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Moshi, moshi - Flo am Apperat

Kurzbeschreibung
GeschichteHumor / P12 / Gen
Sakurai Tomoki
31.05.2004
17.04.2006
12
40.033
 
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31.05.2004 2.662
 
Kapitel 9: Glorie, Glorie Halleluja....

In Deutschland erlebt Flo ihrer Meinung nach einen alptraumhaften Abend. Alles begann damit, dass ihr Telefon schellte, gerade als sie glücklich den Abgang von Big T und Marc beobachtet hatte.
Flo stürzte zufrieden grinsend in ihr Zimmer und riss den Hörer von ihrem Mickey Mouse Telefon. "Hallo Kim. Sie sind gerade... Oh, du bist es Philipp. Entschuldige, ich dachte es wäre Kim, die anruft. Aha! Mmh, also kannst du nicht ins Kino? Das ist aber schade."
Flo spielte gedankenverloren mit der Schnur ihres Telefons. "Mmh, ja, dann sehen wir uns später? Ja, Chloés Party. Genau. Da treffen, ja, können wir, aber du... Ach so, also schön. Dann sehen wir uns bei Chloé. Und Philipp...ja auch tschüß."
Deprimiert legte Flo den Hörer auf. Jetzt war sie endlich ihre Brüder losgeworden und Philipp konnte nicht mit ihr ins Kino gehen. "VERDAMMT!", brüllte Flo und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
Im Erdgeschoss sah ihr Vater von seinem Laptop auf. "Was ist denn mit unserer Tochter los?", fragte er verwirrt. "Liebeskummer.", erklärte die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein lächelnd.
"Flo hat sich in einen ihrer Klassenkameraden verschaut. Nichts ernstes.", fügte sie rasch hinzu, als sie den unheilsvollen Blick ihres Mannes bemerkte. "Der Junge ist harmlos. Big T und Marc sind sogar davon überzeugt, dass es schwul sein könnte."
"Aha, und wer ist dieser harmlose Junge? Lerne ich ihn auch noch mal kennen?" Die Herzogin setzte sich zu ihren Mann an den großen Eichentisch. "Sei nicht so brummig. Flo ist kein kleines Kind mehr. Du wirst dich damit abfinden müssen, dass sie auch flügge wird."
"Aber sie ist ein Mädchen. Bei Marc und Theogenis ist das etwas völlig anderes. Sie müssen sich die Hörner abstoßen." "Leopold Ludwig Wilhelm Karl Heinrich von Hohenfels-Wittenstein, du bist ein Chauvinist.", schimpfte die Herzogin.
"Ach Bella, du weißt doch, wie ich das meine. In unseren Kreisen muss ein Mädchen auch heute noch auf seinen Namen achten. Natürlich gönne ich Flo einen Freund, aber es muss schon ein anständiger Junge aus guten Verhältnissen sein und dieser Philipp scheint diese Anforderung nicht unbedingt zu erfüllen, wenn du mich fragst."
Die Herzogin strich ihrem Mann liebevoll über die auf dem Tisch liegende Hand. "Keine Sorge, mein Liebling. Marc und Big T passen schon auf. Schärfere Wachhunde kannst du dir kaum vorstellen." Der Herzog lachte. Wenn sie nach mir schlagen, dann kann ich das, Bella, das kannst du mir glauben."
Oben musste Flo sich erst einmal mit einer Runde Playstation abreagieren. Sie hatte nicht übel Lust, Philipp einfach zu versetzten und nicht zu Chloes Party zufahren. Was hatte er so wichtiges noch zu erledigen, dass er nicht mit ihr ins Kino gehen konnte? Er hätte ihr wenigstens eine vernünftige Erklärung geben können.
Flo ließ ihren Vegeta erneut auf den armen Mr. Satan einprügeln. Von unten ertönte die Stimme von Flos Mutter. "Flo-Schätzchen, musst du nicht los?" "Nein, ich geh erst später zu der Party.", rief Flo zurück. "Aber du wolltest doch ins Kino."
Ihre Mutter tauchte plötzlich in Flos Zimmertür auf. "Philipp hat gerade angerufen und abgesagt. Er schafft es nicht zum Kino.", brummte Flo undeutlich und hieb wieder mit ihrem Vegeta-Männchen auf Mr. Satan ein.
"Warum fährst du dann nicht auch zu Linus Party? Das ist alle mal besser als hier im Zimmer Trübsal zu blasen.", fuhr ihre Mutter unbeirrt fort. "Ja klar, damit meine blöden Brüder sich ins Fäustchen lachen. Ne danke."
"Sie denken dann aber nicht, dass du dich später noch mit Philipp triffst." Flos Kopf schoss ruckartig herum. "Wieso vermuten die, dass ich mich mit Philipp treffe? Ich habe doch gesagt, dass ich zu Chloés Party gehe."
"So habe ich das auch nicht gemeint. Natürlich haben sie keine Ahnung, dass Philipp dich zu der anderen Party begleiten wollte." "Na also, außerdem habe ich keine Bock auf Linus Party. Da sind ja fast nur die Jungs und ein paar Bimbos. Wenn Kim dabei wäre - ja dann." Flo seufzte so schwer, als wenn die Last der ganzen Welt auf ihren Schultern liegen würde.
Die Herzogin lächelte. "Flo Schätzchen, in vier Wochen siehst du Kim doch wieder." Flos Miene hellte sich ein wenig auf.
"Ja, und dann werde ich mir endlich diese Unkrautboys angucken können. Kim will immer noch keine Fotos schicken. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie was verbergen will. Aber nicht mit mir."
Flo sprang auf und reckte die rechte Faust in die Höhe. "Sherlock Flo kommt jedem Geheimnis auf die Spur." "Recht so, Spätzchen." Die Herzogin lachte wieder.
"Und jetzt mach dich fertig und geh zur Party. Vielleicht solltest du den lieben Philipp ein wenig eifersüchtig machen. Manchmal müssen die Männer erst merken, was sie an einem haben. Mit deinem Papa habe ich das auch so gemacht."
"Echt?" Flo starrte ihre Mutter neugierig an. "Das hast du mir nie erzählt. Was hast du denn gemacht?" "Das Flo, werde ich dir ein anderes Mal erzählen. Heute Abend musst du zu deiner Party und dein Vater und ich wollen gleich ins Kino." "Ihr wollt ins Kino, aber...?"
Flo sah ihre Mutter völlig entgeistert an. "Heute Abend läuft ein Film mit Cate Blanchett und Tommy Lee Jones." "Ach ja, der mit den Indianern. Und da wollt ihr rein? Aber ihr geht doch sonst nie ins Kino. Ich meine, ihr seid doch schon..."
Flo stoppte und kratzte sich verlegen am Kopf. "Zu alt dafür.", beendete ihre Mutter den Satz und zwinkerte spitzbübisch. In diesem Moment sah sie Flo ähnlich den je. "Spätzchen, man ist immer so alt wie man sich fühlt und Kino ist doch etwas für jede Altersklasse, oder?"
"Äh ja, habe ich auch nicht so gemeint.", nuschelte Flo verlegen. "Fein, dann beeil dich ein bisschen. Wir nehmen dich mit in die Stadt. Philipp kann dich nachher nach Hause bringen. Ein Spaziergang im Mondschein, der schöne Sternenhimmel und die laue Sommernacht können wahre Wunder wirken." Ihre Mutter zwinkerte Flo zu. "Bis gleich."
Die Tür fiel hinter der Herzogin ins Schloss. Flo starrte einen Moment völlig perplex auf die Tür, dann sprang sie auf und zog sich in Windeseile fertig an.
Von Schminke hielt Flo nichts. Ein wenig Gel in die Haare, die obligatorischen Holzperlen um den Hals und Handgelenk und Flo sauste aus ihrem Zimmer. Sie rutschte das Treppengeländer im Flur hinunter. "Bin fertig.", rief sie laut.
Der Herzog hatte gerade seinen Laptop heruntergefahren und sah schmunzelnd in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.
"Unser Fratz ist also wieder besserer Laune?" "Ja, ich glaube, das närrische Verhalten ihrer Eltern hat sie aus ihrer trüben Stimmung gerissen. Außerdem habe ich ihr einen Spaziergang mit Philipp im Mondenschein vorgeschlagen." "Ach ja, der urälteste Trick der Frauen. Bella, du machst den Frauen deines Geschlechtes wirklich alle Ehre."
Die Herzogin lachte. "So ist es, mein lieber Leopold. Die Frauen der de Sancé d`Anjiou sind gefährliche Gegner." "Und nur schwer zu zähmen.", brummte der Herzog. Ein sehr zufriedenes Lächeln legte sich über sein Gesicht.
Die Herzogin hob ein wenig indigniert eine Braue. "Mein lieber Leopold, auch wenn ich zugeben muss, dass ich heute sehr glücklich mit dir bin, so bin ich mit deiner damaligen Vorgehensweise immer noch nicht einverstanden."
Der Herzog lachte auf. "Das war ein Geniestreich, den du nicht erwartet hattest, Bella, nicht war? Modernes Raubrittertum in unserer Zeit." Er lachte weiter. "Dein Gesicht werde ich nie vergessen, als ich dich aus eurem Schloss geraubt habe und dich hier her brachte."
Die Herzogin sah ihren Mann verärgert an. "Hör auf, diese alten Geschichten aufzuwärmen. Die Kinder brauchen nichts davon zu wissen. Ich möchte nicht, das Marc und Theogenis einmal in deine Fußstapfen treten, was diese Dinge angeht." "Das tun sie bereits, Bella. Im Übrigen muss du doch zugeben, dass du es warst, die mir schöne Augen machte. War es nicht auch ein kleiner Spaziergang im Mondenschein, als wir uns das erste Mal ein wenig näher kennen lernten. Eigentlich hatte ich es ja auf deine Cousine abgesehen. Meine Familie hielt sie für eine respektable Verbindung."
Die Herzogin wurde ein wenig rot. "Ich war damals siebzehn und naiv genug, mich von deinem weltmännischen Gehabe beeindrucken zu lassen. Zum Glück bin ich kurz darauf nach Paris gegangen und habe die Schule beendet und mein Studium aufgenommen."
"Wieso war das ein Glück?", fragte Flo, die gerade im Türrahmen erschienen war. "Ach, weil ich in Paris eine sehr schöne Zeit verbracht habe.", fuhr die Herzogin etwas lahm fort. Flo sah sie grinsend an.
"Ja klar, die Annehmlichkeiten des Lebens genossen wie? Wollen wir los?" Der Herzog stand auf. "Von mir aus." Er legte einen Arm um seine Frau.
Gemeinsam verließen sie die Bibliothek. Flo hüpfte wieder gut gelaunt vor ihnen her. "Glaubt ihr, dass Philipp sich ärgern würde, wenn ich ein wenig mit Chloés Schmalspurhirni von Bruder flirten würde?"
"Ich weiß es nicht, Flo. Aber pass auf, dass du dir dabei nicht die Finger verbrennst.", antwortete ihr Vater.
Die Herzogin knuffte ihren Mann in die Seite und warf ihm einen warnenden Blick zu. Der Herzog gab ihr daraufhin ganz frech einen Kuss und zog sie gutgelaunt mit sich zum Auto.

*


Flo gähnte demonstrativ. Sie hockte neben Chloé und ein paar anderen Mädchen im Partykeller von Chloés Eltern. Von den fünfzig geladenen Gästen, waren gerade mal gut zwanzig gekommen. Der Großteil bestand aus Mädchen - wie immer auf diesen Partys.
Flo lehnte sich gegen die Kellerwand und schlürfte an ihrer Whiskey-Cola. Wo zum Teufel blieb nur Philipp? Ihr Blick wanderte auf die Uhr. Schon fast elf. So langsam konnte er wirklich kommen. Ihr Blick glitte über die Anwesenden. Man, war das eine lahme Party. Da musste dringend mal etwas Schwung rein gebracht werden.
Flo verließ ihren Beobachtungsplatz. Sie steuerte kurz die Anlage und den DJ an, schob ihn beiseite, sah sich die CDs an und legte dann etwas auf.
"O.k. Leute, wird mal langsam Zeit für etwas Partystimmung. Los stellt euch alle auf die Tanzfläche. Nun macht schon. Und keine Ausnahmen!"
Die Mädchen sahen Flo schockiert an. "Wollt ihr eine Extraeinladung!" Flo hob drohend eine Faust. Im nu waren alle Gäste in der Mitte des Raumes. "O.k., das hätten wir erst einmal. Jetzt wollen wir mal sehen, wie tanzfest ihr seid. Auf geht es."
Im nächsten Augenblick erschallte das Pizza-Hut Lied von DJ Oetzi aus den Boxen. Flo sprang wie ein Springfellow vor den anderen hin und her und sang aus vollem Halse mit. Zunächst schinierten sich die anderen, warfen besorgte Blicke zur Seite und lachten verlegen.
Doch Flo zerrte ihre Arme hoch und gab Kommandos. Keiner war vor ihr sicher. Am Ende fanden die meisten es sogar witzig. Was sollte es schon? Es war ja niemand da, der sie sehen konnte und schließlich machten alle mit.
Flo war so beschäftigt, dass sie Philipps Ankunft gar nicht mitbekam. Er stand einfach plötzlich hinter ihr und hauchte ein verlegendes "Hallo". Flo strahlte ihn an. "Philipp. Endlich. Los lass uns tanzen."
Sie riss ihn einfach mit sich und zwang ihn auch die Arme hochzuheben und ein "M" zu formen. So sprang die gesamt Partygesellschaft begeistert zu DJ Ötzis Pizza-Hut Lied auf der Tanzfläche herum.
Philipp blickte ihr tief in die Augen und lächelte. Mit einem Mal war Flos ganzer Unmut verflogen. Eine wollige Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus. Voller Inbrunst sang Flo: "Glorie, Glorie halleluja. Glorie, Glorie halleluja....."
Völlig in ihrem neuen Glück gefangen entging Flo völlig, dass plötzlich die ersten Mädchen  stehen blieben, erschrocken aufquiekten und verlegen auf den Boden sahen. Flo hatte nur Augen für ihren Philipp.
Chloé, die als einzige nicht mitgetanzt hatte, und stattdessen von der Bar aus Flo mit wütenden Blicken traktiert hatte, wurde plötzlich weiß und dann rosa im Gesicht. Mit großen Augen starrte sie zur Kellertür. Etwas, was wovon sie immer geträumt, aber nie zu hoffen gewagt hatte, schien heute Abend plötzlich in Erfüllung zu gehen.
Die Tür war mit einem lauten Krachen aufgeflogen und dort standen sie - die Skaterelite der Stadt - Marc, Big T, Linus, Rufus, Stefan, Marco, Brian, Yaboo, Christian, Maiko und Alex. Chloés Beine versagten fast den Dienst.
Marc und Big T bildeten die erste Reihe. Die Arme vor der Brust verschränkt, ließen sie ihre Blicke bewusst langsam über die Anwesenden schweifen. Hinter ihnen hüpften Yaboo und Rufus bereits im Takt der Musik.
"Hey Jungs, lasst uns Flo unterstützen. Sie zwängten sich an Marc und Big T vorbei. Die anderen Jungen folgten ihnen lachend. Die ersten Mädchen wurden an die Hände gefasst und dreist über die Tanzfläche gewirbelt.
Linus und Brian tauchten neben Flo auf. "Hallo Schätzchen." Linus packte sie um die Taille und hob sie hoch. Flo kreischte auf, hatte jedoch keine Zeit mehr, sich zu wehren. Linus wirbelte sie durch die Luft.
Im nächsten Moment flog sie in Brians Arme. Wieder wurde sie herumgewirbelt und flog weiter zu Rufus.
"Los Flo. Hoch mit den Armen.", rief der und reichte sie an Yaboo weiter. Flo trommelte auf Yaboos Brust ein. "Loslassen. Was macht ihr überhaupt hier?"
"Feiern, flohiger Flo und auf dich aufpassen." Flo war von den Jungen umringt. Einer nach den anderen wirbelte sie über die Tanzfläche.
Philipp wurde kurzerhand zur Seite gedrängt. Flo hätte heulen können. Immer wieder versuchte sie den Jungen zu entwischen, aber die waren einfach überall.
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