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Reviews 1 bis 2 (von 2 insgesamt):
16.12.2020 | 18:26 Uhr
Hey Forbidden to Fly,

was für ein starker und durch und durch gelungener Text! Ich hab ihn mehrmals gelesen und ich muss sagen, um der Wahrheit die Ehre zu geben (ich liebe diese Formulierung!), dass ich mir genau so eine Szene ganz wunderbar auf großer Leinwand vorstellen kann.
Wie du die Atmosphäre des Pub aufgreifst und vermittelst ist mal wieder sehr gut umgesetzt und man sitzt dort förmlich mit in der stillen Ecke und lauscht dem Gespräch. Auch solche Details, dass um diese verhältnismäßig frühe Stunde, bevor die Feierabend-Trinker eintrudeln, dort alles noch recht ruhig ist, sodass selbst die Decken-Querbalken ganz ohne verqualmte Luft zu erkennen sind oder wie angenehm Collins die Wärme empfindet, weil er eben immer noch nicht ganz genesen ist - das sind so diese Feinheiten, die einem als Leser sehr schnell ein richtiges Empfinden für die Situation vermitteln.
Mir gefiel auch, dass du aufgegriffen hast, wie wichtig und wohltuend gemeinsames Schweigen sein kann - dass oftmals der Fokus doch mehr auf dem "gemeinsam" liegen sollte und eben genau das eine angenehme Gesellschaft auszumachen vermag, ohne den Wert eines Treffens lediglich am gesprochenen Wort messen zu wollen. Ich finde, dass Collins und Farrier da richtig gut zusammen passen - beide keine großen Redner, aber auf eine jeweils völlig andere Art und Weise. Ich kann das nicht gut in Worte fassen, aber jedenfalls gelingt es dir auch hier wieder die beiden mit all ihren kleinen Gesten, wenigen Worten und Gedanken (Letzteres in Bezug auf Collins) mir so vor Augen zu führen wie ich sie als Menschen/Charaktere verstehe und vor mir sehe, und das ist immer wieder erstaunlich und einfach nur schön zu lesen. Dass Collins inzwischen seine kleine Freude daran hat, Farrier absichtlich mit "Sir" anzusprechen und sich öfter als nötig bei ihm zu bedanken - das ist ein herrliche Marotte und irgendwie eine schöne Kleinigkeit bzw ein "Insider" zwischen den beiden, womit man gewisse Freundschaften dann doch zu etwas Eigenem macht.
Ebenso dachte ich mir bei der Erwähnung, dass Ruhe beim Essen durchaus etwas für sich hat und es einfach mal entspannend ist seinen Gedanken nachzuhängen, ohne dass einem jemand permanent von der Seite ins Essen quatscht: Richtig so! Es stimmt einfach. Und da ist der Pub sicherlich ein guter Ort dafür - unabhängig vom mal anderem Essen.

Ich fand es wichtig und richtig, dass Collins hier im Gespräch mit Farrier die verbeulte Kanzel erwähnt, einfach weil das eben im Hinblick auf weitere Manöver dieser Art wirklich ein wichtiges Detail ist. Schön, dass du daran gedacht hast.
Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir hier auch, dass du die politische Lage mit einsortiert hast und sogar im Dialog darauf eingegangen bist (ohne dabei ein weiteres Detail zu vergessen: Dass es für Soldaten im Allgemeinen und bei Ausgang im Besonderen sicher besser ist, ganz genau zu wissen mit wem und wo man seine Meinung teilen kann).
Ich finde es interessant, wie Farrier die Lage einschätzt und wie wir heute wissen, liegt er damit ja nicht falsch. Beinahe philosophisch mutet dann das Thema an, dass sie im Grunde beide tot sein müssten und dass sie es mit Hilfe anderer (ob nun Franzosen oder eben Peter Dawson) zwar zurück geschafft haben, aber irgendwie kam bei mir dann sofort unbewusst die Frage auf: Was macht man mit einer zweiten Chance, die man eigentlich gar nicht hätte haben dürfen?
Ist das so gemeint von Farrier? Ich muss zugeben, dass ich trotz mehrmaligen Lesen immer wieder an dieser Stelle gestrauchelt bin - vielleicht bin ich auch momentan immer noch nicht mental fit genug, um anderen Denkmustern wieder gut folgen zu können: „Ist nicht wichtig, Collins. Meine Lippen sind versiegelt und sonst wird niemand einen Gedanken an diese Möglichkeit verschwendet haben.“ - bei diesem Satz frage ich mich, welche Möglichkeit Farrier meint? Verzeihung, wenn ich da vielleicht auch gerade eine sehr lange Leitung hab, aber ich würde das gerne wissen ;-)
Richtig stark fand ich auch Collins' gedanklicher Rückblick zu der "He's on me" Situation über dem Kanal, ich kann mir vorstellen, dass es ihm da wirklich panisch zumute war - da kann man noch soviel Routine haben, ich denke, dass ist eine völlig normale und eben auch lebensnotwendige Reaktion des Körpers. Ich fand gut, dass du auch das hier mit aufgegriffen hast. Und ganz sicher hat Farriers entschlossene und knappe Rückmeldung Collins eine gewisse Zuversicht gegeben, dass er ihn zumindest aus dieser einen brenzligen Lage raushauen wird. Das ist ein Zuspruch, den man sicher nicht hoch genug bewerten kann und der in diesem Moment wirklich viel (wenn nicht gar alles) zählt. Es sind nur Sekunden gewesen, aber sie waren wichtig.
Collins’ Erwiderung: „Vielleicht ist das Überleben nicht mehr so wichtig, wenn man eigentlich schon tot sein sollte.“ lässt auch Interpretationen offen: Ich glaube nicht, dass er damit meint, dass er nun keine Angst mehr vor dem Sterben hat (?) oder doch? Ich verstehe das so: Der Fokus verschiebt sich (zwangsläufig) nach so einem Erlebnis wie dem über dem Kanal, vielleicht wird man vorsichtiger, vielleicht achtet man nun auf andere Dinge - solche Extremsituationen, die man wider den gegebenen Umständen dann doch überlebt, die machen etwas mit einem. (Das ist wie mit Frodo … Verzeihung, aber Farriers Formulierung „Am Ende aller Dinge“ hat mich sofort an Die Rückkehr des Königs erinnert - und letztendlich hat Frodo ja auch nie wirklich wieder seinen Frieden nach all dem gefunden und ist gegangen. Weil man irgendwann nicht mehr an das alte Leben anknüpfen kann. Aber sicherlich schweife ich da jetzt auch gerade völlig auf den falschen Kurs ab)

Und zum Schluss bleibe ich gebannt vor diesem Text sitzen und frage mich, ob du Farriers Uhr jemals schon mal erwähnt hattest? Entweder habe ich gerade ein Deja-vu, oder diese Uhr war schon einmal Thema? Auf jeden Fall möchte ich da jetzt mehr darüber wissen!! …und die drei Punkte nach dem „Warum auch immer“ geben mir Hoffnung, dass hier noch nicht das letzte Wort gesagt worden ist.


Ich habe zwei Fehler gefunden, zumindest bin ich kurz daran hängen geblieben:

1) „Ich hatte nicht erwartet, Sie nicht anzutreffen, wenn ich zurückkomme“, bemerkte sein Gegenüber leise.
(das steht ziemlich am Anfang - müsste das „nicht“ vor „anzutreffen“ nicht eigentlich ein „noch“ sein? Es wäre zumindest eine sehr seltsame Formulierung, diese doppelte Verneinung?)

2) „Ich fürchte, die Deutschen haben werden nicht ruhen, bevor sie …“
(im Abschnitt vor „Lassen Sie das, Collins.“ … hier ist entweder das „haben“ zuviel oder man streicht das „werden“ und aus dem „ruhen“ wird ein „geruht“, dann wird es eine runde Sache - wie sagte schon John Silver zu Jim Hawkins in der Kombüse: „Dort drüben liegt dein zweiter Schuh. Entweder ziehst du den an oder den anderen aus, damit du mit zwei gleichen Füßen vor dem Captain erscheinst.“ ;-) … Verzeihung, keine Ahnung, warum mir das gerade dazu einfällt)
12.12.2020 | 10:08 Uhr
Hei,
der OS hat mir wieder total gut gefallen. Ich mag die ruhige Stimmung und die kleinen Neckereien der Beiden, auch wenn das Gespräch ein ernstes Thema hat und nicht für fremde Ohren bestimmt ist, aber ihr Platz und die Uhrzeit ist gut gewählt für das Gespräch.

Ein wirklich gelungene OS mit einem ernsten Hintergrund.

LG
Rosalie
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