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Antworten

von Meldis
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama / P18 / Gen
27.05.2007
18.06.2007
4
9.401
2
Alle Kapitel
6 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
 
27.05.2007 2.413
 
Disclaimer: Keiner der Charaktere aus dem Film oder dem Comic entspringen meinem geistigen Eigentum. Ich habe keinerlei Rechte an ihnen und verdiene mit dieser Geschichte, natürlich, kein Geld. Wäre ja auch noch schöner...

Anmerkung: Tja und weiter geht es...und immer noch habe ich keine Ahnung, ob das hier überhaupt irgendwer liest...also, falls stille Leser existieren: Schämt euch was und meldet euch endlich zu Wort!!! :o)

@Yella Stern: Wow ^^, ich freu mich voll, dass du meine Fanfic gelesen hast *strahl*! Bin schon ganz gespannt, wie es bei dir weitergeht!

Ich wünsche euch eine sonnige Woche!

Mel


Allein


Constantine keuchte angestrengt, als er Anah den letzten Treppenabsatz nach oben trug. Der Weg war weiter gewesen als er gedacht hatte und mit der Zeit waren selbst seine Arme lahm geworden. Das Mädchen war immer noch nicht wieder aufgewacht, was ihn vermuten ließ, dass dieser Schlaf eindeutig nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Vor der weißen Wohnungstür mit dem Glaseinsatz ließ er sie kurz zu Boden gleiten und zog ihren Schlüssel aus der Handtasche. Nach einigen Fehlversuchen öffnete sich die Wohnungstür und John nahm das Mädchen wieder auf seine Arme.

Vorsichtig schloss er die Tür hinten ihnen und schrak zurück, als das Licht aufeinmal von alleine ansprang. Constantine schnaufte und blinzelte kurz, da das warme Licht in seinen an die Dunkelheit gewohnten Augen brannte. Der Flur war in zwei Farben gestrichen. Die untere Hälfte war bestimmt von einem dunklen Rot, während der Rest des Flurs in einem warmen Creme leuchtete. Ein völlig überfülltes Schuhregal zu seiner linken und ein genau so vollgestopfter Garderobenständer ließen Aufschluss darüber, dass dies eindeutig eine Frauenwohnung war. John zählte fünf Türen, die vom Flur abgingen und entschloss sich spontan für die erste auf der linken Seite. Sie führte in ein großzügiges Wohnzimmer, welches durch einen freistehenden Balken und eine darunter stehende kleine Mauer in zwei gleich große Bereiche aufgeteilt wurde.

Am anderen Ende des Raumes stand ein großes, braunes Sofa. John ging vorsichtig darauf zu und ließ Anah langsam darauf hinabsinken. Er schaute sich stirnrunzelnd in dem Zimmer um, konnte jedoch nichts erkennen, was ihm Aufschluss über die Identität und Bedeutung des Mädchens geben könnte. Chas engelstypisches Gefasel regte ihn im Nachhinein auf und er fragte sich, was sich sein ehemaliger Freund dabei gedacht hatte.

Verdammt nochmal...er hätte auch ruhig mal ein bisschen mehr über sie sagen können.

Ein genervtes Knurren verließ seine Kehle und er beschloss sich die anderen Zimmer anzusehen, um etwas mehr über sie zu erfahren. Die Tür schräg gegenüber war nur angelehnt und er betrat sich umschauend den nächsten Raum - die Küche. Sie war komplett in grün gestrichen und erinnerte ihn dadurch ein wenig an sein eigenes Appartement. Allerdings waren seine Wände durch die Feuchtigkeit und das Nikotin so grünlich geworden. Ganz davon abgesehen wirkte diese Wohnung wesentlich gepflegter. Auf zwei kleinen Regalbrettern standen eine Menge Fotos aus unterschiedlichen Zeiträumen. Ein Rahmen fiel ihm besonders ins Auge und er griff danach. Darin war ein Babyfoto eingespannt. Zwei Säuglinge lachten ihm selig entgegen. Constantine grinste breit, als er das Foto genauer betrachtete. Während das rechte Baby klein und zierlich aussah, war das linke ein wahrer Wonneproppen, wie er im Buche stand. Ein sehr rundes Gesicht aus dem zwei Augen schon in dem Alter schelmisch entgegenleuchteten wurde durch einen kleinen, dicken Körper ergänzt, der in einen rosa Babystrampler gehüllt war. Der Größenunterschied zwischen den beiden Kindern war massiv. Hier hatte jemand entweder ein Bild seiner Geschwister aufgestellt, oder einen großen Hang zur Selbstironie.

Das Knurren seines Magens leitete John zum Kühlschrank. Dieser war recht gut gefüllt und die angefangene Flasche Rotwein in der Tür entsprach genau dem, wonach er gesucht hatte. Genau das, was er jetzt brauchte. In einem der unteren Fächer entdeckte er eine Dose, gefüllt mit fertig geschmierten Broten. Auch an dieser bediente er sich großzügig ehe er den Streifzug durch die Wohnung fortsetzte. Irgendwo musste er doch etwas finden, was ihm Aufschluss darüber gab, wer diese Anah wirklich war. Die Tür gegenüber der Küche war geschlossen und mit der Flasche Rotwein in der einen und dem Brot in der anderen Hand drückte er die Klinke vorsichtig mit dem Ellbogen hinunter. Er tastete, das Brot mit dem Mund festhaltend, nach dem Lichtschalter.

Das Schlafzimmer. Der sehr kleine Raum wurde von dem großen, dunklen Holzbett beherrscht, welches ihn auch zum größten Teil ausfüllte. Probeweise ließ sich Constantine auf dem Bett nieder und gähnte. Ihm war bewusst, dass sein Verhalten mehr als respektlos war, doch um halb fünf Uhr morgens war ihm das ganze scheißegal. Die Wände des Zimmers waren in einem hellen Himbeerton gestrichen, der deutlich machte, dass dieses Zimmer eindeutig von einem weiblichen Wesen bewohnt wurde. Auch hier waren Fotos allgegenwärtig und sein Blick glitt über die verschiedenen Aufnahmen, die variierend fast alle das gleiche zeigten: Anah und ihre Freunde oder Familie. Nass gespritzt von Kindern, festlich gekleidet an einem Feiertag oder scherzend mit ein paar Freunden.

John nahm einen weiteren Schluck aus der Weinflasche und erhob sich wieder von ihrem Bett. Er fühlte sich mit einem Mal schlecht und fehl am Platz, als hätte er hier in diesem Zimmer irgendetwas zerstört. Ärgerlich über sich selbst zog er die Tür rasch wieder hinter sich ein Stück zu und betrat das letzte Zimmer. Hier standen zwei Schreibtische, sowie ein paar Regale. Anscheinend das Arbeitszimmer und ein Zeichen dafür, dass Anah hier wohl nicht alleine lebte. Links von ihm befand sich noch eine Tür und Constantine öffnete sie leise. Er war angespannt und wusste nicht, ob ihn hinter dieser Tür noch eine weitere Person erwartete. Auch dieses Zimmer war dunkel, doch es schien niemand darin zu sein. Das Licht flammt auf und zeigte ein weiteres Schlafzimmer, welches bescheiden und eher funktional eingerichtet war. Er zog sich daraus zurück und schloss die Tür leise wieder hinter sich. Im Flur nahm er den letzten Schritt aus der Flasche und stellte sie auf der großen Korbtruhe ab. Der Alkohol tat langsam seine Wirkung und machte ihn schläfrig. Müde taumelte er auf das große Sofa zu und seufzte, als er das Mädchen noch einmal hochhob.
"Bei Chas sah das irgendwie leichter aus." murmelte er leise und betrat das Zimmer des Mädchens. Die Decke zurück schlagend legte Constantine sie auf das breite Bett und deckte sie sorgsam wieder zu.

Der Gedanke daran den ganzen Weg zu seinem Zimmer zurück laufen zu müssen behagte ihm nicht. Außerdem war er sich alles andere als sicher, ob er den Weg überhaupt finden würde. Diese Stadt war ein verdammtes Labyrinth und seine Orientierung war noch nie die beste gewesen. Schwer ließ er sich auf das weiche Sofa fallen und lehnte sich zurück. Den Kopf oben auf die Lehne bettend schloss er die Augen, um in Gedanken den Weg zu seiner Bleibe zu suchen. Doch aus seinen Gedanken wurden Träume und ehe John sich versah war auf dem Sofa des Mädchens eingenickt.

                                             ~ + ~

Schlüssel liegen im Buche zerstreut, das Rätsel zu lösen;
Denn der prophetische Geist ruft den Verständigen an.
Jene nenn' ich die Klügsten, die leicht sich vom Tage belehren
Lassen; es bringt wohl der Tag Rätsel und Lösung zugleich.


Das Gleichgewicht ist gestört. Gut und Böse tauschen die Seiten. Licht wird Schatten - Schatten wird Licht. Der feurig gifitge Wind der Hölle leckt an der Weltenpforte.

Das Gleichgewicht ist gestört...

                                             ~ + ~

"Guten Morgen!" Constantine schnaubte als er die leise Stimme an seinem Ohr vernahm. Die Nacht war viel zu kurz gewesen und er war noch nicht gewillt die Augen wieder zu öffnen. Doch die Stimme neben ihm machte sich erneut bemerkbar. "Ehem...guten Morgen!" Ein Räuspern, gefolgt von einer lauteren Aufforderung aufzustehen. Was würde als nächstes kommen?

Er spürte, wie das Polster neben ihm nach unten gedrückt wurde und schlug vorsichtshalber die Augen auf, nicht wissend was kommen würde. Neben ihm saß Anah auf der Kante des breiten Sofas und lächelte ihn etwas schüchtern an. Sie trug neue Anziehsachen und hatte sich die Haare zu einem unordentlichen Knoten hochgesteckt. Auf ihrer rechten Wange war immer noch ein wenig von dem Goldschimmer zu entdecken, den Chas Berührung bei ihr hinterlassen hatte. Noch im Halbschlaf berührte Constantine den goldenen Glanz und ließ seine Finger kurz auf ihrer Wange ruhen. Anahs Reaktion belustigte ihn und er glitt vollends aus dem Land der Träume hinüber in die Realität, als er den gesunden Farbton ihres Gesichtes musterte.

"Ehm..." sie rang verzweifelt nach Luft und musste dann vor lauter Verlegenheit lachen. "Das Frühstück ist gleich fertig und ich wusste nicht, ob du vielleicht nicht vorher noch duschen gehen möchtest. Im Bad liegen alle Sachen bereit und ja...ich bin dann in der Küche." Schnell erhob sie sich vom Sofa und strich ihr Oberteil fahrig glatt. Constantine nickte und erhob sich ebenfalls vom Sofa. Er fühlte sich wie zerschlagen und seine Arme nahmen ihm die ungewohnte Dauerbelastung am gestrigen Abend übel. Er folgte ihr bis in den Flur und blieb dort einen Moment orientierungslos stehen. "Ehm, Anah?" Sie steckte den Kopf aus der Küchentür und schaute ihn fragend an. "Wo finde ich das Bad?" Sie musste lächeln, als sie ihn etwas hilflos und mit zerzaustem Haar im Flur stehen sah. "Neben der Wohnungstür links. Das Handtuch an der Tür ist für dich. In zehn Minuten gibt es Frühstück." John verschwand mit einem Nicken im Bad und sie blickte ihm versonnen nach.

Seit er gestern bei ihr angekommen war hatte dieser Mann sie nur durcheinander gebracht und sie fragte sich ernsthaft woher ihre Tante diesen absonderlichen Menschen nur wieder kannte. Nicht, dass das seltsam wäre. Tante Aggy hatte im Laufe der Jahre schon die seltsamsten Menschen durch die Türen der Familie mit sich gezerrt, aber John Constantine war wieder mal eines der Highlights. Anah hatte keine Ahnung, wie lange John hier bleiben würde. Ihre Tante hatte nur gesagt, dass er für ein paar Tage eine Schlafgelegenheit bräuchte, um in der Stadt ein paar Geschäfte abzuwickeln.

"Geschäfte..." murmelte Anah und schüttelte den Kopf. 'Diffuser ging es wohl auch nicht mehr, Aggy." Seufzend setzte sie den Tee auf und lauschte dem gleichmäßigen Geprassel des Duschstrahls, welches sie durch die dünne Wand vernehmen konnte. Sie musste lächeln als sie sich vorstellte, wie sich ihr recht hoch gewachsener Besuch in die kleine Dusche unter der Schräge zwängte. Für sie und Julia war das kein großes Problem, aber er würde zu kämpfen haben. Ein Blick in den Backofen verriet ihr, dass die Aufbackbrötchen den perfekten Bräunungsgrad erreicht hatten. Um ihre eigene Restmüdigkeit zu vertreiben stellte Anah den CD-Player auf volle Lautstärke und summte den Song im Radio leise mit, während sie durch die Küche wirbelte.

Selbst unter der Dusche, die heißes Wasser angenehm auf ihn niederprasseln ließ, war das Radio noch deutlich zu hören. Constantine schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Schräge. Es war ein halber Staatsakt gewesen in die Dusche hineinzukommen, ohne sich den Kopf an der Schräge zu stoßen oder vom Duschvorhang "aufgefressen" zu werden. Mit ein paar energischen Bewegungen war ihm dies schließlich auch gelungen und er genoß das heiße Wasser auf seiner Haut. Nebenan schien die junge Frau in der Küche sprichwörtlich zu rotieren. Ein lauter Knall, gefolgt von einem Fluch ließen John den Kopf schütteln. Er fragte sich, was Chas ihr "erzählt" hatte, damit sie ihn in ihrer Wohnung so voller Vertrauen haltlos akzeptierte. Durch ein paar vorsichtige und möglichst geschickte Fragen wollte er das beim Frühstück erkunden. Sein Magen knurrte vehement bei dem Gedanken an Essen und er beeilte sich unter der Dusche hervorzukommen.

Das Hemd aus der Hose hängend und mit mehr schlecht als recht getrockneten Haaren, die wild in alle Richtungen abstanden betrat John die Küche. Er staunte nicht schlecht, als er den reich gedeckten Frühstückstisch vorfand und Anah ihm lächelnd eine große Tasse schwarzen Tee reichte. Im Hintergrund erklang leise Jazzmusik und ohne es sich selbst erklären zu können, entspannte Constantine sich seit langer Zeit ein wenig. Anah reichte ihm schweigend den Brotkorb, damit er sich eines der herrlich duftenden Brötchen nehmen konnte. Seit seiner Wiederbelebung durch Lu neigte der junge Exorzist dazu das Essen völlig zu vergessen. Ein richtiges Hungergefühl hatte er eh nie wirklich entwickelt und mit einem sonst gesunden Körper brauchte er sich um regelmäßige Nahrung kaum Sorgen machen. Doch er spürte deutlich, dass seine letzte richtige Mahlzeit schon ein wenig zurück lag und es dringend Zeit wurde dem Körper ein paar Kohlenhydrate zuzuschieben.

"Anah?" fragte er schließlich zwischen zwei Bissen und sie schaute ihn fragend an. Das Frühstück war bis jetzt in einnehmlicher Stille verlaufen, was weder sie noch ihn großartig gestört hatte. Die Jazzmusik im Hintergrund füllte die Stille zwischen den beiden mit farbigen Klängen und sie sah keine große Veranlassung das Wort an ihn zu richten. Trotzdem musste sie lächeln, als er ihren Namen betont langsam aussprach.

"Hm?" Ihre braunen Augen blickten ihn offen an. "Wann bin ich gestern eigentlich bei dir angekommen?"

"Oh...der Jetlag hm? Das war so um drei Uhr nachts schätze ich. Du hast mich doch von der Arbeit abgeholt und wir sind gemeinsam hierhin. Hier waren wir dann wohl so um halb fünf Uhr morgens schätze ich. Tante Aggy hätte mir aber auch ruhig sagen können, dass du mitten in der Nacht hier ankommst, dann hätte ich meine Schicht ein wenig verlegt und hätte dich sofort vom Bahnhof abholen können. So bist du schließlich einen riesigen Umweg gelaufen." Anah zuckte entschuldigend die Achseln und biss ein weiteres Mal von ihrem Marmeladenbrötchen ab.

Die braunen Augen hörten nicht auf ihn zu mustern, während sie langsam kaute. Constantine befiel ein ungewisses Gefühl, dass ihm sagte, dass ihm die nächste Frage, die sie stellen wollte, nicht gefallen würde.

"Sag mal John, darf ich dich was fragen?" Er nickte ergeben und schob den Rest des Brötchens in den Mund.

"Was hat es mit dem Gleichgewicht auf sich?"
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