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Als der Himmel weinte - Part I von Never see me again

von Yura
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer / P12 / Gen
10.12.2004
08.05.2005
8
16.651
 
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8 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
10.12.2004 2.206
 
I'M BACK!!!!!!!!!!!!

*knuddäl highvoltage fürs commi* dankööö ^^°

weiter gehts!!!



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Kapitel V Keep on singin' my song
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Schweigend blätterte er weiter. Voll konzentriert in die Akte vor ihm störte ihn der alltägliche Radau auf der Straße außerhalb seines abgeschatteten Büros nicht. Eine Menschenmasse drängelte und schob, als die einzige Ampel für den Zebrastreifen auf grün umschaltete. Genervte Autofahrer stützten die Ellenbogen aufs Lenkrad und warteten mit gerunzelten Augenbrauen und laufendem Motor auf eine weitere Grüne Welle.

30% dass sie sich erinnert...' Verdammt... er musste es schaffen... was sollte er mit einer Frau anfangen, die sich an nichts erinnern konnte? Man könnte sie doch gleich ins Gefängnis schicken - da würde sie auch nicht mehr nützen.
Ich hasse Frauen!!! Immer denen passiert so etwas!'
Er wusste, dass es nicht stimmte - doch irgendetwas musste er sich einreden damit sein überstürztes Gemüt zur Ruhe kam.
... ein Platz... wo sie sich erinnert'
Er stöhnte auf. Seine Hand knallte reflexartig gegen seine Stirn. Warum in Gottes Namen hatte er daran nicht schon früher gedacht?
Eilig steckte er die Akte in den Ordner. Sein Griff ging zum Telefonhörer, automatisch wählte es sich in die Leitung der Polizeidirektion ein.
Auf den Namensgruß des Direktor wartend, griff er nach seinem Kuli und malte abwesend Kreise und Kringel auf seinen Infoblock, den er, immer griffbereit, auf seinem Schreibtisch hatte.
Als das Tuten verklang und eine Bandansage ranging, wollte er schon entnervt den Hörer auf die Gabel knallen.
Doch... die freundliche Frauenstimme verkündete ihm nicht, dass der Direktor zeitweilig nicht zusprechen war. Etwas ganz anderes klang aus der Ohrmuschel...

"Sie werden gebeten, sich unverzüglich in das Hauptgebäude zu begeben. Ein Kampfhubschrauber hat vor wenigen Minuten das Kuppeldach der Kantine zerstört. Die Zivilisten benötigen Erste Hilfe Vorsorge.
Bitte bewahren sie Ruhe.
Ich wiederhole - begeben sie sich unverzüglich ins Hauptgebäude..."

Alex Gesicht würde käsig werden, wenn es nicht schon die Farbe seiner Raufasertapete angenommen hätte - typisches Krankenhausweiß. Ohne weiter nachzudenken ließ er den Hörer fallen. Die Bandansage dudelte weiter aus der Muschel des Telefons - doch Cox war schon längst durch seine Tür nach draußen auf den Flur verschwunden.

Grässliche Schmerzen. Höllisches Zerren.
Röchelnd atmete sie ein und schluckte die Tränen hinunter.  Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Ihre Augen blickten starr in den markelosen blauen Himmel. Tröstend blinzelte die Sonne herein - spiegelte sich in den Glasscherben, in denen sie lag - und ließ das Blut schimmern, welches langsam aus ihrer Bauchwunde floss. Sie spürte ihre gesamte linke Körperhälfte unterhalb des Brustkorbs nicht mehr. In ihrem rechten Bein pulsierte der Schmerz und ein Band der Pein zog sich über ihre Wirbelsäule bis zu ihren Halswirbelknochen. Sie konnte ihren kopf nicht wenden - geschweige denn irgendeinen Teil ihres restlichen Körpers.

Um sie herum war es still. Sehr still.
Es war einfach zu still. Niemand schien sich zu bewegen. Niemand kam. Niemand half ihr. Niemand bemerkte sie. Niemand...

Eisige Kälte umfing sie. Ihre Fingerspitzen waren Taub. Sie fühlte weder Glas noch Marmor unter ihnen. Ihr geschundener Körper zitterte. Es war immer noch still. Über ihr noch immer der selbe blaue Himmel. Immer noch die selben Schmerzen - die selbe Pein.

Er hastete die Treppen hinab. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Der Weg zum Foyer schien im endlos. Er flog scheinbar über den glattpolierten Marmor des langen Flurs.
Hastig wandte er sich nach rechts, riss eine Tür auf und jagte die Treppe hinunter.
Er nahm 3 Treppenstufen auf einmal und achtete nicht darauf, ob ihm jemand entgegenkam.
Zweiter Stock - Erster Stock - Erdgeschoss.
Vollkommen außer Atem riss er die Flügeltür auf und sprintete in den Foyer. Eine Gruppe Kittelträger in rot rasten mit Metallkoffern und einer Bahre an ihm vorbei - direkt Richtung Cafe! Alex fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wischte den Schweiß weg bevor er sich wieder in Bewegung setzte und dem letzten Kittelträger, der Baumwolldecken unter dem Arm geklemmt hatte, hinterher rannte.

Die beklemmende Stille machte ihr Angst.
Die Schmerzen wurden unerträglich.
Ihre Augen blickten immer noch starr nach oben - doch ihr Blick verlor sich in den Weiten des Himmels. Warum kam niemand? Vermisste man sie nicht? Warum war Mutter nicht hier? Warum waren Hitomi und Ai nicht an ihrer Seite? Sie war doch zu Hause! War wieder hier hergekommen! Warum waren sie nicht da? Vor ihren Augen gaukelte eine Illusion - sie lag in ihrem Bett. Zu Hause. Wartend. Doch niemand kam. Die Ironie lachte ihr laut entgegen. Niemand wird kommen! Keiner vermisst dich! Obwohl du zu Hause bist! Niemand, hörst du? Niemand!

Er erreichte die Flügeltür zum Cafe. Geschwind huschte er hinter den Notärzten her - hinein in die Schlucht der Schmerzen.
Was er sah, wollte er nicht wahr haben. Tische lagen verkehrt herum am Boden. Menschen hockten zitternd am Boden und blickten mit angstgeweiteten Augen in den Himmel, der zynische Unverklärtheit ausstrahlte. Sein Blick streifte über das Chaos. In mitten einer weiten Fläche, die über und über mit Glassplittern bedeckt war, erkannte er sie. Er konnte noch erkennen, wie ihre linke Hand eine Pistole umklammerte. Einer der Rotkittel hockte neben ihr und breitete eine Decke über ihr aus. Sie bewegte sich nicht, sondern starrte nur ebenfalls in den Himmel. Der Arzt strich ihr über die Stirn und schloss mit einer Handbewegung ihre offenen Augen. Danach stand er auf und hastete zu einem seiner Kollegen. Hoffnungslos wirkend lag sie immer noch am Boden. Yuri...

Alex wurde von hinten angerempelt. "Aus dem Weg! Entweder Helfen oder Abhauen!", zischte jemand. Alex taumelte nach hinten und blickte noch einmal kurz auf Yuri. Ihr kraftloser Körper wurde gerade auf eine Bahre gehoben. Cox fuhr sich entgeistert durch das lichte Haar. Was war passiert?

Zwei Männer eilten - die bewusstlose Yuri auf der Bahre tragend - an ihm vorbei. Wie in Zeitlupe folgten seine Augen den beiden. Was hatte der Schicksal mit ihr vor?

Sie fühlte Finger über ihren Arm streichen. Endlich! Jemand kam! Jemand bemerkte sie! Jemand half ihr! Und endlich breitete jemand eine Decke über sie, ein Mensch, der, wie sie dankbar dachte, gemerkt haben musste, wie entsetzlich sie fror. "Schwerer Schock." Eine angenehme, menschliche Stimme. Eine warme Hand strich über ihre Stirn und schob vorsichtig ihre Lider über die Augen. Sie war nicht mehr allein.


Zwischenkapitel II:
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Manhatten - Upper West Side
NY State Theater, 16.112004. - 20:35 Uhr
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Hinter der beschlagenen Fensterscheibe warteten sie. Eine hungrige Meute, getarnt von der berauschenden Schönheit, welche die teuren Mäntel, die seltenen Stoffe der Abendkleider und die Perlenketten mit sich brachten. Sie wandte den Kopf und blickte zurück in den kleinen, kalten Raum. Ein Dutzend aufgetakelter Paradiesvögel hüpfte über den glatten Parkettboden. Ihre kunterbunten Gewänder. Ihre geschminkten, zu scherzhaften Krimassen verzerrten Gesichter. Die Glocken an ihren Stäben schellten durch das kleine Zimmer.
Was, bei Gottes Gnaden und Teufels Beileid, hatte sie hier bloß verloren?

Mit trüben Augen wandelte sie traumatisiert von der Sprunghaftigkeit ihrer Kollegen zu einer Kommode. Aus dem Spiegel heraus blickte eine junge Frau. Ihr aufgeschminkter olivefarbener Teint unterstrich das südländische Flair, welches ihre dunkel geschminkten, grünen Augen und die wallenden schwarzen Locken ausstrahlten. Zwei goldene, große Ohrringe klimperten an ihren Ohrläppchen, welche immer noch die Blässe ihrer normalen Hautfarbe aufwiesen. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem verstellten Lächeln. Nicht gerade überaus überzeugend, wie sie fand - aber es hatte gereicht, um Senkrechtstarter zuspielen.

Eine dunkelhäutige Frau stöckelte die kleine Wendeltreppe hinunter. "Noch 20 Minuten bis zum Auftritt! Bitte begeben sie sich alle hinauf in die Vorhalle." Die junge Frau im Spiegel seufzte und verschwand - wie die Besitzerin der Reflektion - in Richtung Treppe.
"Mija, ich muss sie noch einmal kurz sprechen." Elegant wandte sich die junge Frau von der Treppe ab, raffte das aufgebauschte Kleid hoch und stakste auf den Tanz-Pantoletten auf die ältere, Dunkelhäutige zu. "Ist etwas passiert, Madame Hauviette?", begann die wesentlich Jüngere höflich. "Nein, nein, Miss Miwakow. Ich wollte mich nur noch einmal nach ihrem Befinden erkundigen. Es", Madame Hauviette stockte der Atem. Sie sog die Luft lautstark ein und ließ sie wieder ausströmen. "Es kommt schließlich nicht oft vor, dass eine unserer Topsängerinnen ihre Angehörigen durch einen scheinbaren Mord verliert!" Mijas Gesicht wurde hart. "Mir geht es gut. Vielen Dank für ihr Mitgefühl." Mit diesen Worten wandte sie sich von Madame Hauviette ab und stakste die Wendeltreppe hinauf. Die Absätze klackerten auf den Steinboden.

Oh, wie sie es liebte! Diese Gefühl, wenn tausend Ameisen durch ihren Magen patrouillierten und ihr der kalte Schweiß an den Händen klebte. Wenn das Adrenalin durch ihre Adern jagte und sie hibbelig von einem Fuß auf den anderen hüpfen wollte - aber nicht konnte, weil in der Vorhalle alle Schauspieler, Tänzer und Sänger zusammengequetscht auf einen einzigen laut warteten. Den Laut, wenn sich der Vorhang mit leisem Rattern hob, der samtartige Stoff sich lautlos zusammen faltete und die gesamte Vorrichtung schließlich mit einem Klacken zum Stehen kam. Dieser Augenblick, wenn die Spieler auf die Bühne strömten, wenn die Musik aufspielte, wenn sie mit verzückter Miene im Kleid einer Zigeunerin und den Worten der zauberhaften Esmeralda auf den Lippen die Bühne betrat und sie als ihr Eigen betrachte, ja, dieser Augenblick ließ sie alles vergessen.

Ihre Stimme durchbrach den hellen Klang der Glockentöne. Sie hörte nur noch sich - singend dem Höhepunkt der Vorstellung entgegenstrebend - ihrem Tod. Sie flehte in einer Arie. Sie legte den ganzen Schmerz hinein in die Töne, welche durch die Luft schwangen und rekelte sie klagend und leidend am Boden.

Doch tief in ihrem Innersten klammerte sich zweifellos an den ihr vorgegebenen Text. Sie spürte keinerlei Leid oder Schmerz, als die letzten Worte über ihre Lippen zu fließen schienen. Als ihre Augen sich jedoch zum Galgen empor richteten, ran eine einsame Träne ihre Wange hinunter. Sie hatte ihre Familie verloren, warum nahm sie sich nicht gleich das Leben? Ihre zerrissene Persönlichkeit wanderte am seidenen Faden neben ihr einher, seit sie diese Bühne betreten hatte.

Die Musik verklang.
Und auf einmal fühlte sie sich wieder in der Gegenwart sie war nicht mehr Esmeralda, sie war viel mehr Mija Miwakow. Und sie wollte nicht mehr sterben. Denn sie war wieder sie selbst - wieder die starke Mija, der nichts etwas zuleide tun konnte. Ihre Persönlichkeit fügte sich wieder zusammen - und in diesem Augenblick, als man ihr den Strick um den Hals legte und sie ihren kopf stolz der Menge entgegen hob. In diesem Augenblick war sie die wahre Mija, von der sie immer geträumt hatte.

Als der Vorhang fallen sollte, schloss sie die Augen. Sie würde nicht sterben. Es war nur ein Spiel. Ein Spiel mit der Musik, mit dem Tanz und dem Schauspiel. Es war nur ein Spiel. Langsam schob sich die samtige Wand zwischen das Spiel und die Realität. Bereit, zum letzten Akt aufzuspielen, erschallte ein Trommelwirbel aus dem Musikergraben.

Und dieser Trommelwirbel sollte das letzte sein, was sie jemals hörte...


Zeitungsausschnitt der New Yorker Times:

"Mija Miwakow wurde ermordet. Kurz vor Ende des dritten Aktes schoss ein Unbekannter auf die berühmte Musicaldarstellerin und verwundete sie tödlich. Das Geschoss wurde als .44-Revolvermunition identifiziert Die gegenwärtige Polizei ermittelt, doch bis zum jetzigen Zeitpunkt fehlt vom Täter jede Spur. Die Besucher des Musicals "Der Glöckner von Notre /Dame" im NY State Theater (16. November/ Vorstellungsbeginn: 21:00 Uhr) werden gebeten, sich bei Hinweisen auf den Täter an die Polizeistation Brooklyn zuwenden."

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Ende Zwischenkapitel II
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Büdde reviewn!! ^^

*lieb grüß*
*knuddäl alle readers*

MfG
Yura =o)
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