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D'Artagnan mon amour

von Stromi
Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P12 / Gen
Aramis Athos D'Artagnan Planchet
23.08.2004
23.08.2004
12
19.672
 
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23.08.2004 2.470
 
Autor's Note: Dies war meine allererste Fanfiction überhaupt. Achtet nicht zu sehr auf kleine Naivitäten der Autorin beim Lesen.

Kapitel 1

Der Fremde

D'Artagnan, Leutnant der Musketiere, kehrte nach einem arbeitsreichen Tag in seiner Kompanie nach Hause zurück.
Schon von Weitem konnte er Planchet, seinen langjährigen Diener aufgeregt vor der Tür des Hauses in der Rue des Fossoyeurs auf und abgehen sehen. Der untersetzte Lakai gestikulierte dabei so heftig mit seinen Armen, dass es für einen ahnungslosen Passanten so aussehen musste, als würde er mit einer unsichtbaren Person um seine Meinung zanken. D'Artagnan beschleunigte seine Schritte, denn er wollte natürlich den Grund für Planchets ungehöriges Benehmen erfahren. Als der Picarde ihn bemerkte, stürzte er sogleich auf seinen Herrn zu, völlig außer Atem, schwitzend und den Kopf hochrot. Ihm blieb nicht einmal genügend Luft, um sich auf eine auffordernde Geste seines Herrn hin zu erklären, so ergriff d'Artagnan selbst das Wort: "Aber Planchet, mein Guter. Was ist denn nur los mit dir?" Der Musketier konnte sich ein Lächeln nur schwer verkneifen, so komisch wirkte der Lakai in seiner offensichtlichen Aufregung.
"Oh Herr! Es ist etwas ungeheuerliches passiert!" und Planchet zog d'Artagnan am Ärmel zum Haus.
D'Artagnan war viel zu überrascht, um auf diese Frechheit seines Dieners zu reagieren und so ging er einfach mit. Er wunderte sich nicht wenig, als sein Lakai nun vor der Tür so unvermittelt Halt machte, wie er zuvor auf sie zugestürmt war und an den Musketier gewandt meinte: "Ihr werdet es kaum glauben. Ich selbst bin noch beinahe sprachlos!"
D'Artagnan ging die Art Planchets, aus allem ein dramatisches Stück sondergleichen zu machen langsam gehörig auf die Nerven, aber er beherrschte sich, denn ein Rüffel hätte nur dazu geführt, dass er noch länger auf eine Antwort warten müsste. So sagte er nur, als Planchet noch immer keine Anstalten machte, die Ungeheuerlichkeit näher zu erklären und sich stattdessen mit einem zerschlissenen Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischte: "Höre Planchet! Wenn du mir nicht bald sagst, was dich so durcheinander gebracht hat, werde ich mein Haus betreten und mich ausruhen, denn der Dienst für den König ist bisweilen sehr ermüdend, für meine Beine und meine Geduld!" Und um seinen Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, ging d'Artagnan einen Schritt auf die Tür zu, aber sein Diener, der sich nach der Schellte seines Herrn wieder einigermaßen gefangen hatte, hielt ihn wiederum zurück. Diesmal aber wagte er es nicht, d'Artagnan anzufassen, sondern stellte sich direkt vor ihn.
Die Arme ausgebreitet und die Ohrfeige abwartend, die nun wahrscheinlich folgen würde, bewies er einen schier unglaublichen Mut, den ein anderer Diener vor seinem Herrn nicht aufgebracht hätte. Besonders nicht vor einem wie d'Artagnan, der für dessen leicht entzündbares Temperament bekannt war, wie übrigens alle jungen Männer gascognischer Herkunft. Darum fragte dieser auch gleich und ohne Umschweife. "Planchet, was soll das? Willst du mich erzürnen, oder sind dir die zwanzig Franken, die ich dir gestern gab zu Kopf gestiegen? Ich erwarte eine Erklärung, bevor ich dich wie einen Hund weichprügel!"
Planchet, der durch den Zornesausbruch des Musketiers unwillkürlich zusammengezuckt war, wich dennoch keinen Schritt zur Seite, sondern setzte zugleich zu einer Erklärung an, die er erst schüchtern, dann immer aufgeregter hervorbrachte, als er sah, wie sich das Gesicht d'Artagnans bei seinen Ausführungen verfinsterte.
"Herr, bitte verzeiht mir mein tadeliges Verhalten, aber der Grund, der mich dazu bewogen hat könnte nicht untadeliger sein. Ich will Euch nämlich warnen, wie ein guter Diener einen guten Herrn zu warnen pflegt.
Als Ihr heute morgen gegangen seid, um Euren Pflichten als Musketier und Diener der Krone nachzugehen, beschloß ich die besagten 20 Franken für etwas Wein und Gesellschaft auszugeben. Oh ja, es war ein guter Wein und er mundete vortrefflich, sodass ich zu meiner Schande gestehen muß, eingeschlafen zu sein. Als ich erwachte, sagte der Wirt mir, dass es bereits später Mittag sei. Ich sprang sogleich auf und lief hierher nach Hause, um Euch mit einem Abendessen einen würdigen Empfang nach getaner Arbeit zu bereiten. Soweit so gut! Mit den besten Absichten also schloss ich die Tür auf und trat ein. Aber was sah ich! Ein fremder Mann war in der Wohnung und hielt mir seinen Degen vor die Brust!
Ihr wisst Herr, ich bin bestimmt kein Feigling, aber mein Leben war es mir schon wert, erst einmal stillschweigend abzuwarten, was der Mann tun würde. Ich gab vor, mich vor Schreck kaum rühren zu können, aber gleichzeitig betrachtete ich den Fremden und die Umgebung genauer."
"Du bist ein kluger Mann, Planchet!", lobte d'Artagnan und sein Diener fuhr mit vor Stolz geschwellter Brust fort: "Ja, Herr! - Ihr könnt Euch nicht denken, was ich für Todesängste ausstand, als ich versuchte den Mann zum Reden zu bringen. Ich sagte: "Wer seid Ihr!" und der Einbrecher erwiderte: "Niemand, den Ihr zu kennen braucht! Wo ist Euer Herr, ich muss ihn in einer wichtigen Angelegenheit sprechen!" Ich antwortete vorsichtig, denn noch immer war ein Degen auf mich gerichtet: "Er ist nicht da, aber wenn Ihr ihm etwas auszurichten wünscht..." - "Nein, ich will ihn persönlich sprechen und ich werde hier solange warten, bis er kommt und wenn es drei Tage dauert. Solange, werde ich die Wohnung nicht verlassen und Ihr könnt mich auch nicht zwingen. Ich werde jeden, der es versucht, eigenhändig durchbohren! Geht, und holt Euren Herrn!" Damit stieß er mich aus der Tür.
Das war vor etwa einer Stunde. Ich wollte sofort zu Euch laufen, aber als ich im Quartier der Musketiere ankam und nach Euch fragte, sagte man mir, Ihr wärt unterwegs. Nun, da ich nicht ganz Paris in einer Stunde absuchen kann, kehrte ich hierher zurück, um Eure Heimkehr abzuwarten!"
"Planchet, das hast du gut gemacht. Nun sag mir aber, wie der Mann aussieht, der sich dazu erdreistet mein Haus zu besetzen und meinen Diener zu bedrohen!"
"Er ist etwa in Eurem Alter, so 35 Jahre, groß, trägt einen schwarzen Reisemantel und besitzt einen scharfen Degen. Mir ist eine Narbe an seiner rechten Wange aufgefallen, die ihn wild und bedrohlich wirken lässt. Verzeiht, aber mehr Eindrücke, konnte ich in der kurzen Zeit nicht sammeln, Ihr wisst ja...."
"Ja, ich weiß und ich schwöre dir, treuer Planchet, dass sein dreister Einbruch nicht ungesühnt bleiben wird. Ich werde ihn hinauswerfen, wenn ich ihn nicht gleich mit dem Degen töte, der dich bedrohte und er wird es nie wieder wagen, sich mit einem Musketier und erst recht nicht mit einem d'Artagnan anzulegen!"
Und mit diesen Worten zog er den Degen aus der Scheide und ließ ihn funkelnd die Luft durchschneiden. Anschließend betrat er das Haus. Die Waffe fest in der Hand, stieg er die Treppe hinauf, die zu seiner Wohnung führte. Dort angekommen stieß er die Tür auf und rannte ins Zimmer, nach dem Eindringling Ausschau haltend. Als er ihn auf einem Stuhl bequem sitzend entdeckte, sprang er gleich auf ihn zu und hielt ihm den Degen an die Kehle.
Wenn der Mann überrascht war, so ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen stand er langsam auf, ohne sich auch nur im geringsten um den vor Wut kochenden d'Artagnan und dessen langen Degen zu kümmern. Dieser schrie: "Teufel noch eins, hab ich Euch!! Jetzt ergebt Euch und erklärt Euren Einbruch, oder ich töte Euch sofort und so gründlich, dass Ihr nicht mehr wiederzuerkennen seit!!"
Statt nun auf die wilde Drohung des aufgebrachten Musketiers einzugehen, nahm der Fremde seinen Hut ab und verbeugte sich so galant vor d'Artagnan, dass dieser sich nur wundern konnte und tatsächlich den Degen um einige Fingerbreit senkte.
"Verehrter d'Artagnan. Bitte verzeiht mein Eindringen hier, aber die Dringlichkeit einer Botschaft, die ich Euch überbringen muß, nötigte mich zu dieser Tat!"
"Warum seid Ihr dann in mein Haus eingestiegen, statt mich im Quartier suchen zu gehen?!"
"Es tut mir sehr leid, aber ich wußte nur Euren Namen und wo Ihr wohnt. Darum bin ich hier." Und wieder verbeugte sich der Fremde.
D'Artagnan fiel die von Planchet beschriebene Narbe auf, aber anders als seinem Diener blieb ihm die Zeit, sie genauer zu betrachten. Er erkannte, dass die Narbe unmöglich durch eine Klinge verursacht worden sein konnte, eher durch einen Hieb mit einer Reitgerte oder einer Peitsche. Er achtete nicht weiter darauf, sondern stellte seinen ungebetenen Besuch erneut zur Rede. Auch wenn der Fremde vorgab, nur ein Bote zu sein und recht höflich erschien, so war er doch in diese Wohnung eingebrochen! Allein das überraschende Selbstvertrauen des Mannes hielt d'Artagnan noch davon ab, ihn auf der Stelle hinauszuwerfen.
"Warum habt Ihr nicht gewartet, bis ich oder mein Diener wieder zurück sind, statt hier einzubrechen und Planchet zu Tode zu erschrecken?"
"Mit Verlaub, aber das erschien mir als unmöglich, denn wie lange hätte ich vor dem Haus stehen müssen? So beschloß ich lieber hier oben zu warten, als unten auf der Straße, was sicherlich Verdacht auf mich gelenkt hätte und ich bin sehr darauf bedacht, nicht aufzufallen. Als Euer Diener kam, schickte ich ihn los, um Euch zu holen!"
"Das erklärt noch nicht, wie Ihr hier hereingekommen seid!"
Der Fremde deutete auf das offene Fenster, das zum Hof des Hauses, in welchem d'Artagnan seine Wohnung hatte, lag. Der Musketier schmunzelte unwillkürlich. "Eine sehr merkwürdige Art, unauffällig zu bleiben, wenn man in fremde Zimmer durch ein Fenster klettert."
Auch der Fremde lächelte jetzt, denn er erkannte in d'Artagnan einen Mann, der die Leistungen anderer zu schätzen weiß. "Das ist wohl war, aber dies erschien mir unauffälliger, als ein Einbruch unmittelbar durch die Vordertür."
D'Artagnan begann langsam sich zu entspannen, trotzdem hielt er den Degen noch weiter in der Hand, als er sich nun auf einen Stuhl setzte und seinem Gegenüber bedeutete es ihm gleich zu tun. "Sagt Ihr mir denn Euren Namen, oder muß auch dieser unbekannt bleiben? Ich denke nur, da ich der Empfänger einer von Euch überbrachten, dringlichen Nachricht bin, habe ich wohl auch das Recht zu erfahren, wer der Überbringer ist."
"Natürlich, Herr d'Artagnan. Ich heiße Luc de Coquenart. Nicht mehr und nicht weniger!"
"Gut, Luc. Wer ich bin wißt Ihr ja. Würdet Ihr mir nun die Nachricht übergeben?"
"Natürlich, aber es ist eine mündliche Botschaft meiner Herrin!"
"So sprecht!"

"Lieber d'Artagnan,
ich hoffe, Ihr lebt noch immer in der Nähe der Rue des Fossoyeurs, wo wir uns zum letzten Mal sahen. Viele Jahre sind seitdem vergangen und ich wünsche mir nun schon so lange, Euch wiederzusehen. Der Bote, der Euch diese Nachricht überbringt, ist absolut vertrauenswürdig und wird meinen Wunsch bestätigen.
Trefft mich morgen um Mitternacht am Luxembourg.

Eure ergebene
Kathrin de Jealuis"

Als Luc geendet hatte, stand er auf und verließ die Wohnung mir einem kurzen Gruß.
D'Artagnan aber war zu verwirrt und achtete nicht weiter darauf. Er wußte nicht, wer diese Kathrin de Jealuis war und ob er dem Boten wirklich trauen konnte. War diese Verabredung eine Falle? Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, jemals eine Frau mit diesem Namen gekannt zu haben.
D'Artagnan wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen, als Planchet plötzlich hineingestürmt kam. "Herr, ist alles in Ordnung? Ich sah diesen Unglücksmensch eben gehen und fürchtete schon, Euch sei etwas geschehen! Geht es Euch gut?" Wie eine aufgeregte Glucke rannte der Diener im Zimmer umher, untersuchte dabei, ob nichts fehle und wandte sich schließlich wieder d'Artagnan zu, nachdem er zu seiner Beruhigung festgestellt hatte, dass noch alles an seinem Platz war. D'Artagnan mußte über die Sorge seines Dieners schmunzeln. "Planchet, mein Guter, mit mir ist alles in Ordnung. Dennoch fehlt mir etwas."
"Was, was ist es? Seid Ihr krank? Soll ich Hilfe holen?"
"Nein, nein. Ich bin nicht krank oder verletzt. Überhaupt war der Mann eben ein wirklich freundlicher Zeitgenosse, der Bote einer hohen Dame. Was mir fehlt, ist Erinnerung."
"Kann ich Euch helfen?"
"Kennst du eine Madame Kathrin de Jealuis?"
"Nein, Herr! Diesen Namen habe ich nie gehört. Ist das die Dame, die Euch diesen Mann schickte?"
D'Artagnan achtete nicht auf die Frage seines Dieners. Erstens, weil Planchet das nichts anging und zweitens weil er bereits wieder zu tief in seinen eigenen Gedanken gefangen war. Schließlich fasste er einen Entschluss. "Planchet, ich werde morgen Nacht fortmüssen. Sei unbesorgt ich bin hoffentlich vor Morgengrauen wieder zurück. Sorge dafür, dass mein Pferd bereitsteht, wenn ich vom Dienst zurückkomme!"
Mit diesen Worten ließ er einen unglücklichen Planchet zurück, dem gar nicht gefallen wollte, dass sein Herr anscheinend auf die Lügen eines Einbrechers hereingefallen war. D'Artagnan selbst aber machte sich auf den Weg, seinen alten Freund Athos zu besuchen.
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