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Für meinen König

von Ash
Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Aramis Athos D'Artagnan
14.03.2006
15.10.2006
20
67.255
3
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14.03.2006 3.355
 
König Ludwig saß in seinem Bett aufgerichtet und hatte den Blick starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Aber eigentlich schien sein Blick durch diese Wand hindurch zu gehen und er war weit weit weg.
„Ludwig?“ Mach dir keine Sorgen.“ Königin Anna griff von der anderen Seite des Bettes nach seiner Hand. „Du musst dir einfach noch etwas Zeit geben.“
Ludwigs Blick wanderte jetzt etwas nach links, wo das Gemälde seines Vaters die Wand über dem Kamin dominierte. Genauso übermächtig, wie dieser Mann bis zu seinem Tod das Leben seines Sohnes dominiert hatte. Er hatte so große Erwartungen in ihn gesetzt und ihn immer wieder spüren lassen, dass er sie nicht erfüllte.
„Zeit … wir haben aber keine Zeit“, sagte er aufgebracht und riss sich von dem Anblick des Gemäldes los. „Es muss endlich etwas geschehen.“
„Aber gerade heute ist doch etwas Gutes geschehen.“, versuchte Anna ihn zu beschwichtigen. „Kardinal Richelieu ist enttarnt. Er steht nicht mehr zwischen uns und wird sich nicht mehr in deine Regierung einmischen. Das Volk wird jetzt wirklich von dir gelenkt. Von seinem König.“
“Ja Anna, du hast Recht.“ Ludwig erhob sich, streifte seinen Morgenmantel über und trat an eins der hohen reich verzierten Fenster. Seine wahren Sorgen konnte er seiner Frau nicht mitteilen. Sie war so tapfer und klug, dass er sich gegen sie manchmal regelrecht schwach vorkam. Niemals hätte er ihr sagen können, dass er sich, obwohl er natürlich froh darüber war, dass Richelieus Machenschaften aufgedeckt waren und ein Krieg verhindert worden war, jetzt auch allein gelassen und ein wenig verloren fühlte. Ein Teil von ihm hatte es sehr genossen, dass Richelieu ihm alles abnahm und ihm sagte was er zu tun hatte. Wahrscheinlich hatte er es zu sehr genossen, sonst hätte es gar nicht so weit kommen können. Er machte sich jetzt große Vorwürfe darüber, dass er sich mehr für die Jagd, für Bälle und andere schöne Seiten des Lebens interessiert hatte, als für das Regieren. Konnte er seinem Volk überhaupt ein starker Herrscher sein? Würde das Volk jemandem vertrauen können, der sich von einem Emporkömmling hatte einwickeln lassen, der seine eigene Frau der Untreue verdächtigte und der es nicht einmal schaffte einen Erben zu zeugen?
Verzweifelt schlug er mit der Faust auf das Fensterbrett.
Königin Anna hatte sich inzwischen auch aus dem Bett erhoben und schmiegte sich jetzt zärtlich an ihn. „Ich verstehe dich, Ludwig“ sagte sie. „Auch für dich war es keine Liebesheirat. Und selbst wenn wir uns aneinander gewöhnt haben und uns respektieren, kann man nicht leugnen, dass zwischen uns keine Leidenschaft herrscht.“
Ludwig drehte sich gequält zu ihr herum. „Anna! Kaum eine Heirat bei Hofe geschieht aus Liebe. Und dennoch zeugt jeder andere König einen Erben. Wieso…“
„Gab es vielleicht auch in deiner Vergangenheit eine Frau, der noch immer dein Herz gehört?“ fragte Anna, ihn unterbrechend. „Wenn ja, dann teile es mit mir. Vielleicht … wird es dann leichter.“
Der König schüttelte verzweifelt den Kopf. „Da gab es niemanden Anna.“ Er machte sich von ihr los und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. „Das ist es ja, was ich befürchte. Dass es nicht an dir liegt.“ Er drehte sich verzweifelt zu ihr um. „Vielleicht bin ich …“ er verstummte, weil er es nicht über sich bringen konnte, einen so furchtbaren Gedanken zu Ende zu denken. Wenn er impotent war, dann hatte er tatsächlich so sehr versagt, wie sein Vater es schon immer prophezeit hatte.
Anna kam ein paar Schritte auf ihn zu. „Wenn du dich weiter so unter Druck setzt, dann wirst du es auf jeden Fall.“, sagte sie beschwichtigend. „Bitte hör auf mich. Gib dir Zeit. Befasse dich so lange mit den guten Dingen die geschehen. Denk zum Beispiel an deine Musketiere, die in dieser schweren Zeit immer zu dir gehalten haben und niemals von deiner Seite gewichen sind. Sie glauben an dich, Ludwig, also tu du es auch.“
„Ja.“, sagte Ludwig, tatsächlich etwas ruhiger. „Du hast Recht. Auf sie konnte ich mich immer verlassen…“
„Du solltest dir überlegen, wie du deine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen kannst.“, fügte Anna hinzu. „Vielleicht könntest du einen von ihnen an deine Seite nehmen, als deinen persönlichen Leibwächter."
„Ja, dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen.“ Ludwig wandte sich wieder zum Fenster. „Dafür kommt nur ein einziger in Frage. D’Artagnan.“

Zwei Tage später preschte D'Artagnan durch die schlammigen Straßen der Stadt in Richtung Palast. Wo er hier und da Händlern fast den Karren umrannte oder die anwesende Tierwelt verschreckte und aufscheuchte, entschuldigte er sich oder merkte es nicht, denn er hatte wichtiges zu tun! Unter seiner Jacke, dicht an sich gepresst, trug er einen Brief des Königs bei sich, der ihn umgehend zu sich bestellt hatte.
Er war heute morgen beinah aus dem Bett gefallen, als er gemerkt hatte, dass Athos, der ihn mit den Worten "Aufstehen, Schlafmütze, der König ruft!", geweckt und ihm mit dem Brief vor dem Gesicht herumgewedelt hatte, keinen Scherz gemacht hatte. Er war wirklich zum König bestellt worden, er ganz allein! Athos, der ihn derzeit bei sich wohnen ließ, hatte das auch zunächst gar nicht glauben wollen, und so ging es auch den beiden anderen, als Athos ihnen die Neuigkeit erzählte. D'Artagnan hätte sie liebend gern selbst erzählt, aber er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, seine Hose so in seine Stiefel zu stopfen, dass man das Loch knapp unterm Knie nicht mehr sehen konnte - was dazu führte, dass er die Hose etwas tiefer tragen musste als normal war, und was ihn jetzt gerade, als er in Richtung Schloss eilte, erheblich behinderte.
"König Ludwig hat wohl Gefallen an dir gefunden!", hatte Porthos gedröhnt, ein paar Brösel seines dritten Frühstücksbrötchens auf D'Artagnans frisch abgebürstete Jacke sprühend.
"Kein Wunder, nach deinen Meisterleistungen in der letzten Zeit", hatte Aramis ergänzt, die Brösel mit seinem Spitzentaschentuch wieder von der Jacke wischend. "Wenn er einen weiteren Auftrag für dich hat, wird uns das alle sehr stolz machen! Du bist ein wahrer Musketier!"
Mit diesen Worten im Ohr erreichte D'Artagnan den Hof, reichlich abgehetzt, aber strahlend vor Stolz und Zuversicht, und fragte nach dem König. Als die Wachen ihn sogar sofort erkannten, fühlten sich alle folgenden Schritte, die er machte, an, als ginge er einen Meter über der Erde. Natürlich ließen sie sich trotzdem den Brief zeigen, aber D'Artagnan wäre auch sehr empört gewesen, wenn nicht. Die Sicherheit des Königs ging über alles.
Er bekam die Auskunft, der König sei gerade in der hofeigenen Kapelle beim Gebet. Dabei wollte er nun wirklich nicht stören, aber er war so aufgeregt, dass er sich beim Durchqueren des Schlosshofes nicht wirklich soviel zeit lassen konnte, wie er wollte. Seine Füße gingen von ganz alleine so schnell, und erst als er direkt vor der Kapelle stand, kam er etwas zur Ruhe, denn ihm kam der Gedanke, dass dort Constance sicher auch oft gewesen war... Vielleicht hatte sie dort an ihn gedacht...
Er öffnete so leise wie möglich die Tür, und ganz am anderen Ende der Kirche erblickte er eine von Kerzen erhellte Statue der Jungfrau Maria mit ihrem Kind, und davor unverkennbar die Gestalt des Königs, mit seinen glitzernden Roben, offenbar in seinem Gebet versunken. Die Stille, die hier herrschte, kam einem wahrlich heilig vor, als könnte man die Intensität des Gebets des Königs hier überall im Raume spüren, und als sei es ein Sakrileg, sie zu brechen. Auf Zehenspitzen schleichend, den Brief fest in der Hand, ging D'Artagnan an der Türseite der Kapelle entlang, die elegante Bauart des Gebäudes bewundernd. Die Fenster waren so kunstvoll angelegt, das bunte Glas so rein in der Farbe, dass es eine wahre Pracht...
Bevor er noch wusste, wie ihm geschah, stieß sein Fuß an den Ausläufer einer der tragenden Säulen, und der Aufprall, mit dem er gleich darauf auf dem glänzenden Steinboden landete, hallte durch die ganze Kapelle wieder und zerstörte binnen einer Sekunde die ganze Atmosphäre.
"Mein König!", rief D'Artagnan schnell, den Brief hochhaltend. Er wollte sich verbeugen, aber das ging schlecht, wenn man am Boden lag, also sprang er hastig auf und verbeugte sich tief. "Verzeiht!", sagte er, und sah beim Verbeugen, dass beim Fallen seine Hose aus seinem Stiefel gerutscht war. Rasch bemühte er sich, sie wieder hineinzustopfen. "Es war ganz gewiss nicht meine Absicht, Euer Gebet zu stören! Aber man sagte mir, dass ich Euch hier finde, und in Eurem Brief stand, dass Ihr umgehend wünscht, mich zu sprechen...!" Wie zur Bekräftigung hielt er den Brief hoch, der schon ein bisschen gelitten hatte, weil er ihn, seit er ihn heute morgen bekommen hatte, keine Sekunde aus der Hand gegeben hatte.
König Ludwig wartete noch einen Moment ab, ob D'Artagnan ihm jetzt auch wirklich die Gelegenheit gab zu sprechen. Er machte sich gar keine Mühe das Schmunzeln zu verbergen, das sich bei dessen imposanten Auftritt auf seine Lippen geschlichen hatte.
Er nahm es dem ungestümen jungen Musketier nicht übel, im Gegenteil. Es war angenehm jemandem gegenüber zu stehen, der nicht selbstsicherer und ehrfürchtiger als er selbst wirkte. Wenn er mit anderen Adligen zusammen war, hatte er nicht selten das Gefühl, dass sie auf ihn herabsahen, oder ihn etwas seltsam fanden. Zwar beherrschte er die Etikette bis ins Detail, aber ihm fehlte diese angeborene Sicherheit und Arroganz, mit der sich andere Herrscher umgaben. Natürlich war er auch noch sehr jung, aber selbst wenn er langsam an seiner Aufgabe wuchs, hatte er vor allem neben seiner edlen und stolzen Frau hin und wieder das Gefühl, ein wenig fehl am Platze zu sein.
Er raffte seine Schleppe zur Seite und ging ein paar Schritte auf D'Artagnan zu. Vor ihm hatte er nicht das Gefühl, dass er bald stolpern würde, das ihn sonst oft überkam. Er bedeutete ihm mit einer Handbewegung sich zu erheben und musterte den stürmischen und offensichtlich kerngesunden Jungen mit dem ihm eigenen milden Erstaunen. D'Artagnan wirkte etwas zerzaust und mit seiner Garderobe stand es nicht zum besten, wie der König mit einem Blick feststellte. Nun, solche Details ließen sich problemlos beheben. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, was für ein hervorragender Fechter D'Artagnan war, und nur darauf kam es an.
"Ihr stört mich nicht" sagte er, sanfter als es sich für einen König, der gerade in der Kirche überfallen worden war wahrscheinlich gehörte. "Mein Gebet habe ich gerade beendet." In Wahrheit war er in Gedanken viel zu weit weg gewesen, um zu beten. "Sowieso fühlte er sich seinem Gott zur Zeit weniger nahe, als es gut für ihn war. Er fühlte sich im Stich gelassen und einsam und hin und wieder plagten ihn Kopfschmerzen, die ihn fürchten ließen, dass eine Krankheit ihn wieder niederwerfen könnte. Wie sehr er D'Artagnan um dessen Frische beneidete.
"Begleitest du mich auf einem Spaziergang im Schlossgarten? Ich habe etwas mit dir zu besprechen."
Langsam, wie es sich für den König gehörte, schritt er durch den Kreuzgang und trat nach draußen in den kühlen Oktobermorgen. Den Wachen, die sich vor der Kapelle aufhielten, bedeutete er, sie allein zu lassen.
"Wie ich höre war es schon immer dein Wunsch, ein Musketier des Königs zu werden?" begann er dann das Gespräch und wandte sich an den Jungen neben ihn, der zwar respektvoll, aber alles andere als eingeschüchtert wirkte.
"Ganz recht!", antwortete D'Artagnan sofort eifrig. Er freute sich immer noch sehr darüber, dass sein Traum nun endlich in Erfüllung gegangen war, und das, obwohl der Preis hoch gewesen war. Aber seinen Vater stolz zu machen, und wenn es jetzt nur im Himmel war, war das allerwichtigste auf dieser Welt für ihn gewesen. Dass dieser vielleicht nicht recht an ihn geglaubt hatte, hatte ihn verletzt, aber jetzt fühlte es sich an, als habe er einen Ausgleich geschaffen. Er war ein Musketier des Königs, er hatte sich bewiesen, und jetzt redete der König sogar unter vier Augen mit ihm! Er wollte alles tun, um es seinem König zu ermöglichen, ihm bedingungslos zu vertrauen und sich sicher zu fühlen.
"Und ich bin sehr stolz, jetzt diesen Titel tragen zu dürfen!", fuhr er fort. "Ihr könnt Euch ganz sicher sein, dass ich alles tun werde, um Euch zu dienen bis in den Tod!" Seine Augen leuchteten vor Hingabe, während er sich gleichzeitig am Rande fragte, wie es der König schaffte, mit einer solchen Schleppe nirgendwo hängenzubleiben oder darüber zu stolpern. Wäre er damit unten in Paris zehn Meter weit gelaufen, hätte er schon fünf Dinge, die daran hängengeblieben wären, hinter sich hergezogen, ganz zu schweigen von all dem Matsch und Dreck, den sie auf der Stelle aufgesogen hätte.
"Worum auch immer Ihr mich bitten wollt, ich werde es tun!", sagte er leidenschaftlich, seinen Blick von der Schleppe lösend und dem König fest ins Gesicht sehend.
Königin Anna hatte Recht gehabt, dachet Ludwig. Es tat ihm gerade jetzt wirklich gut, die völlige Ergebenheit und die Achtung dieses Jungen ihm gegenüber zu spüren. Selbst wenn sich D'Artagnans Hingabe natürlich auf den Herrscher richtete und weniger auf den Menschen der dahinterstand, fühlte er doch, wie ihn dessen Nähe aufmunterte und ihn aus seinen melancholischen Gedanken riss. Aus dem Blick des Jungen sprach absolute Ehrlichkeit. Er hätte wirklich alles getan, was Ludwig von ihm verlangt hätte. Er war vollkommen darauf vorbereitet im Dienste seines Königs zu sterben. Ludwig hatte von Anna erfahren, dass D'Artagnan der Geliebte von dessen Zofe Constance gewesen war und umso mehr beruhigte es ihn zu sehen, dass deren Tod D'Artagnan zwar vielleicht etwas lebenserfahrener gemacht, ihm aber auf Dauer nichts von seiner jugendlichen Frische und Schärfe hatte nehmen können.
"Ich freue mich, dass du mir meine Bitte schon gewährst, bevor ich sie überhaupt ausgesprochen habe." Ludwig bog in die von jungen Rubinien gesäumte Allee ein, die zum Springbrunnen, führte, der die Mitte des Schlossgartens markierte. "Dennoch möchte, ich, dass du noch einmal genau darüber nachdenkst, bevor du dich wirklich entscheidest. Sei gewiss, dass es dir keinerlei Nachteile bringt, wenn du ablehnen solltest." Er blieb stehen, sah sich zu D'Artagnan um, und bedachte ihn mit dem verschmitzen Lächeln, das zu einem König so gar nicht passen wollte. "Du hast deinen König verteidigt und deinem Volk sehr gut gedient. Deine Tapferkeit und die deiner Gefährten wird mir immer im Gedächtnis bleiben, auch wenn du ablehnen solltest." Er sah lächelnd wie D'Artagnan immer ungeduldiger wurde. "Ich möchte, dass du meine persönliche Leibwache wirst, D'Artagnan."
D'Artagnan riss den Mund auf und starrte König Ludwig an. Dass er damit eher wie ein geistig nicht sehr privilegierter Bauerntölpel und nicht wie die zukünftige persönliche Leibwache des Königs wirkte, fiel ihm gar nicht ein. Er war im ersten Moment so hin und weg, dass er gar nicht wusste, wohin mit sich.
"ICH?!", schrie er, und es hätte nicht viel gefehlt und er wäre Ludwig um den Hals gefallen. Gerade noch rechtzeitig beherrschte er sich und rang begeistert die Hände. Dann besann er sich, weil ihm einfiel dass es für eine Leibwache relativ unziemlich wäre, sich derart zu benehmen. Also wurde er schnell wieder ernst und stellte sich kerzengerade hin.
"Mein König", sagte er, seine Stimme ein wenig verklärt und seinen inneren Aufruhr und die ungemeine Geehrtheit, die er empfand, immer noch verratend. "Nichts würde ich lieber tun, als Euch aus nächster Nähe mit meinem Leben zu verteidigen! Für Eure Sicherheit tue ich alles, dessen könnt Ihr Euch gewiss sein! Ich nehme dieses Angebot, das eine ungeheure Ehre für mich darstellt... dankend an." Er verbeugte sich so tief, dass seine Haare fast den Boden berührten, und während er so dastand und der König sein Gesicht nicht sehen konnte, nutzte er die Gelegenheit für einen lautlosen Jubelschrei.
Ludwig hatte zwar nicht mit einer Ablehnung von Seiten D'Artagnans gerechnet, aber über dessen schier grenzenlose Freude war er dennoch erstaunt. Er kannte die Treue seiner Musketiere und auch seine anderen Diener versuchten natürlich zumindest den Anschein zu erwecken, dass sie ihm ganz und gar ergeben waren, aber eine solche ehrliche Begeisterung, wie er sie bei D'Artagnan wahrnehmen konnte, fand man wirklich nur selten. Ein wenig unbehaglich fragte er sich, ob der junge Mann ihm auch noch so zugetan sein würde, wenn er erkannte, dass hinter dem imposanten Titel "Herrscher von Frankreich" ein Mann stand, der sich ganz und gar nicht sicher war ob er dieser Rolle vollkommen gewachsen war und der mit ganz eigenen Sorgen und Problemen zu kämpfen hatte. Aber er würde sich einfach auf D'Artagnans Loyalität verlassen müssen. Dessen Begeisterung eben hatte ihm gezeigt, dass der junge Streiter der Richtige für diese Aufgabe war, denn sie konnte nur mit vollkommener Hingabe ausgeführt werden.
"Es freut mich, dass die diese Aufgabe, die viele Entbehrungen und Gefahren bedeutet ohne zu zögern annimmst." sagte er ruhig. "Ich möchte, dass du schon Morgen in meine Gemächer ziehst. Und auch die drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis, deine Freunde, denen ich zu großem Dank verpflichtet bin, möchte ich gerne in meiner nächsten Nähe wissen. Teile ihnen mit, das ich wünsche, dass sie ebenfalls in meinen Palast ziehen. Ihnen soll es hier an nichts mangeln." Er hielt D'Artagnan seine Hand zum Handkuss hin.
D'Artagnan ergriff die Hand des Königs und schüttelte sie schwungvoll, ein Strahlen im Gesicht. Was für eine Nachricht! Was für ein Tag! Jetzt trug er tatsächlich den Titel "Persönliche Leibwache des Königs von Frankreich", und nicht nur das! In den Palast sollte er ziehen, und seine Freunde ebenfalls! Oh, er konnte es kaum erwarten, ihre Gesichter zu sehen, wenn sie DAS hörten!
"Ihr seid zu großzügig, Majestät!", sagte er begeistert, die Hand immer noch schüttelnd. "Ich werde sofort aufbrechen und es ihnen mitteilen! Bereits morgen werdet Ihr uns in Eurer Nähe haben, und dann könnt Ihr ruhig schlafen!" Zuversichtlich legte er noch seine zweite Hand auf ihre beiden Hände und ließ dann los. Ludwig strich sich unauffällig mit der linken Hand über die rechte. Er war diese Behandlung nicht gewohnt und D'Artagnan hatte einen sehr festen Griff, wie er feststellen musste. Einiges an Etikette würde er wahrscheinlich schon noch zu lernen haben, wenn er sich fortan im Palast aufhielt. Aber ihm gefiel dieses ungeformte an dem Jungen. Es hatte ihm schon gefallen, als er ihn das erste Mal gesehen hatte. D'Artagnan sprühte nur so vor Lebensfreude und jetzt im Moment sah er so aus, als würde er gleich platzen.
"Ich bedanke mich nochmals für diese Ehre und das Vertrauen! Ich werde Euch ganz gewiss nicht enttäuschen!", rief D’Artagnan und er verbeugte sich noch einmal tief vor seinem König, während sein Herz vor Freude laut in seiner Brust schlug und ihm die gute Nachricht bereits so hoch im Halse steckte, dass sie unbedingt bei der nächsten Gelegenheit hinausgeschrien werden musste.
Ludwig beschloss ihn gehen zu lassen, damit er seine Freude mit seinen Freunden teilen konnte. "Ich bin überzeugt, dass du deine Aufgabe gut machen wirst" sagte er. "Ich erwarte dich Morgen pünktlich um acht in meinen Gemächern. Du bist entlassen, D'Artagnan." Er entschied sich gegen einen weiteren Versuch, sich die Hand küssen zu lassen und hob nur die Hand zum Abschied.
D'Artagnan zog sich mit einer tiefen Verbeugung zurück und er sah ihm nach, wie er durch den Garten davonlief. Mehr wie ein Junge, als wie ein Leibwächter des Königs.
"Aber er würde sein Leben für mich geben" flüsterte Ludwig und sah versonnen auf die Herbstastern, die in voller Blüte standen. Dann seufzte er leise. Ihn erwarteten schwere Regierungsgeschäfte im Palast. Seit Richelieu ihm nichts mehr abnahm musste er alle Entscheidungen selbst treffen und es hing so unglaublich viel davon ab. Und er würde reisen müssen in nächster Zeit, und andere Königshäuser aufsuchen. Reisen waren ihm zuwider und er war froh, dass er dann D'Artagnan an seiner Seite wissen konnte.
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