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Destiny - New York

von M Draw
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer / P16 / MaleSlash
17.05.2005
17.05.2005
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4.620
 
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AN: So, mein zweites großes Projekt. Lag etwa ein halbes Jahr lang verstaubt auf meinem Rechner, doch ich fand, einen Versuch wars wert. Das ist jetzt erst sone Art BetaCheck. Sprich: Wenn ich ordentliches Feedback bekomme schreibe ich weiter, sonst landet die Story wieder gaaaaaanz hintem im Rechner ;-P
Also, viel Spaß jetzt


Das Dach des "Bringston" Pharmakonzerns war grell erleuchtet, und der Hubschrauberlandeplatz wartete auf eine wichtige Lieferung , die Entwicklung des krebsbekämpfenden Giftes "PX 38"  zum Durchbruch verhelfen sollte. Der eiskalte Dezemberwind schnitt den wartenden Angestellten ins Fleisch, nur wenige trugen Mützen oder gar Mäntel, zu plötzlich kam die Nachricht, dass die Auktion um dieses Bakterium gewonnen war. Selbst der Vize-Präsident des weltbekannten Konzerns wartete sehnsüchtig auf den Helikopter, doch noch war nicht einmal ein Lichtschein am Himmel zu sehen. Nur die Sterne und der Vollmond leuchteten hell und schimmernd am Firmament.
"Briefs! Herkommen!", befahl der gut angezogene Vize-Präsident. Er trug als einziger seinen langen Pelzmantel und eine russische Wollmütze.
Ein schlaksiger, bebrillter Mann eilte herbei. Er zitterte und seine Lippen waren aufgeplatzt, doch er blieb Draußen in der Kälte, zu sehr fürchtete er um seinen Job als Assistent.
"Sagen Sie im Labor Bescheid, die sollen da alles auf Arbeit einstellen .Ich will , dass alles sofort losgeht , wenn der Helikopter da ist! Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren, denken Sie dran: Zeit ist Geld!", predigte er dem Angestellten neben sich. Dieser verbeugte sich leicht und eilte zur Fahrstuhl-Tür, die am Ende des Daches war.
Immer noch war nichts von einem Hubschrauber zu sehen. Der füllige Vize-Präsident griff in seine Hosentasche und holte eine silberne Schatulle mit dicken Zigarren heraus. Er nahm eine und roch genüsslich daran, wie als wäre es ihr Duft, der die entspannende Wirkung hatte, doch bevor er seinen Zigarrenschneider rausholen konnte, wurde er von einer jungen blonden Frau gestört. Sie trug eine beige Weste und eine olivgrüne Mütze.
"Nicht Herr Bringston. Ihre Lunge."
Nach kurzem Zögern und einem sehnsüchtigen Blick auf sein geliebtes Suchtmittel, steckte er die Zigarre wieder in die Schatulle und diese wieder in die Tasche.
"Verdammte Gesundheitsberater....", murmelte er in seinen Vollbart. Plötzlich ging ein Raunen durch die Wartenden. Am dunklen Nachthimmel näherte sich ein Licht, und nach einiger Zeit wurden Rotorblätter sichtbar. Wie kleine Insekten auf der Flucht vor einem Raubvogel huschten die Angestellten umher und suchten ihrem Platz. Einige gingen gefährlich nahe an den Landeplatz um die Kühl-Box mit den speziellen Bakterien schnell entgegenzunehmen, andere rannten zurück zum Fahrstuhl um in ihren Abteilungen Bescheid zusagen . Nur Mr. Bringston blieb unbekümmert von dem Lärm und dem schneidenden Wind des landenden Hubschraubers stehen. Noch bevor er gelandet war, sprang ein Mann mit einer Kiste unter dem Arm und Kopfhörern aus dem Helikopter und übergab den wartenden Angestellten die ersehnte Ware. Sofort rannten alle Richtung Fahrstuhl, und selbst der sonst so träge Vize-Präsident beschleunigte seinen Schritt und verlor dabei unbemerkt seine Silber-Schatulle mit den Zigarren. Als alle Angestellten des Konzerns hinter den Stahl-Türen des Fahrstuhls verschwunden waren , hob der Helikopter wieder ab und verschwand am nächtlichen Himmel der Welt-Metropole New York.

Niemand hatte die dunkle Gestalt bemerkt, die sich an Bord des Hubschraubers hatte aufs Dach bringen lassen. Niemand hatte gesehen, wie sie vom Heck der Maschine gesprungen war und wie sie sich nun langsam an allen Scheinwerfern vorbei, Richtung Feuerleiter bewegte. Ein Lächeln huschte über die Lippen der vermummten Gestalt, die einen Anzug aus einem elastischen und gleichzeitig reflektierenden Stoff trug. Ihr ganzer Körper war mit diesem Gewebe verdeckt, keine Stelle war ungeschützt, kein Zentimeter ihrer Haut war zu sehen, nicht einmal die Augen. Unterwegs hob sie, ohne stehen zu bleiben, die kleine Schachtel auf und schob sie in eine  Seitentasche ihres Anzuges und zog den Reißverschluss zu, dann kletterte sie die Feuerleiter nach unten...

"Schnell, die Brutschränke aufmachen!", befahl Rebecca Sight, Leiterin der Forschungsabteilung des Pharmakonzerns. Sofort eilten zwei Angestellte herbei und befolgten die Anweisung. Zur gleichen Zeit ertönte das Türsignal und die zwei Stahltüren, die in die streng sterile Abteilung von der Außenwelt abschirmten, öffneten sich. In diesem Raum wurden Bakterien- und Virenstämme gezüchtet und zu Forschungszwecken erhalten. Selbst die gefährlichsten Cholera und AIDS Viren wurden hier gehalten, deshalb wurden alle Forscher und Angestellte vor dem Raum mit einer stark desinfizierenden Lösung besprüht.
Ein mit Ganzkörper-Anzug geschützter Mann trat durch die Stahltüren. Fast schon ehrfürchtig richteten sich alle Blicke auf einen Stahlkanister, den er in den Händen hielt.
"Stellen Sie ihn dort auf den Tisch!", befahl Rebecca. Auch sie trug über ihren Arbeitskleidern einen Schutzanzug, der durch einen Schlauch mit der Decke verbunden war. Der Brutraum, sowie alle Hochsicherheits-Abteilungen wurden ständig mit gefilterter und desinfizierter Luft unter Druck gesetzt, sodass Erreger oder andere Störfaktoren, wie Staub oder Pollen nicht von Außen eindringen konnten.
"Darf ich mich bitte erst mal anschließen?!", entgegnete der etwas genervte Angestellte. Er war kein direkter Forscher, kein Chemiker oder Biologe, aber er war unentbehrlich für die ganze Abteilung, denn er war der Sicherheitschef, der für alles verantwortlich war.
Er bewegte sich etwas nach vorne, dann griff er nach oben und zog ein dickes Kabel von der Decke. Nachdem er es sich in eine kleine Öffnung am Hals gesteckt und ein "Klicken" das Einrasten bestätigte, entspannte sich der Angestellte.
"Es ist etwas beunruhigend, wenn man nur Luft für 5 Minuten hat.", blaffte er Rebecca an und bewegte ich langsam zu ihr. Das Kabel an der Decke war auf Schienen angebracht, sodass es sich in einem großen Radius mitbewegen konnte.  
"Mach nicht so ein Drama draus, es sind 6 Minuten.", entgegnete die Forscherin und griff nach dem Kanister.
"Sorry Darling, du kennst die Vorschriften. Die Versicherung will es leider so.", sagte der Mann und ein vertrautes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Einer der anderen Forscher konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
"Was gibt's denn da zu gaffen?! Habt ihr nichts zu tun?!", blaffte Rebecca ihre Untergebenen an, die sofort davonhuschten.
"Bekomm ich keinen Kuss Beccy?", fragte der Mann und grinste seine Ehefrau an.
Diese konnte sich bei dem verführerischem Blick ihres Mannes ein Lächeln nicht verkneifen.
"Ich möchte ja nicht diese romantische Stimmung stören, aber können wir endlich weitermachen? Zeit ist Geld!", dröhnte eine zitternde Männerstimme aus den Lautsprechern. Es war James Briefs, der persönliche Assistent des Vize-Präsidenten.  
"Jetz' mach mal halblang Briefs!", blaffte Rebecca die Stimme an. Man konnte fast hören wie die schlaksige Gestalt eines Mannes zusammenzuckte.
"Er hat Recht.", seufzte der Sicherheits-Chef.
"Terry!", schnauzte Rebecca ihren Mann an. Dieser lachte sie nur an und machte sich daran die Sicherheitscodes an dem Kanister einzugeben. Seine Frau stand entnervt daneben und hatte die Arme verschränkt.
"Was gibt es heut zu Essen?", fragte Terry um die erdrückende Stimmung aufzulockern, doch so eine Frage war gerade hier Fehl am Platz. Oft wollten die Angestellten während der Arbeitszeit in dieser Forschungsabteilung nicht einmal etwas trinken,  geschweigedenn essen, wenn sie mit den tödlichsten Mikro-Organismen der Welt arbeiteten.
Nachdem der letzte Code eingegeben und der Sicherheitsbügel geöffnet war,  bewegte sich mit einem summenden Geräusch ein kleiner Turm aus dem Kanister. Aus dem Behälter strömten dicke Nebelschwaden und die Stellen am Boden, auf die sie trafen , wurden sofort eingeeist.
"Das P3-Bakterium konnte nur in dieser Minimal-Probe hergestellt werden. Jeder Kontakt mit Sauerstoff lässt es sofort absterben und rückstandslos verschwinden. Es entwickelt sich bei 37 Grad über Null, kein bisschen mehr. Insgesamt konnten wir drei Proben ersteigern, die letzte Probe wurde uns von der Konkurrenz weggekauft, doch eigentlich sollte es euch reichen.", erklärte Terry seiner Frau, die genervt darauf wartete, dass sie die kleinen Teströhrchen in die Finger bekam, in denen die begehrten Stämme eingefroren waren.
"Ich weiß, ich weiß! Ich hab meine Hausaufgaben gemacht!", blaffte sie ihren Mann an, doch der konnte nur müde lächeln. "Vorschriften"
Schließlich zückte Terry noch einen Zettel, auf dem seine Frau unterschreiben musste, erst dann zog er Röhrchen für Röhrchen aus dem dampfenden Kanister und über gab sie Rebecca.
Diese krallte sich die wertvolle Ware und setzte zwei von ihnen in den Brutschrank, den sie sofort schloss und die Sicherheitsschlösser aktivierte.
"Vielen Dank.", sagte sie betont freundlich zu ihrem Mann, und eilte mit dem dritten Röhrchen zu der Schleuse, die in den Teilungs-Bereich der Abteilung führte. Terry hingegen drückte den Ausgefahrenen Turm zurück in den flüssigen Stickstoff und verschloss wieder den Kanister. Dann bewegte er sich zurück zu den Stahltüren, von denen er gekommen war und koppelte sich von dem Luftschlauch ab.
Die Türen öffneten sich und eine mechanische Stimme begrüßte den Sicherheitschef, dann wies ihn die Stimme an, alle Gegenstände die er mit sich nehmen möchte in eine Vorrichtung einzulegen. Terry tat wie ihm gesagt und schob den Kanister durch ein Schränkchen in eine separate Desinfektionskammer. Danach wurde er angewiesen die Atemöffnung an seinem Anzug zu überprüfen und gegebenenfalls zu verschließen. Nach einigen Sekunden bedankte sich die Stimme und ein dichter Nebel aus stark sterilisierenden Mitteln umhüllte Terry. Genau 60 Sekunden dauerte diese Prozedur, dann kam Terry in eine zweite Schleuse, in der er seinen Anzug ausziehen musste. Dieser würde später dann noch einmal von allen Seiten gereinigt werden. Terry erhielt seinen Kanister zurück und verließ die letzte Schleuse.
Er ging durch einen Sicherheitsbereich indem mehrere Kameras den Raum auf anwesende Personen kontrollierten. Zusätzlich wurde der ganze Raum in einem grellen Licht gehalten, sodass besondere Kameras jede unnatürliche Lichtrefflektion sofort registrieren und Alarm schlagen würden. Schnell huschte Terry durch diesen Raum und drückte seinen Daumen auf ein Lesegerät, das schließlich die letzte Tür öffnete und ihn nach draußen lies.

Währenddessen ging Rebecca durch die Stahltüren, die alle Bereiche der Viren- und Bakterienabteilung des Konzerns voneinander abtrennten. Sie drückte auf ihren Luftschlauch und koppelte ihn ab, dann hastete sie in die nächste Abteilung.
Direkt neben dem Brutraum mit den vielen verschiedenen Brutschränken befand sich die Experimentelle-Bakterien Forschung.
Dort wurde die Chefin der Abteilung schon sehnsüchtig erwartet.
"Los, taut sie auf und los geht's!", wies sie ihre Leute an und übergab die Tiefkühlware an einen jungen Forscher, der sie wie ein rohes Ei zu einer Art Mikrowelle brachte. Die insgesamt 12 Forscher der Abteilung standen da und beobachteten, wie die Maschine die festgefrorenen Bakterien auftaute und sie, als sie sich verflüssigten, aus dem Röhrchen absaugte. Währendessen schnappte sich eine Angestellte einen freien Luftschlauch und schloss ihn an Rebeccas Anzug an.
Im Inneren der Maschine, aus der absolut jeder Sauerstoff durch ein anderes Gas verdrängt wurde, wurde die Flüssigkeit erst mit einer speziellen Nährlösung verdünnt, und dann auf 5 mit Nährböden angereicherten Petrischalen aufgetragen. Dann wurden diese Schalen mit einem, leicht gelblichen Gas benebelt und schließlich mit einem Deckel verschlossen. Erst, als dieses für den Menschen tödliche Gas abgesaugt worden war, ertönte ein Elektronisches Läuten und die dicke Glastür öffnete sich. Sofort wurden die Petrischalen verteilt und zu den verschiedenen Experimenten gebracht.
"Ausgezeichnet.", sagte die Chefin erfreut und begab sich zu einem ihrer Experimente.

"Briefs! Herkommen!", befahl der füllige Vize-Präsident. Der schlaksige Assistent eilte herbei und erwartete seine Befehle.
"Gehen sie zur Brutkammer 12 und bezeugen Sie die Übergabe der Bakterien. Ich will anschließend einen ausführlichen Bericht darüber mit allen Unterschriften der Beteiligten auf meinem Schreibtisch haben!", orderte Bringston. Er hatte inzwischen seinen Pelzmantel und seine Mütze abgestreift, die von einem Angestellten sofort in das Büro des Vize-Präsidenten gebracht worden waren. Briefs nickte eifrig und bejahte seinen Chef, dann eilte er davon.
"Synchronisation?", fragte der füllige Mann, während er zu seinem persönlichen Fahrstuhl eilte. Dabei wurde er von einer Menschentraube aus Laufburschen, Sicherheitspersonal und Informations-Angestellten begleitet. Eine junge Frau mit dem Namensschild "Edda Springfield" eilte einige Schritte voran, dann las sie einige Daten und Zahlen von ihrem Brett ab, doch der Chef winkte genervt ab.
"Aktueller Status, mehr will ich nicht wissen!"
Die junge Frau zuckte zusammen, dann sagte sie eingeschüchtert:
"Synchronisation liegt bei 25%, voraussichtliche Synchronisationsrate nach der Bakterien-Speisung 75%."
Zufrieden grinsend stoppte der beleibte Mann vor einer, mit rotem Samt überzogenen, Fahrstuhltür. Er drehte sich um und schickte alle seine Angestellten weg, nur die Gesundheitsberaterin mit der grünen Wollmütze blieb.
"Sie lassen mich wohl nie in Ruhe, was?", fragte Bringston genervt, während er seinen Fingerabdruck auf einem Lesegerät abgab.
"Die Senior Partner können nicht zulassen, dass die Synchronisation der Ereignisse gestört wird, und sie wissen, dass heute ein Knotenpunkt ist."
"Ja, ja, ja...", maulte der Mann missmutig. Ihm ging sowieso die ganze Sache zu langsam und zu vorsichtig. Als er damals seine Firma gegründet hatte, war sein erstes Produkt ein sehr zweifelhaftes Anti- Blutungsmittel für Frauen. Zwar war es ein hohes Risiko, doch er machte damit seine ersten tausend Dollar, bis das Mittel verboten wurde.
Die Samt-Türen öffneten sich und die Beiden stiegen ein. Nachdem die von innen mit Gold verzierten Stahltüren sich geschlossen hatten, fragte eine freundliche Frauenstimme nach ein den Passwörtern und dem Einstiegsdatum.
"Bringston D.C.H. , Temp. Synchro,  25. Generation, Einstiegsdatum 22.12.04.", antwortete Bringston, und die Frauenstimme bedankte sich freundlich. Erst jetzt fuhr der Fahrstuhl höher.
Nach einer halben Ewigkeit, so schien es dem fülligen Vize-Präsidenten, stoppte der Fahrstuhl und wieder erklang die freundliche Frauenstimme und forderte die Ausstiegscodes und einen genetische Identifikation. Bringston drückte seinen Daumen auf den Scanner und zuckte etwas, als eine Nadel herausgeschossen kam und ihm Blut entnahm, währenddessen gab er einige Zahlenreihen wieder. Dann öffneten sich die Stahltüren und Bringston war in seinem Büro, dass ein eigenes Stockwerk war, in dem er wohnte und arbeitete.
Gemächlich ging er aus dem Fahrstuhl und orderte Beethovens 5.Symphonie. Sofort schalteten sich die Stereoanlagen ein und das Stück wurde abgespielt. Der füllige Mann bewegte sich zu dem riesigen Fenster, dass einen überwältigenden Ausblick auf die Stadt bot. In dieser Höhe wusste man nicht, ob der Himmel oder die Straßen von New York heller funkeln. Direkt vor dieser Fensterwand befand sich sein Ebenholz-Schreibtisch mit mehreren Telefonen in verschiedenen Farben und einigen Monitoren und Knöpfen. Er drückte einen kleinen Knopf und verriegelte so den Aufzug.
"Wollen Sie etwas trinken?", fragte Bringston seine Beraterin, die nun ihre beige Weste und ihre Wollmütze abnahm und sie an die Garderobe direkt neben dem Fahrstuhl hängte. Sie zog ihren blonden Pferdeschwanz zurecht, dann antwortete sie:
"Nein danke, ich trinke nicht während der Arbeitszeit."
Verwundert drehte sich der Mann um.
"Aber sie arbeiten doch 24 Stunden am Tag?"
Ein leicht triumphales Schmunzeln musste ihm als Antwort genügen, denn noch etwas verwunderte ihn: Die Fahrstuhltüren hatten sich noch nicht geschlossen.
"Fahrstuhl schließen!", befahl er, doch nichts tat sich. Erst nach ein paar Sekunden reagierte das Hightech Wunderwerk und schloss sich. Etwas verwirrt schüttelte Bringston den Kopf und murmelte etwas von "Techniker köpfen lassen", dann bewegte er sich aus dem großen Empfangsraum in einen kleinen Flur in ein Umkleidezimmer.
Die Beraterin begab sich währenddessen zu einem gut gepolsterten,  dunkelgrünen Ledersofa, dass so ausgerichtet war, dass man bequem im Liegen auf den übergroßen Plasmabildschirm schauen konnte, der, je nach Wunsch, Fernsehprogramme aus aller Welt oder die Sicherheitskameras zeigen konnte. Die Frau zückte eine schmale Brille aus ihrer Brusttasche und setzte sie auf. Dann legte sie sich auf das Sofa und orderte das Überwachungsbild der Kamera 264 aus dem Brutraum 12. Sofort reagierte das Programm und aktivierte den Monitor. Dort waren gerade zwei mit Schützanzügen bekleidete Personen zu sehen. Die eine hielt die Arme verschränkt und wartete auf die Übergabe der Bakterien.
Bringston kehrte in legerer Kleidung zurück. Er hatte seinen Anzug und seine Krawatte gegen schlichte Hosen und ein Hemd eingetauscht.
"Alles vorschriftsmäßig?", fragte er und begab sich wieder zu seinem Schreibtisch.
Als Antwort genügte ihm, wie so oft, ein bejahender Laut. Kurz vor seinem Tisch stockte jedoch der Mann. Mitten auf der samtgrünen Arbeitsfläche lag seine silberne Zigarren-Schatulle.
"Haben Sie die da hingelegt?", fragte er etwas besorgt seine Beraterin. Diese stand langsam auf und sah sich um.
"Nein. Und Sie waren es auch nicht, vorhin lag sie noch nicht da. Plötzlich herrschte in diesem lockeren Raum eine angespannte Stimmung, wie kurz vor einem Kampf.
"Raum abriegeln und Personenscan starten!", befahl Bringston und setzte sich gemütlich auf seinen Sessel. Die freundliche Frauenstimme aus dem Fahrstuhl erklang wieder.
"Räume hermetisch abgeriegelt. Schlösser deaktiviert. Zur Aktivierung bitte Identifikations-Nachweis erbringen. Personenscan gestartet."
Nach einigen Sekunden bedrückender Stille erklang wieder die Stimme und meldete zwei Personen im Stockwerk. Sofort entspannte sich die Lage bei dem Vize-Präsidenten, jedoch nicht bei seiner Beraterin.
"Was ist los?", fragte Bringston.
"Hier ist jemand, die Sensoren irren sich.", antwortete die Beraterin angespannt.
"Die Sensoren irren sich nie!", entgegnete der Mann und wollte sich eine Zigarette aus der Schatulle nehmen, doch entfuhr ihm ein Schrei. Als er die Schatulle geöffnet hatte klappte ein Zettel heraus, auf dem mit roter Farbe das Wort "Mörder" stand.
Sofort sprang der Mann auf und eilte zu seiner Beraterin, die bereit für jede Auseinandersetzung war.
"Alarmstufe Gelb aktivieren, Innere Sicherheitsmechanik auslösen, Anti-Gewalt aktivieren.", befahl der Mann mit zittriger Stimme, doch noch immer war nichts von einem Eindringling zu sehen.
Eine beängstigende Stille setzte ein, in der nur das panische Schnaufen des Vize-Präsidenten zu hören war.
"Ich weiß dass du hier bist.", sagte die Beraterin ins Leere. "Wer ist ein Mörder?"
Nach einer Weile, in der keine Antwort kam, wollte sie weiterreden, um den Angreifer aus der Reserve zu locken, doch wurde ihr Satz unterbrochen.
"P3-Bakterium. Ein aus drei Einzellern künstlich geformtes Bakterium, dass unter natürlichen Umständen nie entstanden wäre, denn das Abfallprodukt aus der Bakterien-Teilung ist ein leicht radioaktives Gift, dass die sofortige Mutation aller Zellen, die damit kontaminiert werden, hervorruft. Krebs auf Knopfdruck. Mord nach belieben, denn das Bakterium muss intravenös injiziert werden, da es durch jede Art von Luft abgetötet wird. Im Körper bildet es aus der Blutflüssigkeit sofort einen Schutzmantel, der es vor dem Blut-Sauerstoff schützt. Erst bei der Teilung, die sich nach etwa 3-4 Stunden einleitet, gibt es diesen Schutz auf und stirbt nach kurzer Zeit ab ohne Rückstände, außer dem entstandenen Gift, dass tödlich wirkt und alles wie normalen Krebs aussehen lässt."
Diese plötzliche Erklärung und Entblößung der wahren Natur des Bakteriums folgte ein geschocktes Schweigen. Selbst das Schnaufen hatte gestoppt. Etwas überrascht über das Wissen des Angreifers, fing sich jedoch die Beraterin schnell wieder und entgegnete:
"Absolut richtig. Doch durch eine eigenständige Mutierung des Bakteriums aufgrund von bestimmten Bestrahlungen oder Kombinationen von andren Bakterien entsteht ein Stoff, dass genau den entgegengesetzten Effekt hat. Mutiertes Gewebe stirbt ab und bildet die Nährfläche für gleichartige Zellen, so kann man es selbst bei Nerven oder Knochenerkrankungen einsetzen, ohne Risiken einzugehen."
Wieder setzte eine Stille ein, dann erklang  die fremde Stimme, die aus allen Richtungen zu kommen schien, aufs neue:
"New York Times. Offizielle Stellungnahme nach Ivy Lights Anklage. Ich habe den Bericht gelesen."
"Und was wollen Sie dann hier?", fragte die Beraterin selbstsicher.
"Ich sorge dort für die Gerechtigkeit , wo das Irdische Gesetzt es nicht kann."
"Oh, ein Retter der Enterbten?!", lachte die Beraterin. Sie konnte ihr Amüsement nicht unterdrücken. Eine allumfassende Stimme stellt sich als "Richter gegen die Gesetzlosen" vor.
"Nein. Ein Bekämpfer des Bösen. Ein Retter der Hilflosen. Ein Jäger gegen die Brut der Hölle. Ein Schatten und nicht mehr als eine blasse Erinnerung der Zeit."
Schallendes Gelächter folgte dieser Ansprache, doch verstummte es bald.
Anscheinend mitten aus dem Nichts erschien eine Gestalt. Anscheinend weiblich, da man durch den hautengen, jetzt tiefschwarzen Anzug die bestimmten Rundungen erkennen konnte. Seltsamerweise war sonst nichts an dieser Kleidung, keine Knöpfe, keine Schuhe oder Ähnliches, nur ein paar Reißverschlüsse. Doch das seltsamste war, dass selbst der Kopf komplett in dem Anzug verschwunden war. Weder Atemöffnungen noch Augenschlitze waren zu erkennen. Dem Vize-Präsidenten lief es eiskalt den Rücken runter.
"Projektile Feuer!", befahl er, und aus der Decke fuhren mehrere Rohre, die sofort ein Dauerfeuer aus Kugeln abgaben. Wie ein gewaltiger Regen aus Blitzen und Donner prasselten die Kugeln auf den Eindringling ein, doch wurde der Körper nicht getroffen. Alle Kugel prallten an einer unsichtbaren Wand ab und verloren all ihre Kraft, bis sie schließlich zu Tausenden auf den Boden riesselten. Nach einigen Sekunden erfolglosem Dauerfeuers befahl der Vize-Präsident das Schießen einzustellen. Mit einem leisen Summen fuhren die Gewehre wieder hoch und nichts erinnerte mehr an sie, außer einer kleinen Rauchwolke und jede Menge unbenützter Kugeln am Boden.
"Was bist du?", fragte die Beraterin unbeeindruckt von der, scheinbar magischen Vorstellung.
Die Gestalt setzte sich seelenruhig auf den Schreibtisch und verschränkte die Beine.
"Ich bin Slave." Kurze Zeit sagte niemand etwas, und die Beraterin versuchte ein Augenpaar auszumachen, doch gelang es ihr nicht. Dann ging alles ganz schnell: Die Gestalt machte einen Rückwärtssalto und drückte geschickt einen Knopf, der sofort eines der riesigen Fenster hochfahren ließ. Ein eiskalter Windstoß ging durch den ganzen Raum und nach einigen weiteren Salti sprang die Gestalt ohne Zucken aus dem Fenster eines der höchsten Gebäude der Stadt New York und verschwand Richtung Boden.
Fast ebenso schnell eilte die Beraterin nach vorne um Slave zu packen, doch war sie zu langsam und konnte nur noch am offenen Fenster beobachten, wie die Gestalt genauso ins Nichts verschwand wie sie gekommen war.

Plötzlich dröhnten Alarmsirenen auf und eine elektronische Stimme wies alle Angestellten durch die Lautsprecher an, die Evakuierung einzuleiten. Ein gewaltiger Ruck ging durch das gesamte Gebäude und einige Stockwerke fingen lichterloh an zu brennen. Mehrere Explosionen hatten unzählige kleinere, unbemannte Räume in die Luft gejagt.
Sofort wurden die Sprinkleranlagen aktiviert und ein Schauer aus speziellem Wasser ergoss sich auf die Flammen, die jedoch ohne Minderung weiterloderten. Panisch rannten alle Angestellten zu speziellen Sicherheitskapseln, die jeweils zehn Personen aufnehmen, und innerhalb von Sekunden durch einen Feuer- und Einsturzsicheren Fahrstuhlschacht ins Erdgeschoss befördern konnten. So wurden alle Angestellten innerhalb weniger Minuten aus dem Gebäude evakuiert. Jeder hatte das Gebäude bei so einem Alarm zu verlassen, außer die in den Laboren beschäftigten Forscher. Diese waren dort am sichersten. Die Räume waren absolut feuerfest, und hatten einen eigenen Stützpfeiler, der selbst wenn das restliche Gebäude einstürzen sollte, bestehen blieb. So wies Rebecca ihre Forscher an, mit ihrer Arbeit weiterzumachen. Dabei konnte sie sich einen besorgten Gedanken an ihrem Mann nicht verkneifen.
Terry rannte, anstatt zu den Kapseln, zu den Brandherden und versuchte sie mit den hauseigenen Feuerlöschern zu bekämpfen, doch schadete den Flammen weder das Sprinkler-Wasser noch das ABC-Pulver in den Löschern.
"Verdammt!", fluchte der Mann im durchnässten Anzug. Wütend schmiss er den leeren Feuerlöscher beiseite und machte sich auf den Rückzug, doch musste er mit Entsetzen feststellen, dass er eingeschlossen war. Um ihn herum waren alle Räume von den Flammen besetzt, und kein Weg führte durch das erbarmungslose Lodern. In seiner Verzweiflung stieß Terry eine Tür auf, die in eine kleine Abstellkammer führte. Schnell verschloss er die Tür und eilte an das andere Ende des Raumes. Er hoffte, dass die dünne Holztür lange genug halten würde, doch schwanden seine Gedanken. Er fühlte sich schwer und müde. Sein Kopf dröhnte und seine Schläfen pochten.  Er hatte nicht den bereits durch alle Ritze und Fugen dringende Rauch bemerkt, als er in die Kammer geflüchtet war.
Mit jedem Atemzug wurde ihm übler und heißer, bis er bewusstlos zusammensackte und sich das Bild der brennenden Eingangstür in seinen Kopf prägte.
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