Moshi, moshi - Flo am Apperat
Kurzbeschreibung
Ein Mädchen, zwei bekloppte Brüder und die vier Unkrautboys über 3000 km entfernt. Das Leben der Franziska von H.-W..
GeschichteHumor / P12 / Gen
Sakurai Tomoki
31.05.2004
17.04.2006
12
40.033
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31.05.2004
4.391
Kapitel: Das Martyrium einer Doppelstunde Latein
Zwei Tage später saß Flo gerade im Informatikunterricht und Chattete mit Kim:
Häuptling Winnietouch (Flo): How, Häuptling Winnietousch grüßt Eat-my-shorts.
Eat-my-shorts (Kim): Hi laufender Meter. Wie schaut es aus in meiner geliebten Heimat?
Flo sah aus dem Fenster:
Häuptling Winnietousch: Es regnet in Strömen und es ist nass und kalt. Ich musste heute Morgen glatt die scheußliche Regenjacke anziehen, die mir Mama im Frühjahr gekauft hat. Du weißt schon, diese lila-blaue Modell. Ich sag dir, für dafür sollte man den Hersteller verklagen. Mit dem Modell mache ich mich zum Gespött der ganzen Schule. Was gibt es neues bei dir?
Eat-my-shorts: Ach, nur das übliche. Meine Hausdrachen nerven. Ich soll in der Reisbude schuften? Frechheit oder?
Häuptling Winnietousch: Die haben nen'Knall. Gib denen mal ordentlich Zunder oder soll ich da mal anrufen. Du weißt ja, auf so etwas verstehe ich mich.
Eat-my-shorts: Danke für die Hilfe, aber bei deinem Japanisch habe ich da so meine Bedenken. Appropo, wie geht das Lernen voran?
Häuptling Winnietouch: Welches Lernen? Ich bin viel zu beschäftigt dafür. Mangas lesen, Mangas lesen und noch mal Mangas lesen und na ja, hin und wieder ein paar Worte Japanisch nachschlagen.
Eat-my-shorts: Flo, du bist unverbesserlich. Sag mal, wo bleiben eigentlich meine Fotos von Marc. Du hast mir Nacktbilder versprochen.
Häuptling Winnietousch: Hey, wahre Kunst braucht eben seine Zeit. Ein Genie wie mich darf man nicht drängen.
Eat-my-shorts: Hust, hust! Wo steckst du eigentlich gerade?
Häuptling Winnietousch: In der Schule. Informatik bei Von-Stockum. Er sitzt wieder einmal vorne am Pult und liest Zeitung, während wir uns im Internet über irgendwelche blöden Sachen informieren sollen. Der hat doch einen am Appell!
Eat-my-shorts: Gut zu wissen, dass sich Zuhause wenigstens nichts geändert hat, während ich hier versauere. Wie war eigentlich der Ball? Du hast Sonntag gar nichts davon erzählt.
Häuptling Winnietousch: Gähnend langweilig - wie immer. Tante Harriet hat einen Junggesellen nach dem anderen angeschleppt. Ich habe mir schon überlegt, ob ich mal als weiblicher Bachelor ins Fernsehen gehen sollte.
Eat-my-shorts: Bachelor?
Häuptling Winnietouch: Ach ja, das kennst du ja im fernen Japan nicht. Im Moment läuft so einen bekloppte Serie im Fernsehen. Da ist ein schleimiger, abgeleckter Schweizer, der die Frau seines Lebens sucht. Jetzt buhlen 25 Kandidatinnen um seine Gunst. Ich sage nur, alles ist erlaubt.
Eat-my-shorts: Uuääh. Vielleicht sollten die F4 auch mal an solch einer Sendung teilnehmen. Dann müssten die nicht immer Mädchen in Nachtclubs mit Alkohol besinnungslos machen, um sie dann abzuschleppen.
Häuptling Winnietouch: Mann! Du machst mich echt neugierig auf deine Blumenboys. Kannst du nicht mal ein Foto von denen schicken?
Eat-my-shorts: Klar, ich stelle mich mit einem Fotoapparat vor die Schule und bitte sie mal lieb zu lächeln. Ne, das kannst vergessen. Ich habe eben leider auch kein Handy mit Digitalcamera.
Häuptling Winnietousch: Seufz! Oh, der alte von-Stockum packt seine Zeitung ein. Ich muss jetzt Schluss machen. Telefonieren wir nachher?
Eat-my-shorts: Mal sehen. Ich muss im Laden helfen. Grüß mir Big T und Marc.
Häuptling Winnietouch: Schon klar. Und las die Ohren nicht hängen. Denk an unsere Geheimrezepte. Hihihi. Orlando wir lieben dich!
Eat-my-shorts: Orlando wir lieben dich!
Flo schaltete rasch das Chatprogramm von Yahoo aus und tat so, als wenn sie über Google etwas suchen würde. Ihr Lehrer warf nur einen kurzen Blick auf den Bildschirm und schlenderte dann weiter zwischen den Reihen hindurch. Fünf Minuten später erlöste die Schulglocke Flo von einer weiteren langweiligen Informatikstunde.
Während Flo in Deutschland die Qualen einer Doppelstunde Latein zu überstehen hatte, nutzte Kim die Zeit, um sich gnadenlos an die F4 für ihre kleinen Sticheleien in der Schule zu rechen.
Zu ihrem Unglück hatten die vier Jungen nämlich gerade die kleine Teestube ihrer Austauschfamilie für einen netten Nachmittag ausgesucht. Kim blieb trotz aller Proteste die leidige Pflicht, die Jungen zu bedienen. Dass Kim das auf ihre Art machte, verstand sich von selbst. In Gedanken hörte Kim Flos lachende Stimme, wie sie ihr den Beilagezettel für Abführmittel vorlas, während Kim den Spezialtee für Tante Harriet vorbereitete. Ein böses Lächeln huschte über Kims Gesicht. Da die Jungen wesentlich größer als Tante Harriet waren, konnte es nichts schaden, ein wenig mehr in den grünen Tee zu gießen.
Kim freute sich schon auf die Email, die sie später an Flo schicken würden. Ach - Rache war einfach süß!
Flo schwitzte derweil im Lateinunterricht über einer Übersetzung und kaute mit tief gerunzelter Stirn an ihrem Bleistift. Verdammt, warum hatten sich die alten Römer nur so eine blöde Sprache ausgedacht. Hatten die denn nicht mal an ihre armen Nachfahren gedacht. Flo gab es auf. Sie würde wieder einmal zu ihrer altgedienten List greifen, und das ganze ein wenig freier übersetzten. Die fehlenden Vokabeln mussten eben durch künstlerische Freiheit ersetzt werden.
In diesen Texten ging es sowieso immer nur um töten und kämpfen. Da konnte sie ja nicht viel falsch machen, wenn sie einfach etwas von Köpfen abschlagen und spritzendem Blut schrieb.
So setzte Flo an und verfasste folgenden Text:
Die Römer hatten einen heiden Schieß vor den Germanen, weil diese planten, ihr dummes Römerreich platt zu walzen.
Nur zu gut hatten sie ihre schmählichen Niederlagen im Gedächtnis, als die Germanen in das liebliche Italien einfielen und die Heere der Römer in blutigen Schlachten niedermetzelten. Ob wohl die Römer tapfer (ne wie Schießhasen sind se'weggelaufen) kämpften, tränkte ihr rotes Blut die Schlachtfelder.
Irgendwann jedoch hatten die Germanen von den römischen Weibern nie Nase voll und kehrten zu ihrem Fellen und Würfelspielen zurück.
Seit diesen Tagen machten sich die Römer in die Hosen, wenn sie an die Germanen dachten. Sie hatten Furcht, dass die Germanen beim nächsten Mal ihre Frauen vergewaltigen, die öden Städte niederbrennen und die ollen Äcker abfackeln würden.
So rutschten sie vor den Statuen ihrer Götter herum, bettelten und flehten, dass sie die Plage fernhalten sollten, ihr Heil garantieren und ihre billiges Leben verschonen sollten (Weicheier!). Wenn die Germanen ihren Verstand nicht mit Met versoffen und mal weniger um ihre Frauen gewürfelt hätten, dann hätten sie den Römern ordentlich in den Hintern getreten und das dumme römische Reich und ihre Sprache ausgerottet (hätte uns Schülern ne'Menge Ärger erspart). "Oh edle Götter, lasst uns zu unseren Heiden oben auf dem Olymp beten, sofern sie gerade mal zuhören, auf dass sie unsere faule Haut retten.
Flo las ihren Text noch einmal durch, grinste zufrieden und gab ihren Test am Lehrerpult ab. Herr Hellixberg warf nur einen kurzen Blick auf das Gekrakel und sah dann Flo an. "Fräulein von Hohenfels-Wittenstein, wäre es vielleicht möglich, beim nächsten Mal etwas leserlicher zu schreiben?" "Warum? Sie malen doch genug mit ihrem Rotstift darin herum. Außerdem habe ich so vielleicht die Chance, dass sie mal einen Fehler übersehen." Meinte Flo grinsend.
Herr Hellixberg seufzte schwer, legte den Zettel aber zu den anderen und entließ sie aus der Stunde.
Draußen warteten bereits ein paar ihrer Klassenkameradinnen. "Und, wie fandest du den Test?" fragte die eine. Flo zuckte mit den Achseln. "Wie immer. Ich verstehe gar nicht, warum er uns ständig diese Texte übersetzten lässt und dann auch immer unangekündigt. Ist er selbst schuld, dass die dann so schlecht ausfallen und er so viel Arbeit beim korrigieren hat." "Stimmt." Die anderen nickten.
Flo trollte sich Richtung Toilette. Sie hatte schon während der ganzen Stunde Magenkrämpfe gehabt. Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass sie Besuch von den kleinen, roten Indianern bekam.
In der Mittagspause während der sechsten und siebten Stunde machten Flo sich mit ein paar ihrer Klassenkameradinnen auf den Weg zu McDonalds. Sie suchten sich einen freien Tisch am Fenster. Während die anderen Mädchen überwiegend einen Salat oder Gemüsebürger bestellten, gab Flo sich heute mit drei Maxi-Menüs, einem Milch Shake Extra large und einem Eisbecher zufrieden. Sie hatte immer noch Bauschmerzen und sah dem Sportunterricht mit gemischten Gefühlen entgegen.
Gerade als Flo einen herzhaften Bissen von ihrem McChicken Burger abgebissen hatte, kam Monika, eine Freundin von Flos Tischnachbarin in den McDonalds gestürzt. "Oh, das seid ihr ja. Herr Hellixberg ist mir gerade auf der Straße begegnet. Er hat schon einen Teil der Teste durchgesehen. Mein Ergebnis war wieder einmal hervorragend. Du hast übrigens auch mit eins bestanden Sonja." Meinte sie zu dem Mädchen, das Flo gegenüber saß.
Flo nahm einen großen Schluck Cola. Sie aß ungerührt weiter. "Er ist so süß." seufzte Sonja. Bei ihm macht mir sogar Latein Spaß. Habt ihr heute Morgen bemerkt, dass er ein neues After Shave benutzt. Wenn ich nur wüsste, was das für ein Duft war." "Armani." Kam es von Flo und sie trank einen weiteren Schluck Cola, um den Bissen Burger in ihrem Mund herunterzuspülen. "Emporio." Fügte sie hinzu.
"Woher weißt du das?" fragte Monika argwöhnisch. "Ich habe eine Nase. Ich kann riechen." erklärte Flo gelassen und griff nach ein paar Pommes. "Wie kann man mittags nur soviel in sich hineinstopfen." Erwiderte Monika mit angeekeltem Gesichtsausdruck. "Tja, ich fange mit meiner Zeit etwas Besseres an, als dumme Lateinpauker anzuschmachten." Meinte Flo unbekümmert.
"Das bezweifle ich, Fräulein von Hohenfels-Wittenstein." Die fünf Mädchen fuhren herum und starrten in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Dort stand Herr Hellixberg mit vor der Brust verschränkten Armen und musterte zunächst die schuldbewussten Gesichter der Mädchen und dann den Essensberg auf Flos Tablett. Eine seiner Augenbrauen wanderte in die Höhe.
"Unglaublich. Nun ja, ich denke meine Damen, es ist Zeit, dass sie alle auf das Schulgelände zurückkehren. Im Übrigen bin ich überzeugt, dass die Schulcafeteria ein gesünderes Mittagessen zu bieten hat, als dieses Etablissement." "Klar, wenn sie gleich an einer Vergiftung sterben wollen, dann ja." kam es von Flo ironisch.
Sie griff nach ihrem Rucksack. "Auf Mädels, der große Manitu hat gesprochen. Gehen wir." Sie stand auf. Im Gegensatz zu den anderen Mädchen griff sie sofort nach ihrem Tablett und brachte es weg.
Herr Hellixberg sah ihr schmunzelnd nach. Dann winkte er den Mädchen zu. "Los, los, bringt eure Sachen weg. Ich werde euch begleiten." So schnell konnte Flo gar nicht gucken, wie die anderen Mädchen neben ihr vor den Tablettwagen standen und ihre Tabletts hinein schoben. "Herr Hellixberg begleitet uns." Flüsterte Sonja. "Ach du heilige Scheiße." Knurrte Flo. "O.k., geht schon mal vor. Ich muss vorher noch mal eben auf das stille Örtchen."
Die anderen Mädchen umringten Herrn Hellixberg während sie den McDonalds verließen. Flo suchte derweil in aller Ruhe die Toilette auf, und als sie zurück kam, war von den anderen nichts mehr zu sehen. Flo grinste zufrieden, sprang auf ihr Skateboard und fuhr zur Schule zurück. Die Mittagspause war fast zu Ende.
Sie hatte gerade ihren Spinnt erreicht und wollte ihr Skateboard verstauen, als sich ein dunkler Schatten über sie beugte. "Das war ein billiger Trick, Fräulein von Hohenfels-Wittenstein. Eigentlich bin ich ein wenig mehr Raffinesse von ihnen gewöhnt." "Uaah." Flo machte einen Satz rückwärts. Ihr Lateinpauker lächelte zufrieden. "Das war kein Trick." Verteidigte sich Flo. "Ich surfe auf der roten Welle, da ist es eben regelmäßig erforderlich...." Flo schlug sich die Hand vor den Mund und lief knallrot an.
"Wie dem auch sein. In mein Büro, wenn ich bitten darf. Ihr Sportlehrer ist informiert, dass sie später kommen." Flos Schultern sackten herunter. Sie schloss ihren Spinnt zu und schlurfte hinter ihm die Gänge entlang. "Warum immer nur ich. Soll er doch den anderen Vorträge wegen ihre Noten halten. Ich finde Latein einfach zu kotzen." "Das habe ich gehört, Franziska." Kam es von Herrn Hellixberg während er seine Bürotür öffnete und sie eintreten ließ.
Er deutete auf einen der zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. "Bitte, setzten sie sich." Flo kauerte sich auf den Stuhl und wippte ungeduldig mit den Beinen. Herr Hellixberg nahm hinter dem Schreibtisch Platz. In aller Ruhe zog er einen beschrieben Bogen Papier hervor, der mit roter Tinte fast getränkt war. "Ich glaube, über das Ergebnis ihres Testes brauchen wir nicht zu reden, oder." Er schob ihr den Zettel herüber. Flo warf nur einen kurzen Blick auf das Papier und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Sie sah ihn übelgelaunt an. "Ist eben nicht meine Sprache, damit müssen sie sich abfinden." "Irrtum, Fl...- ich meine Franziska, ich weiß, dass sie eigentlich eine sehr gute Schülerin sind und in Latein wesentlich besser sein könnten, wenn sie einfach nur ein wenig mehr lernen würden. Im letzten Halbjahr ging es doch auch" "Klar, da war ja auch Kim noch da." antworte Flo schnippisch und schob ihr Kinn vor.
Herr Hellixberg seufzte. "Franziska, ich will doch nur, dass sie ein gutes Zeugnis am Ende des Jahres haben." "Habe ich, und außerdem werde ich Latein Ende des Jahres abwählen. Dann sind sie mich los." Herr Hellixberg richtete sich erstaunt in seinem Stuhl auf. "Du willst Latein abwählen? Aber in einem Jahr hättest du dein großes Latinum. Das wäre mehr als unvernünftig. Herr Schwarbig sagte mir, dass du Medizin studieren möchtest und dafür wirst du Latein benötigen." "Liegt daran, wo ich Medizin studiere." Knurrte Flo. "War das alles was sie mir sagen wollten. Ich..." Plötzlich dröhnte die Musik von Bonanza aus ihrer Tasche. "Oh." Flo zog hastig ihr Handy hervor. "Kim." Rief sie glücklich, als sie auf das Display starrte und nahm hastig den Anruf an.
"Hi Kimi." Rief sie glücklich in das Handy.
Kim: "Hallo großer Häuptling Winnietouch. Wo bist du gerade?
Flo: Sitze bei Herrn Hellixberg im Büro.
Kim: Ach du grüne neune, was hast du denn jetzt wieder angestellt?
Flo: Es geht um meinen Lateintest.
Kim: Hast du wieder deiner künstlerischen Ader freien Lauf gelassen.
Herr Hellixberg aus dem Hintergrund: Hat sie.
Flo sah ihn böse an. Herr Hellixberg lächelte und nahm ihr das Handy weg. "Hallo, Fräulein von Sandau. Wie geht es ihnen?
Kim: Oh, eh hallo Herr Hellixberg. Gut danke und ihnen?
Herr Hellixberg: Den Umständen entsprechend. Ihre Freundin wird mir allerdings eines Tages noch mal den letzten Nerv rauben mit ihren Übersetzungen.
Flo starrte ihn bitterböse an und versuchte nach ihrem Handy zu packen. Herr Hellixberg lehnte sich jedoch schnell zurück, so dass sie es nicht erreichen konnte. Er sprach noch eine Weile mit Kim und beendete dann das Gespräch.
"Wo waren wir stehen geblieben. Ach ja, du sagtest mir, dass du Latein abwählen willst." "Genau und jetzt geben sie mir mein Handy wieder." Knurrte Flo. "Alles zu seiner Zeit." Er schaltete es aus und legte es auf seinen Schreibtisch. Dann faltete er die Hände zusammen und stützte seinen Kopf darauf.
"Ich möchte, dass du dir das noch einmal gründlich überlegst. Deine beiden Brüder sind in Latein nicht gerade schlecht. Sie könnten dir bei den Hausaufgaben helfen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mit ein wenig Fleiß und Wiederholung sehr bald wieder gute Noten in Latein schreiben könntest."
Flo, die begriffen hatte, dass es im Augenblick wohl besser war lieber keine weiteren Widerworte zugeben, nickte nur leicht mit dem Kopf. "Sehr schön. Dann würde ich sage, du nimmst jetzt diesen Zettel hier und gibst ihn Herrn Unterberg."
Flo nahm den dargebotenen Zettel entgegen, griff nach ihrem Handy und verließ mit einem mürrischen "Auf Wiedersehen" Herrn Hellixbergs Büro. Erst draußen warf sie einen genaueren Blick auf den Zettel. "Oh nein!" schrie sie auf.
Herr Hellixberg hatte ihr ein Entschuldigungsschreiben für Herrn Unterberg mitgegeben, in dem stand, dass sie wegen temporärer Beschwerden heute nicht am Sportunterricht teilnehmen konnte.
Eine Stunde später fuhr Flo mit ihrem Bruder Theogenis nach Hause. "Dieser Doofmann hat mir glatt ein Schreiben für Herrn Unterberg mitgegeben. Ich könnte wegen temporärer Beschwerden nicht am Sportunterricht teilnehmen. Der spinnt doch wohl!" Flo kochte vor Wut und ballte die Hände zu Fäusten.
Big T kicherte. "Das war doch sehr nett von ihm. Mit den kleinen, roten Indianer ist schließlich nicht zu scherzen." "Halt die Klappe, du Idiot. Du hast überhaupt keine Ahnung davon." Fauchte Flo ihn an. Heute schien wirklich jeder sich gegen sie verschworen zu haben. Zuhause pfeffert Flo ihre Tasche in die Ecke, schnappte sich ihr Mittagessen und verschwand damit in ihrem Zimmer.
Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein sah ihr besorgt nach. "Was ist den mit Flo passiert?" fragte sie Big T. "Ach, du weißt doch. Einmal im Monat hat sie diese Anfälle. Es ist mal wieder soweit. Außerdem hat Herr Hellixberg sie wieder in der Mangel gehabt." "Ach, der Lateinlehrer. Na ja dann." Die Herzogin schüttelte den Kopf. "Ich muss jetzt in die Stadt. Wahrscheinlich werde ich später mit eurem Vater wiederkommen." "Ist gut." brummte Big T. und schaufelte sein Mittagessen in sich hinein.
Flo lag übelgelaunt auf ihrem Bett und stopfte eine riesige 300 g Milkaschokolade in sich hinein. Wie sie diese Tage hasste. Mutternatur war wirklich ungerecht zu den Frauen gewesen. Irgendwie brauchte sie jetzt etwas, um sich abzureagieren und dann würde sie sich an die Hausaufgaben setzen.
Flo kramte ihre Playstation hervor. Eine Weile schwankte sie zwischen Kingdom of Heart und Dragon Ball Badukai. Dann erhielt Dragon Ball den Zuschlag. Flo wählten ihren Lieblingscharakter Vegeta aus und schon zehn Minuten später klebte Flo förmlich vor der Mattscheibe ihres kleinen Fernsehers. "Nimm das und das und das!" Schrie sie und prügelte mit ihrem Männchen auf Mr. Satan ein. Dich mach ich platt. Ha! Und noch einen, eine schnelle rechts-links Kombination. Hurra! Platt! Häuptling Winnietouch, wir verneigen uns vor dir."
Flos Laune besserte sich erheblich. Insgeheim stellte sie sich vor, dass es nicht Son Goku und seinen Freunde waren, die sie da am Bildschirm verprügelte sondern ihr Lateinlehrer Herr Hellixberg.
Als Big T. eine gute Stunde später den Kopf durch die Tür steckte, grinste ihm Flo fröhlich wie eh und je entgegen. "Aha, sieht so aus, als wenn du dich abgeregt hast. Ich habe Post für dich - ein Brief von Kim." "Von Kim." Flo sprang vom Bett. Sie stürmte auf Big T zu. Er konnte gar nicht so schnell gucken, da hatten sie ihm den Brief schon entrissen und ihn aufgemacht. Ungeduldig faltete sie die Blätter auseinander.
Lieben Flo,
hoffe, du hast das Schloss stehen gelassen und in der Schule nichts angestellt, was ich nicht auch getan hätte.
Hier ist es genauso langweilig wie eh und je. Gestern musste ich wieder in dem Reisbunker meiner Gastfamilie schuften. Die haben mir angedroht, mich in den Keller zu verbannen, wenn ich nicht regelmäßig für sie arbeite. Unentgeltlich versteht sich ja von selbst.
Na ja, aber ich habe mich an unser alten Streiche erinnert. Du glaubst gar nicht, wie ich den Absatz von Abführmitteln hier gesteigert habe.
In der Schule ist es auch nicht besser. Ich habe dir doch von diesen Unkrautboys erzählt. Die nerven jetzt immer öfter. Der Anführer von ihnen ist Tsukushis Freund - übrigens soll ich dich von ihr grüßen - und sie fragt, ob du ihr nicht auch mal schreiben möchtest. Sie hätte so gern eine Brieffreundin im Ausland. Pinki kann ich kaum vorschlagen, oder?
Egal, ich schweife ab. Gestern haben sie mir wieder vor der Schule aufgelauert. Leide ich vielleicht an Verfolgungswahn? Keine Ahnung. Sie sind auf jeden Fall ziemlich nervig. Kannst du dir vorstellen, dass die ganze Schule vor ihnen erzittert. Ein schiefer Blick von Domijounji und sie rennen schreiend weg. Und dann dieser Frauenverschleiß bei den anderen. Ich muss dir wirklich mal Bilder von denen besorgen.
O.k., muss jetzt Schluss machen. Meine Hausdrachen schreien schon wieder nach mir. Man, da erzittert selbst dieses Loch, in dem ich jetzt hause. Komme mir fast wie Harry Potter in seinem Wandschrank vor.
Uch, jetzt sind schon wieder drei Tage vergangen und ich habe den Brief noch nicht abgeschickt. Heute geht er aber ganz bestimmt raus. Vorher muss ich dir noch von heute Nachmittag erzählen. Die Blumenjungen waren in der Reisbude meiner Hausdrachen. Ich musste sie auch noch bedienen. Na ja, ich habe sie natürlich mit meinem Spezialtee gefüttert. Die waren ziemlich zügig weg. Bin mal gespannt, wie das Ergebnis war. Schade, dass morgen Samstag ist. Aber vielleicht kann mir Tsukushi alles erzählen.
Grüß mir meinen lieben Marc und Big T, die alte Pflaume.
Kim
PS: Denk an meine Fotos von Marc.
PPS: Pauk mehr Latein
PPPS: Las dich bloß nicht von Herrn Hellixberg nieder machen.
PPPPS: Ich erwarte die Fotos noch diese Woche!!!!
PPPPPS: Vermiss euch. Las bald wieder etwas von dir hören.
Flos Augenbrauen zogen sich merklich zusammen. "Sie lassen sie in ihren Schmuddelschuppen schuften und dann auch noch vor nottig?! Das darf ja wohl nicht wahr sein. Das muss ich sofort Tante Hanna erzählen."
"Das solltest du lieber lassen. Kim bekommt sonst höchstens noch mehr Probleme. Außerdem ist sie nicht auf den Mund gefallen. Wenn es zu krass wird, wird sie sich schon zu wehren wissen."
Big T warf sich auf Flos Bett. "Sag mal, was meint sie eigentlich mit den Fotos?" "Ach, ich habe ihr versprochen, ein paar Fotos von Zuhause zuschicken." meinte Flo lapidar und begann ihre Playstation abzubauen. "Schon klar. Ist wohl besser, ich bohre nicht weiter nach." "Kluger Junger." Flo grinste. "Was willst du eigentlich noch hier?"
"Dich fragen, ob ich dir bei Latein helfen soll. Du willst doch bestimmt nicht, dass Mama von deiner heutigen Heldentat erfährt oder?" "Bestimmt nicht." Flo schnitt eine Grimasse. "Du glaubst gar nicht, wie ich das Ende des Schuljahres herbeisehne. Dann wähle ich den Scheiß ab. Ist mir doch egal, was Mama und Papa dazu sagen."
"Oh je, das Donnerwetter will ich lieber nicht erleben. Weiß Herr Hellixberg von deinen Plänen." "Ja, warum auch nicht. Der ist doch froh, mich los zu sein." erwiderte Flo ein wenig schnippisch. "Dein Wort in Gottes Gehör, Flo."
Die nächste Stunde verbrachten die beiden mit Flos Lateinhausaufgaben und zu Big Ts erstaunen, gab Flo sich heute sogar einmal Mühe.
Danach macht Flo rasch ihre Mathe- und Englischhausaufgaben und schrieb den Aufsatz für Deutsch.
Abends war sie mit Pinki und ein paar anderen Mädchen vor dem Kino verabredet. Sie wollten sich irgend so eine Schnulze mit Sandra Bullock und Hugh Grant ansehen.
Zwei Tage später saß Flo gerade im Informatikunterricht und Chattete mit Kim:
Häuptling Winnietouch (Flo): How, Häuptling Winnietousch grüßt Eat-my-shorts.
Eat-my-shorts (Kim): Hi laufender Meter. Wie schaut es aus in meiner geliebten Heimat?
Flo sah aus dem Fenster:
Häuptling Winnietousch: Es regnet in Strömen und es ist nass und kalt. Ich musste heute Morgen glatt die scheußliche Regenjacke anziehen, die mir Mama im Frühjahr gekauft hat. Du weißt schon, diese lila-blaue Modell. Ich sag dir, für dafür sollte man den Hersteller verklagen. Mit dem Modell mache ich mich zum Gespött der ganzen Schule. Was gibt es neues bei dir?
Eat-my-shorts: Ach, nur das übliche. Meine Hausdrachen nerven. Ich soll in der Reisbude schuften? Frechheit oder?
Häuptling Winnietousch: Die haben nen'Knall. Gib denen mal ordentlich Zunder oder soll ich da mal anrufen. Du weißt ja, auf so etwas verstehe ich mich.
Eat-my-shorts: Danke für die Hilfe, aber bei deinem Japanisch habe ich da so meine Bedenken. Appropo, wie geht das Lernen voran?
Häuptling Winnietouch: Welches Lernen? Ich bin viel zu beschäftigt dafür. Mangas lesen, Mangas lesen und noch mal Mangas lesen und na ja, hin und wieder ein paar Worte Japanisch nachschlagen.
Eat-my-shorts: Flo, du bist unverbesserlich. Sag mal, wo bleiben eigentlich meine Fotos von Marc. Du hast mir Nacktbilder versprochen.
Häuptling Winnietousch: Hey, wahre Kunst braucht eben seine Zeit. Ein Genie wie mich darf man nicht drängen.
Eat-my-shorts: Hust, hust! Wo steckst du eigentlich gerade?
Häuptling Winnietousch: In der Schule. Informatik bei Von-Stockum. Er sitzt wieder einmal vorne am Pult und liest Zeitung, während wir uns im Internet über irgendwelche blöden Sachen informieren sollen. Der hat doch einen am Appell!
Eat-my-shorts: Gut zu wissen, dass sich Zuhause wenigstens nichts geändert hat, während ich hier versauere. Wie war eigentlich der Ball? Du hast Sonntag gar nichts davon erzählt.
Häuptling Winnietousch: Gähnend langweilig - wie immer. Tante Harriet hat einen Junggesellen nach dem anderen angeschleppt. Ich habe mir schon überlegt, ob ich mal als weiblicher Bachelor ins Fernsehen gehen sollte.
Eat-my-shorts: Bachelor?
Häuptling Winnietouch: Ach ja, das kennst du ja im fernen Japan nicht. Im Moment läuft so einen bekloppte Serie im Fernsehen. Da ist ein schleimiger, abgeleckter Schweizer, der die Frau seines Lebens sucht. Jetzt buhlen 25 Kandidatinnen um seine Gunst. Ich sage nur, alles ist erlaubt.
Eat-my-shorts: Uuääh. Vielleicht sollten die F4 auch mal an solch einer Sendung teilnehmen. Dann müssten die nicht immer Mädchen in Nachtclubs mit Alkohol besinnungslos machen, um sie dann abzuschleppen.
Häuptling Winnietouch: Mann! Du machst mich echt neugierig auf deine Blumenboys. Kannst du nicht mal ein Foto von denen schicken?
Eat-my-shorts: Klar, ich stelle mich mit einem Fotoapparat vor die Schule und bitte sie mal lieb zu lächeln. Ne, das kannst vergessen. Ich habe eben leider auch kein Handy mit Digitalcamera.
Häuptling Winnietousch: Seufz! Oh, der alte von-Stockum packt seine Zeitung ein. Ich muss jetzt Schluss machen. Telefonieren wir nachher?
Eat-my-shorts: Mal sehen. Ich muss im Laden helfen. Grüß mir Big T und Marc.
Häuptling Winnietouch: Schon klar. Und las die Ohren nicht hängen. Denk an unsere Geheimrezepte. Hihihi. Orlando wir lieben dich!
Eat-my-shorts: Orlando wir lieben dich!
Flo schaltete rasch das Chatprogramm von Yahoo aus und tat so, als wenn sie über Google etwas suchen würde. Ihr Lehrer warf nur einen kurzen Blick auf den Bildschirm und schlenderte dann weiter zwischen den Reihen hindurch. Fünf Minuten später erlöste die Schulglocke Flo von einer weiteren langweiligen Informatikstunde.
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Während Flo in Deutschland die Qualen einer Doppelstunde Latein zu überstehen hatte, nutzte Kim die Zeit, um sich gnadenlos an die F4 für ihre kleinen Sticheleien in der Schule zu rechen.
Zu ihrem Unglück hatten die vier Jungen nämlich gerade die kleine Teestube ihrer Austauschfamilie für einen netten Nachmittag ausgesucht. Kim blieb trotz aller Proteste die leidige Pflicht, die Jungen zu bedienen. Dass Kim das auf ihre Art machte, verstand sich von selbst. In Gedanken hörte Kim Flos lachende Stimme, wie sie ihr den Beilagezettel für Abführmittel vorlas, während Kim den Spezialtee für Tante Harriet vorbereitete. Ein böses Lächeln huschte über Kims Gesicht. Da die Jungen wesentlich größer als Tante Harriet waren, konnte es nichts schaden, ein wenig mehr in den grünen Tee zu gießen.
Kim freute sich schon auf die Email, die sie später an Flo schicken würden. Ach - Rache war einfach süß!
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Flo schwitzte derweil im Lateinunterricht über einer Übersetzung und kaute mit tief gerunzelter Stirn an ihrem Bleistift. Verdammt, warum hatten sich die alten Römer nur so eine blöde Sprache ausgedacht. Hatten die denn nicht mal an ihre armen Nachfahren gedacht. Flo gab es auf. Sie würde wieder einmal zu ihrer altgedienten List greifen, und das ganze ein wenig freier übersetzten. Die fehlenden Vokabeln mussten eben durch künstlerische Freiheit ersetzt werden.
In diesen Texten ging es sowieso immer nur um töten und kämpfen. Da konnte sie ja nicht viel falsch machen, wenn sie einfach etwas von Köpfen abschlagen und spritzendem Blut schrieb.
So setzte Flo an und verfasste folgenden Text:
Die Römer hatten einen heiden Schieß vor den Germanen, weil diese planten, ihr dummes Römerreich platt zu walzen.
Nur zu gut hatten sie ihre schmählichen Niederlagen im Gedächtnis, als die Germanen in das liebliche Italien einfielen und die Heere der Römer in blutigen Schlachten niedermetzelten. Ob wohl die Römer tapfer (ne wie Schießhasen sind se'weggelaufen) kämpften, tränkte ihr rotes Blut die Schlachtfelder.
Irgendwann jedoch hatten die Germanen von den römischen Weibern nie Nase voll und kehrten zu ihrem Fellen und Würfelspielen zurück.
Seit diesen Tagen machten sich die Römer in die Hosen, wenn sie an die Germanen dachten. Sie hatten Furcht, dass die Germanen beim nächsten Mal ihre Frauen vergewaltigen, die öden Städte niederbrennen und die ollen Äcker abfackeln würden.
So rutschten sie vor den Statuen ihrer Götter herum, bettelten und flehten, dass sie die Plage fernhalten sollten, ihr Heil garantieren und ihre billiges Leben verschonen sollten (Weicheier!). Wenn die Germanen ihren Verstand nicht mit Met versoffen und mal weniger um ihre Frauen gewürfelt hätten, dann hätten sie den Römern ordentlich in den Hintern getreten und das dumme römische Reich und ihre Sprache ausgerottet (hätte uns Schülern ne'Menge Ärger erspart). "Oh edle Götter, lasst uns zu unseren Heiden oben auf dem Olymp beten, sofern sie gerade mal zuhören, auf dass sie unsere faule Haut retten.
Flo las ihren Text noch einmal durch, grinste zufrieden und gab ihren Test am Lehrerpult ab. Herr Hellixberg warf nur einen kurzen Blick auf das Gekrakel und sah dann Flo an. "Fräulein von Hohenfels-Wittenstein, wäre es vielleicht möglich, beim nächsten Mal etwas leserlicher zu schreiben?" "Warum? Sie malen doch genug mit ihrem Rotstift darin herum. Außerdem habe ich so vielleicht die Chance, dass sie mal einen Fehler übersehen." Meinte Flo grinsend.
Herr Hellixberg seufzte schwer, legte den Zettel aber zu den anderen und entließ sie aus der Stunde.
Draußen warteten bereits ein paar ihrer Klassenkameradinnen. "Und, wie fandest du den Test?" fragte die eine. Flo zuckte mit den Achseln. "Wie immer. Ich verstehe gar nicht, warum er uns ständig diese Texte übersetzten lässt und dann auch immer unangekündigt. Ist er selbst schuld, dass die dann so schlecht ausfallen und er so viel Arbeit beim korrigieren hat." "Stimmt." Die anderen nickten.
Flo trollte sich Richtung Toilette. Sie hatte schon während der ganzen Stunde Magenkrämpfe gehabt. Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass sie Besuch von den kleinen, roten Indianern bekam.
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In der Mittagspause während der sechsten und siebten Stunde machten Flo sich mit ein paar ihrer Klassenkameradinnen auf den Weg zu McDonalds. Sie suchten sich einen freien Tisch am Fenster. Während die anderen Mädchen überwiegend einen Salat oder Gemüsebürger bestellten, gab Flo sich heute mit drei Maxi-Menüs, einem Milch Shake Extra large und einem Eisbecher zufrieden. Sie hatte immer noch Bauschmerzen und sah dem Sportunterricht mit gemischten Gefühlen entgegen.
Gerade als Flo einen herzhaften Bissen von ihrem McChicken Burger abgebissen hatte, kam Monika, eine Freundin von Flos Tischnachbarin in den McDonalds gestürzt. "Oh, das seid ihr ja. Herr Hellixberg ist mir gerade auf der Straße begegnet. Er hat schon einen Teil der Teste durchgesehen. Mein Ergebnis war wieder einmal hervorragend. Du hast übrigens auch mit eins bestanden Sonja." Meinte sie zu dem Mädchen, das Flo gegenüber saß.
Flo nahm einen großen Schluck Cola. Sie aß ungerührt weiter. "Er ist so süß." seufzte Sonja. Bei ihm macht mir sogar Latein Spaß. Habt ihr heute Morgen bemerkt, dass er ein neues After Shave benutzt. Wenn ich nur wüsste, was das für ein Duft war." "Armani." Kam es von Flo und sie trank einen weiteren Schluck Cola, um den Bissen Burger in ihrem Mund herunterzuspülen. "Emporio." Fügte sie hinzu.
"Woher weißt du das?" fragte Monika argwöhnisch. "Ich habe eine Nase. Ich kann riechen." erklärte Flo gelassen und griff nach ein paar Pommes. "Wie kann man mittags nur soviel in sich hineinstopfen." Erwiderte Monika mit angeekeltem Gesichtsausdruck. "Tja, ich fange mit meiner Zeit etwas Besseres an, als dumme Lateinpauker anzuschmachten." Meinte Flo unbekümmert.
"Das bezweifle ich, Fräulein von Hohenfels-Wittenstein." Die fünf Mädchen fuhren herum und starrten in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Dort stand Herr Hellixberg mit vor der Brust verschränkten Armen und musterte zunächst die schuldbewussten Gesichter der Mädchen und dann den Essensberg auf Flos Tablett. Eine seiner Augenbrauen wanderte in die Höhe.
"Unglaublich. Nun ja, ich denke meine Damen, es ist Zeit, dass sie alle auf das Schulgelände zurückkehren. Im Übrigen bin ich überzeugt, dass die Schulcafeteria ein gesünderes Mittagessen zu bieten hat, als dieses Etablissement." "Klar, wenn sie gleich an einer Vergiftung sterben wollen, dann ja." kam es von Flo ironisch.
Sie griff nach ihrem Rucksack. "Auf Mädels, der große Manitu hat gesprochen. Gehen wir." Sie stand auf. Im Gegensatz zu den anderen Mädchen griff sie sofort nach ihrem Tablett und brachte es weg.
Herr Hellixberg sah ihr schmunzelnd nach. Dann winkte er den Mädchen zu. "Los, los, bringt eure Sachen weg. Ich werde euch begleiten." So schnell konnte Flo gar nicht gucken, wie die anderen Mädchen neben ihr vor den Tablettwagen standen und ihre Tabletts hinein schoben. "Herr Hellixberg begleitet uns." Flüsterte Sonja. "Ach du heilige Scheiße." Knurrte Flo. "O.k., geht schon mal vor. Ich muss vorher noch mal eben auf das stille Örtchen."
Die anderen Mädchen umringten Herrn Hellixberg während sie den McDonalds verließen. Flo suchte derweil in aller Ruhe die Toilette auf, und als sie zurück kam, war von den anderen nichts mehr zu sehen. Flo grinste zufrieden, sprang auf ihr Skateboard und fuhr zur Schule zurück. Die Mittagspause war fast zu Ende.
Sie hatte gerade ihren Spinnt erreicht und wollte ihr Skateboard verstauen, als sich ein dunkler Schatten über sie beugte. "Das war ein billiger Trick, Fräulein von Hohenfels-Wittenstein. Eigentlich bin ich ein wenig mehr Raffinesse von ihnen gewöhnt." "Uaah." Flo machte einen Satz rückwärts. Ihr Lateinpauker lächelte zufrieden. "Das war kein Trick." Verteidigte sich Flo. "Ich surfe auf der roten Welle, da ist es eben regelmäßig erforderlich...." Flo schlug sich die Hand vor den Mund und lief knallrot an.
"Wie dem auch sein. In mein Büro, wenn ich bitten darf. Ihr Sportlehrer ist informiert, dass sie später kommen." Flos Schultern sackten herunter. Sie schloss ihren Spinnt zu und schlurfte hinter ihm die Gänge entlang. "Warum immer nur ich. Soll er doch den anderen Vorträge wegen ihre Noten halten. Ich finde Latein einfach zu kotzen." "Das habe ich gehört, Franziska." Kam es von Herrn Hellixberg während er seine Bürotür öffnete und sie eintreten ließ.
Er deutete auf einen der zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. "Bitte, setzten sie sich." Flo kauerte sich auf den Stuhl und wippte ungeduldig mit den Beinen. Herr Hellixberg nahm hinter dem Schreibtisch Platz. In aller Ruhe zog er einen beschrieben Bogen Papier hervor, der mit roter Tinte fast getränkt war. "Ich glaube, über das Ergebnis ihres Testes brauchen wir nicht zu reden, oder." Er schob ihr den Zettel herüber. Flo warf nur einen kurzen Blick auf das Papier und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Sie sah ihn übelgelaunt an. "Ist eben nicht meine Sprache, damit müssen sie sich abfinden." "Irrtum, Fl...- ich meine Franziska, ich weiß, dass sie eigentlich eine sehr gute Schülerin sind und in Latein wesentlich besser sein könnten, wenn sie einfach nur ein wenig mehr lernen würden. Im letzten Halbjahr ging es doch auch" "Klar, da war ja auch Kim noch da." antworte Flo schnippisch und schob ihr Kinn vor.
Herr Hellixberg seufzte. "Franziska, ich will doch nur, dass sie ein gutes Zeugnis am Ende des Jahres haben." "Habe ich, und außerdem werde ich Latein Ende des Jahres abwählen. Dann sind sie mich los." Herr Hellixberg richtete sich erstaunt in seinem Stuhl auf. "Du willst Latein abwählen? Aber in einem Jahr hättest du dein großes Latinum. Das wäre mehr als unvernünftig. Herr Schwarbig sagte mir, dass du Medizin studieren möchtest und dafür wirst du Latein benötigen." "Liegt daran, wo ich Medizin studiere." Knurrte Flo. "War das alles was sie mir sagen wollten. Ich..." Plötzlich dröhnte die Musik von Bonanza aus ihrer Tasche. "Oh." Flo zog hastig ihr Handy hervor. "Kim." Rief sie glücklich, als sie auf das Display starrte und nahm hastig den Anruf an.
"Hi Kimi." Rief sie glücklich in das Handy.
Kim: "Hallo großer Häuptling Winnietouch. Wo bist du gerade?
Flo: Sitze bei Herrn Hellixberg im Büro.
Kim: Ach du grüne neune, was hast du denn jetzt wieder angestellt?
Flo: Es geht um meinen Lateintest.
Kim: Hast du wieder deiner künstlerischen Ader freien Lauf gelassen.
Herr Hellixberg aus dem Hintergrund: Hat sie.
Flo sah ihn böse an. Herr Hellixberg lächelte und nahm ihr das Handy weg. "Hallo, Fräulein von Sandau. Wie geht es ihnen?
Kim: Oh, eh hallo Herr Hellixberg. Gut danke und ihnen?
Herr Hellixberg: Den Umständen entsprechend. Ihre Freundin wird mir allerdings eines Tages noch mal den letzten Nerv rauben mit ihren Übersetzungen.
Flo starrte ihn bitterböse an und versuchte nach ihrem Handy zu packen. Herr Hellixberg lehnte sich jedoch schnell zurück, so dass sie es nicht erreichen konnte. Er sprach noch eine Weile mit Kim und beendete dann das Gespräch.
"Wo waren wir stehen geblieben. Ach ja, du sagtest mir, dass du Latein abwählen willst." "Genau und jetzt geben sie mir mein Handy wieder." Knurrte Flo. "Alles zu seiner Zeit." Er schaltete es aus und legte es auf seinen Schreibtisch. Dann faltete er die Hände zusammen und stützte seinen Kopf darauf.
"Ich möchte, dass du dir das noch einmal gründlich überlegst. Deine beiden Brüder sind in Latein nicht gerade schlecht. Sie könnten dir bei den Hausaufgaben helfen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mit ein wenig Fleiß und Wiederholung sehr bald wieder gute Noten in Latein schreiben könntest."
Flo, die begriffen hatte, dass es im Augenblick wohl besser war lieber keine weiteren Widerworte zugeben, nickte nur leicht mit dem Kopf. "Sehr schön. Dann würde ich sage, du nimmst jetzt diesen Zettel hier und gibst ihn Herrn Unterberg."
Flo nahm den dargebotenen Zettel entgegen, griff nach ihrem Handy und verließ mit einem mürrischen "Auf Wiedersehen" Herrn Hellixbergs Büro. Erst draußen warf sie einen genaueren Blick auf den Zettel. "Oh nein!" schrie sie auf.
Herr Hellixberg hatte ihr ein Entschuldigungsschreiben für Herrn Unterberg mitgegeben, in dem stand, dass sie wegen temporärer Beschwerden heute nicht am Sportunterricht teilnehmen konnte.
In seinem Büro warf Herr Hellixberg in den Kopf in den Nacken und lachte herzhaft. Er hatte Flos Reaktion deutlich vernommen. Franziska von Hohenfels-Wittenstein war wirklich drollig*
Eine Stunde später fuhr Flo mit ihrem Bruder Theogenis nach Hause. "Dieser Doofmann hat mir glatt ein Schreiben für Herrn Unterberg mitgegeben. Ich könnte wegen temporärer Beschwerden nicht am Sportunterricht teilnehmen. Der spinnt doch wohl!" Flo kochte vor Wut und ballte die Hände zu Fäusten.
Big T kicherte. "Das war doch sehr nett von ihm. Mit den kleinen, roten Indianer ist schließlich nicht zu scherzen." "Halt die Klappe, du Idiot. Du hast überhaupt keine Ahnung davon." Fauchte Flo ihn an. Heute schien wirklich jeder sich gegen sie verschworen zu haben. Zuhause pfeffert Flo ihre Tasche in die Ecke, schnappte sich ihr Mittagessen und verschwand damit in ihrem Zimmer.
Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein sah ihr besorgt nach. "Was ist den mit Flo passiert?" fragte sie Big T. "Ach, du weißt doch. Einmal im Monat hat sie diese Anfälle. Es ist mal wieder soweit. Außerdem hat Herr Hellixberg sie wieder in der Mangel gehabt." "Ach, der Lateinlehrer. Na ja dann." Die Herzogin schüttelte den Kopf. "Ich muss jetzt in die Stadt. Wahrscheinlich werde ich später mit eurem Vater wiederkommen." "Ist gut." brummte Big T. und schaufelte sein Mittagessen in sich hinein.
*
Flo lag übelgelaunt auf ihrem Bett und stopfte eine riesige 300 g Milkaschokolade in sich hinein. Wie sie diese Tage hasste. Mutternatur war wirklich ungerecht zu den Frauen gewesen. Irgendwie brauchte sie jetzt etwas, um sich abzureagieren und dann würde sie sich an die Hausaufgaben setzen.
Flo kramte ihre Playstation hervor. Eine Weile schwankte sie zwischen Kingdom of Heart und Dragon Ball Badukai. Dann erhielt Dragon Ball den Zuschlag. Flo wählten ihren Lieblingscharakter Vegeta aus und schon zehn Minuten später klebte Flo förmlich vor der Mattscheibe ihres kleinen Fernsehers. "Nimm das und das und das!" Schrie sie und prügelte mit ihrem Männchen auf Mr. Satan ein. Dich mach ich platt. Ha! Und noch einen, eine schnelle rechts-links Kombination. Hurra! Platt! Häuptling Winnietouch, wir verneigen uns vor dir."
Flos Laune besserte sich erheblich. Insgeheim stellte sie sich vor, dass es nicht Son Goku und seinen Freunde waren, die sie da am Bildschirm verprügelte sondern ihr Lateinlehrer Herr Hellixberg.
Als Big T. eine gute Stunde später den Kopf durch die Tür steckte, grinste ihm Flo fröhlich wie eh und je entgegen. "Aha, sieht so aus, als wenn du dich abgeregt hast. Ich habe Post für dich - ein Brief von Kim." "Von Kim." Flo sprang vom Bett. Sie stürmte auf Big T zu. Er konnte gar nicht so schnell gucken, da hatten sie ihm den Brief schon entrissen und ihn aufgemacht. Ungeduldig faltete sie die Blätter auseinander.
Lieben Flo,
hoffe, du hast das Schloss stehen gelassen und in der Schule nichts angestellt, was ich nicht auch getan hätte.
Hier ist es genauso langweilig wie eh und je. Gestern musste ich wieder in dem Reisbunker meiner Gastfamilie schuften. Die haben mir angedroht, mich in den Keller zu verbannen, wenn ich nicht regelmäßig für sie arbeite. Unentgeltlich versteht sich ja von selbst.
Na ja, aber ich habe mich an unser alten Streiche erinnert. Du glaubst gar nicht, wie ich den Absatz von Abführmitteln hier gesteigert habe.
In der Schule ist es auch nicht besser. Ich habe dir doch von diesen Unkrautboys erzählt. Die nerven jetzt immer öfter. Der Anführer von ihnen ist Tsukushis Freund - übrigens soll ich dich von ihr grüßen - und sie fragt, ob du ihr nicht auch mal schreiben möchtest. Sie hätte so gern eine Brieffreundin im Ausland. Pinki kann ich kaum vorschlagen, oder?
Egal, ich schweife ab. Gestern haben sie mir wieder vor der Schule aufgelauert. Leide ich vielleicht an Verfolgungswahn? Keine Ahnung. Sie sind auf jeden Fall ziemlich nervig. Kannst du dir vorstellen, dass die ganze Schule vor ihnen erzittert. Ein schiefer Blick von Domijounji und sie rennen schreiend weg. Und dann dieser Frauenverschleiß bei den anderen. Ich muss dir wirklich mal Bilder von denen besorgen.
O.k., muss jetzt Schluss machen. Meine Hausdrachen schreien schon wieder nach mir. Man, da erzittert selbst dieses Loch, in dem ich jetzt hause. Komme mir fast wie Harry Potter in seinem Wandschrank vor.
Uch, jetzt sind schon wieder drei Tage vergangen und ich habe den Brief noch nicht abgeschickt. Heute geht er aber ganz bestimmt raus. Vorher muss ich dir noch von heute Nachmittag erzählen. Die Blumenjungen waren in der Reisbude meiner Hausdrachen. Ich musste sie auch noch bedienen. Na ja, ich habe sie natürlich mit meinem Spezialtee gefüttert. Die waren ziemlich zügig weg. Bin mal gespannt, wie das Ergebnis war. Schade, dass morgen Samstag ist. Aber vielleicht kann mir Tsukushi alles erzählen.
Grüß mir meinen lieben Marc und Big T, die alte Pflaume.
Kim
PS: Denk an meine Fotos von Marc.
PPS: Pauk mehr Latein
PPPS: Las dich bloß nicht von Herrn Hellixberg nieder machen.
PPPPS: Ich erwarte die Fotos noch diese Woche!!!!
PPPPPS: Vermiss euch. Las bald wieder etwas von dir hören.
Flos Augenbrauen zogen sich merklich zusammen. "Sie lassen sie in ihren Schmuddelschuppen schuften und dann auch noch vor nottig?! Das darf ja wohl nicht wahr sein. Das muss ich sofort Tante Hanna erzählen."
"Das solltest du lieber lassen. Kim bekommt sonst höchstens noch mehr Probleme. Außerdem ist sie nicht auf den Mund gefallen. Wenn es zu krass wird, wird sie sich schon zu wehren wissen."
Big T warf sich auf Flos Bett. "Sag mal, was meint sie eigentlich mit den Fotos?" "Ach, ich habe ihr versprochen, ein paar Fotos von Zuhause zuschicken." meinte Flo lapidar und begann ihre Playstation abzubauen. "Schon klar. Ist wohl besser, ich bohre nicht weiter nach." "Kluger Junger." Flo grinste. "Was willst du eigentlich noch hier?"
"Dich fragen, ob ich dir bei Latein helfen soll. Du willst doch bestimmt nicht, dass Mama von deiner heutigen Heldentat erfährt oder?" "Bestimmt nicht." Flo schnitt eine Grimasse. "Du glaubst gar nicht, wie ich das Ende des Schuljahres herbeisehne. Dann wähle ich den Scheiß ab. Ist mir doch egal, was Mama und Papa dazu sagen."
"Oh je, das Donnerwetter will ich lieber nicht erleben. Weiß Herr Hellixberg von deinen Plänen." "Ja, warum auch nicht. Der ist doch froh, mich los zu sein." erwiderte Flo ein wenig schnippisch. "Dein Wort in Gottes Gehör, Flo."
Die nächste Stunde verbrachten die beiden mit Flos Lateinhausaufgaben und zu Big Ts erstaunen, gab Flo sich heute sogar einmal Mühe.
Danach macht Flo rasch ihre Mathe- und Englischhausaufgaben und schrieb den Aufsatz für Deutsch.
Abends war sie mit Pinki und ein paar anderen Mädchen vor dem Kino verabredet. Sie wollten sich irgend so eine Schnulze mit Sandra Bullock und Hugh Grant ansehen.