Remember, Garuda
Kurzbeschreibung
Diese Geschichte spielt in der Zeit des Hades-Chapters, etwa um den Tod der drei Spectre-Saints Saga, Camus und Shura. Ikki hat bereits seinen Streit mit Shiryu hinter sich und fragt sich nun, warum eigentlich alles soweit mit ihm gekommen ist. One-shot
GeschichteAllgemein / P6 / Gen
Phönix Ikki
10.11.2005
10.11.2005
1
3.184
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Es waren bereits über vierhundert Jahre vergangen, seid dem letzten Angriff der Götter auf die Welt der Menschen. Die Einteilung des Reiches schien sich bewährt zu haben. Athena regierte über das Land, Poseidon über das Meer, Zeus über die Himmel und Hades über das Reich der Toten. Doch man hatte vergessen, dass es weitere Mächte gab. Mächte, die vielleicht stärker waren als die Götter. Zunächst waren es Chronos und seine Titanen, welche der Erde furchtbar zusetzten, dann begannen andere Mächte, sich einzumischen. Bereits vor den Zeiten Chronos breitete sich im Heiligtum der Athena eine Macht aus, die unkontrolliert wuchs und den Frieden gefährdete. Es handelte sich um ein dunkles Cosmo, dass Besitz von einem jungen Saint ergriff, der sich nach dem Streit mit seinem Zwillingsbruder als sehr empfindlich erwies. Sein Mordanschlag auf Athena misslang, doch die Saints lagen ihm zu Füßen. Hohepriester Ares´ Zeit war angebrochen. Erst nach langem Kampf gegen die Titanen und Jahren des Heranwachsens erhob sich eine neue Generation Saints, der Krieger der Athena. Sie waren es, die nach anfänglichen Problemen den Hohepriester stürzten. Den Hohepriester, der sich als der verschollene Zwilling Saga entpuppte. Doch es war nicht nur Saga, der versuchte, die Welt an sich zu reißen. In den Tiefen des Meeres brodelte eine neue Gefahr, denn Sagas machtgieriger Zwillingsbruder Kanon hatte den Dreizack des Poseidon entdeckt und versuchte nun, die Götter der Nordlande gegen Athena aufzubringen. Eine gewaltige Schlacht entbrannte, die damit endete, dass die neue Generation schließlich den Gott Poseidon bannen musste.
Die Gefahren galten als gebannt. Bis zu jenem schicksalhaften Tag. Eine neue Gefahr bildete sich. Der Gott der Unterwelt, Hades, hatte sein Bannsiegel brechen können und verweilt nun in einem Körper, in welchem ihn niemand erwartet hätte. Nur seine treuesten Untergebenen wissen von seiner Wiederkunft und ein neuer Krieg entbrannte. Ein Krieg, wie der Heilige Krieg vor über vierhundert Jahren, den nur zwei Saints überlebten. Doch nicht Hades ist das Problem. Der stärkste Kämpfer der neuen Generation hat sich abgewandt und will nur für sich allein sein...
Er seufzte und starrte aus dem Fenster. Er war zurückgegangen zu der Villa Saoris. Was er nicht wusste, war, dass er auf demselben Stuhl saß, auf welchem noch bis vor wenigen Stunden sein jüngerer Bruder verweilt hatte und weinend mit dem Anhänger und dem Foto in der Hand den Mond angesehen hatte. Er fühlte sich schrecklich.
Er hatte seine Freunde im Stich gelassen, gedroht, sie zu töten. Aber hatte er etwas falsches getan? Er schüttelte den Kopf. Nein, er hatte nur den Befehl Athenas befolgt. Den Befehl, den Seiya wie immer missachtet hatte. Manchmal fragte er sich, woher Seiya diese Kraft und diesen Willen nahm. Trotzdem, er fühlte sich schuldig. Er hatte sooft nicht mitgekämpft und immer einen anderen Grund gefunden, warum. Aber was war es wirklich gewesen? Wieso brannte die Flamme des Phönix schwächer als die der Anderen. Sogar sein jüngerer Bruder schien nun dem Kampf wohlgesonnen gegenüberzustehen. Sein Bruder, der sich sonst niemals auch nur mit jemandem gestritten hatte. Sein Bruder, der friedliebenste Mensch der Welt.
Er seufzte erneut und ließ seinen Blick langsam nach unten gleiten. Glassplitter bedeckten den Boden. Der Rahmen mit dem Foto war wieder heruntergefallen. Das Foto lag mit der Unterseite nach oben da. Langsam beugte er sich herunter und hob es hoch. Es zeigte ein Bild, welches nicht unbedingt aus glücklicheren Tagen stammte, aber besonders seinem Bruder viel bedeutete.
Ikki stand dort, drei oder vier Jahre alt, kurz nach dem Tod ihrer Eltern und hielt ein Baby in den Armen, seinen Bruder. Sein Blick zeigte deutlich, dass er es nicht zulassen würde, dass man Shun etwas antut. Eine Träne kullerte Ikkis Wange hinab und tropfte auf das Foto. Er knurrte ärgerlich, legte das Foto zurück und stand auf.
Sollten sich die Anderen doch schlagen. Wussten sie überhaupt, wie es war, etwas zu verlieren? Eine zeitlang hatte er es geglaubt, besonders seinem Bruder und Hyoga. Doch allmählich wurde ihm klar, dass keiner es sich auch nur annähernd vorstellen konnte, wie es war, den Einzigen Menschen, den man hatte, sterben zu sehen. Sie wussten nicht, was es bedeutete, in der Hölle zu sein.
Damals hatte Ikki die Bürde seines Bruders auf sich genommen und war freiwillig nach Death Queen Island zum Training gegangen, einem Ort, von welchem man sagt, dass die Jungen, die dort trainieren, niemals mehr lebend zurückkehren und wenn doch, dann sind sie andere Menschen geworden. So war es auch bei ihm. Die Rüstung des Phönix hatte ihre Bedeutung an diesem Ort, den man getrost Hölle nennen konnte. Auch Ikki war wieder aus der Hölle emporgestiegen, als neugeborener Phönix. Trotzdem hatte er sich geändert. Damals verlangte sein Meister von ihm, dass Ikki ihn töte. Ikki war noch nicht bereit zu töten. Als jedoch sein Meister ihn umbringen wollte, warf sich Esmeralda dazwischen und starb, in Ikkis Armen.
Esmeralda, die Tochter seines Meisters.
Esmeralda, die Person, wegen der er diesen Ort überhaupt überleben konnte.
Esmeralda, sein Schutzengel und die einzige Blüte der Hölle.
Esmeralda, wegen der er sein Training hatte abschließen können.
Seine einzige Schwachstelle.
Als sie starb, veränderte sich etwas in Ikki. Wie rasend stürzte er sich auf seinen Meister und tötete ihn. Weil es ihm ständig eingeredet wurde, machte er seinen Bruder und alle Anderen dafür verantwortlich. Doch nach langem Kämpfen wusste er, dass es seine eigene Schuld gewesen war. Aber war es das tatsächlich?
Er schlug bei den Gedanken die Hände wütend auf den Tisch, der gefährlich ächtzte. Er hatte noch immer viel Kraft, obwohl er lange nicht mehr gekämpft hatte. Gerade hatte er beschlossen, doch zu den Anderen zurückzukehren, als er ein Geräusch hörte. Er fuhr herum und betrat den Balkon. Im Vorgarten der Villa bewegte sich etwas. Zunächst dachte Ikki, dass es sich bloß um Tatsumi handelte, Saoris Butler, doch dann registrierte er das schwarze Cosmo. Scheinbar handelte es sich um einen der Diener Hades´, gegen welche Seiya und die Anderen im Moment kämpften. Das Einzige, was ihn irritierte war, dass die Kraft des Cosmo nachließ und ihm überdies bekannt vorkam. Er warf einen Blick in den Raum zurück. Die Box seiner Rüstung stand zu weit weg, um schnell daran zu kommen, also schwang er sich einfach so über die Brüstung und ging auf den Spectre zu.
"Wer ist da?", hörte er die schwache Stimme seines Gegenübers, der ihn scheinbar noch nicht gesehen hatte. Ikki trat etwas vor und ließ sein Cosmo auflodern.
"Phönix Ikki."
Er schnaubte und griff den Spectre unvermittelt an. In seinem Schlag steckte gewaltige Kraft, Kraft, die ihm auch seine Gedanken der vergangenen Stunden schenkten. Die Wut und der Hass auf sich selbst, der seinem Cosmo die Kraft gab, aber auch der Neid und der Hass auf alle Anderen, die seinem Cosmo die Farbe gaben. Die orangerote Aura pulsierte wild um den Körper des Phönix-Saints. Ein zweiter Schlag auf den Spectre folgt unmittelbar nach dem Ersten, dann ein dritter, ein vierter, ein fünfter. Ikki schlug mit rasender Wut zu. Eine Wut, wie er sie zuvor nur auf Death Queen Island verspürt hatte. Noch ein letzter Hieb und er sah zum abnehmenden Mond auf.
"Warum, Shun? Seiya?"
"Warum... was...?", röchelte der am Boden liegende Spectre. Seinen Mantel hatte er verloren und es war nun deutlich erkennbar, dass es sich bei ihm um Misty handelte. Ikki schnaubte.
"Sei still und stirb!"
Er wollt zu einem letzten finalen Schlag ausholen, als er das Grinsen auf dem Gesicht des ehemaligen Silber-Saints bemerkte: "Sie haben dir dein Leben gestohlen, nicht wahr? Du hasst sie?"
Ikki schnaubte und schlug endgültig zu, dann blickte er wieder zurück zum Mond:
"Ich habe versprochen, mich zu rächen, Pegasus. Und das werde ich tun."
Langsam trottete er zurück ins Haus und legte seine Rüstung an, um zurückzukehren und ebenfalls einen Befehl zu missachten, wenn auch aus anderen Gründen. Er konnte sich ohnehin nicht entsinnen, Athena Treue geschworen zu haben. Wenn, dann kämpfte er nur wegen Shun und Esmeralda. Er wollte sie noch immer rächen. Und er hasste die Gruppe Krieger, der er angehören sollte. Er hasste sie noch immer. Misty hatte Recht, sie hatten sein Leben gestohlen, aber er würde es zurückholen. Freundschaft war in einem Krieg wie diesem unbedeutend.
Bevor er ging, schaltete er das Radio ein. Er hatte noch etwas Zeit. Vor Sonnenaufgang würde es im Heiligtum nichts für ihn zu tun geben, da war er sich sicher. Es kam kaum etwas Vernünftiges. Einige Fetzen japanischer Popmusik, europäischer Popmusik, amerikanischer Popmusik. Unwillig schüttelte Ikki den Kopf. Das war nicht die Art Musik, die er zu hören wünschte. Er brauchte etwas, um sich zu beruhigen oder abzureagieren, etwas heftiges. Zielstrebig ging er auf Saoris Plattenschrank zu und durchwühlte ihn. Er glaubte nicht daran, etwas zu finden, trotzdem suchte er. Was sollte er auch sonst tun? Bis Sonnenaufgang waren es noch sechs Stunden, also hatte er knappe anderthalb Stunden Zeit, ehe er los musste. Endlich fand er etwas, dass ihm zusagte. Es wunderte ihn selbst, dass er etwas fand. Grimmig grinsend legte er die Platte auf den alten Plattenspieler. Immer wieder hatte er sich gefragt, warum Saori noch ein solches Teil besaß, aber jetzt war es ihm egal. Die Musik tat ihm gut und er stellte fest, dass das japanische Lied zu ihm passte. Es handelte sich um eine Art Rocksong, jedoch mit tief gehendem Text.
"Remember, Garuda...
Forever, Garuda...
...
Omae wa Phoenix
Ima koso yomigaeru...", er sang laut mit, da er das Lied gut kannte. Er mochte es gerne und hörte sich den Song mehrmals an, ehe er die Villa endgültig und in Rüstung verließ.
Nach einer Weile hatte er das Heiligtum wieder erreicht. Er hatte sich die Freiheit genommen, Saoris Privatjet zu benutzen. Oder sollte er besser sagen, Athenas? Er grinste bei dem Gedanken daran, dass dieses verzogene Gör tatsächlich die Reinkarnation einer Göttin war und ließ den Flieger im Meer zerschellen. Sie hatte am Meisten von Allen gestohlen. Sein Leben, seine Freiheit, seinen Bruder.
Obwohl, hatte sie es gestohlen? Unwillig schüttelte der Phönix den Kopf. Nein, sie hatte es nur, sie hatte ein glückliches Leben, genau wie die anderen Saints eines haben. Nur er nicht. Und das war schlimmer, als bestohlen worden zu sein.
Im Heiligtum traf er niemanden mehr an, nur noch Leichen. Leichen von Spectren, Leichen von Goldenen. Er atmete tief durch. Sollte er weitergehen? Wollte er sich auf die Seite dieser schwarzen Diener stellen? Bisher war er alleine sehr zufrieden gewesen. Aber er würde, solange Seiya lebte, keine Ruhe finden. Langsam schritt er weiter. Im Tempel der Jungfrau hielt er inne. Der Tempel war vollkommen zerstört. Ob Shaka tot war? Sicherlich, denn kaum etwas stand noch. Selbst das Tor zum heiligen Garten war zerstört. Er schüttelte nur wütend den Kopf. Warum hatten sie das getan? Was hatte Shaka getan? Und vor allem, warum hatte er verloren? Soweit er sich erinnern konnte, war der Saint der Jungfrau genauso unsterblich wie er. Er wusste es aus Erfahrung, denn er hatte ihn ja selbst getötet. Shaka war ein Gott und Götter starben nicht. Die einzige Erklärung war, dass ein noch mächtigerer Gott am Werk gewesen war. Der Phönix schauderte. Obwohl er so vielleicht endlich sterben durfte.
Nach einiger Zeit erreichte er den Tempel der Athena. Weder Seiya noch jemand anderes war aufzufinden und die Statue der Athena-Nike verschwunden. Wie weit mochten sie gekommen sein? Allmählich begannen sich die Sorgen über seinen Bruder sich in Ikki auszubreiten und verdrängten den Gedanken an Rache. Irgendetwas furchtbares war seinem Bruder geschehen, dass spürte Ikki deutlich. Und etwas furchtbares geschah den Anderen. Sollte er helfen?
Er ließ sich auf den Stufen vor dem Tempel nieder und dachte nach. Esmeralda hatte niemals einen Menschen gehasst und Shun ebenfalls nicht. Warum sollte er hassen? Weil Seiya ihn immer wieder dazu brachte. Irgendetwas gab es immer, was es Wert war, es zu hassen. Mit den Strahlen der aufgehenden Sonne, die durch die Nebel und die Regenwolken drang, kehrten alte Erinnerungen zurück, an Kämpfe, die er mit Shun und Seiya durchgestanden hatte. Shaka und Saga, die wohl noch immer Stärksten Gegner, auf welche er getroffen war, aber auch Krieger wie Mime, die grundlos und unüberlegt hassten. Krieger, die ihm deshalb leid taten, dass sie ihren Hass erst kurz vor de Tod vertreiben konnten und die Wahrheit erkennen. Deutlich klangen Mimes letzte Worte in seinen Ohren:
"Vielleicht können wir uns in einem nächsten Leben treffen und einfach nur Freunde sein."
Freunde...
Was bedeutete dieses Wort eigentlich wirklich? Ikki hatte niemals viel auf Freunde gegeben, aber warum? Er war in der Einsamkeit nicht glücklich, sicherlich nicht. Er wollte schon lange ein normaler Mensch sein. Doch allein, dass er wieder hier war, zeigte ihm, dass es niemals so sein würde. Er war und blieb ein Saint. Und als solcher war er Athena verpflichtet.
Sein Blick zog zurück zu dem Platz wo einst die riesige Statue das Heiligtum überragte und er seufzte. Hatte er nicht damals zu Mime gesagt, dass es immer einen Grund gibt, weshalb man Menschen lieben kann?
vielleicht waren die Worte doch nicht so leer. Außerdem war Shun in Gefahr. Er stand auf und sah entschlossen nach Osten.
"Omae wa Phoenix. Ima koso maiagare!", rief er entschlossen in Richtung der Sonne und schritt los, hinaus zum Reich des Hades...
Er erreichte den Eingang zu der trutzigen Burg des Totengottes und mit jedem Schritt, den er näher kam, wurde sein Gefühl der Sorge stärker. Er wusste, dass Shun etwas zu gestoßen war. Er wusste nur nicht was. Dem kleinen Platz vor dem Tor sah man den Kampf an,der vor kurzem stattgefunden haben musste. Im Eingangsbereich lagen mehrere tote Spectre und an Wand und Boden waren Blutflecken zu sehen. Den Bruchstellen nach zu urteilen, hatten wahrscheinlich nicht nur Seiya und die Anderen hier gekämpft, sondern ebenfalls Goldene. Eindeutig waren kleine, dünne Einstiche im Stein zu erkennen, die nur von Aiorias Lightning Plasma stammen konnten. Ikki grinste. Er mochte Aioria. Der jüngste der Golden Saints hatte ebenfalls ein schweres Schicksal hinter sich und vielleicht zusammen mit Saga der Einzige, der ihn verstehen konnte.
Vorsichtig tastete sich Ikki weiter vorwärts. Der lange schwarze Gang zeigte keine Hinweise darauf, dass sich hier irgendetwas aufhielt oder aufgehalten hatte. Alle zwanzig, vielleicht dreißig Meter flackerte eine Fackel an der Wand. Nach einiger Zeit erreichte der Phönix ein weiteres Tor. Er hatte vorsorglich alle Abzweigungen gemieden, um sich nicht zu verlaufen und vielleicht doch einem Feind in die Arme zu laufen. Er spürte eine Aura in weiter Ferne und schritt durch das Tor. Der Raum vor ihm war groß und fast leer. Nur eine gewaltige Harfe stand auf der Erhöhung in der Mitte des Raumes, daneben ein Hocker. Alles war umringt von Eissplittern und Scherben. Hier wurde gekämpft, eindeutig. Wahrscheinlich Hyogas Werk. Ikki sah sich interessiert um. Hyoga war einer der Stärksten, dass wusste der Phönix zu gut, aber dieses Chaos hier musste woanders herrühren. Es dauerte nicht lange, bis er den Grund dafür fand. In Stück vor der Harfe befanden sich auf der Türseite drei Leichen in den schwarzen Rüstungen der Unterwelt. Bei näherem Betrachten entpuppten sie sich als Shura, Camus und Saga. Ikki schnappte nach Luft. Hatten sie Athena verraten? Er konnte es sich nicht vorstellen. Saga hatte sich damals auf Grund seiner Verfehlungen selbst gerichtet und Shura und Camus hatten oftmals ihr Leben für Athena riskiert. Aber vielleicht hatten sie einen Plan verfolgt. Gegenüber der drei Leichen befand sich der zerschlagene, gefrorene Körper eines weiteren Spectres, der Ikki unbekannt war, der aber scheinbar Hyogas Zorn erregt hatte. Der Phönix zweifelte daran, dass es der Wassermann hatte sein können. Irgendwie wirkte selbst der tote Körper Camus´ so, als sei er seid seiner Erweckung vor zwölf Stunden nie wirklich zu Leben und Kraft gekommen.
Gegenüber des Eingangs stand ein weiteres Tor halb offen. Ikki spürte ein Cosmo hinter den Türen und ging langsam darauf zu. Eine lange Wendeltreppe führte hinab. Ein großes Loch klaffte in der Mitte des runden, tiefen Raumes, vielleicht ein Turm der Burg, aus welchem grüner Rauch aufstieg.
Von unten hörte er Harfenspiel und eine Frauenstimme. Vielleicht bildete er sich die Stimme auch nur ein. Um einen klaren Kopf zu erlangen, schloss er die Augen und lehnte sich an die Wand.
Ein Fehler,wie er schnell feststellte. Statt der erwarteten Schwärze sah er eine Frau in wallendem, dunkellilanem Kleid lachen. Dann trat sie zur Seite. Hinter ihr aus der Dunkelheit zeichnete sich eine Gestalt mit dunklem Haar ab. Sie trug den schwarzen Umhang eines Gottes und den Anhänger des Hades. den Anhänger, den sein Bruder immer getragen hatte. Ikki schlug die Augen auf.
"Niisan!", hörte er die Stimme Shuns aus der Dunkelheit. Auch jetzt vermochte er nicht zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden, trotzdem eilte er die Wendeltreppe hinab.
"Shun! Shun!"
Vor ihm lag das Totenreich und irgendwo dort war sein Bruder und seine gehassten und doch verehrten Freunde...
Die Gefahren galten als gebannt. Bis zu jenem schicksalhaften Tag. Eine neue Gefahr bildete sich. Der Gott der Unterwelt, Hades, hatte sein Bannsiegel brechen können und verweilt nun in einem Körper, in welchem ihn niemand erwartet hätte. Nur seine treuesten Untergebenen wissen von seiner Wiederkunft und ein neuer Krieg entbrannte. Ein Krieg, wie der Heilige Krieg vor über vierhundert Jahren, den nur zwei Saints überlebten. Doch nicht Hades ist das Problem. Der stärkste Kämpfer der neuen Generation hat sich abgewandt und will nur für sich allein sein...
Er seufzte und starrte aus dem Fenster. Er war zurückgegangen zu der Villa Saoris. Was er nicht wusste, war, dass er auf demselben Stuhl saß, auf welchem noch bis vor wenigen Stunden sein jüngerer Bruder verweilt hatte und weinend mit dem Anhänger und dem Foto in der Hand den Mond angesehen hatte. Er fühlte sich schrecklich.
Er hatte seine Freunde im Stich gelassen, gedroht, sie zu töten. Aber hatte er etwas falsches getan? Er schüttelte den Kopf. Nein, er hatte nur den Befehl Athenas befolgt. Den Befehl, den Seiya wie immer missachtet hatte. Manchmal fragte er sich, woher Seiya diese Kraft und diesen Willen nahm. Trotzdem, er fühlte sich schuldig. Er hatte sooft nicht mitgekämpft und immer einen anderen Grund gefunden, warum. Aber was war es wirklich gewesen? Wieso brannte die Flamme des Phönix schwächer als die der Anderen. Sogar sein jüngerer Bruder schien nun dem Kampf wohlgesonnen gegenüberzustehen. Sein Bruder, der sich sonst niemals auch nur mit jemandem gestritten hatte. Sein Bruder, der friedliebenste Mensch der Welt.
Er seufzte erneut und ließ seinen Blick langsam nach unten gleiten. Glassplitter bedeckten den Boden. Der Rahmen mit dem Foto war wieder heruntergefallen. Das Foto lag mit der Unterseite nach oben da. Langsam beugte er sich herunter und hob es hoch. Es zeigte ein Bild, welches nicht unbedingt aus glücklicheren Tagen stammte, aber besonders seinem Bruder viel bedeutete.
Ikki stand dort, drei oder vier Jahre alt, kurz nach dem Tod ihrer Eltern und hielt ein Baby in den Armen, seinen Bruder. Sein Blick zeigte deutlich, dass er es nicht zulassen würde, dass man Shun etwas antut. Eine Träne kullerte Ikkis Wange hinab und tropfte auf das Foto. Er knurrte ärgerlich, legte das Foto zurück und stand auf.
Sollten sich die Anderen doch schlagen. Wussten sie überhaupt, wie es war, etwas zu verlieren? Eine zeitlang hatte er es geglaubt, besonders seinem Bruder und Hyoga. Doch allmählich wurde ihm klar, dass keiner es sich auch nur annähernd vorstellen konnte, wie es war, den Einzigen Menschen, den man hatte, sterben zu sehen. Sie wussten nicht, was es bedeutete, in der Hölle zu sein.
Damals hatte Ikki die Bürde seines Bruders auf sich genommen und war freiwillig nach Death Queen Island zum Training gegangen, einem Ort, von welchem man sagt, dass die Jungen, die dort trainieren, niemals mehr lebend zurückkehren und wenn doch, dann sind sie andere Menschen geworden. So war es auch bei ihm. Die Rüstung des Phönix hatte ihre Bedeutung an diesem Ort, den man getrost Hölle nennen konnte. Auch Ikki war wieder aus der Hölle emporgestiegen, als neugeborener Phönix. Trotzdem hatte er sich geändert. Damals verlangte sein Meister von ihm, dass Ikki ihn töte. Ikki war noch nicht bereit zu töten. Als jedoch sein Meister ihn umbringen wollte, warf sich Esmeralda dazwischen und starb, in Ikkis Armen.
Esmeralda, die Tochter seines Meisters.
Esmeralda, die Person, wegen der er diesen Ort überhaupt überleben konnte.
Esmeralda, sein Schutzengel und die einzige Blüte der Hölle.
Esmeralda, wegen der er sein Training hatte abschließen können.
Seine einzige Schwachstelle.
Als sie starb, veränderte sich etwas in Ikki. Wie rasend stürzte er sich auf seinen Meister und tötete ihn. Weil es ihm ständig eingeredet wurde, machte er seinen Bruder und alle Anderen dafür verantwortlich. Doch nach langem Kämpfen wusste er, dass es seine eigene Schuld gewesen war. Aber war es das tatsächlich?
Er schlug bei den Gedanken die Hände wütend auf den Tisch, der gefährlich ächtzte. Er hatte noch immer viel Kraft, obwohl er lange nicht mehr gekämpft hatte. Gerade hatte er beschlossen, doch zu den Anderen zurückzukehren, als er ein Geräusch hörte. Er fuhr herum und betrat den Balkon. Im Vorgarten der Villa bewegte sich etwas. Zunächst dachte Ikki, dass es sich bloß um Tatsumi handelte, Saoris Butler, doch dann registrierte er das schwarze Cosmo. Scheinbar handelte es sich um einen der Diener Hades´, gegen welche Seiya und die Anderen im Moment kämpften. Das Einzige, was ihn irritierte war, dass die Kraft des Cosmo nachließ und ihm überdies bekannt vorkam. Er warf einen Blick in den Raum zurück. Die Box seiner Rüstung stand zu weit weg, um schnell daran zu kommen, also schwang er sich einfach so über die Brüstung und ging auf den Spectre zu.
"Wer ist da?", hörte er die schwache Stimme seines Gegenübers, der ihn scheinbar noch nicht gesehen hatte. Ikki trat etwas vor und ließ sein Cosmo auflodern.
"Phönix Ikki."
Er schnaubte und griff den Spectre unvermittelt an. In seinem Schlag steckte gewaltige Kraft, Kraft, die ihm auch seine Gedanken der vergangenen Stunden schenkten. Die Wut und der Hass auf sich selbst, der seinem Cosmo die Kraft gab, aber auch der Neid und der Hass auf alle Anderen, die seinem Cosmo die Farbe gaben. Die orangerote Aura pulsierte wild um den Körper des Phönix-Saints. Ein zweiter Schlag auf den Spectre folgt unmittelbar nach dem Ersten, dann ein dritter, ein vierter, ein fünfter. Ikki schlug mit rasender Wut zu. Eine Wut, wie er sie zuvor nur auf Death Queen Island verspürt hatte. Noch ein letzter Hieb und er sah zum abnehmenden Mond auf.
"Warum, Shun? Seiya?"
"Warum... was...?", röchelte der am Boden liegende Spectre. Seinen Mantel hatte er verloren und es war nun deutlich erkennbar, dass es sich bei ihm um Misty handelte. Ikki schnaubte.
"Sei still und stirb!"
Er wollt zu einem letzten finalen Schlag ausholen, als er das Grinsen auf dem Gesicht des ehemaligen Silber-Saints bemerkte: "Sie haben dir dein Leben gestohlen, nicht wahr? Du hasst sie?"
Ikki schnaubte und schlug endgültig zu, dann blickte er wieder zurück zum Mond:
"Ich habe versprochen, mich zu rächen, Pegasus. Und das werde ich tun."
Langsam trottete er zurück ins Haus und legte seine Rüstung an, um zurückzukehren und ebenfalls einen Befehl zu missachten, wenn auch aus anderen Gründen. Er konnte sich ohnehin nicht entsinnen, Athena Treue geschworen zu haben. Wenn, dann kämpfte er nur wegen Shun und Esmeralda. Er wollte sie noch immer rächen. Und er hasste die Gruppe Krieger, der er angehören sollte. Er hasste sie noch immer. Misty hatte Recht, sie hatten sein Leben gestohlen, aber er würde es zurückholen. Freundschaft war in einem Krieg wie diesem unbedeutend.
Bevor er ging, schaltete er das Radio ein. Er hatte noch etwas Zeit. Vor Sonnenaufgang würde es im Heiligtum nichts für ihn zu tun geben, da war er sich sicher. Es kam kaum etwas Vernünftiges. Einige Fetzen japanischer Popmusik, europäischer Popmusik, amerikanischer Popmusik. Unwillig schüttelte Ikki den Kopf. Das war nicht die Art Musik, die er zu hören wünschte. Er brauchte etwas, um sich zu beruhigen oder abzureagieren, etwas heftiges. Zielstrebig ging er auf Saoris Plattenschrank zu und durchwühlte ihn. Er glaubte nicht daran, etwas zu finden, trotzdem suchte er. Was sollte er auch sonst tun? Bis Sonnenaufgang waren es noch sechs Stunden, also hatte er knappe anderthalb Stunden Zeit, ehe er los musste. Endlich fand er etwas, dass ihm zusagte. Es wunderte ihn selbst, dass er etwas fand. Grimmig grinsend legte er die Platte auf den alten Plattenspieler. Immer wieder hatte er sich gefragt, warum Saori noch ein solches Teil besaß, aber jetzt war es ihm egal. Die Musik tat ihm gut und er stellte fest, dass das japanische Lied zu ihm passte. Es handelte sich um eine Art Rocksong, jedoch mit tief gehendem Text.
"Remember, Garuda...
Forever, Garuda...
...
Omae wa Phoenix
Ima koso yomigaeru...", er sang laut mit, da er das Lied gut kannte. Er mochte es gerne und hörte sich den Song mehrmals an, ehe er die Villa endgültig und in Rüstung verließ.
Nach einer Weile hatte er das Heiligtum wieder erreicht. Er hatte sich die Freiheit genommen, Saoris Privatjet zu benutzen. Oder sollte er besser sagen, Athenas? Er grinste bei dem Gedanken daran, dass dieses verzogene Gör tatsächlich die Reinkarnation einer Göttin war und ließ den Flieger im Meer zerschellen. Sie hatte am Meisten von Allen gestohlen. Sein Leben, seine Freiheit, seinen Bruder.
Obwohl, hatte sie es gestohlen? Unwillig schüttelte der Phönix den Kopf. Nein, sie hatte es nur, sie hatte ein glückliches Leben, genau wie die anderen Saints eines haben. Nur er nicht. Und das war schlimmer, als bestohlen worden zu sein.
Im Heiligtum traf er niemanden mehr an, nur noch Leichen. Leichen von Spectren, Leichen von Goldenen. Er atmete tief durch. Sollte er weitergehen? Wollte er sich auf die Seite dieser schwarzen Diener stellen? Bisher war er alleine sehr zufrieden gewesen. Aber er würde, solange Seiya lebte, keine Ruhe finden. Langsam schritt er weiter. Im Tempel der Jungfrau hielt er inne. Der Tempel war vollkommen zerstört. Ob Shaka tot war? Sicherlich, denn kaum etwas stand noch. Selbst das Tor zum heiligen Garten war zerstört. Er schüttelte nur wütend den Kopf. Warum hatten sie das getan? Was hatte Shaka getan? Und vor allem, warum hatte er verloren? Soweit er sich erinnern konnte, war der Saint der Jungfrau genauso unsterblich wie er. Er wusste es aus Erfahrung, denn er hatte ihn ja selbst getötet. Shaka war ein Gott und Götter starben nicht. Die einzige Erklärung war, dass ein noch mächtigerer Gott am Werk gewesen war. Der Phönix schauderte. Obwohl er so vielleicht endlich sterben durfte.
Nach einiger Zeit erreichte er den Tempel der Athena. Weder Seiya noch jemand anderes war aufzufinden und die Statue der Athena-Nike verschwunden. Wie weit mochten sie gekommen sein? Allmählich begannen sich die Sorgen über seinen Bruder sich in Ikki auszubreiten und verdrängten den Gedanken an Rache. Irgendetwas furchtbares war seinem Bruder geschehen, dass spürte Ikki deutlich. Und etwas furchtbares geschah den Anderen. Sollte er helfen?
Er ließ sich auf den Stufen vor dem Tempel nieder und dachte nach. Esmeralda hatte niemals einen Menschen gehasst und Shun ebenfalls nicht. Warum sollte er hassen? Weil Seiya ihn immer wieder dazu brachte. Irgendetwas gab es immer, was es Wert war, es zu hassen. Mit den Strahlen der aufgehenden Sonne, die durch die Nebel und die Regenwolken drang, kehrten alte Erinnerungen zurück, an Kämpfe, die er mit Shun und Seiya durchgestanden hatte. Shaka und Saga, die wohl noch immer Stärksten Gegner, auf welche er getroffen war, aber auch Krieger wie Mime, die grundlos und unüberlegt hassten. Krieger, die ihm deshalb leid taten, dass sie ihren Hass erst kurz vor de Tod vertreiben konnten und die Wahrheit erkennen. Deutlich klangen Mimes letzte Worte in seinen Ohren:
"Vielleicht können wir uns in einem nächsten Leben treffen und einfach nur Freunde sein."
Freunde...
Was bedeutete dieses Wort eigentlich wirklich? Ikki hatte niemals viel auf Freunde gegeben, aber warum? Er war in der Einsamkeit nicht glücklich, sicherlich nicht. Er wollte schon lange ein normaler Mensch sein. Doch allein, dass er wieder hier war, zeigte ihm, dass es niemals so sein würde. Er war und blieb ein Saint. Und als solcher war er Athena verpflichtet.
Sein Blick zog zurück zu dem Platz wo einst die riesige Statue das Heiligtum überragte und er seufzte. Hatte er nicht damals zu Mime gesagt, dass es immer einen Grund gibt, weshalb man Menschen lieben kann?
vielleicht waren die Worte doch nicht so leer. Außerdem war Shun in Gefahr. Er stand auf und sah entschlossen nach Osten.
"Omae wa Phoenix. Ima koso maiagare!", rief er entschlossen in Richtung der Sonne und schritt los, hinaus zum Reich des Hades...
Er erreichte den Eingang zu der trutzigen Burg des Totengottes und mit jedem Schritt, den er näher kam, wurde sein Gefühl der Sorge stärker. Er wusste, dass Shun etwas zu gestoßen war. Er wusste nur nicht was. Dem kleinen Platz vor dem Tor sah man den Kampf an,der vor kurzem stattgefunden haben musste. Im Eingangsbereich lagen mehrere tote Spectre und an Wand und Boden waren Blutflecken zu sehen. Den Bruchstellen nach zu urteilen, hatten wahrscheinlich nicht nur Seiya und die Anderen hier gekämpft, sondern ebenfalls Goldene. Eindeutig waren kleine, dünne Einstiche im Stein zu erkennen, die nur von Aiorias Lightning Plasma stammen konnten. Ikki grinste. Er mochte Aioria. Der jüngste der Golden Saints hatte ebenfalls ein schweres Schicksal hinter sich und vielleicht zusammen mit Saga der Einzige, der ihn verstehen konnte.
Vorsichtig tastete sich Ikki weiter vorwärts. Der lange schwarze Gang zeigte keine Hinweise darauf, dass sich hier irgendetwas aufhielt oder aufgehalten hatte. Alle zwanzig, vielleicht dreißig Meter flackerte eine Fackel an der Wand. Nach einiger Zeit erreichte der Phönix ein weiteres Tor. Er hatte vorsorglich alle Abzweigungen gemieden, um sich nicht zu verlaufen und vielleicht doch einem Feind in die Arme zu laufen. Er spürte eine Aura in weiter Ferne und schritt durch das Tor. Der Raum vor ihm war groß und fast leer. Nur eine gewaltige Harfe stand auf der Erhöhung in der Mitte des Raumes, daneben ein Hocker. Alles war umringt von Eissplittern und Scherben. Hier wurde gekämpft, eindeutig. Wahrscheinlich Hyogas Werk. Ikki sah sich interessiert um. Hyoga war einer der Stärksten, dass wusste der Phönix zu gut, aber dieses Chaos hier musste woanders herrühren. Es dauerte nicht lange, bis er den Grund dafür fand. In Stück vor der Harfe befanden sich auf der Türseite drei Leichen in den schwarzen Rüstungen der Unterwelt. Bei näherem Betrachten entpuppten sie sich als Shura, Camus und Saga. Ikki schnappte nach Luft. Hatten sie Athena verraten? Er konnte es sich nicht vorstellen. Saga hatte sich damals auf Grund seiner Verfehlungen selbst gerichtet und Shura und Camus hatten oftmals ihr Leben für Athena riskiert. Aber vielleicht hatten sie einen Plan verfolgt. Gegenüber der drei Leichen befand sich der zerschlagene, gefrorene Körper eines weiteren Spectres, der Ikki unbekannt war, der aber scheinbar Hyogas Zorn erregt hatte. Der Phönix zweifelte daran, dass es der Wassermann hatte sein können. Irgendwie wirkte selbst der tote Körper Camus´ so, als sei er seid seiner Erweckung vor zwölf Stunden nie wirklich zu Leben und Kraft gekommen.
Gegenüber des Eingangs stand ein weiteres Tor halb offen. Ikki spürte ein Cosmo hinter den Türen und ging langsam darauf zu. Eine lange Wendeltreppe führte hinab. Ein großes Loch klaffte in der Mitte des runden, tiefen Raumes, vielleicht ein Turm der Burg, aus welchem grüner Rauch aufstieg.
Von unten hörte er Harfenspiel und eine Frauenstimme. Vielleicht bildete er sich die Stimme auch nur ein. Um einen klaren Kopf zu erlangen, schloss er die Augen und lehnte sich an die Wand.
Ein Fehler,wie er schnell feststellte. Statt der erwarteten Schwärze sah er eine Frau in wallendem, dunkellilanem Kleid lachen. Dann trat sie zur Seite. Hinter ihr aus der Dunkelheit zeichnete sich eine Gestalt mit dunklem Haar ab. Sie trug den schwarzen Umhang eines Gottes und den Anhänger des Hades. den Anhänger, den sein Bruder immer getragen hatte. Ikki schlug die Augen auf.
"Niisan!", hörte er die Stimme Shuns aus der Dunkelheit. Auch jetzt vermochte er nicht zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden, trotzdem eilte er die Wendeltreppe hinab.
"Shun! Shun!"
Vor ihm lag das Totenreich und irgendwo dort war sein Bruder und seine gehassten und doch verehrten Freunde...
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