30 Jahre später
von Stephan
Kurzbeschreibung
Wir schreiben das Jahr 2035 und es sind inzwischen fast 30 Jahre vergangen, seit Mario Bowser endgültig besiegt hat. Doch dann beobachtet der kleine Max, absoluter Hasser der Mario-Spiele, zufällig, wie Kamek Bowser wieder zum Leben erweckt. Der Kampf um das Pilze-Wunderland beginnt von neuem - diesmal jedoch mit einem anderen Helden!
GeschichteAbenteuer / P6 / Gen
Bowser
Kamek
Mario
Peach
Toad
Yoshi
20.05.2005
06.09.2006
8
16.172
1
20.05.2005
1.906
An diesem Abend tobte ein ungewöhnlich heftiges Gewitter über Fungo Città, eine kleine Stadt im Norden Italiens. Der kleine Max saß missmutig im heimischen Wohnzimmer und ließ seine Blicke durch das Fenster über die schwarzen Wolken, den herab prasselnden Regen und die im Wind schwankenden Bäume schweifen. Dann wandte er sich wieder nach vorne und drückte auf dem Controller, der er in den Händen hielt, den Startknopf, um den nächsten Level zu beginnen. Super Mario, seine Spielfigur, betrat das Schloss der 3. Welt und plumpste nach wenigen Schritten in die kochende Lava.
"Ach, verdammt, schon wieder!" fluchte Max und pfefferte den Controller auf das Sofa, bevor er sich schmollend von Fernseher und Spielkonsole abwandte.
"Mit dieser altmodischen Grafik kommt heutzutage auch wirklich niemand mehr klar," grummelte Max, womit er bei seiner Lieblingsausrede war, "da ist es ja kein Wunder, dass ich dauernd abkratze! Ich will endlich die Playstation DS haben!"
Wir schreiben das Jahr 2035. Die Welt hat sich eigentlich nicht weltbewegend verändert. Die Kinder müssen immer noch brav jeden Tag die Schule besuchen, anstatt das Wissen automatisch per Computer in ihr Gehirn eingespeichert zu kriegen. Die Erwachsenen können sich immer noch nicht einfach zur Arbeit teleportieren, sondern müssen sich wie in alten Zeiten auf eine unpünktliche U-Bahn verlassen oder mit einem Auto, das wie gehabt vier Räder auf dem Boden hat, auf eine überfüllte Autobahn wagen. Nun gut, ein kleiner Fortschritt: Die Autos fahren neuerdings mit Solarenergie und verpesten somit nicht mehr die Umwelt.
Eine der wenigen Branchen, in denen sich wirklich etwas getan hat, ist die der Videospiele. Im Sommer 2022 war der Traum aller Nintendo-Fans wahr geworden: Sony hatte pleite gemacht! Nintendo hatte daraufhin die Überreste der Firma für einen Apfel und ein Ei aufgekauft. Doch die Freude der Nintendo-Fans war schnell vergangen. Nintendo hatte nämlich nicht, wie sie es sich erhofft hatten, die Playstation vom Markt genommen, sondern stattdessen die eigenen Konsolen eingestellt und die Playstation weiter entwickelt.
Die Meinungen der Nintendo-Fans darüber gingen weit auseinander. Aber wie dem auch sei, im Moment ist die Playstation DS aktuell, die zusätzlich zum Fernsehbild einen zweiten Bildschirm in die Luft projiziert, der zusätzliche Informationen enthält und auf dem man mit einem Laserpointer auch bestimmte Dinge anklicken kann.
Diese Konsole und die darauf erscheinende erfolgreiche Rollenspielreihe, Final Zelda von Nintendo und Square, waren das Gesprächsthema Nummer 1 unter den Jugendlichen weltweit, weit vor der endlich erfolgten Anime-Umsetzung von Dragon Ball AF. Max konnte dabei allerdings nicht mitreden, was ihn äußerst störte. Sein Vater, ein älterer Herr namens Mark Mortadella, der ein Pilz-Restaurant in Fungo Città führte, verbot seinem Sohnemann nämlich, besagte Playstation DS zu kaufen. Stattdessen musste sich Max auf den hoffnungslos veralteten Nintendo-Konsolen vom Ende des letzten Jahrtausends - NES, Super Nintendo und Nintendo 64 - mit Spielen über irgendein komisches Rotkäppchen namens Super Mario beschäftigen, eine Figur, die heutzutage bestenfalls noch die ältesten Nintendo-Fans kennen. Die damals erfolgreiche Reihe wurde nämlich 2013 genau wie Pokémon mit der Begründung "hoffnungslos veraltet" eingestellt, und die Mehrzeit der Jugend war der Meinung, dass das auch besser so sei. Max gehörte ebenfalls dazu, aber was sollte er tun? Er hatte schon einmal versucht, sich heimlich eine Playstation DS zu kaufen, die Herr Mortadella umgehend in den Laden zurück gebracht hatte, bevor er seinen Filius dann zu einer Woche Super Mario Bros. 3 Dauerzocken verdonnerte. "Training für den Ernstfall" nannte er das. Max sah die Bezeichnung "Sklaventreiberei" als treffender an.
Max seufzte, dann griff er wieder zum Controller, um "Save & Continue" auszuwählen. Bei diesem Gewitter, wo er auch unmöglich draußen mit seinen Freunden spielen konnte, war diese Nintendo-Konsole immerhin noch besser, als nur dumm rum zu sitzen und Däumchen zu drehen.
ZISCH!!! KRAAAAAAAAAACKS!!!
Max schreckte auf. Was war das? Panisch schaute er nach draußen, wo diese Geräusche her kamen. Die Ursache war schnell gefunden: In den alten Betonklotz am Stadtrand schlug ein Blitz nach dem anderen ein! Max kannte das Gebäude. Darin war das Restaurant seines Vaters gewesen, bevor es diesem gelungen war, ein schönes Fachwerkhaus direkt an Waldrand und Flussufer zu mieten. Der Betonklotz stand seitdem leer, soweit Max wusste. Aber woher kamen diese ganzen Blitze? Das fand Max natürlich wesentlicher interessanter als dieses veraltete auf Koopas rumhüpfen und durch Röhren schlüpfen. Und so warf er sich seinen Regenmantel über, zog seine Inliner an und sauste los.
Nach wenigen Minuten kam der Junge an dem Gebäude an. Die Blitze hatten sich inzwischen beruhigt, ja, sogar das ganze Gewitter hatte sich verzogen. Max zog also seinen Regenmantel aus und band ihn sich um den Bauch, während er den mysteriösen grünen Qualm beobachtete, der nun aus dem Schornstein kam und sich einige Meter über dem Dach rot färbte.
Der Junge sah sich hektisch um und entdeckte nach einiger Zeit das, was er gesucht hatte: Die steinerne Nachbildung einer Prinzessin! Erst jetzt fiel Max auf, dass diese Prinzessin ja eine verblüffende Ähnlichkeit mit Peach aus den Super Mario Spielen hatte. Na ja, egal! Im Moment hoffte Max nur, dass der Ersatzschlüssel noch da war, wo er immer war, als das Haus noch Herrn Mortadella gehört hatte. Der Kleine lief also zu der Statue und öffnete ein Geheimfach, das sich hinter dem Diamanten auf der Brust der Prinzessin befand. Und tatsächlich, darin lag noch der Ersatzschlüssel! Max schnappte ihn sich, eilte zur Tür, schloss auf und huschte hinein.
Da sich Max von früher noch in dem Gebäude auskannte, suchte er als erstes die Küche auf. Denn welcher Raum könnte besser geeignet sein, um Rauch durch den Schornstein zu jagen, als der, in dem sich der Ofen befand?
An der Küche ankommen bemerkte Max, dass er Recht hatte. Mehr als einen kleinen Blick durch den Türspalt riskierte Max allerdings nicht, denn was er gesehen hatte, hatte ihn zu Recht erschrecken lassen. Auf dem Tisch, auf dem sein Vater früher immer die Pizzas belegt hatte, lag nun irgendetwas unter einem großen weißen Tuch, von dem nur zu erkennen war, dass es schuppige braune Hände mit langen, scharfen Krallen hatte. Ein Arm ragte nämlich unter dem Tuch hervor. Am Ofen stand eine kleine Gestalt von höchstens eineinhalb Metern Größe, die ebenfalls nicht richtig zu erkennen war, da sie größtenteils unter einem violetten Umhang versteckt war. Eindeutig als ein solcher zu erkennen war jedoch der Zauberstab, mit dem die Gestalt in dem Kessel, der auf dem Ofen stand, herum rührte. Mit wild klopfendem Herz beobachtete Max die ganze Sache durch das Schlüsselloch, jedoch mit seinen Beinen in einer Position, die es ihm ermöglichte, im Ernstfall jederzeit fort zu rennen.
"Ha," lachte die Gestalt mit dem Umhang und zog den Zauberstab aus dem Kessel, "die Blitze haben den Trank aufgeladen! Gleich ist es so weit! Nur noch der letzte Zauberspruch, dann weilt Ihr endlich wieder unter uns, Meister!"
Mit diesen Worten richtete die Gestalt ihren Zauberstab auf den Kessel und murmelte irgendeine unverständliche Formel. Daraufhin gab einen lauten Knall und eine weitere Ladung grüner Qualm schoss den Schornstein hinauf, diesmal angereichert durch viele kleine goldene Sternchen. Die Gestalt begann triumphierend zu lachen und füllte eine Tasse mit dem Gebräu aus dem Kessel. Als sie dann das Tuch weg zog, sah Max zum ersten Mal, was sich darunter befand: Ein großes, hässliches und unfreundlich aussehendes Monster, das entfernt an eine Schildkröte erinnerte! Max war sich sicher, dass er dieses Monster irgendwo schon einmal gesehen hatte, aber ihm fiel im Moment beim besten Willen nicht ein, wo das war. Das war jetzt aber auch Nebensache. Wichtig war, dass die Gestalt dem Monster die Flüssigkeit ins Maul kippte, woraufhin das Monster grunzte, sich kurz schüttelte und dann die Augen aufschlug.
"Heiliger Bimbam," dachte Max, "hab ich's doch befürchtet: Dieser Typ hat tatsächlich das Monster zum Leben erweckt! Und ... äh, hey! Was ist das?"
Max sah nach unten. An seinem Bein knabberte irgendein seltsamer Hund. Er war braun und rund, hatte nur zwei Beine und auch keinen Schwanz. "Na warte," dachte Max und gab dem Vieh einen kräftigen Tritt, woraufhin es sofort zu einem Häufchen Matsch wurde, der sich kaum eine Sekunde später komplett in Nichts auflöste.
"Hä?" erschrak Max, doch dann fiel es ihm auf: "Du meine liebe Güte," rief er, "das war ja ein Gumba!" Gumbas, so viel hatte er von den alten Nintendo-Konsolen schon gelernt, waren klein, dumm und leicht zu besiegen. Aber vor allem: Sie gehörten in das fiktive Pilze-Wunderland, aber nicht ins reale Italien!
"Da draußen war doch gerade was?" grunzte eine Stimme aus der Küche.
"Oh nein," dachte Max, dem jetzt auch wieder eingefallen war, woher er das Monster kannte, "sie haben mich was gehört! Ich muss hier ..."
Doch dazu war es schon zu spät. Die Küchentür öffnete sich und die seltsame Gestalt kam zum Vorschein. Sie musterte Max von oben bis unten und rief schließlich: "Meister Bowser, hier ist ein Eindringling! Was soll ich mit ihm machen?"
"Na was wohl, Kamek, du Schnarchnase! Schmeiß ihn in den Kerker!" raunzte eine Stimme, die eindeutig diesem Monster, also Bowser, gehörte.
"Äh, in den Kerker, gut," meinte Kamek zögernd. In diesem Gebäude gab es nämlich keinen Kerker. Dafür gab es aber einen Weg zum Ausgang, den Max nur allzu gut kannte. Und so nahm er die Beine in die Hand, während Kamek noch da stand und überlegte, wie er diesen Befehl ausführen könnte. Schließlich stolperte Bowser beim Versuch, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, über den Hexenmeister und fiel der Länge nach auf den Boden, womit Max endgültig einen uneinholbaren Vorsprung hatte.
"Ich muss sofort nach Hause und Papa zur Rede stellen," war sein einziger Gedanke, während er durch die Abenddämmerung nach Hause flitzte, "das waren eindeutig Figuren aus diesen Super Mario Spielen! Technischer Fortschritt hin oder her, aber sowas geht eindeutig zu weit!"
"Ach, verdammt, schon wieder!" fluchte Max und pfefferte den Controller auf das Sofa, bevor er sich schmollend von Fernseher und Spielkonsole abwandte.
"Mit dieser altmodischen Grafik kommt heutzutage auch wirklich niemand mehr klar," grummelte Max, womit er bei seiner Lieblingsausrede war, "da ist es ja kein Wunder, dass ich dauernd abkratze! Ich will endlich die Playstation DS haben!"
Wir schreiben das Jahr 2035. Die Welt hat sich eigentlich nicht weltbewegend verändert. Die Kinder müssen immer noch brav jeden Tag die Schule besuchen, anstatt das Wissen automatisch per Computer in ihr Gehirn eingespeichert zu kriegen. Die Erwachsenen können sich immer noch nicht einfach zur Arbeit teleportieren, sondern müssen sich wie in alten Zeiten auf eine unpünktliche U-Bahn verlassen oder mit einem Auto, das wie gehabt vier Räder auf dem Boden hat, auf eine überfüllte Autobahn wagen. Nun gut, ein kleiner Fortschritt: Die Autos fahren neuerdings mit Solarenergie und verpesten somit nicht mehr die Umwelt.
Eine der wenigen Branchen, in denen sich wirklich etwas getan hat, ist die der Videospiele. Im Sommer 2022 war der Traum aller Nintendo-Fans wahr geworden: Sony hatte pleite gemacht! Nintendo hatte daraufhin die Überreste der Firma für einen Apfel und ein Ei aufgekauft. Doch die Freude der Nintendo-Fans war schnell vergangen. Nintendo hatte nämlich nicht, wie sie es sich erhofft hatten, die Playstation vom Markt genommen, sondern stattdessen die eigenen Konsolen eingestellt und die Playstation weiter entwickelt.
Die Meinungen der Nintendo-Fans darüber gingen weit auseinander. Aber wie dem auch sei, im Moment ist die Playstation DS aktuell, die zusätzlich zum Fernsehbild einen zweiten Bildschirm in die Luft projiziert, der zusätzliche Informationen enthält und auf dem man mit einem Laserpointer auch bestimmte Dinge anklicken kann.
Diese Konsole und die darauf erscheinende erfolgreiche Rollenspielreihe, Final Zelda von Nintendo und Square, waren das Gesprächsthema Nummer 1 unter den Jugendlichen weltweit, weit vor der endlich erfolgten Anime-Umsetzung von Dragon Ball AF. Max konnte dabei allerdings nicht mitreden, was ihn äußerst störte. Sein Vater, ein älterer Herr namens Mark Mortadella, der ein Pilz-Restaurant in Fungo Città führte, verbot seinem Sohnemann nämlich, besagte Playstation DS zu kaufen. Stattdessen musste sich Max auf den hoffnungslos veralteten Nintendo-Konsolen vom Ende des letzten Jahrtausends - NES, Super Nintendo und Nintendo 64 - mit Spielen über irgendein komisches Rotkäppchen namens Super Mario beschäftigen, eine Figur, die heutzutage bestenfalls noch die ältesten Nintendo-Fans kennen. Die damals erfolgreiche Reihe wurde nämlich 2013 genau wie Pokémon mit der Begründung "hoffnungslos veraltet" eingestellt, und die Mehrzeit der Jugend war der Meinung, dass das auch besser so sei. Max gehörte ebenfalls dazu, aber was sollte er tun? Er hatte schon einmal versucht, sich heimlich eine Playstation DS zu kaufen, die Herr Mortadella umgehend in den Laden zurück gebracht hatte, bevor er seinen Filius dann zu einer Woche Super Mario Bros. 3 Dauerzocken verdonnerte. "Training für den Ernstfall" nannte er das. Max sah die Bezeichnung "Sklaventreiberei" als treffender an.
Max seufzte, dann griff er wieder zum Controller, um "Save & Continue" auszuwählen. Bei diesem Gewitter, wo er auch unmöglich draußen mit seinen Freunden spielen konnte, war diese Nintendo-Konsole immerhin noch besser, als nur dumm rum zu sitzen und Däumchen zu drehen.
ZISCH!!! KRAAAAAAAAAACKS!!!
Max schreckte auf. Was war das? Panisch schaute er nach draußen, wo diese Geräusche her kamen. Die Ursache war schnell gefunden: In den alten Betonklotz am Stadtrand schlug ein Blitz nach dem anderen ein! Max kannte das Gebäude. Darin war das Restaurant seines Vaters gewesen, bevor es diesem gelungen war, ein schönes Fachwerkhaus direkt an Waldrand und Flussufer zu mieten. Der Betonklotz stand seitdem leer, soweit Max wusste. Aber woher kamen diese ganzen Blitze? Das fand Max natürlich wesentlicher interessanter als dieses veraltete auf Koopas rumhüpfen und durch Röhren schlüpfen. Und so warf er sich seinen Regenmantel über, zog seine Inliner an und sauste los.
Nach wenigen Minuten kam der Junge an dem Gebäude an. Die Blitze hatten sich inzwischen beruhigt, ja, sogar das ganze Gewitter hatte sich verzogen. Max zog also seinen Regenmantel aus und band ihn sich um den Bauch, während er den mysteriösen grünen Qualm beobachtete, der nun aus dem Schornstein kam und sich einige Meter über dem Dach rot färbte.
Der Junge sah sich hektisch um und entdeckte nach einiger Zeit das, was er gesucht hatte: Die steinerne Nachbildung einer Prinzessin! Erst jetzt fiel Max auf, dass diese Prinzessin ja eine verblüffende Ähnlichkeit mit Peach aus den Super Mario Spielen hatte. Na ja, egal! Im Moment hoffte Max nur, dass der Ersatzschlüssel noch da war, wo er immer war, als das Haus noch Herrn Mortadella gehört hatte. Der Kleine lief also zu der Statue und öffnete ein Geheimfach, das sich hinter dem Diamanten auf der Brust der Prinzessin befand. Und tatsächlich, darin lag noch der Ersatzschlüssel! Max schnappte ihn sich, eilte zur Tür, schloss auf und huschte hinein.
Da sich Max von früher noch in dem Gebäude auskannte, suchte er als erstes die Küche auf. Denn welcher Raum könnte besser geeignet sein, um Rauch durch den Schornstein zu jagen, als der, in dem sich der Ofen befand?
An der Küche ankommen bemerkte Max, dass er Recht hatte. Mehr als einen kleinen Blick durch den Türspalt riskierte Max allerdings nicht, denn was er gesehen hatte, hatte ihn zu Recht erschrecken lassen. Auf dem Tisch, auf dem sein Vater früher immer die Pizzas belegt hatte, lag nun irgendetwas unter einem großen weißen Tuch, von dem nur zu erkennen war, dass es schuppige braune Hände mit langen, scharfen Krallen hatte. Ein Arm ragte nämlich unter dem Tuch hervor. Am Ofen stand eine kleine Gestalt von höchstens eineinhalb Metern Größe, die ebenfalls nicht richtig zu erkennen war, da sie größtenteils unter einem violetten Umhang versteckt war. Eindeutig als ein solcher zu erkennen war jedoch der Zauberstab, mit dem die Gestalt in dem Kessel, der auf dem Ofen stand, herum rührte. Mit wild klopfendem Herz beobachtete Max die ganze Sache durch das Schlüsselloch, jedoch mit seinen Beinen in einer Position, die es ihm ermöglichte, im Ernstfall jederzeit fort zu rennen.
"Ha," lachte die Gestalt mit dem Umhang und zog den Zauberstab aus dem Kessel, "die Blitze haben den Trank aufgeladen! Gleich ist es so weit! Nur noch der letzte Zauberspruch, dann weilt Ihr endlich wieder unter uns, Meister!"
Mit diesen Worten richtete die Gestalt ihren Zauberstab auf den Kessel und murmelte irgendeine unverständliche Formel. Daraufhin gab einen lauten Knall und eine weitere Ladung grüner Qualm schoss den Schornstein hinauf, diesmal angereichert durch viele kleine goldene Sternchen. Die Gestalt begann triumphierend zu lachen und füllte eine Tasse mit dem Gebräu aus dem Kessel. Als sie dann das Tuch weg zog, sah Max zum ersten Mal, was sich darunter befand: Ein großes, hässliches und unfreundlich aussehendes Monster, das entfernt an eine Schildkröte erinnerte! Max war sich sicher, dass er dieses Monster irgendwo schon einmal gesehen hatte, aber ihm fiel im Moment beim besten Willen nicht ein, wo das war. Das war jetzt aber auch Nebensache. Wichtig war, dass die Gestalt dem Monster die Flüssigkeit ins Maul kippte, woraufhin das Monster grunzte, sich kurz schüttelte und dann die Augen aufschlug.
"Heiliger Bimbam," dachte Max, "hab ich's doch befürchtet: Dieser Typ hat tatsächlich das Monster zum Leben erweckt! Und ... äh, hey! Was ist das?"
Max sah nach unten. An seinem Bein knabberte irgendein seltsamer Hund. Er war braun und rund, hatte nur zwei Beine und auch keinen Schwanz. "Na warte," dachte Max und gab dem Vieh einen kräftigen Tritt, woraufhin es sofort zu einem Häufchen Matsch wurde, der sich kaum eine Sekunde später komplett in Nichts auflöste.
"Hä?" erschrak Max, doch dann fiel es ihm auf: "Du meine liebe Güte," rief er, "das war ja ein Gumba!" Gumbas, so viel hatte er von den alten Nintendo-Konsolen schon gelernt, waren klein, dumm und leicht zu besiegen. Aber vor allem: Sie gehörten in das fiktive Pilze-Wunderland, aber nicht ins reale Italien!
"Da draußen war doch gerade was?" grunzte eine Stimme aus der Küche.
"Oh nein," dachte Max, dem jetzt auch wieder eingefallen war, woher er das Monster kannte, "sie haben mich was gehört! Ich muss hier ..."
Doch dazu war es schon zu spät. Die Küchentür öffnete sich und die seltsame Gestalt kam zum Vorschein. Sie musterte Max von oben bis unten und rief schließlich: "Meister Bowser, hier ist ein Eindringling! Was soll ich mit ihm machen?"
"Na was wohl, Kamek, du Schnarchnase! Schmeiß ihn in den Kerker!" raunzte eine Stimme, die eindeutig diesem Monster, also Bowser, gehörte.
"Äh, in den Kerker, gut," meinte Kamek zögernd. In diesem Gebäude gab es nämlich keinen Kerker. Dafür gab es aber einen Weg zum Ausgang, den Max nur allzu gut kannte. Und so nahm er die Beine in die Hand, während Kamek noch da stand und überlegte, wie er diesen Befehl ausführen könnte. Schließlich stolperte Bowser beim Versuch, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, über den Hexenmeister und fiel der Länge nach auf den Boden, womit Max endgültig einen uneinholbaren Vorsprung hatte.
"Ich muss sofort nach Hause und Papa zur Rede stellen," war sein einziger Gedanke, während er durch die Abenddämmerung nach Hause flitzte, "das waren eindeutig Figuren aus diesen Super Mario Spielen! Technischer Fortschritt hin oder her, aber sowas geht eindeutig zu weit!"