Eine tote Ratte mehr
von Der Schmunzler
Kurzbeschreibung
Die Phillippinen sind ein heißes Pflaster, für Terroristen wie auch für Agenten. In dieser Kurzgeschichte begegnen sich Michael McKenna - seines Zeichens Doppelnull-Agent im Dienste des MI6 - und ein Mann, der Terroristen ausbildet. Nur einer von beiden wird den geschäftigen und menschenstarrenden Markt lebend verlassen.
GeschichteThriller / P16 / Gen
11.01.2007
11.01.2007
1
983
11.01.2007
983
Tote, am Bauch aufgeschlitzte Ratten hangen an jeder Straßenecke und die Kloakeflüsse stanken bis zum stahlblauen Himmel, der in fast schon ironischer Reinheit über der schmutzverseuchten Slumgegend von Manila hing. Die Sonne schien und das bestärkte all den Müll nur in seiner Verwesung und die Maden in den Tierkadavern bei ihrer Aktivität. Fliegen waren hier noch das kleinste Problem, andere Insekten waren viel lästiger weil viel kleiner und zahlreicher oder größer und giftiger. Die Menschen waren auch kein Hort der Reinheit, sie hausten in Blechhütten an den Rändern der Schmutzabflüsse und überall war der Einfluss der nicht vorhandenen Abwasserkanäle zu sehen.
Michael mochte diesen Ort.
In dieser dreckstarrenden Gegend war ein Treiben wie es an Silvester auf dem Times Square nicht herrschte und in jedem zweiten Hof war eine Spelunke, ein Bordell oder ein illegaler Platz für die Hahnenkämpfe eingerichtet. An diesen Orten wechselten die spärlichen Löhne der Hungerarbeiter schnell den Besitzer und jedem der her kam war klar, dass ein Menschenleben hier nichts galt. Waffenbesitz war eine Ehre, wobei Schusswaffen viel zu teuer waren. Die Machete galt als traditionelles Handwerkzeug und war auch bei den ärmsten Familien verfügbar. Genau auf einem Markt in dieser Gegend, in der Ratten und Schildkröten angepriesen wurden, war ein Europäer zu sehen.
Michael McKenna. Ein ca. 1,80m großer Mann mit kurzgeschnittenem und gegeltem braunen Haar, durchschnittliche Statur - das war er. Fähig, jederzeit mit drahtigen, koordinierten Muskeln und jeder Faser seines Körpers die ihm auferlegte Mission zu erfüllen.
Dies war die Art von Arbeit, die man von ihm erwartete – dreckstarrend, gefährlich und natürlich am Rande jeder Legalität. Keine Staatsbehörde der Philippinen wusste Bescheid und so musste Michael auch mit einer Festnahme rechnen, sollte er bei seiner Aufgabe erwischt werden. Das das nicht geschah, dafür war er ausgebildet worden und so kleidete er sich auch als Weißer unauffällig: Einfache Jeans, stabile Schuhe, olives T-Shirt und eine Anglerweste, die das Schulterholster mit der angestammten und durchgeladenen Beretta enthielt. Das gefährlichste war aber noch ungenannt. In der Hosentasche trug Michael eine Spritze bei sich, deren Inhalt ihrem unschuldigen Aussehen Lügen strafte – hochgiftiges PBS. PBS war vom MI6 entwickelt worden, um Personen schnell und unauffällig zu töten. Dabei hatte PBS den Vorteil, schon kurz nach dem Tod nicht mehr im Körper auffindbar zu sein. Der Nachteil war, dass PBS ein Nervengift war und dem Opfer somit einen recht langen und schmerzhaften Tod bereitete, da es seinen Körper und erst nach ca. 2 Minuten dessen Verstand tötete.
Diese Mission war ohne jeden Glamour und ohne jede Extravorstellung abzuliefern. Michael musste sie nach den Regeln der Ninjas oder der Assassinen vollführen, die Unauffälligkeit ja als oberste Priorität lieferten. Unauffällig zu sein, war bei seiner Hautfarbe vielleicht schwer, aber das ungepflegte Äußere (5-Tage-Bart und verstrubbelte Haare) ließen keinen klaren Unterschied zu der geschäftigen Menschenmasse erkennen, die ihn umwirbelte und unablässig Teppiche sowie madenzerfressene Melonen feilbot. Michael hatte hier nie etwas gekauft, er wäre erdrückt worden, hätte er den Händlern auch nur einen Dollar gezeigt. Die letzten Observationen hatten aber ergeben, dass der Mann hier um diese Uhrzeit entlang kommen musste. In der Menge wäre es leicht, ihn anzurempeln und unauffällig eine Spritze in den Arm zu rammen.
Das Ziel war ein Terrorist oder zumindest jemand, der für die falsche Seite arbeitete. Er war für die Finanzierung der philippinischen Terrorcamps zuständig und warb aus den Reihen der Jugendlichen und Kinder (die zumeist von ihren Eltern verkauft wurden) neue Rekruten für die Ausbildung zu Terroristen an. Wer er war, war ungeklärt, genau wie der Name. Das half dabei, die Sache unpersönlich zu halten. Das Gesicht war genug, um die Falle zuschnappen zu lassen. Der Mann würde hier sterben, zuckend auf dem schmutzigen Boden, mit dem Gesicht in einer Kloakepfütze. So lautete der Plan.
Michael stand mit angelehnter Schulter an einer Wand, als er das Ziel kommen sah. Keine Leibwächter, keine anderen Agenten. Michael setzte sich lockeren Schrittes in Bewegung, auf einem Kurs, der ihn an den Mann heranbrachte aber nicht zu offensichtlich war. Das Ziel war einen Kopf kleiner als Michael (Asiaten halt) und sah in so zwischen all den Schultern kaum. Während er ging, nahm Michael die Spritze aus der Tasche und zog das Schutzkäppchen ohne einmal hinzusehen ab. Kein Test war möglich, es musste funktionieren. Michael umfasste das Instrument mit Zeige- und Mittelfinger, während er den Daumen an den Abzug setzte. Alles hatte blitzschnell zu gehen. Als der Doppelnull-Agent registrierte, dass er vor dem Opfer am festgestellten Punkt sein würde, entschied er die endgültige Marschrichtung: von vorne, mit linker Schulter an rechter Schulter anrempeln. Michael ging nun genau auf seinen Feind zu, dieser konnte ihn ja kaum bemerken. Es waren nur noch 10m; 5m; 2m; - Michael rempelte den Gegner genauso ungehobelt aus dem Weg wie jede andere Person hier, doch diesmal platzierte er mit der rechten Hand den Spritzeneinschuss unter dem linken Arm des Mannes, direkt in den Körper. Der Asiat mit typischem Pilzschnitt und einem fast sanften Oberlippenbart schaute Michael einen Moment lang überrascht an und dem jungen Agenten raste der Zweifel durch den Kopf, ob dieser Mann ihn vielleicht erkannt haben könnte. Dieser Zweifel hielt ihn hier länger als es nötig war. Erst als der Asiat seinen Blick wieder nach vorne richtete und seinen Gang durch die Menge fortsetzte, atmete der Doppelnull-Agent tief durch und ging in die entgegengesetzte Richtung. Jetzt musste Michael warten, folgte aber der ersten Agentenregel und ging ungestört weiter. Erst nach ca. 10 Sekunden stockte die Menschenmasse und Michael wandte sich in ihre Blickrichtung: Der Mann lag am Boden, zuckend und mit dem Gesicht in einer Pfütze, Menschen standen ratlos um ihn. Jetzt war es nur eine Frage der Zeit, bis der Tod durch Ersticken eintrat. Michael wandte sich wieder zum Gehen und im Hotel würde er die Spritze vernichten. Um die Straßenecke jedoch richtete sich seine Aufmerksamkeit auf sein Handy, das klingelte.
„005, wir haben ein neues Ziel für Sie.“
Michael mochte diesen Ort.
In dieser dreckstarrenden Gegend war ein Treiben wie es an Silvester auf dem Times Square nicht herrschte und in jedem zweiten Hof war eine Spelunke, ein Bordell oder ein illegaler Platz für die Hahnenkämpfe eingerichtet. An diesen Orten wechselten die spärlichen Löhne der Hungerarbeiter schnell den Besitzer und jedem der her kam war klar, dass ein Menschenleben hier nichts galt. Waffenbesitz war eine Ehre, wobei Schusswaffen viel zu teuer waren. Die Machete galt als traditionelles Handwerkzeug und war auch bei den ärmsten Familien verfügbar. Genau auf einem Markt in dieser Gegend, in der Ratten und Schildkröten angepriesen wurden, war ein Europäer zu sehen.
Michael McKenna. Ein ca. 1,80m großer Mann mit kurzgeschnittenem und gegeltem braunen Haar, durchschnittliche Statur - das war er. Fähig, jederzeit mit drahtigen, koordinierten Muskeln und jeder Faser seines Körpers die ihm auferlegte Mission zu erfüllen.
Dies war die Art von Arbeit, die man von ihm erwartete – dreckstarrend, gefährlich und natürlich am Rande jeder Legalität. Keine Staatsbehörde der Philippinen wusste Bescheid und so musste Michael auch mit einer Festnahme rechnen, sollte er bei seiner Aufgabe erwischt werden. Das das nicht geschah, dafür war er ausgebildet worden und so kleidete er sich auch als Weißer unauffällig: Einfache Jeans, stabile Schuhe, olives T-Shirt und eine Anglerweste, die das Schulterholster mit der angestammten und durchgeladenen Beretta enthielt. Das gefährlichste war aber noch ungenannt. In der Hosentasche trug Michael eine Spritze bei sich, deren Inhalt ihrem unschuldigen Aussehen Lügen strafte – hochgiftiges PBS. PBS war vom MI6 entwickelt worden, um Personen schnell und unauffällig zu töten. Dabei hatte PBS den Vorteil, schon kurz nach dem Tod nicht mehr im Körper auffindbar zu sein. Der Nachteil war, dass PBS ein Nervengift war und dem Opfer somit einen recht langen und schmerzhaften Tod bereitete, da es seinen Körper und erst nach ca. 2 Minuten dessen Verstand tötete.
Diese Mission war ohne jeden Glamour und ohne jede Extravorstellung abzuliefern. Michael musste sie nach den Regeln der Ninjas oder der Assassinen vollführen, die Unauffälligkeit ja als oberste Priorität lieferten. Unauffällig zu sein, war bei seiner Hautfarbe vielleicht schwer, aber das ungepflegte Äußere (5-Tage-Bart und verstrubbelte Haare) ließen keinen klaren Unterschied zu der geschäftigen Menschenmasse erkennen, die ihn umwirbelte und unablässig Teppiche sowie madenzerfressene Melonen feilbot. Michael hatte hier nie etwas gekauft, er wäre erdrückt worden, hätte er den Händlern auch nur einen Dollar gezeigt. Die letzten Observationen hatten aber ergeben, dass der Mann hier um diese Uhrzeit entlang kommen musste. In der Menge wäre es leicht, ihn anzurempeln und unauffällig eine Spritze in den Arm zu rammen.
Das Ziel war ein Terrorist oder zumindest jemand, der für die falsche Seite arbeitete. Er war für die Finanzierung der philippinischen Terrorcamps zuständig und warb aus den Reihen der Jugendlichen und Kinder (die zumeist von ihren Eltern verkauft wurden) neue Rekruten für die Ausbildung zu Terroristen an. Wer er war, war ungeklärt, genau wie der Name. Das half dabei, die Sache unpersönlich zu halten. Das Gesicht war genug, um die Falle zuschnappen zu lassen. Der Mann würde hier sterben, zuckend auf dem schmutzigen Boden, mit dem Gesicht in einer Kloakepfütze. So lautete der Plan.
Michael stand mit angelehnter Schulter an einer Wand, als er das Ziel kommen sah. Keine Leibwächter, keine anderen Agenten. Michael setzte sich lockeren Schrittes in Bewegung, auf einem Kurs, der ihn an den Mann heranbrachte aber nicht zu offensichtlich war. Das Ziel war einen Kopf kleiner als Michael (Asiaten halt) und sah in so zwischen all den Schultern kaum. Während er ging, nahm Michael die Spritze aus der Tasche und zog das Schutzkäppchen ohne einmal hinzusehen ab. Kein Test war möglich, es musste funktionieren. Michael umfasste das Instrument mit Zeige- und Mittelfinger, während er den Daumen an den Abzug setzte. Alles hatte blitzschnell zu gehen. Als der Doppelnull-Agent registrierte, dass er vor dem Opfer am festgestellten Punkt sein würde, entschied er die endgültige Marschrichtung: von vorne, mit linker Schulter an rechter Schulter anrempeln. Michael ging nun genau auf seinen Feind zu, dieser konnte ihn ja kaum bemerken. Es waren nur noch 10m; 5m; 2m; - Michael rempelte den Gegner genauso ungehobelt aus dem Weg wie jede andere Person hier, doch diesmal platzierte er mit der rechten Hand den Spritzeneinschuss unter dem linken Arm des Mannes, direkt in den Körper. Der Asiat mit typischem Pilzschnitt und einem fast sanften Oberlippenbart schaute Michael einen Moment lang überrascht an und dem jungen Agenten raste der Zweifel durch den Kopf, ob dieser Mann ihn vielleicht erkannt haben könnte. Dieser Zweifel hielt ihn hier länger als es nötig war. Erst als der Asiat seinen Blick wieder nach vorne richtete und seinen Gang durch die Menge fortsetzte, atmete der Doppelnull-Agent tief durch und ging in die entgegengesetzte Richtung. Jetzt musste Michael warten, folgte aber der ersten Agentenregel und ging ungestört weiter. Erst nach ca. 10 Sekunden stockte die Menschenmasse und Michael wandte sich in ihre Blickrichtung: Der Mann lag am Boden, zuckend und mit dem Gesicht in einer Pfütze, Menschen standen ratlos um ihn. Jetzt war es nur eine Frage der Zeit, bis der Tod durch Ersticken eintrat. Michael wandte sich wieder zum Gehen und im Hotel würde er die Spritze vernichten. Um die Straßenecke jedoch richtete sich seine Aufmerksamkeit auf sein Handy, das klingelte.
„005, wir haben ein neues Ziel für Sie.“