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Iren im Unabhängigkeitskrieg

von Fenny
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Humor / P16 / Gen
Benjamin Martin Captain Wilkins Colonel William Tavington Gabriel Edward Martin General Lord Charles Cornwallis General Lord O'Hara
17.06.2007
25.10.2011
13
27.492
 
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Dieses Kapitel
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17.06.2007 1.728
 
Titel: Iren im Unabhängigkeitskrieg
Autor: Hidalgo89
Genre: Allgemein
Disclaimer: Nichts gehört mir, außer die fünf Weibsbilder, die ich hier so nett beschrieben habe :)





Lord James Cornwallis, ein älterer aber noch mächtig wirkender Aristokrat, trat eben aus einem großen Gebäude in den strahlenden Sonnenschein. Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen, aber seine Laune war getrübt. In dem Gebäude wurde eine Ratsversammlung der Londoner Aristokraten abgehalten unter Vorsitz König George III. Es wurde darüber entschieden, ob England gegen die Kolonisten in Amerika, die sich vom Mutterland lösen wollten, in den Krieg ziehen sollte. Lord Cornwallis hatte dagegen gestimmt, obwohl er eine umfassende Ausbildung an der Turiner Militärakademie erhalten hatte und schnell Karriere machte. Er hielt die Handelsbeziehungen zu der amerikanischen Kolonie für sehr wichtig, aber König George III. erklärte Amerika in diesem Augenblick den Krieg. Lord Cornwallis war nicht sehr vermögend, aber seine gesellschaftlichen Kontakte waren Gold wert. Er meldete sich in den nächsten Tagen bei der Armee und wurde zum General befördert, der sich vom Süden in den Norden kämpfen sollte.

Etwa drei Monate später in einer Londoner Kneipe stritten sich zwei junge Männer. Der eine war ein niedriger Adliger und der andere sein treuer Freund und Saufkumpan. Der Adlige – William Tavington – war empört darüber, dass die Kolonisten so großen Widerstand leisteten. Im Rausch schwor er seinem Freund, dass er in die englische Armee eintreten wollte, doch letzterer wollte davon nichts wissen. Tavington plagten große Sorgen, die er vorzog im Alkohol zu ertränken. Sein Stiefvater hatte den Namen Tavington in den Dreck gezogen und das gesamte Vermögen der Familie verprasst. Desweiteren schlug er William damals täglich. Als William 20 Jahre alt war, starb sein Stiefvater, und er ging nach London, wo er aufgrund seiner wechselnden Frauenbekanntschaften schnell mehr Schulden am Hals hatte, als ihm lieb war. Im nüchternen Zustand konnte er jetzt, zehn Jahre nach dem Tod des Stiefvaters, nicht mehr nachvollziehen, warum er diesen Eine-Nacht-Geschichten in jüngeren Jahren so sehr frönte. Diese Frauen hatten keine Bedeutung für ihn, außer ihm ein kurzzeitiges Vergnügen zu bieten.
Einige Tage später brachte Tavington gewaltige Mühen auf, um Geld zu bekommen, damit er sich davon einen Offizierstitel kaufen konnte. Später fand er großen Gefallen am Krieg und sein General, Lord Cornwallis, entdeckte sein Talent und machte ihn zum Colonel der Green Dragoons, der tödlichsten leichten Kavallerie aller Zeiten.

In den Wintermonaten desselben Jahres stand Cinthya Cornwallis an ihrem Kamin in einem Anwesen in Irland. Sie hatte wieder einen Brief ihres Großvaters erhalten, der in South Carolina kämpfte.
Die 20-jährige wollte den Brief nicht öffnen, denn sie wusste bereits, was darin stand. Ihr Großvater bat sie nun schon zum sechsten Mal das nächste Schiff nach South Carolina zu nehmen. Cinthya wusste, dass er nicht mehr lange bitten würde. Er konnte jederzeit, auch von Amerika aus, Gewalt anwenden. Und Cinthya wusste, was er von ihr wollte.
Durch einen Jagdunfall starben ihre Eltern kurz nach der Geburt ihres jüngeren Bruders. Cinthya und der Säugling wurden von ihrer Großmutter, also Lady Cornwallis, aufgezogen. Ihr Bruder überlebte den darauffolgenden Winter nicht. Cinthya war erst vier. Mit 17 verlor sie dann auch ihre Großmutter. Von diesem Tag an drängte ihr Großvater auf eine Heirat.
Cinthya war sich ziemlich sicher, dass das auch jetzt Cornwallis’ Beweggrund war. Leider war sie machtlos, denn der Lord hatte die monatlichen Zahlungen eingestellt und ihr ging das Geld aus.
Mit dem ungeöffneten Brief in der Hand setzte sie sich in einen Sessel ans Feuer. Hinter sich hörte sie, wie jemand den Raum betrat. Es war ihre Freundin, ebenfalls mittellos, die das letzte Geld zählte und ausrechnete, wie weit man noch damit kam. Neben Cinthya wohnten noch vier weitere junge Frauen in dem Anwesen, um Cinthya zu unterstützen: eine Buchhalterin, eine Malerin und zwei Protestantinnen. Ihre Namen waren Cathrin Springer, Cornelia Irwin, Ann-Maria Wood und Elanor Baggins.
„Also, wenn ich den Rest des angesparten Geldes überschlage, kämen wir nur noch zwei Wochen damit aus.“ meinte Cathrin, die eine Liste mit den Ausgaben durchsah. „Wenn Cornelia doch nur einige Bilder verkaufen könnte! Die Farben sind teuer und niemand zahlt den Preis für diese Kunstwerke!“ Cinthya schwieg weiter. Die Wanduhr schlug Vier, aber es war schon tiefste Nacht.
Die Tür zum Wohnzimmer ging auf und die drei restlichen Frauen betraten den Raum. Elanor trug ein Tablett mit heißem Tee zum Tisch, an dem bereits alle saßen. Es war ein Sonntag und vor dem Anwesen tobte ein fürchterlicher Schneesturm. Das hielt die jungen Frauen trotzdem nicht von ihren allsonntagabendlichen Gewohnheiten ab. Cornelia nahm ihr Skizzenbuch und dachte an einige interessante Dinge, die sie dann darin verewigte. Ann-Maria spielte ein wenig Geige. Cinthya und Cathrin spielten, wie so oft, Schach, während sich Elanor in ein Buch mit Rousseau’s Theorien vertiefte. Jeder widmete sich seiner Ablenkung bis Elanor das Buch auf den Tisch legte und berichtete, dass sich die Preise für Lebensmittel fast verdoppelt hätten. „Wir könnten das Anwesen verkaufen und in die Stadt ziehen.“ warf Ann-Maria in den Raum. „Das Anwesen gehört meinem Großvater, wir dürfen nur darin wohnen. Wir können es also nicht verkaufen.“ antwortete Cinthya. „Gibt es denn nichts, was wir verkaufen können und auch gekauft wird?“ fragte Cornelia verzweifelt. Elanor antwortete ihr: „Wir haben bereits das gesamte Vieh und alle Pferde verkauft, außer einem.“ „Ein alter Klepper, der sich gerade noch zum Anspannen für den Wagen eignet.“ führte Cinthya aus. Cathrin sprach nun endlich aus, was alle schwer belastete. „Wenn wir hier bleiben, werden wir verhungern. Wir können aber auch nach South Carolina zu Lord Cornwallis gehen.“ Cinthya begann ernsthaft über den Vorschlag nachzudenken, während von allen heftige Kritik kam. „Wir sind Iren und das in einem Lager voll Engländer! Das würde nie gut gehen!“ „Jahrelang haben wir uns gegen die Dominanz der Männer gewehrt und jetzt sollen wir zu ihnen kriechen?!“ „Wir haben dort keinerlei Rechte, die würden sonst was mit uns machen.“
„Nun beruhigt euch mal! Was haben wir denn schon für eine Wahl?“ verteidigte sich Cathrin. Nach dem allgemeinen Schock und einer kurzen Bedenkzeit sagte Ann-Maria: „So Gott will! Dort wird es auch Kirchen geben. Und es heißt ja, die Wege des Herrn seien unergründlich.“ „Vielleicht finde ich ja auch neue Motive. Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es das Wert!“ Cornelia war nun hellauf begeistert. Cathrin fragte sich schon lange, wie Cornelia es schaffte ständig ihre Stimmung zu ändern. Dann schaltete sich Cinthya ein. „Ohne mich! Ich werde da nicht hingehen!“ „Wie du willst. Aber ohne dich können wir da nicht auftauchen. Also werde ich dieses grauenhafte Rousseaubuch nehmen, dich damit bis zur Bewusstlosigkeit prügeln, fesseln, knebeln und zu deinem Großvater schleifen.“ erwiderte Cathrin. „Streitet ihr euch etwa schon wieder?! Dass ihr euch nicht vertragen könnt!“ fuhr Elanor dazwischen.

Am nächsten Morgen hatte sich der Sturm gelegt. Es war noch dunkel, als Cinthya das Pferd anspannte. Cathrin und Elanor hatten bereits alles aufgeladen. Cinthya fragte sich, wie der alte Gaul den ganzen Kram bei der Kälte bis zur Küste ziehen sollte. Doch da kamen auch schon die anderen und stiegen auf den Wagen. Cathrin setzte sich mit einer Decke zu Cinthya, die die Zügel hielt, und wickelte sie beide ein. Cinthya ließ die Zügel locker und trieb das Pferd zu einer schnelleren Gangart an. Es war wirklich sehr kalt und ihnen frierten langsam die Füße und Hände ein. Nach fünf Stunden erreichten sie endlich den Hafen. Dort verkauften sie Pferd und Wagen, mieteten sich eine Kajüte auf der „York“ und verluden das Gepäck. Das Hafengelände war eine verruchte Gegend und mehrere irische Soldaten sorgten dort für Ruhe. An nahezu jeder Ecke gingen Frauen ihrem schmutzigen Gewerbe nach, das Cinthya und ihre Freundinnen zutiefst verachteten.
Cathrin und Ann-Maria hatten einige Probleme Cinthya rechtzeitig auf das Schiff zu bekommen, denn diese verabscheute das Meer über alles. Sie schafften es dann aber doch noch, denn die „York“ legte am Abend ab.
Die Überfahrt nach Amerika würde 14 Tage dauern. Gleich nach der Abfahrt gingen Ann-Maria und Cinthya in ihre Kajüte. „Ziemlich eng hier, oder?“ meinte Cinthya, die noch in der Tür stand. „Ja, ich frage mich, wo wir hier schlafen sollen?“ antwortete ihr Ann-Maria. „Nun ja, das ist eine gute Frage. Obwohl! An der Decke hängt ein Netz. Du könntest ja mal versuchen, es hinunter zubekommen.“ Ann-Maria befolgte den Ratschlag. Nach einigem Hin und Her, einem Schreikrampf wegen einer Spinne und das heldenhafte Entsorgen des Tieres seitens Cinthya, hatten sie das Netz entwirrt. Inzwischen war auch Elanor aufgetaucht. Es war eine Art Hängematte für drei Personen. „Tja, das wird eng werden.“ „Ich wollte ja von Anfang an nicht mit, Elanor!“ Cinthya war leicht verärgert, aber ihre Übelkeit kam langsam durch. Ann-Maria mischte sich auch ein: „Ich habe auch keine Lust hier zubleiben. Bei den Viechern. Vielleicht gibt es hier sogar Ratten!“ „Die gibt es hier auch, Missy!“ meinte der Kapitän, der im Gang stand und das Gespräch mit verfolgte. Keiner hatte ihn kommen gesehen oder gehört. „Angenehm, Kapitän Reeth. Willkommen auf der „York“.“ Die jungen Frauen stellten sich der Reihe nach vor, aber während Elanor und Ann-Maria noch einige Sachen mit dem Kapitän klären mussten, entschuldigte Cinthya sich kurzerhand, um auf das Deck zu gehen. Sie wollte an die frische Luft und klammerte sich an die Reling. Das Schiff hatte relativ starken Seegang und Cinthya’s anfänglich leichte Übelkeit wuchs mittlerweile zur echten Seekrankheit heran. Man konnte bis zum Abend nichts mehr mit ihr anfangen.
Desweiteren ließ die Nahrungsmittelversorgung sehr zu wünschen übrig. Es gab nur Wasser und Zwieback. Eine echte Herausforderung war dann aber die Hängematte in der Kajüte. Da diese nur Platz für drei Personen bot, stritten sich die Freundinnen bald darum. Cathrin machte letztendlich den Vorschlag, dass man sich quer darauf legen könne und dann wäre der Platz auch ausreichend.  Das Negative daran war, dass kein Platz mehr für die Beine vorhanden war. Nach einer neuen heftigen Diskussion wurde geklärt, wer neben wem lag. Elanor lag in der Mitte und links von ihr waren Ann-Maria und Cornelia. Rechts von Elanor lag Cinthya und dann kam Cathrin. Die Nacht war sehr unbequem und kaum eine der Fünf konnte schlafen.
Die nächsten Tage waren durch Muskelkater und starken Wellengang geprägt, wobei es Cinthya immer schlechter ging. Das Essen trug auch nicht gerade zu ihrer Genesung bei. Aber Elanor meinte, wenn Cinthya erst wieder festen Boden unter den Füßen hat, sähe die ganze Sache schon wieder anders aus.
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