Moshi, moshi - Flo am Apperat
Kurzbeschreibung
Ein Mädchen, zwei bekloppte Brüder und die vier Unkrautboys über 3000 km entfernt. Das Leben der Franziska von H.-W..
GeschichteHumor / P12 / Gen
Sakurai Tomoki
31.05.2004
17.04.2006
12
40.033
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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31.05.2004
4.183
Disclaimer: Hana Yori Dango gehört mir nicht - wenn ja, würde ich die vier Blumenboys auch bestimmt nicht teilen * grins *
Bevor ich mit dem ersten Kapitel meiner Fanfiction beginne, muss ich ein kleines Geständnis ablegen. Wer hier eine Geschichte erwartet, die sich allein um Tsukasa, Rui, Akira und Soujiro dreht, den muss ich leider enttäuschen.
Im Gegenteil, eigentlich wurden die vier - zumindest im ersten Teil der Geschichte - ein wenig zu Randfiguren degradiert. D.h. aber nicht, dass sie nicht in der Geschichte vorkommen. Nein, die Wahrheit ist, dass meine Charaktere ein gewisses Eigenleben entwickelt haben.
Um euch das Lesen ein wenig zu erleichtern, möchte ich euch die Hauptpersonen kurz vorstellen.
Hauptperson meiner Geschichte ist Flo. Vielleicht habt ihr schon mal bei Miki die Geschichte "Uaah, der doch nicht gelesen". Dann ist euch doch sicher schon mal diese nervige Freundin aufgefallen, die den Hauptcharakter in dieser Geschichte - nämlich Kim (alias Kim-Chiara von Sandau) ständig anruft.
Um genau diese nichtsnutzige, kleine Person geht es in dieser Geschichte. Flo, alias Franziska von Hohenfels-Wittenstein leidet in Deutschland unter der Trennung von ihrer besten Freundin Kim und lässt keine Gelegenheit aus, ihrer Familie und ihrem gesamten Umfeld gehörig auf die Nerven zu gehen.
Als weitere Hauptpersonen tauchen Flos Brüder Theogenis (kurz Big T genannt) und Marc auf. Die beiden stauben geradezu vor Coolheit und haben einen erheblichen Mädchenverschleiß.
Zu guter letzt sollte ich vielleicht noch Herrn Hellixberg erwähnen - Flos Lateinlehrer. Er bereitet Flo nicht nur in jeder Lateinstunde ein Martyrium - nein, ihm kommt in dieser Geschichte noch eine besondere Rolle zu.
Unsere Unkrautboys lernen Flo zunächst nur durch Kims Erzählungen und Telefonate kennen, allerdings ist geplant, dass Flo im Laufe der Geschichte nach Japan reist. Immerhin soll es ja eine Fanfiktion zu Hana Yori Dango werden. * grins *
Kapitel 1: Der Ball
Flo lag auf ausgestreckt auf dem Dach des Ostturms und starrte in den Sternenhimmel hinauf. Es war ein lauer Sommerabend. Die Vögel zwitscherten, und ein paar Grillen zirpten im Burggraben. Flo seufzte schwer.
"Na, trägst du wieder die Last der ganzen Welt auf deinen Schultern, Schwesterherz." Ein brauner Wuschelkopf tauchte am Rand des Daches auf und im nächsten Moment schwang sich Theogenis William Harold von Hohenfels-Wittenstein auf das Dach des alten Turms. Flo drehte den Kopf zur Seite. "Zieh Leine, Big T." "Geht nicht. Mama ist auf der Suche nach dir." Flo seufzte abermals schwer und setzte sich auf.
Big T hatte sich inzwischen neben sie gesetzt und musterte sie nachdenklich. "Du vermisst deine bessere Hälfte, was?" Flo nickte. "Ohne Kim ist es viel zu langweilig. Das skaten auf dem Platz ist nicht das gleiche, in der Schule muss ich neben Olivia sitzen - Big T, dass ist mehr als ich ertragen kann."
Ihr Bruder grinste. "Ich zerfließe vor Mitleid mit dir. Denk mal an Kim. Die sitzt in einem fremden Land, mutterseelenallein und muss ihre geliebten Fisch essen." "Das ist es ja, was mich so aufregt. Wie konnte Tante Hanna ihr das nur antun. Ein Schüleraustausch nach Japan - das ist doch eine Schnapsidee! Denk nur, nach einer Woche besteht sie nur noch aus Haut und Knochen. Sie hat einen empfindlichen Magen. Vielleicht bekommt sie von dem Reis sogar Schlitzaugen."
Big T starrte seine Schwester einen Moment sprachlos an, dann warf er den Kopf in den Nacken und begann schallend zu lachen. Flo versetzte ihm daraufhin einen kräftigen Knuff in die Seite, so dass er fast vom Dach gefallen wäre, wenn nicht Marc, ihr ältester Bruder ebenfalls auf dem Dach aufgetaucht wäre und ihn festgehalten hätte. "Hoppla, Flo pass auf. Du könntest wirklich noch mal jemand verletzten." "Klappe." Kam es von Flo. "Mama schickt dich wohl als Verstärkung." Marc grinste. "So ist es. Du solltest sofort in ihr Boudoir kommen. Dein Kleid für den Ball ist da." Flos Augen weiteten sich vor Entsetzten. "Keine Chance! Ne, das mach ich nicht. So einen Fetzen ziehe ich nicht an."
Marc seufzte schwer und tauschte einen Blick mit seinem Bruder. Im nächsten Moment stürzten sich die beiden auf ihre kleine Schwester und schleifende das schreiende und wild um sich schlagende Geschöpf den Turm hinunter zu ihrer Mutter.
Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein war gerade damit beschäftigt, einen Brief zu schreiben, als Flo eingequetscht zwischen Marc und Theogenis ins Zimmer geschleift wurde. "Franziska mein Schatz, da bist du ja. Dein Kleid ist da. Ich möchte, dass du es gleich anprobierst. Dann können wir sehen, ob Änderungen erforderlich sind." "Bestimmt. Bei den kurzen Beinen." Lästerte Theogenis.
Flo trat ihm als Antwort mit aller Wucht gegen das Schienenbein. "Halt die Klappe du Pseudobruder!" fauchte sie. "Ich geh nicht zu dem Ball, Mama. Da sind nur Holzköpfe, und ich habe keinen Bock mir von denen die Füße platt treten zu lassen." Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein schloss für einen Moment gottergebenen die Augen. "Flo, ich weiß nicht, woher du diese vulgären Ausdrücke nimmst, aber in meiner Gegenwart möchte ich dich bitten, dich einer gepflegteren Sprache zu bedienen. Was den Ball angeht, du weißt sehr wohl, dass es deine Pflicht als Tochter des Herzogs von Hohenfels-Wittenstein ist, daran teilzunehmen. Immerhin ist es ein Ball zu Ehren unseres Hauses." "Blablabla." Erwiderte Flo.
Die Herzogin sog hörbar die Luft ein. "Flo, deine Tante Harriet wird dort sein. Du weißt, was das heißt. Sie ist deinen Patentante und besteht auf deine Anwesenheit." "Soll sie doch. Ich geh da auf jeden Fall nicht hin. Basta!"
Flo verschränkte die Arme vor der Brust und schob das Kinn vor. Jeder, der sie kannte, wusste, dass es keinen Sinn hatte weiter mit ihr zu reden. Flo hatte einen ausgesprochen Dickschädel. Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein sah ihr Söhne flehend an. Marc, der sich in einen der Sessel geworfen hatte, musterte seine kleine Schwester nachdenklich. "Wenn Kim mitkäme, würdest du hingehen, oder?" fragte er sachlich. "Sie ist aber nicht hier, falls du das vergessen hast." Giftete Flo zurück. "Stimmt." Kam es von Big T.
Die Herzogin schnippte in die Finger. "Ich habe eine Idee. Wir können Kim natürlich nicht von Japan einfliegen lassen, aber wie wäre es mit einem kleinen Deal, Flo. Du gehst in diesem bezaubernden Kleid auf den Ball und wirst dich einen Abend einmal wie eine manierliche, junge Dame benehmen. Als Gegenleistung werde ich mit deinem Vater reden, ob du nicht Hanna und Justus begleiten darfst, wenn sie in zwei Monaten nach Japan fliegen und Kim besuchen."
"Ist das dein ernst?" Flo starrte ihre Mutter mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre Mutter legte den Kopf schief. "Natürlich fällt dann der Frankreichurlaub weg. Beides ist zu teuer."
Flo war hin und her gerissen. Auf ihrem Gesicht waren die unterschiedlichen Regungen deutlich abzulesen. Schließlich gab sie sich einen Ruck. "Einverstanden!" "Hurra!" die Gräfin riss die Arme in die Luft. "Eine Sorge weniger. Und jetzt ab in das Kleid, Flo. Deine Tante kommt in einer halben Stunde." Flos Augen verdüsterten sich. Murrend griff sie nach dem weißen Kleid und schlurfte aus dem Boudoir ihrer Mutter.
Theogenis war der erste, der sich nicht mehr zurückhalten konnte und in lautes Gelächter ausbrach. "Es ist jedes Jahr das gleiche, aber sie muss Kim schon ganz schön vermissen und sich Sorgen machen, wenn sie dafür ihren geliebten Frankreichurlaub sausen lässt."
"Mmh." Marc stand auf. "Mutter, du willst sie doch nicht alleine reisen lassen, oder?" Die Herzogin, die gerade ihren Brief frankierte, sah auf. "Tante Hanna und Onkel Justus werden ein wachsames Auge auf sie haben, Marc. Keine Sorge." Sie lächelte ihre beiden Söhne an. Auch wenn diese es nie offen zugaben, so hingen sie doch sehr an ihrer kleinen Schwester und litten unter einem erheblichen Schwesterkomplex.
Vier Tage später fand der große Frühlingsball auf Schloss Hohenfels-Wittenstein statt. Die Einfahrt war mit Fackeln geschmückt worden, so dass die Limousinen ohne Problem den Weg durch die Allee finden konnten.
Flo stand in ihrem weißen Kleid im Empirestil mit ihrer Familie oben an der langen Eingangstreppe, um die Gäste zu begrüßen. Es war ihr zum ersten Mal gelungen, weiße, lange Handschuhe zu tragen, ohne sie bereits vor dem Ball mit Limonade oder etwas anderem verschmutzt zu haben.
Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass sie heute Abend das Familiendiadem in den Haaren trug und die schmale Perlenkette ihrer Großmutter. Flo sah wahrlich aus, als wenn sie eine Debütantin aus dem letzten Jahrhundert war. Nichts an ihr erinnerte an den Wildfang, der noch am Morgen seine Brüder mit dem Besten über den Schlosshof gejagt und schließlich für ein unfreiwilliges Bad von Big T im Schlossgraben gesorgt hatte.
Ihre Tante Harriet war der erste Gast, der in geziemenden Schritten die lange Steintreppe hinaufstieg und von der herzoglichen Familie von Hohenfels-Wittenstein begrüßt wurde. Flo gelang es, einen vollendeten Knicks zustande zu bringen, doch sobald ihre Tante ihr den Rücken zudrehte, streckte Flo die Zunge raus. "Bäh! Du alte Giftnudel!"
"Franziska." Zischte ihre Mutter leise. Flo setzte wieder ein gekünseltes Lächeln auf. Die nächsten Gäste kamen die Treppe hinauf und wurden wieder artig von ihr begrüßt.
Eine halbe Stunde später war der Ballsaal derer von Hohenfels-Wittenstein bereits gut gefüllt. Unter den Gästen bewegten sich nicht nur die Cremè de la Cremè des europäischen Hochadels sondern auch wichtige Politiker, Wirtschaftsbosse und ein paar Reporter.
Der Herzog von Hohenfels-Wittenstein eröffnete den Ball mit seiner Gattin. Flo ließ sich von Marc auf das Paket führen und Big T. musste zähneknirschend mit Pinki vorlieb nehmen. "Verdammt, wenn Kim da wäre, hätte sie mit Marc tanzen können und wir hätten diesen Mist zusammen hinter uns gebracht." grummelte er, während er sich auf den Weg zu Pinki, Kims Cousine, machte.
Flo lachte gehässig. Pinki war bis über beide Ohren in Big T verschossen, was für alle ein offenes Geheimnis war. Marc schwebte im Gleichschritt mit seiner Schwester über das Paket. "Wirst du dich heute Abend tapfer den jungen Herren zuwenden?" fragte er lächelnd. "Och, mal sehen." Meinte Flo unbekümmert.
Marc hob eine Augenbraue. "Was führst du wieder im Schilde." fragte er. "Ich?" Flo sah ihn unschuldig an. "Was sollte ich schon im Schilde führen?" Marc sah seine Schwester nachdenklich an. Ihr zartes Aussehen heute Abend konnte ihn nicht über die Tatsache hinweg täuschen, das in ihren Augen der übliche Schalk blitzte. "Schwesterchen, ich kenne dich." erwiderte er. "Denk an deine Reise nach Japan, bevor du etwas machst, was dir nachher Leid tut. Mama erwartet von dir, das du dich heute Abend deines Alters und Standes entsprechend benimmst."
"Du willst wohl, das ich diese Lackaffen um mich herumschlawenzeln lasse, was?" fragte Flo verächtlich und deutet mit dem Kopf zu eine Gruppe junger Männer hinüber, die sie beim Tanzen beobachteten. "Weißt du, dass mir Maximilian letztes Jahr versucht hat, in den Ausschnitt zu glotzen? Dafür hab ich ihm ordentlich auf die Füße getreten und meinen Absatz noch mal richtig schön hin und her gedreht." Flos Augen leuchteten bei der Erinnerung gehässig auf. Marc jedoch warf dem jungen Maximilian von Lechtenberg einen finsteren Blick zu. Der zuckte daraufhin erschrocken zusammen.
"Nanu?" fragte einer seiner Freunde. "Hast du unserem Herzog in Spe kürzlich etwas getan?" Maximilian schüttelte den Kopf. "Nein, nicht das ich wüsste. Verdammt noch mal. Wie lange will der uns eigentlich Franziska noch vorenthalten. Sie sieht heute Abend richtig ätherisch aus. Hätte nie gedacht, das aus ihr mal so eine Schönheit wird." "Klar, aber eine mit stacheln." Warf ein andere Junge ein und alle Umstehenden lachten.
Sie alle kannten Flos Eigenheiten und wussten darüber hinaus, das Maximilian, seid er Flo vor drei Jahren kennen gelernt hatte, in sie verliebt war. Als einfacher Baron ohne einen so langen Stammbaum wie derer von Hohenfels-Wittenstein waren seine Aussichten jedoch eher gering, die Tochter des Herzogs zu ehelichen. Das Flo im Übrigen vom Heiraten eh nichts hielt und lieber eine Karriere als Ärztin anstrebte, war Maximilian ebenfalls nicht bekannt.
Nach dem Walzer mit Marc tanzte Flo mit ihrem Onkel Justus und schließlich mit ihrem Vater. Anschließend ließ sie sich auf Wunsch ihrer Mutter von einem jungen Herrn zum Bufett führen. Es gelang Flo sogar über zwei Stunden lang ein interessiertes Gesicht aufzusetzen, während die jungen Adligen um sie herum über Poolpartys, Reisen und schnelle Autos diskutierten.
Schließlich kam die Erlösung in Gestalt ihres Bruders Theogenis. Er zog seine Schwester ein wenig zur Seite. "Lust auf etwas frische Luft?" zischte er leise durch die Zähne. "Sehr gern." Murmelte Flo leise zurück. Gemeinsam huschten sie aus dem Ballsaal und flohen in die Bibliothek. Am Kamin betätigte Flo einen geheimen Mechanismus. Die Rückwand des Kamins glitt zur Seite.
"Gehen wir zum Nordturm hinauf. Da finden sie uns nicht so schnell." Rief Flo und sprang schon mit ihren weißen Satinschuhen und dem schleifenden langen Rock durch die Asche und kroch in den Geheimgang hinein. Theogenis warf einen Blick zur Tür bevor er ihr folgte und dann sorgfältig die Geheimtür von der anderen Seite schloss.
Sie schwänzten über einen Stunde den Ball. Dann kehrte sie zurück. Flos schönes weißes Kleid war am Saum mit Ruß beschmiert und die weißen Handschuhe vom abtasten der Geheimgangwände völlig mit Grünspan bedeckt. Sie stopfte sie kurzerhand in eine der umstehenden Blumentöpfe. Plötzlich stand Tante Harriet vor ihr. "Meine liebe Franziska. Es wird Zeit, dich einem wichtigen Gentleman vorzustellen. Du musst wissen, dass er bereits seit längerem Interesse für die bekundet hat. "Mein lieber Comte de Fabrée, das ist meine Nichte Franziska, das jüngste Kind des Herzogs von Hohenfels-Wittenstein."
Ein junger Mann von mittlerer Statue mit blassen schmalem Gesicht und wulstigen Lippen verbeugte sich vor Flo. Flo musterte ihn ungeniert von oben bis unten. Dann wandte sie sich ihrer Tante zu. "Ich nehme an, das ist wieder mal eine deiner guten Partien für mich? Wie lang ist sein Stammbaum. Kann er sich mit unserem messen?" "Nun, nicht ganz." Brachte ihre Tante Harriet entschuldigend hervor und fächelte sich nervös Luft zu.
Flo sah wieder den jungen Mann an. Dieses Mal jedoch mit einer solchen Herablassung, das der junge Comte zusammenzuckte. "Monsieur, es tut mir leid, aber mit solchen Emporkömmlingen wie ihnen kann und werde ich mich nicht abgeben. Liebe Tante, ich bitte mich zu entschuldigen." Mit hoch erhobenem Kopf rauschte Flo davon. Jedoch ging sie nur um die nächste Ecke. Dort brach sie in schallendes Gelächter aus und rannte dann gut gelaunt zu ihren Brüdern hinüber.
Den Rest des Abends wurde Flo von den meisten jungen Herren gemieden. Ihr hochmütiges Benehmen gegenüber dem Comte de Fabrée hatte sich herumgesprochen und zudem hatte sie es nicht unterlassen, bei jedem Tanz ihren Tanzpartnern ordentlich auf die Füße zu treten.
Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein und ihr Mann jedoch wussten nichts von Flos Benehmen und wunderten sich nur über das eigenwillige Verhalten der jungen Männer heutzutage. Auf der anderen Seite war aber zumindest der Herzog heil froh, dass seine Tochter ein weiteres Jahr sein kleiner Zankteufel bleiben würde und noch kein Interesse am anderen Geschlecht bekundete.
Marc und Big T waren jedoch nicht so blauäugig wie ihre Eltern. "Flo, du bist unmöglich." Zischte ihr Marc ins Ohr, während sie den letzten Gast verabschiedeten.
Flo rammte ihm daraufhin ihren Ellbogen nicht gerade sanft in die Seite. "Wenn du dir denn ganzen Abend anhören müsstest, wie hinreißend zerbrechlich und zart du aussiehst, dann würdest du auch die Pimpernellen bekommen. Ich habe selten einen Haufen solcher Bekloppten erlebt wie heute Abend. Das hat sogar den Ball vom letzten Jahr getopt." "Stimmt." Kam es von Theogenis während er herzhaft gähnte. "Ich für meinen Fall könnte jetzt ne' Mütze voll Schlaf gebrauchen." Flo gähnte ebenfalls.
Der Herzog kam auf sie zu. "Na, ihr drei. Das war ein langer Abend für uns alle, was? Na ja, für dieses Jahr haben wir das wieder hinter uns gebracht. Und nun Marsch ab ins Bett."
Flo ging tatsächlich sofort in ihr Zimmer, entledigte sich ihres Kleides und putzte die Zähne. In ihrem Bartsystem Schlafanzug machte sie es sich auf dem Bett bequem und griff nach dem Hörer ihres Mickey Mouse Telefons.
Jetzt war es erst einmal Zeit Kim in Japan anzurufen. Kim war gerade auf den Weg zur Schule als die Miss Marpel Melodie ihres Handys loslegte. Völlig außer Atem blieb Kim auf dem Fußweg stehen und zog ihr Handy hervor. "Hallo." Murmelt sie atemlos. "Kim? Ich bin es, Flo. Na, wie schaut es aus?" "Flo, ich bin gerade auf dem Weg zur Schule und spät dran. Wenn ich schon wieder zu spät komme, dann erwarten mich drakonische Strafen meines Lehrers." "Seid wann stört dich das denn?" kam es nur von Flo. Kim hatte keine Gelegenheit mehr etwas darauf zu erwidern, denn jemand nahm ihr das Handy aus der Hand.
Sie war mitten auf dem Gehsteig direkt vor dem Eingang ihrer Schule stehen geblieben. Rechts und links strömten die Schüler an ihre vorbei. Eine besondere Gruppe jedoch, war hinter ihr stehen geblieben - die F4, ihres Zeichens Herrscher der Schule.
Kim fuhr herum und wollte laut protestieren, doch Doumyouji Tsukasas finsterer Blick lies sie den Mund wieder zu klappen. Hanazawa Rui starrte gelangweilt auf die vorbeiziehenden Schülerscharren. Nishikado Soujiero lächelte Kim amüsiert an und Mimasaki Akira hielt ihr Telefon in der Hand aus dem nun laut und vernehmlich Flos Stimme erklang. "Hey, Kim. Was ist los? Sag doch etwas. Akira starrte kurz auf das Handy, grinste dann und legte es ans Ohr. "Was?" kam es von Kim. Nishikado zwinkerte ihr zu. "Keine Angst, Akira möchte sich nur ein wenig mit deiner Freundin unterhalten. Sieht sie eigentlich gut aus?"
Derweil hatte Akira etwas auf japanisch in das Telefon gesagt. Vom anderen Ende der Leitung ertönte ein lautes. "WAS? Hallo, was ist denn das für ein Gebrabbel. Sag mal, Kim, was soll der Mist. Hast du ein Radio an?" Akira hielt hastig das Telefon weit weg vom Ohr. Kim stöhnte auf. "Flo! Wann lernst du endlich Japanisch."
Nishikado entriss Akira das Telefon. "Gib mir mal." "Hallo, du bist diese berühmt berüchtigte Flo, oder?" Er hatte Deutsch gesprochen, so dass Flo ihn mühelos verstanden. "Häh?" Kam es von ihr. "Wer ist denn da? Ich wollte Chiara-Anna-Lena von Sandau sprechen."
Nishikados Brauen wanderten nach oben. "Was für einen merkwürdige Ausdruckweise." Murmelte er. "Äh, ich kenne leider keine Chiara-Anna-Lena?" "O.k., ich meine natürlich Kim und jetzt mal etwas flotti bitte!"
Nishikado starrte zu Kim hinüber. "Du heißt Chiara-Anna-Lena? Ich dachte dein Name ist Kim." "Flo, dafür bring ich dich um." Knurrte Kim. Sie entriss Nishikado das Handy und brüllte laut hinein:" Flo, dafür dreh ich dir den Hals um. Was? Keine Fotos. Du spinnst doch. Hey moment, moment. Ist ja gut, also schön. Fünf Mangas gegen zwei Fotos. Aber die krieg ich dann auch kurzfristig. Schön. Mmmh. O.k., dann bis später. Ciao."
Kim stellte das Handy ab und steckte es zurück in ihren Rucksack. "Muss los." Murmelte sie und wollte sie an den Jungen vorbeischieben." Hanazawa Ruis Hand an ihrem Ärmel hielt sie jedoch zurück. "Du heißt wirklich Chiara-Anna-Lena von Sandau?"
Kim stöhnte leise. "Ja, meine Eltern haben damals wohl einen über den Durst getrunken, als sie sich diesen bekloppten Namen ausgedacht haben." Damit riss sie sich los und flitzte in die Schule. Die F4 sahen ihr grinsend nach. Dieser bakka-Punk war wirklich immer für eine Überraschung gut.
Flo, gähnte in Deutschland herzhaft und hängte den Hörer ihres Telefons ein. Sie musste Kim bei nächster Gelegenheit unbedingt fragen, was für Bekloppte da am Telefon gewesen waren und sie.... - weiter kam Flo in ihren Überlegungen nicht mehr. Stattdessen sank sie auf ihr Kopfkissen und fiel sie in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Flo träumte von riesigen Pfannenkuchenbergen. "Sirup, mehr Sirup." Säuselte sie selig im Schlaf und schmatzte zu frieden.
In den beiden Nebenzimmern lagen Big T und Marc in ihren Betten. Beide waren müde aber dennoch zu aufgekratzt von dem ganzen Abend, als dass sie schlafen konnten. Schließlich gab Big T es auf, einschlafen zu wollen und klopfte an Marcs Zimmertür. "Hey Marc, pennst du schon?" fragte er.
Marc drehte sich murrend in seinem Bett um. "Fast, aber komm rein." Big T schlenderte in Marcs Zimmer und lümmelte sich an das Bettende. "Wie fandest du den Abend?" fragt er und spielte mit dem Zipfeln der Bettdecke. Marc verschränkte die Hände hinter den Kopf. "Geht so. Tante Harriet wird immer nerviger. Ist dir aufgefallen, wie sie Flo die ganze Zeit beobachtet." "Ja, habe ich auch gesehen. Sie hat ihr heute Abend einige reiche, junge Herren vorgestellt. Der Comte de Fabrée war auch dabei."
"Armer Maximilian." Lachte Marc. Deswegen hat er heute Abend so ein langes Gesicht gemacht. "Flo hat aber auch nur einmal mit ihm getanzt." Meinte Big T grinsend. "Aber mal ehrlich. Ich habe das Gefühl, dass Tante Harriet Flo verkuppeln will." Marc gähnte erneut. "Kann schon sein. Aber erstens ist Flo noch nicht mal volljährig, zweitens würden Mama und Papa das nie zu lassen, auch wenn sie droht, Flo zu enterben, und drittens darfst du Flos Temperament nicht vergessen. Sie hat ihren eigenen Kopf. Der Mann muss noch geboren werden, der sie bändigen kann." "Stimmt." Die beiden Jungen lachten vergnügt. Big T kehrte zurück in sein Bett. Jetzt konnte er beruhigt schlafen.
Bevor ich mit dem ersten Kapitel meiner Fanfiction beginne, muss ich ein kleines Geständnis ablegen. Wer hier eine Geschichte erwartet, die sich allein um Tsukasa, Rui, Akira und Soujiro dreht, den muss ich leider enttäuschen.
Im Gegenteil, eigentlich wurden die vier - zumindest im ersten Teil der Geschichte - ein wenig zu Randfiguren degradiert. D.h. aber nicht, dass sie nicht in der Geschichte vorkommen. Nein, die Wahrheit ist, dass meine Charaktere ein gewisses Eigenleben entwickelt haben.
Um euch das Lesen ein wenig zu erleichtern, möchte ich euch die Hauptpersonen kurz vorstellen.
Hauptperson meiner Geschichte ist Flo. Vielleicht habt ihr schon mal bei Miki die Geschichte "Uaah, der doch nicht gelesen". Dann ist euch doch sicher schon mal diese nervige Freundin aufgefallen, die den Hauptcharakter in dieser Geschichte - nämlich Kim (alias Kim-Chiara von Sandau) ständig anruft.
Um genau diese nichtsnutzige, kleine Person geht es in dieser Geschichte. Flo, alias Franziska von Hohenfels-Wittenstein leidet in Deutschland unter der Trennung von ihrer besten Freundin Kim und lässt keine Gelegenheit aus, ihrer Familie und ihrem gesamten Umfeld gehörig auf die Nerven zu gehen.
Als weitere Hauptpersonen tauchen Flos Brüder Theogenis (kurz Big T genannt) und Marc auf. Die beiden stauben geradezu vor Coolheit und haben einen erheblichen Mädchenverschleiß.
Zu guter letzt sollte ich vielleicht noch Herrn Hellixberg erwähnen - Flos Lateinlehrer. Er bereitet Flo nicht nur in jeder Lateinstunde ein Martyrium - nein, ihm kommt in dieser Geschichte noch eine besondere Rolle zu.
Unsere Unkrautboys lernen Flo zunächst nur durch Kims Erzählungen und Telefonate kennen, allerdings ist geplant, dass Flo im Laufe der Geschichte nach Japan reist. Immerhin soll es ja eine Fanfiktion zu Hana Yori Dango werden. * grins *
Kapitel 1: Der Ball
Flo lag auf ausgestreckt auf dem Dach des Ostturms und starrte in den Sternenhimmel hinauf. Es war ein lauer Sommerabend. Die Vögel zwitscherten, und ein paar Grillen zirpten im Burggraben. Flo seufzte schwer.
"Na, trägst du wieder die Last der ganzen Welt auf deinen Schultern, Schwesterherz." Ein brauner Wuschelkopf tauchte am Rand des Daches auf und im nächsten Moment schwang sich Theogenis William Harold von Hohenfels-Wittenstein auf das Dach des alten Turms. Flo drehte den Kopf zur Seite. "Zieh Leine, Big T." "Geht nicht. Mama ist auf der Suche nach dir." Flo seufzte abermals schwer und setzte sich auf.
Big T hatte sich inzwischen neben sie gesetzt und musterte sie nachdenklich. "Du vermisst deine bessere Hälfte, was?" Flo nickte. "Ohne Kim ist es viel zu langweilig. Das skaten auf dem Platz ist nicht das gleiche, in der Schule muss ich neben Olivia sitzen - Big T, dass ist mehr als ich ertragen kann."
Ihr Bruder grinste. "Ich zerfließe vor Mitleid mit dir. Denk mal an Kim. Die sitzt in einem fremden Land, mutterseelenallein und muss ihre geliebten Fisch essen." "Das ist es ja, was mich so aufregt. Wie konnte Tante Hanna ihr das nur antun. Ein Schüleraustausch nach Japan - das ist doch eine Schnapsidee! Denk nur, nach einer Woche besteht sie nur noch aus Haut und Knochen. Sie hat einen empfindlichen Magen. Vielleicht bekommt sie von dem Reis sogar Schlitzaugen."
Big T starrte seine Schwester einen Moment sprachlos an, dann warf er den Kopf in den Nacken und begann schallend zu lachen. Flo versetzte ihm daraufhin einen kräftigen Knuff in die Seite, so dass er fast vom Dach gefallen wäre, wenn nicht Marc, ihr ältester Bruder ebenfalls auf dem Dach aufgetaucht wäre und ihn festgehalten hätte. "Hoppla, Flo pass auf. Du könntest wirklich noch mal jemand verletzten." "Klappe." Kam es von Flo. "Mama schickt dich wohl als Verstärkung." Marc grinste. "So ist es. Du solltest sofort in ihr Boudoir kommen. Dein Kleid für den Ball ist da." Flos Augen weiteten sich vor Entsetzten. "Keine Chance! Ne, das mach ich nicht. So einen Fetzen ziehe ich nicht an."
Marc seufzte schwer und tauschte einen Blick mit seinem Bruder. Im nächsten Moment stürzten sich die beiden auf ihre kleine Schwester und schleifende das schreiende und wild um sich schlagende Geschöpf den Turm hinunter zu ihrer Mutter.
Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein war gerade damit beschäftigt, einen Brief zu schreiben, als Flo eingequetscht zwischen Marc und Theogenis ins Zimmer geschleift wurde. "Franziska mein Schatz, da bist du ja. Dein Kleid ist da. Ich möchte, dass du es gleich anprobierst. Dann können wir sehen, ob Änderungen erforderlich sind." "Bestimmt. Bei den kurzen Beinen." Lästerte Theogenis.
Flo trat ihm als Antwort mit aller Wucht gegen das Schienenbein. "Halt die Klappe du Pseudobruder!" fauchte sie. "Ich geh nicht zu dem Ball, Mama. Da sind nur Holzköpfe, und ich habe keinen Bock mir von denen die Füße platt treten zu lassen." Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein schloss für einen Moment gottergebenen die Augen. "Flo, ich weiß nicht, woher du diese vulgären Ausdrücke nimmst, aber in meiner Gegenwart möchte ich dich bitten, dich einer gepflegteren Sprache zu bedienen. Was den Ball angeht, du weißt sehr wohl, dass es deine Pflicht als Tochter des Herzogs von Hohenfels-Wittenstein ist, daran teilzunehmen. Immerhin ist es ein Ball zu Ehren unseres Hauses." "Blablabla." Erwiderte Flo.
Die Herzogin sog hörbar die Luft ein. "Flo, deine Tante Harriet wird dort sein. Du weißt, was das heißt. Sie ist deinen Patentante und besteht auf deine Anwesenheit." "Soll sie doch. Ich geh da auf jeden Fall nicht hin. Basta!"
Flo verschränkte die Arme vor der Brust und schob das Kinn vor. Jeder, der sie kannte, wusste, dass es keinen Sinn hatte weiter mit ihr zu reden. Flo hatte einen ausgesprochen Dickschädel. Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein sah ihr Söhne flehend an. Marc, der sich in einen der Sessel geworfen hatte, musterte seine kleine Schwester nachdenklich. "Wenn Kim mitkäme, würdest du hingehen, oder?" fragte er sachlich. "Sie ist aber nicht hier, falls du das vergessen hast." Giftete Flo zurück. "Stimmt." Kam es von Big T.
Die Herzogin schnippte in die Finger. "Ich habe eine Idee. Wir können Kim natürlich nicht von Japan einfliegen lassen, aber wie wäre es mit einem kleinen Deal, Flo. Du gehst in diesem bezaubernden Kleid auf den Ball und wirst dich einen Abend einmal wie eine manierliche, junge Dame benehmen. Als Gegenleistung werde ich mit deinem Vater reden, ob du nicht Hanna und Justus begleiten darfst, wenn sie in zwei Monaten nach Japan fliegen und Kim besuchen."
"Ist das dein ernst?" Flo starrte ihre Mutter mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre Mutter legte den Kopf schief. "Natürlich fällt dann der Frankreichurlaub weg. Beides ist zu teuer."
Flo war hin und her gerissen. Auf ihrem Gesicht waren die unterschiedlichen Regungen deutlich abzulesen. Schließlich gab sie sich einen Ruck. "Einverstanden!" "Hurra!" die Gräfin riss die Arme in die Luft. "Eine Sorge weniger. Und jetzt ab in das Kleid, Flo. Deine Tante kommt in einer halben Stunde." Flos Augen verdüsterten sich. Murrend griff sie nach dem weißen Kleid und schlurfte aus dem Boudoir ihrer Mutter.
Theogenis war der erste, der sich nicht mehr zurückhalten konnte und in lautes Gelächter ausbrach. "Es ist jedes Jahr das gleiche, aber sie muss Kim schon ganz schön vermissen und sich Sorgen machen, wenn sie dafür ihren geliebten Frankreichurlaub sausen lässt."
"Mmh." Marc stand auf. "Mutter, du willst sie doch nicht alleine reisen lassen, oder?" Die Herzogin, die gerade ihren Brief frankierte, sah auf. "Tante Hanna und Onkel Justus werden ein wachsames Auge auf sie haben, Marc. Keine Sorge." Sie lächelte ihre beiden Söhne an. Auch wenn diese es nie offen zugaben, so hingen sie doch sehr an ihrer kleinen Schwester und litten unter einem erheblichen Schwesterkomplex.
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Vier Tage später fand der große Frühlingsball auf Schloss Hohenfels-Wittenstein statt. Die Einfahrt war mit Fackeln geschmückt worden, so dass die Limousinen ohne Problem den Weg durch die Allee finden konnten.
Flo stand in ihrem weißen Kleid im Empirestil mit ihrer Familie oben an der langen Eingangstreppe, um die Gäste zu begrüßen. Es war ihr zum ersten Mal gelungen, weiße, lange Handschuhe zu tragen, ohne sie bereits vor dem Ball mit Limonade oder etwas anderem verschmutzt zu haben.
Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass sie heute Abend das Familiendiadem in den Haaren trug und die schmale Perlenkette ihrer Großmutter. Flo sah wahrlich aus, als wenn sie eine Debütantin aus dem letzten Jahrhundert war. Nichts an ihr erinnerte an den Wildfang, der noch am Morgen seine Brüder mit dem Besten über den Schlosshof gejagt und schließlich für ein unfreiwilliges Bad von Big T im Schlossgraben gesorgt hatte.
Ihre Tante Harriet war der erste Gast, der in geziemenden Schritten die lange Steintreppe hinaufstieg und von der herzoglichen Familie von Hohenfels-Wittenstein begrüßt wurde. Flo gelang es, einen vollendeten Knicks zustande zu bringen, doch sobald ihre Tante ihr den Rücken zudrehte, streckte Flo die Zunge raus. "Bäh! Du alte Giftnudel!"
"Franziska." Zischte ihre Mutter leise. Flo setzte wieder ein gekünseltes Lächeln auf. Die nächsten Gäste kamen die Treppe hinauf und wurden wieder artig von ihr begrüßt.
Eine halbe Stunde später war der Ballsaal derer von Hohenfels-Wittenstein bereits gut gefüllt. Unter den Gästen bewegten sich nicht nur die Cremè de la Cremè des europäischen Hochadels sondern auch wichtige Politiker, Wirtschaftsbosse und ein paar Reporter.
Der Herzog von Hohenfels-Wittenstein eröffnete den Ball mit seiner Gattin. Flo ließ sich von Marc auf das Paket führen und Big T. musste zähneknirschend mit Pinki vorlieb nehmen. "Verdammt, wenn Kim da wäre, hätte sie mit Marc tanzen können und wir hätten diesen Mist zusammen hinter uns gebracht." grummelte er, während er sich auf den Weg zu Pinki, Kims Cousine, machte.
Flo lachte gehässig. Pinki war bis über beide Ohren in Big T verschossen, was für alle ein offenes Geheimnis war. Marc schwebte im Gleichschritt mit seiner Schwester über das Paket. "Wirst du dich heute Abend tapfer den jungen Herren zuwenden?" fragte er lächelnd. "Och, mal sehen." Meinte Flo unbekümmert.
Marc hob eine Augenbraue. "Was führst du wieder im Schilde." fragte er. "Ich?" Flo sah ihn unschuldig an. "Was sollte ich schon im Schilde führen?" Marc sah seine Schwester nachdenklich an. Ihr zartes Aussehen heute Abend konnte ihn nicht über die Tatsache hinweg täuschen, das in ihren Augen der übliche Schalk blitzte. "Schwesterchen, ich kenne dich." erwiderte er. "Denk an deine Reise nach Japan, bevor du etwas machst, was dir nachher Leid tut. Mama erwartet von dir, das du dich heute Abend deines Alters und Standes entsprechend benimmst."
"Du willst wohl, das ich diese Lackaffen um mich herumschlawenzeln lasse, was?" fragte Flo verächtlich und deutet mit dem Kopf zu eine Gruppe junger Männer hinüber, die sie beim Tanzen beobachteten. "Weißt du, dass mir Maximilian letztes Jahr versucht hat, in den Ausschnitt zu glotzen? Dafür hab ich ihm ordentlich auf die Füße getreten und meinen Absatz noch mal richtig schön hin und her gedreht." Flos Augen leuchteten bei der Erinnerung gehässig auf. Marc jedoch warf dem jungen Maximilian von Lechtenberg einen finsteren Blick zu. Der zuckte daraufhin erschrocken zusammen.
"Nanu?" fragte einer seiner Freunde. "Hast du unserem Herzog in Spe kürzlich etwas getan?" Maximilian schüttelte den Kopf. "Nein, nicht das ich wüsste. Verdammt noch mal. Wie lange will der uns eigentlich Franziska noch vorenthalten. Sie sieht heute Abend richtig ätherisch aus. Hätte nie gedacht, das aus ihr mal so eine Schönheit wird." "Klar, aber eine mit stacheln." Warf ein andere Junge ein und alle Umstehenden lachten.
Sie alle kannten Flos Eigenheiten und wussten darüber hinaus, das Maximilian, seid er Flo vor drei Jahren kennen gelernt hatte, in sie verliebt war. Als einfacher Baron ohne einen so langen Stammbaum wie derer von Hohenfels-Wittenstein waren seine Aussichten jedoch eher gering, die Tochter des Herzogs zu ehelichen. Das Flo im Übrigen vom Heiraten eh nichts hielt und lieber eine Karriere als Ärztin anstrebte, war Maximilian ebenfalls nicht bekannt.
Nach dem Walzer mit Marc tanzte Flo mit ihrem Onkel Justus und schließlich mit ihrem Vater. Anschließend ließ sie sich auf Wunsch ihrer Mutter von einem jungen Herrn zum Bufett führen. Es gelang Flo sogar über zwei Stunden lang ein interessiertes Gesicht aufzusetzen, während die jungen Adligen um sie herum über Poolpartys, Reisen und schnelle Autos diskutierten.
Schließlich kam die Erlösung in Gestalt ihres Bruders Theogenis. Er zog seine Schwester ein wenig zur Seite. "Lust auf etwas frische Luft?" zischte er leise durch die Zähne. "Sehr gern." Murmelte Flo leise zurück. Gemeinsam huschten sie aus dem Ballsaal und flohen in die Bibliothek. Am Kamin betätigte Flo einen geheimen Mechanismus. Die Rückwand des Kamins glitt zur Seite.
"Gehen wir zum Nordturm hinauf. Da finden sie uns nicht so schnell." Rief Flo und sprang schon mit ihren weißen Satinschuhen und dem schleifenden langen Rock durch die Asche und kroch in den Geheimgang hinein. Theogenis warf einen Blick zur Tür bevor er ihr folgte und dann sorgfältig die Geheimtür von der anderen Seite schloss.
Sie schwänzten über einen Stunde den Ball. Dann kehrte sie zurück. Flos schönes weißes Kleid war am Saum mit Ruß beschmiert und die weißen Handschuhe vom abtasten der Geheimgangwände völlig mit Grünspan bedeckt. Sie stopfte sie kurzerhand in eine der umstehenden Blumentöpfe. Plötzlich stand Tante Harriet vor ihr. "Meine liebe Franziska. Es wird Zeit, dich einem wichtigen Gentleman vorzustellen. Du musst wissen, dass er bereits seit längerem Interesse für die bekundet hat. "Mein lieber Comte de Fabrée, das ist meine Nichte Franziska, das jüngste Kind des Herzogs von Hohenfels-Wittenstein."
Ein junger Mann von mittlerer Statue mit blassen schmalem Gesicht und wulstigen Lippen verbeugte sich vor Flo. Flo musterte ihn ungeniert von oben bis unten. Dann wandte sie sich ihrer Tante zu. "Ich nehme an, das ist wieder mal eine deiner guten Partien für mich? Wie lang ist sein Stammbaum. Kann er sich mit unserem messen?" "Nun, nicht ganz." Brachte ihre Tante Harriet entschuldigend hervor und fächelte sich nervös Luft zu.
Flo sah wieder den jungen Mann an. Dieses Mal jedoch mit einer solchen Herablassung, das der junge Comte zusammenzuckte. "Monsieur, es tut mir leid, aber mit solchen Emporkömmlingen wie ihnen kann und werde ich mich nicht abgeben. Liebe Tante, ich bitte mich zu entschuldigen." Mit hoch erhobenem Kopf rauschte Flo davon. Jedoch ging sie nur um die nächste Ecke. Dort brach sie in schallendes Gelächter aus und rannte dann gut gelaunt zu ihren Brüdern hinüber.
Den Rest des Abends wurde Flo von den meisten jungen Herren gemieden. Ihr hochmütiges Benehmen gegenüber dem Comte de Fabrée hatte sich herumgesprochen und zudem hatte sie es nicht unterlassen, bei jedem Tanz ihren Tanzpartnern ordentlich auf die Füße zu treten.
Die Herzogin von Hohenfels-Wittenstein und ihr Mann jedoch wussten nichts von Flos Benehmen und wunderten sich nur über das eigenwillige Verhalten der jungen Männer heutzutage. Auf der anderen Seite war aber zumindest der Herzog heil froh, dass seine Tochter ein weiteres Jahr sein kleiner Zankteufel bleiben würde und noch kein Interesse am anderen Geschlecht bekundete.
Marc und Big T waren jedoch nicht so blauäugig wie ihre Eltern. "Flo, du bist unmöglich." Zischte ihr Marc ins Ohr, während sie den letzten Gast verabschiedeten.
Flo rammte ihm daraufhin ihren Ellbogen nicht gerade sanft in die Seite. "Wenn du dir denn ganzen Abend anhören müsstest, wie hinreißend zerbrechlich und zart du aussiehst, dann würdest du auch die Pimpernellen bekommen. Ich habe selten einen Haufen solcher Bekloppten erlebt wie heute Abend. Das hat sogar den Ball vom letzten Jahr getopt." "Stimmt." Kam es von Theogenis während er herzhaft gähnte. "Ich für meinen Fall könnte jetzt ne' Mütze voll Schlaf gebrauchen." Flo gähnte ebenfalls.
Der Herzog kam auf sie zu. "Na, ihr drei. Das war ein langer Abend für uns alle, was? Na ja, für dieses Jahr haben wir das wieder hinter uns gebracht. Und nun Marsch ab ins Bett."
*
*
Flo ging tatsächlich sofort in ihr Zimmer, entledigte sich ihres Kleides und putzte die Zähne. In ihrem Bartsystem Schlafanzug machte sie es sich auf dem Bett bequem und griff nach dem Hörer ihres Mickey Mouse Telefons.
Jetzt war es erst einmal Zeit Kim in Japan anzurufen. Kim war gerade auf den Weg zur Schule als die Miss Marpel Melodie ihres Handys loslegte. Völlig außer Atem blieb Kim auf dem Fußweg stehen und zog ihr Handy hervor. "Hallo." Murmelt sie atemlos. "Kim? Ich bin es, Flo. Na, wie schaut es aus?" "Flo, ich bin gerade auf dem Weg zur Schule und spät dran. Wenn ich schon wieder zu spät komme, dann erwarten mich drakonische Strafen meines Lehrers." "Seid wann stört dich das denn?" kam es nur von Flo. Kim hatte keine Gelegenheit mehr etwas darauf zu erwidern, denn jemand nahm ihr das Handy aus der Hand.
Sie war mitten auf dem Gehsteig direkt vor dem Eingang ihrer Schule stehen geblieben. Rechts und links strömten die Schüler an ihre vorbei. Eine besondere Gruppe jedoch, war hinter ihr stehen geblieben - die F4, ihres Zeichens Herrscher der Schule.
Kim fuhr herum und wollte laut protestieren, doch Doumyouji Tsukasas finsterer Blick lies sie den Mund wieder zu klappen. Hanazawa Rui starrte gelangweilt auf die vorbeiziehenden Schülerscharren. Nishikado Soujiero lächelte Kim amüsiert an und Mimasaki Akira hielt ihr Telefon in der Hand aus dem nun laut und vernehmlich Flos Stimme erklang. "Hey, Kim. Was ist los? Sag doch etwas. Akira starrte kurz auf das Handy, grinste dann und legte es ans Ohr. "Was?" kam es von Kim. Nishikado zwinkerte ihr zu. "Keine Angst, Akira möchte sich nur ein wenig mit deiner Freundin unterhalten. Sieht sie eigentlich gut aus?"
Derweil hatte Akira etwas auf japanisch in das Telefon gesagt. Vom anderen Ende der Leitung ertönte ein lautes. "WAS? Hallo, was ist denn das für ein Gebrabbel. Sag mal, Kim, was soll der Mist. Hast du ein Radio an?" Akira hielt hastig das Telefon weit weg vom Ohr. Kim stöhnte auf. "Flo! Wann lernst du endlich Japanisch."
Nishikado entriss Akira das Telefon. "Gib mir mal." "Hallo, du bist diese berühmt berüchtigte Flo, oder?" Er hatte Deutsch gesprochen, so dass Flo ihn mühelos verstanden. "Häh?" Kam es von ihr. "Wer ist denn da? Ich wollte Chiara-Anna-Lena von Sandau sprechen."
Nishikados Brauen wanderten nach oben. "Was für einen merkwürdige Ausdruckweise." Murmelte er. "Äh, ich kenne leider keine Chiara-Anna-Lena?" "O.k., ich meine natürlich Kim und jetzt mal etwas flotti bitte!"
Nishikado starrte zu Kim hinüber. "Du heißt Chiara-Anna-Lena? Ich dachte dein Name ist Kim." "Flo, dafür bring ich dich um." Knurrte Kim. Sie entriss Nishikado das Handy und brüllte laut hinein:" Flo, dafür dreh ich dir den Hals um. Was? Keine Fotos. Du spinnst doch. Hey moment, moment. Ist ja gut, also schön. Fünf Mangas gegen zwei Fotos. Aber die krieg ich dann auch kurzfristig. Schön. Mmmh. O.k., dann bis später. Ciao."
Kim stellte das Handy ab und steckte es zurück in ihren Rucksack. "Muss los." Murmelte sie und wollte sie an den Jungen vorbeischieben." Hanazawa Ruis Hand an ihrem Ärmel hielt sie jedoch zurück. "Du heißt wirklich Chiara-Anna-Lena von Sandau?"
Kim stöhnte leise. "Ja, meine Eltern haben damals wohl einen über den Durst getrunken, als sie sich diesen bekloppten Namen ausgedacht haben." Damit riss sie sich los und flitzte in die Schule. Die F4 sahen ihr grinsend nach. Dieser bakka-Punk war wirklich immer für eine Überraschung gut.
*
Flo, gähnte in Deutschland herzhaft und hängte den Hörer ihres Telefons ein. Sie musste Kim bei nächster Gelegenheit unbedingt fragen, was für Bekloppte da am Telefon gewesen waren und sie.... - weiter kam Flo in ihren Überlegungen nicht mehr. Stattdessen sank sie auf ihr Kopfkissen und fiel sie in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Flo träumte von riesigen Pfannenkuchenbergen. "Sirup, mehr Sirup." Säuselte sie selig im Schlaf und schmatzte zu frieden.
In den beiden Nebenzimmern lagen Big T und Marc in ihren Betten. Beide waren müde aber dennoch zu aufgekratzt von dem ganzen Abend, als dass sie schlafen konnten. Schließlich gab Big T es auf, einschlafen zu wollen und klopfte an Marcs Zimmertür. "Hey Marc, pennst du schon?" fragte er.
Marc drehte sich murrend in seinem Bett um. "Fast, aber komm rein." Big T schlenderte in Marcs Zimmer und lümmelte sich an das Bettende. "Wie fandest du den Abend?" fragt er und spielte mit dem Zipfeln der Bettdecke. Marc verschränkte die Hände hinter den Kopf. "Geht so. Tante Harriet wird immer nerviger. Ist dir aufgefallen, wie sie Flo die ganze Zeit beobachtet." "Ja, habe ich auch gesehen. Sie hat ihr heute Abend einige reiche, junge Herren vorgestellt. Der Comte de Fabrée war auch dabei."
"Armer Maximilian." Lachte Marc. Deswegen hat er heute Abend so ein langes Gesicht gemacht. "Flo hat aber auch nur einmal mit ihm getanzt." Meinte Big T grinsend. "Aber mal ehrlich. Ich habe das Gefühl, dass Tante Harriet Flo verkuppeln will." Marc gähnte erneut. "Kann schon sein. Aber erstens ist Flo noch nicht mal volljährig, zweitens würden Mama und Papa das nie zu lassen, auch wenn sie droht, Flo zu enterben, und drittens darfst du Flos Temperament nicht vergessen. Sie hat ihren eigenen Kopf. Der Mann muss noch geboren werden, der sie bändigen kann." "Stimmt." Die beiden Jungen lachten vergnügt. Big T kehrte zurück in sein Bett. Jetzt konnte er beruhigt schlafen.