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Autor: Stag Stopa
Reviews 1 bis 6 (von 6 insgesamt):
20.04.2023 | 10:25 Uhr
Hallo Stag Stopa,

an Drabble scheiden sich die Geister, das war so und das wird so bleiben, oder nicht? Na zumindest dein Text trägt wohl dazu bei, dass vielleicht einige neugierig werden.

"welch’ haarsträubende Bilanz, wie furchtbar ineffizient, wie paradox!" Findest du? Warum? Schau mal in den Duden. Zu jedem (oder fast jedem) Wort gibt es da Erklärungen die auf alle Fälle länger sind, als das Wort. Also darf die Erklärung eines Hunderters auch länger sein als 100 Worte. Und, noch obendrein, es bedarf eben eine ausführliche Erklärung, denn, wie du selbst geschrieben hast, ist ein Drabble ein Konzentrat. Manchmal schwer zu verstehen und oftmals nur für Insider überhaupt nachzuvollziehen.

Drabble, man mag sie, oder eben nicht. Meine erste Berührung hat mich gleich gefangen, denn das gelesene Drabble war so auf den Punkt gebracht dass es schon fast weh tat. Eine Szene, ein Gefühl, ein Drabble. Seitdem habe ich, deinem Rat folgend (der zu dieser Zeit noch gar nicht geschrieben war) dran gemacht, selbst sowas zu kreieren. An mein großes Vorbild, eben das erste Drabble, bin ich nie wirklich rangekommen, aber es hat Spaß gemacht welche zu verfassen.

Ansonsten muss ich sagen, dass fast alles so war, wie du es beschrieben hast. Habe sogar mal ein Drabble geschrieben, welches auf Anhieb 100 Worte hatte. Blindes Huhn und so. Meistens ging es aber nur mit feilen und ab und zu habe ich es aufgegeben und das Werk nicht als Drabble ausgegeben.

Eine schöne Zusammenfassung deinerseits und eine Liebeserklärunng an diese Kunstform. Hat mir gefallen.

Lieben Gruß

ender

Antwort von Stag Stopa am 20.04.2023 | 15:44 Uhr
Moin Ender,

danke für die lieben Worte und deinen Rückblick ;-)
Ha ha, das "welch’ haarsträubende Bilanz, wie furchtbar ineffizient, wie paradox!" und dein darauffolgendes "Schau mal in den Duden." drückt meiner Meinung nach perfekt DEN Widerspruch von Sprache an sich überhaupt aus! Es ist die Frage, was man will und wie der persönliche Standpunkt dazu ist. Rein, rein, rein pragmatisch und klinisch tot (das wollen wir alle beim geschriebenen und auch gesprochenen Wort nicht auf Dauer) betrachtet, dient doch Sprache der Kommunikation. Und wie sollte diese "bestmöglich" aussehen? Universell, eindeutig, frei von Mehrdeutigkeit, einfach, schlank, effizient - ein Wort, eine Bedeutung, ein Inhalt, eine Auffassung, null Raum für Interpretation respektive Fehlerquellen, militärisch präzise knackig auf den Punkt ohne Wenn und Aber wie ein Befehl. Auf der anderen Seite dann der Poet: Die Schönheit der Sprache liegt in ihrer Vielseitigkeit und unendlichen Kombinatorik! Einmalige Wortlandschaften lassen sich fast schon künstlerisch malen und ach, was ist schon Kopf ohne Herz und andersrum?! Gerade als einer der letzten "Ossis" habe ich das Lesen/Schreiben/Sprechen zwischen den Zeilen (und mit zwei Wahrheiten^^) nicht nur gelernt, sondern liebe es darüber hinaus zuweilen. 90 % der ehemaligen DDR-Rockszene sind in Sachen Lyrik damals wie heute (ex-zensurbedingt) schlicht von einem anderen Stern im Positiven (zumindest für meinen verbogenen Geschmack). Und auch juristisch betrachtet ist doch Sprache etwas "Schönes": Was wären Regelwerke (ich denke auch gerne an die genutzten Grauzonen im Motorsport) ohne jede Interpretationsmöglichkeit? Diffuse Halbwelten erschaffen, sich daran bewegen, andere mit auf die Reise nehmen - ist dies nicht unverzichtbarer Teil der Poesie/Fiktion/Literatur an sich? Und dennoch kann es Leute stressen, die sich dann allzu sehr "in der Schwebe" fühlen. Bei 100 Worten kann dies leicht passieren, wenn man nicht weiß, in welche Welt man geworfen wird, beziehungsweise den Gegenüber gar nicht mehr auf ein fixes Ufer zum Austausch gezogen bekommt, sondern nur noch in dieser Halbwelt schwimmt :-)

Eine Liebeserklärung? Ich freue mich außerordentlich und fühle mich geehrt hoch zehn, dass es so angekommen ist ... denn das ist es auch ... obwohl ich jetzt gar nicht mehr weiß, in welch fiebriger Nacht-und-Nebel-Aktion dieser Schrieb überhaupt seinen Lauf genommen hat :-D


Nochmals Dankeschön und bis die Tage
Stag Stopa
13.02.2023 | 13:43 Uhr
Hallo Stag Stopa!

Ach ja, Drabbles. Zugegeben habe ich anfangs den Sinn davon nicht verstanden. Hundert Worte, okay, so schwer kann das ja nicht sein. Ich habe die Existenz anerkannt, so könnte man es auch formulieren.
Ja, und dann hatte ich zu einem Fandom etliche Einfälle, die nur aus kleinen Szenen bestanden. Da stellte sich mir die Frage "Was machst du jetzt damit?", denn eine Geschichte ließ sich damit nicht schreiben. Also kam ich auf die Idee, einfach eine Drabble-Sammlung zu erstellen. Und ab dem ersten Drabble habe ich gemerkt, wie viel Spaß das eigentlich macht. Die Herausforderung, die gesamte Szene in diese hundert Worte zu packen, während jedes Wort wichtig ist - ganz zu schweigen von den Formulierungen, die auch kurz und prägnant sein müssen. Ja, da habe ich gemerkt, dass Hundert Worte sehr einfach sind - aber das heißt nicht, dass das Drabble auch gut gelungen ist, denn dafür muss man den Text öfters überarbeiten.
Mir gefällt deine Herangehensweise an das Thema, vor allem deine persönliche Erfahrung mit Drabbles. Und die sachliche Schilderung von Leuten, die eben nur die "originalen" Drabble akzeptieren und alle anderen ablehnen. Korinthenkacker ist übrigens ein sehr schönes Wort und ich kann dem nur zustimmen. Es ist doch egal, welche Drabbleform man wählt. Vielleicht mögen die hundert Worte am herausfordernsten sein, aber man kann sich ja in kleinen Schritten daran wagen und zunächst "größere" Drabbles schreiben. Immerhin ist das eine Kunstform, ebenso wie das Schreiben an sich und jeder weiß, dass man in der Kunst keine Grenzen gesetzt bekommt. Es geht nur um die eigene Entfaltung und das sollte auch hier am wichtigsten sein.

LG Angel
08.01.2023 | 19:48 Uhr
Hey ;)
Nette Anleitung, vielleicht wage ich mich auch mal an ein paar Drabbles.
Wobei ich kann mich so schlecht kurzfassen ;)
Einen schönen Abend dir!
VG
Kathi

Antwort von Stag Stopa am 08.01.2023 | 20:57 Uhr
Moin,

gerade dann ist es eine ideale Aufgabe :-D Aber es tut in der Tat schon ziemlich oft weh, wenn das Szenario im Kopf beim Schreiben immer größer wird, obwohl man schon jenseits von Gut und Böse mit der Wortzahl unterwegs ist ... Aber wie gesagt: umso besser als Ideengeber und "Schreibübung".

'nen schönen Abend und guten Start in die neue Woche (ich hole jetzt erstmal mein Wochenende nach^^)
Kevin
04.01.2023 | 10:00 Uhr
Schöner Text, hat mir gut gefallen.

Ich bin übrigens auch kein sturer Verfechter der 100, schreibe selber auch Double, Triple, Schnapszahl etc. und habe sogar ein Quad, wobei ich zugeben muss, dass es ab 200, allerspätestens 300+ nicht mehr wirklich eine Kunst ist, denn bei solcher Wortzahl muss man sich nicht mehr wirklich beschränken, da bleibt genügend Spielraum für Satzbau, Streichungen oder Einfügungen.

Was mich hingegen stört, ist, dass für viele Schreiber jede Art von Kurztext als Drabble deklariert und/oder die vorgegebene Wortzahl als "Circa-Angabe" betrachtet wird. Da bin ich pingelig. Texte von 98 oder 105 Wörtern sind eben kein Drabble. Und erst recht sind 139 oder 278 oder 591 Wörter keine Drabbles, denn die passen auch in keine der "erweiterten" Drabble-Kategorien und sind einfach nur kurze Texte, nicht mehr und nicht weniger.

Das Gegenstück dazu auf Leserseite findet sich allerdings auch. Das sind diejenigen, die beklagen, dass der Text leider doch sehr kurz ist, und man dann jedes Mal erklären muss, dass eben genau diese Kürze der Sinn eines Drabbles ist. :D
03.01.2023 | 18:46 Uhr
Chapeau, einhundert!
Ergänzend zur Schlusspointe sei hier ebenfalls noch erwähnt: Im Falle von Mehrteilern ein eleganter Übergang zwischen den einzelnen Episoden, etwa in Form eines charmant fiesen Cliffhangers.
(Fiel mir gerade noch ein respektive auf, als ich hier selbst ein paar neue - Brrr! - Drabbles hochgeladen hab´.)
"Briefwechsel" im Drabble-Format*? Das dürfte dann eher wohl eine Art Chat werden, bestenfalls ein Kurznachrichtenaustausch. Würde auf Dauer - mutmaße ich mal - wohl ziemlich nervig, wenn man den Großteil der Zeit nicht mit Schreiben, sondern Wörterzählen zubringt.
Ne, da fang´ ich mal lieber gar nicht erst mit an. Sonst wird´s noch zur Gewohnheit. :-)
Gruß
Robert

Antwort von Stag Stopa am 03.01.2023 | 19:22 Uhr
Oh, du Schelm! I see what you did there! :-)
Gewiss, auf Dauer wäre es zu stressig und der Kommunikation nicht unbedingt von Vorteil.
Aber von Zeit zu Zeit … Das darf wirklich nicht zur Gewohnheit werden! Studien über Spätfolgen notorischer Drabbler wären mal was Feines – gibt's da empirische Erhebungen? Deine Worte haben Bilder in mir wachgerufen – saßen in meiner Generation nicht die verliebten Jugendlichen allerorts und drückten sich Tag und Nacht die Daumen auf den frühen Handys wund? Ebenfalls stark restriktiert. Das Limit (ich musst's tatsächlich googlen) waren hier ursprünglich 160 Zeichen – auch eine Kunst!

Danke für'n Autausch und Adios,
Kevin
03.01.2023 | 17:20 Uhr
Hi Kevin!
So weit d´accord. Die einzige "Regel", der Drabbles unterliegen, ist eben die 100. Ansonsten geht alles, wofür sich Schriftsprache missbrauchen lässt. :-)
Ein Stichwort vermisse ich indes: die "Pointe". Für mich stehen Drabbles aufgrund der Kürze in einer gewissen Nachbarschaft zum Witz oder doch allemal zur Anekdote.
Ich habe gerade einmal nachgezählt und musste mit Grausen feststellen, dass ich hier in den letzten gut anderthalb Jahren über 300 Drabbles rausgehauen habe. Und die meisten zielen doch - mehr oder minder erfolgreich - auf eine knackige (manchmal auch matschige) Schlusspointe hin ab.
Ist natürlich nicht zwingend - sollte aber als EIN hervorragendes Stilelement hier wenigstens kurz Erwähnung finden.
Dass Drabbeln zum Fimmel werden kann, darin gebe ich Dir allerdings vollumfänglich Recht. (Ich habe gerade tatsächlich hier die Wörter dieses Reviews gezählt.)
Kollegiale Grüße
Robert

Antwort von Stag Stopa am 03.01.2023 | 18:09 Uhr
Moin Meister,

ich stimme dir zu – die Erwähnung mit der Anekdote muss definitiv rein! Eine spritzige Schlusspointe oder verheerender "Plottwist" sind so betrachtet die "Königsdisziplin" beim Drabblen. Es ist schon ein netter Schabernack, den Leser in fünfundneunzig Worten ins falsche Szenario zu beamen, nur um ihn dann mit den letzten fünf seine eigene Illusion komödiantisch vorzuführen :-)
Ach, die Definition. Einhundert auf den Punkt ist eigentlich "Gesetz", dennoch sträube ich mich. Ein Straßendrabble demnächst "Kurzgeschichte" nennen? Diesbezüglich bin ich kulant (allein schon aus purem Eigennutz) :-)

Gibt's eigentlich Brieffreundschaften aus Drabbles? Das fällt mir gerade so auf, zähle ich hier nach :-P
Kevin
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