Iren im Unabhängigkeitskrieg
von Fenny
Kurzbeschreibung
Das ist meine erste Fanfiktion. Es geht um fünf Irinen, die nach Amerika auswandern müssen. Sie geraten direkt in den Unabhängigkeitskrieg. Dort treffen sie auch auf Colonel Tavington und einen ziemlich erbosten Lord Cornwallis, dessen Enkelin, eine der Irinen, endlich verheiratet werden soll. Doch diese wehrt sich mit Händen und Füßen. Es folgen einige witzige Fluchtversuche, die größtenteils schief gehen. Lest selbst, es ist neben der Romantik sehr humorvoll.
GeschichteAbenteuer, Humor / P16 / Gen
Benjamin Martin
Captain Wilkins
Colonel William Tavington
Gabriel Edward Martin
General Lord Charles Cornwallis
General Lord O'Hara
17.06.2007
25.10.2011
13
27.492
17.06.2007
1.724
Am Abend erreichten sie endlich Winsborough, wo Cornwallis seinen Stützpunkt innehatte. Dort gab es ein Lazarett, ein Fort und eine kleine Stadt. Cornwallis lebte im Fort, das um ein ansehnliches Herrenhaus, das nur den hohen Offizieren zum Wohnen diente, errichtet wurde. Lord Cornwallis stand bereits an einem großen Fenster mit Südblick und sah, wie ein kleiner Trupp das Fort erreichte. Seine Doggen Jupiter und Mars flankierten ihn. Gerade betrat General O’Hara den Raum, um die Ankunft von Lady Cinthya Cornwallis anzukündigen. Lord Cornwallis schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab und bedeutete ihm, sich zum Fenster zu begeben. „General O’Hara, ich weiß bereits, dass meine Enkelin angekommen ist. Ich muss Ihnen allerdings sagen, dass sie, wie ich sehe, keinerlei Etikette beherrscht. Wie, frage ich Sie, soll sie so von dem hiesigen Adel akzeptiert werden?“ O’Hara überlegte kurz, bevor er antwortete: „Ich bin mir sicher, Mylord, dass man Eure Enkelin als hervorragende Partie ansehen wird. Das fehlende Benehmen kann man ihr noch beibringen. Denn schließlich stammt sie von Euch ab.“ „Ich hätte sie nicht in Irland lassen sollen! Das bereue ich bitter! Aber Ihr habt recht, sie stammt von mir ab. Also wird sie sich dementsprechend benehmen! Sie soll schließlich verheiratet werden!“ „Mylord, jeder würde sich glücklich schätzen solch eine junge Lady mit dieser ausgezeichneten Abstammung zu ehelichen.“
Cornwallis rümpfte die Nase, wegen dieser Bemerkung. Er hoffte es inständig, denn seine Enkelin war sehr stur.
Die kleine Gruppe erreichte nun das Fort. Tavington stieg zuerst ab, um Cinthya aus dem Sattel zu helfen. Diese lehnte aber entschieden ab und stieg vom Pferd. Die restlichen vier Irinen waren bereits aus der Kutsche gestiegen. Der Colonel gab Anweisungen zum Ausladen des Gepäcks.
Cathrin gesellte sich zu Cinthya, die etwas abseits stand. „Du hast Angst, oder?“ Cinthya nickte nur. „Ich weiß, dass du deinem Großvater nicht entgegentreten willst. Aber die Abreise von Irland war die einzige Chance, die wir hatten.“ „Ich weiß. Ich wünschte nur, wir hätten dort bleiben können.“ „Insgeheim wünscht sich das jeder von uns, sogar Cornelia.“ Cathrin lachte und Cinthya bekam zumindest ein schwaches Lächeln hin. Dann kam Tavington auf die beiden zu. Er wusste, dass Cinthya sich jetzt zwingen musste, ein anderes Verhalten zu zeigen. Also bot er ihr seinen Arm an, um sie zu Lord Cornwallis zu geleiten. Sie nahm widerstrebend an.
Einige Minuten später standen sie in Lord Cornwallis’ Arbeitszimmer. Cinthya’s Freundinnen waren draußen geblieben. Lord Cornwallis blickte finster zu seiner Enkelin. O’Hara stand, wie immer, hinter ihm und musterte die junge Lady ebenfalls. Nun brach Cornwallis das unangenehme Schweigen. „Du hast verdammt lange ohne Geld durchgehalten. Was hast du alles verkauft?“ „Mein Vieh und die Pferde.“ antwortete Cinthya zögerlich. „So so, deine geliebten Pferde. Du hättest auch gleich aufgeben können. Du wusstest doch, dass ich alles bekomme, was ich will.“ Cinthya nickte, sagte aber nichts weiter. „Dein Benehmen ist grauenhaft. Das zeigt sich allein schon in deiner Kleidung. Du läufst herum, wie ein Bauerntölpel. Demnächst gebe ich ein Fest. Amerikanischer und auch englischer Adel ist geladen. Sieh zu, dass du mich nicht beschämst!“ Cinthya brach nun ihr Schweigen: „Was passiert mit meinen Freundinnen?“ „Das hängt davon ab, wie du dich gibst. Vorerst werden sie in der Stadt wohnen! Dann ist der schlechte Einfluss weg.“ Nun bemerkte der Lord die Wunde an Cinthya’s linkem Arm. „Was hast du da gemacht?“ fragte er und deutete auf den Verband. Cinthya überlegte krampfhaft, ob sie die Wahrheit sagen oder sich Tavington’s Zorn nicht noch mehr zuziehen sollte. Letztendlich entschied sie sich dafür, Tavington eine Lektion zu erteilen. „Euer Colonel Tavington hat mich bei einem Kampf mit dem Säbel verletzt.“ Tavington grinste selbstgefällig. Lord Cornwallis wurde rot vor Wut. „Wie bitte?! Du hast Tavington mit einem Säbel angegriffen!“ „Nein, er griff mich an.“ „Wage es nicht, mich zu unterbrechen! Colonel Tavington ist ein ehrbarer Mann. Er tut seine Pflicht und dient der Krone, die du schon früh verfluchtest. Er würde niemals mit dem Säbel auf eine Lady losgehen, es sei denn, sie hätte ihn angegriffen! Damit ist diese Diskussion beendet! Begib dich auf dein Zimmer, ich will dich bis zum Abendessen nicht sehen!“
Später saß Cinthya allein in ihrem Zimmer. Es war recht groß und geschmackvoll eingerichtet. Es gab eine Sitzecke und ein großes Himmelbett, in dem eigentlich schon Platz für drei Personen war. Ein riesiger Kamin beheizte das Zimmer zuverlässig. Mehrere große Fenster, die aber verschlossen waren, erhellten den Raum. Nebenan gab es noch ein ebenso luxuriöses Badezimmer. Lord Cornwallis hatte Wachen vor ihrer Tür postiert. Sie war noch immer geschockt. Anscheinend stand Tavington gerade sehr in der Gunst ihres Großvaters. Cinthya verfluchte sich. Es gab vorher schon genug Anzeichen dafür. Das schlimmste aber war, dass man ihre Freundinnen, wohl gemerkt unter Protest, in die Stadt brachte. Sie standen ebenfalls unter Bewachung. Cinthya litt langsam unter der Einsamkeit. Die Zeit bis zum Abendessen verging auch nicht. Wenigstens, so hoffte sie, würde sie dann mit ihrem Großvater allein sein.
Zur selben Zeit kamen Cathrin, Elanor, Cornelia und Ann-Maria in einer muffigen Wohnung über einem Wirtshaus an. Dort, so sagte man ihnen, sollten sie arbeiten, um ihren Unterhalt zu finanzieren. Ann-Maria war geschockt, dass man sie so einfach wegbrachte. Cathrin suchte die ganze Zeit nach einem Ausweg. Cornelia setzte sich auf einen Stuhl, um das Zimmer zu skizzieren. Dort waren ein vermoderter Kleiderschrank, vier Pritschen und ein Tisch mit sechs Stühlen. Ein kleiner Ofen wärmte das Zimmer. Es gab nur ein Fenster. Das Badezimmer war hinter einer zweiten Tür beim Tisch. Es starrte nur so vor Dreck. Elanor ging erst mal zum Wirt und verlangte einen Putzlappen und einen Eimer Wasser. Das bekam sie auch. Nach einigen Stunden hatten sie es geschafft, die beiden Räume vom Dreck zu befreien. Jetzt war das Leben in ihnen auch angenehmer. Der Wirt kam kurz zu ihnen und sagte, dass die Arbeit am nächsten Morgen um Fünf anfangen würde. Den Rest des Tages saßen die Vier am Tisch und resümierten ihre Situation. „Dass wir in so einer Absteige landen, hätte ich nie gedacht.“ meinte Cornelia. „Ich mache mir Sorgen um Cinthya.“ kam es von Elanor. Cathrin lächelte nur und sagte: „Der wird es noch ganz gut gehen. Sie sitzt wahrscheinlich in einem goldenen Käfig und weint sich die Augen aus. Wir sollten uns im Übrigen nicht beschweren. Cornwallis hätte uns auch in ein Gefängnis werfen können. Er hätte nur intensiv nach einem Grund suchen müssen. Hier haben wir geregelte Mahlzeiten und jeder ein Bett, sowie ein Dach über dem Kopf. Auch wenn es nicht das ist, was wir bisher gewohnt waren.“ Cathrin setzte zwar ein fröhliches Gesicht auf, in Wahrheit schien sie aber zu verzweifeln. Sie war sich so sicher gewesen einen besseren Empfang zu bekommen. Wenigstens würden sie hier nicht so schnell verhungern und wenn Cinthya sich auch eingelebt hätte und mit ihrem Großvater besser klar kam, würden die Freundinnen sicherlich wieder zusammen sein und im Herrenhaus wohnen.
Währenddessen kam eine Dienerin zu Cinthya und brachte ihr ein Kleid. Außerdem füllten einige Schergen unter ihrer Anweisung die Badewanne. Dann verließen sie den Raum wieder. Cinthya legte sich in die Wanne und zog danach das Kleid an. Als sie sich damit im Spiegel betrachtete, brach sie fast in Tränen aus. Das Kleid war eins dieser englischen, höfischen Trachten. Es war ziemlich tief ausgeschnitten und hob ihren Busen viel zu sehr an. Cinthya hatte diese Art von Kleidung immer verabscheut. Nun konnte sie aber nichts mehr daran ändern, denn ihr Großvater würde sonst ziemlich böse werden.
Nach dem ersten Schock steckte sie ihre Haare hoch und legte sich eine Kette, die sie zum 18. Geburtstag von Elanor und Cathrin bekam, um. Schlecht sah sie so nicht aus, aber Cinthya hätte sich viel lieber in einer Uniform gesehen, als in so einem Kleid. Da kam auch schon ein Diener und brachte sie ins Esszimmer. Als Cinthya eintrat, traf sie fast der Schlag. Neben Lord Cornwallis waren alle hohen Offiziere anwesend, die offenbar erst von einem Boten die Nachricht bekamen, in South Hampton gesiegt zu haben. Insgesamt waren es etwa sechzehn Männer. Es war keine Frau anwesend. Zu ihrem Erschrecken musste Cinthya feststellen, dass auch Bordon und Tavington anwesend waren. Als General Lord Cornwallis seine Enkelin sah, stellte er sie stolz vor und alle Aufmerksamkeit war nun auf Cinthya gerichtet. Diese wurde leichenblass. Man stellte sich nun vor und nahezu jeder kam, um ihr die Hand zu küssen, auch Tavington. Den Niedrigeren der anwesenden Offiziere war es nicht gestattet.
Als alle wieder Platz nahmen, saß Cinthya genau zwischen O’Hara und Tavington. Der Appetit war ihr schon lange vergangen. Die Offiziere stießen immer wieder an und schwangen politische Reden über den Sieg des englischen Königshauses. Nun wurde auch das Essen aufgetragen. Es gab herrlichen Braten, aber Cinthya wurde von dem Geruch momentan eher schlecht. Ein Diener goss ihr Wein ein. Sie trank zögerlich einen Schluck, weil O’Hara mit ihr anstoßen wollte. Der Wein war viel zu stark und seine alkoholische Wirkung entfaltete sich spürbar. Also entschied Cinthya nicht sehr viel davon zu trinken. Tavington im Gegensatz leerte ein Glas nach dem anderen und schien vom Alkohol verschont zu bleiben. O’Hara meldete sich nun zu Wort: „Sagt, Mylady, wie war das Leben in Irland unter den ganzen Barbaren? Hat man Euch nichts antun wollen? Schließlich seid Ihr Engländerin!“ „Eigentlich habe ich das Leben dort genossen. Viele weite Wiesen und Wälder, es gab Tanz und Musik in unserem Pub. Wir feierten dort immer sehr ausgelassen. Allerdings ist es wahr, dass man Engländern gegenüber nie sehr aufgeschlossen war. Meine Mutter, Irin, wurde dort aber immer gern gesehen und so hatte ich kaum Probleme mit den Menschen in der Umgebung.“ „Solange diese Barbaren Euch nichts antaten! Nun ja, es scheint mir, als würdet Ihr die Natur sehr lieben. Habt Ihr viele Kutschfahrten in die Umgebung gemacht?“ „Eher nicht. Ich bin viel ausgeritten.“ Nun war es Tavington, der sich einmischte: „Das kann ich mir gut vorstellen. Ihr habt einen ausgezeichneten Reitstil, Mylady.“ „Danke, Colonel.“ „Ich dachte mir, dass ihr diese Ausritte vielleicht vermisst. Mit Lord Cornwallis’ Einverständnis könnten wir morgen einen kleinen Ausflug in die Umgebung machen.“ „Ich danke Euch für Eure Bemühung, Colonel. Aber ich glaube, dass mein Großvater gänzlich davon abgeneigt wäre.“
Das ganze Abendessen dauerte noch einige Stunden. Es war schon Mitternacht, als Cinthya endlich in ihr Bett fiel und gleich fest einschlief.
Cornwallis rümpfte die Nase, wegen dieser Bemerkung. Er hoffte es inständig, denn seine Enkelin war sehr stur.
Die kleine Gruppe erreichte nun das Fort. Tavington stieg zuerst ab, um Cinthya aus dem Sattel zu helfen. Diese lehnte aber entschieden ab und stieg vom Pferd. Die restlichen vier Irinen waren bereits aus der Kutsche gestiegen. Der Colonel gab Anweisungen zum Ausladen des Gepäcks.
Cathrin gesellte sich zu Cinthya, die etwas abseits stand. „Du hast Angst, oder?“ Cinthya nickte nur. „Ich weiß, dass du deinem Großvater nicht entgegentreten willst. Aber die Abreise von Irland war die einzige Chance, die wir hatten.“ „Ich weiß. Ich wünschte nur, wir hätten dort bleiben können.“ „Insgeheim wünscht sich das jeder von uns, sogar Cornelia.“ Cathrin lachte und Cinthya bekam zumindest ein schwaches Lächeln hin. Dann kam Tavington auf die beiden zu. Er wusste, dass Cinthya sich jetzt zwingen musste, ein anderes Verhalten zu zeigen. Also bot er ihr seinen Arm an, um sie zu Lord Cornwallis zu geleiten. Sie nahm widerstrebend an.
Einige Minuten später standen sie in Lord Cornwallis’ Arbeitszimmer. Cinthya’s Freundinnen waren draußen geblieben. Lord Cornwallis blickte finster zu seiner Enkelin. O’Hara stand, wie immer, hinter ihm und musterte die junge Lady ebenfalls. Nun brach Cornwallis das unangenehme Schweigen. „Du hast verdammt lange ohne Geld durchgehalten. Was hast du alles verkauft?“ „Mein Vieh und die Pferde.“ antwortete Cinthya zögerlich. „So so, deine geliebten Pferde. Du hättest auch gleich aufgeben können. Du wusstest doch, dass ich alles bekomme, was ich will.“ Cinthya nickte, sagte aber nichts weiter. „Dein Benehmen ist grauenhaft. Das zeigt sich allein schon in deiner Kleidung. Du läufst herum, wie ein Bauerntölpel. Demnächst gebe ich ein Fest. Amerikanischer und auch englischer Adel ist geladen. Sieh zu, dass du mich nicht beschämst!“ Cinthya brach nun ihr Schweigen: „Was passiert mit meinen Freundinnen?“ „Das hängt davon ab, wie du dich gibst. Vorerst werden sie in der Stadt wohnen! Dann ist der schlechte Einfluss weg.“ Nun bemerkte der Lord die Wunde an Cinthya’s linkem Arm. „Was hast du da gemacht?“ fragte er und deutete auf den Verband. Cinthya überlegte krampfhaft, ob sie die Wahrheit sagen oder sich Tavington’s Zorn nicht noch mehr zuziehen sollte. Letztendlich entschied sie sich dafür, Tavington eine Lektion zu erteilen. „Euer Colonel Tavington hat mich bei einem Kampf mit dem Säbel verletzt.“ Tavington grinste selbstgefällig. Lord Cornwallis wurde rot vor Wut. „Wie bitte?! Du hast Tavington mit einem Säbel angegriffen!“ „Nein, er griff mich an.“ „Wage es nicht, mich zu unterbrechen! Colonel Tavington ist ein ehrbarer Mann. Er tut seine Pflicht und dient der Krone, die du schon früh verfluchtest. Er würde niemals mit dem Säbel auf eine Lady losgehen, es sei denn, sie hätte ihn angegriffen! Damit ist diese Diskussion beendet! Begib dich auf dein Zimmer, ich will dich bis zum Abendessen nicht sehen!“
Später saß Cinthya allein in ihrem Zimmer. Es war recht groß und geschmackvoll eingerichtet. Es gab eine Sitzecke und ein großes Himmelbett, in dem eigentlich schon Platz für drei Personen war. Ein riesiger Kamin beheizte das Zimmer zuverlässig. Mehrere große Fenster, die aber verschlossen waren, erhellten den Raum. Nebenan gab es noch ein ebenso luxuriöses Badezimmer. Lord Cornwallis hatte Wachen vor ihrer Tür postiert. Sie war noch immer geschockt. Anscheinend stand Tavington gerade sehr in der Gunst ihres Großvaters. Cinthya verfluchte sich. Es gab vorher schon genug Anzeichen dafür. Das schlimmste aber war, dass man ihre Freundinnen, wohl gemerkt unter Protest, in die Stadt brachte. Sie standen ebenfalls unter Bewachung. Cinthya litt langsam unter der Einsamkeit. Die Zeit bis zum Abendessen verging auch nicht. Wenigstens, so hoffte sie, würde sie dann mit ihrem Großvater allein sein.
Zur selben Zeit kamen Cathrin, Elanor, Cornelia und Ann-Maria in einer muffigen Wohnung über einem Wirtshaus an. Dort, so sagte man ihnen, sollten sie arbeiten, um ihren Unterhalt zu finanzieren. Ann-Maria war geschockt, dass man sie so einfach wegbrachte. Cathrin suchte die ganze Zeit nach einem Ausweg. Cornelia setzte sich auf einen Stuhl, um das Zimmer zu skizzieren. Dort waren ein vermoderter Kleiderschrank, vier Pritschen und ein Tisch mit sechs Stühlen. Ein kleiner Ofen wärmte das Zimmer. Es gab nur ein Fenster. Das Badezimmer war hinter einer zweiten Tür beim Tisch. Es starrte nur so vor Dreck. Elanor ging erst mal zum Wirt und verlangte einen Putzlappen und einen Eimer Wasser. Das bekam sie auch. Nach einigen Stunden hatten sie es geschafft, die beiden Räume vom Dreck zu befreien. Jetzt war das Leben in ihnen auch angenehmer. Der Wirt kam kurz zu ihnen und sagte, dass die Arbeit am nächsten Morgen um Fünf anfangen würde. Den Rest des Tages saßen die Vier am Tisch und resümierten ihre Situation. „Dass wir in so einer Absteige landen, hätte ich nie gedacht.“ meinte Cornelia. „Ich mache mir Sorgen um Cinthya.“ kam es von Elanor. Cathrin lächelte nur und sagte: „Der wird es noch ganz gut gehen. Sie sitzt wahrscheinlich in einem goldenen Käfig und weint sich die Augen aus. Wir sollten uns im Übrigen nicht beschweren. Cornwallis hätte uns auch in ein Gefängnis werfen können. Er hätte nur intensiv nach einem Grund suchen müssen. Hier haben wir geregelte Mahlzeiten und jeder ein Bett, sowie ein Dach über dem Kopf. Auch wenn es nicht das ist, was wir bisher gewohnt waren.“ Cathrin setzte zwar ein fröhliches Gesicht auf, in Wahrheit schien sie aber zu verzweifeln. Sie war sich so sicher gewesen einen besseren Empfang zu bekommen. Wenigstens würden sie hier nicht so schnell verhungern und wenn Cinthya sich auch eingelebt hätte und mit ihrem Großvater besser klar kam, würden die Freundinnen sicherlich wieder zusammen sein und im Herrenhaus wohnen.
Währenddessen kam eine Dienerin zu Cinthya und brachte ihr ein Kleid. Außerdem füllten einige Schergen unter ihrer Anweisung die Badewanne. Dann verließen sie den Raum wieder. Cinthya legte sich in die Wanne und zog danach das Kleid an. Als sie sich damit im Spiegel betrachtete, brach sie fast in Tränen aus. Das Kleid war eins dieser englischen, höfischen Trachten. Es war ziemlich tief ausgeschnitten und hob ihren Busen viel zu sehr an. Cinthya hatte diese Art von Kleidung immer verabscheut. Nun konnte sie aber nichts mehr daran ändern, denn ihr Großvater würde sonst ziemlich böse werden.
Nach dem ersten Schock steckte sie ihre Haare hoch und legte sich eine Kette, die sie zum 18. Geburtstag von Elanor und Cathrin bekam, um. Schlecht sah sie so nicht aus, aber Cinthya hätte sich viel lieber in einer Uniform gesehen, als in so einem Kleid. Da kam auch schon ein Diener und brachte sie ins Esszimmer. Als Cinthya eintrat, traf sie fast der Schlag. Neben Lord Cornwallis waren alle hohen Offiziere anwesend, die offenbar erst von einem Boten die Nachricht bekamen, in South Hampton gesiegt zu haben. Insgesamt waren es etwa sechzehn Männer. Es war keine Frau anwesend. Zu ihrem Erschrecken musste Cinthya feststellen, dass auch Bordon und Tavington anwesend waren. Als General Lord Cornwallis seine Enkelin sah, stellte er sie stolz vor und alle Aufmerksamkeit war nun auf Cinthya gerichtet. Diese wurde leichenblass. Man stellte sich nun vor und nahezu jeder kam, um ihr die Hand zu küssen, auch Tavington. Den Niedrigeren der anwesenden Offiziere war es nicht gestattet.
Als alle wieder Platz nahmen, saß Cinthya genau zwischen O’Hara und Tavington. Der Appetit war ihr schon lange vergangen. Die Offiziere stießen immer wieder an und schwangen politische Reden über den Sieg des englischen Königshauses. Nun wurde auch das Essen aufgetragen. Es gab herrlichen Braten, aber Cinthya wurde von dem Geruch momentan eher schlecht. Ein Diener goss ihr Wein ein. Sie trank zögerlich einen Schluck, weil O’Hara mit ihr anstoßen wollte. Der Wein war viel zu stark und seine alkoholische Wirkung entfaltete sich spürbar. Also entschied Cinthya nicht sehr viel davon zu trinken. Tavington im Gegensatz leerte ein Glas nach dem anderen und schien vom Alkohol verschont zu bleiben. O’Hara meldete sich nun zu Wort: „Sagt, Mylady, wie war das Leben in Irland unter den ganzen Barbaren? Hat man Euch nichts antun wollen? Schließlich seid Ihr Engländerin!“ „Eigentlich habe ich das Leben dort genossen. Viele weite Wiesen und Wälder, es gab Tanz und Musik in unserem Pub. Wir feierten dort immer sehr ausgelassen. Allerdings ist es wahr, dass man Engländern gegenüber nie sehr aufgeschlossen war. Meine Mutter, Irin, wurde dort aber immer gern gesehen und so hatte ich kaum Probleme mit den Menschen in der Umgebung.“ „Solange diese Barbaren Euch nichts antaten! Nun ja, es scheint mir, als würdet Ihr die Natur sehr lieben. Habt Ihr viele Kutschfahrten in die Umgebung gemacht?“ „Eher nicht. Ich bin viel ausgeritten.“ Nun war es Tavington, der sich einmischte: „Das kann ich mir gut vorstellen. Ihr habt einen ausgezeichneten Reitstil, Mylady.“ „Danke, Colonel.“ „Ich dachte mir, dass ihr diese Ausritte vielleicht vermisst. Mit Lord Cornwallis’ Einverständnis könnten wir morgen einen kleinen Ausflug in die Umgebung machen.“ „Ich danke Euch für Eure Bemühung, Colonel. Aber ich glaube, dass mein Großvater gänzlich davon abgeneigt wäre.“
Das ganze Abendessen dauerte noch einige Stunden. Es war schon Mitternacht, als Cinthya endlich in ihr Bett fiel und gleich fest einschlief.