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Autor: DeepSilence
Review 1 bis 1 (von 1 insgesamt) für Kapitel 1:
21.04.2020 | 13:22 Uhr
Hey Forbidden to Fly,

ich versuche gerade zeitlich zu rekapitulieren, wann genau die Ereignisse von "1917" stattfanden, auch im April? Dann würde Lauri also womöglich bald auf Schofield treffen ... Diese Szene im Film mit der Frau und dem Kind, die empfand ich, zugegeben, irgendwie etwas deplatziert, als wollte man noch schnell die Thematik der Zivilisten (insbesondere Frauen und Kinder) mit reinquetschen, aber man tat das dann doch wiederum recht flüchtig und wenig authentisch. Es kam zudem sehr unvermittelt. Und das Ganze hat mich eher aus dem Geschehen rund um Schofield und dessen Mission herausgerissen. Ich habe den Film erst ein einziges Mal sehen können, von daher konnte ich diesen Eindruck leider auch noch nicht revidieren - aber bisweilen ändern sich Ansichten ja bei mehrmaligem Sichten. Mein Kollege damals, der den Film mit ansah, meinte ja, man könnte diese Sequenz auch so interpretieren, dass es zwischen all den Trümmern und Toten, die der Krieg mit sich bringt, eben doch immer noch das Leben gibt, dass der Krieg nicht alles ausrotten kann. Wie eine Blume oder ein Grashalm in der schwarzen verbrannten Erde (gab es in dem Film nicht auch eine Szene, wo man Grün in all dem Grau der Trichter gesehen hat, oder verwechsele ich das jetzt). Woanders habe ich gelesen, dass sich Schofield die Begegnung mit der Frau und dem Baby nur eingebildet hat ... das glaube ich dann aber eher nicht. Naja, jedenfalls gibt es eine Menge Spielraum für Interpretationen von dieser Sequenz.

Soviel dazu, nun zu deinem Text, und ich finde es wirklich interessant, dass du dich der Frau (Lauri) und dem kleinen Kind angenommen hast ... solche Hintergrundgeschichten füllen dann Lücken die der Film hinterließ, ergänzen Fragen und verringern vielleicht auch die Skepsis. War es im Film auch so, dass das Kind nicht ihr eigenes ist? (wie gesagt, es ist eine Weile her) Wahrscheinlich Ja, sonst hätte sie dem Kleinen ja Milch geben können (aber zu dem Thema (Kuh)Milch sage ich jetzt mal nichts)... mir gefällt wieder einmal sehr die dichte Atmosphäre die du hier schaffst und ich könnte mir unter den Umständen, die du beschreibst (mann, du bist ein Meister darin Szenen dermaßen beklemmend zu beschreiben, da wird einem ganz anders beim Lesen), nun durchaus vorstellen, dass es neben Lauri vielleicht noch andere wenige Überlebende in diesen Ruinen gibt. Und das wiederum lässt die Thematik der Zivilisten schon wieder durchaus relevant und möglich erscheinen - auch an diesem völlig zerstörten Ort. Für die Deutschen scheint die Stadt ausgeräuchert und ausgeplündert zu sein, da wird wohl nicht mehr jeder Winkel abgesucht ... dennoch ist gerade die Unberechenbarkeit (vor allem was die Aufmerksamkeit durch Schreien angeht) eines so kleinen Wesens wie das Baby wirklich ein gewisser Risikofaktor, und es ist Lauri wirklich hoch anzurechnen, dass sie allein (!) in all den Trümmern zumindest das schafft (bisher), was die Eltern des Kleinen nicht schafften. Der kurze Gedanke von ihr, dass dem Baby womöglich am besten geholfen wäre, wenn es sterben würde - das ist wirklich heftig, aber absolut nicht verwerflich; unsereiner war nie in so einer Lage, zwangsläufig wird sich Lauri öfter fragen, weshalb sie das Kleine am Leben erhält, in dieser Welt ringsum, welche nur noch raucht und brennt und den Tod bringt. Eine Flucht ist da sicher schwer zu planen, genauso schwer wie das Überleben vor Ort. Du bemerkst, ich beginne Anerkennung für Lauri zu entwickeln, und allein durch deine Zeilen bis hierher wird sie für mich als Charakter schonmal greifbarer.
Man könnte es sogar verstehen, wenn Lauri aufgeben würde, genauso wie man es versteht, dass sie weiter ums Überleben kämpft. In welcher Hoffnung auch immer - 1917 wussten sie noch nicht, dass der Krieg "nur" noch ein Jahr andauern würde.
Sie scheint ihre Tagesabläufe zu haben, zumindest wenn das Kind schläft ... Und es ist wirklich wagemutig von ihr rauszugehen, wenn das Kind jederzeit wieder wach werden kann (und, wie du ja beschreibst, was wäre, wenn die Deutschen Lauri zu fassen bekämen) - aber wann soll Lauri das sonst tun? Ich habe mich damals beim Filmgucken immerhin auch gefragt, wie überhaupt diese ganze Versorgung möglich ist (also insofern dass es gerade so zum Leben reicht, dem Kind fehlt es ja aufgrund der nicht vorhandenen Milch wirklich nahezu an allem) und ich kann mir vorstellen, dass Lauri nicht vorhat mit dem Kind die ganze Zeit über in den Ruinen zu bleiben, insofern die Engländer und Franzosen nicht bald wieder diesen Landstrich einnehmen, das ging ja bisweilen ziemlich hin und her ... es ist gut für ihre eigene Grundversorgung, dass es den Fluß so unmittelbar in der Nähe gibt - auch wenn dieser sicherlich besonders bewacht wird. Vielleicht hört Lauri ja sogar die vereinzelten Schüsse auf Schofield dort am Ufer ... o.o

ich bin gespannt wie es weitergeht.
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