Ich bin nicht das Böse
von Miss Phantom
Kurzbeschreibung
Ist Hyde wirklich immer der Böse? Oder wird er einfaach nur misssverstanden. Hydes ganz persönliche Gedanken über seine Rolle in Jekylls Leben.
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Henry Jekyll
04.06.2006
04.06.2006
1
1.084
Alle Kapitel
10 Reviews
10 Reviews
Dieses Kapitel
6 Reviews
6 Reviews
04.06.2006
1.084
Ich bin nicht das Böse
Ich stehe am See im Hyde Park und blicke auf das Wasser, das sich in der lauen Morgenbrise leicht kräuselte und in sanften Wellen am Ufer brach. Die ganze Nacht war ich ziellos durch die Straßen von London gegangen. Meine Schritte hatte mich wie von unsichtbaren Fäden gelenkt in Londons ärmlichen Norden mit seinen verruchten Vergnügungen geführt. Ohne auf die Verlockungen der Nacht zu achten war ich durch das Viertel gegangen bis mich meine Schritte wieder in noblere Gegenden führten.
Ich war durch die dunklen Straßen des Parks gegangen bis ich am Ufer des Serpentine-Sees stehen geblieben war. Die ganze Zeit über habe ich nachgedacht, etwas was mir Jekyll wohl niemals zutrauen würde. Bei dem Gedanken kann ich nicht anders, als spöttisch zu grinsen.
Jekyll – mein zweites Ich, der Körper, in dem ich solange versteckt war und nun befreit wurde. Er wollte das Böse vom Guten trennen und es ist ihm zweifelsohne gelungen, ich bin frei und kann machen, wonach es mich gelüstet, so wie er das seinige tun kann. Die Sache hat nur einen Haken, einen beträchtlichen, wir sind nun zwei Personen, haben jedoch nur einen Körper.
Aber das waren nicht die Gedanken, die mich gestern zu später Stunde aus dem Laboratorium getrieben haben. Es waren Gedanken von noch größerer Verzweiflung gewesen und doch alles ist so eng miteinander verbunden – zu eng.
Jekyll verflucht mich, als das böse Tier in ihm, das Tier das seine dunkelsten Gedanken realisiert, das Tier das er besiegen möchte, jedoch nicht besiegen kann. Er kann mich nicht eliminieren wie ein lästiges Insekt, ich bin ein Teil von ihm, doch er sieht es nicht ein. Er versteht nicht, das ich zu ihm gehören muss und er will nicht einmal daran denken ein Leben mit mir zu führen.
Wütend balle ich meine Hände zu Fäuste, sinke ins Gras und ramme meine Fäuste in den weichen Boden. Ich bin allein hier, niemand wird mich sehen und so lass ich meine Gefühle – ja auch ich habe Gefühle – freien Lauf. Die Tränen bahnen sich ihren Weg, als ich an Lucy denke und spüre wie sich dieses wohlige Kribbeln in mir ausbreitet.
„Ich liebe sie und kann sie nicht haben.“, höre ich mich flüstern und schon sehe ich Lucy vor mir, wie sie lächelt, wenn sie von einem neuen Leben mit Jekyll träumt. Sie weiß nicht, das Jekyll ihr nie ein neues Leben gewähren wird, zumindest nicht mit ihm.
Sie mag ihn, sie bewundert ihn daran besteht kein Zweifel, doch warum gerade er. Er ist, im Gegensatz zu mir, die pure Unschuld. Er ist freundlich zu ihr, gewiss, aber nicht ein noch so winziges Gefühl der Zuneigung regt sich in ihm für sie, zumindest nicht so, wie die kleine Lucy es verdient hätte. Ich weiß, ich liebe sie, will sie und doch sie erwidert für mich höchstens die animalischen Gelüste, aber ihr Herz scheint nicht für mich zu schlagen.
Warum nur, sieht jeder in mir das Böse, den Mörder – und wieder muss ich mir eingestehen, ja ich habe gemordet, aber es waren Jekylls Gedanken, die ich lediglich verwirklicht habe, weil er in mir nun mal seine schlechten Gedanken vergrub. Er sieht nicht, das ich all das verkörpere, das er sich verbietet. Solange er es nicht versteht, mich nicht versteht, solange wird er keinen Frieden finden, solange wird er unter den schmerzhaften Anfällen leiden, die meine Ausbrüche verursachen.
Ich bin nicht so böse, wie alle Welt glaubt. Ich bin nur freier, verabscheue die Grenzen dieser selbstgefälligen Gesellschaft, die sich für etwas besseres hält und über jeden die Nase rümpft, der sich nicht so verhält, wie die Elite der Gesellschaft es erwartet. Ich hasse diese Gesellschaft, die das Leben einengt und ihm alle Freude raubt. Ich hasse diese Gesellschaft, die so hoch moralisch tut, jedoch verruchter und verdorbener ist, als alle Huren der Roten Ratte zusammen. Ich hasse diese Gesellschaft, die sich hinter der Fassade der Freundlichkeit, des Anstandes versteckt und all ihre Gefühle versteckt bis sie verrückt werden bis ihr böses Ich ausbricht. Sie sind selber Schuld, ja sie tragen die Schuld an Jekylls, an meinem Leid.
Ich liebe und kann sie nicht haben. Jekyll wird Lisa heiraten und ich werde Lucy deswegen niemals haben können. Er fragt mich warum ich ihn quäle, aber sieht er nicht, wie sehr er mich quält? Sieht er es nicht, das ich ebenso leide wie er?
Er sieht es nicht, weil er in mir nur den Mörder, den Lüstling sieht, aber das bin ich nicht, nicht nur. Mein Ich ist ebenso facettenreich, wie seines und würde er sich endlich eingestehen, dass ich er bin, dann könnten wir zusammen existieren ohne kämpfen zu müssen. Aber ich weiß, das er kämpfen will, kämpfen bis er das Böse besiegt hat, bis ich nicht mehr existiere, aber ich werde immer in ihm existieren, er weiß es nur nicht, denn jedes seiner unterdrückten Gefühle, wird mich nähren.
Wie viele Hydes müssen ausbrechen, bis diese versnobte Gesellschaft begreift? Was muss noch geschehen, bis sie alle begreifen, das sie das „Böse“ in ihnen mit ihren unterdrückten Empfindungen nähren bis es stärker ist, als ihr anderes Ich.
„In jedem von uns gibt es zwei Wesen. Es ist der Fluch der Menschheit, dass Gut und Böse, diese unversöhnlichen Zwillinge, einen ewigen Kampf in uns führen müssen.* Wir wären keine unversöhnlichen Zwillinge, wenn die Menschheit sich nicht verstellen würde und sich nicht Regeln unterwerfen würden, die wider ihrer Natur sind.“, sage ich mir, als die Sonne endgültig den Weg an den Himmel gefunden hat. „Es muss doch möglich sein, wie Sonne und Mond in Harmonie zu leben.“ sage ich mir und begebe mich zurück in mein Laboratorium, als ich spüre, das Jekyll zurück an die Oberfläche kommen wird.
„Ich bin nicht Böse, ich bin nur sein böser Gedanke. Hätte er seine Wut über die Ablehnung seines Experimentes nur ausgelebt und diesen Heuchlern gesagt, was er über ihre Entscheidung denkt, dann wären sie noch am Leben. Aber so wurden diese Gedanken zu mir. Ich bin nicht das Böse, das Böse sind die Gedanken, die alle unterdrücken, statt sich Luft zu machen.“
Gedankenverloren und wütend über die Oberflächlichkeit und Falschheit der Menschheit finde ich meinen Weg zurück dem Ort, an dem ich befreit wurde.
*aus dem Prolog - Jekyll & Hyde
Ich stehe am See im Hyde Park und blicke auf das Wasser, das sich in der lauen Morgenbrise leicht kräuselte und in sanften Wellen am Ufer brach. Die ganze Nacht war ich ziellos durch die Straßen von London gegangen. Meine Schritte hatte mich wie von unsichtbaren Fäden gelenkt in Londons ärmlichen Norden mit seinen verruchten Vergnügungen geführt. Ohne auf die Verlockungen der Nacht zu achten war ich durch das Viertel gegangen bis mich meine Schritte wieder in noblere Gegenden führten.
Ich war durch die dunklen Straßen des Parks gegangen bis ich am Ufer des Serpentine-Sees stehen geblieben war. Die ganze Zeit über habe ich nachgedacht, etwas was mir Jekyll wohl niemals zutrauen würde. Bei dem Gedanken kann ich nicht anders, als spöttisch zu grinsen.
Jekyll – mein zweites Ich, der Körper, in dem ich solange versteckt war und nun befreit wurde. Er wollte das Böse vom Guten trennen und es ist ihm zweifelsohne gelungen, ich bin frei und kann machen, wonach es mich gelüstet, so wie er das seinige tun kann. Die Sache hat nur einen Haken, einen beträchtlichen, wir sind nun zwei Personen, haben jedoch nur einen Körper.
Aber das waren nicht die Gedanken, die mich gestern zu später Stunde aus dem Laboratorium getrieben haben. Es waren Gedanken von noch größerer Verzweiflung gewesen und doch alles ist so eng miteinander verbunden – zu eng.
Jekyll verflucht mich, als das böse Tier in ihm, das Tier das seine dunkelsten Gedanken realisiert, das Tier das er besiegen möchte, jedoch nicht besiegen kann. Er kann mich nicht eliminieren wie ein lästiges Insekt, ich bin ein Teil von ihm, doch er sieht es nicht ein. Er versteht nicht, das ich zu ihm gehören muss und er will nicht einmal daran denken ein Leben mit mir zu führen.
Wütend balle ich meine Hände zu Fäuste, sinke ins Gras und ramme meine Fäuste in den weichen Boden. Ich bin allein hier, niemand wird mich sehen und so lass ich meine Gefühle – ja auch ich habe Gefühle – freien Lauf. Die Tränen bahnen sich ihren Weg, als ich an Lucy denke und spüre wie sich dieses wohlige Kribbeln in mir ausbreitet.
„Ich liebe sie und kann sie nicht haben.“, höre ich mich flüstern und schon sehe ich Lucy vor mir, wie sie lächelt, wenn sie von einem neuen Leben mit Jekyll träumt. Sie weiß nicht, das Jekyll ihr nie ein neues Leben gewähren wird, zumindest nicht mit ihm.
Sie mag ihn, sie bewundert ihn daran besteht kein Zweifel, doch warum gerade er. Er ist, im Gegensatz zu mir, die pure Unschuld. Er ist freundlich zu ihr, gewiss, aber nicht ein noch so winziges Gefühl der Zuneigung regt sich in ihm für sie, zumindest nicht so, wie die kleine Lucy es verdient hätte. Ich weiß, ich liebe sie, will sie und doch sie erwidert für mich höchstens die animalischen Gelüste, aber ihr Herz scheint nicht für mich zu schlagen.
Warum nur, sieht jeder in mir das Böse, den Mörder – und wieder muss ich mir eingestehen, ja ich habe gemordet, aber es waren Jekylls Gedanken, die ich lediglich verwirklicht habe, weil er in mir nun mal seine schlechten Gedanken vergrub. Er sieht nicht, das ich all das verkörpere, das er sich verbietet. Solange er es nicht versteht, mich nicht versteht, solange wird er keinen Frieden finden, solange wird er unter den schmerzhaften Anfällen leiden, die meine Ausbrüche verursachen.
Ich bin nicht so böse, wie alle Welt glaubt. Ich bin nur freier, verabscheue die Grenzen dieser selbstgefälligen Gesellschaft, die sich für etwas besseres hält und über jeden die Nase rümpft, der sich nicht so verhält, wie die Elite der Gesellschaft es erwartet. Ich hasse diese Gesellschaft, die das Leben einengt und ihm alle Freude raubt. Ich hasse diese Gesellschaft, die so hoch moralisch tut, jedoch verruchter und verdorbener ist, als alle Huren der Roten Ratte zusammen. Ich hasse diese Gesellschaft, die sich hinter der Fassade der Freundlichkeit, des Anstandes versteckt und all ihre Gefühle versteckt bis sie verrückt werden bis ihr böses Ich ausbricht. Sie sind selber Schuld, ja sie tragen die Schuld an Jekylls, an meinem Leid.
Ich liebe und kann sie nicht haben. Jekyll wird Lisa heiraten und ich werde Lucy deswegen niemals haben können. Er fragt mich warum ich ihn quäle, aber sieht er nicht, wie sehr er mich quält? Sieht er es nicht, das ich ebenso leide wie er?
Er sieht es nicht, weil er in mir nur den Mörder, den Lüstling sieht, aber das bin ich nicht, nicht nur. Mein Ich ist ebenso facettenreich, wie seines und würde er sich endlich eingestehen, dass ich er bin, dann könnten wir zusammen existieren ohne kämpfen zu müssen. Aber ich weiß, das er kämpfen will, kämpfen bis er das Böse besiegt hat, bis ich nicht mehr existiere, aber ich werde immer in ihm existieren, er weiß es nur nicht, denn jedes seiner unterdrückten Gefühle, wird mich nähren.
Ich verstehe diese Welt nicht, wie sie mich nicht versteht. Ich blicke hinter ihre Fassade sie, sie sieht mich jedoch nicht einmal an, und wenn dann nur verächtlich, als wäre ich Abschaum. Dabei sind sie der Abschaum, weil sie nicht leben wie sie fühlen.
Wie viele Hydes müssen ausbrechen, bis diese versnobte Gesellschaft begreift? Was muss noch geschehen, bis sie alle begreifen, das sie das „Böse“ in ihnen mit ihren unterdrückten Empfindungen nähren bis es stärker ist, als ihr anderes Ich.
„In jedem von uns gibt es zwei Wesen. Es ist der Fluch der Menschheit, dass Gut und Böse, diese unversöhnlichen Zwillinge, einen ewigen Kampf in uns führen müssen.* Wir wären keine unversöhnlichen Zwillinge, wenn die Menschheit sich nicht verstellen würde und sich nicht Regeln unterwerfen würden, die wider ihrer Natur sind.“, sage ich mir, als die Sonne endgültig den Weg an den Himmel gefunden hat. „Es muss doch möglich sein, wie Sonne und Mond in Harmonie zu leben.“ sage ich mir und begebe mich zurück in mein Laboratorium, als ich spüre, das Jekyll zurück an die Oberfläche kommen wird.
„Ich bin nicht Böse, ich bin nur sein böser Gedanke. Hätte er seine Wut über die Ablehnung seines Experimentes nur ausgelebt und diesen Heuchlern gesagt, was er über ihre Entscheidung denkt, dann wären sie noch am Leben. Aber so wurden diese Gedanken zu mir. Ich bin nicht das Böse, das Böse sind die Gedanken, die alle unterdrücken, statt sich Luft zu machen.“
Gedankenverloren und wütend über die Oberflächlichkeit und Falschheit der Menschheit finde ich meinen Weg zurück dem Ort, an dem ich befreit wurde.
*aus dem Prolog - Jekyll & Hyde