatte. „Sehr gut. Komm, versuch, zu laufen.“

„...!“, schweigend tat der Jüngere doch, wie ihm geheißen, auch wenn er sich ernstlich fragte, wie er das bewerkstelligen sollte, wo er kaum stehen konnte, ohne am laufenden Meter vor Schmerzen zu schreien. Das wären die verkürzten und zurückgebildeten Muskeln, behauptete diese Frau, aber das machte es nicht wirklich besser oder angenehmer!

„Auuu...!“, wimmerte Riki, als er vorwärts stolperte, seine Finger verkrallten sich geradezu in den Stangen, doch mit fast schon wütender Entschlossenheit machte er den nächsten Schritt. Verdammt noch mal, weder hatte er Lust, weiterhin mit der blöden Krücke durch die Wohnung zu hinken, noch, herumgeschleppt zu werden, was Iason sich zu seiner persönlichen Lieblingsaufgabe gemacht zu haben schien!

„Langsam!,“ befahl die Physiotherapeutin sofort wieder: „Sie dürfen auf keinen Fall zu viel auf einmal...! Das schadet Ihnen mehr, als es auch nur helfen kann.“

„Hrmpf,“ war das Einzige, was Riki von sich gab, bevor er entschlossen den nächsten Schritt in Angriff nahm. Die kurze, nicht einmal drei Meter lange Strecke vor ihm kam ihm unendlich lang, fast schon unüberwindbar vor.

„Langsam,“ erklang erneut die warnende Stimme.

Ohne weiter darauf einzugehen, machte Riki einen weiteren, winzigen Schritt, biss die Zähne zusammen, als der nächste Stich sein Bein hinauffuhr. Durch seinen gesamten Körper zu hallen schien. Scheiße aber auch! Was hatte das nur so weh zu tun! Das war doch pure Böswilligkeit seines Körpers!

Aber gut, immerhin zeigte ihm der Schmerz überdeutlich, dass er WIRKLICH noch am Leben war. Kaum zu glauben, dass er tatsächlich eine Zeit lang lieber tot gewesen wäre! Fast hätte er gelächelt, wäre in dem Moment nicht eine neue Welle durch seinen Körper gepeitscht.

Stattdessen stand er jetzt hier, so gut wie vollkommen wieder hergestellt, mit allen Körperteilen, die er brauchte – und der Gewissheit, dass er für Iason doch kein Sexspielzeug war.

Das war wohl das Wichtigste überhaupt. Iason liebte ihm. Iason hatte es ihm gesagt und das nicht nur einmal, sondern inzwischen fast jede Nacht, wenn sie Arm in Arm schliefen, nicht wie früher jeder auf einer Seite des riesigen Bettes.
Es war Iason, der ihn regelmäßig weckte, wenn er wieder Alpträume bekam, der ihn dann beruhigte. Nur bei dem Blondie konnte er seit Neuestem überhaupt mal ruhig schlafen. Riki verstand einfach nicht, warum diese Träume ihn immer wieder heimsuchten. Doch vor dem Älteren schienen sie immer zu fliehen.

Als Iason sein Apartment betrat, konnte er schon im Gang Rikis schweren Atem hören. Er japste immer wieder heftig nach Luft.

„Willkommen zurück, Master,“ erklang da neben ihm Daryls Stimme. „Kann ich etwas für Euch tun?“

Verschmitzt lächelnd meinte der Blondie: „Lass mir ein Bad ein... gehe ich recht in der Annahme, dass Riki es mal wieder übertreibt?“

Daryl zuckte ratlos die Achseln. „Er ist wie immer,“ meinte er schließlich.

„Ich werde mich darum kümmern,“ grinste Iason schließlich und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Erst einmal blieb er im Rahmen der Tür stehen, beobachtete seinen Mongorel, der sich verzweifelt abmühte, sich die gesamte Zeit auf die Unterlippe biss. Das Shirt war am Rücken vollkommen verschwitzt und auch Arme und Gesicht glänzten auffällig. Das Haar war schlicht patschnass.
Kopfschüttelnd trat er näher, wo der Dunkelhaarige inzwischen fast das Ende der Stange erreicht hatte und immer noch verbissen einen Fuß vor den anderen setzte, machte der Therapeutin klar, dass sie zu verschwinden hatte und packte dann die schlanke Hüfte des Jüngere, bevor er diesem mühelos mit einem Arm hochhob. Gelobt sei seine Physiologie...

„Iyäääää...!“

„Dass du es aber auch immer gleich übertreiben musst, du Starrkopf,“ tadelte er Riki liebevoll, bevor er ihn sich richtig auf die Arme hob.

„Iason..,“ stellte Riki überrascht fest. Sein Blick glitt zur Uhr. Was?? So spät war es schon?! Himmel! Er trainierte hier schon seit Stunden! „Ich... wusste gar nicht, dass es schon so spät ist,“ verteidigte er sich sofort. Ich... hng....“

Iason lachte leise auf, bevor er den vollkommen überraschten Mongorel erst einmal liebevoll küsste, während er weiter lief.

„Was...?“

„Du brauchst ein Bad,“ grinste Iason nur.

„Das... kann ich auch selbst!“

der Blondie schüttelte den Kopf. Nein, einige Dinge würden sich wahrlich nie ändern... Wortlos setzte er Riki auf dem Klodeckel ab, während er begann, sich selbst auszuziehen.

Riki beobachtete fasziniert, wie immer mehr Wäsche sich von dem Körper löste, den er so liebte. Die helle, makellose Haut, die die Muskeln bedeckte, die darunter bei jeder Bewegung spielten. Die herrlich goldenen Haare, die hin und her schwankten und mit denen zu spielen er schon immer geliebt hatte.

„Was ist?,“ fragte Iason amüsiert.

„Hä?“

„Willst du in deinen Klamotten baden oder wie?“, kaum hatte er das gefragt, war er auch schon bei Riki, hatte dessen Shirt gepackt und zog er dem Jüngeren entschlossen vom Körper.

„He! Das kann ich....“

„Ich weiß,“ meinte Iason nur. „Aber ich liebe es, dich auszuziehen,“ fügte er noch mit seltsam rauer Stimme hinzu.

„Hrmpf,“ grummelte Riki nur, doch er konnte nicht leugnen, dass es ihm selbst mindestens so gut gefiel. Er ließ sich hoch und in das warme, duftende Wasser heben, wo er sich sofort wieder an den Älteren kuschelte.

„Nanu? So verschmust heute?,“ fragte Iason amüsiert, ließ seine Hand durch das dunkle Haar gleiten.

„Hmmmm,“ nuschelte Riki nur, der merkte, wie geschafft er wirklich war. Er genoss, wie der Blondie begann, seine Haare mit Wasser zu übergießen und sie anschließend einzuseifen und zu waschen. Als wäre er eine Katze, schnurrte er fast ununterbrochen, merkte, wie auch der Andere darauf reagierte – und musste grinsen.

Nun ja, im Grunde... wenn man bedachte, dass sie beide seit dem – Unfall – nicht mehr... also schon seit drei Wochen, was für Iason doch eine ganze Menge war, nicht mehr miteinander geschlafen hatten und auch davor nicht mehr wirklich...
Lasziv ließ Riki sich noch weiter gegen den Älteren sinken und sah ihn mit einem verschmitzten Grinsen an.

Iason hob fragend eine Augenbraue.

„Mensch, muss ich das auch noch übersetzen?,“ stichelte der Mongorel amüsiert. „Küss mich doch endlich!“

Mit leisem Lachen senkte Iason seinen Kopf, bis ihre Lippen sich berührten. Sieh einer an, da war doch tatsächlich mal Jemand in Schmuselaune! Zärtlich vertiefte er den sanften Kuss, während er mit der freien Hand begonnen hatte, Rikis Oberkörper mit einem weichen Schwamm zu bearbeiten.

Eine ganze Weile lang genoss Riki diese Behandlung einfach nur. Die zarten Küsse, die langsamen Bewegungen des Schwammes auf seiner gereizten Haut. Es war herrlich. Er fühlte sich so unendlich gut.

Aber nach einer Weile reichte das Riki nicht mehr. Er wollte definitiv endlich mal wieder etwas Anderes. Entschlossen setzte er sich etwas auf und sah Iason eine Weile einfach nur schweigend an, bevor er einen wesentlich härteren, leidenschaftlichere Kuss forderte und seine Hände nun im Gegenzug begannen, die Brust des Älteren zu streicheln.

Das überraschte Iason wirklich. Gut, er hatte in der letzten Zeit mehr als einmal fast die Beherrschung verloren, doch er hatte nichts tun wollen, was das neu erlangte Vertrauen oder gar Rikis Genesung aufs Spiel gesetzt hätte! Das hier war aber eine unmissverständliche Einladung! Na gut, wenn er vorsichtig war... um ehrlich zu sein, hätte er sich diesmal ohnehin nicht zurückhalten können.

Mit nicht minder großem Verlangen begann er augenblicklich, den immer weiter ausartenden Kuss zu erwidern, genoss das Streicheln des Jüngeren.

‚Na endlich,’ dachte Riki zufrieden, als die großen, schlanken Hände des Blondies endlich begannen, seien Seiten entlang zu fahren, eine Gänsehaut auslösten. Er stöhnte in diese einfache Lieblosung, die auch ihm nur zu deutlich zeigte, wie ausgehungert nach dem Anderen er inzwischen war. Dass so eine einfache, sanfte Berührung schon so etwas in ihm auszulösen vermochte!

Andrerseits – Iason ging es doch offensichtlich nicht ein Stück besser! Mit einem kleinen Grinsen ließ Riki seine Hand den straffen Bauch entlang in die Tiefe wandern, immer weiter, bis zu den Hüftknochen, die er lasziv umspielte, glücklich über das heftige Stöhnen, dass er dem Älteren zu entlocken vermochte.

„Riki,“ presste Iason mühsam heraus, bevor er eine neue Kussattacke ausführte. Himmel! Nein, er wusste, er würde es diesmal sicher nicht lange aushalten! Dafür war er viel zu sehr erregt! Nein, zum Kuscheln blieb ihnen ja auch später noch Zeit!
Mit einem Stöhnen musste er schließlich den Kuss unterbrechen, als er Rikis geschickte Finger an seiner Erregung spielen spürte, die dort neckten, streichelten, massierten, ihn immer weiter an die Grenze zu treiben schienen.

Auf einmal spürte Riki, wie zwei Hände ihn packten und hochhoben, so, dass er auf der Bank in der im Boden eingelassenen Wanne kniete. Er stöhnte leise auf, dankbar, dass Iason endlich etwas tat.

Dankbar für die Tatsache, das Zeug überall aufzuheben, packte der Blondie die Phiole mit dem Gleitgel, dass an all den strategisch wichtigen Punkten in seiner Wohnung verteilt war, öffnete sie und ließ etwas von der schimmernden Flüssigkeit auf seine Finger tropfen, bevor er sich vor Riki positionierte, begann, sich dessen Rückrad entlang zu küssen, während sein erster Finger zielsicher den engen Muskelring wiederfand.

Riki streckte sich jeder einzelnen, leichten Berührung entgegen, immer wieder darüber überrascht, dass Iason so offensichtlich genau wusste, was ihn am meisten erregte. Stöhnend krallte er sich am Rand der Wanne fest, als er die langen Finger spürte, die sich um sein Glied schlossen, warf seinen Kopf zurück, stöhnte verlangend auf. Er merkte kaum, wie ein Finger in ihn hineinglitt, zu sehr war er mit dem Genießen beschäftigt.

Iason merkte, wie seine eigene Erregung sich mit jedem von Rikis Lauten weiter steigerte. Was für ein Unterschied zur ersten Zeit, in der der Mongorel hier gewesen war und immer verzweifelt bemüht gewesen war, sich nichts anmerken zu lassen! Rasch zog er seinen Finger wieder aus dem engen Muskelring, nur um anschließend mit Zweien wieder einzudringen. Kurz zuckte der Jüngere auch zusammen, nur um sich ihm dann entgegen zu drücken.

Riki meinte, Sterne vor seinen Augen tanzen zu sehen. Er wusste, lange würde er das nicht mehr aushalten, denn jede Bewegung der Finger in ihm schien nur eine neue Attacke auf sein Lustzentrum zu sein. Er machte sich kaum noch die Arbeit, zwischen seinen Stöhnern nach Luft zu japsen. „Mach...!“

Aufgrund dieser Worte entzog Iason dem Jüngeren augenblicklich die Finger, der letzte Rest seiner noch nicht abgeschalteten Hirnzellen befahl ihm noch seine eigene, gewaltige Erektion einzucremen, bevor er sich wieder hinter Riki positionierte und langsam begann, in ihn einzudringen.

Sobald die Spitze in Riki war, musste er auch schon das erste Mall inne halten, um nicht sofort wieder zu kommen, so eng war der Mongorel immer noch. Und schließlich wollte er Riki ja um nichts in der Welt Schmerzen bereiten. Er wusste, dass er überdurchschnittlich gut bestückt war.

Als Riki spürte, wie das Glied des Älteren begann, sich in ihn zu schieben, schloss er die Augen, wimmerte kurz. Doch er spürte, wie Iason inne hielt, ihm Zeit gab, sich wieder zu entspannen. Wie immer. Der Ältere nahm auf ihn Rücksicht. Wie er gekommen war, so verschwand der kurze Schmerz und fast im selben Augenblick merkte Riki, wie Iason begann, tiefer in ihn zu dringen, streckte sich dem Älteren nun stöhnend entgegen.

„Mein Riki,“ stöhnte Iason dem Jüngeren rau in die Ohren, als er sich ganz in dem Mongorel versenkt hatte. „Ich liebe dich so sehr..“

Dieses Geständnis, dass Iason seit damals nicht mehr wiederholt hatte, so, dass er angefangen hatte, zu glauben, das nur geträumt zu haben, fuhr dem Mongorel direkt in den Unterkörper, wo seine gesamte Leidenschaft begann, sich zwischen den Lenden zu sammeln. „Ich.. dich auch,“ brachte er irgendwie heraus, auch, wenn ihn dieses Eingeständnis gegenüber dem Blondie doch einiges an Überwindung kostete.

„Riki,“ stöhnte Iason gerührt auf, bevor er begann, sich langsam zu bewegen, zufrieden dem Aufkeuchen des Jüngeren lauschte, das ihm anzeigte, dass er erneut dessen Lustzentrum getroffen hatte.

„Mach..,“ stöhnte der Jüngere nur erneut, kam dem Rhythmus des Blondie verlangend entgegen, als könne der ihn so zwingen, schneller zu machen. Als habe Iason sich je von ihm leiten lassen...

Obwohl er das ja sonst schon aus Prinzip nicht tat, diesmal konnte er sich selbst nicht zurückhalten. Immer heftiger stieß er in den Jüngeren, der ihm dankbar entgegen kam, inzwischen fast ohne Luft zu holen, keuchte und stöhnte.
Riki merkte, wie das Feuer in ihm sich immer mehr zentrierte, wusste, lang konnte er sich nicht mehr halten. Vor allem, als sich auch noch Iasons Hand fest um sein Glied schloss und zu massieren begann. Mit dem nächsten Stoß gegen seine Prostata bereits merkte er, wie sein Körper sich vollkommen versteifte, sein Verstand schaltete selbst die letzten Funktionen ab und beim nächsten Stoß geschah es.

Sterne vor seinen Augen explodierten, Farben tanzten unter den geschlossenen Lidern seiner Augen und pure Lava schien durch seine Adern zu pumpen, als er kam.

Als der ohnehin schon enge Muskelring sich krampfartig noch enger um sein Glied schloss und das Innere des Mongorels begann, ihn zu massieren, war es auch um Iasons Beherrschung geschehen. Er kam fast zeitgleich mit seinem kleinen Geliebten und es geschah, was fast noch nie vorgekommen war – er kam nicht wortlos und still, wie sonst, er keuchte lustvoll, merkte sogar am Rande, dass es sich um einen Namen handelte...

Kaum war sein Orgasmus einigermaßen abgeklungen, zog Iason sich wieder aus Riki zurück, hob den Jüngeren auf seinen Schoß, hielt ihn einfach nur fest. Kaum zu Glauben, dass er den Jüngeren fast für immer verloren hätte. Und das zwei Mal hintereinander!

Erst durch diesen ominösen Herzstillstand, den er oder die Ärzte bis jetzt nicht erklären konnten und dann durch den Unfall in Dana Burn. Was, wenn er den falschen Eingang genutzt hätte? Riki wäre gestorben...

Sanft küsste Iason Rikis Stirn, beobachtete, wie der Atem des Anderen sich langsam wieder beruhigte, packte den Schwamm und fuhr fort, den Mongorel zu waschen.

Riki genoss wortlos die Nähe des Älteren, an den er sich kuschelte, an den er sich, erstaunlich genug, kuscheln durfte, schloss immer wieder die Augen, sog den Geruch des Anderen ein. Gott, wie sehr er den Blondie liebte! Er war dem Älteren wahrlich mit Haut und Haaren verfallen!

Erst, als Riki hoch und aus dem Wasser gehoben wurde, öffnete er seine Augen wieder, lächelte den Blondie liebevoll an, spürte, wie der ihn fester drückte und durch die Wohnung zum Bett beförderte.

Kurz wurde er abgetrocknet, bevor Iason sich neben ihn legte und sie beide zudeckte.

„Iason?“

„Hm?,“ fragte der Ältere sanft, während er durch die noch nassen Haare strich.

„Bitte, lass mich nie, nie wieder allein.“

„Was meinst du damit?,“ hakte der Blondie nach, während seine Finger über das fein geschnittene Gesicht des Jüngeren fuhren, die Züge nachzeichneten.

„Ich... will nicht mehr hier hocken und auf dich ... warten müssen, wenn du... wieder weg ... musst,“ druckste Riki herum, blickte in die unglaublich blauen Augen des Älteren.

Kurz schloss Iason die Augen, überlegte. Riki mitnehmen? Das würde über Kurz oder Lang damit enden, dass er sich zu seinem Mongorel bekennen musste. Doch andrerseits – wenn er an seine letzte reise dachte – er hatte doch ohnehin keine Stunde nach dem Abflug begonnen, fast ausschließlich an Riki zu denken.

Als er keine Antwort bekam, wollte Riki sich schon wieder wortlos abwenden, doch das ließ eine Hand, die sich unter sein Kinn legte, nicht zu.

„Wenn du mir dafür auch etwas versprichst,“ gab Iason sanft zur Antwort.

„Was?“

„Dass du nie, nie wieder versuchst, abzuhauen – und wenn du dich benimmst, wenn andere da sind...“

Da begannen Rikis Augen zu strahlen. „Ich verspreche es!,“ rief er glücklich, bevor er seine Arme um den Hals des Älteren schlang. „Ich will nur nie wieder alleine sein...“
 
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