Lost But Not Broken
von susanneholmes
Kurzbeschreibung
Vor 2 Jahren stellte ein Serientäter das Team der BAU vor einer großen persönlichen Herausforderung. Ein Teammitglied wurde das Opfer eines grausamen Verbrechens und vom Täter fehlte jede Spur, Details wurden verschwiegen, Vertrauen wurde zerstört. Kann die Verhaftung des Täters endlich Frieden bringen? Wann ist ein FBI Agent gebrochen, oder vielleicht doch nur verloren? Reid/Hotch centric (Kein Slash), Gewalt, Emotionen, Freundschaft, Spannung. *Complete*
GeschichteDrama / P16 / Gen
Aaron "Hotch" Hotchner
Derek Morgan
Dr. Spencer Reid
Emily Prentiss
Jason Gideon
Penelope Garcia
25.03.2007
04.05.2008
27
166.229
13
Alle Kapitel
135 Reviews
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Dieses Kapitel
10 Reviews
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25.03.2007
4.061
Hallo!
Ich arbeite an den neuen Kapiteln und dachte, es wird Zeit mal über die alten Chaps zu gehen und sie ein bisschen anzupassen und aufzupolieren. Ich hab dieses mal um gute 4 Seiten editiert und wenn ich Glück habe auch endlich mal die meisten Fehler erwischt.
Ich danke allen, die die Story lesen und sie vielleicht auch gut finden! Danke allen, die mir nett schreiben und eine Review hinterlassen. Ich hab wirklich Freude hier dran und hab auch schon gute Ideen für neue Storys.
Seid alle lieb gegrüßt, eure Susi :O)
Die Rechte an den Charakteren aus „Criminal Minds“ liegen nicht bei mir und ich habe auch keine Rechte an den verwendeten Songtexten.
Prolog: In der Hölle (2 Jahre zuvor)
„The chaos in my faith
The spark of doubt
It’s chaos in my heart
Reality suffocates me,
it’s the deadly embrace
of this untrue world
Why don’t I understand it?
Why can’t I feel it either?
Give me strength or take everything
And suddenly I feel
That something evil revives in me“
Dying Wish – Wanderer Of the Sky
Der Täter nahm dem Opfer, einem jungen Mann, beinahe wie in Zeitlupe die Handschellen ab, er trat ein paar Schritte zurück und ließ ihm ein paar Sekunden, damit er sich über die wundgescheuerten Handgelenke streichen konnte. Die zitternden Hände strichen eiskalt über das wunde Fleisch und er streckte ganz langsam die Arme nach oben, um die Durchblutung wieder anzuregen. Seine Arme kribbelten unangenehm. Die Glieder knackten laut als sie gedehnt wurden. Die Hände waren seit vielen Stunden gefesselt gewesen und er hatte auf dem Boden knien müssen, unfähig sich mehr als einige Zentimeter von dem Eisenbett fortzubewegen, an das er angekettet worden war.
Der Junge nutze die Gelegenheit, dass sein Peiniger etwas Abstand zu ihm ließ und die Handschellen auf einen kleinen Tisch legte. Er stand langsam auf, er hielt sich an dem Bettgestell fest, und seine Glieder knackten wieder, beansprucht durch die Bewegung an die sie sich erst wieder gewöhnen mussten.
Er versuchte die Sinne zu schärfen und gegen das Schwindelgefühl anzukämpfen. Er war müde, so unglaublich müde. Doch an Schlaf durfte er nicht denken, nicht so lange er sich in diesem dunklen, kalten Kellerraum befand. Er musste alarmiert bleiben und sich auf jedes noch so kleinste Geräusch konzentrieren.
Er dachte weiter angestrengt nach - sofern ihm das noch logisch möglich war. Doch jeder Gedanke verschwand augenblicklich als ein ziehender Kopfschmerz durch seine Schläfen schoss. Zurück blieb nur ein dumpfes Pochen und ein intensives Angstgefühl, dass keinen produktiven Gedanken mehr zuließ.
Der Täter war beinahe lautlos aus der Dunkelheit getreten und hatte ihn grob bei den Haaren gepackt und seinen Kopf in einem schmerzvollen Ruck nach hinten gerissen.
Er hob das Messer, das er von dem Tisch genommen hatte und hielt es dem Opfer an die Kehle.
Kein Laut kam über seine Lippen, nach drei Tagen ohne Flüssigkeit war seine Kehle wie ausgetrocknet. Außerdem hatte er eine wichtige Lektion bereits gelernt. Der Täter litt unter einer Akuten Psychose mit Realitätsverlust. Was immer er zu ihm sagen würde, er würde ihn gar nicht erreichen. Dies war seine Welt und es half nichts mit ihm zu verhandeln. Ihm blieb nur eine Option, Zeit zu schinden und zu tun, was der Kerl von ihm verlangte.
Wo bleiben sie nur?
„Und jetzt wirst du dein Shirt ausziehen!“
befahl der Täter laut und keuchend, er ließ den Jungen los und trat einen Schritt zurück. Seine Haare standen schmutzig von seinem Kopf ab, er strich sie mit zitternden Händen glatt ohne den Täter auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Der Junge atmete laut aus, richtete sich etwas grader auf und ignorierte die Schmerzen, die durch seinen Rücken zogen. Automatisch griff er nach oben, um das Shirt auszuziehen. Er trug nur noch das und ein Paar Boxershorts. In diesem alten Kellerraum war es eiskalt und nach drei Tagen Gefangenschaft, in der er dazu verdammt worden war auf dem kalten, staubigen Boden zu knien, war der Junge Mann schon mehr als durchgefroren, seine Glieder schmerzten, aber der Hunger dämpfte das Gefühl etwas. Das unangenehme dumpfe Gefühl in seinem Magen verdrängte den schlimmeren körperlichen Schmerz und die Erschöpfung.
Sein Kopf schmerzte ununterbrochen und trotzdem war er dankbar, dass er nur oberflächliche Verletzungen erlitten hatte. Vorerst vielleicht noch. Wie lange es auch noch dauern sollte, er wusste, dass der Täter nicht zögern würde ihn ernsthaft zu verletzen und schließlich zu töten, so wie die anderen Opfer vor ihm.
Der Täter hatte die Fesseln gelöst, etwas passierte, die Stimmung hatte sich verändert und er musste unbedingt Zeit schinden. Zeit, die er brauchte, die das Team brauchen würde. Was der Täter über drei Tage in die Länge gezogen hatte, schien sich plötzlich zu beschleunigen und der Ausgang sah nicht rosig aus.
„Mach schneller! Beeil dich! Zieh dein Shirt aus!“
Befahl die Stimme und unglaubliche Wut lag in den Worten.
Der Junge löste den Blick von den harten Gesichtszügen des kräftigen Mannes. Er schloss die Augen und versuchte die Angst weiter herunter zufahren. Die zitternden Hände griffen wieder nach dem Oberteil und er schlug die groben Hände des Mannes fort, der das vermeintliche Kleidungsstück grob gepackt und daran gezogen hatte.
Schließlich zog er das schmutzige T-Shirt in einer schnellen Bewegung über den Kopf. Scham flackerte in den zarten Gesichtszügen auf. Die Haut überzog sich mit Gänsehaut als die Zugluft wie Peitschenhiebe auf ihn trafen. Er fühlte sich plötzlich so ausgeliefert und das Vertrauen, das er zu seinem Team empfand begann bereits zu bröckeln.
Der Täter streckte seine Hand erwartungsvoll aus und machte eine fordernde Geste. Der Junge hielt das T-Shirt vor seinen nackten Oberkörper, umklammerte es wie eine wärmende Decke, nur um den Körper vor dem lüsternen Blick des Mannes zu schützen.
Doch dieser wiederholte die fordernde Geste, diesmal ungeduldiger als zuvor.
Und er riss seinem Opfer das Shirt grob aus der Hand.
Der Junge senkte den Kopf und verschränkte die Arme vor den Bauch. Seine Haare fielen ihm wie ein schützender Vorhang vor das Gesicht. Und er fixierte die Gedanken auf eine andere Zeit, eine andere Welt, in der er Freunde hatte, mit ihnen gelacht hatte, eine Welt in der er sicher gewesen war. Eine Welt fern von diesem Alptraum. Seine Atmung beschleunigte sich, er musste sich schließlich am Bettgestell festhalten um die Fassung und das Gleichgewicht zu behalten. Ihm war schwindelig und wenn sich auch nur noch irgendetwas in seinem Magen befunden hätte, so wäre es ihm in diesem Moment hochgekommen. Doch er brachte nur ein leises, trockenes Würgen zu Stande, er stieß die Luft angestrengt aus.
Der Täter wurde wütend, seine grauen Augen blitzen feindselig. Und er ging einen ungeduldigen Schritt auf den Jungen zu, kam nah an ihn heran - zu nah so dass er ihn riechen konnte - und warf das vermeintliche Kleidungsstück aus seiner Reichweite.
Er leckte sich die aufgesprungenen Lippen und schluckte laut bevor er etwas flüsterte. Was immer jetzt passieren würde, etwas würde sein Ende nehmen, dessen war er sich sicher.
„Sie wissen wo wir sind… Sie werden nicht davon kommen… Sie haben die Möglichkeit dem ein Ende zu setzen.“
Versuchte es der junge Mann, mit fester Stimme. Bis jetzt hatte der Täter ihn nur geschlagen, aber noch nicht wirklich schwer verletzt. Bis jetzt hatte der Täter nur verhindert, dass er schlafen konnte, in dem er ihn in einer grotesk unbequemen Position an das alte Bett gefesselt hatte. Und ihm war Nahrung und Wasser verwährt worden. Seine Sinne waren bereits leicht und schwebend, Konzentration zu diesem Zeitpunkt unmöglich. Er war so erschöpft, müde und durstig, das es schmerzte.
Und jetzt hatte der Täter ihn bereits so erniedrigt, dass er vor Scham nicht wieder aufsehen konnte.
Alle anderen Opfer waren auf der Stelle tot gewesen. Doch was hatte der Täter mit ihm vor? Drei Tage lang hatte er ihn kaum beachtet. Die Zeit war langsam vergangen und nichts war passiert, jetzt lief sie plötzlich viel schneller und er wusste dass das Ende nahen würde. Es war unvermeidlich.
„Oh, keine Sorge Junge, ich hab’ an alles gedacht. Wir werden jetzt etwas Spaß haben und dann kannst du auch nach Hause… glaub mir.“
Er hatte ein zynisches Grinsen aufgesetzt und fuchtelte dem Jungen mit dem Messer vor den Augen herum. Die Klinge glänzte und spiegelte sich in den weit geöffneten Augen des jungen Mannes.
Ich kann nach Hause?
Die Worte drangen in sein Gehirn, formten ein Gefühl in seinem Inneren, als er ihre Bedeutung verstand. Überrascht verarbeitete er die Worte und er wusste, dass er sie glauben wollte, er musste sie glauben, denn das setzte ihm ein neues Ziel, eine Perspektive.
Doch die analytische Seite seines Gehirns arbeitete plötzlich auf Hochtouren, sie warf die Fakten hinzu und brachte seine Hoffnung gefährlich ins Wanken.
Der Täter ist organisiert, er plant und er führt aus, er hat seine eigene Welt voller Gewalt erschaffen, er hat eine akute Psychose, er wird töten und er wird nicht aufhören… er hat schon getötet, mehrmals.
Aber die Aussicht nach Hause zu kommen ließ ihn für einen Augenblick die ramponierten, schmerzenden Glieder und den Durst und den Hunger vergessen.
Erwartungsvoll blickte er den Mann vor sich an, seine Augen sahen beinahe flehend zu seinen Peiniger auf, während er sich weiterhin an dem Bettgestell festhielt, um auf den Beinen zu bleiben.
Der Täter suhlte sich in dem angsterfüllten Blick, in den flehenden braunen Augen, groß und unschuldig wie bei einem Kind. Doch er lachte abwertend, Mitleid war ein Gefühl, das er nicht kannte. Er griff in einer schnellen Bewegung fest in sein Haar und drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht und einer unglaublichen Kraft auf das Bett. Die Veränderung der Position kam völlig überraschend und die Beine des Jungen gaben nach.
Die Erschöpfung ließ seine Koordination, sein ganzes Denken langsamer, geradezu schwerfällig werden.
Die Matratze ächzte leise und es war dieses Geräusch, das dem Opfer schließlich vor Augen führte was gerade mit ihm passierte.
… wir werden jetzt etwas Spaß haben…
Als er gestanden hatte, war ihm schwindelig geworden und dass er jetzt liegen musste ließ die Welt für ihn wieder still und konstant werden, doch die Angst schwoll in seiner Brust. Liegen war nicht gut, liegen bedeutete hilflos zu sein.
Auf dem Bauch liegen bedeutete keinen Blickkontakt mehr herstellen zu können.
Viele kleine Staubkörner wurden von der alten Matratze aufgewirbelt.
Der Junge atmete panisch und laut durch die Haarsträhnen, die ihm nun in den Augen hingen. Bevor er sich fragen konnte, was jetzt mit ihm passieren würde, fühlte er das Gewicht auf sich, das schwerer und schwerer wurde. Der Täter hatte sich auf den zierlichen Rücken des Jungen gesetzt, es war erschreckend, dass er nach der Wärme gierte, die der Körper seines Peiniger auf ihn übertrug. Sein Gewicht drückte ihn unsanft in die harte Matratze und er konnte fühlen wie sich die Federn hart in seinen Bauch bohrten.
Der Täter riss seinen Kopf gewaltsam zurück und hielt ihm das Messer an die Kehle.
„Wenn du dich wehrst, werde ich dich töten! Und je lauter du schreist, umso geiler macht mich das… und jetzt halt still!“
Das Opfer blieb bewegungslos liegen, er hatte keine Kraft mehr um sich noch zu wehren und er war steif vor Angst. Auch wenn die Kälte etwas nachließ.
Plötzlich fühlte er, wie der Körper auf ihm sich aufrichtete und etwas Kaltes wurde an seinen Rücken gehalten. Und als der kalte Gegenstand unsanft in seine Haut gestochen wurde, wusste er, dass es das Messer sein musste.
Er konnte das Messer fühlen und er fühlte wie der Täter kleine Einschnitte in seinen Rücken schnitt, er fühlte das Blut herausquellen, beinahe angenehm warm auf der eiskalten Haut. Er konnte spüren wie das Messer immer wieder ins Fleisch gebohrt wurde und viele kleine Kratzer und Wunden hinterließ, die mit einer beinahe zärtlichen Genauigkeit verursacht wurden. Langsam und preziöse.
Er ist detailverliebt, er will etwas sagen… die anderen Opfer wurden nicht gekennzeichnet… sie waren auch nicht nackt!
Überraschender Weise arbeitete der Verstand jetzt wieder ganz normal weiter, auch wenn sich der Körper in einem Ausnahmezustand befand. Er zitterte heftig und bemühte sich trotzdem so still wie möglich zu halten. Es waren Schmerzen auf der kalten Haut, in dem zarten Fleisch, aber wenn er sich bewegen würde, könnte er sich selbst mehr schaden.
Als der Täter nach - wie es schien - endlos langen Minuten fertig war, senkte er den Oberkörper und legte sich unangenehm schwer auf ihn nieder. Dann zeigte er ihm erneut das Messer, Blut, sein Blut glänzte hell auf der Klinge. Dann drückte er ihn noch gewalttätiger in das fleckige Kopfkissen und kam mit seinen Lippen ganz nah an sein Ohr. Der Atem kam in langsamen kleinen Rauchwolken, durch die Kälte, die im Raum herrschte. Doch der Täter war nass geschwitzt - vor Erregung. Schweiß tropfte von seiner Stirn auf den Körper unter ihm und der Geruch des kräftigen, ungewaschenen Mannes lag Übelkeit erregend in der Nase des Opfers. Der Geruch von Schweiß und Moschus hing schwer in der Luft.
Der Junge hatte gezittert und leise geweint, aber kein Schmerzenslaut war über seine Lippen gekommen, als er ihn mit dem Messer verletzt hatte. Zorn stieg in dem Täter auf. Er brauchte Schreie…
Er will seine Opfer einschüchtern, er will dass sie schreien, es befriedigt ihn, es steigert seinen Wahn….
„Das reicht dir noch nicht, oder? Du bist viel zu still, die anderen haben um ihr Leben gebettelt… Dann mach dich auf was gefasst… ich krieg dich schon soweit! So ein süßes Kerlchen…“
Er rutschte etwas nach unten und fuhr mit einer Hand an seinen Rücken entlang, streifte die frischen Wunden und verschmierte das Blut auf der glatten Oberfläche, die warme Hand glitt immer tiefer… und tiefer…
…Wir werden jetzt etwas Spaß haben…
Der Junge begann jetzt lauter zu weinen, sein Rücken brannte schmerzhaft dort wo er verletzt worden war, aber der Rücken war in diesem Moment sein geringstes Problem. Panisch schluchzte er nun, als er ahnte, dass es noch schlimmer werden würde. Er stieß stumme Schreie aus, die es einfach nicht durch die trockene Kehle schafften. Er biss sich auf die Lippen, und entgegen der eisigen Kälte brach auch ihm nun der Schweiß aus, ihm wurde heiß, an Kälte, die die Glieder lähmte war nun nicht mehr zu denken. Die Hitze hatte ihn im Griff wie hohes Fieber, vor Entsetzen über das was ihm bevorstand. Und er spürte wie sich der Mann an seinen Boxershorts zu schaffen machte, die Finger des Täters zitterten und er war deutlich erregt, laute stöhnende Atemzüge verließen seine Lippen. Die warme Hand streifte die kalte Hüfte als er die Shorts langsam etwas tiefer zog. Der Junge verkrampfte sich, presste die Lider fest zusammen und wünschte sich verzweifelt, dass das Team endlich kommen würde.
Tränen der Verzweiflung strömten aus den brennenden Augen, die er vor der grausamen Welt um sich herum verschlossen hielt.
Er weinte ohne einen Einfluss darauf zu haben. Doch es blieb bei den rhythmischen Schluchzern, kein Laut kam über seine Lippen. Sie waren blutig, weil er vor Schmerz und Angst darauf gebissen hatte. Aber er wollte dem Mann das nicht geben, was er von ihm verlangte.
„Bitte… bitte nicht.“
Formten die Lippen immer wieder ein stummes Mantra, das niemand hören konnte. Die Worte gingen unter, als der Täter ihm brutal in die Haare griff und seinen Kopf schmerzhaft ins Kissen drückte. Die Worte verloren sich in dem kratzigen Polster.
Drei Tage hatte der Junge sich ruhig verhalten, ihm nie spüren lassen wer wirklich die Kontrolle hatte. Ihm nie das gegeben wonach er so gegiert hatte.
Er wollte sich wehren, als er hörte wie der Mann mit einer Hand an seinem eigenen Gürtel rumhantierte. Ihn langsam öffnete. Doch das viel zu schwere Gewicht auf seinem Oberschenkeln machte jede Bewegung unmöglich. Er war einfach zu schwach, alle Glieder schmerzten, waren eingeklemmt zwischen den Federn der Matratze und dem schwergewichtigen Mann über ihn. Er war schwerfällig vor Hitze.
Der Rücken brannte wie Feuer, durch die vielen kleinen Wunden, die er ihm zugefügt hatte.
Mit einer unangenehm sanften Berührung schob der Täter ihm die Beine auseinander und brachte ihn in Position. Seine Beine zitterten unkontrolliert, aber durch den schweren Körper, der sich eng auf ihn gepresst hatte, war er gezwungen in dieser hilflosen Position zu verharren. Er weinte jetzt panisch. Der Täter hatte immer noch eine Hand fest in seinen Haaren vergraben, die andere grub sich in seine Hüfte. Und hielt das Messer verkrampft in seine Seite gedrückt. Die Stelle brannte wie Feuer und in ihm stieg ein intensives Gefühl von Ekel auf.
Er flehte stumm, dass er ihn nur einschüchtern wollte und nicht wirklich tat, was er ahnte… er flehte und presste die Augen zusammen, sein Atem ging stoßweise, der Herzschlag wurde schneller. Die Pupillen weiteten sich panisch hinter den Lidern.
Er will mich nur einschüchtern, er will meine Angst spüren… er will…
Doch der Gedanke wurde unterbrochen, als ein gewaltiger Schmerz jedes logische Denken unmöglich machte…Es folgte ein Ruck, ein gnadenlos brutaler Stoß und er dachte, dass er gleich vor Schmerz bewusstlos werden würde, jedenfalls hoffte er es.
Der Mann drang mit gnadenloser Brutalität in den schmächtigen Jungen ein. Das Opfer verstummte plötzlich, die Heftigkeit und der Schmerz der Gewalt raubten ihm den Atem. Der Mann begann sich zu bewegen, schwer lastete seine Brust auf seinen zitternden Rücken. Er bewegte sich aggressiv und laut, vor und zurück, immer wieder und mit jedem Stoß wurden die Schmerzen stärker und das Opfer konnte das warme Blut fühlen, das aus der entstandenen Wunde sickerte. Eine lauwarme Flüssigkeit, die ein unangenehmes Kitzeln brachte. Schweiß tropfte von seiner eigenen Stirn auf das Kissen.
Die erlösende Bewusstlosigkeit blieb aus, als Adrenalin durch den Körper des Jungen gepumpt wurde. Es versetzte die Blutbahnen in ein Hochgefühl und sie verwandelten sich in eine wilde Achterbahn auf der die Passagiere schnell, viel zu schnell fuhren. Er fühlte sich plötzlich hell wach und der Verstand fand zunächst keinen Weg, diesem neuen Gefühl zu entkommen.
Oh bitte, lass nicht zu, dass er mich mit Krankheiten ansteckt.
Jeder Stoß wurde brutaler und sein Körper wurde taub.
Er war nicht länger fähig an irgendetwas zu denken. Das lustvolle Stöhnen und Keuchen des schweren Mannes auf ihm hallte ihm laut in den Ohren.
Er wollte an sein Team denken, an seine Freunde, die ihn suchen würden, aber in diesem Moment, in dem ihm alle Würde genommen wurde und in dem er so erniedrigt wurde, brachte er es nicht fertig seine Gedanken zu den Menschen schweifen zu lassen, die ihm wichtig waren.
Der Verstand versuchte ihn bewusst vor dieser Schändung zu schützen und tat alles um an einen sicheren Ort zu flüchten… es gelang ihm nicht. Zurück blieb nur Leere und Kälte.
„Na komm Junge!“
Stöhnte der Mann direkt in sein Ohr und der warme keuchende Atem verursachte ihm Übelkeit.
„Zier dich nicht so! Wir haben alle Zeit der Welt, sie suchen nicht nach dir… ich bestimme wann sie dich finden und vor allem wie.“
Er lachte zynisch, legte die Betonung feixend auf das letzte Wort, bewegte sich schneller, noch aggressiver und härter und das Opfer realisierte dass er ihn wirklich schwer verletzte und dass er das wohl möglich nicht überleben würde… je länger es dauerte, um so mehr hoffte er, das nicht zu überleben.
Die Schmerzen waren kaum auszuhalten doch im Moment befand er sich in einem Schockzustand, der versuchte das sensible Innere gegen alle Reiße abzuschirmen, der Verstand war wie in Watte eingehüllt, doch die Müdigkeit wie verflogen.
Das Opfer wollte nur eins, nämlich dass es endlich vorbei sein würde. Dass er endlich von ihm ablassen würde… oder ihn einfach töten würde. Er biss sich wieder auf die Lippen, klammerte sich an diesen kleinen Schmerz, der dadurch entstand, um von dem größeren abgelenkt zu werden, trotzdem hielt er den Mund krampfhaft geschlossen, biss die Zähne fest aufeinander und weinte leise schluchzend, er stieß die Luft durch die Nase aus und der Rotz klebte schon süßlich auf seinen Lippen.
Ich werde es ihm nicht geben… ich muss stark sein… ich vertraue dem Team, sie werden mich finden…
Doch es war noch lange nicht vorbei. Der Täter ließ seinen Kopf los und das Opfer konnte den Kopf etwas anheben, eine Bewegung die seinen angespannten Nackenmuskeln etwas Linderung brachte. Er öffnete kurz den Mund und schnappte nach Luft wie ein Fisch, den man unsanft aus dem Wasser gezogen hatte. Die Nase war bereits verstopft und er zog den Rotz in einem lauten Geräusch hoch.
Er öffnete schließlich die Augen, blinzelte die Tränen weg um klarer sehen zu können. Schnell suchte er erwartungsvoll den Raum nach dem fahlen Strahl ab, den Taschenlampen in der Dunkelheit abgaben. Er suchte und stellte enttäuscht fest, dass das Team nicht gekommen war. Das Licht, das er gesehen hatte und das ihm neue Hoffnung gegeben hatte, war nichts außer fahl leuchtende Sonnenstrahlen, die in die Dunkelheit drangen an diesem dunklen trostlosen Ort.
Oh, bitte, ich halt das einfach nicht aus… wo seit ihr? Ich werde sterben, verdammt ich werde das nicht überleben… spielt das eine Rolle?
Ein hilfloses Flehen, nur in seinem Kopf, niemals laut ausgesprochen. Während die Matratze weiterhin unter ihm knarrte.
Sein Tränenvernebelter Blick ließ es zu, dass sich ein Bild tief in sein Bewusstsein verankerte, wie eine Photographie, die einem immer wieder an einen bestimmten Ort zurückführte. Ein Bild, das er noch lange Zeit mit dem Erlebten in Verbindung bringen würde. Das Bild von einem ganz normalen Nachmittag, kleine Staubflocken tanzten unbekümmert durch die einfallenden roten Sonnenstrahlen.
Er wusste nicht, dass es schon dunkel sein würde, wenn der schwere Körper endlich von ihm ablassen würde.
Das Geräusch der knarrenden Matratze und das aufgeregte Schnaufen des Täters vermischt mit einem gehässigen Lachen immer in den Ohren, musste Special Agent Dr. Spencer Reid abwarten bis es vorbei war… und hoffen, dass das Team ihn doch noch finden würde, auch wenn er sein Vertrauen darin bereits verloren hatte. Drei Tage hatte er den Mutigen gespielt, dem Täter nichts davon gegeben, nach dem er so dringend verlangt hatte, er hatte seine Entführung professionell und nüchtern betrachtet und jeden psychologischen Trick angewendet, den er kannte… doch jetzt war der Profiler zu nichts mehr fähig, die anderen Opfer hatten um ihr Leben gebettelt, er hingegen wünschte sich den Tod herbei, die Fassade bröckelte, der Täter hatte doch noch gewonnen.
Spencer Reid weinte laut und schrie seine Verzweiflung heraus, wie noch nie in seinem Leben zuvor und die verzweifelten Laute hallten durch den alten Keller ohne von irgendjemandem sonst gehört zu werden.
Sein Blick verharrte ausdruckslos und tränenvernebelt auf dem Boden neben ihm. Die roten Strahlen wanderten, wurden schließlich dunkler bis der Tag in die Nacht überging… und die Gewalt ihr Ende nahm.
Das letzte, das er wahrnahm, bevor die Dunkelheit über ihn hereinbrach, war das Aufblitzen des Messers, das der Täter beinahe wie in Zeitlupe reinigte.
Er stand mit seiner offenen Hose ein paar Meter von dem Bett weg und wischte das Messer verträumt ab. Er löste den Blick keine Sekunde von seinem Opfer, das nicht im Stande war sich auch nur um wenige Millimeter von der Stelle zu rühren. Und das Opfer sah ihn eindringlich an und versuchte das zu verstehen, was er in den letzten Stunden zu erleiden hatte. Er suchte nach Reue, nach Mitleid…
Er fand nichts dergleichen.
Das letzte Licht reflektierte auf der Klinge und Spencer wünschte sich in einem letzten klaren Gedanken, dass es eine Taschenlampe wäre, die mit ihren Strahl die Dunkelheit durchbrach. Er wünschte sich, dass vertraute Gesichter auftauchen würden, ihn in eine Decke hüllen und in Sicherheit bringen würden. Er konnte die imposante Gestalt von Derek Morgan beinahe vor sich sehen, außer sich vor Wut mit nichts als Hass in den Augen. Er würde keine Sekunde zögern und den Kerl auf der Stelle erschießen. Beinahe konnte er Hotchs beruhigende Worte in seinen Gedanken hören, so klar, als würde er direkt vor ihm knien. Dann würde er sicher sein und dieser Alptraum wäre vorbei.
"Hotch... bitte... Hotch... Wo seid Ihr?"
murmelte er kaum verständlich. Ein verzweifelter Ruf nach denen, die ihm wichtig waren.
Aber sein Wunsch blieb unerfüllt. Das Team würde nicht kommen, er würde Morgan nicht wieder sehen und er würde Hotchs beruhigende Stimme nicht hören. Doch plötzlich war es ihm egal, der Schmerz, die Sorgen und Hoffnungen verschwanden. Die Bewusstlosigkeit spülte die Gedanken und die Erinnerung an ein Leben wie er es kannte schließlich fort und mit dem Wunsch einfach nie wieder aufzuwachen, ließ Spencer Reid sich in einen dunklen, friedlichen Abgrund fallen.
TBC
Ich arbeite an den neuen Kapiteln und dachte, es wird Zeit mal über die alten Chaps zu gehen und sie ein bisschen anzupassen und aufzupolieren. Ich hab dieses mal um gute 4 Seiten editiert und wenn ich Glück habe auch endlich mal die meisten Fehler erwischt.
Ich danke allen, die die Story lesen und sie vielleicht auch gut finden! Danke allen, die mir nett schreiben und eine Review hinterlassen. Ich hab wirklich Freude hier dran und hab auch schon gute Ideen für neue Storys.
Seid alle lieb gegrüßt, eure Susi :O)
Die Rechte an den Charakteren aus „Criminal Minds“ liegen nicht bei mir und ich habe auch keine Rechte an den verwendeten Songtexten.
Prolog: In der Hölle (2 Jahre zuvor)
„The chaos in my faith
The spark of doubt
It’s chaos in my heart
Reality suffocates me,
it’s the deadly embrace
of this untrue world
Why don’t I understand it?
Why can’t I feel it either?
Give me strength or take everything
And suddenly I feel
That something evil revives in me“
Dying Wish – Wanderer Of the Sky
Der Täter nahm dem Opfer, einem jungen Mann, beinahe wie in Zeitlupe die Handschellen ab, er trat ein paar Schritte zurück und ließ ihm ein paar Sekunden, damit er sich über die wundgescheuerten Handgelenke streichen konnte. Die zitternden Hände strichen eiskalt über das wunde Fleisch und er streckte ganz langsam die Arme nach oben, um die Durchblutung wieder anzuregen. Seine Arme kribbelten unangenehm. Die Glieder knackten laut als sie gedehnt wurden. Die Hände waren seit vielen Stunden gefesselt gewesen und er hatte auf dem Boden knien müssen, unfähig sich mehr als einige Zentimeter von dem Eisenbett fortzubewegen, an das er angekettet worden war.
Der Junge nutze die Gelegenheit, dass sein Peiniger etwas Abstand zu ihm ließ und die Handschellen auf einen kleinen Tisch legte. Er stand langsam auf, er hielt sich an dem Bettgestell fest, und seine Glieder knackten wieder, beansprucht durch die Bewegung an die sie sich erst wieder gewöhnen mussten.
Er versuchte die Sinne zu schärfen und gegen das Schwindelgefühl anzukämpfen. Er war müde, so unglaublich müde. Doch an Schlaf durfte er nicht denken, nicht so lange er sich in diesem dunklen, kalten Kellerraum befand. Er musste alarmiert bleiben und sich auf jedes noch so kleinste Geräusch konzentrieren.
Er dachte weiter angestrengt nach - sofern ihm das noch logisch möglich war. Doch jeder Gedanke verschwand augenblicklich als ein ziehender Kopfschmerz durch seine Schläfen schoss. Zurück blieb nur ein dumpfes Pochen und ein intensives Angstgefühl, dass keinen produktiven Gedanken mehr zuließ.
Der Täter war beinahe lautlos aus der Dunkelheit getreten und hatte ihn grob bei den Haaren gepackt und seinen Kopf in einem schmerzvollen Ruck nach hinten gerissen.
Er hob das Messer, das er von dem Tisch genommen hatte und hielt es dem Opfer an die Kehle.
Kein Laut kam über seine Lippen, nach drei Tagen ohne Flüssigkeit war seine Kehle wie ausgetrocknet. Außerdem hatte er eine wichtige Lektion bereits gelernt. Der Täter litt unter einer Akuten Psychose mit Realitätsverlust. Was immer er zu ihm sagen würde, er würde ihn gar nicht erreichen. Dies war seine Welt und es half nichts mit ihm zu verhandeln. Ihm blieb nur eine Option, Zeit zu schinden und zu tun, was der Kerl von ihm verlangte.
Wo bleiben sie nur?
„Und jetzt wirst du dein Shirt ausziehen!“
befahl der Täter laut und keuchend, er ließ den Jungen los und trat einen Schritt zurück. Seine Haare standen schmutzig von seinem Kopf ab, er strich sie mit zitternden Händen glatt ohne den Täter auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Der Junge atmete laut aus, richtete sich etwas grader auf und ignorierte die Schmerzen, die durch seinen Rücken zogen. Automatisch griff er nach oben, um das Shirt auszuziehen. Er trug nur noch das und ein Paar Boxershorts. In diesem alten Kellerraum war es eiskalt und nach drei Tagen Gefangenschaft, in der er dazu verdammt worden war auf dem kalten, staubigen Boden zu knien, war der Junge Mann schon mehr als durchgefroren, seine Glieder schmerzten, aber der Hunger dämpfte das Gefühl etwas. Das unangenehme dumpfe Gefühl in seinem Magen verdrängte den schlimmeren körperlichen Schmerz und die Erschöpfung.
Sein Kopf schmerzte ununterbrochen und trotzdem war er dankbar, dass er nur oberflächliche Verletzungen erlitten hatte. Vorerst vielleicht noch. Wie lange es auch noch dauern sollte, er wusste, dass der Täter nicht zögern würde ihn ernsthaft zu verletzen und schließlich zu töten, so wie die anderen Opfer vor ihm.
Der Täter hatte die Fesseln gelöst, etwas passierte, die Stimmung hatte sich verändert und er musste unbedingt Zeit schinden. Zeit, die er brauchte, die das Team brauchen würde. Was der Täter über drei Tage in die Länge gezogen hatte, schien sich plötzlich zu beschleunigen und der Ausgang sah nicht rosig aus.
„Mach schneller! Beeil dich! Zieh dein Shirt aus!“
Befahl die Stimme und unglaubliche Wut lag in den Worten.
Der Junge löste den Blick von den harten Gesichtszügen des kräftigen Mannes. Er schloss die Augen und versuchte die Angst weiter herunter zufahren. Die zitternden Hände griffen wieder nach dem Oberteil und er schlug die groben Hände des Mannes fort, der das vermeintliche Kleidungsstück grob gepackt und daran gezogen hatte.
Schließlich zog er das schmutzige T-Shirt in einer schnellen Bewegung über den Kopf. Scham flackerte in den zarten Gesichtszügen auf. Die Haut überzog sich mit Gänsehaut als die Zugluft wie Peitschenhiebe auf ihn trafen. Er fühlte sich plötzlich so ausgeliefert und das Vertrauen, das er zu seinem Team empfand begann bereits zu bröckeln.
Der Täter streckte seine Hand erwartungsvoll aus und machte eine fordernde Geste. Der Junge hielt das T-Shirt vor seinen nackten Oberkörper, umklammerte es wie eine wärmende Decke, nur um den Körper vor dem lüsternen Blick des Mannes zu schützen.
Doch dieser wiederholte die fordernde Geste, diesmal ungeduldiger als zuvor.
Und er riss seinem Opfer das Shirt grob aus der Hand.
Der Junge senkte den Kopf und verschränkte die Arme vor den Bauch. Seine Haare fielen ihm wie ein schützender Vorhang vor das Gesicht. Und er fixierte die Gedanken auf eine andere Zeit, eine andere Welt, in der er Freunde hatte, mit ihnen gelacht hatte, eine Welt in der er sicher gewesen war. Eine Welt fern von diesem Alptraum. Seine Atmung beschleunigte sich, er musste sich schließlich am Bettgestell festhalten um die Fassung und das Gleichgewicht zu behalten. Ihm war schwindelig und wenn sich auch nur noch irgendetwas in seinem Magen befunden hätte, so wäre es ihm in diesem Moment hochgekommen. Doch er brachte nur ein leises, trockenes Würgen zu Stande, er stieß die Luft angestrengt aus.
Der Täter wurde wütend, seine grauen Augen blitzen feindselig. Und er ging einen ungeduldigen Schritt auf den Jungen zu, kam nah an ihn heran - zu nah so dass er ihn riechen konnte - und warf das vermeintliche Kleidungsstück aus seiner Reichweite.
Er leckte sich die aufgesprungenen Lippen und schluckte laut bevor er etwas flüsterte. Was immer jetzt passieren würde, etwas würde sein Ende nehmen, dessen war er sich sicher.
„Sie wissen wo wir sind… Sie werden nicht davon kommen… Sie haben die Möglichkeit dem ein Ende zu setzen.“
Versuchte es der junge Mann, mit fester Stimme. Bis jetzt hatte der Täter ihn nur geschlagen, aber noch nicht wirklich schwer verletzt. Bis jetzt hatte der Täter nur verhindert, dass er schlafen konnte, in dem er ihn in einer grotesk unbequemen Position an das alte Bett gefesselt hatte. Und ihm war Nahrung und Wasser verwährt worden. Seine Sinne waren bereits leicht und schwebend, Konzentration zu diesem Zeitpunkt unmöglich. Er war so erschöpft, müde und durstig, das es schmerzte.
Und jetzt hatte der Täter ihn bereits so erniedrigt, dass er vor Scham nicht wieder aufsehen konnte.
Alle anderen Opfer waren auf der Stelle tot gewesen. Doch was hatte der Täter mit ihm vor? Drei Tage lang hatte er ihn kaum beachtet. Die Zeit war langsam vergangen und nichts war passiert, jetzt lief sie plötzlich viel schneller und er wusste dass das Ende nahen würde. Es war unvermeidlich.
„Oh, keine Sorge Junge, ich hab’ an alles gedacht. Wir werden jetzt etwas Spaß haben und dann kannst du auch nach Hause… glaub mir.“
Er hatte ein zynisches Grinsen aufgesetzt und fuchtelte dem Jungen mit dem Messer vor den Augen herum. Die Klinge glänzte und spiegelte sich in den weit geöffneten Augen des jungen Mannes.
Ich kann nach Hause?
Die Worte drangen in sein Gehirn, formten ein Gefühl in seinem Inneren, als er ihre Bedeutung verstand. Überrascht verarbeitete er die Worte und er wusste, dass er sie glauben wollte, er musste sie glauben, denn das setzte ihm ein neues Ziel, eine Perspektive.
Doch die analytische Seite seines Gehirns arbeitete plötzlich auf Hochtouren, sie warf die Fakten hinzu und brachte seine Hoffnung gefährlich ins Wanken.
Der Täter ist organisiert, er plant und er führt aus, er hat seine eigene Welt voller Gewalt erschaffen, er hat eine akute Psychose, er wird töten und er wird nicht aufhören… er hat schon getötet, mehrmals.
Aber die Aussicht nach Hause zu kommen ließ ihn für einen Augenblick die ramponierten, schmerzenden Glieder und den Durst und den Hunger vergessen.
Erwartungsvoll blickte er den Mann vor sich an, seine Augen sahen beinahe flehend zu seinen Peiniger auf, während er sich weiterhin an dem Bettgestell festhielt, um auf den Beinen zu bleiben.
Der Täter suhlte sich in dem angsterfüllten Blick, in den flehenden braunen Augen, groß und unschuldig wie bei einem Kind. Doch er lachte abwertend, Mitleid war ein Gefühl, das er nicht kannte. Er griff in einer schnellen Bewegung fest in sein Haar und drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht und einer unglaublichen Kraft auf das Bett. Die Veränderung der Position kam völlig überraschend und die Beine des Jungen gaben nach.
Die Erschöpfung ließ seine Koordination, sein ganzes Denken langsamer, geradezu schwerfällig werden.
Die Matratze ächzte leise und es war dieses Geräusch, das dem Opfer schließlich vor Augen führte was gerade mit ihm passierte.
… wir werden jetzt etwas Spaß haben…
Als er gestanden hatte, war ihm schwindelig geworden und dass er jetzt liegen musste ließ die Welt für ihn wieder still und konstant werden, doch die Angst schwoll in seiner Brust. Liegen war nicht gut, liegen bedeutete hilflos zu sein.
Auf dem Bauch liegen bedeutete keinen Blickkontakt mehr herstellen zu können.
Viele kleine Staubkörner wurden von der alten Matratze aufgewirbelt.
Der Junge atmete panisch und laut durch die Haarsträhnen, die ihm nun in den Augen hingen. Bevor er sich fragen konnte, was jetzt mit ihm passieren würde, fühlte er das Gewicht auf sich, das schwerer und schwerer wurde. Der Täter hatte sich auf den zierlichen Rücken des Jungen gesetzt, es war erschreckend, dass er nach der Wärme gierte, die der Körper seines Peiniger auf ihn übertrug. Sein Gewicht drückte ihn unsanft in die harte Matratze und er konnte fühlen wie sich die Federn hart in seinen Bauch bohrten.
Der Täter riss seinen Kopf gewaltsam zurück und hielt ihm das Messer an die Kehle.
„Wenn du dich wehrst, werde ich dich töten! Und je lauter du schreist, umso geiler macht mich das… und jetzt halt still!“
Das Opfer blieb bewegungslos liegen, er hatte keine Kraft mehr um sich noch zu wehren und er war steif vor Angst. Auch wenn die Kälte etwas nachließ.
Plötzlich fühlte er, wie der Körper auf ihm sich aufrichtete und etwas Kaltes wurde an seinen Rücken gehalten. Und als der kalte Gegenstand unsanft in seine Haut gestochen wurde, wusste er, dass es das Messer sein musste.
Er konnte das Messer fühlen und er fühlte wie der Täter kleine Einschnitte in seinen Rücken schnitt, er fühlte das Blut herausquellen, beinahe angenehm warm auf der eiskalten Haut. Er konnte spüren wie das Messer immer wieder ins Fleisch gebohrt wurde und viele kleine Kratzer und Wunden hinterließ, die mit einer beinahe zärtlichen Genauigkeit verursacht wurden. Langsam und preziöse.
Er ist detailverliebt, er will etwas sagen… die anderen Opfer wurden nicht gekennzeichnet… sie waren auch nicht nackt!
Überraschender Weise arbeitete der Verstand jetzt wieder ganz normal weiter, auch wenn sich der Körper in einem Ausnahmezustand befand. Er zitterte heftig und bemühte sich trotzdem so still wie möglich zu halten. Es waren Schmerzen auf der kalten Haut, in dem zarten Fleisch, aber wenn er sich bewegen würde, könnte er sich selbst mehr schaden.
Als der Täter nach - wie es schien - endlos langen Minuten fertig war, senkte er den Oberkörper und legte sich unangenehm schwer auf ihn nieder. Dann zeigte er ihm erneut das Messer, Blut, sein Blut glänzte hell auf der Klinge. Dann drückte er ihn noch gewalttätiger in das fleckige Kopfkissen und kam mit seinen Lippen ganz nah an sein Ohr. Der Atem kam in langsamen kleinen Rauchwolken, durch die Kälte, die im Raum herrschte. Doch der Täter war nass geschwitzt - vor Erregung. Schweiß tropfte von seiner Stirn auf den Körper unter ihm und der Geruch des kräftigen, ungewaschenen Mannes lag Übelkeit erregend in der Nase des Opfers. Der Geruch von Schweiß und Moschus hing schwer in der Luft.
Der Junge hatte gezittert und leise geweint, aber kein Schmerzenslaut war über seine Lippen gekommen, als er ihn mit dem Messer verletzt hatte. Zorn stieg in dem Täter auf. Er brauchte Schreie…
Er will seine Opfer einschüchtern, er will dass sie schreien, es befriedigt ihn, es steigert seinen Wahn….
„Das reicht dir noch nicht, oder? Du bist viel zu still, die anderen haben um ihr Leben gebettelt… Dann mach dich auf was gefasst… ich krieg dich schon soweit! So ein süßes Kerlchen…“
Er rutschte etwas nach unten und fuhr mit einer Hand an seinen Rücken entlang, streifte die frischen Wunden und verschmierte das Blut auf der glatten Oberfläche, die warme Hand glitt immer tiefer… und tiefer…
…Wir werden jetzt etwas Spaß haben…
Der Junge begann jetzt lauter zu weinen, sein Rücken brannte schmerzhaft dort wo er verletzt worden war, aber der Rücken war in diesem Moment sein geringstes Problem. Panisch schluchzte er nun, als er ahnte, dass es noch schlimmer werden würde. Er stieß stumme Schreie aus, die es einfach nicht durch die trockene Kehle schafften. Er biss sich auf die Lippen, und entgegen der eisigen Kälte brach auch ihm nun der Schweiß aus, ihm wurde heiß, an Kälte, die die Glieder lähmte war nun nicht mehr zu denken. Die Hitze hatte ihn im Griff wie hohes Fieber, vor Entsetzen über das was ihm bevorstand. Und er spürte wie sich der Mann an seinen Boxershorts zu schaffen machte, die Finger des Täters zitterten und er war deutlich erregt, laute stöhnende Atemzüge verließen seine Lippen. Die warme Hand streifte die kalte Hüfte als er die Shorts langsam etwas tiefer zog. Der Junge verkrampfte sich, presste die Lider fest zusammen und wünschte sich verzweifelt, dass das Team endlich kommen würde.
Tränen der Verzweiflung strömten aus den brennenden Augen, die er vor der grausamen Welt um sich herum verschlossen hielt.
Er weinte ohne einen Einfluss darauf zu haben. Doch es blieb bei den rhythmischen Schluchzern, kein Laut kam über seine Lippen. Sie waren blutig, weil er vor Schmerz und Angst darauf gebissen hatte. Aber er wollte dem Mann das nicht geben, was er von ihm verlangte.
„Bitte… bitte nicht.“
Formten die Lippen immer wieder ein stummes Mantra, das niemand hören konnte. Die Worte gingen unter, als der Täter ihm brutal in die Haare griff und seinen Kopf schmerzhaft ins Kissen drückte. Die Worte verloren sich in dem kratzigen Polster.
Drei Tage hatte der Junge sich ruhig verhalten, ihm nie spüren lassen wer wirklich die Kontrolle hatte. Ihm nie das gegeben wonach er so gegiert hatte.
Er wollte sich wehren, als er hörte wie der Mann mit einer Hand an seinem eigenen Gürtel rumhantierte. Ihn langsam öffnete. Doch das viel zu schwere Gewicht auf seinem Oberschenkeln machte jede Bewegung unmöglich. Er war einfach zu schwach, alle Glieder schmerzten, waren eingeklemmt zwischen den Federn der Matratze und dem schwergewichtigen Mann über ihn. Er war schwerfällig vor Hitze.
Der Rücken brannte wie Feuer, durch die vielen kleinen Wunden, die er ihm zugefügt hatte.
Mit einer unangenehm sanften Berührung schob der Täter ihm die Beine auseinander und brachte ihn in Position. Seine Beine zitterten unkontrolliert, aber durch den schweren Körper, der sich eng auf ihn gepresst hatte, war er gezwungen in dieser hilflosen Position zu verharren. Er weinte jetzt panisch. Der Täter hatte immer noch eine Hand fest in seinen Haaren vergraben, die andere grub sich in seine Hüfte. Und hielt das Messer verkrampft in seine Seite gedrückt. Die Stelle brannte wie Feuer und in ihm stieg ein intensives Gefühl von Ekel auf.
Er flehte stumm, dass er ihn nur einschüchtern wollte und nicht wirklich tat, was er ahnte… er flehte und presste die Augen zusammen, sein Atem ging stoßweise, der Herzschlag wurde schneller. Die Pupillen weiteten sich panisch hinter den Lidern.
Er will mich nur einschüchtern, er will meine Angst spüren… er will…
Doch der Gedanke wurde unterbrochen, als ein gewaltiger Schmerz jedes logische Denken unmöglich machte…Es folgte ein Ruck, ein gnadenlos brutaler Stoß und er dachte, dass er gleich vor Schmerz bewusstlos werden würde, jedenfalls hoffte er es.
Der Mann drang mit gnadenloser Brutalität in den schmächtigen Jungen ein. Das Opfer verstummte plötzlich, die Heftigkeit und der Schmerz der Gewalt raubten ihm den Atem. Der Mann begann sich zu bewegen, schwer lastete seine Brust auf seinen zitternden Rücken. Er bewegte sich aggressiv und laut, vor und zurück, immer wieder und mit jedem Stoß wurden die Schmerzen stärker und das Opfer konnte das warme Blut fühlen, das aus der entstandenen Wunde sickerte. Eine lauwarme Flüssigkeit, die ein unangenehmes Kitzeln brachte. Schweiß tropfte von seiner eigenen Stirn auf das Kissen.
Die erlösende Bewusstlosigkeit blieb aus, als Adrenalin durch den Körper des Jungen gepumpt wurde. Es versetzte die Blutbahnen in ein Hochgefühl und sie verwandelten sich in eine wilde Achterbahn auf der die Passagiere schnell, viel zu schnell fuhren. Er fühlte sich plötzlich hell wach und der Verstand fand zunächst keinen Weg, diesem neuen Gefühl zu entkommen.
Oh bitte, lass nicht zu, dass er mich mit Krankheiten ansteckt.
Jeder Stoß wurde brutaler und sein Körper wurde taub.
Er war nicht länger fähig an irgendetwas zu denken. Das lustvolle Stöhnen und Keuchen des schweren Mannes auf ihm hallte ihm laut in den Ohren.
Er wollte an sein Team denken, an seine Freunde, die ihn suchen würden, aber in diesem Moment, in dem ihm alle Würde genommen wurde und in dem er so erniedrigt wurde, brachte er es nicht fertig seine Gedanken zu den Menschen schweifen zu lassen, die ihm wichtig waren.
Der Verstand versuchte ihn bewusst vor dieser Schändung zu schützen und tat alles um an einen sicheren Ort zu flüchten… es gelang ihm nicht. Zurück blieb nur Leere und Kälte.
„Na komm Junge!“
Stöhnte der Mann direkt in sein Ohr und der warme keuchende Atem verursachte ihm Übelkeit.
„Zier dich nicht so! Wir haben alle Zeit der Welt, sie suchen nicht nach dir… ich bestimme wann sie dich finden und vor allem wie.“
Er lachte zynisch, legte die Betonung feixend auf das letzte Wort, bewegte sich schneller, noch aggressiver und härter und das Opfer realisierte dass er ihn wirklich schwer verletzte und dass er das wohl möglich nicht überleben würde… je länger es dauerte, um so mehr hoffte er, das nicht zu überleben.
Die Schmerzen waren kaum auszuhalten doch im Moment befand er sich in einem Schockzustand, der versuchte das sensible Innere gegen alle Reiße abzuschirmen, der Verstand war wie in Watte eingehüllt, doch die Müdigkeit wie verflogen.
Das Opfer wollte nur eins, nämlich dass es endlich vorbei sein würde. Dass er endlich von ihm ablassen würde… oder ihn einfach töten würde. Er biss sich wieder auf die Lippen, klammerte sich an diesen kleinen Schmerz, der dadurch entstand, um von dem größeren abgelenkt zu werden, trotzdem hielt er den Mund krampfhaft geschlossen, biss die Zähne fest aufeinander und weinte leise schluchzend, er stieß die Luft durch die Nase aus und der Rotz klebte schon süßlich auf seinen Lippen.
Ich werde es ihm nicht geben… ich muss stark sein… ich vertraue dem Team, sie werden mich finden…
Doch es war noch lange nicht vorbei. Der Täter ließ seinen Kopf los und das Opfer konnte den Kopf etwas anheben, eine Bewegung die seinen angespannten Nackenmuskeln etwas Linderung brachte. Er öffnete kurz den Mund und schnappte nach Luft wie ein Fisch, den man unsanft aus dem Wasser gezogen hatte. Die Nase war bereits verstopft und er zog den Rotz in einem lauten Geräusch hoch.
Er öffnete schließlich die Augen, blinzelte die Tränen weg um klarer sehen zu können. Schnell suchte er erwartungsvoll den Raum nach dem fahlen Strahl ab, den Taschenlampen in der Dunkelheit abgaben. Er suchte und stellte enttäuscht fest, dass das Team nicht gekommen war. Das Licht, das er gesehen hatte und das ihm neue Hoffnung gegeben hatte, war nichts außer fahl leuchtende Sonnenstrahlen, die in die Dunkelheit drangen an diesem dunklen trostlosen Ort.
Oh, bitte, ich halt das einfach nicht aus… wo seit ihr? Ich werde sterben, verdammt ich werde das nicht überleben… spielt das eine Rolle?
Ein hilfloses Flehen, nur in seinem Kopf, niemals laut ausgesprochen. Während die Matratze weiterhin unter ihm knarrte.
Sein Tränenvernebelter Blick ließ es zu, dass sich ein Bild tief in sein Bewusstsein verankerte, wie eine Photographie, die einem immer wieder an einen bestimmten Ort zurückführte. Ein Bild, das er noch lange Zeit mit dem Erlebten in Verbindung bringen würde. Das Bild von einem ganz normalen Nachmittag, kleine Staubflocken tanzten unbekümmert durch die einfallenden roten Sonnenstrahlen.
Er wusste nicht, dass es schon dunkel sein würde, wenn der schwere Körper endlich von ihm ablassen würde.
Das Geräusch der knarrenden Matratze und das aufgeregte Schnaufen des Täters vermischt mit einem gehässigen Lachen immer in den Ohren, musste Special Agent Dr. Spencer Reid abwarten bis es vorbei war… und hoffen, dass das Team ihn doch noch finden würde, auch wenn er sein Vertrauen darin bereits verloren hatte. Drei Tage hatte er den Mutigen gespielt, dem Täter nichts davon gegeben, nach dem er so dringend verlangt hatte, er hatte seine Entführung professionell und nüchtern betrachtet und jeden psychologischen Trick angewendet, den er kannte… doch jetzt war der Profiler zu nichts mehr fähig, die anderen Opfer hatten um ihr Leben gebettelt, er hingegen wünschte sich den Tod herbei, die Fassade bröckelte, der Täter hatte doch noch gewonnen.
Spencer Reid weinte laut und schrie seine Verzweiflung heraus, wie noch nie in seinem Leben zuvor und die verzweifelten Laute hallten durch den alten Keller ohne von irgendjemandem sonst gehört zu werden.
Sein Blick verharrte ausdruckslos und tränenvernebelt auf dem Boden neben ihm. Die roten Strahlen wanderten, wurden schließlich dunkler bis der Tag in die Nacht überging… und die Gewalt ihr Ende nahm.
Das letzte, das er wahrnahm, bevor die Dunkelheit über ihn hereinbrach, war das Aufblitzen des Messers, das der Täter beinahe wie in Zeitlupe reinigte.
Er stand mit seiner offenen Hose ein paar Meter von dem Bett weg und wischte das Messer verträumt ab. Er löste den Blick keine Sekunde von seinem Opfer, das nicht im Stande war sich auch nur um wenige Millimeter von der Stelle zu rühren. Und das Opfer sah ihn eindringlich an und versuchte das zu verstehen, was er in den letzten Stunden zu erleiden hatte. Er suchte nach Reue, nach Mitleid…
Er fand nichts dergleichen.
Das letzte Licht reflektierte auf der Klinge und Spencer wünschte sich in einem letzten klaren Gedanken, dass es eine Taschenlampe wäre, die mit ihren Strahl die Dunkelheit durchbrach. Er wünschte sich, dass vertraute Gesichter auftauchen würden, ihn in eine Decke hüllen und in Sicherheit bringen würden. Er konnte die imposante Gestalt von Derek Morgan beinahe vor sich sehen, außer sich vor Wut mit nichts als Hass in den Augen. Er würde keine Sekunde zögern und den Kerl auf der Stelle erschießen. Beinahe konnte er Hotchs beruhigende Worte in seinen Gedanken hören, so klar, als würde er direkt vor ihm knien. Dann würde er sicher sein und dieser Alptraum wäre vorbei.
"Hotch... bitte... Hotch... Wo seid Ihr?"
murmelte er kaum verständlich. Ein verzweifelter Ruf nach denen, die ihm wichtig waren.
Aber sein Wunsch blieb unerfüllt. Das Team würde nicht kommen, er würde Morgan nicht wieder sehen und er würde Hotchs beruhigende Stimme nicht hören. Doch plötzlich war es ihm egal, der Schmerz, die Sorgen und Hoffnungen verschwanden. Die Bewusstlosigkeit spülte die Gedanken und die Erinnerung an ein Leben wie er es kannte schließlich fort und mit dem Wunsch einfach nie wieder aufzuwachen, ließ Spencer Reid sich in einen dunklen, friedlichen Abgrund fallen.
TBC