Goldene Lilie
von Penelope Smith
Kurzbeschreibung
Unsere vier Freunde sind auf den Weg nach England. Auf dem Weg zu Buckingham fällt ein Musketier nach dem anderen aus. Sehen wir, wie es Athos erging....Alles gehört Alexandre Dumas, dem Älternen, außer der jungen Mylady.
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
Athos
D'Artagnan
Mylady
Planchet
25.03.2007
25.03.2007
1
2.691
25.03.2007
2.691
Zusatz am 01.01.07
Liebe Leser, wie ich den spärlichen Reviews entnehmen konnte, ist niemand auf diesem Forum in der Lage, Weltliteratur zu erkennen. Wie (ich zumindest dachte) nicht schwer zu erkennen ist, habe ich eine meiner Lieblingstellen aus den drei Musketieren (von Alexandre Dumas d. Ä.) genommen (Kapitel 7, die Reise), und mir eine Szenerie ausgedacht, die ich hineingesetzt habe. Das Frühstück ist von mir, alles andere französische Literatur, die bitte nicht kritisiert werden sollte. Der Mann hat halt damals so geschrieben! Der war ein Rekordschreiber wie man es heutzutage nur von schwülstigen Liebesromanen kennt, nur gehobener! So.... und nun viel Vergnügen an meinem Experiment!
Lilie D´Or
Man langte in Amiens um Mitternacht an und stieg vor der Herberge „Zur goldenen Lilie“ ab.
Der Wirt sah aus wie der ehrlichste Mann auf der Welt. Er empfing die Reisenden, seinen Leuchter in der einen, die Mütze in der anderen Hand. Er wollte die beiden Reisenden jeden in einem eigenen Zimmer einquartieren. Zum Unglück lag jedes Zimmer am äußersten Ende des Gasthauses. D´Artagnan und Athos weigerten sich. Der Wirt antwortete, er habe keine anderen Zimmer. Die Reisenden aber erklärten, sie würden in einer gemeinschaftlichen Stube jeder auf einer Matratze schlafen, die man auf den Boden werfen könne. Der Wirt bestand auf seiner Absicht, die Reisenden gaben nicht nach, und er mußte tun, wie sie es haben wollten.
Sie hatten ihr Bett gerade geordnet und ihre Tür von innen verbarrikadiert, als man vom Hof aus an ihre Läden klopfte. Sie fragten, wer da sei, erkannten die Stimme ihre Bediensteten und öffneten.
„Grimaud kann die Pferde alleine bewachen“, sagte Planchet. „Wenn die Herren erlauben, so werde ich mich quer vor ihre Tür legen. Auf diese Art sind sie sicher, daß man nicht zu ihnen hineinkommt.“
„Und auf was willst du schlafen?“, fragte d´Artagnan.
„Hier ist mein Bett“, antwortete Planchet und zeigte ein Bund Stroh.
Planchet stieg durch das Fenster ein und legte sich quer vor die Tür, während sich Grimaud im Stall einschloß, nachdem er zuvor versprach, daß er und die Pferde um fünf Uhr morgens bereit sein sollten.
Die Nacht ging ziemlich ruhig vorüber. Man versuchte wohl gegen zwei Uhr morgens die Tür zu öffnen. Da aber Planchet plötzlich erwachte und: “Wer da!“ rief, so antwortete man ihm man habe sich getäuscht und zog ab. Um vier Uhr morgens vernahm man gewaltigen Lärm im Stall. Grimaud hatte die Hausknechte wecken wollen, und diese schlugen ihn. Als man das Fenster öffnete, sah man den armen Burschen bewußtlos auf der Erde ausgestreckt. Ein mächtiger Hieb mir der Heugabel hatte ihn am Kopf verletzt.
Planchet ging in den Hof hinab und wollte die Pferde satteln. Die Pferde lahmten! Nur das von Grimaud, das am Tag zuvor fünf bis sechs Stunden ohne Reiter gelaufen war, hätte den Marsch fortsetzen können. Aber infolge eines unbegreiflichen Irrtums hatte der Tierarzt, den man ohne Zweifel holen ließ, um das Pferd des Wirts zur Ader zu lassen, das von Grimaud zur Ader gelassen.
Die Sache fing an, beunruhigend zu werden. All diese rasch aufeinanderfolgenden Vorfälle waren vielleicht das Resultat der Zufalls, aber sie konnten ebensogut die Frucht eines Anschlags sein. Athos und d´Artagnan gingen hinaus, während sich Planchet erkundigte, ob man nicht in der Gegend zwei Pferde kaufen könne. Vor der Tür standen wirklich zwei Pferde gesattelt und gezäumt, frisch und kräftig. Das fügte sich gut. Er fragte, wo die Eigentümer seien, man antwortete ihm, sie hätten die Nacht in dem Wirtshaus zugebracht und bezahlten in diesem Augenblick ihre Rechnung.
Athos ging hinab, um ebenfalls zu zahlen, während d´Artagnan und Planchet wartend an der Haustür stehenblieb. Der Wirt befand sich in einem unteren, nach hinten gelegenen Zimmer. Man bat Athos, dorthin zu gehen und wies ihm den Weg.
Athos trat ohne Mißtrauen ein und zog zwei Goldstücke hervor, um zu bezahlen. Der Wirt war allein und saß vor seinem Schreibtisch, an dem eine der Schubladen halb offen stand. Er nahm das Geld, das ihm Athos gab, drehte es wiederholt in der Hand um und rief plötzlich, es sei falsch, und er werde ihn und seine Gefährten als Falschmünzer in Haft nehmen lassen.
„Schurke“, sprach Athos, „ich werde dir die Ohren abschneiden!“
Aber der Wirt bückte sich, nahm zwei Pistolen aus einer der Schubladen und richtete sie, nach Hilfe rufend, auf ihn.
In diesem Augenblick traten vier bis an die Zähne bewaffnete Männer durch die Seitentür ein und warfen sich auf Athos.
„Ich bin verloren“, schrie Athos laut; „fort, d´Artagnan, fort, fort!“ Und er drückte seine beiden Pistolen ab.
D´Artagnan und Planchet ließen sich diesen Zuruf nicht wiederholen. Sie machten die zwei Pferde, die vor der Tür standen, los, sprangen in den Sattel, stießen ihnen die Sporen in den Leib und jagten los.
Auf Athos Pistolenschüsse hin fielen zwei der Gauner zusammen. Kaltblütig warf Athos die nutzlosen Pistolen auf den Boden und sprang den übriggebliebenen Männern entgegen. Der Wirt hatte sich verängstigt in eine Zimmerecke verdrückt. Noch wagte er nicht, seine Pistolen zu benutzen.
„Ihr Hunde“, sprach Athos. „Seid ihr zu feige, Eure Degen mit einem Musketier des Königs zu kreuzen, nach Recht und Ordnung?“ Er legte die Hand auf seinen Degengriff und wartet.
Einer der Männer bedeutete seinem Kompanion, ruhig zu bleiben und sprach; “ Das wird nicht nötig sein, mein Herr.“ Er lächelte schmal. „Scheinbar liegt hier eine Verwechslung vor.“ Er verbeugte sich mit ironischem Lächeln vor Athos und zog seinen Gefährten aus dem Zimmer.
Grimmig nahm Athos den Wirt ins Auge und der, von seinem Blick gefangen, ließ die Pistolen sinken. Nach einem Augenblick begann der Wirt stotternd zu erklären, er sei schriftlich vor einer Fälscherbande gewarnt worden, dessen Beschreibung haargenau auf sein Äußeres und das seiner Gefährten entsprach. Athos ließ sich den Brief zeigen. Mit einem Blick erkannte er die feine Handschrift Myladys.
„Anna“, knurrte er fluchend. Doch Athos wäre nicht Athos, wenn sein Edelmut nicht über seine grobe Laune siegen würde. Also lachte er.
„Hey Wirt!“, sagte er. „Ihr seid ein braver Mann, aber auch ein Mann, dem man Geschichten erzählen kann. Ihr versteht jetzt, daß man Euch einen Bären aufgebunden hat?“
Der Wirt gab dies sogleich zu und versprach, es mit einem ordentlichen Frühstück wieder gutzumachen. Natürlich würde schnellstmöglich ein Pferd zu seiner Verfügung stehen, doch er müsse verstehen, daß alles nach seiner Reihe ginge. Die nächsten Pferde, die der Postwagen mitführen würde, wären die der Mylady.
Bei diesen Worten richteten sich Athos Nackenhaare auf. „Sollte das Schicksal so mit mir spielen?“, dachte er. Sein Herz klopfte bis in den Hals und ihm wurde übel.
„Bei Gott, mein Herr!“, rief der Wirt, als er sah, wie die Farbe aus Athos Gesicht wich, „setzt euch nur geschwind in die Schankstube und das Frühstück folgt auf dem Fuße!“
Athos musste all seine Kraft zusammennehmen, um an einen der sauberen Holztische der Wirtschaft zu gelangen. Der Wirt tat es ihm recht, als er Athos als erstes einen Krug Wein an den Tisch brachte. Nie bedurfte Athos eines Bechers mehr als heute!
Die Speisen wurden ihm an den Tisch gebracht und Athos hatte Ruhe, sich genauer umzusehen. „Wo frühstückt die Dame, von der du sprachst, Wirt?“
„Da meine Gäste in den letzten Tagen aus Männern bestand, speiste Mylady mit ihre Zofe auf ihrem Zimmer.“
„Und du Gauner hast ihr für diese Speisung einen Louisdor mehr abgeknöpft, nicht wahr?“
„Das – mein Herr – ist mein gutes Recht als Gastwirt!“
Athos verfluchte die Gewinnsucht des Wirtes, drückte ihm diesen Louisdor in die Hand und versprach, ihm noch einen zu schenken, solle er es schaffen, Mylady überreden zu können, Athos am Frühstückstisch Gesellschaft zu leisten. Der Wirt verbeugte sich und dankte vielmals für die ihm aufgetragene Ehre. Eilig stieg er hinauf und kurze Zeit später trat ein junges Mädchen in einfachen, aber sehr sauberen Sachen in die Wirtschaft. Sie sprang zurück, als sie Athos erblickte, sah ihn prüfend an und lief hinaus
„Nun, ihre Zofe ist mir unbekannt“, dachte Athos, „ich mag mich irren.“
Mittlerweile war Grimaud einigermaßen hergestellt und Athos befand ihn würdig, bei Tisch zu dienen. Er ließ sich bereits seinen vierten Becher Wein einschenken, als Mylady den Schankraum betrat.
Athos sah sie und verfluchte seine Neugierde. Diese Dame war jung, sehr jung, vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre. Sie war dafür recht groß, gut gewachsen und der sanfte Ausdruck auf ihrem Gesicht spottete ihre Kleidung. Sie war nach der englischen Mode gewandet und trug daher ein kurzes Mousselinkleid mit Fischbeinmieder, welches die Brust frei läßt. Da die Englische Gesellschaft nichts züchtigeres sieht, als einen Kinderbusen, verweigert man den jungen Mädchen das Brusttuch. Ihre Haut war blendendweiss und ihr hübsches Gesicht ward umkränzt von blonden Locken. Athos stand auf, Mylady zu begrüßen. Sie erwiderte dieses Kompliment, indem sie einen vornehmen und zugleich ehrerbietigen Knicks machte.
„Ich werde die Ehre haben, mich selber vorzustellen, mein Herr“, sprach sie Athos auf englisch an und reichte ihm die Hand zum Kuss. „Ich bin Mylady Lilith Pembrock und danke ihnen für ihre Einladung.“
Athos nannte seinen Inkognito, hieß sie sich hinzusetzen und bat sie, Grimaud als Kellner anzunehmen.
„Ich danke nochmals ihnen für ihre väterliche Fürsorge, Herr Athos“, antwortete sie, diesmal in einem akzentfreiem französisch, „doch ich werde meiner Zofe Penny diese Ehre nicht abspenstig machen.“ Die Zofe trat auf ihren Namen hinzu und wechselte ihrer Herrin den Teller.
„Ihr müßt es doch leid sein, in eurem Zimmer zu essen, Mylady Lilith?“
„Mir blieb nichts anderes übrig, denn obwohl ich keine Besuche empfangen wollte, konnte ich es doch nicht verhindern, dass Neugierige an meine Türe klopfen. Die Herren, die hier zu Mittag speisten, versuchten alles mögliche, um mich von meiner Einsamkeit, unter der ich leiden musste, zu heilen, obgleich ich durchaus nicht so tat, als wenn ich solcher Heilung bedürftig wäre.“
Athos grollte dem Wirt, der diese reizende, ja wirklich pikante Blondine nicht von den Zugriffen der Gäste zu schützen vermochte. Der entschuldigte sich, dass er wohl Pistolen habe, die Athos ja kannte, diese aber nie geladen seinen. Diese Rede und der Wein stimmten Athos heiter. Er nötigte Mylady, die er übrigens für eine Landsmännin hielt, ihm beim Essen die Spitze zu bieten und entschuldigte sich für seine Neugierde, als er sie über den Zweck ihrer Reise befragte.
Mylady Lilith lächelte traurig. „Ich bin auf dem Heimweg“, sprach sie, „wo mein Vater mich unweigerlich in ein Pensionat geben wird.“
„Doch ihr seid nicht einverstanden?“, fragte Athos.
„Es steht mir nicht zu, mich den weisen Anordnungen meines Vaters zu widersetzen. Er meint es gut mit mir.“ Sie biss sich auf die Lippen und sah Athos unschlüssig an. „Ihr entschuldigt, doch ich weis nicht, wie ich dies Euch, einen mir Wildfremden Menschen anvertrauen konnte!“
„Bitte, sagt es mir!“, rief Athos auf, „sagt mir alles, ich verdiene Euer Vertrauen, meine Tochter.“
„Ich glaube es auch, obwohl ich Euch erst seit einer Stunde kenne.“ Während sie so sprach, wurde sie glühend rot. Ihre Zofe reichte ihr den Weinkelch, dass sie sich erfrische.
„Mir wurde von meinem Vater die Wahl gelassen, worin ich die Zeit bis zu meiner Verheiratung bleiben würde; entweder das Kloster, oder das Pensionat. Ich entschied mich für das letztere, da ich mich zu jung fühle, um in den steinernen Mauern eines Konvents eingekerkert zu werden.“ Sie erschrak über diese Offenheit und blickte Athos flehend an. „Sie verzeihen mir diese Bemerkung? Ich wollte nicht schlecht über die Bräute des Herrn sprechen.“
Athos beeilte sich, Mylady Lilith zu beruhigen und es gelang ihm, ihr mit ein paar feinen Anekdoten ein Lächeln auf ihr Gesicht zu locken. Er sprach von seiner Jugend und deren Scherze und ungewollt kam er an die Grenzen seiner Erinnerung.
„Nun habe ich Euch mit einem Einwurf verärgert!“, rief Mylady aus und ergriff Athos Hand. „Glaubt Ihr denn nicht, daß Liebende einander alles vergeben können?“
„Ist es nicht wichtig, welche Geschichte hinter einem steht, und Buse zu tun vor einem so wichtigen Schritt der Verheiratung?“, mühte sich Athos zu antworten.
Verwundert blickte Mylady Lilith Athos an. „Ihrscheind mir ein wackerer Mann, stolz und edel und doch voller Vorurteile. Wißt Ihr, wer ich bin? Nein, und dennoch haben wir drei Stunden fröhlich miteinander gespeist und können zufrieden weiterreisen.“ Sie tätschelte Athos Arm. „Warum sollte es nicht reichen, sich zu lieben und sich mit der Person zu verheiraten, die sie grade ist, nicht die sie mal war?“
Der Musketier sah sie finster an und zwang sich zu einer ruhigen Antwort: “ Es liegt kein Unrecht in Euren Worten und dennoch wandelt Ihr auf Abwegen, mein Kind. Ihre seid in dem schönen Alter in dem ihr Eure Verwandten für Euch sorgen lassen könnt. Hört auf Euren Vater“, sagte Athos mit Nachdruck. „Er liebt Euch – dies kann ja gar nicht anders sein – und wird Euch auf den rechten Lebensweg führen.“
Mylady Lilith lächelte ihn mit feuchten Augen an. „Ich werde Euren Rat immer in meinem Herzen tragen, mein väterlicher Freund.“
„So gestattet mir, Euch zu umarmen!“, rief Athos aus.
Die junge Lady eilte gleich zu ihm, nannte ihn ihren besten Freund und küsste ihn auf die Wangen. Draußen rollte geräuschvoll ein Wagen in den Hof. Die Zofe und Grimaud eilten ans Fenster.
„Die Pferde sind da, Mylady!“, rief Penny aus.
„Dann ist das der Abschied, Freund Athos“, sagte Mylady Lilith.
„So ist es wohl“, gab der wackere Mann zu. Er stand auf und schaffte es, trotz der vielen Becher Wein, Mylady mit einer Verbeugung zu grüßen.
Mit gesenkten Kopf ging sie mit ihrer Zofe nach oben. Draußen half Grimaud, die gesandten Pferde umzuspannen. Benommen trat Athos hinzu. Er lehnte sich an die Hauswand, um Halt zu finden und wartete auf Myladys Abfahrt. Er wünschte sich, er hätte ihr einen kräftigeren Abschied, als diese lächerliche Umarmung geben können, doch dies war nun nicht mehr möglich.
Die Zofe erschien, und Grimaud sprang dazu, ihr mit dem Gepäck zu helfen. Athos musste grinsend eingestehen, dass der Schelm einen guten Geschmack hatte. Penny war ein süßer Happen und wie sie Grimaud anlächelte, hätte er zu seinem Ziel finden können.
Mylady erschien eingehüllt in einem dunklem Reisemantel, der eifersüchtig all ihre Reize versteckte. Sie lächelte Athos an, umarmte ihn ohne Umstände und liess sich die Stirn küssen. Dann trat sie an ihren Wagen. Den kleinen Fuß auf der Stufe nickte sie Penny zu. Grimaud half ihr einzusteigen und Penny drückte ihm danach einen dicken Umschlag in die Hand.
„Für deinen Herrn“, flüsterte sie und gab ihm einen Florentiner Kuss. Der Kutscher knallte mit der Peitsche und der Wagen fuhr an.
Grimaud trat an seinen Herrn und überreichte ihm wortlos das kleine Päckchen. Athos sah auf die Schrift darauf und seine Kehle, noch betäubt vom Wein, dörrte aus. Auf dem Umschlag stand nur ein Name: „Graf de la Fère“
Hastig öffnete er den Umschlag und ein Miniaturbild fiel ihm entgegen. Das kleine Abbild Liliths war eine gute Arbeit. Ihre Haare waren darauf in französischer Art hochgesteckt und des Künstlers Phantasie liess in dem geschnürten Mieder einen Busen sehen, wo die Natur noch keinen gemalt hatte. Sie trug eine Smaragdkette, die Athos nur allzugut kannte. Er hatte sie vor Jahren seine Frau geschenkt.
„Anna!“ Es wurde ihm schwarz vor Augen
„Weißt Du, was aus Athos geworden ist?“, fragte d´Artagnan.
„Ach, gnädiger Herr“, erwiderte Planchet, „ich habe zwei auf seine Schüsse fallen sehen, und bei einem Blick, den ich noch durch die Glastür warf, kam es mir vor als raufe er mit den anderen.“
„Braver Athos!“, murmelte d´Artagnan. „Wenn ich bedenke, daß man ihn so im Stich lassen muß! Übrigens erwartet uns vielleicht zehn Schritte von hier dasselbe Schicksal. Vorwärts! Planchet, vorwärts!“
Liebe Leser, wie ich den spärlichen Reviews entnehmen konnte, ist niemand auf diesem Forum in der Lage, Weltliteratur zu erkennen. Wie (ich zumindest dachte) nicht schwer zu erkennen ist, habe ich eine meiner Lieblingstellen aus den drei Musketieren (von Alexandre Dumas d. Ä.) genommen (Kapitel 7, die Reise), und mir eine Szenerie ausgedacht, die ich hineingesetzt habe. Das Frühstück ist von mir, alles andere französische Literatur, die bitte nicht kritisiert werden sollte. Der Mann hat halt damals so geschrieben! Der war ein Rekordschreiber wie man es heutzutage nur von schwülstigen Liebesromanen kennt, nur gehobener! So.... und nun viel Vergnügen an meinem Experiment!
Lilie D´Or
Man langte in Amiens um Mitternacht an und stieg vor der Herberge „Zur goldenen Lilie“ ab.
Der Wirt sah aus wie der ehrlichste Mann auf der Welt. Er empfing die Reisenden, seinen Leuchter in der einen, die Mütze in der anderen Hand. Er wollte die beiden Reisenden jeden in einem eigenen Zimmer einquartieren. Zum Unglück lag jedes Zimmer am äußersten Ende des Gasthauses. D´Artagnan und Athos weigerten sich. Der Wirt antwortete, er habe keine anderen Zimmer. Die Reisenden aber erklärten, sie würden in einer gemeinschaftlichen Stube jeder auf einer Matratze schlafen, die man auf den Boden werfen könne. Der Wirt bestand auf seiner Absicht, die Reisenden gaben nicht nach, und er mußte tun, wie sie es haben wollten.
Sie hatten ihr Bett gerade geordnet und ihre Tür von innen verbarrikadiert, als man vom Hof aus an ihre Läden klopfte. Sie fragten, wer da sei, erkannten die Stimme ihre Bediensteten und öffneten.
„Grimaud kann die Pferde alleine bewachen“, sagte Planchet. „Wenn die Herren erlauben, so werde ich mich quer vor ihre Tür legen. Auf diese Art sind sie sicher, daß man nicht zu ihnen hineinkommt.“
„Und auf was willst du schlafen?“, fragte d´Artagnan.
„Hier ist mein Bett“, antwortete Planchet und zeigte ein Bund Stroh.
Planchet stieg durch das Fenster ein und legte sich quer vor die Tür, während sich Grimaud im Stall einschloß, nachdem er zuvor versprach, daß er und die Pferde um fünf Uhr morgens bereit sein sollten.
Die Nacht ging ziemlich ruhig vorüber. Man versuchte wohl gegen zwei Uhr morgens die Tür zu öffnen. Da aber Planchet plötzlich erwachte und: “Wer da!“ rief, so antwortete man ihm man habe sich getäuscht und zog ab. Um vier Uhr morgens vernahm man gewaltigen Lärm im Stall. Grimaud hatte die Hausknechte wecken wollen, und diese schlugen ihn. Als man das Fenster öffnete, sah man den armen Burschen bewußtlos auf der Erde ausgestreckt. Ein mächtiger Hieb mir der Heugabel hatte ihn am Kopf verletzt.
Planchet ging in den Hof hinab und wollte die Pferde satteln. Die Pferde lahmten! Nur das von Grimaud, das am Tag zuvor fünf bis sechs Stunden ohne Reiter gelaufen war, hätte den Marsch fortsetzen können. Aber infolge eines unbegreiflichen Irrtums hatte der Tierarzt, den man ohne Zweifel holen ließ, um das Pferd des Wirts zur Ader zu lassen, das von Grimaud zur Ader gelassen.
Die Sache fing an, beunruhigend zu werden. All diese rasch aufeinanderfolgenden Vorfälle waren vielleicht das Resultat der Zufalls, aber sie konnten ebensogut die Frucht eines Anschlags sein. Athos und d´Artagnan gingen hinaus, während sich Planchet erkundigte, ob man nicht in der Gegend zwei Pferde kaufen könne. Vor der Tür standen wirklich zwei Pferde gesattelt und gezäumt, frisch und kräftig. Das fügte sich gut. Er fragte, wo die Eigentümer seien, man antwortete ihm, sie hätten die Nacht in dem Wirtshaus zugebracht und bezahlten in diesem Augenblick ihre Rechnung.
Athos ging hinab, um ebenfalls zu zahlen, während d´Artagnan und Planchet wartend an der Haustür stehenblieb. Der Wirt befand sich in einem unteren, nach hinten gelegenen Zimmer. Man bat Athos, dorthin zu gehen und wies ihm den Weg.
Athos trat ohne Mißtrauen ein und zog zwei Goldstücke hervor, um zu bezahlen. Der Wirt war allein und saß vor seinem Schreibtisch, an dem eine der Schubladen halb offen stand. Er nahm das Geld, das ihm Athos gab, drehte es wiederholt in der Hand um und rief plötzlich, es sei falsch, und er werde ihn und seine Gefährten als Falschmünzer in Haft nehmen lassen.
„Schurke“, sprach Athos, „ich werde dir die Ohren abschneiden!“
Aber der Wirt bückte sich, nahm zwei Pistolen aus einer der Schubladen und richtete sie, nach Hilfe rufend, auf ihn.
In diesem Augenblick traten vier bis an die Zähne bewaffnete Männer durch die Seitentür ein und warfen sich auf Athos.
„Ich bin verloren“, schrie Athos laut; „fort, d´Artagnan, fort, fort!“ Und er drückte seine beiden Pistolen ab.
D´Artagnan und Planchet ließen sich diesen Zuruf nicht wiederholen. Sie machten die zwei Pferde, die vor der Tür standen, los, sprangen in den Sattel, stießen ihnen die Sporen in den Leib und jagten los.
Auf Athos Pistolenschüsse hin fielen zwei der Gauner zusammen. Kaltblütig warf Athos die nutzlosen Pistolen auf den Boden und sprang den übriggebliebenen Männern entgegen. Der Wirt hatte sich verängstigt in eine Zimmerecke verdrückt. Noch wagte er nicht, seine Pistolen zu benutzen.
„Ihr Hunde“, sprach Athos. „Seid ihr zu feige, Eure Degen mit einem Musketier des Königs zu kreuzen, nach Recht und Ordnung?“ Er legte die Hand auf seinen Degengriff und wartet.
Einer der Männer bedeutete seinem Kompanion, ruhig zu bleiben und sprach; “ Das wird nicht nötig sein, mein Herr.“ Er lächelte schmal. „Scheinbar liegt hier eine Verwechslung vor.“ Er verbeugte sich mit ironischem Lächeln vor Athos und zog seinen Gefährten aus dem Zimmer.
Grimmig nahm Athos den Wirt ins Auge und der, von seinem Blick gefangen, ließ die Pistolen sinken. Nach einem Augenblick begann der Wirt stotternd zu erklären, er sei schriftlich vor einer Fälscherbande gewarnt worden, dessen Beschreibung haargenau auf sein Äußeres und das seiner Gefährten entsprach. Athos ließ sich den Brief zeigen. Mit einem Blick erkannte er die feine Handschrift Myladys.
„Anna“, knurrte er fluchend. Doch Athos wäre nicht Athos, wenn sein Edelmut nicht über seine grobe Laune siegen würde. Also lachte er.
„Hey Wirt!“, sagte er. „Ihr seid ein braver Mann, aber auch ein Mann, dem man Geschichten erzählen kann. Ihr versteht jetzt, daß man Euch einen Bären aufgebunden hat?“
Der Wirt gab dies sogleich zu und versprach, es mit einem ordentlichen Frühstück wieder gutzumachen. Natürlich würde schnellstmöglich ein Pferd zu seiner Verfügung stehen, doch er müsse verstehen, daß alles nach seiner Reihe ginge. Die nächsten Pferde, die der Postwagen mitführen würde, wären die der Mylady.
Bei diesen Worten richteten sich Athos Nackenhaare auf. „Sollte das Schicksal so mit mir spielen?“, dachte er. Sein Herz klopfte bis in den Hals und ihm wurde übel.
„Bei Gott, mein Herr!“, rief der Wirt, als er sah, wie die Farbe aus Athos Gesicht wich, „setzt euch nur geschwind in die Schankstube und das Frühstück folgt auf dem Fuße!“
Athos musste all seine Kraft zusammennehmen, um an einen der sauberen Holztische der Wirtschaft zu gelangen. Der Wirt tat es ihm recht, als er Athos als erstes einen Krug Wein an den Tisch brachte. Nie bedurfte Athos eines Bechers mehr als heute!
Die Speisen wurden ihm an den Tisch gebracht und Athos hatte Ruhe, sich genauer umzusehen. „Wo frühstückt die Dame, von der du sprachst, Wirt?“
„Da meine Gäste in den letzten Tagen aus Männern bestand, speiste Mylady mit ihre Zofe auf ihrem Zimmer.“
„Und du Gauner hast ihr für diese Speisung einen Louisdor mehr abgeknöpft, nicht wahr?“
„Das – mein Herr – ist mein gutes Recht als Gastwirt!“
Athos verfluchte die Gewinnsucht des Wirtes, drückte ihm diesen Louisdor in die Hand und versprach, ihm noch einen zu schenken, solle er es schaffen, Mylady überreden zu können, Athos am Frühstückstisch Gesellschaft zu leisten. Der Wirt verbeugte sich und dankte vielmals für die ihm aufgetragene Ehre. Eilig stieg er hinauf und kurze Zeit später trat ein junges Mädchen in einfachen, aber sehr sauberen Sachen in die Wirtschaft. Sie sprang zurück, als sie Athos erblickte, sah ihn prüfend an und lief hinaus
„Nun, ihre Zofe ist mir unbekannt“, dachte Athos, „ich mag mich irren.“
Mittlerweile war Grimaud einigermaßen hergestellt und Athos befand ihn würdig, bei Tisch zu dienen. Er ließ sich bereits seinen vierten Becher Wein einschenken, als Mylady den Schankraum betrat.
Athos sah sie und verfluchte seine Neugierde. Diese Dame war jung, sehr jung, vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre. Sie war dafür recht groß, gut gewachsen und der sanfte Ausdruck auf ihrem Gesicht spottete ihre Kleidung. Sie war nach der englischen Mode gewandet und trug daher ein kurzes Mousselinkleid mit Fischbeinmieder, welches die Brust frei läßt. Da die Englische Gesellschaft nichts züchtigeres sieht, als einen Kinderbusen, verweigert man den jungen Mädchen das Brusttuch. Ihre Haut war blendendweiss und ihr hübsches Gesicht ward umkränzt von blonden Locken. Athos stand auf, Mylady zu begrüßen. Sie erwiderte dieses Kompliment, indem sie einen vornehmen und zugleich ehrerbietigen Knicks machte.
„Ich werde die Ehre haben, mich selber vorzustellen, mein Herr“, sprach sie Athos auf englisch an und reichte ihm die Hand zum Kuss. „Ich bin Mylady Lilith Pembrock und danke ihnen für ihre Einladung.“
Athos nannte seinen Inkognito, hieß sie sich hinzusetzen und bat sie, Grimaud als Kellner anzunehmen.
„Ich danke nochmals ihnen für ihre väterliche Fürsorge, Herr Athos“, antwortete sie, diesmal in einem akzentfreiem französisch, „doch ich werde meiner Zofe Penny diese Ehre nicht abspenstig machen.“ Die Zofe trat auf ihren Namen hinzu und wechselte ihrer Herrin den Teller.
„Ihr müßt es doch leid sein, in eurem Zimmer zu essen, Mylady Lilith?“
„Mir blieb nichts anderes übrig, denn obwohl ich keine Besuche empfangen wollte, konnte ich es doch nicht verhindern, dass Neugierige an meine Türe klopfen. Die Herren, die hier zu Mittag speisten, versuchten alles mögliche, um mich von meiner Einsamkeit, unter der ich leiden musste, zu heilen, obgleich ich durchaus nicht so tat, als wenn ich solcher Heilung bedürftig wäre.“
Athos grollte dem Wirt, der diese reizende, ja wirklich pikante Blondine nicht von den Zugriffen der Gäste zu schützen vermochte. Der entschuldigte sich, dass er wohl Pistolen habe, die Athos ja kannte, diese aber nie geladen seinen. Diese Rede und der Wein stimmten Athos heiter. Er nötigte Mylady, die er übrigens für eine Landsmännin hielt, ihm beim Essen die Spitze zu bieten und entschuldigte sich für seine Neugierde, als er sie über den Zweck ihrer Reise befragte.
Mylady Lilith lächelte traurig. „Ich bin auf dem Heimweg“, sprach sie, „wo mein Vater mich unweigerlich in ein Pensionat geben wird.“
„Doch ihr seid nicht einverstanden?“, fragte Athos.
„Es steht mir nicht zu, mich den weisen Anordnungen meines Vaters zu widersetzen. Er meint es gut mit mir.“ Sie biss sich auf die Lippen und sah Athos unschlüssig an. „Ihr entschuldigt, doch ich weis nicht, wie ich dies Euch, einen mir Wildfremden Menschen anvertrauen konnte!“
„Bitte, sagt es mir!“, rief Athos auf, „sagt mir alles, ich verdiene Euer Vertrauen, meine Tochter.“
„Ich glaube es auch, obwohl ich Euch erst seit einer Stunde kenne.“ Während sie so sprach, wurde sie glühend rot. Ihre Zofe reichte ihr den Weinkelch, dass sie sich erfrische.
„Mir wurde von meinem Vater die Wahl gelassen, worin ich die Zeit bis zu meiner Verheiratung bleiben würde; entweder das Kloster, oder das Pensionat. Ich entschied mich für das letztere, da ich mich zu jung fühle, um in den steinernen Mauern eines Konvents eingekerkert zu werden.“ Sie erschrak über diese Offenheit und blickte Athos flehend an. „Sie verzeihen mir diese Bemerkung? Ich wollte nicht schlecht über die Bräute des Herrn sprechen.“
Athos beeilte sich, Mylady Lilith zu beruhigen und es gelang ihm, ihr mit ein paar feinen Anekdoten ein Lächeln auf ihr Gesicht zu locken. Er sprach von seiner Jugend und deren Scherze und ungewollt kam er an die Grenzen seiner Erinnerung.
„Nun habe ich Euch mit einem Einwurf verärgert!“, rief Mylady aus und ergriff Athos Hand. „Glaubt Ihr denn nicht, daß Liebende einander alles vergeben können?“
„Ist es nicht wichtig, welche Geschichte hinter einem steht, und Buse zu tun vor einem so wichtigen Schritt der Verheiratung?“, mühte sich Athos zu antworten.
Verwundert blickte Mylady Lilith Athos an. „Ihrscheind mir ein wackerer Mann, stolz und edel und doch voller Vorurteile. Wißt Ihr, wer ich bin? Nein, und dennoch haben wir drei Stunden fröhlich miteinander gespeist und können zufrieden weiterreisen.“ Sie tätschelte Athos Arm. „Warum sollte es nicht reichen, sich zu lieben und sich mit der Person zu verheiraten, die sie grade ist, nicht die sie mal war?“
Der Musketier sah sie finster an und zwang sich zu einer ruhigen Antwort: “ Es liegt kein Unrecht in Euren Worten und dennoch wandelt Ihr auf Abwegen, mein Kind. Ihre seid in dem schönen Alter in dem ihr Eure Verwandten für Euch sorgen lassen könnt. Hört auf Euren Vater“, sagte Athos mit Nachdruck. „Er liebt Euch – dies kann ja gar nicht anders sein – und wird Euch auf den rechten Lebensweg führen.“
Mylady Lilith lächelte ihn mit feuchten Augen an. „Ich werde Euren Rat immer in meinem Herzen tragen, mein väterlicher Freund.“
„So gestattet mir, Euch zu umarmen!“, rief Athos aus.
Die junge Lady eilte gleich zu ihm, nannte ihn ihren besten Freund und küsste ihn auf die Wangen. Draußen rollte geräuschvoll ein Wagen in den Hof. Die Zofe und Grimaud eilten ans Fenster.
„Die Pferde sind da, Mylady!“, rief Penny aus.
„Dann ist das der Abschied, Freund Athos“, sagte Mylady Lilith.
„So ist es wohl“, gab der wackere Mann zu. Er stand auf und schaffte es, trotz der vielen Becher Wein, Mylady mit einer Verbeugung zu grüßen.
Mit gesenkten Kopf ging sie mit ihrer Zofe nach oben. Draußen half Grimaud, die gesandten Pferde umzuspannen. Benommen trat Athos hinzu. Er lehnte sich an die Hauswand, um Halt zu finden und wartete auf Myladys Abfahrt. Er wünschte sich, er hätte ihr einen kräftigeren Abschied, als diese lächerliche Umarmung geben können, doch dies war nun nicht mehr möglich.
Die Zofe erschien, und Grimaud sprang dazu, ihr mit dem Gepäck zu helfen. Athos musste grinsend eingestehen, dass der Schelm einen guten Geschmack hatte. Penny war ein süßer Happen und wie sie Grimaud anlächelte, hätte er zu seinem Ziel finden können.
Mylady erschien eingehüllt in einem dunklem Reisemantel, der eifersüchtig all ihre Reize versteckte. Sie lächelte Athos an, umarmte ihn ohne Umstände und liess sich die Stirn küssen. Dann trat sie an ihren Wagen. Den kleinen Fuß auf der Stufe nickte sie Penny zu. Grimaud half ihr einzusteigen und Penny drückte ihm danach einen dicken Umschlag in die Hand.
„Für deinen Herrn“, flüsterte sie und gab ihm einen Florentiner Kuss. Der Kutscher knallte mit der Peitsche und der Wagen fuhr an.
Grimaud trat an seinen Herrn und überreichte ihm wortlos das kleine Päckchen. Athos sah auf die Schrift darauf und seine Kehle, noch betäubt vom Wein, dörrte aus. Auf dem Umschlag stand nur ein Name: „Graf de la Fère“
Hastig öffnete er den Umschlag und ein Miniaturbild fiel ihm entgegen. Das kleine Abbild Liliths war eine gute Arbeit. Ihre Haare waren darauf in französischer Art hochgesteckt und des Künstlers Phantasie liess in dem geschnürten Mieder einen Busen sehen, wo die Natur noch keinen gemalt hatte. Sie trug eine Smaragdkette, die Athos nur allzugut kannte. Er hatte sie vor Jahren seine Frau geschenkt.
„Anna!“ Es wurde ihm schwarz vor Augen
„Weißt Du, was aus Athos geworden ist?“, fragte d´Artagnan.
„Ach, gnädiger Herr“, erwiderte Planchet, „ich habe zwei auf seine Schüsse fallen sehen, und bei einem Blick, den ich noch durch die Glastür warf, kam es mir vor als raufe er mit den anderen.“
„Braver Athos!“, murmelte d´Artagnan. „Wenn ich bedenke, daß man ihn so im Stich lassen muß! Übrigens erwartet uns vielleicht zehn Schritte von hier dasselbe Schicksal. Vorwärts! Planchet, vorwärts!“